Portrait Ditmar Bosecke - 4-Seasons.de
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58<br />
Kollege Globetrotter<br />
Text<br />
Stephan Glocker<br />
Fotos<br />
Archiv <strong>Bosecke</strong><br />
Michael Neumann
Hamburg, in <strong>de</strong>n späten Sechzigern. Beatbands spielen in <strong>de</strong>n Clubs<br />
<strong>de</strong>r Stadt, <strong>de</strong>r Springer-Verlag wird belagert, in neuartigen »Wohngemeinschaften«<br />
diskutieren Stu<strong>de</strong>nten ausdauernd über die Verbesserung<br />
<strong>de</strong>r Welt. In einer dieser WGs lebt ein junger Mann, <strong>de</strong>r sich optisch<br />
kaum von seinen Mitbewohnern unterschei<strong>de</strong>t: lange Haare, wil<strong>de</strong>r<br />
Bart, verträumter Blick.<br />
»Der Unterschied war ein an<strong>de</strong>rer«, erzählt <strong>Ditmar</strong> <strong>Bosecke</strong> 40 Jahre später,<br />
»ich arbeitete als Elektriker und machte am Abendgymnasium mein Abitur<br />
nach. Wenn ich um sechs Uhr morgens zur Arbeit ging, kamen meine Mitbewohner<br />
gera<strong>de</strong> nach Hause. Nachmittags setzte ich mich zum Lernen auf<br />
<strong>de</strong>n Hosenbo<strong>de</strong>n – da stan<strong>de</strong>n die letzten erst auf.«<br />
Der Elektriker im Hippie-Look hat zwar keine Zeit für Sit-ins, fühlt aber mit<br />
<strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten. Er interessiert sich für Politik, Kunst und Philosophie. Und<br />
natürlich für Musik. Schon beim ersten Hamburger Konzert <strong>de</strong>r Rolling<br />
Stones steht <strong>Ditmar</strong> im Publikum. Selbst spielt er Trompete, im Lauf <strong>de</strong>r Zeit<br />
kommen weitere Blas- und Saiteninstrumente hinzu. In <strong>de</strong>n Sechzigern legt<br />
er auch <strong>de</strong>n Grundstein für seine Plattensammlung, die inzwischen über<br />
1000 LPs und nochmal so viele CDs umfasst.<br />
Der zweite Bildungsweg ist mühsam, aber von Erfolg gekrönt: 1974 hängt<br />
<strong>Ditmar</strong> die Elektrikerzange an <strong>de</strong>n Nagel und studiert Graphik-Design.<br />
Feier n bis zum Morgengrauen und Schlafen bis nachmittags ist <strong>de</strong>nnoch<br />
nur selten drin – <strong>Ditmar</strong> <strong>Bosecke</strong> finanziert sein Studium mit Nebenjobs und<br />
kleineren Aufträgen selbst.<br />
Reisen im Kopf<br />
Anzug, Sportwagen und Werbe-Denglisch? Fehlanzeige. <strong>Ditmar</strong> <strong>Bosecke</strong>, Marketingleiter<br />
von Globetrotter Ausrüstung, pflegt eher die Lebenskunst als die Oberfläche.<br />
Kollege Globetrotter<br />
59<br />
Die Liebe zur Natur hatte <strong>de</strong>r Junge aus Volksdorf schon früher ent<strong>de</strong>ckt,<br />
wenn auch über Umwege: »Wenn du 1964 als 16-Jähriger mit einem<br />
Mädche n allein sein wolltest, war da erstmal <strong>de</strong>r sogenannte Kupplungs-<br />
Paragraph vor. Im Haus <strong>de</strong>r Eltern ging gar nichts.«<br />
Die mobile Liebeslaube<br />
»Und dann holst du<br />
<strong>de</strong>n Kassettenrekor<strong>de</strong>r<br />
aus <strong>de</strong>m Rucksack und<br />
lässt die Peer Gynt-<br />
Suiten übers Fjäll<br />
schweben …«<br />
Nicht um I<strong>de</strong>en ver legen, investiert <strong>Ditmar</strong> in eine mobile Liebeslaube –<br />
20 Mark kostet sein erste s Zelt. Das Baumwollkonstrukt hilft nicht nur bei<br />
amourösen Abenteuern, son<strong>de</strong>rn auch bei <strong>de</strong>n ersten Outdoor-Touren:<br />
