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Die Orgel der Wieskirche - iWEST

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auer und Sachverständige behauptet hatten. Von den Zinnpfeifen konnte fast alles, von den<br />

Holzpfeifen überhaupt alles wie<strong>der</strong> verwendet werden. Ja bei den letzteren stellte sich die<br />

interessante Tatsache heraus, dass keine <strong>der</strong> etwa 170 Jahre alten Pfeifen von Wurm angegriffen<br />

war. (…) Das Werk wurde von <strong>der</strong> Firma Siemann München umgebaut. Spieltisch und Windladen<br />

wurden neu, die Traktur pneumatisch, die Spielart also mo<strong>der</strong>n, die Maße nach den<br />

Normen des Regulativs, <strong>der</strong> Balg durch einen elektrischen Antrieb gespeist. Aber was das<br />

Wesentliche ist: Der <strong>Orgel</strong>ton blieb alt. Es darf wohl behauptet werden, dass die restaurierte<br />

<strong>Orgel</strong> das genaue Klangbild <strong>der</strong> alten <strong>Orgel</strong> wie<strong>der</strong>gibt. (…) Abgesehen von diesen unwesentlichen<br />

Än<strong>der</strong>ungen bzw. Verbesserungen wurde alles Alte belassen, so dass <strong>der</strong> Spieler eine<br />

durchaus echte <strong>Orgel</strong> aus <strong>der</strong> Bachzeit vor sich hat. Wer dagegen alte Literatur mitbringt, wird<br />

an dem Werk seine helle Freude haben, wird insbeson<strong>der</strong>e polyphone Musik klar und durchsichtig<br />

zum Klingen bringen.<br />

Ganz an<strong>der</strong>s dagegen ist das Konzept für den abermaligen Neubau <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong> durch die <strong>Orgel</strong>baufirma<br />

Gerhard Schmid / Kaufbeuren im Jahre 1959 zu bewerten. Auch wenn es Vorgabe war,<br />

»die Klangfarbe <strong>der</strong> neuen <strong>Orgel</strong> dem Charakter <strong>der</strong> <strong>Wieskirche</strong> mehr anzupassen«, handelte es<br />

sich in Wirklichkeit um einen mo<strong>der</strong>nen Dispositions- und Konstruktionsprinzipien verpflichteten<br />

Neubau, <strong>der</strong> – außer dass das Werk wie<strong>der</strong> mit mechanisch traktierten Schleifwindladen<br />

ausgerüstet war – kaum Bezüge zu <strong>der</strong> barocken <strong>Orgel</strong> <strong>der</strong> <strong>Wieskirche</strong> aufwies. Auch die<br />

Größendimensionen <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong>anlage mit insgesamt 42 Registern auf 3 Manualen und Pedal<br />

wurden <strong>der</strong>art gesteigert, dass sie die historischen Gehäusevolumina sprengten. Es verwun<strong>der</strong>t<br />

daher nicht, dass im Rahmen des <strong>Orgel</strong>neubaus von 1959 Teile des bis dahin überlieferten<br />

barocken Pfeifenwerks eliminiert wurden, wie auch das wertvolle intarsierte Spieltischgehäuse<br />

– bei <strong>der</strong> Siemann-<strong>Orgel</strong> noch wie<strong>der</strong>verwendet – aus <strong>der</strong> <strong>Wieskirche</strong> verschwand.<br />

Eine Denkmaleigenschaft im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes konnte für die<br />

<strong>Orgel</strong> <strong>der</strong> Fa. Gerhard Schmid / Kaufbeuren von 1959 jedenfalls nicht begründet werden.<br />

Insoweit stand <strong>der</strong> Weg grundsätzlich frei für den 2008 von Seiten <strong>der</strong> Kirchenstiftung geplanten<br />

technischen Neubau des Instruments. Aber nach welchem Konzept sollte die neue <strong>Orgel</strong> gebaut<br />

werden, welches Konzept sollte sich in einem Raum wie <strong>der</strong> <strong>Wieskirche</strong> als angemessen<br />

erweisen? Aus denkmalpflegerischer Sicht war diese Frage natürlich zuallererst von den überlieferten<br />

Denkmalwerten, d.h. von dem erhalten gebliebenen Denkmalbestand her zu beantworten.<br />

Eine systematische Bestandsaufnahme <strong>der</strong> gesamten <strong>Orgel</strong>anlage sollte daher Grundlage für<br />

alle weiteren Entscheidungen sein. Das Ergebnis <strong>der</strong> Voruntersuchung war überraschend: Neben<br />

– bekanntermaßen - den historischen <strong>Orgel</strong>gehäusen, die im Rahmen des Schmid’schen<br />

Neubaus von 1959 zwar einige Eingriffe erfahren hatten sowie dem kompletten barocken<br />

Prospektpfeifenwerk in Haupt- und Positivgehäusen war ein erheblicher Teil des von Hörterich<br />

stammenden Holz- und Metallpfeifenbestandes von 1757 weiterverwendet worden. Daneben<br />

gab es aber einen beson<strong>der</strong>en Glücksfall: Im Zuge <strong>der</strong> projektvorbereitenden Recherchen<br />

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Originale Pfeifen aus <strong>der</strong><br />

Höterich-<strong>Orgel</strong> von 1757

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