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DAS ECHO - Ferrostaal

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<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong><br />

<strong>DAS</strong> MAGAZIN DER MAN FERROSTAAL GRUPPE<br />

AUGUST 2007<br />

SPANIEN<br />

Neues Solarkraftwerk im Testbetrieb<br />

TRINIDAD<br />

Rekordinvestition in der Petrochemie<br />

VENEZUELA<br />

Mehr Power für die Energieversorung


Methanolanlage auf Trinidad<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

EDITORIAL<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

der wissenschaftliche Beirat der Deutschen Bundesregierung<br />

schätzt, dass der weltweite Energiebedarf bis zum<br />

Ende des Jahrhunderts hauptsächlich mit Solarkraftwerken<br />

gedeckt werden wird. Solarstrom: ein Zukunftsmarkt. In<br />

dieser Wachstumsbranche bringen wir uns derzeit mit<br />

Schlüsselprojekten in die Pole Position. Ebenso wie in den<br />

Märkten für Biokraftstoffe und für Petrochemie: Wir gehen<br />

enge Partnerschaften mit Technologiegebern ein und schaffen<br />

durch unsere Leistungen Mehrwert für unsere Kunden.<br />

Bestens bekannt ist unsere Stärke bei Methanolanlagen, die<br />

wir zusammen mit langjährigen Partnern errichten. Methanol<br />

ist nicht nur ein chemischer Grundstoff, sondern<br />

auch ein Energieträger der Zukunft. Ergänzen können wir<br />

diese Stärke mittlerweile durch zwei Großprojekte für die<br />

Produktion von Düngemitteln. Diese spielen eine außerordentlich<br />

wichtige Rolle, um die weltweit steigende Nachfrage<br />

nach Nahrungsmitteln decken zu können.<br />

Diese Projekte verdeutlichen exemplarisch unsere Fokussierung<br />

auf Energie, Kraftstoffe und Petrochemie, die wir<br />

in unserer Sparte „Projects“ vor einiger Zeit begonnen haben.<br />

Als Generalunternehmer mit einer ausgeprägten Stärke<br />

im Project-Development entwickeln und realisieren wir<br />

Großanlagen. Dabei stärken wir im Interesse unserer Kunden<br />

unsere technologische Kompetenz. Aktuelle Beispiele<br />

dafür sind ein Joint Venture mit Solar Millennium, die<br />

Übernahme von Anteilen der Solar Power Group und die<br />

Übernahme von Eurotecnica: allesamt Technologieführer<br />

in ihren Bereichen. Gleichzeitig verstärken wir permanent<br />

Dr.-Ing. Wolfgang Knothe, Mitglied des Vorstands MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

unsere Abwicklungskompetenz. Nicht nur indem unsere<br />

eigenen Mitarbeiter gezielt ihr Wissen und ihre Fähigkeiten<br />

ausbauen, sondern auch indem wir extern wachsen. So<br />

haben wir vor kurzem Koch de Portugal übernommen, einen<br />

ausgewiesenen Spezialisten im EPC-Geschäft für den<br />

Kraftwerksbau. Alle diese strategischen Schritte erhöhen<br />

unseren Wertbeitrag in unseren Projekten und sichern uns<br />

langfristig einen Wettbewerbsvorteil.<br />

Bei aller Fokussierung auf Zukunftstechnologien vernachlässigen<br />

wir nicht unser klassisches Geschäft. Auch hier<br />

steht das Thema Energie im Vordergrund. Aktuelle Beispiele<br />

für Kraftwerksprojekte und Kompressorstationen finden<br />

Sie in diesem Heft. Im klassischen Geschäft konzentrieren<br />

wir uns auf Projekte in „unseren“ Ländern wie beispielsweise<br />

Venezuela oder der Middle East North Africa (MENA) Region.<br />

Diese Länder gelten anderen als schwierige Märkte.<br />

Hier können wir vor allem mit exzellenten Kundenkontakten<br />

und mit professionellem Projektmanagement punkten.<br />

Mit unserer Stärke in diesen Ländern wollen wir auch die<br />

anderen Konzerngesellschaften bei ihrer Internationalisierung<br />

unterstützen. Deshalb übernehmen wir derzeit die<br />

Führung bei der Gründung einer Reihe von MAN Häusern,<br />

die das Geschäft aller MAN Teilkonzerne bündeln.<br />

Viel Spaß beim Lesen dieses Echos, das zu allen diesen Themen<br />

interessante Beiträge enthält.<br />

Ihr Wolfgang Knothe<br />

3


4 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

5<br />

INHALT<br />

24 14 22<br />

24<br />

38<br />

38<br />

PROJECTS<br />

TRINIDAD: Rekordinvestition in der<br />

Petrochemie<br />

Auf der Karibikinsel entsteht ein neuer Anlagenkomplex<br />

zur Herstellung von Düngemitteln und<br />

Melamin. Sieben Einzelanlagen und ein Investitionsvolumen<br />

von 1,5 Milliarden US-Dollar bedeuten<br />

die bisher größte rein private Einzelinvestition<br />

auf der Insel.<br />

PROJECTS<br />

SPANIEN: Neues Solarkraftwerk im Testbetrieb<br />

Auf der Plataforma de Solar in Almería startete im<br />

Juli ein neues Solarkraftwerk den Testbetrieb. Die<br />

innovative Technologie verspricht hohe Wirtschaftlichkeit<br />

und soll in zwei Jahren marktreif sein.<br />

6<br />

14<br />

18<br />

20<br />

22<br />

MELDUNGEN<br />

Rund um den Globus: Projektneuigkeiten aus dem<br />

Leistungsspektrum<br />

FORUM<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> übernimmt Anlagenbauer<br />

Koch de Portugal<br />

Verstärkung der Kompetenzen im Kraftwerksbau, vor<br />

allem bei den boomenden Renewables<br />

DREHSCHEIBE MAN<br />

One Face to the Market<br />

Global denken – lokal handeln: Die Internationalisierungsstrategie<br />

der MAN Gruppe vereint die Teilkonzerne<br />

an vielen Orten der Welt unter einem Dach.<br />

„Wir haben einen guten Ruf in der Region“<br />

Das MAN Haus Dubai – von hier aus werden 16<br />

wichtige Länder bedient.<br />

Mehr als hundert Jahre MAN Tradition in China<br />

Zentrale Anlaufstelle in einem schnell wachsenden<br />

Markt: das MAN Haus in Peking.<br />

50 54<br />

58<br />

18 56<br />

44<br />

46<br />

48<br />

50<br />

54<br />

56<br />

PROJECTS<br />

Experteninterview<br />

Prof. Robert Pitz-Paal, Leiter Solarforschung des<br />

Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, über<br />

wirtschaftlichen Sonnenstrom und Stromimporte<br />

aus Afrika<br />

Solarmillennium und MAN <strong>Ferrostaal</strong> gründen<br />

Joint Venture<br />

Beide Unternehmen bündeln ihre Kräfte zum Bau solarthermischer<br />

Großkraftwerke mit dem Ziel, weltweit<br />

der führende Anbieter in diesem Bereich zu werden.<br />

Beteiligung an Solar Power Group<br />

Weitere strategische Allianz im Bereich Solarenergie:<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> übernimmt 25 Prozent der Geschäftsanteile.<br />

„Ein Meilenstein im venezolanischen Energiesektor“<br />

Staatsoberhaupt Hugo Chávez eröffnet das von<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> erweiterte Gas- und Dampfturbinen-<br />

Kraftwerk Termozulia I.<br />

SERVICES<br />

Rekordverkäufe im Metallverarbeitungsbereich<br />

Erfolge in Brasilien, Pakistan und China<br />

Gaspipeline für LUOC in Usbekistan<br />

Der zukünftige Reichtum des Landes liegt im Öl- und<br />

Gasgeschäft.<br />

64<br />

58<br />

62<br />

64<br />

66<br />

3<br />

4<br />

68<br />

71<br />

„Marktführerschaft durch Qualitätsführerschaft“<br />

Dr. Ralf Becker, Geschäftsführer der MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

Automotive, über wesentliche Erfolgsfaktoren und Zukunftsmärkte<br />

LAND UND LEUTE<br />

Leben und Arbeiten in fremden Kulturen<br />

Ein Porträt des Geschäftsführers der<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> Perú Reinhard Hönsch<br />

Mit Beethoven gegen soziale Not<br />

In Venezuela werden seit 30 Jahren Kinder aus<br />

armen Familien kostenlos zu Orchestermusikern<br />

ausgebildet.<br />

„Man muss Kunden und Mitarbeiter fair<br />

behandeln“<br />

Vorgestellt: Bernd Ahlmann, Leiter der Business Unit<br />

Equipment Solutions<br />

STANDARDS<br />

Editorial<br />

Inhalt<br />

Messekalender<br />

Impressum<br />

62


6 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

MELDUNGEN<br />

Argentiniens Marine setzt auf MAN Technologie<br />

Eisenbahn-Krane für Indonesien<br />

Im Rahmen des von der Kreditanstalt<br />

für Wiederaufbau finanzierten „Sektorenprogramms<br />

Eisenbahn“ lieferte die<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG zwischen 2004<br />

und 2005 rund 54 430 Meter Schienen<br />

und zwei Eisenbahnkrane der Marke<br />

KIROW an das indonesische Transportministerium.<br />

Nach Ablauf einer zweijährigen<br />

Gewährleistungsperiode über-<br />

gab das Unternehmen die Krane An-<br />

fang 2007 endgültig an den Auftraggeber<br />

in Jakarta. Seit ihrer Lieferung im<br />

Jahr 2005 wurden die Krane immer<br />

wieder von der indonesischen Staatsbahn<br />

für die Instandhaltung des Gleisnetzes,<br />

aber auch für Bergungs-<br />

arbeiten nach Eisenbahnunglücken<br />

eingesetzt. Dank der Krane lässt sich<br />

die Dauer von Gleis-, Umbau-, und Bergungsarbeiten<br />

auf den zumeist noch<br />

Argentinisches Schulschiff<br />

mit neuem Antriebssystem<br />

Bereits achtmal gewann die „A.R.A. Libertad“ die Boston<br />

Teapot Trophy. Das Segelschulschiff der argentinischen<br />

Marine stellte außerdem 1996 einen bis heute gültigen<br />

Geschwindigkeitsrekord für die Transatlantik-Überfahrt<br />

zwischen Cape Race (Kanada) und Dursey Island (Irland)<br />

auf. Damit die Fregatte auch bei Flaute noch flott unterwegs<br />

ist, hat MAN Diesel sie mit einem komplett neuen<br />

Antriebssystem ausgestattet. Dieses beinhaltet neben dem<br />

Kontrollsystem, der Schiffsschraube und einem Stromgenerator<br />

auch zwei neue Dieselmotoren. Den Vertrag über<br />

die Lieferung unterzeichnete MAN <strong>Ferrostaal</strong> 2004 mit der<br />

argentinischen Marine. Die beiden L23/30-A-Motoren wurden<br />

Ende 2006 übergeben. Sie überzeugen durch eine Leistung<br />

von jeweils 960 Kilowatt, sind sehr zuverlässig und<br />

leicht instand zu halten. Die argentinische Marine entschied<br />

sich für das MAN System aufgrund der außergewöhnlichen<br />

Eigenschaften der Maschinen, welche sich besonders<br />

gut für Segelschiffe eignen. Ähnliche Maschinen<br />

werden auf den Segelschulschiffen der chilenischen und<br />

kolumbianischen Marine genutzt. Mit den neuen Motoren<br />

kann die Libertad eine Geschwindigkeit von beinahe 14<br />

Knoten erreichen.<br />

eingleisigen Strecken in Indonesien<br />

stark verkürzen. So kann der Zugbetrieb<br />

in der Regel bald wieder aufgenommen<br />

werden.<br />

Das „Sektorenprogramm Eisenbahn“<br />

leistet einen wichtigen Beitrag zur<br />

wirtschaftlichen Erholung des Landes,<br />

da es die Mobilität von Menschen und<br />

Technik sicherstellt.<br />

Ausbau der<br />

Kroatischen Eisenbahn<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> unterstützt die Republik<br />

Kroatien beim Ausbau des pan-<br />

europäischen Eisenbahnnetzes als Beitrag<br />

zur Entwicklung der kroatischen<br />

Infrastruktur und damit zur Grundlage<br />

wirtschaftlichen Wachstums in<br />

Südosteuropa. Durch die Vermittlung<br />

von MAN <strong>Ferrostaal</strong> finanziert die Kreditanstalt<br />

für Wiederaufbau (KfW) in<br />

Frankfurt die Modernisierung der kroatischen<br />

Eisenbahn auf der Strecke<br />

zwischen Zagreb und Split. Die KfW<br />

hat dem kroatischen Staat zum Ausbau<br />

seines Eisenbahnnetzes seit 2003<br />

Finanzkredite im Gesamtwert von circa<br />

180 Millionen Euro gewährt.<br />

Ein Großteil dieser Kredite für die Modernisierung<br />

der Strecke zwischen Ostarije<br />

und Split, der sogenannten<br />

„Lika-Line“, war an Lieferungen der<br />

Strom für Leticia<br />

Trieste<br />

Im äußersten Süden Kolumbiens, umgeben von Regenwald,<br />

liegt Leticia, eine Stadt mit 28 000 Einwohnern. Aufgrund<br />

ihrer exponierten Lage gestaltet sich die Energieversorgung<br />

schwierig. Abhilfe soll jetzt ein neuer Generator von<br />

MAN Diesel schaffen. Der Motor kommt auf eine Leistung<br />

von 3 122 Kilowatt, die er an einen Generator abgibt. Den<br />

Transport vom dänischen Frederikshavn über den Atlantik<br />

und anschließend durch den Amazonas organisierte<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong>. Im April erreichte die Maschine schließlich<br />

Leticia und soll nun im dortigen Kraftwerk durch Spezialisten<br />

von MAN Diesel installiert werden.<br />

Ljubljana<br />

Adria<br />

Oštarije<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> gebunden. Im Gesamt-<br />

rahmen von 130 Millionen Euro, aufgeteilt<br />

auf drei einzelne Lieferphasen,<br />

hat MAN <strong>Ferrostaal</strong> mit der Kroatischen<br />

Eisenbahn Verträge über Lieferungen<br />

von Oberbaumaterial, signaltechnischen<br />

Einrichtungen und weiteren<br />

Investitionsgütern geschlossen.<br />

Die ersten beiden Lieferphasen über<br />

Zagreb<br />

Split<br />

KROATIEN<br />

40 Millionen Euro und 60 Millionen<br />

Euro wurden zwischenzeitlich erfolgreich<br />

abgewickelt. Die dritte und letzte<br />

Lieferphase über 30 Millionen Euro<br />

konnte Anfang Februar 2007 in Kraft<br />

gesetzt werden. Die Abwicklung dieser<br />

Phase wird circa 18 Monate dauern.<br />

7<br />

Sarajevo


8 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

9<br />

MELDUNGEN<br />

Deutschlands stärkster Schlepper<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> hat als Generalunternehmer Verträge<br />

über den Neubau einer Serie von Hochseeschleppern<br />

abgeschlossen, die bei der Mützelfeldtwerft GmbH in Cuxhaven<br />

gebaut werden. Die Neubauten werden sowohl im<br />

Offshorebereich für Verschleppungen von Ölplattformen<br />

als auch zum anchorhandling eingesetzt. Im April wurde<br />

die „Taurus“ in Cuxhaven getauft, an die Einschiffsgesellschaft<br />

Harms Offshore AHT „Taurus“ GmbH & Co. KG übergeben<br />

und in Dienst gestellt. Wenig später trat die Taurus<br />

in Aberdeen die Charter bei BP in der Nordsee an. Das<br />

58 Meter lange und 14 Meter breite Schiff verfügt über eine<br />

Auf der richtigen Wellenlänge<br />

Chile modernisiert seine Flotte. Zwischen<br />

2006 und 2008 sollen sieben<br />

gebrauchte Fregatten niederländischer<br />

und britischer Herkunft in Dienst<br />

gestellt werden. Um die Schiffe von<br />

Land aus mit dem nötigen Strom zu<br />

versorgen, sind einige Anpassungen<br />

nötig. Die vier Schiffe der Typen Karel<br />

Doormann und Jacob van Heemskerck<br />

sowie die drei britischen Schiffe vom<br />

Typ 23, verfügen über Generatoren mit<br />

einer Frequenz von 60 Hertz. Das chilenische<br />

Stromnetz dagegen wird mit<br />

50 Hertz gespeist. Folglich mussten die<br />

Fregatten bisher auch in ihren Basen<br />

über die Bordgeneratoren versorgt werden,<br />

was einen hohen Dieselverbrauch<br />

und enorme Kosten verursachte. Ein<br />

modernes System mit rotierenden Frequenzumformern<br />

soll zu niedrigen<br />

Brennstoffkapazität von 1 000 Tonnen Schweröl. Mit einem<br />

Trossenzug von 219 Tonnen ist die Taurus zurzeit der stärkste<br />

deutsche Schlepper. Der Hauptantrieb besteht aus zwei<br />

MAN Dieselmotoren des Typs 14V32/40 mit einer Gesamtleistung<br />

von 14 000 Kilowatt. Die Verstellpropelleranlage<br />

stammt ebenfalls von MAN Diesel. Mit den Schiffen „Janus“<br />

und „Ursus“ folgen in diesem Jahr zwei weitere Schlepper<br />

mit jeweils 220 Tonnen Trossenzug. 2008 sollen zwei noch<br />

stärkere Schlepper, die „Uranus“ und die „Orcus“, mit jeweils<br />

280 Tonnen Trossenzug an die entsprechenden Einschiffsgesellschaften<br />

geliefert werden.<br />

Kosten führen. Das Projekt wird von<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> Chile in Zusammenarbeit<br />

mit der deutschen Firma Piller Power<br />

Systems und der chilenischen<br />

Emelta S.A. durchgeführt. Zwei Umformer<br />

sind bereits in der Marinebasis von<br />

Valparaiso in Betrieb. In der Marinebasis<br />

Talcahuano soll Ende 2007 ein weiterer<br />

Umformer mit 1 250 Kilovoltamper<br />

angeschlossen werden.<br />

In Lateinamerika werden jährlich etwa fünf Millionen Tonnen Düngemittel verbraucht.<br />

Neuer Finanzvorstand<br />

Die MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG hat seit Januar 2007 ein neues Vorstandsmitglied.<br />

Michael Beck ersetzt den in den Ruhestand<br />

gegangenen Jens Gesinn. Der 43-jährige Diplomkaufmann<br />

Beck, der zuvor in verschiedenen führenden Positionen bei<br />

MAN Nutzfahrzeuge tätig war, ist verantwortlich für den Bereich<br />

Finance, Accounting, Controlling, Tax und IT.<br />

Großauftrag in<br />

Venezuela<br />

Die venezolanische Regierung<br />

möchte ihr Land zu einem der<br />

führenden Düngemittelproduzenten<br />

Lateinamerikas machen. Aus diesem<br />

Grund soll eine von der staatlichen Gesellschaft<br />

PEQUIVEN betriebene alte<br />

Düngemittelfabrik in der Karibikstadt<br />

Morón durch eine moderne und effiziente<br />

Anlage ersetzt werden. Bei der<br />

öffentlichen Ausschreibung des Projekts<br />

setzte sich das Konsortium<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong>, Toyo Engineering und<br />

VEC gegen eine Reihe von Mitbewerbern<br />

durch und erhielt den Zuschlag.<br />

Der Auftragswert liegt bei einer<br />

Milliarde Euro. Der Lieferanteil der<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> besteht aus der Errichtung<br />

der zum Komplex gehörenden<br />

Ammoniakanlage. In diesem Bereich<br />

verfügt das Unternehmen bereits<br />

durch den Bau der Ammoniakanlagen<br />

auf Trinidad über tiefgreifendes Knowhow<br />

und viel Erfahrung. Ein ausführlicher<br />

Bericht über dieses petrochemische<br />

Projekt folgt in der nächsten Ausgabe<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong>.


