29.12.2012 Aufrufe

PolarNEWS-Reise nach Tschukotka - Polar-Reisen.ch

PolarNEWS-Reise nach Tschukotka - Polar-Reisen.ch

PolarNEWS-Reise nach Tschukotka - Polar-Reisen.ch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Abenteuer<br />

Von Heiner Kubny (Text und Bilder)<br />

S<strong>ch</strong>on immer su<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> etwas Neues,<br />

Unbekanntes. Von meinen bisherigen Ex -<br />

peditionen in die russis<strong>ch</strong>e Arktis war i<strong>ch</strong><br />

von der unberührten S<strong>ch</strong>önheit dieser<br />

Gegenden begeistert. Franz-Joseph-Land,<br />

die Inselgruppe östli<strong>ch</strong> von Spitzbergen und<br />

die halbe Strecke der Nordostpassage kannte<br />

i<strong>ch</strong> bereits von früheren Expeditionen mit<br />

Eisbre<strong>ch</strong>ern. Aber i<strong>ch</strong> wollte weiter vordringen,<br />

in den äussersten Osten von Russland.<br />

Denn dieses Land ist bei uns no<strong>ch</strong> völlig<br />

unbekannt, kaum besiedelt und daher au<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>wer zu bereisen.<br />

I<strong>ch</strong> beauftragte Stefan Zurfluh, der ein kleines<br />

<strong>Reise</strong>büro mit dem Hauptreiseziel<br />

Russland betreibt, si<strong>ch</strong> «im Osten» mal um -<br />

zuhören. Als Grenze gab i<strong>ch</strong> ihm den nördli<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Polar</strong>kreis vor – und zwar nördli<strong>ch</strong><br />

davon. Eine Wo<strong>ch</strong>e später rief mi<strong>ch</strong> Stefan<br />

ganz aufgeregt an: «Heiner, in <strong>Ts<strong>ch</strong>ukotka</strong><br />

32<br />

tut si<strong>ch</strong> was. Da findet im April eine Fahrt<br />

für Presse und <strong>Reise</strong>veranstalter ins Landes -<br />

innere statt, organisiert von einem Veran -<br />

stalter aus Moskau in Zusammenarbeit mit<br />

einem ortsansässigen Outdoorveran stalter.»<br />

Es gab aber ein Zeitproblem: Da ein Ein -<br />

reisevisum für Russland spätestens 45 Tage<br />

vor <strong>Reise</strong>antritt eingerei<strong>ch</strong>t werden muss,<br />

blieben uns nur no<strong>ch</strong> 40 Tage, ein sol<strong>ch</strong>es zu<br />

beantragen. Als Grenzgebiet zu den Ver -<br />

einigten Staaten ist <strong>Ts<strong>ch</strong>ukotka</strong> für Aus -<br />

länder nur mit Sondergenehmigung zu bereisen.<br />

Diese erteilt auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> der Gouver -<br />

neur in der ts<strong>ch</strong>ukts<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Haupt stadt<br />

Anadyr. I<strong>ch</strong> müsse mi<strong>ch</strong>, meinte Stefan,<br />

sofort ents<strong>ch</strong>eiden.<br />

«<strong>Ts<strong>ch</strong>ukotka</strong>?», da<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> mir, «no<strong>ch</strong> nie<br />

gehört, wo liegt denn das?» Im Büro von Rosa -<br />

maria hängt eine übergrosse Weltkarte. Mein<br />

Blick dur<strong>ch</strong>streifte das gelb markierte<br />

Russland von links <strong>na<strong>ch</strong></strong> re<strong>ch</strong>ts; Moskau – Ural<br />

– Nowosibirsk – Jakutsk – da, Ts<strong>ch</strong>u kot ka!<br />

Ganz im Osten des riesigen Staates, an der<br />

Beringstrasse! I<strong>ch</strong> war begeistert. Dann<br />

ma<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> kurz s<strong>ch</strong>lau: <strong>Ts<strong>ch</strong>ukotka</strong><br />

darf seit einigen Jahren nur von Kreuz -<br />

fahrts<strong>ch</strong>iffen angefahren werden, das Landes -<br />

innere war bis anhin für Touristen gesperrt<br />

und soll nun allmähli<strong>ch</strong> geöffnet werden.<br />

Zehn Minuten später rief i<strong>ch</strong> Stefan zurück:<br />

«Ja, i<strong>ch</strong> will! Bitte melde mi<strong>ch</strong> beim Ver -<br />

anstalter als Vertreter von <strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong>.» Der<br />

