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Sängerinnen und Sänger von über 60 Chören, Instrumentalmusiker<br />

in Ensembles und im großen<br />

Orchester, Solisten und Moderatoren von Funk<br />

und Fernsehen gestalteten unser Chorfest in<br />

Neustadt, die ChorPfalz <strong>2002</strong>, zu einem eindrucksvollen<br />

Musikfestival und herausragenden<br />

Kulturereignis.<br />

Mit großer Genugtuung dürfen wir feststellen,<br />

dass alle Konzerte, Gottesdienste sowie Open-Air-<br />

Veranstaltungen viel Besucherresonanz fanden<br />

und somit auch unsere Zielvorstellung aufging,<br />

einer breiten Öffentlichkeit unser Tun in hoher<br />

Qualität und vielfältiger Programmgestaltung<br />

und -präsentation vorzustellen und näher zu bringen.<br />

Nicht zuletzt auch die starke Beteiligung von<br />

privatem und öffentlichem Funk und des Südwest-Fernsehens<br />

mit ihren mehrstündigen<br />

Sendungen machten deutlich, dass das künstlerische<br />

Konzept stimmte und die ausgewählten<br />

Chöre die in sie gesetzten Erwartungen voll und<br />

ganz erfüllten. Auch die Berichterstattung vor der<br />

Veranstaltung und über die ChorPfalz im lokalen<br />

und überregionalen Teil der „RHEINPFALZ" wurde<br />

130 PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2002</strong><br />

dem Ereignis gerecht,<br />

wenngleich es der Kompositionswettbewerb<br />

und das großartige<br />

Schlusskonzert allemal<br />

verdient gehabt hätten,<br />

i n der Gesamtausgabe<br />

unserer einzigen pfälzischen<br />

Tageszeitung gewürdigt<br />

zu werden.<br />

Wir dürfen uns darüber<br />

freuen und es als ein Zeichen<br />

der Anerkennung<br />

sehen, dass es dieses Mal auch einige Sponsoren<br />

aus der Wirtschaft gab, die die ChorPfalz finanziell<br />

unterstützten. Ausdrücklich sei aber das<br />

große Engagement des „Kultursommers Rheinland-Pfalz"<br />

erwähnt, ohne dessen Zuschuss die<br />

ChorPfalz nicht hätte realisiert werden können. In<br />

diesen Dank möchten wir auch den Bezirksverband<br />

Pfalz und die Landesbank Rheinland-Pfalz<br />

sowie Toto-Lotto Rheinland-Pfalz einbeziehen.<br />

Allen Freunden, die vor oder hinter den Kulissen<br />

bei der Vorbereitung oder der Durchführung<br />

dieses Großereignisses mitgearbeitet haben, gilt<br />

das vielfache Lob, das uns unsere Ehrengäste,<br />

aber auch andere Besucher aus der ganzen Bundesrepublik<br />

gespendet haben.<br />

Wir danken, auch im Namen des Präsidiums und<br />

des Musikausschusses, allen Beteiligten, ob im<br />

künstlerischen oder technisch-organisatorischen<br />

Bereich tätig, für ihren Einsatz und die erbrachte<br />

Leistung.<br />

HARTMUT DOPPLER BERNHARD HASSLER<br />

Präsident Bundeschormeister


Neustadt im Zeichen der Chormusik<br />

Großer Beifall begleitete gestern Abend im Saalbau das<br />

Eröffnungskonzert »Chor ganz oben« der noch das ganze<br />

Wochenende andauernden Veranstaltungsreihe »ChorPfalz<br />

<strong>2002</strong>« des Pfälzischen Sängerbundes (PSB). Interpreten<br />

waren der Südwestpfälzer Kinderchor Münchweiler, der<br />

Frauenchor Landau, der Männerchor »Frohsinn« Jockgrim<br />

und der Jugendkammerchor Deutschland mit vielfältigen<br />

Beispielen alter und zeitgenössischer Vokalmusik. Beim vom<br />

Männerchor Mußbach eingestimmten Empfang kündigte zuvor<br />

der Präsident des Pfälzer Sängerbundes, Hartmut<br />

Doppler, Laienchöre an, die durch ihre ausgezeichneten Leistungen<br />

in der Chormusik Akzente gesetzt haben. Das Chorfestival,<br />

das sich von den bisherigen, alle zehn Jahre stattfindenden<br />

Chorfesten des PSB durch sein vielfältiges Musikspektrum<br />

abhebt, solle die ganze Bandbreite der Chormusik<br />

im Pfälzischen Sängerbund dokumentieren, so Doppler.<br />