10 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

11<br />

MELDUNGEN<br />

Die Industriehäfen der Niederlande sind Hot Spots in der Weltwirtschaft.<br />

Biodieselanlage in Amsterdam<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> baut für die J&S<br />

Bio Energy B.V. eine Biodieselanlage<br />

mit einer Jahreskapazität von<br />

200 000 Tonnen im Hafen von Amsterdam.<br />

Der Prozess basiert auf dem<br />

international bekannten „Connemann-<br />

Verfahren“ für das MAN <strong>Ferrostaal</strong> die<br />

weltweiten Patentrechte besitzt. Bei<br />

diesem Anwendungsprozess wird<br />

pflanzliches Öl in Fettsäuremethylester<br />

umgewandelt und das Endprodukt<br />

Biodiesel erfüllt die europäische<br />

Qualitätsnorm EN 14214. Das „Connemann-Verfahren“<br />

ist eine in der Praxis<br />

seit vielen Jahren erprobte Technologie,<br />

die sich durch gute Produktqualität,<br />

günstigen Verbrauch und hohe<br />

Zuverlässigkeit auszeichnet. Die in<br />

Utrecht/Niederlande ansässige J&S<br />

Bio Energy B.V. ist eine Tochtergesellschaft<br />

der internationalen Öl- und<br />

Gasunternehmensgruppe J&S Energy<br />

S.A. in Warschau/Polen.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> tritt für den Liefer-<br />

und Montageteil als Generalunternehmer<br />

auf. Die Anlage soll im Juli<br />

2008 fertiggestellt werden und ist für<br />

eine Kapazität von 600 Tonnen pro<br />

Tag ausgelegt. Das Vorhaben stellt<br />

eine Gesamtinvestition in Höhe von<br />

42 Millionen Euro dar. Zeitgleich befindet<br />

sich für den polnischen Kunden<br />

Lotos Biopaliwa eine Biodieselanlage<br />

mit einer Jahreskapazität von<br />

100 000 Tonnen im Bau. Die Anlage<br />

wird auf dem Gelände von Lotos Biopaliwa<br />

in Czechowice/Polen errichtet.<br />

Die Fertigstellung ist für das 2. Quartal<br />

2008 geplant. Das Gesamtinvestionsvolumen<br />

beläuft sich auf 25 Millionen<br />

Euro.<br />

340 000<br />

2000<br />

450 000<br />

2001<br />

800 000<br />

550 000<br />

2002<br />

1 200 000<br />

2003<br />

1 800 000<br />

2004<br />

Biodiesel-Absatz in Deutschland (in t)<br />

Quelle: Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen<br />

e.V. (UFOP)<br />

2005<br />

Syrische Kraftwerke „atmen“ mit dem Know-how von MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

Im Oktober 2004 erhielt MAN <strong>Ferrostaal</strong> vom Konsortium<br />

Koch/Siemens den Auftrag für die Klimatisierung<br />

und Entrauchung von zwei Kraftwerken im syrischen Zayzoun<br />

und Nasserieh. Betreiber der Kraftwerke ist das „Public<br />

Establishment of Electricity for Generation and Transmission“,<br />

Syriens Stromerzeugungs- und Stromübertragungsgesellschaft.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> konnte ihre Kompetenzen im Kraftwerksbau<br />

voll einsetzen. Planung und Umsetzung von heizungs-,<br />

lüftungs- und kältetechnischen Systemen verliefen reibungslos.<br />

Das Projekt wurde im April 2007 schlüsselfertig<br />

übergeben. Der Auftragswert belief sich auf 3,7 Millionen<br />

Euro.<br />

Der steigende Energiebedarf Syriens macht den Neubau<br />

mehrerer Gas- und Dampfkraftwerke (GuD) erforderlich.<br />

GuD-Kraftwerke verfügen über einen außerordentlich hohen<br />

Wirkungsgrad. Sie zeichnen sich durch niedrige Investitionen<br />

und CO 2 -Emissionen aus. Die zwei Kraftwerke waren<br />

von „open“ auf „combined cycle“ erweitert worden. Gas-<br />

und Dampfturbinenprozesse sind nun miteinander kombiniert.<br />

Die Erweiterung der Kraftwerke machte auch den Bau neuer<br />

Funktionsgebäude notwendig. Die Arbeit von MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> umfasste deshalb sowohl die mechanische als<br />

auch die natürliche Be- und Entlüftung von Technikgebäuden,<br />

die Klimatisierung von Gebäuden und Räumen für<br />

Schaltanlagen, Verwaltung, Lager- und Werkstätten. Der<br />

Auftrag beinhaltete auch die natürliche Entrauchung für<br />

Technikgebäude sowie die mechanische Entrauchung für<br />

alle anderen Bereiche.<br />

Das Heating Ventilation & Air Conditioning-Konzept sowie<br />

die Entrauchung sind mit einer Mess-, Steuer- und Regeleinheit<br />

verbunden, die MAN <strong>Ferrostaal</strong> ebenfalls lieferte.<br />

Sie ist in die Gebäudeleittechnik integriert. Nur die sicheren<br />

Abläufe von Klimatisierungs- und Entrauchungspro-<br />

Das Maschinenhausdach mit 4 x 135 000 m 3 /h Zuluftanlagen sowie den<br />

Windleitflächenlüftern für Erwärmung und Entrauchung<br />

zessen garantieren eine reibungslose Funktion der Anlage<br />

– und somit ihre Wirtschaftlichkeit.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> überzeugte mit einer kompletten und integrierten<br />

Lösung. Das Know-how der Mitarbeiter und die<br />

Flexibilität des Unternehmens ermöglichte darüber hinaus<br />

die Einhaltung eines äußerst knappen Zeitplans. Die ersten<br />

Lieferungen erfolgten im Dezember 2005, die Fertigstellung<br />

war fristgerecht im April 2007.<br />

Im März 2007 hat MAN <strong>Ferrostaal</strong> von der Siemens Power<br />

Generation in Wien einen weiteren Auftrag erhalten: die<br />

Klimatisierung eines dritten Kraftwerkes in Syrien.


12 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

13<br />

MELDUNGEN<br />

Bau einer Kompressorstation in Thailand<br />

Sobald ein neues Fördergebiet für fossile Brennstoffe gefunden<br />

ist, stellt sich die Frage: Wie kommt das Gas zu<br />

den Verbrauchern – und zwar ebenso schnell wie bedarfsgerecht?<br />

Vor diesem Hintergrund beauftragte die zum Teil<br />

staatliche thailändische Öl- und Gasgesellschaft PTT Public<br />

Company Ltd. MAN <strong>Ferrostaal</strong> mit der Errichtung einer Kompressorstation<br />

in Map Tha Put. Gasturbinen-Kompressoren<br />

sollen Versorgungsengpässe vermeiden; sie haben vor allem<br />

Speicherfunktion.<br />

Termingerechte Fertigstellung der Kompressorstation in Map Tha Put<br />

Die neue Kompressorstation ist Teil des Third Transmission<br />

Pipeline Projects, bei dem zwei neu erschlossene Offshore-<br />

Gasfelder vor der Küste Thailands durch Pipelines mit den<br />

Onshore-Verbrauchern verbunden werden. Nur rund 18 Monate<br />

blieben den Experten der MAN <strong>Ferrostaal</strong> vom Inkrafttreten<br />

des Vertrages bis zur mechanischen Fertigstellung der<br />

Anlage im Dezember 2006.<br />

Gegenstand des Vertrages waren Ingenieurleistungen und<br />

die Lieferung der Ausrüstungen. Hinzu kamen technische<br />

Dokumentation sowie das Durchführen von Bau-, Montage-<br />

und Inbetriebnahmeleistungen. Über ihre eigens für das Projekt<br />

gegründete „Bangkok Branch“ trat MAN <strong>Ferrostaal</strong> gemeinsam<br />

mit der lokalen Baufirma IBC als offenes Konsortium<br />

auf. Dabei entfielen 85 Prozent der gesamtschuldnerischen<br />

Haftung auf MAN <strong>Ferrostaal</strong> und 15 Prozent auf IBC.<br />

Die vertraglichen Verpflichtungen des Konsortialpartners IBC<br />

beinhalteten Bau- und Montagearbeiten sowie die Abrechnung<br />

mit dem Kunden. Die anlagenspezifischen Ingenieursleistungen<br />

erbrachte die in Bangkok ansässige Firma Worley<br />

Parsons Ltd. unter der Projektleitung von MAN <strong>Ferrostaal</strong>.<br />

Um einen reibungslosen Ablauf des Zeitplans zu garantieren,<br />

wurde die MAN <strong>Ferrostaal</strong> Project Task Force vollständig<br />

in Thailand stationiert. Sie wechselte immer zu den jeweiligen<br />

Hot Spots des Projektes, also nach Bangkok und später<br />

nach Map Tha Put. So gelang dem Unternehmen und IBC die<br />

punktgenaue Einhaltung des Termins für die mechanische<br />

Fertigstellung. Nach einem anschließenden Leistungstest im<br />

30-tägigen Dauerbetrieb nahm der Kunde die Kompressorstation<br />

komplett ab.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist optimistisch, dass aufgrund der erbrachten<br />

Leistungen und der anspruchsvollen konstruktiven Zusammenarbeit<br />

mit dem Kunden PPT eine gute Basis für weitere<br />

gemeinsame Projekte in Thailand geschaffen wurde.<br />

Technische Daten<br />

Durchsatz: 1 200 MMSCFD<br />

Gaseingangsdruck/-temperatur: 42 bar(g) bei +35 °C<br />

Gasausgangsdruck/-temperatur: 86 bar(g) bei < +52 °C<br />

Turbinen/Kompressoren: 3 x 21 MW Gasturbinen RB211<br />

6562 DLE (Rolls-Royce) mit RB45<br />

Zentrifugal-Kompressoren (MAN<br />

TURBO); Turbinen werden mit Gas<br />

aus Import-Pipeline betrieben<br />

Design: 3 Kompressoren (2 in Betrieb,<br />

1 in Stand-by) mit saugseitigen<br />

Gasfiltern und druckseitigen Gaskühlern<br />

sowie separatem Fackelsystem<br />

Energieversorgung: Transformator in bestehender Substation<br />

plus Dieselgenerator für<br />

Notstrom<br />

Kontrollsystem: Digital Control System (DCS)<br />

und Electro Static Discharge (ESD)<br />

mit lokaler Bedienung und Fernsteuerung<br />

vom Kontrollraum<br />

Saubere Luft für eine strahlenfreie Zukunft<br />

Wer Atomkraftwerke still legen<br />

will, sieht sich für lange Zeit mit<br />

einem schwierigen Erbe konfrontiert.<br />

Nach einer Laufzeit von 21 Jahren wurde<br />

der Versuchsreaktor Jülich, einer der<br />

ersten Atomreaktoren Deutschlands,<br />

im Jahr 1988 endgültig abgeschaltet.<br />

Seither erfolgt der schrittweise Rückbau<br />

des Reaktorgeländes zur „Grünen<br />

Wiese“. Eine zentrale Rolle spielt dabei<br />

die eigens gebaute Materialschleuse<br />

am Reaktorgebäude. Sie dient dem sicheren<br />

Einschluss radioaktiv kontaminierter<br />

Anlagenteile, die in der Schleuse<br />

versiegelt werden. Das Lüftungssystem<br />

der Schleuse muss dabei immer<br />

wieder den Fortschritten des Rückbaus<br />

angepasst werden.<br />

Ende 2004 erhielt MAN <strong>Ferrostaal</strong> von<br />

der Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktor<br />

Jülich den Auftrag zum Bau neuer<br />

lufttechnischer Anlagen und eines<br />

Abluftkamins mit Aktivitätsüberwachung.<br />

Der Auftragswert belief sich auf<br />

rund 2,5 Millionen Euro. Die Anlagen<br />

wurden termingerecht Ende 2006 an<br />

den Betreiber übergeben.<br />

Die Aufstellung der neuen Be- und Entlüftungsanlagen<br />

erfolgte innerhalb der<br />

Materialschleuse. Hierzu wurde die<br />

Abluft der neuen Lüftungsanlage über<br />

parallele Filtereinheiten mit Vor- und<br />

Schwebstofffilter mit der Abluft der<br />

verbliebenen Anlage zusammengefasst.<br />

Sie entweicht nun über einen neu<br />

errichteten 65 Meter hohen Abluftkamin<br />

in die Atmosphäre.<br />

Bioschild und Wasserhochbehälter; Materialschleuse mit Abluftkamin<br />

Der Kamin selbst verfügt über eine integrierte<br />

Aktivitätsüberwachung. Sie<br />

ermöglicht die isokinetische Probenentnahme<br />

und kann auch zur Messung<br />

des Volumenstromes sowie zur kontinuierlichen<br />

und bilanzierenden Überwachung<br />

der Abluft auf radioaktive<br />

Teilchen wie etwa Tritium oder C14 eingesetzt<br />

werden.<br />

Die Neuinstallation der kompletten<br />

Mess-, Steuer- und Regelungstechnik<br />

für die lufttechnischen Anlagen erfolgte<br />

ebenfalls durch MAN <strong>Ferrostaal</strong>. Das<br />

Unternehmen führte alle Arbeiten vor<br />

Ort ausschließlich mit Personen durch,<br />

die über eine besondere Ausbildung im<br />

Bereich Strahlenschutz verfügen.


14<br />

FORUM<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> übernimmt<br />

Anlagenbauer Koch de Portugal<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

Wer im internationalen Wettbewerb bestehen will, muss darauf achten,<br />

seine Kompetenzen beständig zu ergänzen und für gesundes Wachstum zu<br />

sorgen. Mit dem Kauf des renommierten Anlagenbauers Koch de Portugal<br />

Lda. gelang es, nicht nur die Kompetenzen der MAN <strong>Ferrostaal</strong> in der Sparte<br />

Projects zu stärken, auch Koch de Portugal profitiert als neues Mitglied der<br />

MAN Gruppe. Mehrheitsgesellschafter des Unternehmens war bis dahin,<br />

neben zwei anderen Eigentümern, die Koch Transporttechnik GmbH. Der<br />

Kaufvertrag wurde am 26. März 2007 unterzeichnet.<br />

Koch de Portugal gilt seit über 25 Jahren als Knowhow-Träger<br />

im Kraftwerksbau und hat einen ausgezeichneten<br />

Ruf in der Branche. Die rund 130 Mitarbeiter<br />

des Unternehmens mit Sitz in Lissabon und einer Niederlassung<br />

in Saarlouis sind auf die Projektierung und Abwicklung<br />

von industriellen Großprojekten spezialisiert.<br />

Koch de Portugal setzt dabei sowohl auf konventionelle als<br />

auch auf alternative Technologien. Gebaut werden Diesel-,<br />

Gas- und Dampfkraftwerke, solarthermische Kraftwerke sowie<br />

Anlagen für petrochemische Produkte und zur Herstellung<br />

von Biokraftstoffen.<br />

Gerade in den letzten drei Bereichen, vor allem bei den boomenden<br />

Renewables, wollen die Portugiesen von der Zusammenarbeit<br />

mit MAN <strong>Ferrostaal</strong> profitieren. Koch de Portugal<br />

bietet zum Beispiel Engineering- und Bau-Leistungen,<br />

die Lieferung von Abhitzekesseln sowie diversen Haupt-<br />

und Nebenanlagen und sorgt für Montagen und Inbetriebnahmen.<br />

Das Unternehmen ist als hochprofessioneller EPC-<br />

Kontraktor bekannt. Wie MAN <strong>Ferrostaal</strong> arbeitet Koch de<br />

Portugal in internationalen Konsortien und beteiligt sich<br />

zum Teil auch selbst an der Finanzierung von Projekten.<br />

Synergien in der Arbeitsweise beider Unternehmen sind offensichtlich.<br />

Sie sollen künftig bei der Akquise und Durchführung<br />

von Projekten genutzt werden.<br />

Die Geschäftsführer von Koch de Portugal, Lothar R. Somborn,<br />

Dieter W. Frank und Jean Claude Hecht, berichten<br />

direkt an den Vorstand der MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG. Die Zu-<br />

sammenarbeit mit den einzelnen Business Units der<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> erfolgt je nach Bedarf innerhalb der verschiedenen<br />

Projekte. Ein Schwerpunkt soll etwa auf dem Bau<br />

von solarthermischen Kraftwerken liegen; im spanischen<br />

Almería hat MAN <strong>Ferrostaal</strong> derzeit mit Partnern eine erste<br />

Demonstrationsanlage gebaut, die auf Basis der kostengünstigen<br />

Fresnel-Technologie arbeitet. Bei künftigen Projekten<br />

kann der Essener Konzern nun auf die Unterstützung<br />

von Koch de Portugal zurückgreifen.<br />

15


16<br />

FORUM<br />

Hier ist Koch de Portugal stark: Nigeria, Iran, Jordanien, Mauretanien,<br />

Syrien, Brasilien, Argentinien, Venezuela, Thailand, Malaysia.<br />

Der Zusammengang mit MAN <strong>Ferrostaal</strong> bietet Koch de Portugal<br />

nicht nur inhaltlich, sondern auch geografisch eine Erweiterung<br />

der Perspektiven. Bislang führte die legendäre<br />

portugiesische Entdeckermentalität das Unternehmen nach<br />

Nigeria, Jordanien, Mauretanien und Syrien. Darüber hinaus<br />

verfügt Koch de Portugal auch über Erfahrungen in Brasilien,<br />

Venezuela, Thailand und Malaysia. Gemeinsam mit<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> arbeitet Koch de Portugal derzeit an Projekten<br />

im Iran, in Venezuela und in Argentinien. Aber auch innerhalb<br />

des eigenen Heimatlandes Portugal will das Unternehmen<br />

gemeinsam mit MAN <strong>Ferrostaal</strong> neue Märkte erobern<br />

– etwa im Bereich der Bioethanolanlagen.<br />

Auf unterschiedlichen Ebenen ergeben sich damit für<br />

beide Unternehmen Win-win-Situationen, in denen sie gegenseitig<br />

vom exzellenten Ruf des anderen profitieren.<br />

Berührungspunkte auf direkter und indirekter Ebene gab<br />

es zwischen Koch de Portugal und MAN <strong>Ferrostaal</strong> schon<br />

seit Langem.<br />

Koch de Portugal verfügt über ausgezeichnete Referenzen.<br />

So errichtete das Unternehmen Ende der 90er Jahre das erste<br />

Gas- und Dampfturbinenkraftwerk Portugals. Zu den<br />

jüngsten Prestigeobjekten gehören der Bau und die Inbetriebnahme<br />

des Großkraftwerks Ribatejo. Das Gas- und<br />

Dampfturbinenkraftwerk, 30 Kilometer von Lissabon entfernt,<br />

wurde 2006 fertiggestellt. Es verfügt über eine Leistung<br />

von drei mal 400 Megawatt. Koch de Portugal wickelte<br />

den Auftrag der portugiesischen Elektrizitätsgesellschaft<br />

Termoeléctrica do Ribatejo S.A. im Konsortium mit Siemens<br />

ab. Der Projektumfang betrug rund 500 Millionen Euro, von<br />

denen Koch de Portugal rund die Hälfte als Verantwortung<br />

übernahm.<br />

Qualität und Ergebnis übertrafen bei Ribatejo die Erwartungen<br />

des Auftraggebers bei weitem: Der Leistungstest des<br />

letzten Blocks fand drei Monate vor dem vereinbarten Ter-<br />

min statt. Zudem erhielt das Ribatejo-Team eine Auszeichnung<br />

für zwei Millionen unfallfreie Mannstunden. Passende<br />

Aufgabenverteilungen und optimierte Ablaufgestaltungen<br />

machten die Ausführungsphase zu einem vollen Erfolg.<br />

Das Projekt Ribatejo gibt Einblick in die Leistungsfähigkeit<br />

von Koch de Portugal. Ein ausgesprochener Teamgeist sowie<br />

das Bekenntnis zu Effizienz und Qualität sind sowohl<br />

der MAN <strong>Ferrostaal</strong> als auch Koch de Portugal eigen.<br />

Flache Hierarchien, kurze Wege und ein differenziertes Qualitätsmanagementsystem<br />

zeichnen beide Unternehmen<br />

aus. Koch de Portugal ist seit Juni 2007 offiziell nach der EN<br />

ISO 9001:2000 zertifiziert. Die eigene Zertifizierung des Unternehmens<br />

war nach der Trennung vom „Mutterhaus“ notwendig<br />

geworden und konnte binnen eines halben Jahres<br />

erlangt werden. Zudem ist Koch de Portugal nach dem Boiler<br />

and Pressure Vessel Code der American Society of Mechanical<br />

Engineers (ASME) zertifiziert. Der „ASME-Code“ gilt<br />

als das führende Regelwerk zu Druckgeräten und Komponenten.<br />

Das Zertifikat erlaubt Koch de Portugal, Kessel auch<br />

auf Montageständen zu bauen. Eine Zertifizierung für den<br />

Safety-Bereich strebt die Geschäftsführung in den kommenden<br />

Monaten an.<br />

Die Mitarbeiter von Koch de Portugal und MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

sehen den Zusammengang der Unternehmen äußerst positiv.<br />

Für Koch de Portugal bietet sich die Chance, gemeinsam<br />

mit einem starken Partner das eigene Geschäft auszubauen.<br />

Im Rahmen eines gesunden Wachstums denkt die Geschäftsführung<br />

bereits jetzt über Neueinstellungen nach.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> profitiert nicht nur vom Know-how und Renommee<br />

des portugiesischen Unternehmens, sondern kann<br />

auch seinen Pool hoch qualifizierter Fachkräfte erweitern.<br />

Diese Ergänzung ist gerade vor dem Hintergrund von Engpässen<br />

auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieure sehr wertvoll:<br />

Die Erfahrung der Koch de Portugal Mitarbeiter fließt<br />

direkt in das laufende Geschäft der MAN <strong>Ferrostaal</strong> ein.<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

Ribatejo – Fahrplan eines Erfolgsprojekts<br />

März 2002 Die Einrichtung der Baustelle beginnt.<br />

Mai 2002 Start der Bauarbeiten am Doppelkühlturm für die ersten beiden Kraftwerk-Blöcke.<br />

Dezember 2002 Gasturbine, Dampfturbine und Kondensator treffen ein – am nahezu vollständig eingekleideten<br />

Maschinenhaus steht der fest installierte 370-Tonnen-Kran für die Montage bereit.<br />

März 2003 Bis zu 1 000 Arbeitskräfte in der Spitze sind an den Gewerken beschäftigt.<br />

Die Vollentsalzungsanlage und die Kühlwasseraufbereitung sind weitestgehend fertiggestellt,<br />

am Kühlturm läuft die Montage des Rieselwerks und der Lüfter. Auch der Abhitzekessel<br />

bekommt sein Innenleben: Insgesamt werden hier am Ende allein innerhalb eines Kessels<br />