<strong>Ditmar</strong> ra<strong>de</strong>lt übers Wochenen<strong>de</strong> an die Nord- und Ostsee, in <strong>de</strong>n Ferien<br />
auch mal weiter. »In Norwegen regnete es mich einmal wochenlang<br />
Fast 30 Jahre Arbeit auf einen Blick:<br />
Die Titel von Handbuch und 4-<strong>Seasons</strong>.<br />
›
60 Kollege Globetrotter<br />
Finale: nach monatelanger<br />
Arbeit geht das<br />
700 Seiten starke Handbuch<br />
in Druck. <strong>Ditmar</strong><br />
geht erstmal pad<strong>de</strong>ln.<br />
Grundlagen <strong>de</strong>r Kameratechnik: <strong>Ditmar</strong> und sein Bru<strong>de</strong>r 1957.<br />
ein. Da lernt man gute Ausrüstung schätzen. Das Baumwollzelt hatt e Verbesserungspotenzial«<br />
(aktuell lagern in <strong>Ditmar</strong>s Keller drei Hilleberg-Mo<strong>de</strong>lle).<br />
Der Sehnsucht nach Skandinavien tut die Regentour keinen Abbruch. Mehr<br />
und mehr erliegt <strong>Ditmar</strong> <strong>de</strong>r Faszination <strong>de</strong>s Nor<strong>de</strong>ns, unternimmt Touren<br />
mit Rad, Kanu o<strong>de</strong>r Ski. »Am schönsten fand ich die Solotouren im Winter.<br />
Diese völlige, alles umfassen<strong>de</strong> Stille. Du hörst kein Blätterrauschen, keine<br />
Tiere, einfach gar nichts. Das ist wie Meditation. Und dann holst du <strong>de</strong>n<br />
Kassettenrekor<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Rucksack und lässt die Peer Gynt-Suiten übers<br />
Fjäll schweben …«<br />
Als Kontrast zu <strong>de</strong>n einsamen Landschaften schätzt er das Kulturangebot<br />
<strong>de</strong>r Großstadt durchaus: »Kino, Konzerte, Theater – ohne wollte ich nicht<br />
leben. Ein gutes Theaterstück kann genauso erhellend sein wie eine lange<br />
Wan<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Wildnis. Das ist wie eine Reise im Kopf.«<br />
Nach <strong>de</strong>m Studium gelingt es <strong>Ditmar</strong>, Beruf und private Interessen unter<br />
einen Hut zu bringen. Als Graphiker und Fotograf spezialisiert er sich auf<br />
Natur-Themen und bekommt gute Aufträge im Bereich Umwelterziehung<br />
und Naturschutz. Er fotografiert komplette Diavorträge für Hamburgs<br />
Schulen und konzipiert die erste Hamburger Umweltfibel. Für <strong>de</strong>n Senat<br />
dokumentiert er die Folgen eines Tankerunglücks. Die Umweltbewegung<br />
steckt in <strong>de</strong>n Siebzigern in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rschuhen, doch <strong>Ditmar</strong> <strong>Bosecke</strong> ist<br />
bereits ein Teil von ihr.<br />
In <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rschuhen steckt damals auch »Nord<strong>de</strong>utschlands erstes Spezialgeschäft<br />
für Expeditionen, Safaris, Survival und Trekking«. Der erste Globetrotter-La<strong>de</strong>n<br />
öffnet 1979 in <strong>de</strong>r Wandsbeker Chaussee seine Pforten und<br />
überzeugt die Kun<strong>de</strong>n mit Kompetenz und ungewöhnlichem Geschäftsgebaren:<br />
»Für eines meiner Projekte sollte ich nachts in Naturschutzgebieten<br />
fotografiere n, dafür wur<strong>de</strong> sogar eine Son<strong>de</strong>rerlaubnis ausgestellt«, erinner t<br />
sich <strong>Ditmar</strong>. »Ich hatte extra einen neuen Schlafsack gekauft, aber <strong>de</strong>r gefiel<br />
mir nicht so recht. Als Globetrotter eröffnete, ging ich vorbei und kam mit<br />
einem Verkäufer auf mein Schlafsack-Problem zu sprechen. Globetrotter<br />
hat dann meinen (an<strong>de</strong>rswo gekauften!) Schlafsack in Zahlung genommen<br />