Name unseres Magazins klang überzeugend<br />

– meine Teilnahme wurde no<strong>ch</strong> am selben<br />

Tag per Mail bestätigt.<br />

Die <strong>Reise</strong> beginnt<br />

Um auf Nummer Si<strong>ch</strong>er zu gehen, reise i<strong>ch</strong><br />

bereits einen Tag früher als nötig <strong>na<strong>ch</strong></strong><br />

Moskau. Man kann ja nie wissen... Aber<br />

abgesehen davon, dass i<strong>ch</strong> zu spät vom Hotel<br />

abgeholt werde und deshalb am Flughafen<br />

erst in letzter Minute ein<strong>ch</strong>ecken kann, verläuft<br />

alles gut. Auf dem Flug mit der fast<br />

<strong>Polar</strong> NEWS<br />

Na<strong>ch</strong> Osten!<br />

<strong>Ts<strong>ch</strong>ukotka</strong> liegt ganz im Osten von Russland, direkt an der Datumsgrenze. Hier beginnt der Tag,<br />

weiter ostwärts ist gestern, und Amerika. <strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> war bei der ersten Expedition dabei.<br />

vollbesetzten Iljus<strong>ch</strong>in 62 drückt mir<br />

Steffen, ein deuts<strong>ch</strong>er Teilnehmer, das Bu<strong>ch</strong><br />

«Gold der Tundra» des ts<strong>ch</strong>ukts<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />

Autors Juri Ryt<strong>ch</strong>ëu in die Hand. Darin<br />

erfahre i<strong>ch</strong>, dass das autonome Gebiet<br />

<strong>Ts<strong>ch</strong>ukotka</strong> eines der am dünnsten besiedelten<br />

Länder der Erde ist: Auf 15 Qua drat -<br />

kilometer Land kommt gerade mal ein einziger<br />

Einwohner. Die Stämme der Ts<strong>ch</strong>ukts<strong>ch</strong>en,<br />

Jukagiren und Ewenen ma<strong>ch</strong>en den Grossteil<br />

der insgesamt 50’500 Einwohner aus. Bei<br />

der letzten Volkszählung 2002 trugen si<strong>ch</strong><br />

ganze a<strong>ch</strong>t Personen als Kereken ein: Das<br />

kleinste Volk der Erde... Die wi<strong>ch</strong>tigsten Wirt -<br />

s<strong>ch</strong>afts zweige sind no<strong>ch</strong> immer Gold ab bau<br />

und Jagd. Die Jahresdur<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nitts temperatur<br />

liegt übrigens bei -5 bis -10 Grad...<br />

Na<strong>ch</strong> neun Stunden Flug landen wir auf<br />

dem Flughafen von Anadyr. Drei Zoll be -<br />

amtinnen kommen an Bord des Flug zeuges<br />

und kontrollieren Pässe und das speziell für<br />

<strong>Ts<strong>ch</strong>ukotka</strong> benötigte Visum. Als mein Sitz -<br />

<strong>Polar</strong> NEWS<br />

<strong>na<strong>ch</strong></strong>bar und i<strong>ch</strong> aussteigen wollen, rät uns<br />

unsere <strong>Reise</strong>begleiterin Irina, als letzte auszusteigen:<br />

«Draussen ist die Tempe ratur<br />

minus a<strong>ch</strong>tzehn Grad», sagt sie, «und der<br />

Bus fährt erst ab, wenn alle drin sind.» Ein<br />

guter Rat...<br />

Kurliger Partner<br />

Fünfzehn Minuten später befinden wir uns<br />

mit unserem Gepäck bereits vor dem<br />

Terminal des modernen Flughafens von<br />

Anadyr. Zwei Busse stehen bereit, wir werden<br />

von unserem Expeditionsleiter Artem<br />

Belobrov und dem Ts<strong>ch</strong>ukts<strong>ch</strong>enführer<br />

Nikolay Ettyne begrüsst. Im Winter dauert<br />

die Fahrt in die Stadt Anadyr über den gefrorenen<br />

Fluss 30 Minuten. Im Sommer steht<br />

ein Fährbetrieb zur Verfügung, wel<strong>ch</strong>er die<br />

doppelte Zeit benötigt. Glei<strong>ch</strong> vorweg:<br />

Anadyr kann ni<strong>ch</strong>t mit dem Rest von<br />

Russland vergli<strong>ch</strong>en werden. Die Stadt zeigt<br />

si<strong>ch</strong> freundli<strong>ch</strong>, sauber, gepflegt und<br />

modern. I<strong>ch</strong> fühle mi<strong>ch</strong> grossartig: I<strong>ch</strong> bin<br />

einer der ersten offiziellen Touristen des<br />

Landes und betrete somit im besten Sinne<br />

des Wortes Neuland.<br />

In einem Hotel im Zentrum beziehen wir<br />

unsere Zimmer. Igor Amromin und i<strong>ch</strong> teilen<br />

uns ein Doppelzimmer, wir werden au<strong>ch</strong><br />

zusammen auf dem S<strong>ch</strong>neemobil unterwegs<br />

sein. Igor ist ein <strong>na<strong>ch</strong></strong> Belgien ausgewanderter<br />

Russe, einer von der ganz harten Sorte:<br />

Bereits viermal hat er die Auto-Rallye<br />

Paris–Dakar mitgema<strong>ch</strong>t. «Wow, ein ri<strong>ch</strong>tiger<br />

Rennfahrer, da brau<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mir ja gar<br />

keine Sorgen zu ma<strong>ch</strong>en», da<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> mir.<br />