40 Kilometer Rohre in eng geschlungenen Windungen verbaut.<br />

Mai 2003 Stück für Stück wächst der Kamin des Abhitzekessels auf seine endgültige Höhe von 75 m.<br />

September 2003 Alle Bauarbeiten an Kühlturm, Abhitzekessel, Maschinenhaus, der Kühlwasser-Aufbereitung<br />

und sonstigen Gewerken für Block 1 sind abgeschlossen. Am 5. September wird die<br />

Gasturbine gezündet, eine Woche später gehen die ersten 16 Megawatt Strom ins Netz.<br />

Die Inbetriebnahme der Dampfturbine erfolgt ebenso reibungslos.<br />

Dezember 2003 Block 1 des Kraftwerks Ribatejo läuft auf voller Leistung.<br />

Block 2 ist kurz vor der Fertigstellung.<br />

März 2004 Die aktuelle Betreibergesellschaft Companhia Portugesa de Produçã de Electricidade, S.A.<br />

(CPPE) zieht die Option auf den 3. Block. Ziel ist eine Fertigstellung bis Ende Februar 2006.<br />

April 2004 Am 20. April übergibt der portugiesische Premierminister Dr. José Manuel Durão Barroso<br />

den ersten der drei Kraftwerksblöcke feierlich seiner Bestimmung.<br />

Oktober 2004 Block 2 des Kraftwerks geht reibungslos in den kommerziellen Betrieb.<br />

Juli 2005 Am 18. Juli wird die Gasturbine des 3. Blocks gezündet, die Warminbetriebnahme beginnt.<br />

Bereits im August werden während des Ausblasens der Dampfleitungen die ersten 80<br />

Megawatt ins Netz geleitet.<br />

September 2005 Block 3 ist mit voller Leistung am Netz.<br />

Das Kraftwerk Ribatejo wurde vom POWERmagazin als eine der „Top Plants<br />

2004“ weltweit nominiert (Ausgabe Juli/August).<br />

17


18 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

19<br />

DREHSCHEIBE MAN<br />

One Face to the Market<br />

One face to the market – so lautet das Motto der neuen Internationalisierungsstrategie<br />

von MAN. In sogenannten MAN Häusern sollen zukünftig<br />

die Landesvertretungen aller Teilkonzerne unter einem Dach vereint werden.<br />

In Lateinamerika, dem Nahen- und Mittleren Osten, Afrika sowie Südostasien<br />

sind 19 solcher zentralen Anlaufstellen des Konzerns geplant. Die<br />

MAN Häuser sind gelebte Globalisierung für internationale Kunden und<br />

Partner. Im Rahmen dieses Internationalisierungsprozesses nimmt die<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> als Vermittler, Organisator und Ansprechpartner eine führende<br />

Rolle ein.<br />

Die MAN Gruppe will in Zukunft in Wachstumsmärkten<br />

ihre Kräfte bündeln und Synergien nutzen. Wo<br />

bisher die einzelnen Teilkonzerne separat agierten,<br />

sollen zentrale Adressen entstehen, die alle Teilkonzerne in<br />

einem Haus versammeln. „Die MAN Häuser sind ein sichtbares<br />

Zeichen der Stärke unseres Konzerns und die Tür in<br />

die Produktwelt der gesamten Gruppe“, sagt Martin Everding,<br />

bei MAN <strong>Ferrostaal</strong> verantwortlich für die neue MAN<br />

Sales and Service Platform. Vorreiter diese Konzepts sind,<br />

neben dem MAN HAUS Mexiko, die im Juni dieses Jahres<br />

eröffneten MAN Häuser in Dubai und Peking. Die MAN<br />

Häuser bieten innovative, ganzheitliche Konzepte aus einer<br />

Hand und erhöhen damit die Dienstleistungstiefe für<br />

den Kunden. An der Homebase ist MAN Beratungspartner,<br />

nicht bloß Verkäufer von Produkten und Industriedienstleistungen.<br />

Dadurch generiert der Konzern einen Mehrwert<br />

für den Kunden.<br />

Mehr als ein neues Büro<br />

Die MAN Middle East FZCO hat in Dubai eine Etage eines<br />

modernen Bürokomplexes angemietet. Diese neuen Räumlichkeiten<br />

sind weit mehr als nur ein neues Büro – sie bil-<br />

den das MAN Haus Dubai. Es soll zu einem Vertriebsknotenpunkt<br />

für MAN Nutzfahrzeuge in der Region werden.<br />

Während MAN Nutzfahrzeuge sich um die Lieferung von<br />

Bussen und LKWs kümmert, wird MAN <strong>Ferrostaal</strong> deren<br />

Vertrieb und Service regeln. Auch die regionalen Vertretungen<br />

MAN TURBO und MAN Diesel sind bereits in das MAN<br />

Haus Dubai eingezogen.<br />

Kunden aus dem Oman bei der Eröffnungsfeier<br />

Grundsteinlegung für ein neues Aluminiumfolienwalzwerk:<br />

Thomas Buschmann, Leiter des MAN Hauses Peking, und Hu Jun, Präsident von Kunshan Aluminium<br />

Zentrale Adresse in China<br />

In China kann die MAN Gruppe auf eine mehr als hundertjährige<br />

Tradition zurückblicken. In der Hauptstadt Peking<br />

sind alle vier Teilkonzerne in ein gemeinsames Gebäude gezogen.<br />

Das MAN Haus Peking ist die zentrale Adresse für die<br />

geschäftlichen Aktivitäten von MAN im Reich der Mitte. Zurzeit<br />

baut MAN TURBO in Changchou, 150 Kilometer südlich<br />

von Shanghai, eine Servicewerkstatt für Turbomaschinen,<br />

in der bis zu 300 Arbeitsplätze entstehen werden. MAN<br />

Nutzfahrzeuge betreibt ein Trucknology Center in Peking.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> als Wegbereiter<br />

Mit ihren internationalen Netzwerken und interkulturellen<br />

Erfahrungen dient die MAN <strong>Ferrostaal</strong> als Wegbereiter für<br />

die anderen MAN Teilkonzerne im Ausland. „Mit unseren<br />

Strukturen, Einrichtungen und Kenntnissen schaffen wir<br />

die Grundlage für wichtige Geschäfte. Will beispielsweise<br />

MAN Diesel einen Mitarbeiter nach Argentinien entsenden,<br />

so kümmern wir uns um alle organisatorischen Dinge“, sagt<br />

Martin Everding. Das Internationalisierungskonzept verspricht<br />

eine eindeutige Markendarstellung und nachhaltige<br />

Verbesserung der Marktpräsenz von MAN als Gruppe.<br />

„Durch die Arbeit der MAN Häuser wird der gesamte Konzern<br />

im Ausland besser wahrgenommen“, so Everding. Das<br />

erste MAN Haus eröffnete 2006 in Mexiko-Stadt. Die Eröffnungen<br />

der Häuser in Peking und Dubai stellen zwei wichtige<br />

Meilensteine in der Internationalisierungsstrategie der<br />

MAN dar. Drei weitere Ereignisse stehen Ende 2007 an.<br />

Dann nämlich sollen die MAN Häuser in Lima, Kuala Lumpur<br />

und Jakarta offiziell ihre Pforten öffnen, bevor Anfang<br />

2008 Teheran und Moskau folgen. Bis Ende 2008 ist die Eröffnung<br />

einer Reihe von weiteren MAN Häusern unter der<br />

koordinierenden Führung von MAN <strong>Ferrostaal</strong> geplant.


20<br />

DREHSCHEIBE MAN<br />

„Wir haben einen guten<br />

Ruf in der Region“<br />

Die MAN AG bündelt die Kompetenzen ihrer Teilkonzerne in Middle East<br />

und nutzt somit Synergien in einem prosperierenden Wirtschaftsraum.<br />

Das neue Haus in Dubai bedient 16 wichtige Länder und ist für jeden Geschäftspartner<br />

im Mittleren Osten eine wertvolle zentrale Anlaufstelle.<br />

die nächsten Jahre sind wir voll ausgelastet. Wir<br />

arbeiten im Moment an diversen lukrativen Pro-<br />

„Für<br />

jekten in Ländern wie Oman, Saudi-Arabien oder<br />

Katar. Schon bald werden sicherlich noch einige mehr folgen.<br />

Unsere diversifizierte Produktpalette passt sehr gut in die arabische<br />

Region“, berichtet Alexander Smola, General Manager<br />

der MAN Middle East Freezone Company (FZCO) und Leiter<br />

des MAN Hauses in Dubai. Die 53 Mitarbeiter in der Boomstadt<br />

der Vereinigten Arabischen Emirate bedienen einige der<br />

wichtigsten Wachstumsmärkte der MAN AG im Nahen- und<br />

Mittleren Osten. Die neuen Räumlichkeiten am Dubaier Flughafen<br />

sind somit mehr als nur ein neues Bürogebäude für die<br />

2006 von MAN Nutzfahrzeuge und MAN <strong>Ferrostaal</strong> gegründete<br />

MAN Middle East FZCO. Das neue MAN Haus schafft Synergien<br />

für den gesamten Konzern. Anstatt wie bisher in der<br />

Region separat zu agieren, können die MAN Teilkonzerne ihre<br />

Kräfte nun besser bündeln.<br />

Hochprofessionelle Partner vor Ort<br />

Aufgrund des hohen Investitionsvolumens ist der Mittlere<br />

Sitz des MAN Hauses in Dubai<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

Osten für die MAN Gruppe besonders attraktiv. Auch die Zusammenarbeit<br />

vor Ort funktioniert sehr gut, wie Alexander<br />

Smola berichtet: „Unsere Partner im arabischen Raum sind<br />

sehr ganzheitlich aufgestellt und arbeiten hochprofessionell.<br />

Mit dem bisher Erreichten haben wir uns in der Region<br />

einen guten Ruf erworben. So ist MAN beispielsweise in vielen<br />

Märkten der führende LKW-Hersteller geworden.“ Zur<br />

Qualifizierung der Mitarbeiter gibt es Schulungen in Dubai,<br />

Speziallehrgänge in Deutschland und sogar einen mobilen<br />

Schulungs-LKW.<br />

Größte Einzelinvestition auf der arabischen Halbinsel<br />

Unter den MAN <strong>Ferrostaal</strong> Aktivitäten in der Region zählt der<br />

Bau der Methanolanlage MO3000 in Oman momentan zu<br />

den prestigeträchtigsten Projekten. Die Anlage mit einem Investitionsvolumen<br />

von rund 400 Millionen US-Dollar ist derzeit<br />

die größte Einzelinvestition auf der arabischen Halbinsel<br />

und soll jährlich über eine Million Tonnen Methanol produzieren.<br />

Die Fertigstellung ist für das 3. Quartal 2007 geplant.<br />

Kunde ist die Oman Methanol Company LLC (OMC).<br />

Neustrukturierung des Dubaier Nahverkehrs<br />

Darüber hinaus bietet MAN Middle East nahezu die komplette<br />

MAN Nutzfahrzeuge Palette an, darunter auch Sonderfahrzeuge<br />

wie Flughafenbusse und Feuerwehrfahrzeuge<br />

sowie Cateringfahrzeuge. MAN profitiert von der kompletten<br />

Neustrukturierung des öffentlichen Nahverkehrs der expandierenden<br />

2,6-Millionenmetropole Dubai: Die Stadt hat<br />

400 Busse der Marke Neoplan geordert, die größtenteils<br />

2008 ausgeliefert werden sollen. Das Auftragsvolumen bewegt<br />

sich im dreistelligen Millionenbereich. Dubai deckt außerdem<br />

die gesamte Spanne der MAN <strong>Ferrostaal</strong> Aktivitäten<br />

in der Region ab. Insgesamt werden die MAN Aktivitäten für<br />

16 schnell wachsende Märkte von Dubai aus gesteuert.<br />

Moving Middle East<br />

Die feierliche Eröffnung des von MAN <strong>Ferrostaal</strong> geleiteten<br />

MAN Hauses fand am 17. Juni unter dem Motto „Moving<br />

Middle East“ statt. Die neue Konzernvertretung in Dubai befindet<br />

sich in der Dubai Airport Freezone. Zurzeit gibt es in<br />

Dubai drei verschiedene Freihandelszonen: Die Jebel Ali<br />

Freezone, die Dubai Airport Freezone sowie die Dubai Technology,<br />

Electronic Commerce & Media Freezone. Die Niederlassung<br />

in einer solchen Zone bietet ausländischen Investoren<br />

die Gelegenheit, eine eigene Niederlassung ohne die<br />

sonst in den Vereinigten Arabischen Emiraten übliche lokale<br />

Beteiligung zu gründen. Eine FZCO gilt in den Vereinigten<br />

Arabischen Emiraten, im Gegensatz zu einer Zweigniederlassung,<br />

als juristische Person mit eigener Rechtspersönlichkeit<br />

und ist mit einer GmbH vergleichbar. Die MAN Middle<br />

East FZCO sieht sich primär für die arabische Halbinsel zuständig.<br />

Hinzu kommen noch vereinzelte Staaten benachbarter<br />

Regionen wie beispielsweise nord- und ostafrikanische<br />

Länder sowie die kaspische Region.<br />

Weitere Informationen zum MAN Haus Dubai unter<br />

www.man-middleeast.com<br />

21


22<br />

DREHSCHEIBE MAN<br />

Mehr als hundert Jahre<br />

MAN Tradition in China<br />

Kaum ein Land der Erde wächst wirtschaftlich schneller<br />

als China: 10,6 Prozent betrug der Zuwachs des<br />

Bruttoinlandsprodukts 2006. Für 2007 sind ähnliche<br />

Zahlen zu erwarten. Der MAN Konzern möchte dieses<br />

enorme Potenzial nutzen und sich auf dem chinesischen<br />

Markt besser positionieren. Daher wurde im Juni unter dem<br />

Motto „We are committed to China“ das neue MAN Haus in<br />

der Hauptstadt Peking eröffnet.<br />

Im Reich der Mitte blickt der MAN Konzern auf eine lange<br />

Tradition zurück. Die Unternehmensgruppe beliefert seit<br />

mehr als 100 Jahren die chinesische Industrie mit hochwertigen<br />

technischen Produkten und Dienstleistungen. Dieses<br />

Geschäft soll in Zukunft weiter ausgebaut werden. Thomas<br />

Buschmann, Sprecher des neuen MAN Hauses und Leiter<br />

der MAN <strong>Ferrostaal</strong> in Peking, hat große Erwartungen an<br />

die Einrichtung: „Ich hoffe, wir können uns durch regelmäßigen<br />

Informationsaustausch und ein gemeinsames Vorgehen<br />

weitere Geschäftspotenziale erschließen, und den<br />

Kontakt zu Kunden und Partnern intensivieren.“<br />

Symbolische Schlüsselübergabe<br />

Bei der Eröffnungsfeier am 7. Juni übergab der MAN Vorstand<br />

und MAN <strong>Ferrostaal</strong> Vorstandsvorsitzende, Dr. Mitscherlich,<br />

den symbolischen Schlüssel an Thomas Buschmann.<br />

Mehr als 200 Gäste besuchten die Zeremonie und<br />

feierten das neue Pekinger MAN Haus. Auch die chinesische<br />

Presse zeigte großes Interesse an dem Event.<br />

Neues Trucknology Center<br />

Tatsächlich bieten sich auf dem chinesischen Markt gute<br />

Chancen für den Konzern: Erst im vergangenen Jahr stärkte<br />

MAN das Nutzfahrzeug-Geschäft durch die Eröffnung eines<br />

Trucknology Centers in der Nähe des Pekinger Flughafens.<br />

Hochmodern: das neue MAN Haus in Peking<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

Bei der Eröffnungsfeier am 7. Juni hielt der Vorstandsvorsitzende der MAN <strong>Ferrostaal</strong>, Dr. Matthias Mitscherlich, die Eröffnungsrede vor mehr als 200 Gästen.<br />

Dieses Servicezentrum für Nutzfahrzeuge ist nach modernsten<br />

internationalen Standards konzipiert und setzt<br />

neue Maßstäbe für ähnliche Einrichtungen im asiatischen<br />

Raum. Anfang 2007 wurden überdies die Lizenzvereinbarungen<br />

für den Bau von MAN Diesel Zweitaktmotoren mit<br />

lokalen Partnern verlängert sowie eine zusätzliche Lizenzvereinbarung<br />

abgeschlossen. Und in Changzhou in der<br />

Provinz Jiangsu errichtet die MAN TURBO ein Werk für Produktion<br />

und Service.<br />

Spezialisten vor Ort<br />

Das neue MAN Haus in Peking trägt dazu bei, die Arbeit des<br />

Konzerns in China erheblich zu erleichtern, sagt Thomas<br />

Buschmann: „Wer erstmals auf uns aufmerksam wird oder<br />

seine bereits bestehenden Geschäftskontakte zu uns in andere<br />

Unternehmensbereiche ausdehnen möchte, braucht<br />

sich nur an eine zentrale Stelle zu wenden. Wer zu uns kommt,<br />

wird qualifiziert über die verschiedenen Kooperationsmöglichkeiten<br />

informiert. Wenn es ins Detail geht, übernehmen<br />

die Spezialisten aus den verschiedenen Teilkonzernen.“<br />

„We are committed to China“ lautete das Motto der Eröffnungsfeier:<br />

Seit mehr als 100 Jahren beliefert MAN die chinesische Industrie.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> bringt Partner aus China und dem Ausland<br />

zusammen und kooperiert in Richtung Verkauf nach China<br />

seit vielen Jahren mit hochkarätigen Maschinenbauern wie<br />

Achenbach Buschhütten, Schuler und der Schweizer ERNST<br />

GROB AG. Angesichts greifbarer Qualitätssteigerungen soll die<br />

Zusammenarbeit mit chinesischen Lieferanten und Dienstleistern<br />

verschiedener Industriezweige für die Versorgung anderer<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> Märkte in Zukunft stark wachsen.<br />

Zur Homepage des MAN Hauses Peking gelangen Sie über:<br />

www.man-china.com<br />

23


24 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007 25<br />

PROJECTS<br />

Rekord-Investition auf Trinidad


26 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> JULI/2007 August 2007<br />

27<br />

PROJECTS<br />

Wirtschaftsboom<br />

im Inselstaat<br />

Einen Milliardenauftrag führt MAN <strong>Ferrostaal</strong> derzeit für die Methanol<br />

