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Kayna - Stadt Zeitz

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Die Schnauder schon 400 Jahr<br />

den Müllern ein Gehilfe war,<br />

und der Mühlen mehr als dreißig<br />

trieb das kleine Bächlein fl eißig<br />

unverdrossen, ohne Rast,<br />

von Kölbis bis nach Audigast.<br />

schrieb H. Meyer 1937 in der Illustrierten Beilage zur<br />

Meuselwitzer Zeitung „Die Heimat“.<br />

Eine davon ist die Blumenmühle – oder auch Mühle zu<br />

Blumenau – zwischen Lobas und Würchwitz gelegen.<br />

Schon kurz nachdem ich 1999 nach Lobas gezogen war,<br />

fi el mir ein alter schöner – sich leider in keinem guten<br />

baulichen Zustand befi ndlicher – Vier-Seit-Hof am Ortseingang<br />

von Würchwitz (von Lobas aus kommend) auf.<br />

Etwas abseits von der Straße – ein wahrlich idyllischer<br />

Ort. Das sei die Blumenmühle, erklärten mir Einheimische<br />

auf meine neugierige Frage. Eine Wassermühle so<br />

weit von der Schnauder entfernt? Wie reimt sich denn<br />

das zusammen? Und wie kommt das Schnauderwasser<br />

zur Mühle?<br />

Eine Antwort auf diese Frage fi ndet man, wenn man<br />

einen kleinen Spaziergang von Lobas aus unternimmt<br />

und sich dabei nicht scheut, auch mal abseits von Wegen<br />

durch die Natur zu laufen.<br />

Am „Lien“ bei Lobas 1986. Foto: Gerlach<br />

Schnaudertalnachrichten 02/2012 - Seite 2<br />

Aus unserer Heimat<br />

Die Blumenmühle<br />

Kurz hinter dem ehemals Fahr`schen Gut macht die Straße<br />

nach Würchwitz eine scharfe Linkskurve. Wir verlassen<br />

hier diese Straße und gehen geradeaus den Weg<br />

rechts am Beukert`schen Haus vorbei, überqueren auf<br />

einer kleinen Brücke die Schnauder und gelangen auf<br />

eine Pferdekoppel. Dort muss man schon etwas links im<br />

Unterholz suchen, um das alte Wehr – oder besser gesagt<br />

die großen Sandsteinblöcke, die von ihm übrig geblieben<br />

sind – zu entdecken. Auch den alten Verlauf der Kleinen<br />

Schnauder etwas westlich des heutigen in den 70er<br />

Jahren verlegten Bachbettes kann man hier noch erkennen.<br />

Dieses Wehr, wo früher auch der Krakebach in die<br />

Schnauder mündete, speiste einst eine Abzweigung, den<br />

Blumenauer Mühlgraben. Dessen Verlauf ist heute noch<br />

– wenn er auch infolge der Schnauderverlegung schon<br />

lange trocken liegt – gut zu erkennen. Baumreihen<br />

– meist Eschen – und ein kleiner Trampelpfad erleichtern<br />

die Orientierung. An einigen Stellen erkennt man<br />

noch Reste von Mauerteilen, die das Bachbett nach links<br />

gegen den abfallenden Hang abgestützt hatten. Rechts<br />

sind kleine Laubholzgruppen in die alten Obstplantagen<br />

eingestreut, die sich an den Hängen hinauf zum Pobsen<br />

hinziehen (Pobsen: bewaldeter Höhenzug im Nordosten<br />

von Lobas, dessen Name sich vom slawischen „baba<br />

sina“ ableitet, was so viel wie dunkler Hügel bedeutet).<br />

Der Mühlgraben folgt in einigem Abstand nun der in<br />

einem großen Bogen nach links schwenkenden Kleinen<br />

Schnauder, die immer tiefer unter uns dahinfl ießt. Malerisch<br />

ebenfalls unter uns bleibt der „Lien“, eine von<br />

Bäumen gesäumte Wiese (nach dem altdeutschen Wort<br />

„Lien“ für Leinbaum oder Spitzahorn) zwischen der<br />

Schnauder und dem Mühlgraben. Jenseits der Kleinen<br />

Schnauder kann man das „Niederfeld“ und die Blumenmühlenwiese<br />

mehr erahnen als erkennen. Das letzte<br />

Stück des Mühlgrabens bis zur Mühle ist offensichtlich<br />

irgendwann einmal zugeschüttet worden und man kann<br />

seinen Verlauf hier nur noch erahnen. Aber schließlich<br />

stehen wir oberhalb der Blumenmühle und können von<br />

dort in deren Hof hineinschauen.<br />

Als ich im Jahre 2005 im Zuge von Recherchen zu meinem<br />

Buch „Vom Ort und der Kirchfahrt Lobas“ das erste<br />

Mal hier oben stand, bot das einst so stolze Mühlengut<br />

einen traurigen Anblick. Einst muss der Hof mit seinen<br />

über Bruchsandsteinsockeln errichteten Ziegel-Fachwerk-Gebäuden<br />

(teilweise mit Sandstein-Giebelwänden)<br />

ein wahres Schmuckstück gewesen sein. Mir aber bot<br />

sich ein eher trauriges Bild. Drei große Gebäude stehen<br />

noch und von den restlichen noch die sandsteinernen<br />

Umfassungsmauern. Aber Putz fällt von den Wänden,<br />

wahllos sind völlig unpassende Türen eingesetzt, überwiegend<br />

kahle Fensterscheiben; nur vereinzelt künden<br />

schäbige Gardinen davon, dass hier doch wohl noch<br />

Leute wohnen.

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