Beim Mittagessen kommen si<strong>ch</strong> die Expedi -<br />

tionsteilnehmer erstmals etwas näher. Zehn<br />

Vertreter von Presse und <strong>Reise</strong>veranstalter<br />

aus vers<strong>ch</strong>iedenen Ländern Europas und die<br />

ortsansässigen Führer werden gemeinsam<br />

die nä<strong>ch</strong>sten Tage verbringen. Mit dabei:<br />

Stefan Hilger und Steffen Graupner, beide<br />

aus den östli<strong>ch</strong>en Bundesländern von<br />

33<br />

»


Ankunft in Uelkal <strong>na<strong>ch</strong></strong> einem anstrengenden Tag: Neugierig drängen si<strong>ch</strong> die Einheimis<strong>ch</strong>en um die<br />

Motors<strong>ch</strong>litten und Kettenfahrzeuge.<br />

Deuts<strong>ch</strong>land, sie beide spre<strong>ch</strong>en Russis<strong>ch</strong>.<br />

Mit ihnen werde i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong>, s<strong>ch</strong>on der<br />

Spra<strong>ch</strong>e wegen, vermehrt unterhalten.<br />

Kaum zu übersehen und wi<strong>ch</strong>tig zu erwähnen<br />

ist die junge, ausgespro<strong>ch</strong>en hübs<strong>ch</strong>e<br />

Russin Julia Snegur. Sie ist vor sieben<br />

Jahren <strong>na<strong>ch</strong></strong> Frankrei<strong>ch</strong> übersiedelt und leitet<br />

bei einem Pariser <strong>Reise</strong>veranstalter die<br />

Russlandabteilung. Julia wird uns mit ihrem<br />

Temperament und ihren Ideen während der<br />

<strong>Reise</strong> ständig auf Trab halten.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Mittagessen kriegen wir Over -<br />

alls, Helme und weitere Ausrüstung ausgehändigt.<br />

Es folgt eine S<strong>ch</strong>ulung über Fahr -<br />

verhalten, Rücksi<strong>ch</strong>tnahme gegenüber den<br />

anderen Teilnehmern sowie über das An -<br />

zeigen von Hindernissen für das <strong>na<strong>ch</strong></strong>folgende<br />

Fahrzeug. Dann endli<strong>ch</strong> der praktis<strong>ch</strong>e<br />

Teil mit den motorisierten S<strong>ch</strong>nee -<br />

s<strong>ch</strong>litten, auf denen wir in den folgenden<br />

Tagen das Land erkunden werden. Auf einer<br />

Strecke von 35 Kilometern dürfen wir erstmals<br />

unsere Ausrüstung testen und unsere<br />

Fahrkünste zeigen. Do<strong>ch</strong> kaum auf dem<br />

Sitz, bri<strong>ch</strong>t in meinem S<strong>ch</strong>littenpartner Igor<br />

das Rennfieber aus. Im wilden Galopp fliegt<br />

er förmli<strong>ch</strong> mit dem S<strong>ch</strong>neemobil über<br />

Buckel und Unebenheiten. I<strong>ch</strong> werde so<br />

ri<strong>ch</strong>tig dur<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>üttelt, und mein Genick,<br />

Gesäss und einige andere Kno<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>reien<br />

vor S<strong>ch</strong>merz. Das fängt ja gut an...<br />

Am Abend versu<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong>, Igor bei Wodka zu<br />

optimieren. Er verspri<strong>ch</strong>t Besserung. Wir<br />

gehen früh zu Bett, s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> steht morgen<br />

die erste Etappe an, die mit 190<br />

Kilometern Distanz einiges verspri<strong>ch</strong>t.<br />

Am nä<strong>ch</strong>sten Morgen geht’s s<strong>ch</strong>on früh los:<br />

7.00 Uhr Tagwa<strong>ch</strong>t, 8.00 Uhr Frühstück, um<br />

9.00 Uhr sitzen wir auf den Skidoos, den<br />

S<strong>ch</strong>neemobilen. Uns steht eine Etappe von<br />

190 Kilometern von Anadyr <strong>na<strong>ch</strong></strong> Uelkal<br />

bevor, das sind neun bis zehn Stunden Fahrt<br />

bei -21 Grad und herrli<strong>ch</strong>em Sonnens<strong>ch</strong>ein.<br />

Endli<strong>ch</strong> geht’s los. I<strong>ch</strong> fühle mi<strong>ch</strong> wie der<br />

letzte grosse Abenteurer und bin ganz kribbelig<br />

vor Aufregung, zumal i<strong>ch</strong> vorher no<strong>ch</strong><br />

nie auf einem Motors<strong>ch</strong>litten gefahren bin.<br />

Gut vermummt und in flottem Tempo fahren<br />

wir nordwärts.<br />

Und los geht’s<br />

Unser Tross besteht aus neun Motors<strong>ch</strong>litten<br />

und zwei russis<strong>ch</strong>en Ketten fahr zeugen des<br />

Typs GAS-71. Gelegentli<strong>ch</strong> kommt uns ein<br />

anderes Fahrzeug entgegen, zum Teil grosse<br />

Lastwagen, die mit Containern beladen<br />

sind. Die Verbindung auf dem Landweg von<br />

Anadyr <strong>na<strong>ch</strong></strong> Uelkal und weiter <strong>na<strong>ch</strong></strong><br />