Holdings Trinidad (MHTL) aus. Auf der Karibikinsel errichtet das Unternehmen<br />

einen Anlagenkomplex zur Herstellung von Düngemitteln und<br />

Melamin. Er besteht aus sieben einzelnen Anlagen und stellt ein Investitionsvolumen<br />

von 1,5 Milliarden US-Dollar dar – die bisher größte rein<br />

private Einzelinvestition auf der Insel.<br />

Ab 2009 sollen in dem neuen petrochemischen Komplex<br />

auf Trinidad täglich 4 300 Tonnen Flüssigdünger<br />

und 180 Tonnen Melamin hergestellt werden.<br />

Über zwei nahegelegene Häfen werden die beiden Produkte<br />

in Tank- beziehungsweise Containerschiffe verladen und<br />

exportiert – hauptsächlich in die USA und nach Europa. Der<br />

Ausgangsstoff Erdgas, mit dem die Anlagen versorgt werden,<br />

liegt in großen Vorkommen vor der Küste Trinidads.<br />

Eine Reihe privater und staatlicher Unternehmen fördern<br />

das Gas und stellen es für die petrochemische Industrie, die<br />

Gasverfl üssigung, die Stahlindustrie und die Energieerzeugung<br />

der Insel zur Verfügung. Auf Basis des heutigen Gesamtverbrauchs<br />

reichen die nachgewiesenen und vermessenen<br />

Lagerstätten für rund 50 Jahre – neu entdeckte und<br />

vermutete Gasfelder noch nicht mit eingerechnet.<br />

Bei dem neuen petrochemischen Komplex ist MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> verantwortlich für die komplette Errichtung der<br />

sieben Anlagen, also für Engineering, Lieferung aller Komponenten<br />

und den Bau. Das Unternehmen übernimmt die<br />

Garantie für die fristgerechte Fertigstellung und die Einhaltung<br />

der Kosten. Nachdem alle Anlagen, die MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

bislang auf Trinidad gebaut hat, innerhalb des Zeit- und<br />

Kostenplans – und zum Teil noch vor der Zeit – fertig wurden,<br />

sind die Aussichten für einen erfolgreichen Projektverlauf<br />

gut.<br />

Die Bauzeit des Industriekomplexes ist auf 34 Monate angesetzt.<br />

Der erste Teil der Anlagen, in dem Ammoniak hergestellt<br />

wird, soll schon nach 28 Monaten fertig sein und<br />

die Produktion aufnehmen. Der zweite Teil des Anlagenkomplexes,<br />

die Anlage zur Herstellung von AHL (Ammoniak-Harnstoff-Lösung)<br />

und zwei Melaminanlagen, werden<br />

im Anschluss bis 2009 errichtet. Melamin ist ein Pulver,<br />

das zu Melaminharzen weiterverarbeitet wird. Eingesetzt<br />

werden diese Harze vor allem bei der Oberfl ächenveredelung<br />

in der Automobil- und Möbelindustrie und als Klebstoff<br />

in der Holzindustrie.<br />

Höhere Wertschöpfung im Land<br />

Der neue Anlagenkomplex hat eine hohe Bedeutung für<br />

die Betreibergesellschaft MHTL, denn das Unternehmen<br />

erweitert dadurch sein Produktspektrum. Waren die Aktivitäten<br />

bislang auf die Produktion von Methanol konzentriert,<br />

stellen Melamin und AHL eine weitaus höhere Veredelungsstufe<br />

des Ausgangsstoffes Erdgas dar, die eine größere<br />

Wertschöpfung beinhaltet. Dies ist nicht nur gut für<br />

das Unternehmen, sondern auch für das Land, denn mit<br />

der steigenden Wertschöpfung entstehen auch zusätzliche<br />

Arbeitsplätze.<br />

Der neue Anlagenkomplex ist ein wichtiger Schritt auf Trinidads<br />

Weg, eine Industrienation zu werden. Diesen Status<br />

will Trinidad & Tobago bis 2020 offi ziell erreichen. Während<br />

das Land in den 70er Jahren insbesondere die<br />

Upstream-Industrie (die sich auf die Förderung von Erdöl<br />

NH 3<br />

NA<br />

Urea<br />

UAN<br />

Downstream-Kompetenz<br />

H 2<br />

AN<br />

Melamine<br />

AUM<br />

MEOH<br />

Formaldehyde<br />

DME<br />

MTO<br />

M to Power<br />

und Erdgas konzentriert) unterstützt hat, steht jetzt die<br />

Downstream-Industrie (in der das Erdgas verarbeitet und<br />

veredelt wird) im Fokus, denn hiervon profi tiert das Land<br />

noch deutlich mehr.<br />

Auch MAN <strong>Ferrostaal</strong> erweitert mit dem Anlagenkomplex<br />

ihr Produktspektrum. Baute das Unternehmen im Bereich<br />

Petrochemie in der Vergangenheit hauptsächlich Anlagen<br />

zur Herstellung von Ammoniak, Methanol, Kraftstoffen<br />

und Basischemikalien, so kommen jetzt mit Dünger und<br />

Melamin noch zwei weitere Grundstoffe hinzu. Um diesen<br />

Schritt realisieren zu können, hatte MAN <strong>Ferrostaal</strong> 2006<br />

die italienisch-luxemburgische Eurotecnica übernommen,<br />

ein Unternehmen, das über die einzige zurzeit freie Lizenz<br />

für die Produktion von Melamin verfügt.<br />

Natural Gas<br />

GTL<br />

Acetic Acid<br />

MTG<br />

Fuel Cell<br />

(nur C 2 -Ethane)<br />

LNG Ethylene<br />

Polyethylene


28<br />

PROJECTS<br />

Erdgas<br />

AUM-Ammoniakanlage<br />

1850 tato NH3 und 2 270 tato CO2<br />

839 tato NH3<br />

903 NH3 und<br />

1306 CO2<br />

426 tato NH3<br />

Harnstoff-Lösung-<br />

anlage<br />

2 076 tato Harnstoff als<br />

70%ige Lösung<br />

106 tato NH3 und 8 tato CO2<br />

Der neue Anlagenkomplex im Aufbau<br />

Der Aufbau des Anlagenkomplexes folgt der Intensität der<br />

Wertschöpfung. Sein Bau erfolgt nach den modernsten umwelt-<br />

und sicherheitstechnischen Richtlinien. Aus dem Rohstoff<br />

Erdgas wird zunächst Ammoniak (NH 3) gewonnen, das<br />

zusammen mit dem dabei entstehenden Kohlendioxid (CO 2)<br />

anschließend in Harnstoff-Lösung ((NH2)2CO) umgewandelt<br />

wird. Harnstoff ist Ausgangsstoff sowohl für Düngemittel als<br />

auch für Melamin. In der AHL-Anlage wird zuerst aus Ammoniak<br />

und dem Sauerstoff aus der Umgebungsluft Salpetersäure<br />

(HNO3) erzeugt, welche in einem zweiten Verfah-<br />

Salpetersäureanlage<br />

1500 tato (100%)<br />

2500 tato (60%)<br />

413 tato NH3<br />

rückgeführte Lösung,<br />

äquivalent zu 280 tato NH3,<br />

230 tato CO2 und<br />

Rest Wasser<br />

576 tato Harnstoff<br />

als 70%ige Lösung<br />

1500 tato<br />

Salpetersäure<br />

als 60%ige Lösung<br />

AHL Anlage<br />

1500 tato Harnstoff als 70%ige Lösung<br />

Melaminanlage 1<br />

90 tato Melamin<br />

Ammonium-Nitrat-<br />

Lösunganlage<br />

1905 tato (100%)<br />

Melaminanlage 2<br />

90 tato Melamin<br />

rensschritt mit Ammoniak neutralisiert wird, wobei Ammoniumnitrat<br />

(NH4NO 3) entsteht. Dieses wird abschließend<br />

mit der Harnstoff-Lösung zu AHL als eines der Hauptprodukte<br />

des Anlagenkomplexes abgemischt. AHL zeichnet<br />

sich durch einen hohen Stickstoffanteil (typisch 32 Gewichtsprozent)<br />

aus.<br />

Der zweite Anlagenteil dient der Herstellung von Melamin.<br />

Melamin ist chemisch gesehen relativ einfach aufgebaut.<br />

Hier reagiert „nur“ reiner Harnstoff, gewonnen aus der ein-<br />

1905 tato AN<br />

als 91%ige<br />

Lösung<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

AHL-Misch-Tank<br />

4274 tato (AHL 32)<br />

AHL-32-Lösung<br />

Melaminpulver<br />

fl üssiges Ammoniak<br />

Normal 4 274 tato<br />

Design 4 300 tato<br />

Normal 180 tato<br />

Design 180 tato<br />

Normal 0 tato<br />

Design 1 850 tato<br />

gedickten Harnstoff-Lösung aus der Harnstoff-Anlage, unter<br />

Druck und Temperatur zu Melamin. Ammoniak und Kohlendioxid<br />

werden dem Prozess nur in geringen Mengen zur<br />

Regulierung des chemischen Gleichgewichtes und zur Reinigung<br />

des Reaktionsproduktes zugesetzt. Den Melamin-<br />

Prozess von Eurotecnica zeichnet aus, dass sämtliche bei der<br />

Reaktion entstehenden und auch dem Prozess zugesetzten<br />

Ammoniak- und Kohlendioxid-Mengen wieder dem Harnstoffprozess<br />

als Einsatzstoff zugeführt werden. Der technische<br />

Prozess dahinter ist jedoch sehr komplex.<br />

29<br />

Chemische Herstellungsprozesse<br />

AMMONIAK-HERSTELLUNG<br />

KAAP-Pocess (KBR, USA)<br />

(Druck = 90 barg und Temperatur = 400°C)<br />

3 H 2 + N 2 2 NH 3 + Reaktionswärme<br />

HARNSTOFF-HERSTELLUNG<br />

ACES21 Process (Toyo Engineering Corporation, Japan)<br />

(Druck = 150 barg und Temperatur = 180°C)<br />

2NH 3 + CO 2 (NH 2 ) 2 CO + H 2 O - Reaktionswärme<br />

AHL-HERSTELLUNG<br />

A) SALPETERSÄURE-HERSTELLUNG<br />

Dual Pressure Process (Uhde GmbH, Deutschland)<br />

(Druck = 4–6 / 10–12 barg und Temperatur = 890°C)<br />

(I) 4 NH 3 + 5 O 2 4 NO + 6 H 2 O<br />

(II) 2 NO + O 2 2 NO 2<br />

(III) 3 NO 2 + H 2 O 2 HNO 3 + NO<br />

B) AMMONIUMNITRAT-HERSTELLUNG<br />

Vacuum Neutralisation (Uhde GmbH, Deutschland)<br />

(Druck = 0,35 bar abs. und maximale Temperatur = 145°C)<br />

NH 3 (Gas) + HNO 3 (wässrig)<br />

NH 4 NO 3(wässrig) + Reaktionswärme<br />

C) AMMONIUMNITRAT-HARNSTOFF-LÖSUNG (AHL)<br />

Mixing Unit (Uhde GmbH, Deutschland)<br />

H<br />

N + N +<br />

H H<br />

H<br />

Ammoniumnitrat-Lösung + Harnstoff-Lösung AHL<br />

MELAMIN-HERSTELLUNG<br />

Non Catalytic Process (Eurotecnica, Italien)<br />

(Druck = 80 barg und Temperatur = 380°C)<br />

NH 2<br />

6 (NH ) CO C H N (Melamin) + 3 CO + 6 NH - Reaktions-<br />

2 2 3 6 6 2 3<br />

wärme (Rückführung von NH und CO zur Harnstoff-Anlage)<br />

3 2<br />

H H<br />

N<br />

O<br />

C<br />

H<br />

H2 N NH<br />

2 N NH2 O<br />

N + N +<br />

- O OH<br />

+ O -<br />

N<br />

N<br />

O O<br />

2HN-C C-NH HN-C HN-C HN-C HN-C HN-C HN-C HN-C HN-C HN-C HN-C HN-C HN-C HN-C C-NH C-NH C-NH C-NH C-NH C-NH C-NH C-NH C-NH C-NH C-NH C-NH C-NH<br />

2 2<br />

HN-C C-NH HN-C C-NH C-NH2<br />

N N<br />

C


30 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

31<br />

PROJECTS<br />

Produkte und Märkte<br />

Destillationskolben einer Methanolanlage<br />

Die Nachfrage nach Düngemitteln entwickelt sich überproportional<br />

zum Bevölkerungswachstum: Je stärker die Bevölkerung<br />

wächst (derzeit mit circa 1% pro Jahr), umso mehr<br />

Lebensmittel werden nachgefragt und müssen angebaut<br />

werden. Hinzu kommt der steigende Wohlstand, der in vielen<br />

Ländern zu einem erhöhten Verzehr von Fleisch und damit<br />

zu einem intensiveren Anbau von Futterpflanzen führt.<br />

Die Faustformel hierzu lautet, dass der Genuss von Fleisch<br />

zehnmal so viele Pflanzen für die Fütterung der Tiere erfordert<br />

wie der Verzehr pflanzlicher Nahrung. Aus diesen beiden<br />

Entwicklungen ergibt sich eine deutlich steigende Nachfrage<br />

nach Düngemitteln. Auch die in vielen Ländern staatlich<br />

geförderte Produktion von Biokraftstoffen wie Biodiesel<br />

und Bioethanol wirkt sich nachfrageverstärkend auf den<br />

Düngemittelmarkt aus.<br />

AHL hat derzeit einen Anteil von rund 15 Prozent am Markt<br />

der Stickstoffdünger. Dass der Anteil noch relativ gering ist,<br />

liegt daran, dass AHL flüssig ist und deshalb vorwiegend nur<br />

dort ausgebracht wird, wo ohnehin schon Anlagen zur Bewässerung<br />

vorhanden sind. Harnstoff, ein Zwischenprodukt<br />

der Anlage und ebenfalls ein Düngemittel, ist demgegenüber<br />

fest und kann auch ohne Bewässerungsanlage ausgebracht<br />

werden. Langfristig ist zu erwarten, dass der Marktanteil<br />

von AHL mit zunehmender Modernisierung der landwirtschaftlichen<br />

Produktionsprozesse auch in Schwellen-<br />

und Entwicklungsländern wächst, denn Flüssigdünger kann<br />

mit anderen Stoffen, zum Beispiel Pflanzenschutzmitteln<br />

vermengt werden, was die Zahl der Ausbringungsvorgänge<br />

verringert. Der Klimawandel führt ebenfalls dazu, dass vermehrt<br />

Bewässerungsanlagen eingesetzt werden, weil viele<br />

Gegenden im Sommer unter einer zunehmenden Regenknappheit<br />

leiden.<br />

Über drei Viertel der weltweiten Produktion von AHL<br />

(16 Millionen Tonnen pro Jahr) werden in den USA und<br />

Frankreich abgesetzt. Größter Abnehmer sind die USA. Doch<br />

die Nachfrage aus Australien und Argentinien wächst, wenn<br />

auch von kleinem Niveau aus, derzeit sehr stark. Größter Exporteur<br />

von AHL ist Russland. Dort ist der Gaspreis bisher<br />

vergleichsweise niedrig und die Herstellung von AHL deshalb<br />

günstig. In den USA selbst ist in den kommenden Jahren<br />

mit einem sinkenden Angebot zu rechnen. Einige der<br />

Produktionsanlagen werden altersbedingt geschlossen und<br />

der Bau neuer Anlagen ist aufgrund eines hohen Gaspreises<br />

wenig wahrscheinlich. Diese Lücke soll die neue Anlage<br />

auf Trinidad zum Teil schließen.<br />

PROJECTS<br />

Vielseitig einsetzbar<br />

Melaminharze sind UV-beständig, feuer-, wasser-, schlag-<br />

und kratzfest und eignen sich daher für ein breites Spektrum<br />

von Oberflächenveredelungen. Wichtig sind Melaminharze<br />

für die Holz- und Möbelindustrie. Bei der Produktion<br />

von Laminatböden beispielsweise stellt Melaminharz die<br />

eigentliche Oberfläche des Bodens dar. Häufig wird es auch<br />

in der Holzindustrie als Klebstoff verwendet. Daneben haben<br />

Melaminharze auch einen hohen elektrischen Widerstandswert<br />

und werden deshalb als Isolierelemente in der<br />

Elektroindustrie eingesetzt. Auch die Textilindustrie greift<br />

auf Melaminharze zurück, weil Textilien damit wasser- und<br />

knitterfest gemacht werden können. In der Automobilindustrie<br />

wird die Wasser-, Kratz- und Schlagfestigkeit von<br />

Melamin geschätzt, vor allem im Bereich der Lacke.<br />

Melamin wird zur Veredelung von Oberflächen verwendet.<br />

Die Nachfrage nach Melamin liegt aktuell bei etwas über<br />

einer Million Tonnen pro Jahr und steigt durchschnittlich<br />

mit einer jährlichen Rate von rund sechs Prozent. Vor diesem<br />

Hintergrund ist mit einer Verdopplung der Nachfrage<br />

bis 2020 zu rechnen. Die Anlage auf Trinidad soll sowohl<br />

den US-amerikanischen Markt als auch den europäischen<br />

Markt bedienen. Für den US-Markt ist Melamin aus Trinidad<br />

attraktiv, weil US-Produktionsanlagen aufgrund des<br />

hohen Erdgaspreises stillgelegt werden mussten. Die niedrigen<br />

Herstellungskosten auf Trinidad machen das Produkt<br />

auch für den europäischen Markt interessant. Daran ändert<br />

auch der Bau neuer Melaminanlagen in China – einige<br />

davon auf Basis einer Lizenz von Eurotecnica –, den Vereinigten<br />

Arabischen Emiraten oder Katar wenig. Zwar sind<br />

auch dort die Gaspreise niedrig, aber der Export aus Asien<br />

oder dem Nahen Osten ist wegen der hohen Transportkosten<br />

weniger attraktiv.


32 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

33<br />

PROJECTS<br />

Harnstoff<br />

Ammoniak<br />

Gas<br />

Wärme<br />

Abgaskondensat<br />

Reaktor Kühlung CO2-<br />

Wäsche<br />

Hydrolyse<br />

Brenner<br />

Kondensator<br />

Frischwasser<br />

Die Melamin-Technologie<br />

Das Verfahren zur Produktion von Melamin,<br />

das in der neuen Anlage auf Trinidad<br />

zum Einsatz kommt, stammt von<br />

Eurotecnica, einem Unternehmen mit<br />

Sitz in Luxemburg und Mailand. Insgesamt<br />

basiert rund ein Drittel der Weltproduktion<br />

von Melamin auf Eurotec-<br />

Reinigung Kristallisator Melamintrennung<br />

Ammoniak<br />

Amminiakkolonne<br />

nica-Lizenzen. Dieses einstufi ge Verfahren,<br />

das ohne Katalysatoren auskommt,<br />

zeichnet sich durch eine hohe<br />

Zuverlässigkeit aus. Eurotecnica hat in<br />

den 70er Jahren eine Lizenz des amerikanischen<br />

Unternehmens Allied Signal<br />

genutzt, um seine erste Melaminanla-<br />

Wasserstrom<br />

Nebenprodukttrennung<br />

Melamintrocknung<br />

Wasserbehandlung<br />

Melamin<br />

Abwasser<br />

ge zu errichten. Nach Übernahme der<br />

Patentrechte von Allied Signal hat Eurotecnica<br />

das Verfahren erweitert und<br />

verbessert. 2006 hat MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

Eurotecnica übernommen und in ihre<br />

Aktivitäten integriert.<br />

Teile einer Methanolanlage auf Trinidad<br />

Zusammenarbeit mit Partnern<br />

Seit der Fertigstellung der ersten Methanolanlage im Jahr<br />

1993 hat MAN <strong>Ferrostaal</strong> bis dato fünf weitere Ammoniak-<br />

und Methanolanlagen auf Trinidad errichtet. 2009, wenn<br />

der neue Anlagenkomplex fertig sein soll, wächst die Zahl<br />

der von MAN <strong>Ferrostaal</strong> auf Trinidad gebauten Anlagen auf<br />

13 an – innerhalb von 16 Jahren.<br />

Mit dem neuen Anlagenkomplex setzt MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

eine enge Zusammenarbeit mit langjährigen Partnern fort.<br />

Die Bau- und Montagearbeiten übernimmt die Proman AG,<br />

ein auf Trinidad ansässiges Unternehmen. Die wichtigsten<br />

Partner für das Engineering sind Uhde, Toyo, Eurotecnica<br />

und KBR, die auch Technologiegeber für wichtige Anlagenteile<br />

sind. Die Finanzierung kommt mit Hilfe der KfW und<br />

Hermes zustande. Ebenfalls ein wichtiger Partner ist die<br />

National Gas Company (NGC) auf Trinidad, die das Gas zur<br />

Verfügung stellt. Zwischen der NGC und der MHTL bestehen<br />

langfristige Lieferverträge, so dass die Betriebskosten<br />

des Anlagenkomplexes, deren größter Block das Gas darstellt,<br />

gut kalkulierbar sind. Wie bei Vorgängerprojekten<br />

gibt es eine Kopplung zwischen dem Erdgaspreis und dem<br />

Preis für die Endprodukte, die dafür sorgt, dass die NGC<br />

von sehr hohen Preisen der Endprodukte profi tiert. Den<br />

Betrieb der Anlagen übernimmt das trinidadsche Unternehmen<br />

IPSL (Industrial Plant Services Ltd.), während die<br />

deutsche Helm AG die Vermarktung der Produkte in den<br />

USA und Europa sicherstellt.<br />

Finanzierung<br />

Mit einem Investitionsvolumen von 1,5 Milliarden US-Dollar<br />

stellt der neue Anlagenkomplex die größte Privatinvestition<br />

des Landes dar. Durch Export-Kreditversicherungen<br />

abgedeckt sind davon circa 990 Millionen US-Dollar, der<br />

Auftragswert für MAN <strong>Ferrostaal</strong> beträgt 1 Milliarde US-Dollar.<br />

Die Finanzierung des Komplexes basiert aufgrund des<br />

hohen Volumens auf einer Kombination von Elementen<br />

der Project- und des Corporate-Financings.<br />

Bei der ersten Anlage, die MAN <strong>Ferrostaal</strong> für die MHTL bzw.<br />

deren rechtlichen Vorgänger, die CMC (Caribbean Methanol<br />

Corporation), baute, konnten den Kreditgebern noch<br />

keine Sicherheiten Dritter angeboten werden. Deshalb<br />

musste das Unternehmen ein sehr spezifi sches Finanzierungsmodell<br />

entwickeln. Dies zu realisieren, setzte Finanzierungs-Partner<br />

voraus, die Risiken und Chancen des Projektes<br />

sorgfältig analysierten und bewerteten – schließlich<br />

stützte sich die Finanzierung weitestgehend auf erst noch<br />

zu schaffende Vermögenswerte und einen künftig zu erwartenden<br />

Cashfl ow aus dem Betrieb der Anlage.<br />

Die Grundlagen auf Trinidad stimmten: ein niedriger Erdgaspreis,<br />

eine geographisch günstige Lage zur Versorgung<br />

der großen Märkte Europa und USA, niedrige Steuern, nicht<br />

existierende Zollbarrieren sowie qualifi zierte Arbeitskräfte<br />

vor Ort. So sind seit der ersten Anlage der MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

auf Trinidad die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und<br />

Hermes als Kreditversicherer mit an Bord. Seit 1993 läuft<br />

die erste Methanolanlage, und zwar wie alle Folgeprojekte,<br />

mit Gewinn.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist über eine Beteiligung an der Betreibergesellschaft<br />

auch Investor und hat deshalb ein hohes Interesse<br />

an der zuverlässigen und wirtschaftlichen Performance<br />

der Anlage. Mit diesem Geschäftsmodell, bei dem der Generalunternehmer<br />

zum Partner wird, unterscheidet sich MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> deutlich von den meisten Wettbewerbern.