und ich bekam statt<strong>de</strong>ssen einen kuschelwarmen North Face Superlight.<br />
Ab da war ich Stammkun<strong>de</strong>. Den Schlafsack habe ich immer noch, und <strong>de</strong>r<br />
Verkäufer – Olaf von Magnus, heute Chef <strong>de</strong>r Globetrotter-Warenwirtschaft<br />
– ist ein geschätzter Kollege.<br />
Rückruf aus türkischen Telefonzellen<br />
Gut versteht sich <strong>Ditmar</strong> auch mit Globetrotter-Grün<strong>de</strong>r Klaus Denart. Bei<strong>de</strong><br />
interessieren sich für die Kultur ihrer Reiseziele, für Vogelkun<strong>de</strong> und Expeditionsliteratur.<br />
Wie es bei Globetrotter damals Sitte ist, wird aus <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong> n<br />
<strong>Ditmar</strong> schnell ein freier Mitarbeiter: »Klaus fragte, ob ich als Graphiker<br />
nicht beim Katalog helfen könne. Wir richteten uns also ein Büro ein: Zwei<br />
Böcke und ein Türblatt als Schreibtisch, darauf eine Luzi zum Durchzeichnen<br />
<strong>de</strong>r Layout-Skizzen. Unser Tisch befand sich im Hinterzimmer, das <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
auch als ‚Kantine‘ diente. So waren Klaus und ich in dieser Zeit stets<br />
die bestinformierten Mitarbeiter …«<br />
Das erste Handbuch ist mit 32 Seiten noch übersichtlich. Von <strong>de</strong>r Fotografie<br />
bis zum Klebeumbruch macht <strong>de</strong>r Kantinengrafiker alles selbst, doch<br />
erfor<strong>de</strong>r t die »Werbeabteilung« noch keinen Vollzeitjob. <strong>Ditmar</strong> arbeitet als<br />
Freelancer, verfolgt weiterhin eigene Projekte und unternimmt ausge<strong>de</strong>hnte<br />
Reisen. Dank einer technischen Wun<strong>de</strong>rwaffe steht er immer in Kontakt<br />
mit seinen Kun<strong>de</strong>n: Per Fernabfrage hört er regelmäßig <strong>de</strong>n heimischen<br />
Anrufbeantworter ab und ruft dann aus türkischen o<strong>de</strong>r schwedischen
Telefonzelle n zurück. »Im Zeitalter von Satelliten-Handys klingt das natürlich<br />
beschei<strong>de</strong>n, aber 1979 war es eine echte Revolution«, erzählt er.<br />
Bis heute ist <strong>Ditmar</strong> ein Technikfreak und versucht, stets auf <strong>de</strong>m neuesten<br />
Stand zu sein. Sei es dienstlich bei <strong>de</strong>r Datenbank-Software für die<br />
Katalog produktion, o<strong>de</strong>r privat bei künstlerischen Fotoprojekten, die er im<br />
mo<strong>de</strong>rnste n Fine-Art-Print selbst ausdruckt. »Das ist ähnlich anspruchsvoll<br />
wie früher in <strong>de</strong>r Dunkelkammer, aber viel bequemer.«<br />
Anfang <strong>de</strong>r Achtziger platzt Globetrotter aus allen Nähten. Der La<strong>de</strong>n ist<br />
proppenvoll, <strong>de</strong>r Katalog wird mit je<strong>de</strong>r Ausgabe umfangreicher. Zwischen<br />
<strong>de</strong>n Produktionen hilft <strong>Ditmar</strong> als Verkäufer aus. 1984 schließlich ist Schluss<br />
mit <strong>de</strong>m Freelancer-Dasein. »Ich fuhr mal wie<strong>de</strong>r mit Andreas Bartmann<br />
nach Hause, als <strong>de</strong>r fragte: Didi, magst du nicht fest anfangen? Ich sagte:<br />
Okay, na gut. Das war mein Einstellungsgespräch.«<br />
Kühler Kopf und Bauchgefühl<br />
2008 teilt sich <strong>Ditmar</strong> <strong>Bosecke</strong> immer noch ein Büro<br />
mit Klaus Denart und widmet <strong>de</strong>m gemeinsamen<br />
Baby, <strong>de</strong>m Globetrotter Handbuch, einen Großteil<br />
seine r Zeit. Wobei das »Baby« im 26. Jahrgang über<br />
700 Seiten stark ist und je<strong>de</strong>s Frühjahr neu zur Welt<br />