Oberbürgermeister Löffler wertete die Veranstaltung als den<br />

kulturellen Höhepunkt dieses Jahres in Neustadt. Heute früh<br />

werden (9.30 Uhr Saalbau) in einem Beiprogramm des<br />

Kinderkonzerts »Chor Bambini« zehn Kindergärten für<br />

herausragende musikalische Früherziehung mit der Felix-<br />

Medaille ausgezeichnet. Den ganzen Tag über bis in die<br />

Nacht gibt es Konzerte mit weltlicher und geistlicher Chormusik,<br />

offenes Singen im Saalbau, auf Marktplatz und<br />

Klemmhof und in Kirchen (wir berichteten). »Die ChorPfalz<br />

<strong>2002</strong>« mit insgesamt 16 Veranstaltungen wird morgen fortgesetzt.<br />

Höhepunkte sind unter anderen die Konzerte<br />

»Lieder der Freiheit« und die »Highlights der Chormusik« mit<br />

Solopartien aus bekannten Opern. Eintrittskarten gibt es an<br />

den Tageskassen. Die Freiluftveranstaltungen finden bei<br />

Regen in der Marien- und Stiftskirche statt.<br />

»Die Rheinpfalz - Mittelhaardter Rundschau«/awk am 25. Mai <strong>2002</strong><br />

Die Bösen singen nicht!<br />

»Böse Menschen haben keine Lieder«, heißt es. Eine schöne<br />

Vorstellung: Man singt sich die Welt zurecht, singt gegen<br />

schreiendes Unrecht ebenso an wie gegen Leid, Terror -<br />

gegen eben alles, was das Leben so ausmacht und so unangenehm<br />

und hässlich machen kann. Ein romantischer Traum<br />

zudem; einer, der im Deutschland des 19. Jahrhunderts - der<br />

Romantik und des Biedermeier, der 48er-Revolution und des<br />

wilhelminischen Nationalismus - vor allem wandernd und<br />

singend geträumt wurde.<br />

Eine schöne Tradition hat das Singen in diesem, unserem<br />

Lande. Und in Kombination mit des Deutschen Lust auf die<br />

gelebte unio mystica des Vereinslebens war es dann nur noch<br />

ein kleiner Schritt hin zu Gesangvereins-, Liedertafel- und<br />

Chorgründungen landauf, landab. Auch in der Pfalz, wo sich<br />

bereits 1860 der Pfälzer Sängerbund nach einem großen<br />

Sängerfest in Kaiserslautern konstituierte. Zurzeit findet in<br />

Neustadt erstmals seit 1991 wieder eine solche sängerische<br />

Großveranstaltung statt, die beweist, dass die Tradition aus<br />

dem 19. Jahrhundert wohl auch über die zweite Jahrhundertwende<br />

hinweg zu retten ist.<br />

Und das ist gut so. Nicht nur unter musikalisch-kulturellem<br />

Aspekt, aber auch unter diesem. Denn in Kombination<br />

etwa mit den Musikvereinen des Landes und dem Musikunterricht<br />

in den Schulen garantieren die Chöre so etwas wie<br />

eine musikalische Elementarausbildung. Und man erinnere<br />

sich: Die Bösen singen nicht!<br />

Aber sie leisten - wie eigentlich alle Vereine, vor allem<br />

auch jene aus dem Bereich des Sports, noch weit mehr, die<br />

guten, alten Gesangvereine: Sie erfüllen eine wichtige gesellschaftliche<br />

Funktion, sind vor allem für junge Menschen eine<br />

überaus sinnvolle Alternative zu all dem Elend, mit dem unsere<br />

Gegenwart sonst noch aufwarten kann. Man denke an<br />

Ballerspiele auf dem PC und Dauer-TV bis zum Pupillen-<br />

Koma.<br />

»Die Rheinpfalz-Kultur«/FRANK POMMER am 25. Mai <strong>2002</strong><br />

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»ChorPfalz <strong>2002</strong>« endet heute in Neustadt -<br />

19. Großveranstaltung seit 1860<br />

Eigentlich war's wie immer, wenn eine Veranstaltung stattfindet: Der Oberbürgermeister<br />

spricht, der eine oder andere Abgeordnete sagt das Grußwort, dann gibt's<br />

Wein und Brezeln. So auch am Freitagabend im Neustadter Saalbau, nur dass es<br />

sich um den Auftakt einer Großveranstaltung handelte, die einen Notenschlüssel<br />

am Himmel über der Pfalz gerechtfertigt hätte: rund 70 Chöre hatten sich zur<br />