Egvekinot ist nur im Winter mögli<strong>ch</strong>, weil<br />

dann der Boden, die Seen und die Flussläufe<br />

gefroren sind. Im Sommer besteht die<br />

Verbindung auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> per S<strong>ch</strong>iff und<br />

Flugzeug.<br />

Jede volle Stunde legen wir einen kurzen<br />

Stopp ein, <strong>na<strong>ch</strong></strong> fünf Stunden gibt’s Mittag -<br />

essen. Die Fahrt dur<strong>ch</strong> die wunders<strong>ch</strong>öne,<br />

fris<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>neite Gegend lässt uns die An -<br />

streng ung und die Kälte vergessen.<br />

Die Tundra ist eine unruhige, hügelige<br />

Lands<strong>ch</strong>aft mit wenig S<strong>ch</strong>nee: Der liegt nur<br />

etwa 30 Zentimeter ho<strong>ch</strong> auf dem Boden,<br />

überall ragen Steine und Sträu<strong>ch</strong>er heraus.<br />

Die Büs<strong>ch</strong>e tragen bereits Knospen: Sie<br />

bereiten si<strong>ch</strong> auf den bevorstehenden<br />

Sommer vor, und der ist so kurz, dass alles<br />

s<strong>ch</strong>nell blühen muss, wenn’s soweit ist. Der<br />

S<strong>ch</strong>nee ist übersät mit Tierspuren, einige<br />

Tiere sehen wir sogar, vor allem S<strong>ch</strong>nee -<br />

hasen und Rentiere. Eine betörend wilde<br />

Lands<strong>ch</strong>aft!<br />

Na<strong>ch</strong> zehn Stunden errei<strong>ch</strong>en wir ziemli<strong>ch</strong><br />

erledigt Uelkal, einen kleinen, gottverlassenen<br />

Ort an der Küste der Beringsee. Hier<br />

s<strong>ch</strong>eint die Zeit stehen geblieben. Die 240<br />

Einwohner sind s<strong>ch</strong>on vor Tagen über unser<br />

Kommen informiert worden. Als wir ins<br />

Dorf einfahren, werden wir winkend empfangen,<br />

einige Kinder rennen zwis<strong>ch</strong>en den<br />

S<strong>ch</strong>litten unseres Konvois hin und her. Hier<br />

waren offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on lange keine<br />

Fremden mehr im Dorf...<br />

Im Gemeins<strong>ch</strong>aftszentrum werden wir<br />

bereits erwartet. Einige Frauen haben ein<br />

<strong>Polar</strong> NEWS<br />

einfa<strong>ch</strong>es Na<strong>ch</strong>tessen zubereitet. I<strong>ch</strong> fühle<br />

mi<strong>ch</strong> hier als Gast unter Mens<strong>ch</strong>en, die es<br />

ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> haben, den s<strong>ch</strong>wierigen Ver -<br />

hältnissen zu trotzen. Na<strong>ch</strong> dem Essen plaudern<br />

wir zwar no<strong>ch</strong> ein wenig über den vergangenen<br />

Tag, aber s<strong>ch</strong>on bald su<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> im<br />

Gemeins<strong>ch</strong>aftszentrum jeder einen geeigneten<br />

Ruheplatz für seine müden Kno<strong>ch</strong>en.<br />

Patrice s<strong>ch</strong>läft unter dem Billard tis<strong>ch</strong>, i<strong>ch</strong><br />

hinter der letzten Reihe der Theater -<br />

saalbestuhlung. Igor, der Rallye-Fahrer, fällt<br />

34 35<br />

<strong>Polar</strong> NEWS<br />

Zwei Kettenfahrzeuge transportieren Ausrüstung und Gepäck. Unterwegs entdecken wir die Trümmer eines abgestürzten russis<strong>ch</strong>en Kampfjets.<br />

wieder aus dem Rahmen, er s<strong>ch</strong>läft auf der<br />

Bühne hinter einem roten Vorhang.<br />

Viellei<strong>ch</strong>t träumt er von Hamlet.<br />

Am nä<strong>ch</strong>sten Morgen werden wir russis<strong>ch</strong><br />

geweckt: 7.00 Uhr: für 20 Sekunden ertönt<br />

aus einem Lautspre<strong>ch</strong>er Musik, da<strong>na<strong>ch</strong></strong><br />

herrs<strong>ch</strong>t wieder Ruhe. Der Spuk wiederholt<br />

si<strong>ch</strong> nun alle fünf Minuten bis 7.30 Uhr.<br />

Jetzt tritt der Bürgermeister der Gemeinde<br />

in Ers<strong>ch</strong>einung. Er kommt in den Saal und<br />

s<strong>ch</strong>altet für 10 Sekunden das Li<strong>ch</strong>t ein, da -<br />