34<br />

PROJECTS<br />

fl üssiges Erdgas 56%<br />

Methanol 15%<br />

Erdgasverwendung in Trinidad und Tobago 2006<br />

Ammoniak 15%<br />

Weiterer Handel &<br />

Industrie 9%<br />

Stromerzeugung 5%<br />

Erdgas – das Gold der Karibik<br />

Erdgas ist ein äußerst vielseitig verwendbarer Stoff, der<br />

über die Zwischenprodukte Ammoniak, Methanol und<br />

Ethylen zu Hunderten von verschiedenen Endprodukten<br />

weiterverarbeitet werden kann.<br />

Als Flüssiggas wird es häufi g in andere Regionen transportiert,<br />

um dort wieder in Gas zurückgewandelt und dann als<br />

Brennstoff oder als Ausgangsstoff für die dortige<br />

Energie 39,8<br />

BIP Entstehung Trinidad (2005)<br />

Downstream-Industrie eingesetzt zu werden. Auf Trinidad<br />

wird das Erdgas heute überwiegend für die Verfl üssigung<br />

und den anschließenden Export genutzt. Doch hierbei<br />

wird der Wert des Erdgases für das Land nur zu einem weit<br />

geringeren Teil genutzt, als dies der Fall sein könnte.<br />

Auf Trinidad konkurrieren Gasverfl üssigungsanlagen (LNG<br />

– Liquid Natural Gas) mit petrochemischen Anlagen. Rampersad<br />

Motilal, Vorstandsvorsitzender der MHTL, befürchtet,<br />

dass die Verfl üssigung von Gas und der anschließende<br />

Verkauf als LNG die Verfügbarkeit von Erdgas für die petrochemische<br />

Industrie auf Trinidad einschränken könnte.<br />

Er stellt zwar nicht in Frage, dass die Gasverfl üssigung<br />

gut für das Land ist, glaubt aber, dass eine starke petrochemische<br />

Industrie die lokale Wirtschaft langfristig weiter<br />

bringt: „Wir meinen, dass der Ertrag aus petrochemischen<br />

Anlagen deutlich vorteilhafter ist als der aus LNG-Anlagen,<br />

vor allem wenn man sich die Auswirkungen in der gesamten<br />

Wertschöpfungskette anschaut.“<br />

In der Tat sprechen die Analysen eine deutliche Sprache.<br />

Eine LNG-Anlage erfordert eine ähnlich hohe Investition<br />

wie ein Düngemittel-/Melaminkomplex, verbraucht aber<br />

zehnmal soviel Erdgas. Umgekehrt ist der Erlös, der sich<br />

Erdgastanks<br />

Land- und Forstwirtschaft 0,7<br />

Baugewerbe 7,6<br />

verarbeitende Industrie 5,6<br />

sonstige Dienstleistungen 10,2<br />

Handel 12<br />

Finanzdienstleistungen,<br />

Immobilien 11,5<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

Arbeitsplätze<br />

indirekte Jobs<br />

Festangestellte<br />

Verkaufspreis<br />

in USD/MT<br />

0<br />

70<br />

280<br />

260<br />

208<br />

200 400 600 800 1000 1200<br />

Flüssiges Erdgas im Vergleich mit der Ammoniakkette<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> hat mit ihren Investitionen maßgeblich zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung des Landes beigetragen.<br />

1050<br />

1000+<br />

beispielsweise aus AHL erzielen lässt, bei der gleichen Menge<br />

von verbrauchtem Erdgas um ein Mehrfaches höher als<br />

der von Flüssiggas. Hinzu kommt die Arbeitsplatzsituation:<br />

In einem petrochemischen Komplex wie der neuen<br />

AHL/Melamin-Anlage finden rund dreimal so viele Men-<br />

Wertschöpfung<br />

in USD/mmBTU<br />

Verwendung<br />

fl üssigen Erdgases<br />

in mmBTU/MT<br />

Ammoniak + Harnstoff + Melamin Flüssiges Erdgas<br />

0<br />

0*<br />

4<br />

13,5<br />

*Keine zusätzliche Verwendung von Gas, Berechnung des Flüssiggasverbrauchs aufgrund<br />

des Produktmixes nicht möglich<br />

schen Arbeit wie in einer LNG-Anlage. Die indirekt entstehenden<br />

Arbeitsplätze sind dabei noch nicht berücksichtigt.<br />

Die Nachhaltigkeit des neuen Anlagenkomplexes<br />

für die trinidadsche Wirtschaft ist unter dem Strich<br />

denkbar positiv.<br />

52<br />

10 20 30 40 50 60<br />

35


BAHAMAS<br />

36 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

37<br />

PROJECTS<br />

Trinidad – Land und Leute<br />

Die Inseln Trinidad und Tobago bilden den gleichnamigen<br />

Inselstaat in der Karibik. Das Klima ist tropisch, mit Durchschnittstemperaturen<br />

um die 30 Grad. Anders als die meisten<br />

Karibkinseln liegen Trinidad und Tobago südlich der<br />

Hurricane-Zone. Nahezu jeder Einwohner spricht Englisch;<br />

als Zweitsprache ist Spanisch weit verbreitet. Trinidad gilt<br />

als die am meisten industrialisierte Insel der Karibik, was<br />

vor allem auf die Erdölförderung zurückzuführen ist. Weitere<br />

wichtige Industriezweige sind die Nahrungsmittel- und<br />

Leichtindustrie für den lokalen Bedarf und die Versorgung<br />

der Nachbarinseln. Den Dienstleistungssektor prägen Finanzdienstleister<br />

wie Banken und Versicherungen. Der Nationalsport<br />

der beiden Inseln ist Cricket. Trinidad ist auch<br />

für seinen Karneval bekannt, der in seiner Größe und Farbenpracht<br />

mit dem in Rio de Janeiro vergleichbar ist. Das<br />

nationale Musikinstrument ist die Steeldrum.<br />

14 000<br />

12 000<br />

10 000<br />

8 000<br />

6 000<br />

4 000<br />

2 000<br />

3 487<br />

3 123<br />

BIP pro Kopf (in USD)<br />

2 656<br />

2 164<br />

3 654<br />

4 789<br />

2004 2005<br />

5 427<br />

4 354<br />

10 509<br />

12 625<br />

Kuba Kolumbien Brasilien Venezuela Trinidad<br />

Geschichte<br />

KUBA<br />

JAMAIKA<br />

Ursprünglich von Spanien kolonialisiert, gerieten die Inseln<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts unter britische Kontrolle. Die<br />

Zuckerindustrie auf den Inseln wurde durch die Befreiung<br />

der Sklaven im Jahr 1834 schwer getroffen. Zwischen 1845<br />

und 1917 wurden diese durch Vertragsarbeiter aus Indien<br />

ersetzt, wodurch sowohl die Zuckerproduktion als auch die<br />

Kakaoindustrie einen Aufschwung erlebten. Mit der Entdeckung<br />

von Öl auf Trinidad im Jahr 1910 kam ein weiterer<br />

wichtiger Exportartikel hinzu. Trinidad erlangte seine Unabhängigkeit<br />

im Jahr 1962. In erster Linie dank der Erdöl-<br />

und Erdgasproduktion und –verarbeitung gehört das Land<br />

zu den wohlhabendsten karibischen Staaten. Der überwiegend<br />

auf Tobago konzentrierte Tourismus ist auf Expansion<br />

angelegt und wächst weiter.<br />

FLÄCHE: 5 100 km 2<br />

EINWOHNER: 1,3 Millionen<br />

POLITIK: Parlamentarische Demokratie<br />

PREMIERMINISTER: Patrick Manning<br />

REGIERUNGSPARTEI: People’s National Movement<br />

Die Außenbeziehungen des Landes sind stabil<br />

AMTSSPRACHE: Englisch<br />

WIRTSCHAFT: Öl- und Gasindustrie<br />

(Haupteinnahmequelle), Nahrungsmittelindustrie,<br />

Dienstleistungen<br />

JÄHRLICHE WACHSTUMSRATE: 7,5% im Schnitt<br />

der letzten 5 Jahre<br />

ERDGASRESSOURCEN: Rund 19 Billionen Kubikfuß<br />

sind gesichert; hinzu kommen rund<br />

14 Billionen Kubikfuß an identifi zierten<br />

und vermuteten Reserven<br />

HAITI<br />

Golf von Paria<br />

VENEZUELA<br />

DOM. REPUBLIK<br />

Karibik<br />

VENEZUELA<br />

Karibisches Meer<br />

Port-of-Spain<br />

San Fernando<br />

PUERTO RICO<br />

Arima<br />

Point Lisas<br />

BERMUDA<br />

ANTIGUA<br />

TOBAGO<br />

TRINIDAD<br />

GUADELOUPE<br />

MARTINIQUE<br />

TOBAGO<br />

Der Karneval auf Trinidad ist ebenso legendär wie der in Rio de Janeiro.<br />

TRINIDAD<br />

Atlantischer Ozean


38<br />

PROJECTS<br />

Plataforma Solar de Almería, Parabolrinnenverfahren im Hintergrund und die Fresnel-Technologie im Vordergrund<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

Die Sonne einfangen<br />

39


40<br />

PROJECTS<br />

Sonnige Zeiten im Feldversuch<br />

Fossile Rohstoffe zur Stromerzeugung gehen langsam zur Neige. In Zukunft<br />

brauchen wir erneuerbare Energien. Theoretisch kann allein die Sonne die<br />

ganze Erde mit Energie versorgen. Nur ein Prozent der Fläche der Wüsten,<br />

genutzt durch solarthermische Kraftwerke, würde ausreichen, den Elektrizitätsbedarf<br />

der Menschheit zu decken. Im südspanischen Almería nahm<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> im Juli ein neues Solarkraftwerk in den Testbetrieb. Die<br />

neue Technologie verspricht hohe Wirtschaftlichkeit. Und soll in zwei Jahren<br />

marktreif sein.<br />

Flachspiegel – die neue Generation solarthermischer Kraftwerke<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

Der Energiemarkt ist im Umbruch. Wind, Wasser und<br />

Sonne sind die Shooting-Stars. Laut einer Studie des<br />

Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)<br />

kann Europa Mitte dieses Jahrhunderts 80 Prozent seines<br />

Stroms aus erneuerbaren Energien beziehen und die durch<br />

Stromerzeugung produzierten Kohlendioxid-Emissionen<br />

um 70 Prozent senken. Eine strahlende Zukunft leuchtet vor<br />

allem solarthermischen Kraftwerken. „Sie könnten im Mittelmeerraum<br />

doppelt so viel Energie liefern wie Wind, Photovoltaik,<br />

Biomasse und Geothermie zusammen“, sagt Jürgen<br />

Beigel, bei MAN <strong>Ferrostaal</strong> zuständig für Solar Thermal<br />

Power Projects. Die Bank Sarasin, eine der führenden Privatbanken<br />

der Schweiz, prognostiziert einen rasanten Ausbau:<br />

Derzeit sind weltweit circa 50 Solarkraftwerke in Betrieb, in<br />

den kommenden zehn Jahren sollen es schon über 2 000<br />

sein. Staatliche Umwelt- und Energieprogramme fördern<br />

vermehrt Sonnenstrom – deshalb wird auch für die Folgejahre<br />

schnelles Wachstum erwartet. MAN <strong>Ferrostaal</strong> will dieses<br />

gewaltige Potenzial nutzen. Als Anlagenbauer ist das<br />

Unternehmen in einer guten Position, die Entwicklung dieses<br />

Markts maßgeblich mitzugestalten: MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist<br />

nicht an spezifische Technologien gebunden und verfügt<br />

über alle Kompetenzen, die für den Bau von Solarkraftwerken<br />

notwendig sind.<br />

Neue Technik preiswert auf Sonnenfang<br />

Ein Problem bei der Gewinnung großer Elektrizitätsmengen<br />

aus Sonnenenergie: Die herkömmlichen Technologien sind<br />

sehr aufwändig. Mit Parabolspiegeln oder sogenannten Sonnentürmen<br />

lässt sich bei den derzeitigen Marktpreisen ohne<br />

Subventionen kaum wirtschaftlich Elektrizität erzeugen. Solarthermisch<br />

erzeugter Strom ist momentan pro Kilowattstunde<br />

noch etwa 10 bis 15 Eurocent teurer als fossil erzeugter<br />

Strom. Die auf Häuserdächern beliebte Photovoltaik ist<br />

für große Anlagen zur Elektrizitätsgewinnung ungeeignet.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> setzt deshalb auf eine neue Technik: In Almería,<br />

der sonnenreichsten Stadt Spaniens, läuft seit Mitte<br />

Juli das erste solarthermische Kraftwerk mit Fresnel-Spiegeln<br />

im Testbetrieb. Die Demonstrationsanlage ist 100 Meter<br />

lang und 25 Meter breit – so groß wie ein kraftwerkstypisches<br />

Kollektormodul. Sie soll auf einer Spiegelfläche von<br />

rund 1 500 m² ein Megawatt thermische Leistung erbringen.<br />

Die Fresnel-Technologie, die in Almería ihre Alltagstauglichkeit<br />

unter Beweis stellen soll, zeichnet sich durch besonders<br />

niedrige Herstellungskosten aus, weil sie mit flachen Spiegeln<br />

arbeitet, anstatt mit gewölbten oder als Parabol gefertigten<br />

Kollektoren. Die Bauteile sind überwiegend kostengünstige<br />

Standardkomponenten, die zudem weltweit verfügbar<br />

sind. Auch der Betrieb ist vergleichsweise günstig.<br />

Deshalb erwartet MAN <strong>Ferrostaal</strong> als Ergebnis des auf anderthalb<br />

Jahre angelegten Demonstrationsbetriebs eine hohe<br />

Wirtschaftlichkeit. Ziel der Anlage ist der Nachweis günstiger<br />

Stromentstehungskosten und die Kommerzialisierung<br />

der Fresnel-Technik ab 2009.<br />

Mit Partnern zum Erfolg<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> bringt wesentliche Erfahrungen bei Aufbau<br />

und Betrieb unterschiedlichster Kraftwerksanlagen in das<br />

Projekt ein und reduziert dadurch das Risiko einer Fehlentwicklung.<br />

Die Demo-Anlage auf dem Gelände des Forschungszentrums<br />

Plataforma Solar de Almería wurde gemeinsam<br />

mit der deutschen Solar Power Group (SPG) errichtet,<br />

an der MAN <strong>Ferrostaal</strong> eine Beteiligung von 25 Prozent<br />

hält. Das Fresnel-Konzept der SPG zeigte sich in zwei<br />

bisherigen Forschungs- und Entwicklungsprojekten als<br />

fortschrittliche und wirtschaftlich interessante Option für<br />

den Einsatz in solarthermischen Kraftwerken. Auf einer<br />

Fresnel-Pilotanlage in Belgien sammelte das Unternehmen<br />

wertvolle Erfahrungen: ein 2 500 m² großes Spiegelfeld<br />

wurde aufgebaut, seine Konstruktion über mehrere Jahre<br />

kontinuierlich verbessert. Anteile an der SPG sichern MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> den Zugang zu einer der innovativsten Stromgewinnungstechniken,<br />

die derzeit verfügbar sind. Beide Firmen<br />

verfolgen nun gemeinsam das Ziel, den Fresnel-Kollektor<br />

für den Einsatz in kommerziellen Dampfkraftwerken<br />

nutzbar zu machen. Das Investitionsvolumen für das Pilotkraftwerk<br />

liegt bei circa 2,6 Millionen Euro. MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

unterstützt den Bau und Betrieb der Anlage gleichzeitig als<br />

Investor und als Projektmanager.<br />

Per Feldversuch zum Beweis<br />

Die wissenschaftliche Begleitung des Pilotbetriebs übernehmen<br />

führende Forschungseinrichtungen: das Fraunhofer<br />

Institut für Solare Energiesysteme und das Deutsche Zen-<br />

41


42<br />

PROJECTS<br />

trum für Luft- und Raumfahrt. So kann eine experimentelle<br />

Validierung des Fresnel-Konzepts erfolgen. Belastbare<br />

Zahlen und Daten sind Voraussetzung, um die viel versprechenden<br />

Aussichten zu überprüfen und damit bei zukünftigen<br />

Investoren Vertrauen in die neue Technologie zu schaffen.<br />

Auf Basis der Messungen an der Demo-Anlage soll die<br />

Fresnel-Technik weiter optimiert werden. Damit sie möglichst<br />

schnell in großtechnischen Anlagen genutzt werden<br />

kann. Verschiedene Länder aus der Mittelmeerregion haben<br />

Feierliche Eröffnung der Demonstrationsanlage im spanischen Almería im Juli 2007<br />

bereits Interesse signalisiert. MAN <strong>Ferrostaal</strong> will dieses Geschäftsfeld<br />

sukzessive weiter entwickeln. Für Jürgen Beigel,<br />

Executive Director Solar bei MAN <strong>Ferrostaal</strong>, spielen aber<br />

auch andere Werte eine Rolle: „Solarkraftwerke entlang der<br />

nordafrikanischen Küste können Strom für ganz Europa erzeugen<br />

und für die Bewohner Afrikas bessere Lebensbedingungen<br />

schaffen“, beschreibt er seine Vision. „Zudem bringt<br />

umweltfreundliche Stromerzeugung auch den Klimaschutz<br />

voran – gut für uns alle.“<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

Eignung für solarthermische Kraftwerke: ■ hervorragend ■ gut ■ geeignet ■ ungeeignet<br />

„Solarkraftwerke entlang der nordafrikanischen Küste können Strom für ganz Europa erzeugen“, sagt Jürgen Beigel, MAN <strong>Ferrostaal</strong> Executive Director Solar<br />

Solarstrom aus dem Fresnel-Kollektor<br />

Die Fresnel-Technologie, die jetzt erstmals unter realen Bedingungen<br />

getestet wird, ist vergleichsweise einfach in der<br />

Produktion, im Bau und im Betrieb. Die Spiegel, die die Sonnenstrahlung<br />

einfangen und konzentrieren, sind fl ach. Linear<br />

aneinandergereiht bilden sie lange, bewegliche Spiegelstränge.<br />

Parallel angeordnet lenken diese die Strahlungsenergie<br />

der Sonne auf ein Rohr, das sich in acht Metern Höhe<br />

über den Spiegeln befi ndet. In diesem Absorberrohr befi ndet<br />

sich Wasser, das auf Temperaturen bis 450 Grad Celsius<br />

erhitzt wird. Dabei entsteht Dampf, der über eine Dampfturbine<br />

in elektrische Energie umgewandelt wird – ziemlich genau<br />

so wie in einem konventionellen Kraftwerk. Fresnel-Kollektoren<br />

sind in vielerlei Hinsicht fortschrittlich: sie sind unempfi<br />

ndlich gegen Wind und erfordern weniger Landfl äche<br />

als bisherige Solarkollektoren. Für eine Demonstration dieser<br />

Technik bietet das südspanische Almería beste Voraussetzungen<br />

– hier scheint 3 000 Stunden im Jahr die Sonne.<br />

Funktionsprinzip der Fresnel-Technologie<br />

Sonnenstrahlen<br />

43<br />

zweiter Refl ektor<br />

primärer<br />

Fresnel-Refl ektor<br />

Absorberrohr


44<br />

PROJECTS<br />

„Solarstrom wird<br />

deutlich günstiger“<br />

Professor Robert Pitz-Paal, Leiter Solarforschung des Deutschen Zentrums<br />

für Luft- und Raumfahrt, über wirtschaftlichen Sonnenstrom und Stromimporte<br />

aus Afrika<br />

Herr Pitz-Paal, Sie prophezeien eine leuchtende Zukunft<br />

für „Concentrating Solar Power Technologie“. Was ist das<br />

eigentlich?<br />

Halten Sie eine Lupe zwischen die Sonne und ein Blatt Papier<br />

– so können Sie Feuer machen. So ähnlich funktioniert<br />

Concentrating Solar Power Technologie: Sonnenstrahlung<br />

wird konzentriert, man erzeugt mit Spiegeltechnik so hohe<br />

Temperaturen in einem Brennfl eck, dass man mit der Wärme<br />

beispielsweise ein ganz konventionelles Dampfturbinenkraftwerk<br />

antreiben kann.<br />

Welche Technologien dafür gibt es schon? Wie unterscheiden<br />

sie sich?<br />

Bei Parabolrinnenkollektoren ist der Konzentrator eine parabolförmig<br />

ausgeprägte Rinne, in deren Brennlinie sich ein<br />

Rohr erhitzt. Verwandt damit sind die neuen linearen Fresnel-Systeme.<br />

Sie stellen einen vereinfachten Ansatz dar –<br />

die Parabolrinne ist sozusagen in Scheiben geschnitten und<br />

in einer Ebene angeordnet. Dann gibt es noch die sogenannten<br />

Turmkraftwerke mit zentralen Receivern – da werden<br />

Spiegel der Sonne nachgeführt und konzentrieren die Strahlung<br />

auf die Spitze eines Turmes, wo sich ein Wärmetauscher<br />

befi ndet. Und es gibt ein System mit Parabolschüsseln,<br />

in deren Brennfl eck ist ein Strahlungsempfänger, die<br />

Sonnenenergie wird direkt an einen angekoppelten Motor<br />

gegeben. So ein Kollektor kann aber nur einige zehn Kilowatt<br />

an Strom erzeugen.<br />

Das ist wenig. Welche Technologien taugen denn für<br />

Großkraftwerke?<br />

Schon relativ etabliert sind Parabolrinnenkollektoren. Sie<br />

werden seit Mitte der 80er Jahre kommerziell in den USA<br />

eingesetzt. Anfang diesen Jahres ist ein erstes kommerzielles<br />

Turmkraftwerk in Betrieb gegangen, eine 10-Megawatt-<br />

Anlage in Sevilla. Alle anderen Technologien sind eher in der<br />

Demonstrationsphase – da kann man noch nicht wirklich<br />

von kommerzieller Anwendung sprechen.<br />

Wovon hängt die Wirtschaftlichkeit solarthermischer<br />

Kraftwerke ab?<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

Ein wesentlicher Faktor ist der Standort – die Sonneneinstrahlung,<br />

die dort herrscht. Je mehr Strahlung, desto günstiger.<br />

Die Unterschiede sind groß. In Deutschland ist die Einstrahlung<br />

nicht mal halb so groß wie in Südspanien. In der<br />

Wüste Kaliforniens sind es noch mal dreißig, vierzig Prozent<br />

mehr – also drei Mal so viel wie in Deutschland. Das macht<br />

die Stromerzeugung deutlich billiger. Wichtig ist zudem die<br />

Größe des Solarkraftwerks. Je größer, desto wirtschaftlicher.<br />

Und dann ist natürlich auch die Technologie entscheidend<br />

– die möglichst unaufwändig und trotzdem effi zient sein<br />

muss. Wenn es gelingt, mit weniger Aufwand höhere Temperaturen<br />

zu erzielen, kann man die Wirtschaftlichkeit steigern.<br />

Genau das ist auch das Ziel der Fresnel-Technologie.<br />

Wie realistisch sind Solarkraftwerke in Afrika? Da scheint<br />

die Sonne sehr verlässlich.<br />

Es hat bereits Ausschreibungen gegeben in verschiedenen<br />

afrikanischen Staaten. In Algerien läuft der erste Kraftwerksbau<br />

gerade an. Marokko und Ägypten werden wahrscheinlich<br />

noch dieses Jahr Verträge abschließen. Das Potenzial in<br />

Nordafrika ist enorm. Es gibt dort wirklich große freie Flächen,<br />

mit sehr viel Einstrahlung. Und einen stark wachsenden<br />

Energiebedarf. Gerade für Afrika ist es wichtig, dass die<br />

Solartechnologie schnell weiter entwickelt und wettbewerbsfähig<br />

wird, denn dort gibt es für regenerative Energien<br />

kaum Subventionen wie bei uns.<br />

Wenn wir die Solarstromerzeugung für Europa dort bündeln<br />

– machen wir uns dann künftig abhängig von den<br />

Sonnenländern Afrikas, so wie wir es jetzt von den Ölstaaten<br />

sind?<br />

Nein. Das DLR hat eine Reihe von Studien durchgeführt. Die<br />

Szenarien gehen davon aus, dass bis 2050 etwa 15 Prozent unseres<br />

Energiebedarfs durch Solar-Importe aus Afrika gedeckt<br />

werden können. Und dass der Rest größtenteils direkt in Europa<br />

durch eigene erneuerbare Ressourcen erzeugt wird.<br />

Heute sind wir noch zu 60 Prozent von Importen abhängig.<br />

Aber noch sind erneuerbare Energien relativ teuer in der<br />

Gewinnung und daher wenig gefragt. Laut Prognose des<br />

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung schätzt, dass der<br />

Energiebedarf bis zum Ende des Jahrhunderts hauptsächlich mit solarthermischen<br />