»ChorPfalz <strong>2002</strong>« eingefunden - insgesamt 16 Veranstaltungen, verteilt über das<br />

ganze Wochende und über die ganze Stadt. Zum 19. Mal seit 1860 findet das Chorfest<br />

des Pfälzer Sängerbundes statt, dieses Mal seien rund 60.000 Euro in Organisation<br />

und Equipment investiert worden, erläuterte Hartmut Doppler, Präsident<br />

des Pfälzischen Sängerbundes.<br />

I nsgesamt seien es rund 2,8 Millionen Menschen, so Doppler, die sich da<br />

allwöchentlich 90 bis 120 Minuten mit Liedgut unterschiedlichster Art beschäftigten.<br />

Im Pfälzischen Sängerbund sind es 628 Mitgliedsvereine in über 500 Vereinsorten.<br />

Sie gliedern sich in 333 Männerchöre, 101 Frauenchöre, 331 Gemischte<br />

Chöre, 27 Jugendchöre sowie 79 Kinder- und Jugendchöre: 27.483 singende und<br />

70.356 fördernde Mitglieder, insgesamt 97.839 Männer, Frauen und Kinder!<br />

Volles Haus heißt es denn auch zum Eröffnungskonzert am Freitagabend, und<br />

während im Foyer noch beim Bier geplaudert wird, findet ein Stockwerk weiter<br />

oben die letzte Lagebesprechung statt: 27 junge Leute stehen im Kreis, der Dirigent<br />

verschafft sich einen Überblick: »Jetzt müssen wir noch schauen, wo die Mitte<br />

ist - gut, dann geht ihr rechtsrum und ihr linksrum runter«. Die Stimmung scheint<br />

gelassen, von Lampenfieber keine Spur - also hören wir mal: Dies sei der Jugendkammerchor<br />

Deutschland, erklärt Tenor Thomas - ein 1999 gegründeter Projektchor<br />

der Chorjugend im Deutschen Sängerbund. Thomas sei eigentlich<br />

Schlagzeuger, »aber dann ist mir irgendwann die Schlepperei lästig geworden und<br />

ich habe mir etwas gesucht, wo ich kein Instrument brauche«. Na dann ...<br />

Im Festsaal selbst singt gerade der »Südwestpfälzer Kinderchor« jugendlich und<br />

frisch Purcell ebenso wie Mendelssohn-Bartholdy: Da ist nichts von einem gezwungenen,<br />

im Hinterzimmer dahin geschmetterten »Sah ein Knab ein Röslein stehen«<br />

zu spüren, vielmehr genau das, was die Grußworte im Vorfeld eifrig beschworen<br />

haben: Der Spaß am gemeinsamen Musizieren und die Freude daran, Teil eines<br />

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gelungenen Ganzen zu sein. Für eine solide Leistung gibt es<br />

