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Die Orgel der Wieskirche - iWEST

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konnten bei <strong>der</strong> Erbauerfirma weitere historische Bestände <strong>der</strong> Hörterich-<strong>Orgel</strong> ausfindig<br />

gemacht werden, die im Rahmen des <strong>Orgel</strong>neubaus von 1959 eliminiert worden waren: Ein<br />

größeres Konvolut von insgesamt 114 barocken Metallpfeifen <strong>der</strong> Wies-<strong>Orgel</strong> sowie das barocke<br />

Spieltisch-Gehäuse, ein aufwendig gestaltetes Prachtmöbel in geschwungener Bauweise mit<br />

über Eck gestellten Pilastern und reichen Intarsien. Nachdem dieser historische Bestand dem<br />

Projekt wie<strong>der</strong> zur Verfügung gestellt werden konnte, ergab sich folgende Gesamtbilanz: Von<br />

<strong>der</strong> ehemaligen Johann Georg Hörterich-<strong>Orgel</strong> lagen insgesamt 475 Pfeifen vor, die teilweise<br />

zwar Verän<strong>der</strong>ungen - insbeson<strong>der</strong>e durch Mensurverschiebungen sowohl 1928 wie auch 1959<br />

- zeigten, jedoch in ihren wesentlichen, insbeson<strong>der</strong>e intonatorischen Parametern erhalten<br />

geblieben waren. Bezogen auf die barocke Disposition mit II/23 entspricht dies einem Prozentsatz<br />

von etwas mehr als 40% des ursprünglichen Pfeifenbestands. Bauweise und insbeson<strong>der</strong>e<br />

die barocken Signaturen erlaubten fernerhin auch eine exakte Zuordnung <strong>der</strong> Pfeifen. Sie<br />

konnten im einzelnen 18 Registern <strong>der</strong> Hörterich’schen Disposition zugewiesen werden. <strong>Die</strong>s<br />

bedeutete, dass 18 <strong>der</strong> ursprünglich 23 Register ganz o<strong>der</strong> teilweise durch historische Pfeifenbestände<br />

belegt waren. <strong>Die</strong> relevanten Parameter und Pfeifenmensuren dieser Register standen<br />

somit fest. Mit dem wie<strong>der</strong> aufgefundenen historischen Spieltisch-Corpus, das im Gegensatz zu<br />

dem in weiß gefassten <strong>Orgel</strong>gehäuse als furniertes und mit Intarsien versehenes Möbelstück<br />

konzipiert war, lag desweiteren ein in seinem repräsentativen Schauwert beson<strong>der</strong>s ansprechen<strong>der</strong><br />

Bestandteil <strong>der</strong> barocken Hörterich-<strong>Orgel</strong> und ein anschauliches Dokument barocker<br />

Prachtentfaltung vor. Allein die Tatsache, dass das Spieltischcorpus als verhältnismäßig frühes<br />

Beispiel für das Konzept eines »Spieltisches zum Vorwärtsspielen« - weit vor den zahlreichen<br />

Beispielen des schwäbischen <strong>Orgel</strong>machers Johann Nepomuk Holzhey – zu bewerten ist,<br />

unterstreicht seine Bedeutung auch aus organologischer Sicht. Das verhältnismäßig zierliche<br />

Möbel, das im Rahmen des Siemann’schen <strong>Orgel</strong>umbaus 1928 weiterverwendet und zur<br />

Unterbringung <strong>der</strong> pneumatischen Technik durch additive Elemente sowohl in <strong>der</strong> Höhe wie<br />

auch in <strong>der</strong> Tiefe erweitert wurde, entspricht in seiner Konzeption süddeutscher <strong>Orgel</strong>bautradition:<br />

Rechts und links neben den Manualklaviaturen waren die Registerzüge in Terrassen stufenförmig<br />

angelegt.<br />

<strong>Die</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Voruntersuchung gewonnenen Erkenntnisse haben den Weg für das<br />

Konzept des geplanten <strong>Orgel</strong>neubaus vorgezeichnet. <strong>Die</strong> Erhaltung des gesamten barocken<br />

Pfeifenbestands wie auch aller übrigen Bauteile <strong>der</strong> Johann Georg Hörterich-<strong>Orgel</strong> war natürlich<br />

als verpflichtend anzusehen. Im Gegensatz zu dem Konzept <strong>der</strong> Vorgängerorgel von 1959<br />

sollte das historische Pfeifenwerk jedoch nicht in beliebiger Weise – quasi als reines »Altmaterial«<br />

– son<strong>der</strong>n in klanglich authentischer Form Verwendung finden. <strong>Die</strong>s bedeutete im Einzelnen,<br />

dass die historischen Pfeifen ihren ursprünglichen Funktionsstandort und ihre klangliche<br />

Aussage gemäß den vorgegebenen baulichen Merkmalen und historischen Intonationsparametern<br />

wie<strong>der</strong> zurückerhalten sollten. Denkmalpflegerisches Ziel war es also, dem barocken<br />

Pfeifenbestand seinen historischen Klangcharakter soweit zurückzugeben, wie dies denkmal-<br />

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