Im warmen S<strong>ch</strong>utzanzug unterwegs <strong>na<strong>ch</strong></strong> Egvekinot dur<strong>ch</strong> die unberührte Tundra: So weit das Auge rei<strong>ch</strong>t, sind die Bahnen unserer Motors<strong>ch</strong>litten die einzigen Spuren von Mens<strong>ch</strong>en.<br />

<strong>na<strong>ch</strong></strong> ist es wieder dunkel. Derselbe Rhyth -<br />

mus wie mit der Musik wird au<strong>ch</strong> mit dem<br />

Li<strong>ch</strong>t eingehalten. Spätestens <strong>na<strong>ch</strong></strong> der zweiten<br />

Hell-Dunkel-Phase sind alle wa<strong>ch</strong>, nun<br />

kann das Frühstück serviert werden.<br />

Entlang der Küste<br />

Draussen beladen wir die Fahrzeuge, i<strong>ch</strong><br />

ma<strong>ch</strong>e no<strong>ch</strong> einige Fotos von den bereits<br />

wieder anwesenden Kindern. Dann starten<br />

wir zur zweiten Etappe <strong>na<strong>ch</strong></strong> Egvekinot.<br />

Diesmal beträgt die Distanz 110 Kilometer,<br />

die ersten 40 verlaufen entlang der Küste,<br />

der Rest auf dem gefrorenen Meer.<br />

Ausserhalb von Uelkal geht’s vorbei an riesigen<br />

Radaranlagen, die seit dem Ende des<br />

kalten Krieges ni<strong>ch</strong>t mehr benötigt werden.<br />

Wenig später stoppt der Tross abrupt. Vor<br />

uns, keine 20 Meter entfernt, sitzt ein S<strong>ch</strong>nee -<br />

hase vers<strong>ch</strong>lafen vor seiner Höhle. Foto -<br />

apparate werden ausgepackt und der Hase auf<br />

Film und Spei<strong>ch</strong>erkarte gebannt. Er ist der<br />

Star des Tages! Erst als wir uns ihm bis auf<br />

eine Distanz von zehn Meter nähern, hüpft er<br />

seelenruhig davon.<br />

Na<strong>ch</strong> fünf Stunden rasanter Fahrt errei<strong>ch</strong>en<br />

wir Egvekinot, dessen Hafen zu dieser<br />

Jahreszeit ges<strong>ch</strong>lossen ist. Unnütz stecken<br />

die S<strong>ch</strong>iffe im Eis der zugefrorenen Hafen -<br />

anlage fest. Wir halten kurz an, um Fotos zu<br />

ma<strong>ch</strong>en. Egvekinot ist im Winter nur über<br />

den Landweg zu errei<strong>ch</strong>en, im Sommer,<br />

wenn die aufgetauten Böden sumpfig sind,<br />

nur per S<strong>ch</strong>iff. Gelegentli<strong>ch</strong> landen auf dem<br />

kleinen Flugplatz Flugzeuge aus der<br />

Hauptstadt Anadyr.<br />

»


Spektakulär: Die Luft ist so kalt, dass deren Feu<strong>ch</strong>tigkeit zu Eiskristallen gefriert. Darin wird das Sonnenli<strong>ch</strong>t zu einem sogenannten Halo gebro<strong>ch</strong>en.<br />

Einquartiert sind wir in neuen Touristen -<br />

häus<strong>ch</strong>en. Jedes umfasst einen grossen<br />

Empfangsraum mit Kü<strong>ch</strong>e, drei S<strong>ch</strong>laf -<br />

zimmer und ein Bad. Sol<strong>ch</strong>en Komfort in<br />

dieser Gegend hätten wir uns nie und nimmer<br />

erträumt. Zwanzig dieser Fertig -<br />

häus<strong>ch</strong>en wurden von Kanada hierher<br />

gebra<strong>ch</strong>t und montiert. Im nahegelegenen<br />

Restaurant fragen wir beim Mittagessen<br />

<strong>na<strong>ch</strong></strong> der Anzahl der Touristen, die Egvekinot<br />

besu<strong>ch</strong>en. Zu unserer Überras<strong>ch</strong>ung erklärt<br />

man uns, dass wir die Ersten seien und die<br />

Unterkünfte für den hoffentli<strong>ch</strong> eintretenden<br />

Tourismus benötigt werden.<br />

Unterkunft im Zelt<br />

Für die nä<strong>ch</strong>sten Tage werden die Skidoos<br />

eingestellt. Es geht weiter mit einem 6x6-<br />

Geländebus <strong>na<strong>ch</strong></strong> Amguema, das wir <strong>na<strong>ch</strong></strong><br />