stehende Ovationen - und dafür wiederum eine Zugabe, die<br />

irgendwie verdutzt: »Can you hear me« wird angekündigt -<br />

mit Elementen der Gebärdensprache.<br />

Die Südwestpfälzer sind noch nicht von der Bühne, ihr<br />

Applaus noch nicht verklungen, da bekommen die Sängerinnen<br />

und Sänger vom Projektchor schon ihr »a«: Singend<br />

schreiten sie auf die Bühne, beweisen mit einem Programm,<br />

das von Gershwin über ein poppiges »Jubilate« bis zum<br />

»Plenty good room« von Kirby Shaw reicht, dass sie es mit<br />

Stimmbildung sehr genau nehmen und auch die leisen Töne<br />

beherrschen.<br />

Plötzlich kommt Bewegung ins Publikum, und es wird<br />

klar, dass sich die vielen Zuschauer durchaus auch aus den<br />

eigenen Reihen rekrutieren: Da wird noch schnell die<br />

Krawatte zurecht gerückt, und auf geht's Richtung Bühne.<br />

Zufriedene Mienen später im Foyer: Dort betreibt der Jugendkammerchor<br />

nach vollendetem Werk »Stimmbildung«<br />

mit Bitburger und Marlboro, später geht's in die Jugendherberge,<br />

um noch intensiv zu proben: »Wenn man nur ein paar<br />

Mal im Jahr zusammenkommt, muss man das ausnutzen«, so<br />

Bass Stefan.<br />

Bis in den späten Freitagabend wird weiter gesungen, die<br />

letzten Konzerte beginnen um 22 Uhr in Saalbau und Stiftskirche<br />

- letztere ist proppenvoll. Früh Ios geht es dann am<br />

Samstag, bereits um 9.30 Uhr zeigen die Bambini in fantasievollen<br />

Kostümen ihr musikalisches Können. Und in der<br />

Tat, sie vermögen eine anrührende Atmosphäre in den Saalbau<br />

zu zaubern, wenn sie in »Der kleine Tag« von den Wundern<br />

des Alltags singen. Während dessen klagt weiter hinten<br />

ein gestresster Chorleiter sein Leid: »Das tu ich mir nie wieder<br />

an«. Weiter unten ist ein Vater zu beobachten, der ein ums<br />

andere Mal sein Kleinkind von den Stufen zur Bühne pflückt<br />

- offensichtlich ist es schon in jungen Jahren von der Chormusik<br />

fasziniert. »Null Bock? Nein Danke« heißt es später<br />

beim Konzert der Schul-, Musikschul- und Hochschulensembles,<br />

die ihrerseits hohes Niveau beweisen.<br />

I nsgesamt zeigt sich die »ChorPfalz« als Veranstaltung,<br />

die ihrem Anspruch gerecht wird, Junge und Alte, Ambitionierte<br />

und Hobbysänger zu vereinen. Wenn auch das Pro<br />

gramm - vielleicht eingedenk der langen Zeitspanne bis zur<br />

nächsten »ChorPfalz« - sehr umfangreich anmutet. Aber in<br />

zehn Jahren dürften sich auch gestresste Chorleiter wieder<br />

erholt haben.<br />

Heute gibt es noch die Möglichkeit, sich selbst ein abschließendes<br />

Klangbild zu machen: um 14.30 Uhr im Saalbau<br />

beim »Swinging Choir«, um 16.30 Uhr in der Marienkirche<br />

bei »Christus- und Marienlob« sowie bei den »Highlights«<br />

um 18.00 Uhr auf dem Marktplatz.<br />

»Sonntag Aktuell«/CLAUS-JÖRGEN HOLLER am 26. Mai <strong>2002</strong><br />

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Felix-Plakette für Kindergärten<br />

Der Deutsche Sängerbund hat beim Festival »ChorPfalz<br />

<strong>2002</strong>« elf Kindergärten- und Kindertagesstätten in Neustadt<br />

und in Elmstein ausgezeichnet. Ihnen wurde die Felix-Plakette<br />

»Wir singen gern« für »beispielhaftes musikalisches<br />

Wirken« verliehen. In diesen Kindergärten werde täglich<br />

kindgerecht (Tonart, Höhe und Liedauswahl) gesungen,<br />

heißt es zur Begründung. Ausgezeichnet wurden die<br />

Kindertagesstätten »Hetzelstift«, Hoppetosse, Mußbach Am<br />

Stentenwehr, Westschule, Haardt und »Zwergenland« in<br />

Elmstein sowie die Kindergärten Stadtwerke, Wirbelwind,<br />

Mußbach Schulstraße, Altes Schulhaus Lachen und Gimmeldingen.<br />

»Die Rheinpfalz - Mittelhaardter Rundschau«/awk am 27. Mai <strong>2002</strong><br />

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Chormusik auch auf neuen Wegen erfolgreich<br />