Kraftwerken gedeckt wird.<br />

DLR sollen sich bis zum Jahr 2020 die Produktionskosten<br />

in solarthermischen Kraftwerken halbieren. Wie das?<br />

Durch Massenfertigung der Komponenten, durch den Bau<br />

sehr großer Anlagen, durch das Erreichen eines besseren<br />

Wirkungsgrads mittels höherer Temperaturen – zum Beispiel<br />

durch Direktverdampfung bei der Fresnel-Technologie,<br />

und durch den Einbau großer thermischer Energiespeicher.<br />

All das ist schon machbar. Aber bis man so weit ist, sind wir<br />

auf subventionierte Märkte angewiesen.<br />

Müssen Firmen, die jetzt schon investieren, erst mal mit<br />

Verlusten rechnen?<br />

Das glaube ich nicht. Denn es gibt ja erfreulicherweise die<br />

Einspeisevergütungen und andere Anreize. Die Markteinführung<br />

von Solartechnologie ist politisch gewollt, die Zusatzkosten<br />

für erneuerbare Energien werden beispielsweise<br />

in Spanien und Deutschland auf alle Stromnutzer umgelegt<br />

– ein notwendiger Mechanismus, der den einzelnen Bürger<br />

sehr wenig kostet und von dem die Volkswirtschaft langfristig<br />

profi tieren wird, weil die Preise für fossile Energieträger<br />

steigen.<br />

Exemplarischer globaler Energiemix<br />

im Jahre 2100<br />

Primärenergieeinsatz (Exa Joule pro Jahr)<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Geothermie<br />

Andere Erneuerbare<br />

Solarkollektoren<br />

Solarthermische Kraftwerke<br />

und Photovoltaik<br />

Wind<br />

Biomasse (modern)<br />

Biomasse (traditionell)<br />

Wasserkraft<br />

Gas<br />

Kohle<br />

(Quelle: Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung für globale Umweltveränderungen 2003)<br />

Öl<br />

45


46 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

47<br />

PROJECTS<br />

Solar Millennium und<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> gründen<br />

Joint Venture<br />

Die MAN <strong>Ferrostaal</strong> und die Erlangener Solar Millennium AG bündeln ihre<br />

Kräfte zum Bau solarthermischer Kraftwerke. MAN Solar Millennium heißt<br />

das im Mai gegründete Gemeinschaftsunternehmen zum Bau solarthermischer<br />

Kraftwerke, an dem beide Unternehmen jeweils 50 Prozent halten.<br />

Ziel ist es, das Joint Venture als weltweit führenden Anbieter von solarthermischen<br />

Kraftwerken zu etablieren.<br />

Solar Millennium verfügt als Projektentwickler und<br />

Technologiegeber über eine schon kommerziell genutzte<br />

Technologie sowie langjährige Erfahrung in<br />

der Entwicklung von solarthermischen Kraftwerken. MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> ist als Anlagenbauer und Generalunternehmer<br />

mit Finanzierungskompetenz in der Lage, große Kraftwerksprojekte<br />

zu realisieren. Solar Millennium und MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> bündeln im gemeinsamen Unternehmen ihre<br />

Kompetenzen für Entwicklung und Bau von solaren Großkraftwerken.<br />

Solar Millennium hat in Spanien die ersten Parabolrinnen-<br />

Kraftwerke Europas entwickelt, von denen sich zwei Anlagen<br />

bereits im Bau befi nden. Weitere Projekte mit einer<br />

Leistung von mehreren Hundert Megawatt befi nden sich<br />

weltweit in Planung. Solar Millennium sieht in dem gemeinsamen<br />

Unternehmen die Fortführung seiner Strategie,<br />

durch Kooperation mit starken Partnern in den jewei-<br />

ligen Geschäftsfeldern die Marktpotenziale optimal zu nutzen.<br />

Mit dem Joint Venture baut Solar Millennium ein zusätzliches<br />

Geschäftsfeld entlang der Wertschöpfungskette<br />

solarthermischer Kraftwerke auf und dehnt dadurch die<br />

Kompetenzen auf Bau und Lieferung der Kraftwerke aus.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> bringt wertvolle Erfahrung als Generalunternehmer<br />

und Anlagenbauer mit der notwendigen fi nanziellen<br />

Stärke im internationalen Geschäft mit ein.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> bewertet die Gründung als wichtigen<br />

Schritt für die strategische Neuausrichtung seines Unternehmens.<br />

Innerhalb des Anlagenbaus konzentriert sich das<br />

Unternehmen auf die Bereiche Kraftstoffe und Energie. Die<br />

solarthermische Stromerzeugung spielt in dieser Strategie<br />

eine wichtige Rolle, denn sie stellt zukünftig einen stark<br />

wachsenden Markt dar. Mit Hilfe von Solar Millennium<br />

kann MAN <strong>Ferrostaal</strong> die Zeit, sich im Solarmarkt zu etablieren,<br />

erheblich verkürzen.<br />

Kursentwicklung seit Börsengang<br />

Jul Sep Nov Jan<br />

2006<br />

Parabolrinnenkraftwerk in Kalifornien<br />

Mär Mai Jul Sep Nov Jan<br />

2007<br />

Mär Mai Jul<br />

Solarthermische Kraftwerke haben das Potenzial, in Zukunft<br />

einen relevanten Anteil zur weltweiten Energieversorgung<br />

beizutragen. Studien bestätigen das sehr große<br />

Marktpotenzial. So rechnet das Deutsche Zentrum für Luft-<br />

und Raumfahrt (DLR) in einer vom Bundesministerium für<br />

Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in Auftrag gegebenen<br />

Studie damit, dass solarthermische Kraftwerke im<br />

Mittelmeerraum im Jahr 2050 doppelt soviel Energie liefern<br />

können wie Wind, Photovoltaik, Biomasse und Geothermie<br />

zusammen. MAN Solar Millennium begegnet somit<br />

bereits den Herausforderungen der zukünftigen Energieversorgung.<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

Solarfeld Dampfturbine<br />

Speicher<br />

Funktionsprinzip Parabolrinnenkraftwerk<br />

Solarer<br />

Dampferzeuger<br />

Kondensator


48<br />

Das Know-how der Solar Power Group: Fresnel-Kollektor mit Direktverdampfung<br />

Beteiligung an<br />

Solar Power Group<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> baut das Solargeschäft weiter aus.<br />

Nach der Gründung des Joint Ventures mit der Solar<br />

Millennium AG hat das Unternehmen 25 Prozent der Geschäftsanteile<br />

der Solar Power Group GmbH (SPG) übernommen.<br />

Die auf die Technologieentwicklung und das Engineering<br />

von solarthermischen Kraftwerken auf Basis der<br />

Fresnel-Technik spezialisierte SPG ist der Partner für eine<br />

neue Demonstrationsanlage in Almería, die am 9. Juli 2007<br />

offiziell vorgestellt wurde. Die Fresnel-Technik ist die in<br />

der Herstellung günstigste von vier heute zur Verfügung<br />

stehenden solarthermischen Technologien und soll ab<br />

2008 erstmals auch kommerziell in Großanlagen eingesetzt<br />

werden.<br />

SPG hat bislang zwei Fresnel-Versuchsanlagen aufgebaut<br />

und betrieben und die Technik in den vergangenen Jahren<br />

einen großen Schritt vorangebracht. Dr. Wolfgang Knothe,<br />

Vorstand der MAN <strong>Ferrostaal</strong> und verantwortlich für das<br />

Anlagenbau-Geschäft des Unternehmens, bewertet die Beteiligung<br />

als logischen Schritt für den Ausbau dieses Geschäfts:<br />

„Wir gehen davon aus, dass die Solarbranche in den<br />

kommenden Jahren einen erheblichen Wachstumsschub<br />

erleben wird. Deshalb gehen wir strategische Allianzen mit<br />

Technologieführern im Bereich Solarenergie ein und positionieren<br />

uns so als Projektentwickler und Generalunternehmer<br />

für den Bau solarthermischer Anlagen.“ Auf der<br />

Basis ihrer weltweiten Organisation und der bestehenden<br />

Technologiepartnerschaften plant MAN <strong>Ferrostaal</strong> solche<br />

Kraftwerke in Süd-Europa, dem Nahen Osten, Afrika, Asien<br />

und Amerika anzubieten.<br />

In der Unternehmensstrategie der MAN <strong>Ferrostaal</strong> spielen<br />

regenerative Energien und Kraftstoffe eine große Rolle. Das<br />

Unternehmen gehört zu den ersten global agierenden Anlagenbauern,<br />

die systematisch Kraftwerke für die Erzeugung<br />

von Solarstrom und Anlagen für die Herstellung von<br />

Biokraftstoffen entwickeln und bauen. Wie in anderen Feldern<br />

des Anlagenbaus entwickelt das Unternehmen die<br />

notwendigen Technologien nicht selbst, sondern arbeitet<br />

mit führenden Technologiepartnern zusammen, um gemeinsam<br />

mit ihnen Projekte zu realisieren.<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

Die Testanlage liegt im Sonnengürtel Europas.<br />

49


50<br />

PROJECTS<br />

Das erweiterte Kraftwerk Termozulia I<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

„Ein Meilenstein im<br />

venezolanischen Energiesektor“<br />

Venezuelas Staatspräsident Chávez eröffnete am 16. Juni das von MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> erweiterte Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk Termozulia I<br />

in der Nähe von Maracaibo. Für den staatlichen Kunden ENELVEN, Betreiber<br />

der Anlage, stellt das Kraftwerk einen strategischen Meilenstein<br />

in der Energieversorgung des Landes dar.<br />

Der prominente Gast kam von oben. Präsident Hugo<br />

Chávez’ Hubschrauber schwebte auf dem speziell<br />

für die offizielle Inbetriebnahme des Gaskraftwerks<br />

in Termozulia errichteten Heliport ein. Die überdimensionale<br />

Flagge Venezuelas über der Anlage konnte er schon von<br />

Weitem erkennen. Am Boden wartete auf Chávez bereits ein<br />

rotes Meer von eigens zu diesem Anlass angereisten Anhängern.<br />

Bei einem ausführlichen Rundgang ließ sich das Staatsoberhaupt<br />

die Anlage vom Kunden, der staatlichen ENEL-<br />

VEN (Energía Electrica de Venezuela), erklären. Von deren<br />

Komplexität zeigte er sich sichtlich beeindruckt. Für die Eröffnungsrede<br />

nahm sich der Präsident ganze dreieinhalb<br />

Stunden Zeit und würdigte die Anlage als „einen Meilenstein<br />

im venezolanischen Energiesektor“. Das Land verstärke<br />

damit nicht nur die Unabhängigkeit von bisherigen, nicht<br />

immer zuverlässig funktionierenden Energiequellen wie<br />

dem Wasserkraftwerk am Guri-Stausee, sondern setze auch<br />

technologisch neue Maßstäbe.<br />

Hoher Besuch: Venezuelas Präsident Hugo Chávez bei der Ankunft. Das<br />

Staatsoberhaupt hielt eine dreieinhalbstündige Rede und lobte Termozulia I<br />

als einen „Meilenstein im venezolanischen Energiesektor“.<br />

51


Karibisches Meer<br />

PANAMA<br />

Panama<br />

ECUADOR<br />

Bogota<br />

Maracaibo<br />

KOLUMBIEN<br />

San Cristobal<br />

Caracas<br />

BRASILIEN<br />

VENEZUELA<br />

Puerto Ayscucho<br />

Tatsächlich wurde mit dem Kraftwerk Termozulia erstmals<br />

in Venezuela ein Open-Cycle- zu einem Combined-Cycle-<br />

Kraftwerk umgerüstet, welches, ohne zusätzliche Brenn-<br />

PERU<br />

stoffressourcen, einen deutlich höheren Stromoutput erreicht.<br />

Bei Combined-Cycle-Anlagen werden der Gasturbinen-<br />

und der Dampfturbinenprozess miteinander kombiniert.<br />

Die fertige Anlage speist etwa 500 Megawatt, statt der<br />

bisherigen 320 Megawatt in das venezolanische Stromnetz<br />

ein. Die Projektlaufzeit beträgt insgesamt 30 Monate. Bis zu<br />

1 300 Arbeitskräfte waren auf der Baustelle beschäftigt, davon<br />

90 Prozent aus der ölreichen Region La Cañada. Der lokale<br />

Anteil der Wertschöpfung beim Kraftwerk Termozulia<br />

stützt sich auf 1 300 Tonnen Stahlbau, 470 Tonnen Rohrmaterial<br />

und eine Gesamtmontage von 15 000 Tonnen Material.<br />

Die Komponenten kamen unter anderem aus Japan,<br />

Brasilien und den Niederlanden.<br />

Der Kunde ENELVEN soll in dem durch Energieminister<br />

Rafael Ramirez vorgestellten nationalen Energiekonzept<br />

eine Schlüsselrolle spielen. Das Ziel ist eine effi zientere und<br />

stabilere Stromversorgung für Venezuela. Noch muss die<br />

Bevölkerung des lateinamerikanischen Landes mit Engpässen<br />

leben. Die Regierung möchte dies jedoch so schnell wie<br />

möglich verbessern. Die Erweiterung von Termozulia ist ein<br />

Schritt in diese Richtung. So verließ Chávez gegen Abend<br />

unter dem Jubel der Gäste die Festhalle und bedankte sich<br />

bei den Projektverantwortlichen.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> arbeitet in Venezuela auch an sozialen<br />

Projekten und trägt somit zu einer Verbesserung des<br />

Lebensstandards bei. So stattete das Unternehmen drei<br />

Schulen in strukturschwachen Gebieten mit PCs und einem<br />

kompletten Internetzubehör aus, um den Kindern eine Erweiterung<br />

ihres Horizonts zu ermöglichen. Zurzeit organisiert<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> eine Lehrwerkstatt, die Jugendlichen<br />

einen Zugang zu einer strukturierten Ausbildung ermöglichen<br />

soll.<br />

Das erweiterte Kraftwerk Termozulia I speist<br />

500 Megawatt in das nationale Stromnetz ein.<br />

Tucupita<br />

GUYANA<br />

Georgetown<br />

Atlantischer Ozean<br />

Paramaribo<br />

SURINAM FRANZ.<br />

GUYANA<br />

Cayenne<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

53


54 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

55<br />

SERVICES<br />

Rekordverkäufe im<br />

Metallverarbeitungsbereich<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> freut sich über gute Ergebnisse in den Bereichen Werkzeugmaschinen<br />

und in der Metallumformung. So liefert das Unternehmen mehrere<br />

CNC-Dreh- und Fräszentren für die Herstellung von Komponenten mit<br />

höchsten Genauigkeitsansprüchen. Unter anderem werden zwei CNC-Fräsmaschinen<br />

für die Herstellung von Zahnrädern bis 2 500 mm Werkstückdurchmesser,<br />

welche im Schiffsbau eingesetzt werden, zu einem Lizenznehmer für<br />

Dieselmotoren der Konzernschwester MAN Diesel nach China geliefert.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> hat Maschinen für die Flugzeug-<br />

industrie nach Brasilien und Pakistan verkauft.<br />

Das Unternehmen hat neue, langfristige Vereinbarungen<br />

zur Wartung und Instandhaltung von CNC-Maschinen<br />

mit den Firmen GROB aus der Schweiz und WFL aus Österreich<br />

unterzeichnet, was zu einer Verbesserung des Services<br />

in Brasilien und China beiträgt. Für die Getriebe-Hersteller<br />

SEW und ADDN hat MAN <strong>Ferrostaal</strong> mit dem deutschen<br />

Geschäftspartner HÖFLER zwei Verträge für die Lieferung<br />

von CNC-Zahnradschleifmaschinen abgeschlossen.<br />

Ein Rekord rundet die gute Lage im Werkzeugmaschinengeschäft<br />

ab: 2006 verkaufte MAN <strong>Ferrostaal</strong> in Brasilien 16<br />

CNC-Laserschneidemaschinen für die Schweizer Firma BY-<br />

STRONIC. 2007 konnten bereits sieben Modelle BYVENTION<br />

verkauft werden. Die Gesamtzahl der in Brasilien verkauften<br />

Maschinen überschritt deutlich die 100-Stück-Marke.<br />

In China ist MAN <strong>Ferrostaal</strong> im Verkauf von Maschinen für<br />

die Metallumformung sehr erfolgreich. Insbesondere Aluminium-Folien-Walzwerke,<br />

inklusive neuer Separatoren-<br />

und Dopplertechnik des Lieferanten Achenbach Buschhütten<br />

erzielen in der Volksrepublik große Gewinne.<br />

Auch die Nachfrage nach Münzprägemaschinen ist derzeit<br />

hoch. Einen Schwerpunkt bildet ebenfalls der chinesische<br />

Markt. Dort gibt es aufgrund der bevorstehenden Olympiade<br />

eine verstärkte Investitionstätigkeit der Münzhersteller,<br />

speziell für Maschinen zur Herstellung und Bearbeitung<br />

von Sammlermünzen und Medaillen. In Lateinamerika ist<br />

dieses Geschäft gleichermaßen stark; vor allem in Kolumbien<br />

konnte das Unternehmen ein solides Geschäft im Münzensegment<br />

aufbauen. Die Kooperation mit namhaften Maschinenherstellern<br />

erlaubt MAN <strong>Ferrostaal</strong>, nahezu das gesamte<br />

Spektrum des Maschinenbedarfs für die verschiedenen<br />

Arbeitsprozesse der Münzfertigung anzubieten.<br />

Alufolienwalzwerk von Achenbach Buschhütten in China


56<br />

SERVICES<br />

Gaspipeline für<br />

LUOC in Usbekistan<br />

Pipelines auf dem Weg nach Usbekistan:<br />

Umladung von Rohren im Hafen Kleipeda<br />

vom Schiff auf Eisenbahnwaggons<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

