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Die Orgel der Wieskirche - iWEST

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tischen Kegellade die mechanische wählen sollte. <strong>Die</strong> mechanische <strong>Orgel</strong> hat immer noch ihre<br />

Freunde.<br />

Auch die Stellungnahme des Landesamts für Denkmalpflege an die Regierung von Oberbayern<br />

vom 02.01.1926 in Sachen »Wallfahrtskirche Wies bei Steingaden, hier Erneuerung <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong><br />

daselbst« dokumentiert anschaulich, dass sich die denkmalpflegerischen Erhaltungsbemühungen<br />

bereits in den 1920iger Jahren nicht mehr allein auf das <strong>Orgel</strong>äußere beschränkten,<br />

son<strong>der</strong>n klangliche Aspekte ausdrücklich miteinbezogen. <strong>Die</strong> Stellungnahme <strong>der</strong> Denkmalfachbehörde<br />

gibt hierüber beredtes Zeugnis: »Mit großer Genugtuung entnehmen wir dem Gutachten<br />

von Domkapellmeister Berberich vom 3. Oktober 1925, dass auch in musikalischer Hinsicht<br />

das alte <strong>Orgel</strong>werk des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts so viel wie möglich passend und sorgsam in seiner<br />

spezifischen Eigenart gehegt werden soll. Selbst <strong>der</strong> Entschluss, dass die Disposition des Werkes<br />

des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts von unseren mo<strong>der</strong>nen Auffassungen abweicht, soll bei <strong>der</strong> geplanten<br />

Restaurierung des alten <strong>Orgel</strong>werkes nicht im Wege stehen. (…) Auch von unserem Standpunkte<br />

aus möchten wir daher nur einem Restaurierungsprojekte des <strong>Orgel</strong>werkes zu Wies zustimmen,<br />

das eben im Interesse <strong>der</strong> ursprünglichen Einheit des schönen Innenraumes auch in seiner<br />

musikalischen Komposition die Harmonie des Ganzen in keiner Weise stört und nichts fremdartiges<br />

in den Geist <strong>der</strong> Entstehungszeit des Kirchenbaus trägt.«<br />

<strong>Die</strong> <strong>Orgel</strong>bauakten <strong>der</strong> <strong>Wieskirche</strong> belegen somit eindrucksvoll, dass sich eine Wertschätzung<br />

<strong>der</strong> Hörterich-<strong>Orgel</strong> wie auch <strong>der</strong> barocken <strong>Orgel</strong>baukunst in Süddeutschland im allgemeinen<br />

bereits im frühen 20. Jahrhun<strong>der</strong>t manifestiert. Daneben wächst aber auch die Erkenntnis, dass<br />

das Gesamtkunstwerk <strong>Wieskirche</strong> eine integrale Einheit von Architektur und ausstattenden<br />

Künsten bildet, in <strong>der</strong> die <strong>Orgel</strong> als klangliches Pendant in einem harmonischen Verhältnis steht.<br />

<strong>Die</strong>se Wertschätzung für die barocke <strong>Orgel</strong> und das Gesamtkunstwerk des Kirchenraumes<br />

führen im Jahre 1928 im Rahmen des <strong>Orgel</strong>umbaus durch die Münchner <strong>Orgel</strong>bau-Anstalt<br />

Willibald Siemann zu einem Konzept, das die vorhandenen Werte – natürlich im Verständnis<br />

<strong>der</strong> Zeit – zu erhalten versucht. Auch wenn die gesamte <strong>Orgel</strong>technik in <strong>der</strong> zeitüblichen<br />

Technologie pneumatisch traktierter Kegelladen erneuert wird, bleibt das historische Pfeifenwerk<br />

<strong>der</strong> Hörterich-<strong>Orgel</strong> dagegen weitestgehend erhalten. Siemann tradiert die barocke<br />

Klangstruktur <strong>der</strong> Hörterich-<strong>Orgel</strong> und verzichtet – auch wenn er die <strong>Orgel</strong> um zwei Register<br />

erweitert - bewusst auf die Realisierung einer mo<strong>der</strong>nen Disposition. Neben den <strong>Orgel</strong>gehäusen<br />

wird auch das repräsentative barocke Spieltischgehäuse in den Neubau integriert. Natürlich<br />

entspricht diese Vorgehensweise nicht dem heutigen orgeldenkmalpflegerischen Verständnis<br />

einer <strong>Orgel</strong> als »Technikdenkmal« mit dem daraus resultierenden denkmalpflegerischen Erhaltungsziel<br />

für die gesamte <strong>Orgel</strong>technik. Dennoch darf <strong>der</strong> Umbau <strong>der</strong> Wiesorgel von 1928 als<br />

richtungsweisendes Projekt angesehen werden. Im Abnahmegutachten von Prof. Ludwig<br />

Berberich vom 17.10.1928 heißt es dazu wie folgt: »<strong>Die</strong> <strong>Orgel</strong> <strong>der</strong> <strong>Wieskirche</strong> wurde restauriert<br />

nach dem Leitsatz: Das Alte bewahren«. Das Pfeifenmaterial war nicht so schlecht, als <strong>Orgel</strong>-<br />

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