Chormusik spricht an - wenn die Darbietungsform stimmt.<br />

Bestes Beispiel war am Samstagabend »Chorr meets Pop«, bei<br />

der sich der Gospelchor Lingenfeld und das Musiktheater<br />

Rülzheim auf dem Marktplatz in Neustadt präsentierten.<br />

Sicher - nur eine der rund 16 Veranstaltungen, die beim<br />

Chorfest des Pfälzischen Sängerbundes - so etwas findet nur<br />

alle zehn Jahre statt - am Wochenende in Neustadt zu hören<br />

waren, aber eben eine herausragende.<br />

Gospelchöre schießen wie Pilze aus dem Boden, derzeit ist<br />

es hip, dieser Gesangsform nachzugehen. Zwei Gruppierungen,<br />

die sich längst etabliert haben, zu den aufstrebenden<br />

Chören und damit auch zu den Vorzeigeprodukten des<br />

Pfälzischen Sängerbundes gehören, zeigten am Samstag, was<br />

solche Chöre zu etwas Besonderem macht.<br />

Dem Gospelchor Lingenfeld gelang es, sich als nahezu<br />

perfekter Chor zu präsentieren. Hier stimmten einfach alle<br />

Komponenten. 60 motivierte Sänger, die nach ihrer stimml<br />

i chen Qualität in den Chor aufgenommen wurden, herausragende<br />

Solisten mit fundierter Stimmausbildung, ein engagierter<br />

Dirigent und eine starke Begleitband machen den<br />

Gospelchor Lingenfeld aus. Geschickt mischten die Sänger<br />

unter Leitung von Meinhard Emling Gospel und Pop, zwischen<br />

Gospels wie »Go Down Moses«, waren Pop-Titel wie<br />

»The Storm is over now« (Solo Sita Dookeran) oder »Lean an<br />

me« (Solo Daniela Schaarer) gemischt, alles sehr geschickt<br />

vermengt, kurzweilig präsentiert- nicht zuletzt dank der vielen<br />

Solisten. Fast hätte der Eindruck entstehen können, der<br />

Chor sei auf die Begleitung von Solisten spezialisiert, doch Iris<br />

Hellmann, eine Sprecherin des Chores, verriet der »Rheinpfalz«,<br />

dass es sehr schwierig ist, geeignete Literatur für<br />

solche Chöre aufzutreiben, ohne dass eine Solo-Stimme besetzt<br />

werden muss.<br />

Wirklich funky und groovend die Begleitband des Chors,<br />

aus der der 13-jährige Nils Fischer herausstach. Der junge<br />

Saxophonist machte durch seine Einwürfe mit dem Sopran-<br />

Saxophon manche Stücke zu etwas wirklich Besonderem, improvisierte<br />

gemeinsam mit den Sängern, hinterließ einfach<br />

das Bild eines bereits recht routinierten Jazzers - Coolness<br />

pur. Vieles erinnerte an Chöre aus Musical-Aufführungen,<br />

sicher könnte der Gospelchor auch professionellen Ansprüchen<br />

gerecht werden.<br />

Nicht weniger eindrucksvoll, dennoch ganz anders die<br />

Darbietung des Musiktheaters Rülzheim. Hier stand Show im<br />

Vordergrund, manches wirkte etwas hektisch, aber der Chor<br />

hinterließ durch den Kostümwechsel und Lichteffekte auf<br />

der Bühne einen innovativen Eindruck. Nach einigen<br />

Schwierigkeiten mit der Intonation zum Beginn des Auftritts<br />

und auch kleineren technischen Problemen steigerte sich das<br />

Ensemble unter Leitung von Heinz Kern merklich, sprach vor<br />

allem jüngere Zuhörer an - manch Älterem war das alles zu<br />

wild, mancher verließ wohl deshalb den Marktplatz vorzeitig.<br />

Klarer Höhepunkt im Programm des Rülzheimer Musiktheaters:<br />

die »Bohemian Rhapsody« von »Queen«. Das Stück<br />

ließ nichts zu wünschen übrig, ein großes Maß an Perfektion<br />

und Umsetzungsvermögen bewiesen die Sänger gerade hier,<br />

das ließ anfängliche Probleme gänzlich vergessen.<br />

»Die Rheinpfalz - Kultur Regional«/jös am 27. Mai <strong>2002</strong><br />

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Freiheitslieder ganz modern<br />

Moderne Lieder zum Thema »Freiheit« - das war die Aufgabe, die der Pfälzische<br />

Sängerbund (PSB) bei seinem Kompositionswettbewerb im vergangenen Jahr gestellt<br />

hatte. Im Rahmen des Musikfests »ChorPfalz <strong>2002</strong>« wurden jetzt die Preisträger<br />

bekannt gegeben und ausgezeichnet - und zwar an einer der sinnfälligsten<br />

Erinnerungsstätten der deutschen Freiheits- und Demokratiebewegung: dem Hambacher<br />