Kaspisches Meer<br />

IRAN<br />

Bei Usbekistan denken die meisten an ein Land irgendwo<br />

in Zentralasien und die Seidenstraße mit Städten<br />

wie Samarkand und Buchara. Heute ist Usbekistan<br />

eines der weltweit führenden Länder in der Produktion von<br />

Baumwolle. Doch der zukünftige Reichtum des Landes liegt<br />

im Öl- und Gasgeschäft. Während sich Aserbeidschan und<br />

Kasachstan sehr bald nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion<br />

für internationale Öl- und Gasfirmen öffneten, entschied<br />

sich der usbekische Präsident Islam Karimov zunächst<br />

für einen Sonderweg. Jetzt, wo die Wirtschaften der<br />

Nachbarstaaten rapide wachsen, steht auch in Usbekistan<br />

die Tür für ausländische Unternehmen offen.<br />

Die größte russische und zweitgrößte Ölfirma weltweit,<br />

Lukoil, baut das Öl- und Gasgeschäft in Usbekistan aus. Zu<br />

diesem Zweck gründeten die Russen das Tochterunternehmen<br />

Lukoil Uzbekistan Operating Company (LUOC). Der<br />

Ort für die ersten LUOC-Aktivitäten ist die Region von<br />

Buchara, im Südwesten Usbekistans. Zusammen mit dem<br />

lokalen Joint-Venture-Partner Uzbekneftegaz hat das Unternehmen<br />

mit der Erschließung der Dengizkul- und Kandymsk-Gasfelder<br />

begonnen. Die Khamzak- und Shady-Blöcke<br />

innerhalb des Kandymsk-Feldes sollen in einer ersten<br />

Phase auf eine jährliche Produktions- und Transportkapazität<br />

von vier Milliarden Kubikmetern Erdgas kommen.<br />

Darüber hinaus hat LUOC zusammen mit CNPC aus China,<br />

PETRONAS aus Malaysia und der koreanischen KNOC<br />

neue Investitionen in die Wege geleitet. In den nächsten<br />

zehn Jahren wird das Öl- und Gasgeschäft deshalb absehbar<br />

stark wachsen, nachdem sich auch GAZPROM entschieden<br />

hat in diesen Markt einzusteigen.<br />

LUOC hat bereits mit dem Bau einer Gas-Förderungsstation<br />

begonnen und wird als Nächstes die nötigen Pipelines<br />

zum Mubarek-Gas-Raffinerie-Komplex errichten. Dort wird<br />

Aralsee<br />

TURKMENISTAN<br />

Nukus<br />

Registan, Samarkand<br />

USBEKISTAN<br />

Urganch<br />

Taschkent<br />

Buchara<br />

KASACHSTAN<br />

TADSCHIKISTAN<br />

in Kürze eine Gasreinigungsanlage errichtet, da das Erdgas<br />

dort einen hohen Schwefelanteil hat. Wegen dieses<br />

Schwefelproblems hat LUOC beschlossen, nicht mit russischen<br />

oder ukrainischen Herstellern zu kooperieren, sondern<br />

dem Weg des „Western Technology Pipings“ zu folgen,<br />

den MAN <strong>Ferrostaal</strong> für solche hohen technischen Ansprüche<br />

eingeführt hat. Dieses Label steht für qualitativ hochwertige<br />

Technik aus Westeuropa. MAN <strong>Ferrostaal</strong> wurde<br />

Partner von LUOC. Zurzeit werden Großrohre, mit einem<br />

Durchmesser von 711 und einer Stärke von 20 Millimetern,<br />

die entsprechenden Kugelhähne, Rohrbiegungen, Fittings<br />

sowie Molchstationen geliefert. Das gesamte Rohrmaterial<br />

hat das Kandymsk-Feld erreicht und wird zu einer Pipeline<br />

montiert.<br />

Der Auftrag hat ein Volumen von über 30 Millionen Euro;<br />

den Großteil machen die Rohre aus. Der Stahl der Rohre ist<br />

in der Lage, dem hohen H 2 S-Gehalt standzuhalten. Die<br />

Pipeline hat eine Länge von 46 Kilometern und das Gesamtgewicht<br />

der Rohre beträgt – inklusive der Polyethylen-Außenbeschichtung<br />

– etwa 17 000 Tonnen. LUOC hat<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> aufgrund ihrer Erfahrungen mit ähnlichen<br />

Pipelines in Turkmenistan, und wegen ihres guten Rufs für<br />

„Western Technology Piping“ ausgesucht.<br />

Namangan<br />

Balchaschsee<br />

KIRGISISTAN<br />

CHINA<br />

PAKISTAN


58 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

59<br />

SERVICES<br />

„Marktführerschaft durch<br />

Qualitätsführerschaft“<br />

Seit neun Jahren leitet Dr. Ralf Becker zusammen mit Detlef Castro das<br />

Unternehmen MAN <strong>Ferrostaal</strong> Automotive. Die tägliche Top-Performance<br />

ist für den 46-jährigen Ingenieur die Basis seines Geschäfts.<br />

Seit wann gibt es den Bereich Automotive und wie hat er<br />

sich seitdem entwickelt?<br />

Seit 1983 betreiben wir erfolgreich Stahlmagazine für verschiedene<br />

Automobilhersteller (OEMs); 1996 haben wir mit<br />

der sogenannten Systemlogistik begonnen. Das heißt, wir liefern<br />

außer Stahl weitere Materialien just-in-time und sogar<br />

in Sequenz montierte Systeme an unsere Kunden. Die Unternehmensentwicklung<br />

lässt sich gut an der Entwicklung des<br />

Personalstands aufzeigen. Als ich 1998 bei MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

anfing, beschäftigten wir in unserem Bereich etwa 220 Mitarbeiter,<br />

heute haben wir mehr als 2 700 – inklusive Leiharbeiter.<br />

Genauso wie der Personalstand hat sich auch der Umsatz<br />

entwickelt: stetig und konsequent steigend.<br />

Wie hat sich die Automobilindustrie verändert und wie<br />

hat sich MAN <strong>Ferrostaal</strong> diesen Veränderungen angepasst?<br />

Die Automobilindustrie hat sich in den letzen zehn Jahren<br />

enorm verändert. Die klassischen Fahrzeuge, bei denen ein<br />

Fahrzeugtyp wie der Opel Astra oder der VW Golf mehr als<br />

600 000 Mal pro Jahr verkauft wurde, gibt es nicht mehr.<br />

Heute muss die Automobilmobilindustrie eine Mehr-Modell-Politik<br />

(3-, 4-, 5-Türer, Kombi, Coupé, Cabrio usw.) betreiben,<br />

um das gewohnte Absatzniveau zu halten. Dazu<br />

wird jedes Modell auch noch in unterschiedlichsten Varianten<br />

angeboten, denn jeder Kunde möchte sein individuelles<br />

Fahrzeug haben. So müssen wir in der Lage sein, grundverschiedene<br />

Fahrzeuge zu montieren sowie bei den Anbauteilen<br />

entsprechende Varianten. Das muss beherrscht werden,<br />

um an der Einbaustelle die Komplexität so gering wie<br />

möglich zu halten. Genau hier greifen unsere Konzepte.<br />

Was sind Ihre wesentlichen Erfolgsfaktoren? Auf welche<br />

Kompetenzbereiche haben Sie sich spezialisiert?<br />

Wichtig für uns ist, dass wir wirklich verstehen wie die Automobilindustrie<br />

funktioniert. Also: Warum gibt es bestimmte<br />

Erfordernisse, welche Einrichtungen sind notwendig<br />

etc. Dazu gehört auch die IT als wesentliche Komponente.<br />

Nur so kann man den Bedürfnissen des Kunden gerecht<br />

werden. Man muss ticken wie der OEM. Wir passen uns an<br />

die permanenten Veränderungen an, denen der OEM ausgesetzt<br />

ist, indem wir neue Konzepte entwickeln und mit<br />

unseren Ideen zum Erfolg der Automobilindustrie beitragen.<br />

Wir sind darauf spezialisiert, entlang der Supply-Chain<br />

eine entsprechende Wertschöpfung anzubieten. Dies erstreckt<br />

sich von der Materialfluss- und Montageplanung bis<br />

Sales Center für Opel in Rüsselsheim<br />

hin zur gesamten Fabrikplanung, der Entwicklung spezialisierter<br />

Transportkonzepte und der Entwicklung und dem<br />

Betrieb entsprechender IT-Systeme – immer mit dem Ziel,<br />

diese Operationen langfristig zu betreiben. Ganz wichtig ist<br />

für uns dabei die Qualität: Alles was wir übernehmen, muss<br />

einhundertprozentig in Ordnung sein.<br />

Wie halten Sie das Wissen Ihrer Mitarbeiter auf dem neuesten<br />

Stand und bilden sie zu Experten aus?<br />

Wir haben erstens sehr gute Leute mit einer ausgesprochenen<br />

Affinität zu Fahrzeugen und der Automobilindustrie.<br />

Sie kennen die Erfordernisse des OEM also genau. Doch unser<br />

Anspruch ist: Man muss es noch ein bisschen besser machen<br />

als die anderen. Das heißt, wir müssen unseren Leuten<br />

permanent die relevanten Trends und Entwicklungen vermitteln,<br />

damit wir neue, bedarfsgerechte Konzepte entwickeln<br />

können. Bei unserem Wachstum bedeutet das, dass<br />

wir Leute entwickeln, trainieren und coachen müssen. Neue<br />

Leute dürfen sofort zusammen mit erfahrenen Mitarbeitern<br />

an Projekten an den operativen Standorten arbeiten.<br />

Denn Erfahrung bekommt man nur durch Erfahrungen.<br />

Was würden Sie einem potenziellen Kunden sagen, warum<br />

er gerade Ihre Leistungen und nicht die eines Konkurrenten<br />

in Anspruch nehmen soll?<br />

Unser Motto lautet: Marktführerschaft durch Qualitätsführerschaft.<br />

Entscheidend ist, dass das Montageband des Kunden<br />

nicht gestoppt wird, es keine Störungen in seiner Produktion<br />

gibt und die Teile und Systeme, die man anliefert,<br />

einhundert Prozent in Ordnung sind. Das ist die Messgröße<br />

für den unmittelbaren operativen Erfolg. Deshalb schreiben<br />

wir Qualitätssicherung im Vorfeld auch ganz groß. Wir sind<br />

nach den neuesten Normen zertifiziert. Zum Teil werden die<br />

zertifizierten Systeme noch einmal durch den Kunden abgenommen.<br />

Bei Ford beispielsweise sind die Standorte<br />

durch den Ford Q1 Award ausgezeichnet. Doch Qualitätssysteme<br />

auf dem Papier sind natürlich nicht ausreichend.<br />

Wichtig ist, dass die Qualitätssicherung gelebt wird. Daher<br />

lautet diesbezüglich unsere Devise: So wenig wie möglich,<br />

soviel wie nötig. Aber alles das, was man festschreibt, muss<br />

auch zu einhundert Prozent gelebt werden. Es muss jederzeit<br />

unvorbereitet ein Audit bestanden werden. Nur so kann<br />

man kontinuierliche Qualität liefern und sehr effektiv und<br />

zuverlässig arbeiten. Das ist unser Anspruch und auch ein<br />

Wettbewerbsvorteil.


60 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

61<br />

SERVICES<br />

Was war die bisher herausfordernste Aufgabe?<br />

Das war im Jahre 2000. Fast zeitgleich erhielten wir damals<br />

zwei große Zuschläge: das SILS Center für Opel in Rüsselsheim<br />

und die PonyPack-Montage für Ford in Köln. Zwei Riesenprojekte<br />

also, beide Standorte zusammen mit über 40<br />

Millionen Euro Invest. In Rüsselsheim galt es, eine komplette<br />

Infrastruktur zu errichten, heute 33 000 Quadratmeter.<br />

Wir durften unsere gesamte Planung mit den Kollegen von<br />

Opel umsetzen und haben hier einen ordentlichen Anlauf<br />

hingekriegt. In Köln handelte es sich ebenfalls um den Start<br />

eines Projektes auf der grünen Wiese. Bei beiden Projekten<br />

haben wir umfangreiche Montagen übernommen. Wenn<br />

man über Nacht pro Standort 300 Leute beschäftigen und<br />

qualifizieren muss, so ist das schon eine enorme Herausforderung.<br />

Denn man benötigt auch entsprechende Managementkapazitäten,<br />

die so etwas begleiten können. Das kann<br />

nur eine begrenzte Anzahl von Leuten. Aber wir haben das<br />

an beiden Standorten erfolgreich gemeistert.<br />

Ganz allgemein gesprochen, was hat ein Unternehmen<br />

der Automobilbranche bei der Auswahl eines Dienstleisters<br />

zu beachten?<br />

Ganz wichtig ist, dass alles, was in Papierform festgeschrieben<br />

wurde, auch nachweisbar ist. Denn es gibt ganz gravierende<br />

Unterschiede zwischen Theorie und Praxis. Alle Projekte<br />

– das können wir mit Stolz sagen – haben wir sehr erfolgreich<br />

umgesetzt. Das heißt, ohne Einschränkung des<br />

Kunden und unter extremster Zeitknappheit. Der Kunde<br />

sollte also nach Referenzen fragen, denn das sind entscheidende<br />

Nachweise, und nicht nur auf die Kosten schauen, die<br />

er auf den ersten Blick in einem Angebot erfassen kann.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist im Schwerpunkt als Generalunternehmer<br />

für Industrieanlagen bekannt. Wie passt denn<br />

der Bereich Automotive ins Unternehmen?<br />

Sehr gut, denn MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist ein weltweiter Dienstleister<br />

und da sind wir mit unseren Services im Bereich Automotive<br />

ganz vorn. Außerdem kann man uns durchaus mit<br />

dem Anlagenbau vergleichen: Wenn wir Verträge über einen<br />

gewissen Montageumfang abschließen, bei denen es<br />

um die Errichtung der gesamten Infrastruktur geht, wir das<br />

Gebäude erstellen, die Investitionen dafür tätigen, im Gebäude<br />

die kompletten Montageeinrichtungen installieren,<br />

Schraubtechnik, sämtliche Transfersysteme und Steuersysteme,<br />

dann kann man das als kleine Fabrik sehen. Hier geht<br />

es also um Projektmanagement wie im Anlagenbau. Auch<br />

im Bereich Automotive sind wir Generalunternehmer. Auch<br />

hier zeigen wir unseren Kunden neue Geschäftsmodelle und<br />

entsprechende Wege auf, um ihren vielfältigen Aufgaben<br />

und Herausforderungen gerecht zu werden, betreiben also<br />

auch hier Projektentwicklung.<br />

Wo liegen Ihre Zukunftsmärkte?<br />

Wenn man über Zukunftsstrategien nachdenkt, muss man<br />

mehrere Aspekte im Auge behalten. Erstens gehe ich davon<br />

aus, dass es in Deutschland oder Westeuropa auch zukünf-<br />

tig ein ordentliches Volumen an produzierten Fahrzeugen<br />

gibt. Dafür müssen intelligente Konzepte gefunden werden,<br />

um hier die Arbeitskosten und die Produktionsstunden pro<br />

Fahrzeug wettbewerbsfähig zu machen beziehungsweise zu<br />

halten. Da glaube ich, können wir mit unseren Konzepten<br />

einen wichtigen Beitrag leisten. Darüber hinaus gibt es natürlich<br />

– wenn man sich die Prognosen bis 2015 oder 2020<br />

ansieht – eine deutliche Veränderung in der Welt. Aber selbst<br />

Europa hat dann sicher noch einen Zuwachs. Die neuen<br />

Märkte Indien und China sind die Märkte mit den größten<br />

Wachstumsraten. Wenn man sich aber einmal die heutige<br />

Gesamtwertschöpfung anguckt, sind es doch relativ kleine<br />

Märkte. Osteuropa ist mit Sicherheit einer der größten<br />

Wachstumsmärkte. Nicht nur prozentual, sondern auch absolut.<br />

Für uns sind auch die USA von größtem Interesse, weil<br />

dort die Wertschöpfungsprozesse noch nicht so fortgeschritten<br />

sind wie in Europa. Hier sehen wir für uns ein Riesenpotenzial.<br />

Zusammengefasst bedeutet die strategische<br />

Ausrichtung für unseren Unternehmensbereich: Bestandsicherung<br />

in Westeuropa, Ausbau in Osteuropa insbesondere<br />

in den Märkten in Polen und Russland und eine Neuausrichtung<br />

im Hinblick auf die USA.<br />

Da steckt ja die Automobilindustrie in der Krise…<br />

In jeder Krise steckt natürlich eine Chance. Wenn man sich<br />

einmal in den USA anschaut, welche Fahrzeuge dort auf den<br />

Straßen zu finden sind, so wird einem sehr schnell klar, dass<br />

vor dem Hintergrund der Diskussionen um steigende Energiekosten<br />

und einer notwendigen Reduzierung des CO 2 -Ausstoßes<br />

mit Sicherheit ein Wachstum im Segment der kleineren<br />

Fahrzeuge möglich ist. Auf der anderen Seite nimmt<br />

auch insgesamt die Bevölkerung und damit die Nachfrage<br />

nach Fahrzeugen zu. Es zeichnen sich also für den US-amerikanischen<br />

Markt zwei Tendenzen ab: Erstens, ein absolutes<br />

Wachstum und zweitens die Tendenz zu anderen Fahrzeugmodellen,<br />

die einen geringen Verbrauch haben und damit<br />

umweltverträglicher sind. Hinzu kommt, dass eine<br />

wichtige Kenngröße der Wirtschaftlichkeit in der Automobilindustrie,<br />

die Arbeitszeit pro Fahrzeug in der Endmontage,<br />

noch erhebliche Verbesserungspotenziale beinhaltet.<br />

Also ein großes Betätigungsfeld für uns.<br />

Da sind die Europäer den Amerikanern voraus?<br />

Ja, einige Europäer sind den Amerikanern schon voraus. Natürlich<br />

jedes neue, auf der grünen Wiese gebaute Werk hat<br />

den Vorteil, über bessere Strukturen zu verfügen. Aber ich<br />

glaube, dass man auch in gewachsenen Strukturen durch<br />

intelligente Versorgungskonzepte besser werden kann und<br />

hier setzen wir an. In Europa sind wir mit unseren Montagedienstleistungen<br />

in einer führenden Position als lieferantenneutraler<br />

Dienstleister. Uns ist es eigentlich egal, wer die<br />

Komponenten liefert, wichtig ist, dass die Komponenten in<br />

der richtigen Qualität geliefert werden. Unsere Dienstleistungsmodelle<br />

kann man an jedem Automobilstandort einbringen.<br />

Wir schaffen Strukturen, die die Fertigungszeiten<br />

der Endmontage geringer werden lassen.<br />

Wird es einen Ausbau der Services von Ihrer Seite geben?<br />

Die Dienstleistung, die wir anbieten, unterliegt einem kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozess, das heißt, wir überprüfen<br />

permanent, ob das, was wir machen, „state of the art“ ist.<br />

Wir arbeiten ständig an neuen Konzepten, damit wir einen<br />

Vorsprung vor Nachahmern haben. Stahlmagazine können<br />

adaptiert werden, verschiedene Sequenzoperationen können<br />

kopiert werden. Also müssen wir jetzt überlegen, wie<br />

der Markt morgen aussieht, damit wir zusätzliche Dienstleistungen<br />

anbieten und unseren Wettbewerbsvorsprung<br />

halten können.