gebracht wer<strong>de</strong>n muss. Als Marketingleiter von<br />
Globe trotter Ausrüstung führt <strong>Ditmar</strong> eine Abteilung<br />
mit zehn Leuten, verantwortet einen siebenstelligen<br />
Werbe etat und entschei<strong>de</strong>t über zahllose Einzelprojekte<br />
wie <strong>de</strong>n »Globetrotter <strong>de</strong>s Jahres« o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
nie en<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Strom <strong>de</strong>r Sponsoringanfragen. Es ist<br />
nicht immer einfach, ihn ans Telefon zu kriegen.<br />
Wo sieht <strong>Ditmar</strong> die Unterschie<strong>de</strong> zwischen 1984 und<br />
2008? »Früher war ich meist Alleinunterhalter, heute<br />
steht das Teamwork im Mittelpunkt. Wir arbeiten eng<br />
mit an<strong>de</strong>ren Abteilungen zusammen, beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>m<br />
Einkauf. Die Arbeit am Handbuch ist unglaublich komplex.<br />
Wir haben Redakteure für die Texte, ein großes<br />
Studio mit festen Fotografen im Haus, mehrere Teams<br />
draußen bei <strong>de</strong>n Shootings. Um dabei die Übersicht zu<br />
behalten und im Zeitplan zu bleiben, muss man schon<br />
einen kühlen Kopf bewahren. Die Erfahrung, dass man<br />
mit Schreien nicht weiter kommt, habe ich aber schon<br />
in <strong>de</strong>n frühen Jahre n gemacht«, lacht <strong>Ditmar</strong>.<br />
»Damals ging vieles ganz fix: Thomas Lipke hatte<br />
eine n witzigen Einfall für <strong>de</strong>n Zelt-Aufmacher: ‚My<br />
tent is my castle‘. Wir also ein Hilleberg-Zelt untern<br />
Arm geklemmt, zum Ahrensburger Schloss geflitzt<br />
und dort aufgebaut. Als uns die Polizei verscheuchte,<br />
war das Foto schon im Kasten. Solche Blitzaktionen<br />
wer<strong>de</strong>n bei zunehmen<strong>de</strong>r Größe schwieriger, <strong>de</strong>nnoch<br />
ist das schnelle Umsetzen von I<strong>de</strong>en nach wie<br />
vor eine Stärke von uns.«<br />
Umsätze und Etats haben sich vervielfacht, doch ist<br />
<strong>Ditmar</strong>s Linie dieselbe geblieben. Beim Handbuch setzt<br />
er auf Authentizität, bei Werbung und Marketing auf<br />
eine durchdachte Mischung von Breiten wirkung und<br />
Einzelför<strong>de</strong>rung. Die aktuellen Anzeigen erscheinen<br />
im »Spiegel« ebenso wie im Outdoor-Magaz in o<strong>de</strong>r<br />
im Programm <strong>de</strong>s Deutschen Schauspielhauses. Abgebil<strong>de</strong>t<br />
sind Globetrotter-Mitarbeiter, die ihre Träume<br />
<strong>Bosecke</strong>s Playlist<br />
Die Top 10 aus 40 Jahren<br />
01 Like a rolling stone|Bob<br />
Dylan interpretiert von <strong>de</strong>n<br />
Stones. Hilflos und unterwegs,<br />
Hauptsache nicht zu Hause.<br />
02 Walking on thin ice|Yoko<br />
Ono für John Lennon. Das Wagnis<br />
einer Expedition (Punk pur).<br />
03 Van<strong>de</strong>re|Jan Garbarek.<br />
Der Wind treibt mich.<br />
04 Pure Vernunft darf niemals<br />
siegen|Tocotronic. Wer einmal<br />
<strong>de</strong>n Schrei <strong>de</strong>r Schmetterlinge<br />
gehört hat …<br />
05 Give peace a chance|John<br />
Lennon. Tu es!<br />
06 Silver Bird is heading the<br />
Sun|Terje Rypdal. Am Tage in<br />
<strong>de</strong>n Bergen abgestiegen in Mol<strong>de</strong>,<br />
ich wur<strong>de</strong> 10 Jahre jünger.<br />
07 Tabula Rasa|Arvo Pärt.<br />
Unbegreiflich und leuchtend,<br />
aber so geht es uns, die wir<br />
unterwegs sind.<br />
08 Stars that speak|Willy <strong>de</strong><br />