Schloss.<br />

»Ihre Komposition war für uns eine nicht alltägliche Kost«, gab Klaus Kronibus,<br />

der Leiter des Chorleiterchors im Pfälzischen Sängerbund, dabei dem aus Heiligenhaus<br />

bei Düsseldorf stammenden Komponisten Gerd Sorg auf den Weg. Der hatte<br />

für seine Liedschöpfung zum Thema<br />

»Lieder der Freiheit« mit dem Titel »Von<br />

Ewigkeit zu Ewigkeit« den dritten Preis<br />

erhalten. Auf dem Siegertreppchen<br />

ganz oben stand eine Komposition zum<br />

Lied »Wenn wir sterben« des Dortmunders<br />

Hermann Kruse, im Hauptberuf<br />

Schulmusiker und bis vor zwei<br />

Jahren an der Philharmonie Jena<br />

beschäftigt. Mit der Liedbearbeitung<br />

»Jiddischer Todessang« errang Kruse<br />

zusätzlich noch einen zweiten Preis.<br />

Ebenfalls einen zweiten Preis erhielt die<br />

aus Großfischlingen stammende freischaffende<br />

Musikerin und Musikwissenschaftlerin<br />

Corinna Schreieck für ihr<br />

»Heckerlied«, zu dem sie auch den Text<br />

geschrieben hat. Dem Lied liegt der<br />

Revolutionsaufruf des badischen Freiheitskämpfers<br />

Friedrich Hecker (1811<br />

bis 1881) zugrunde.<br />

Weitere dritte Preise gingen an Dieter<br />

Frommlet aus Weinst (bei Stuttgart)<br />

für »Freiheit, die ich meine« und seine<br />

Chorsätze »Die Gedanken sind frei« und<br />

»Freiheit fürwahr ist das höchste Gut«<br />

sowie an den Michelstadter Arnold<br />

Kratz für »Fabula docet« (»Die<br />

Geschichte lehrt«). Die Preise sind mit<br />

1.022 Euro für den ersten Platz, 256<br />

Euro für Platz zwei und 154 Euro für<br />

Platz drei dotiert.<br />

Die ausgezeichneten Liedsätze interpretierten<br />

bei der Preisverleihung am<br />

Sonntagmorgen der Evangelische<br />

Frauen-Singkreis aus Schauernheim, der<br />

Chor der Chorjugend im PSB und der<br />

Chorleiterchor des PSB - begleitet von<br />

großem Applaus für Komponisten, Sängerinnen<br />

und Sänger bei der eindrucksvollen<br />

Veranstaltung.<br />

Die Rolle des Sprechers, der Liedpassagen<br />

anklingen ließ, war mit dem<br />

»Barden« Oss Kröher perfekt besetzt. Er<br />

brachte den Freiheitsgedanken, der den<br />

aktuellen Kompositionen und den alten<br />

und neuen Liedertexten zugrunde liegt,<br />

volksnah herüber: fast wie vor 170 Jah-<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2002</strong> 149


en, als die Freiheitskämpfer Siebenpfeiffer<br />

und Wirth hinauf zum Schloss<br />

zogen, um gegen das Metternich'sche<br />

Zwangssystem der Restaurationsepoche<br />

zu protestieren.<br />

Schon der Präsident des Pfälzischen<br />

Sängerbundes, Hartmut Doppler, hatte<br />

bei seiner Begrüßung auf die Bedeu<br />

tung des Hambacher Schlosses als<br />

»Wiege der Deutschen Demokratie«<br />

und auf das Hambacher Fest von 1832<br />

als die »Wurzel unseres Sängerbundes«<br />

hingewiesen. Kröher erinnerte daran,<br />

dass es der Klassiker Johann Gottfried<br />

Herder war, der 1807 in der Sammlung<br />

»Stimmen der Völker in Liedern« den<br />

Begriff »Volkslied« geprägt hatte.<br />

»Unter Volkslied versteht Herder<br />

Klagelieder von Schmerz, Gram und<br />

Kummer, zu denen auch die Lieder der<br />

bürgerlichen Freiheitsbewegung des<br />

Vormärz gehören«, sagte Kröher.<br />

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»Die Rheinpfalz - Kultur Regional«/<br />

awk am 28. Mai <strong>2002</strong><br />

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Meisterhafte Opernchöre verzaubern das Publikum<br />

Mit dem grandiosen Abschlusskonzert »Highlights der Chormusik« setzte der<br />

Pfälzische Sängerbund als Veranstalter der »ChorPfalz <strong>2002</strong>« am Sonntagabend<br />

einen effektvollen Schlussakkord unter drei glanzvolle Chormusik-Tage (wir<br />

berichteten). »Die schönsten Titel aus der Chormusik«, dargeboten von Chören des<br />

Pfälzischen Sängerbundes, Mitgliedern des Pfalztheater-Orchesters Kaiserslautern<br />

und den Solisten Carmen Duran und Harald Kronibus, verzauberten die rund 3.000<br />