100 Kilometern Fahrt dur<strong>ch</strong> atemberaubende<br />

Gebirgslands<strong>ch</strong>aften errei<strong>ch</strong>en. Unter -<br />

wegs überqueren wir den <strong>Polar</strong>kreis und<br />

können auf einem Passübergang auf 300<br />

Meter über Meer ein grosses Sonnen phäno -<br />

men bewundern. Da i<strong>ch</strong> mein Weitwinkel -<br />

objektiv mit dabei habe, passt das zauberhafte<br />

Sujet sogar formatfüllend aufs Bild.<br />

Amguema mit 1000 Einwohnern ist ni<strong>ch</strong>t<br />

weiter erwähnenswert, ausser dass wir hier<br />

mit Sack und Pack in Kettenfahrzeuge<br />

umsteigen. Vorgesehen ist ein Besu<strong>ch</strong> bei<br />

Rentierzü<strong>ch</strong>tern. Da die nä<strong>ch</strong>sten 120 Kilo -<br />

meter sehr unwegsam sind, ist dies die einzi-<br />

ge Transportmögli<strong>ch</strong>keit. Na<strong>ch</strong> fünf Stunden<br />

rumpliger Fahrt treffen wir im kleinen<br />

Camp der zwei Ts<strong>ch</strong>ukts<strong>ch</strong>enfamilien ein.<br />

Die Sonne ist bereits untergegangen, in der<br />

Dämmerung sehen wir in einiger Ent fern ung<br />

eine grosse Rentierherde. In der Zwis<strong>ch</strong>en -<br />

zeit ist es mit einer Temperatur von -23 Grad<br />

bereits wieder kühler geworden. Das Lager<br />

der Rentierzü<strong>ch</strong>ter besteht aus zwei<br />

Jarangas. Diese für die Ts<strong>ch</strong>ukts<strong>ch</strong>en und<br />

Eskimos typis<strong>ch</strong>e Wohnstätte besteht aus<br />

einem runden Zelt, das mit langen Stangen<br />

oben zu einem Spitz zusammenläuft. Überzogen<br />

wird dieses Gerüst mit zusammengenähten<br />

Rentier- und Walrossfellen. Eine<br />

Öffnung in der Mitte der Überda<strong>ch</strong>ung lässt<br />

Li<strong>ch</strong>t ein und dient als Rau<strong>ch</strong>abzug.<br />

Die eigentli<strong>ch</strong>e Ruhestätte, der Polog,<br />

besteht aus Rentierfell und wird im hinteren<br />

Teil der Jaranga an vier Pfosten aufgehängt.<br />

Seine Flä<strong>ch</strong>e beträgt rund 2,5 auf 2,5 Meter,<br />

man kann darin bequem aufre<strong>ch</strong>t stehen. Ein<br />

bis zwei Pologe befinden si<strong>ch</strong> für gewöhnli<strong>ch</strong><br />

in einer Jaranga, hier im Lager stehen<br />

zwei Jarangas mit jeweils zwei Pologen. Im<br />

Programm steht: S<strong>ch</strong>lafen im Polog.<br />

Freundli<strong>ch</strong>erweise überlassen uns die<br />

Gastgeber pro Zelt einen Polog. Nun beginnen<br />

alle zu re<strong>ch</strong>nen: Irgend etwas geht hier<br />

ni<strong>ch</strong>t so ri<strong>ch</strong>tig auf! Aber keiner hat den<br />

Mut, si<strong>ch</strong> zu diesem Thema zu äussern.<br />

Immerhin: In einer Art stills<strong>ch</strong>weigender<br />

Vereinbarung diskutieren wir <strong>na<strong>ch</strong></strong> dem<br />

Na<strong>ch</strong>tessen ganz lange über Gott, die Welt<br />

und <strong>Ts<strong>ch</strong>ukotka</strong>, damit die bevorstehende<br />

Na<strong>ch</strong>t kürzer wird. Do<strong>ch</strong> unsere Gast geber -<br />

familie bittet uns bald, s<strong>ch</strong>lafen zu gehen,<br />

s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> sei morgen für sie ein langer<br />

Tag, weil ein Rentier-Rennen mit vielen<br />

Zus<strong>ch</strong>auern stattfinde.<br />

I<strong>ch</strong> begebe mi<strong>ch</strong> in den mir zugeteilten<br />

Polog. Julia, Irina und Polly sind dort bereits<br />

damit bes<strong>ch</strong>äftigt, si<strong>ch</strong> den besten Platz zu<br />

si<strong>ch</strong>ern. Ein toller Gedanke: Drei Frauen<br />

und i<strong>ch</strong> in einem Bett von 7 Quadratmetern<br />

Flä<strong>ch</strong>e... Aber meine Vorfreude löst si<strong>ch</strong> in<br />

Luft auf, als au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Steffen, Stefan und<br />

Artem si<strong>ch</strong> zu uns gesellen. Da sitzen wir<br />

nun zu siebt in unserer gemeinsamen<br />

S<strong>ch</strong>lafstätte, sehen uns an und können uns<br />

vor La<strong>ch</strong>en kaum halten. Wir legen uns<br />

s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> <strong>na<strong>ch</strong></strong> dem «System Sardinen -<br />

dose» zur Ruhe. Ehrli<strong>ch</strong> gesagt: Gerade gut<br />

s<strong>ch</strong>lafe i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. Um 3 Uhr kommt erstmals<br />

Bewegung in die S<strong>ch</strong>lafgemeins<strong>ch</strong>aft, das<br />

Ums<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten beginnt. Eher unfreundli<strong>ch</strong><br />