Ville. Romantik, die wir in<br />
<strong>de</strong>r Natur suchen und an<strong>de</strong>rswo<br />
fin<strong>de</strong>n.<br />
09 Astral weeks|Van Morrisson.<br />
Das ist eine an<strong>de</strong>re Welt, wir<br />
sind im All.<br />
10 Love comes shining over<br />
the mountains|Fonofonier.<br />
Arne Nordheim. Der Horizont<br />
erweitert sich.<br />
Kollege Globetrotter 61<br />
»Wir also ein Hilleberg-<br />
Zelt unter <strong>de</strong>n Arm<br />
geklemmt, zum<br />
Ahrensburger Schloss<br />
geflitzt und aufgebaut.<br />
Als uns die Polizei<br />
verscheuchte, war das<br />
Foto schon im Kasten.«<br />
verwirklichen. »Die Gesichter sind Hingucker und sehr<br />
glaubwürdig, das macht die Kampagne so erfolgreich.«<br />
Zu<strong>de</strong>m för<strong>de</strong>rt Globetrotter Studien- und Umweltschutzprojekte,<br />
Outdoor-Profis wie Michael Martin, Arved Fuchs<br />
und Rüdiger Nehberg, die Kicker von HSV und St. Pauli,<br />
aber auch mal Kultur-Events.<br />
Am langfristigen Erfolg von Globetrotter hat das Marketing<br />
einen nicht unerheblichen Anteil. Hat <strong>Ditmar</strong> <strong>Bosecke</strong><br />
ein Patentrezept? »Von Henry Ford stammt ja <strong>de</strong>r legendäre<br />
Satz, dass die Hälfte seines Werbeetats zum Fenster<br />
hinausgeworfen ist – er wisse nur nicht, welche Hälfte.<br />
Da ist viel Wahres dran. Aber immer nur auf Nummer<br />
siche r gehen, bringt einen nicht weiter. Wichtig ist, dass<br />
man aus Fehlern lernt und seiner Erfahrung vertraut. Bei<br />
Globetrotter arbeiten wir natürlich auch mit Umfragen<br />
und Marktforschung. Aber erstaunlich oft <strong>de</strong>cken sich die<br />
wissenschaftlichen Ergebnisse mit <strong>de</strong>m über viele Jahre<br />
entwickelten Bauchgefühl«, sagt <strong>de</strong>r Marketingleiter.<br />
Der etwas an<strong>de</strong>re Werbechef<br />
Seine Wurzeln in <strong>de</strong>r Umweltschutzbewegung verleugnet<br />
<strong>Ditmar</strong> nicht. Schon früh setzte er bei Globetrotter kompostierbare<br />
Einkaufstüten durch, entwickelte vor einigen<br />
Jahren mit Klaus Denart und <strong>de</strong>m Naturschutzbund NaBu<br />
<strong>de</strong>n Hanse-Umweltpreis und zweigt schon mal ein stattliches<br />
Sümmchen vom Marketingetat ab, um 4-<strong>Seasons</strong><br />
auf klimaneutralem Umweltpapier zu drucken.<br />
Auch wenn die Hippie-Frisur <strong>de</strong>r frühen Jahre längst gestutzt<br />
ist, entspricht <strong>Ditmar</strong> <strong>Bosecke</strong> kaum <strong>de</strong>n gängigen<br />
Vorstellungen vom Marketing-Chef eines Großunternehmens.<br />
Statt in einer Villa wohnt er in einer gemütlichen<br />
Genossenschaftswohnung, statt Anzug trägt er<br />
legere Outdoor-Bekleidung. Und zu seinem anstehen<strong>de</strong>n<br />
60. Geburtstag planen er und seine Frau Elsa nicht etwa<br />
einen Golfurlaub in <strong>de</strong>r Karibik, son<strong>de</strong>rn eine lange Wan<strong>de</strong>rung<br />
durch Wales.<br />
Bleibt man so in <strong>de</strong>r schicken Werbewelt nicht ein Exot?<br />
»Letztlich zählen auch im Business das Fachwissen und<br />
<strong>de</strong>r faire Umgang miteinan<strong>de</strong>r. Es passiert, dass Geschäftspartner<br />
im Anzug zu mir sagen: Wenn ich Sie mir<br />
so anschaue, wür<strong>de</strong> ich auch am liebsten <strong>de</strong>n Schlips<br />
abnehmen.« Was antwortet <strong>Ditmar</strong> <strong>Bosecke</strong>? »Na, dann<br />
machen Sie doch!«<br />
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