Zuhörer auf dem Neustadter Marktplatz. Das Konzert, das vom SWR-Fernsehen<br />

aufgezeichnet wurde, moderierte Heike Zahn. Mit Zwischenapplaus, Bravorufen<br />

und minutenlangem Beifall am Ende bedankten sich die Besucher für den mehr als<br />

zweistündigen musikalischen Genuss.<br />

Eröffnet wurde der Opernabend unter freiem Himmel von den 40 Musikerinnen<br />

und Musikern des Pfalztheater-Orchesters (dirigiert von Richard Trares und<br />

Rolf Kern) mit dem Intermezzo aus der Suite »L'Arlesienne« von Bizet und der<br />

Ouvertüre zu »Die diebische Elster« von Rossini.<br />

Hauptinterpreten des Opernabends waren aber die Chöre des PSB, darunter die<br />

Kinderchöre »Juventus Vocalis« aus Dannstadt-Schauernheim und die »Südpfalzlerchen«<br />

aus Herxheim, die den Chor der Spinnerinnen aus »Der Fliegende Hollän<br />

der« von Wagner und den Chor der Bauernmädchen aus »Eugene Onegin« von<br />

Tschaikowsky vortrugen, sowie die Erwachsenen-Chöre Frohsinn Jockgrim,<br />

Liederkranz Offenbach, Einigkeit Rülzheim und Frohsinn Neupotz.<br />

Einer der Höhepunkte war der Frauenchor der Zigeunerinnen aus »La Traviata«<br />

und der Jägerchor aus »Der Freischütz« von Carl Maria von Weber, ein Meisterwerk<br />

der Chorliteratur für Männerchöre, dargeboten von der Männerchorgemeinschaft.<br />

Besondere Akzente setzten auch der Bariton Harald Kronibus mit dem Lied des<br />

Mephistopheles aus »Margarethe« von Charles Gounod und die Mezzo-Sopranistin<br />

Carmen Duran als »Habanera« aus »Carmen« von Georges Bizet. Nicht minder<br />

beeindruckend war die »Barkarole« aus »Hoffmanns Erzählungen« (Jacques<br />

Offenbach), bei der das Publikum spontan mitsang.<br />

Zwischen den Gesangsdarbietungen mit Instrumentalbegleitung plauderte die<br />

Moderatorin Heike Zahn mit dem Präsidenten des Pfälzischen Sängerbundes, Hartmut<br />

Doppler, den Dirigenten der Chorgemeinschaften Trares und Kern und - stell<br />

vertretend für die Chorgemeinschaften - mit Sängern und Sängerinnen über deren<br />

Motive, sich in Chören zu engagieren. Inge Vonnieda äußerte sich speziell zu<br />

Jugendchor- und anderer Nachwuchsarbeit für Kinder und Jugendliche. Ihre Erkenntnis:<br />

»Kinder wollen nicht nur singen, sie wollen sich bewegen, tanzen und<br />

zur Musik singen«.<br />

»Die Rheinpfalz - Kultur Regional«/ANGELIKA WILDE-KAUFHOLD am 28. Mai <strong>2002</strong><br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2002</strong> 155