äussert si<strong>ch</strong> Steffen: «Heiner wälzt si<strong>ch</strong> wie<br />

ein Walross dur<strong>ch</strong> sein Harem.»<br />

Früh raus für ein Bild<br />

Um 6 Uhr kann mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts mehr halten. Es<br />

ist kurz vor Sonnenaufgang, i<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te die<br />

Morgenlands<strong>ch</strong>aft in den «Kasten» bringen.<br />

I<strong>ch</strong> werfe deshalb zuerst mal meine Stiefel<br />

aus dem Polog – direkt in die Feuerstelle...<br />

Draussen ist’s klirrend kalt, -35 Grad. Da in »<br />

36 <strong>Polar</strong> NEWS<br />

<strong>Polar</strong> NEWS<br />

37


den Zelten beim besten Willen kein Platz<br />

mehr für Rucksäcke war, mussten wir<br />

unsere Kameras über Na<strong>ch</strong>t draussen lassen.<br />

Einzig meine Hasselblad-Panorama -<br />

kamera habe i<strong>ch</strong> mit ins Bett genommen,<br />

da diese bei Kälte einige S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en zeigt.<br />

Sie funktio niert jetzt einwandfrei. Fan -<br />

tastis<strong>ch</strong>es Wetter, die Sonne kurz über dem<br />

Horizont, die Jarangas in Dunst gehüllt,<br />

diese Stimmung will i<strong>ch</strong> unbedingt auf<br />

Film bannen.<br />

Das Rentier-Rennen<br />

Etwas später kommen die ersten Kollegen<br />

aus den Zelten. Und i<strong>ch</strong> höre bald die wildesten<br />

Flü<strong>ch</strong>e, denn die anderen haben nur<br />

«Digiknipsen» bei si<strong>ch</strong>, und die sind bei dieser<br />

Temperatur so gut wie tot. Mein<br />

Ents<strong>ch</strong>eid, analog, also mit Film zu fotografieren,<br />

ist mindestens an diesem Morgen<br />

ri<strong>ch</strong>tig. S<strong>ch</strong>on aus früherer Erfahrung weiss<br />

i<strong>ch</strong> von der Stärke der Energizer-Lithium-<br />

Batterien als Energiespender bei extremen<br />

Temperaturen.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Frühstück treffen bereits die<br />

ersten Gäste ein, heute ist ja grosser Renn -<br />

tag. Zuerst müssen die S<strong>ch</strong>littenrentiere eingefangen<br />

werden. Dies zieht si<strong>ch</strong> ziemli<strong>ch</strong><br />

in die Länge. Gegen Mittag findet das erste<br />

Rennen der Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>skategorie statt. Kurz<br />

<strong>na<strong>ch</strong></strong> dem Start fahren die S<strong>ch</strong>litten in alle<br />

Ri<strong>ch</strong>tungen davon. Die Gäste und wir sind<br />

glei<strong>ch</strong>ermassen begeistert.<br />

38<br />

Links Artem Belobrov, Veranstalter vor Ort. Re<strong>ch</strong>ts Nikolay Ettyne, der einheimis<strong>ch</strong>e Guide.<br />

In der Mitte Irina Baranova vom Moskauer <strong>Reise</strong>veranstalter.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Zieleinlauf werden die S<strong>ch</strong>litten<br />

mit fris<strong>ch</strong>en Rentieren für die Haup tkategorie<br />

bereit gema<strong>ch</strong>t. Das Starterfeld umfasst elf<br />

S<strong>ch</strong>litten. Der Start erfolgt, und der Pulk rast<br />

davon. Die Gäste verfolgen das Ges<strong>ch</strong>ehen<br />

mit Fernrohren, es wird wild ges<strong>ch</strong>rien und<br />

diskutiert, jeder hat seinen eigenen Favoriten.<br />

Die Distanz des Rennens beträgt zirka zwei<br />

Kilometer. Der Ziel ein lauf ist knapp. Der<br />

Sieger erhält vom extra zu diesem Rennen<br />

angereisten Regierungs vertreter dieser<br />

Region wahlweise einen Fernseher oder<br />

einen Kühl s<strong>ch</strong>rank. Kühl s<strong>ch</strong>rank? Hier?<br />

Eigentli<strong>ch</strong> sollten wir uns bereits auf den<br />

Rückweg ma<strong>ch</strong>en, unsere Gastgeber mö<strong>ch</strong>ten<br />

uns jedo<strong>ch</strong> zum Rentiers<strong>ch</strong>litten-Fahren<br />

einladen, und dazu müssen neue Rentiere<br />

eingefangen werden. Unser Zeitplan gerät<br />

nun völlig aus den Fugen. Do<strong>ch</strong> das kümmert<br />

die Ts<strong>ch</strong>ukts<strong>ch</strong>en kein biss<strong>ch</strong>en. Sie<br />

<strong>Polar</strong> NEWS<br />

ri<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> <strong>na<strong>ch</strong></strong> dem Auf- und Untergang<br />

der Sonne, und diese steht zurzeit no<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong><br />

