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Die Orgel der Wieskirche - iWEST

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Rahmen des Neubaus erhebliche Teile des erhalten gebliebenen barocken Pfeifenwerks eliminiert,<br />

ebenso das barocke Spieltischgehäuse.<br />

1980<br />

Überholung und Ausreinigung <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong> durch Fa. Gerhard Schmid / Kaufbeuren.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Orgel</strong>baugeschichte <strong>der</strong> <strong>Wieskirche</strong> ist in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich. Zunächst<br />

können wir feststellen, dass die barocke Hörterich-<strong>Orgel</strong> über 170 Jahre Bestand gehabt hat<br />

und erst 1928 durch einen technischen Neubau ersetzt worden ist. Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung<br />

sind hier jedoch auch die Überlegungen und Hintergründe, die 1928 zu dem Konzept des<br />

Siemann’schen <strong>Orgel</strong>umbaus geführt haben. Wie kaum an einer an<strong>der</strong>en Stelle so deutlich<br />

dokumentiert, beleuchten sie den musikwissenschaftlichen, organologischen und orgeldenkmalpflegerischen<br />

Standpunkt jener Zeit und stehen damit – über das <strong>Orgel</strong>projekt in <strong>der</strong><br />

<strong>Wieskirche</strong> hinaus - exemplarisch für das Verständnis und die Wertschätzung barocker <strong>Orgel</strong>n<br />

im frühen 20. Jahrhun<strong>der</strong>t generell. In dem Gutachten von Prof. Ludwig Berberich zur »<strong>Orgel</strong><br />

in Wies« vom 03.10.1925 finden wir bereits ein klares Plädoyer für die Erhaltung <strong>der</strong> Wiesorgel<br />

als Dokument <strong>der</strong> barocken <strong>Orgel</strong>baukunst. Hier heißt es u.a.: »<strong>Die</strong> Ansichten über <strong>Orgel</strong>bau<br />

gehen heute stark auseinan<strong>der</strong>. We<strong>der</strong> die künstlerische Frage <strong>der</strong> Intonation, noch die technische<br />

<strong>der</strong> mechanischen, pneumatischen o<strong>der</strong> elektrischen Einrichtung findet einmütige Beantwortung.<br />

Umsomehr ist es wünschenswert, alle Zeugen früherer <strong>Orgel</strong>baukunst zu erhalten,<br />

soweit es einigermaßen möglich ist. Gerade das 18. Jahrhun<strong>der</strong>t brachte die größte <strong>Orgel</strong>literatur<br />

hervor, von <strong>der</strong> wir heute noch zehren. Infolgedessen müssen wir auch die wenigen Instrumente<br />

aus dieser Periode, für <strong>der</strong>en Eigenart die Kompositionen eines Bach und Buxtehude<br />

geschrieben sind, schonen und hegen. Damit sind die Richtlinien gegeben für die Restaurierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Orgel</strong> in <strong>der</strong> <strong>Wieskirche</strong>. <strong>Orgel</strong>bauer Moser hat ganz recht, wenn er die Disposition<br />

bis ins Kleinste beibehält. Sie weicht von unseren Anschauungen ab, ist aber berechtigt und mit<br />

ihrer starken Betonung <strong>der</strong> Aliquotstimmen vielleicht noch richtunggebend. Was das Material<br />

betrifft, so wird wohl das schlechte Metall mit dem starken Bleigehalt, das tatsächlich nicht<br />

mehr brauchbar ist, am besten verschwinden. <strong>Die</strong> neuen Pfeifen jedoch sollten im großen und<br />

ganzen die alten Mensuren und den alten Klangcharakter nachahmen, selbst wenn dieselben<br />

den momentan geltenden Grundsätzen nicht ganz entsprechen sollten. (…) Eine schwierige<br />

Frage ist die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Mechanik. <strong>Die</strong> Windladen erfor<strong>der</strong>n eine Erweiterung aus folgenden<br />

Gründen: 1) Ist das Pedal unten gebrochen, d.h. ohne die Töne cis, dis, fis und gis, oben<br />

bloß bis a reichend statt bis f. 2) Steht die <strong>Orgel</strong> um ½ Ton zu hoch und muss für den<br />

heutigen Gebrauch sämtliche tiefsten Pfeifen ergänzt erhalten. 3) Sind die Register in Dis-<br />

kant bis g³ weiterzuführen. Nachdem also diese Erweiterung für die Brauchbarkeit <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong><br />

in heutiger Zeit eine unbedingte Notwendigkeit ist, außerdem auch die gedrängte Aufstellung<br />

<strong>der</strong> Register und die engen Windführungen dem Klange nachteilig sind, bin ich mit <strong>Orgel</strong>bauer<br />

Moser für den Umbau <strong>der</strong> Windladen. Zu überlegen wäre aber noch, ob man statt <strong>der</strong> pneuma-<br />

31<br />

Fachleute beraten auf <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong>empore:<br />

Prälat Georg Kirchmeir, Anton Guggemos,<br />

Dr. Nikolaus Könner und Pater Stefan Kling

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