»ChorPfalz <strong>2002</strong>« lockt 10000<br />

Zuhörer<br />

Zufrieden mit dem Erfolg ihrer Großveranstaltung<br />

»ChorPfalz <strong>2002</strong>« haben sich<br />

gestern die Verantwortlichen des Pfälzer<br />

Sängerbundes gezeigt. Die 16 Konzerte<br />

in Neustadt zwischen Freitag- und<br />

Sonntagabend lockten nach Schätzung<br />

der Organisatoren etwa 10.000 Zuhörer<br />

an.<br />

Auf bis zu 20.000 Gäste hatte der<br />

Sängerbund im Vorfeld gehofft, aber<br />

das unbeständige Wetter mag die Lust<br />

auf den Chorgesang etwas gedämpft<br />

haben. Mutig im Kurzarmhemd stand<br />

Franz Josef Stracke vom Männerchor<br />

Mußbach am Samstagmittag beim Konzert<br />

»Offene Chorbühne« auf dem<br />

Marktplatz und trotzte den aufziehenden<br />

dunklen Wolken: »Ich versuche,<br />

noch ein paar mehr Zuhörer anzulocken«,<br />

scherzte er.<br />

Doch der Wettergott hatte am Samstagmittag<br />

kein Einsehen mit den acht<br />

Chorgemeinschaften aus den Sängerkreisen<br />

Pirmasens, Ludwigshafen und<br />

Speyer auf der offenen Chorbühne.<br />

Deshalb fand deren Auftritt auch nur<br />

auf der überdachten Hauptbühne statt.<br />

Auch am Sonntag war für die Chöre auf<br />

den »offenen Bühnen« Marktplatz und<br />

Klemmhof nicht nur eitel Sonnenschein<br />

angesagt, dafür war aber die Zuhörerzahl<br />

recht beachtlich. Die Gastwirte am<br />

Marktplatz durften reichlich auftischen.<br />

Die »ChorPfalz-Tage« hatten zuletzt<br />

1991 in Pirmasens stattgefunden. Seit<br />

1 860 war es am Wochenende in<br />

Neustadt die 19. Großveranstaltung<br />

dieser Art des Pfälzer Sängerbundes<br />

156<br />

(wir berichteten in »Sonntag aktuell«).<br />

Mit 16 Konzerten von Freitagabend bis<br />

Sonntagabend, die fast alle gut bis sehr<br />

gut besucht waren, sei die Präsentation<br />

ein großer Erfolg gewesen, zog der<br />

Präsident des Pfälzischen Sängerbundes<br />

(PSB), Hartmut Doppler, gestern vor<br />

dem Abschlusskonzert Bilanz. Mehr als<br />

4.000 Programmhefte waren verkauft<br />

worden. Die Besucherzahlen dürften<br />

sich bei 1 0.000 einpendeln, sagte<br />

Doppler.<br />

Zu Pannen war es nicht gekommen.<br />

»Dank Chef-Organisator Eberhard<br />

Schwenck«, lobte Doppler, »hat alles<br />

perfekt geklappt«. Das Chorfest zeichnete<br />

sich aus durch sein lebendiges<br />

Konzertprogramm mit weltlicher und<br />

geistlicher, volkstümlicher und anspruchsvoller<br />

Musik, mit klangvollen Interpreten,<br />

Preisträger-Chören und ausgezeichneten<br />

Kompositionen. Bernhard<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2002</strong><br />

Hassler, Chormeister des Pfälzischen<br />

Sängerbundes, der zusammen mit dem<br />

Musikausschuss Programm und Interpreten<br />

ausgewählt hatte, freute sich<br />

über die gute Stimmung im Publikum<br />

bei den Konzerten.<br />

In der Tat sprang der Funke häufig<br />

über: Selten wird in Kirchen so kräftig<br />

und anhaltend applaudiert. Die Kir<br />

chenkonzerte fanden auch bei jungen<br />

Leuten großen Zuspruch. U m die späteren<br />

Chorsängerinnen und -sänger<br />

ging es auch beim Auftritt »Chor-Bambini«<br />

mit den Elmsteiner Dorfspatzen,<br />

dem Chor der Grundschule Herxheim<br />

und dem Kinder- und Jugendchor Ramstein.<br />

Sie begleiteten mit Bildern aus<br />

»Der Struwwelpeter« (Grundschule<br />

Herxheim) und Szenen aus Musicals die<br />

Verleihung des Felix-Preises an elf<br />

Kindergärten in Neustadt und Elmstein<br />

für deren beispielhafte Musikerziehung.<br />

Leider war diese Veranstaltung<br />

nur mäßig besucht, ebenso wie das<br />

Konzert »Nullbock? Nein danke« der<br />

Schul-, Musikschul- und Hochschulchöre.<br />

Sie setzten mit ihrem musikalischen<br />

Querschnitt ein Signal für Jugendliche.<br />

Der Samstagabend stand im Zeichen<br />

von »Heimat der Lieder« und der Open-<br />

Air-Veranstaltung »Choir Meets Pop«,<br />

die Hunderte von begeisterten Zuhörern<br />

angesprochen haben. Dass »das<br />

Volkslied in unsere Zeit passt« und<br />

Chorgesang mit populärer und aktueller<br />

Literatur, alten und neu komponierten<br />

Liedern durchaus seine<br />

Berechtigung hat, bewiesen die stattlichen<br />

Besucherzahlen auch bei den<br />

Konzerten »Swinging Choir« und den<br />

»Liedern der Freiheit«. Dem Pfälzer<br />

Sängerbund gehören 628 Vereine mit<br />

über 27.000 Sängerinnen und Sängern<br />

an.<br />

»Die Rheinpfalz - Mittelhaardter<br />

Rundschau«/awk am 27. Mai <strong>2002</strong>


PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2002</strong> 157

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