62 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

63<br />

LAND UND LEUTE<br />

Leben und Arbeiten<br />

in fremden Kulturen<br />

Reinhart Hönsch: Geschäftsführer der MAN <strong>Ferrostaal</strong> Perú<br />

Wir schreiben das Jahr 1973. Der damals 30-jährige<br />

Reinhart Hönsch hatte nach seiner Ausbildung<br />

zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> seine erste Auslandsreise nach Marokko gemacht,<br />

wo er eine Studie über diesen neu zu entwickelnden<br />

Markt erstellen sollte. Damit war der Weg nach Afrika vorherbestimmt.<br />

Hönsch wurde in die damalige Abteilung<br />

F-Afrika übernommen. Seine Aufgabe: die Restabwicklung<br />

eines Auftrages über die Lieferung von 250 Erztransportwagen<br />

in den Kongo (damals Zaire).<br />

So befand er sich also schon bald auf seiner ersten Tour<br />

durch den afrikanischen Dschungel. Nach einem langen,<br />

äußerst anstrengendem Fußmarsch kamen er und seine<br />

Kollegen in ein Dorf, wo der Häuptling vor seiner Hütte saß<br />

und sich in der Hitze seine Füße in einer Wanne mit kaltem<br />

Wasser kühlte. Als Ehrengäste wurden die Reisenden zu<br />

einem kühlen Bierchen eingeladen – eine willkommene Erfrischung.<br />

Doch Hönsch wollte seinen Augen kaum trauen,<br />

als er sah, dass die eilig für sie geholten Gläser in der gleichen<br />

Wanne gespült wurden, in der der Dorfchef gerade<br />

seine Füße badete. Beim ersten Schluck musste er sich sehr<br />

überwinden – doch Höflichkeit und Hitze...<br />

Im Jahre 1975 erfolgte dann die Entsendung nach Nigeria,<br />

wo der weitere Ausbau der Zementfabrik Sokoto kaufmännisch<br />

zu begleiten war. Bis 1978 hat Hönsch die Geschicke<br />

der Büros in Lagos und Kaduna geleitet, in dieser Zeit wurden<br />

die Grundsteine für die Aufträge einer Bahnlinie für<br />

den Erztransport sowie für das Stahlwerk Ajaokuta gelegt.<br />

Das Arbeitsumfeld war nicht einfach – bei stundenlangen<br />

Stromausfällen, Benzinknappheit und einer täglich nur für<br />

zwei bis drei Stunden verfügbaren Telexleitung nach<br />

Deutschland, aber Hönsch stellte sich darauf ein, und<br />

schloss erfolgreiche Geschäfte ab.<br />

Es sind wohl diese besonderen Erlebnisse und Erfahrungen,<br />

die Menschen befähigen, mit anderen Menschen aus verschiedenen<br />

Kulturen und Lebenswelten zurecht zu kommen<br />

– mehr noch: in unterschiedlichsten Ländern zu leben<br />

und dort eine Existenz aufzubauen.<br />

„Mein erster längerer Auslandsaufenthalt<br />

in Nigeria hat mich entscheidend<br />

für mein späteres Berufsleben<br />

geprägt. Diese Erfahrungen sind mir<br />

bei meinen späteren Auslandseinsätzen<br />

zugutegekommen“,<br />

sagt Hönsch. Lediglich zehn Jahre seines Berufslebens verbrachte<br />

er insgesamt in Deutschland. Insofern ist er ein<br />

typischer MAN <strong>Ferrostaal</strong>er. Einer, der in der ganzen Welt<br />

zu Hause ist. Hönsch lebte für das Unternehmen zwischen<br />

1975 und 1987 in Afrika und Asien. So konnte er auch in<br />

Shanghai und Peking bei der Projektverhandlung und der<br />

Auftragsabwicklung für die Demontage eines Walzwerkes<br />

in Dortmund und dessen Wiederaufbau in China Erfahrungen<br />

sammeln. „In meinen mehrheitlich im Ausland verbrachten<br />

Berufsjahren habe ich gelernt, anderen zuzuhören,<br />

mich auf andere Kulturen einzustellen. Wenn ich versuche,<br />

mein Gegenüber zu verstehen, wenn ich sein Vertrauen<br />

gewinnen kann, werde ich sowohl geschäftlich und<br />

privat erfolgreich sein“, sagt der Weltenkenner.<br />

Reinhart Hönsch, Geschäftsführer der MAN <strong>Ferrostaal</strong> Perú<br />

Heute ist Peru seine Heimat. Gemeinsam mit seiner peruanischen<br />

Ehefrau und seinen beiden Söhnen lebt er in der<br />

Hauptstadt Lima. 1988 wurde sein Wunsch immer stärker,<br />

das Land seiner Frau kennen zu lernen, und so verließ der<br />

ambitionierte Deutsche MAN <strong>Ferrostaal</strong>, da das Unternehmen<br />

damals keine Vakanz in seiner Wahlheimat hatte. Er<br />

fand eine neue Arbeitsstelle bei einer peruanisch-schweizerischen<br />

Firma, wo er zwischen 1988 und 2001 als Abteilungsleiter<br />

das Maschinengeschäft aufbaute und so den<br />

peruanischen Markt intensiv kennenlernte.<br />

Diese Erfahrungen führten ihn 2002 wieder zurück zu MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong>, in ihre älteste südamerikanische Niederlassung.<br />

Seit 2005 ist er dort Geschäftsführer. Wichtige Projekte der<br />

vergangenen Jahre fasst Hönsch zusammen: „Vor allen Dingen<br />

im Fischereisektor mit der Lieferung von MAN Diesel<br />

Motoren haben wir uns einen herausragenden Namen gemacht.<br />

Mit unserer ehemaligen Tochterfirma MAN Takraf<br />

haben wir zwischen 2004 und 2006 die Lieferung, den Bau<br />

und die Inbetriebnahme einer Kupfererz-Bandanlage für die<br />

größte peruanische Kupfermine durchgeführt. Außerdem<br />

nahmen wir an der Entwicklung der Stromerzeugung durch<br />

Wasserkraft mit der Modernisierung des Kraftwerks Callahuanca<br />

und El Platanal teil. Im Bereich der grafischen Industrie<br />

spielen wir ebenfalls eine wichtige Rolle und platzierten<br />

komplette Linien von MAN Roland beispielsweise bei<br />

der größten peruanischen Zeitungsgruppe „El Comercio“.<br />

Mit Genugtuung erhielt Hönsch dann im Februar 2007 die<br />

Nachricht, dass die MAN AG beschlossen hatte, die MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> S.A.C. als erstes MAN Haus in Südamerika zu bestätigen.<br />

„Dies ist die Anerkennung der Leistungen meiner<br />

Mitarbeiter sowie der erfolgreichen Arbeit meiner Vorgänger,<br />

die schon früh mit der Vermarktung der Produkte aus<br />

der MAN Gruppe angefangen haben.“<br />

Bei so viel Erfolg wundert es nicht: Zurück nach Deutschland<br />

möchte der heute 64-Jährige nicht mehr. Doch er hat<br />

in Deutschland noch enge Kontakte zu Freunden und ehemaligen<br />

Arbeitskollegen und weiß viele Errungenschaften<br />

seines Heimatlandes zu schätzen. Zum Beispiel das duale<br />

Ausbildungssystem. Diese Ausbildungsform fördert er in<br />

seiner Wahlheimat Peru in Zusammenarbeit mit der Peruanisch-Deutschen<br />

Handelskammer und dem Institut der<br />

Humboldt Schule, einer Berufschule, sowie deutsch-peruanischen<br />

Unternehmen für typische kaufmännische Berufe.<br />

Selbstverständlich beteilige sich auch MAN <strong>Ferrostaal</strong> Perú:<br />

„Jedes Jahr haben wir zwei Auszubildende, die bei uns die<br />

verschiedenen Abteilungen durchlaufen“, sagt Hönsch.<br />

„Ein Ergebnis dieser Ausbildung: Jeder<br />

Abteilungsleiter hat eine dreisprachige<br />

Kauffrau als Assistentin!“<br />

Die ehrenamtliche Tätigkeit als Vizepräsident der Deutschen<br />

Schule Alexander von Humboldt ist für den Kommunikator<br />

jedoch nur eine von vielen. Als Netzwerker ist er<br />

auch im Direktorium der Handelskammer Lima und der Peruansich-Deutschen<br />

Handelskammer. Hier lernt er viele seiner<br />

peruanischen Kunden kennen, mit denen er bei einem<br />

Pisco Sour, dem peruanischen Nationalgetränk, viel leichter<br />

Konzepte zur Zusammenarbeit besprechen kann, als in<br />

einer sterilen Büroatmosphäre. Glücklicherweise sitzt er dabei<br />

heute in einem klimatisierten Restaurant, in dem die<br />

Gläser lupenrein aus dem Geschirrspüler kommen.


64 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

65<br />

LAND UND LEUTE<br />

Mit Beethoven<br />

gegen soziale Not<br />

Musik kann ein Ausweg aus der Armut sein. In Venezuela werden seit 30<br />

Jahren Kinder aus sozial schwachen Familien kostenlos zu Orchestermusikern<br />

ausgebildet. Die besten der 240 000 derzeit aktiven Jungmusiker<br />

spielen im renommierten Jugendorchester Simón Bolívar. MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

fördert dieses soziale und musikalische Projekt.<br />

Gustavo Dudamel: „Die Energie dieser Musik ist herrlich für junge Musiker.“<br />

Wenn man durch die Straßen von Caracas spaziert,<br />

ist es unmöglich, der Kakophonie aus Reggaeton,<br />

Salsa und den Rufen von CD-Verkäufern zu entgehen.<br />

Man muss schon die Pforten eines unscheinbaren<br />

grünen Gebäudes durchschreiten, um in der Musikschule<br />

Montalbán auf harmonischere Töne zu treffen. Die Einrichtung<br />

ist das Herz der „Fundación del Estado para el Sistema<br />

Nacional de las Orquestas Juveniles e Infantiles de Venezuela“<br />

(FESNOJIV). Diese, vor 30 Jahren von José Antonio<br />

Abreu gegründete Stiftung, vereint soziales Engagement<br />

mit der Förderung klassischer Musik.<br />

FESNOJIV bietet Kindern aus sozial schwierigen Verhältnissen<br />

kostenlosen Musikunterricht und ein neues Selbstvertrauen.<br />

Über 300 000 junge Musiker hat die Stiftung bereits<br />

ausgebildet. Mittlerweile gibt es in ganz Venezuela 125<br />

Jugendorchester. Die leuchtende Spitze dieser Bewegung,<br />

das Jugendorchester Simón Bolívar, zieht weltweit Hörer in<br />

ihren Bann. Unter Führung des 26-jährigen Ausnahmedirigenten<br />

Gustavo Dudamel gaben die elf bis 19 jährigen Virtuosen<br />

Ende September 2006 ein Konzert in der Essener<br />

Philharmonie. Das Orchester begeisterte durch außergewöhnliche<br />

Klangqualität auf höchstem Niveau gepaart mit<br />

südamerikanischem Temperament. Die Zuschauer feierten<br />

die Nachwuchsmusiker mit stehenden Ovationen.<br />

Gustavo Dudamels Karriere begann bereits im Alter von<br />

zwölf Jahren, als er bei einer Probe für einen ausgefallenen<br />

Dirigenten einsprang. Nur fünf Monate später erhielt er einen<br />

Posten als Assistent. Besonders verehrt der 26-Jährige<br />

die Werke Beethovens: „Seine Musik ist wichtig für junge<br />

Leute. Für uns ist es neue Musik, denn wir haben noch keine<br />

fertige Fassung im Kopf. Die Energie dieser Musik ist<br />

herrlich für junge Musiker“, schwärmt Dudamel. Wie die<br />

meisten Mitglieder des Jugendorchesters Simón Bolívar<br />

stammt auch Dirigent Dudamel aus einfachen Verhältnissen<br />

– und ist heute ein gefeierter Star.<br />

Zurzeit sind 240 000 Kinder in die venezolanische Orchesterbewegung<br />

integriert – eine beachtliche Zahl bei 25 Millionen<br />

Einwohnern. Allein in Caracas gibt es elf sogenann-<br />

Gustavo Dudamel, Dirigent des Jugendorchesters Simón Bolivar<br />

te „Nucleos“, Musikschulen von FESNOJIV. Eine Aufnahmeprüfung<br />

ist nicht nötig, denn das Motto der Initiative lautet:<br />

„Jedes Kind hat musikalisches Talent.“ Das vorrangige<br />

Ziel lautet nicht etwa professionelle Musiker heranzubilden,<br />

sondern Kindern eine Perspektive aufzuzeigen. „Armut<br />

bedeutet Einsamkeit, Trauer, Anonymität. Ein Orchester<br />

bedeutet Freude, Motivation, Teamarbeit, Erfolgsstreben“,<br />

so José Antonio Abreu. Die venezolanische Regierung<br />

unterstützt das Orchester-System aufgrund seiner sozialen<br />

Ausrichtung. Stiftungsgründer Abreu wurde 1998 für sein<br />

Engagement geehrt und zum Sonderbotschafter der<br />

UNESCO ernannt. MAN <strong>Ferrostaal</strong> möchte dieses einmalige<br />

Jugendprojekt, das Kultur und Soziales vereint, fördern<br />

und hat im vergangenen das Jugendorchester Simón Bolívar<br />

mit einer Spende unterstützt. Eine Investition, die nicht nur<br />

dem Orchester selbst zugutekommt, sondern auch noch einem<br />

wohltätigen Zweck dient.<br />

Am 21. August heißt es dann „da capo“, denn das Jugendorchester<br />

Simón Bolívar kehrt zur Saisoneröffnung 2007/2008<br />

für ein weiteres Konzert in die Essener Philarmonie zurück.<br />

Die MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG unterstützt dieses Event mit einer<br />

Spende und lädt zahlreiche Partner und Kunden zu einem<br />

musikalischen Erlebnis der Extraklasse in die europäischen<br />

Kulturhauptstadt 2010 ein. Unter der Leitung von Gustavo<br />

Dudamel werden die Jugendlichen Werke von Leonard<br />

Bernstein, einigen südamerikanischen Komponisten und<br />

– nicht zu vergessen – Beethoven aufführen.


66 <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

67<br />

LAND UND LEUTE<br />

Bernd Ahlmann, Leiter der Business Unit Equipment Solutions<br />

„Man muss Kunden und<br />

Mitarbeiter fair behandeln“<br />

Bei der MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist er ein absoluter Routinier: Seit knapp 30 Jahren<br />

ist Bernd Ahlmann für das Unternehmen tätig. Der Leiter der Business Unit<br />

Equipment Solutions ist kein Freund von Standardlösungen. Lieber setzt der<br />

50-jährige Essener auf Pragmatismus und gute Menschenkenntnis.<br />

sind das Rückgrat der MAN <strong>Ferrostaal</strong> Außenorganisation.“<br />

Tatsächlich ist kein ande-<br />

„Wir<br />

rer Geschäftsbereich des Unternehmens in<br />

so vielen Ländern vertreten. Kunden in 40 Staaten bedient<br />

die Business Unit Equipment Solutions, schwerpunktmäßig<br />

in der südlichen Hemisphäre. Der umfassende<br />

Service bündelt alle Leistungen, von der Beratung und<br />

Planung bis zur Lieferung. Auch nach der Installation und<br />

der Schulung des Kundenpersonals vor Ort, bietet der Bereich<br />

dem Kunden After-Sales-Service, inklusive Wartung<br />

und Ersatzteillieferungen.<br />

Bernd Ahlmann setzt auf ein eingespieltes Team. Hier gibt<br />

es wenig Fluktuation. Die meisten seiner Mitarbeiter sind<br />

ihrem Chef bereits seit vielen Jahren treu. Seinen Führungsstil<br />

beschreibt Ahlmann als locker und pragmatisch. Den<br />

Grundsatz der MAN <strong>Ferrostaal</strong>, dass die eigenen Mitarbeiter<br />

das wertvollste Asset sind, nimmt er nicht nur wörtlich,<br />

sondern lebt ihn auch. „Damit wir viel leisten können, ist<br />

ein gutes Betriebsklima nötig“, sagt Ahlmann. „Mit übertrieben<br />

autoritärem Verhalten verdient sich kein Vorgesetzter<br />

den Respekt seiner Mitarbeiter, auf das richtige Teamwork<br />

kommt es an.“ Auch von geschäftlichen Patentrezepten<br />

hält er wenig. „In Südamerika und Asien kann man nicht<br />

nach dem Handbuch Verträge abschließen. Man muss einfach<br />

wissen, was man tut, und die Kunden gut kennen. Ohne<br />

fundierte Kenntnisse der lokalen Märkte ist es sehr schwierig,<br />

dort überhaupt Geschäfte abzuwickeln. Dieses wertvolle<br />

Wissen kann man nirgendwo nachlesen, sondern muss<br />

es sich hart erarbeiten“, erklärt er. Und genau das hat Ahlmann<br />

getan. Seit 27 ist er in seinem Bereich tätig – und dies<br />

mit großem Erfolg.<br />

„Jeder kann sein eigener<br />

Unternehmer sein“<br />

Ahlmanns Karriere begann 1978 mit einer Ausbildung bei<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong>. Dem gleichen Lehrjahr gehörte damals<br />

Stefan Deuster, heute Leiter von MAN <strong>Ferrostaal</strong> México,<br />

an. Nach drei Jahren erhielt Ahlmann eine Festanstellung<br />

und überzeugte im Laufe der Zeit durch konstant gute Leistungen<br />

und ein Gespür für seine Kunden. Bernd Ahlmann<br />

ist das beste Beispiel, dass man nicht unbedingt studiert<br />

haben muss, um es beruflich weit zu bringen. „Bei der MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> zählt vor allem das unternehmerische Handeln“,<br />

erklärt er. „Klarer Menschenverstand und ein Gespür für<br />

das Geschäftliche sind das A und O.“ An der MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

schätzt er die Vielseitigkeit und die sich daraus ergebenden<br />

Geschäftsmöglichkeiten. „Hier kann jeder sein eigener Unternehmer<br />

sein. Für denjenigen, der gute Pläne und ein kontinuierliches<br />

Wachstum in seinem Bereich vorweist, gibt es<br />

praktisch kein Limit.“<br />

Wachstum durch die richtigen<br />

Zukäufe<br />

Das Wachstum des Maschinengeschäfts vollzog sich durch<br />

systematische Akquise. Dabei hatte Ahlmann stets eine<br />

glückliche Hand: „Bei unseren Zukäufen haben wir nie einen<br />

Reinfall erlebt, sondern immer nur diejenigen gekauft,<br />

die auch zu uns passen.“ So blieb sein Geschäft auch in wirtschaftlich<br />

unsicheren Zeiten stabil. Was das Geheimnis seines<br />

Erfolgs ist? „Es ist enorm wichtig Kunden und Mitarbeiter<br />

fair und mit Respekt zu behandeln, ihnen auf Augenhöhe<br />

begegnen.“ Ahlmann ist es stets gelungen, neue Akquisitionen<br />

erfolgreich in die MAN <strong>Ferrostaal</strong> zu integrieren.<br />

Eins allerdings mag er überhaupt nicht: „Mich stören zögerliche<br />

Typen, die alles solange durchdebattieren müssen,<br />

bis eine gute Gelegenheit verstrichen ist. Ein gutes Geschäft<br />

aus Nachlässigkeit zu versäumen, ist einfach ärgerlich. Man<br />

muss die Risiken rechtzeitig analysieren und sie managen.“<br />

Für die Zukunft wünscht sich Ahlmann einen weiteren Ausbau<br />

des Maschinengeschäfts. Den Grundstein dazu hat er<br />

bereits gelegt.


68<br />

ANHANG<br />

Internationale Messen<br />

August bis Dezember 2007<br />

Giro<br />

Brasilien, Sao Paulo, 15.08.<br />

ANJ<br />

Brasilien, Sao Paulo, 26.08.–28.08.<br />

Marineingenieurtechnik-Design-Symposium<br />

Kolumbien, Cartagena, 29.08.–31.08.<br />

Grafinca<br />

Peru, Lima, 20.09.–23.09.<br />

SINPRODE<br />

Argentinien, Buenos Aires, 26.09.–28.09.<br />

49. Internationale Maschinenbaumesse<br />

Tschechische Republik, Brno, 01.10.–05.10.<br />

K 2007<br />

Deutschland, Düsseldorf, 24.10.–31.10.<br />

Andinapack<br />

Kolumbien, Bogotá, 06.11.–09.11.<br />

Exposorma<br />

Chile, Concepción, 07.11.–10.11.<br />

Expo Pesca<br />

Peru, Lima, 15.11.–17.11.<br />

Power-Gen International<br />

USA, New Orleans, 11.12.–13.12.<br />

FAX +49.0201.818-3525<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG<br />

Redaktion <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong><br />

Hohenzollernstraße 24<br />

45128 Essen<br />

Deutschland<br />

Absender<br />

Name Vorname<br />

Position Abteilung<br />

Firma<br />

Straße<br />

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Land<br />

E-Mail<br />

■ Jahresbericht 2006 der MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG ■ deutsche Ausgabe<br />

■ englische Ausgabe<br />

■ spanische Ausgabe<br />

■ Geschäftsbericht 2006 der MAN AG ■ deutsche Ausgabe<br />

■ englische Ausgabe<br />

■ „MANforum“, das Kundenmagazin der MAN AG<br />

■ <strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong>, Ausgabe 02/2006 ■ deutsche Ausgabe<br />

■ englische Ausgabe<br />

■ spanische Ausgabe<br />

■ Broschüren der MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG ■ Countertrade, englisch<br />

■ Oil & Gas, englisch<br />

■ Power Solutions, englisch<br />

■ Pulp and Paper, englisch<br />

Haben Sie Wünsche, Anregungen und Themen-<br />

vorschläge? Wir freuen uns über Ihre E-Mail an:<br />

echo@manferrostaal.com<br />

Das Kundenmagazin der MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG<br />

erscheint halbjährlich.<br />

■<br />

Bitte nehmen Sie mich in Ihren Verteiler auf und senden Sie<br />

mir kostenfrei weitere Ausgaben bis auf Widerruf zu.


<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> August 2007<br />

WWW.MANFERROSTAAL.COM IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG<br />

Hohenzollernstraße 24<br />

45128 Essen/Deutschland<br />

Mitglied im Initiativkreis Ruhrgebiet<br />

Verantwortlich für den Inhalt:<br />

Daniel Reinhardt<br />

Redaktion:<br />

Angela Kanders (Leitung)<br />

Oliver Haastert<br />

Kontakt: echo@manferrostaal.com<br />

Weitere Autoren dieser Ausgabe:<br />

Birgit Baltes, Helmut Brand, Alain Chevaillier, Dirk Demtroeder,<br />

Dirk Donges, Jaime Fuentes, Dorian Hernández,<br />

Lars Höbenreich, Kai vom Hoff, Manfred Immink, Katrin<br />

Kasper, Thomas Kaup, Sylwia Krawczynska, Martina<br />

Kreutz, Eduardo Larrinaga, Dietmar Pracht, Marius Silalahi,<br />

Lennart Smend, Manfred Schreier, Thomas Suckut<br />

Bildnachweis:<br />

Armada Argentina (Argentinische Marine): S. 6; AVR Jülich:<br />

S. 13; Jim Connor: S. 24/25; Peter Danford: S. 22/23;<br />

Karsten De Riese: S. 2, 30, 33, 35, 38-44, 48/49; Getty<br />

Images: S. 9, 10, 14/15, 17, 20/21, 31, 34, 36, 37, 60; Michael<br />

Kneffel: S. 64/65; MAN Diesel SE: S.7; Catrin Moritz: S. 59,<br />

61; Andreas Pohlmann: S. 63; Andri Ramos: S. 50-53; Helge<br />

Reinke: S. 18, 20; Solar Millennium AG: S. 47; Transchart<br />

Schiffahrtsges. mbH: S. 56<br />

Gestaltung und Realisation:<br />

BOROS<br />

Druckerei:<br />

Woeste Druck, Essen<br />

Gedruckt auf einer MAN Roland 705<br />

Erscheinungsweise:<br />

halbjährlich<br />

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