Bergisch Gladbach diskutiert! GLKOMPAKT - GL VERLAGS GmbH
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www.<strong>GL</strong>Verlag.de <strong>GL</strong> KOMPAKT Nr. 07<br />
20<br />
Nikolaus Kleine gastierte im Refrather Atrium des Bestattungshauses Koziol<br />
Pudelskern & Gretchenfrage<br />
Kunst & Kultur haben bereits seit Jahren ihren festen Platz im Refrather Atrium des Bestattungshauses Koziol. Unlängst<br />
erst gastierte Kabarettist Nikolaus Kleine mit „Pudelskern & Gretchenfrage – Goethes Faust als szenische Lesung“ im Atrium.<br />
Zum wiederholten Male, weil die Nachfrage so groß war. <strong>GL</strong> KOMPAKT sprach mit Doris Schwitthale, Inhaberin des<br />
Bestattungshauses, über das rege kulturelle Engagement an einem Ort, der üblicherweise Abschiedsfeiern vorbehalten ist.<br />
Beisetzungen, Trauerbegleitung, Blumenarrangements<br />
und Abschiedsreden<br />
– was hat das klassische Repertoire<br />
eines Bestattungshauses mit Kabarett,<br />
Gesang und bildender Kunst zu tun?<br />
Auf den ersten Blick natürlich nichts.<br />
Aber ich erlebe immer wieder, dass<br />
bei vielen Menschen eine gewisse<br />
Hemmschwelle besteht, in ein Bestattungshaus<br />
zu gehen um sich über<br />
das ein oder andere zu informieren.<br />
Wir wollten die Möglichkeit bieten,<br />
einen Eindruck von unserem Haus zu<br />
bekommen, ohne gleich mit dem Tod<br />
konfrontiert zu werden.<br />
Das Konzept geht auf?<br />
Absolut. Unsere sechs Veranstaltungen<br />
pro Jahr sind seit 2008 immer<br />
ausverkauft.<br />
Was Sie sich wie erklären?<br />
Da gibt es einige Gründe. Das künstlerische<br />
Angebot ist hochwertig, dazu<br />
bieten wir einen sehr guten Imbiss, der<br />
ebenso im Kostenbeitrag von sieben<br />
Euro enthalten ist wie die Getränke. Viele<br />
Refrather schätzen es auch, dass ein<br />
Kulturangebot direkt vor Ort existiert,<br />
das man zu Fuß erreichen kann. Das<br />
macht unsere Veranstaltungen in der<br />
Summe attraktiv. Zumal: Die Atmosphäre<br />
fasziniert die Gäste immer wieder.<br />
Doris Schwitthale<br />
Sie selbst gelten als Veranstalterin mit<br />
Herzblut und einem Faible für Kunst<br />
und Kultur. Hat sich das in Kulturszene<br />
inzwischen herumgesprochen?<br />
Erstaunlicherweise ja. Ich erhalte oft<br />
Anfragen von Künstlern, die gern bei<br />
uns auftreten würden. Das gilt auch<br />
für die bildenden Künstler, also Maler<br />
und Bildhauer, die bei uns ausstellen.<br />
Demnach ist das Ganze ein Selbstläufer<br />
geworden?<br />
Das ist nur die halbe Wahrheit. Die<br />
Organisation nimmt einiges an Zeit in<br />
Anspruch. Flyer, Plakate, die Kommunikation<br />
mit den Künstlern, die Einladungen<br />
etc. sind jedes Mal eine Herausforderung.<br />
Seit wann existiert überhaupt ein kulturelles<br />
Angebot im Atrium?<br />
Ausgangspunkt war eine Vortrags-Veranstaltung<br />
im Jahr 1995. Ein Freund<br />
des Hauses engagierte sich seinerzeit<br />
ehrenamtlich in Kathmandu, Nepal,<br />
um Zwangsprostitution zu bekämpfen.<br />
Er suchte für einen Dia-Vortrag<br />
entsprechende Räumlichkeiten, das<br />
Atrium bietet da auch angesichts des<br />
Fassungsvermögens von ca. 100 Leu-<br />
ten eine gute Plattform. Klar haben wir<br />
sofort zugesagt, und was anfangs eine<br />
Spendenveranstaltung war, haben wir<br />
dann als kulturelle Veranstaltungsreihe<br />
fortgesetzt.<br />
Sie präsentieren im Atrium in erster Linie<br />
Kunst und Künstler der Region?<br />
Ich versuche es. Vor allem rheinischbergische<br />
und Kölner Künstlerinnen<br />
und Künstler gastieren im Atrium.<br />
Nach welchen Kriterien gestalten Sie<br />
das Programm?<br />
Abwechslungsreichtum ist ein Punkt,<br />
damit für jeden etwas von Lesungen<br />
und Konzerten über Theater bis hin zu<br />
Kabarett und Vorträgen dabei ist. Eine<br />
Clownin und ein Zauberer sind auch<br />
schon aufgetreten.<br />
Verbote werden unter Kulturschaffenden<br />
oft mitleidig belächelt – was ist<br />
für ein Bestattungshaus dennoch absolut<br />
inakzeptabel? Anders gefragt: Was<br />
würden Sie niemals ins Programm mit<br />
aufnehmen?<br />
Ich achte natürlich darauf, dass nichts<br />
präsentiert wird, was den Raum mit<br />
seiner ursprünglichen<br />
Bestimmung als Trauerhalle<br />
entwürdigen<br />
könnte.<br />
Für welche Veranstaltung<br />
dagegen würden<br />
Sie liebend gern einmal<br />
die Tore des Atriums<br />
öffnen?<br />
Kurz gefasst: Alles,<br />
was kreativ ist, macht<br />
mich neugierig. Ich<br />
bin also grundsätzlich<br />
sehr offen und in alle<br />
Richtungen interessiert.