über dem Horizont, demzufolge haben wir<br />

no<strong>ch</strong> genügend Zeit.<br />

Na<strong>ch</strong> einer Stunde ist es soweit, wir kommen<br />

zum Zug. Die gewählte Route ist viel kürzer<br />

als die offizielle Rennstrecke, weshalb es bei<br />

unserem Dur<strong>ch</strong>gang ni<strong>ch</strong>t so wild zu und her<br />

geht. Mit dem Gefühl, nun ein kleiner<br />

Rentierspezialist zu sein, müssen wir definitiv<br />

an den Abs<strong>ch</strong>ied denken. Der Regierungs -<br />

vertreter, bis anhin eher etwas zurückhaltend,<br />

hört von unserer Abreise. Da er s<strong>ch</strong>on länger<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr in Anadyr war, benützt er die<br />

Gelegenheit, mit uns mitzufahren. Wann er<br />

wieder zurückkehren wird, weiss er ni<strong>ch</strong>t.<br />

«Einfa<strong>ch</strong> bei der nä<strong>ch</strong>sten Gelegenheit»,<br />

meint er.<br />

Zurück im Kettenfahrzeug<br />

Gegen 16 Uhr beginnt unsere Rückreise,<br />

mehr als 500 Kilometer von unserem<br />

Ausgangspunkt Anadyr entfernt, das wir<br />

drei Tage später errei<strong>ch</strong>en. No<strong>ch</strong> einmal<br />

Egvekinot mit der luxuriösen Unterkunft,<br />

die wir <strong>na<strong>ch</strong></strong> 220 Kilometern Fahrt mit<br />

Kettenfahrzeug und Bus errei<strong>ch</strong>en. Ein<br />

Besu<strong>ch</strong> im Museum in Egvekinot, eine<br />

Einführung in das Handwerk der Eskimos<br />

sowie ein Kurs im Eis- und Krabbenfis<strong>ch</strong>en<br />

runden das Rahmenprogramm ab.<br />

Uelkal, das Dorf an der Beringsee, errei<strong>ch</strong>en<br />

wir am nä<strong>ch</strong>sten Tag abermals mit den<br />

Ts<strong>ch</strong>ukts<strong>ch</strong>en sind Nomaden: Sie ziehen mit ihren Rentierherden dur<strong>ch</strong> die Tundra von Futterplatz zu Futterplatz und leben in Zelten. Im Sommer ist hier alles grün.<br />

<strong>Polar</strong> NEWS<br />

Motors<strong>ch</strong>litten. Die Fahrt auf den Motor -<br />

s<strong>ch</strong>litten beginnt langsam Spass zu ma<strong>ch</strong>en,<br />

meine Kno<strong>ch</strong>en haben si<strong>ch</strong> wohl an die vielen<br />

S<strong>ch</strong>läge gewöhnt. Ausser wenn mein<br />

Fahrgenosse Igor wieder mal dur<strong>ch</strong>dreht und<br />

seine eigene Linie dur<strong>ch</strong> die Tundra su<strong>ch</strong>t –<br />

und das tut er regelmässig.<br />

In Anadyr angekommen, beziehen wir wieder<br />

unser Hotel. Am Abend soll ein grosses Ab -<br />

Frühstück im Zelt. Ums offene Feuer wird Fladenbrot ohne Beilage gerei<strong>ch</strong>t.<br />

Dazu gibt’s Tee aus selber gesammelten Blüten und Wurzeln.<br />

zu Hause an, erzähle Rosamaria begeistert<br />

von meinen Erlebnissen und dass i<strong>ch</strong> be -<br />

stimmt wieder <strong>na<strong>ch</strong></strong> <strong>Ts<strong>ch</strong>ukotka</strong> kommen<br />

werde, von den netten Mens<strong>ch</strong>er hier und<br />

natürli<strong>ch</strong> vom bevorstehenden Fest. Rosa -<br />

maria spürt meine Freude und mahnt: «Sei<br />

vorsi<strong>ch</strong>tig mit dem Wodka.» Das Fest ist tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

beraus<strong>ch</strong>end. Und so brummen auf<br />

dem Rückflug ni<strong>ch</strong>t nur die Flugzeugmotoren,<br />

s<strong>ch</strong>iedsfest stattfinden. Kurz vorher rufe i<strong>ch</strong> sondern au<strong>ch</strong> einige S<strong>ch</strong>ädel.<br />

<strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong><br />

<strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong>-<strong>Reise</strong> <strong>na<strong>ch</strong></strong> <strong>Ts<strong>ch</strong>ukotka</strong><br />

Als Abenteurer unterwegs sein und wildes Neuland entdecken?<br />

<strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> bietet seinen Leserinnen und Lesern dieses einmalige<br />

Erlebnis: Nä<strong>ch</strong>stes Jahr im April veranstaltet <strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong>-<strong>Reise</strong>n diesen<br />

Erlebnis-Trip für Wagemutige. Die genauen Daten und Preise erfahren Sie<br />

unter www.polar-reisen.<strong>ch</strong>.<br />

39

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!