Zur Biologie und Ökologie des Feldhasen - Deutsche Wildtier Stiftung

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Lippe) bis hin zu 17 bis 20 Hasen in den linksrheinischen Niederwildrevieren und dem Münsterland (Kreise Kleve, Viersen, Wesel oder Coesfeld). STRAUß und POHLMEYER (2002) folgen der Ansicht ZÖRNERS (1981), dass die kleinbäuerliche Landwirtschaft bis Mitte des 20. Jahrhunderts dem Feldhasen optimale Lebensbedingungen verschaffte. Zur Populationsdichte im Wald geben beispielsweise die niedersächsischen Forstämter rund fünf Tiere pro km 2 an (STRAUß und POHLMEYER 2002). STRAUß und POHLMEYER (2002) gehen deshalb davon aus, dass der Feldhase als typischer Bewohner der Steppengebiete und offenen Kulturlandschaft zunehmend auch Wälder besiedelt. Die Autoren sehen den Wald als saisonalen Ersatzhabitat für Ruhe, Deckung und Nahrung in Zeiten mit ungünstigen Bedingungen in der Feldflur und zitieren in diesem Zusammenhang RIMATHÉ (1977). RIMATHÉ (1977) untersuchte unter anderem auf 30 ebenen, 80 ha bis 300 ha großen Ackerbaugebieten mit unterschiedlichem Waldanteil der "Selzacherwiti" im solothurnischen Mittelland der Schweiz im Sommer 1974 13 sogenannte Arealfaktoren (Straßennetzdichte, Diversität der Feldkulturen, dispersionshemmende Grenzen, lokalklimatische Verhältnisse, usw.). Mit Hilfe der Scheinwerfer- Streifentaxation schätzte er die Populationsdichte des Hasen auf den 30 Flächen jeweils im Januar und Oktober 1994 und im Januar 1975 ein. RIMATHÉ (1977) berichtet, dass von ihm die Populationsdichte des Hasen in Arealen mit Waldanteil um etwa den Wert dieses Waldanteils zu hoch eingeschätzt wurde. Er interpretiert diese Beobachtung damit, dass sich im Januar zwischen Einbruch der Dunkelheit und Mitternacht der größte Teil der Hasen außerhalb des Waldes befindet, während im Oktober die Dichte im Feld und im Wald etwa gleich groß ist. Mittels schrittweiser multipler Regressionen versuchte RIMATHÉ (1977), den Einfluß der von ihm erhobenen Arealfaktoren auf die Populationsdichte des Hasen zu bestimmen. Aus den Ergebnissen schließt RIMATHÉ (1977), dass der Straßenverkehr und Futterbaukulturen mit hoher Bewirtschaftungsintensität die Mortalität der Junghasen erhöht und dass bei großer Diversität von Feldkulturarten und relativ großen Schlägen die Mortalität aller Hasen abnimmt. Weiterhin vermutet RIMATHÉ (1977), dass Hasen ihre Dichte über den Winter aufgrund ihrer arttypischen Raum- und Sozialorganisation teilweise auch unabhängig von der Wirkung von Außenfaktoren regulieren. Der Autor faßt die Hasenpopulation als "homöostatisches System" auf. Danach "reguliert" sich nach Ansicht von RIMATHÉ (1977) beipielsweise eine Feldpopulation durch Emigration und Immigration mit benachbarten Hasenvorkommen im Wald. So sollte die Emigration für die untersuchten Feldkulturen im Herbst maximal und im Frühjahr minimal sein. 54

Im Abschlußbericht des über 10 Jahre laufenden Monitoringprojektes für den Hasen in der Schweiz mit dem Ziel, Zusammenhänge von Hasenabundanzen und landschaftsökologischen Parametern aufzuzeigen, nennen PFISTER et al. (2002) für den Zeitraum 1991 bis 1999 Maximalabundanzen zwischen sechs und 19 Hasen pro km 2 . Diese Werte fanden PFISTER et al. (2002) in nur 12 von insgesamt 218 Zählgebieten (12%), in der Hälfte der Zählgebiete war die durchschnittliche Hasendichte kleiner als 2,6 Hasen pro km 2 . HOFFMANN und SCHMÜSER (2000) geben für Schleswig-Holstein für das Jahr 1999 eine extrem variierende Herbstdichte vor der Jagdausübung von 2,2 bis 86,5 Hasen pro km 2 an. Ermittelt wurden diese Dichten auf insgesamt 18.914 ha mit 60 Stichprobengebieten und 117 Taxationsfahrten mit Scheinwerfer. HOFFMANN und SCHMÜSER (2000) sehen in den enormen Dichteschwankungen das Abbild klinal variierender Lebensraumqualitäten mit einem Nord-Süd und West-Ost Gefälle. Neben Randbedingungen zur Populationsökologie wie der Erfassung des Hasenbiotops über Vegetations- und Nutzungstypen im Feld, Feldgrößen und Grenzlinien (Wald- u. Feldrandlänge), der Erfassung von Klima-, Witterungs- und bodenkundlichen Kenndaten ermittelte PEGEL (1986) Populationsparameter wie Stammbesatz, Herbstbesatz, realisierten Jahreszuwachs, Natalität, Geschlechterverhältnis und Alterszusammensetzung der Jagdstrecke, Junghasensterblichkeit, Herbstund Winterverluste, usw. Eine Übersicht über populationsdynamische Kenndaten eines Jahres wird in Kapitel 12 gegeben. Nach STRAUß und POHLMEYER (2002) gibt es für Deutschland sowohl Naturräume, die bereits anhand der Hasenstrecken von 1935/36 bis heute für hohe Populationsdichten bekannt sind, wie beispielsweise die Marsch und Geest in Schleswig-Holstein, die Ems- und Wesermarsch in Niedersachsen oder das Münsterländische, Nieder- und Oberrheinische Tiefland in Nordrhein- Westfalen sowie die Mainfränkische Platte mit Neckar und Tauberland. Ebenso aber zeigen nach Meinung von STRAUß und POHLMEYER (2002) ehemals gute Hasenreviere wie Gebiete der Börden, so zum Beispiel das Thüringer Becken oder das Sächsische Hügelland recht drastische Populationszusammenbrüche. STRAUß und POHLMEYER (2002) weisen darauf hin, dass die derzeit höchsten Hasendichten insgesamt jedoch unter den Besätzen aus dem Jahrzehnt von 1960 bis 1970 liegen (RIECK 1977, PEGEL 1986, SPÄTH 1989, ANONYMUS 1997, BECKER 1997a, FEHLBERG 1997). STRAUß und POHLMEYER (2002) ermittelten mit Hilfe der Scheinwerfertaxation (STRAUß und POHLMEYER 1997) und einer Verrechnung von Angaben der örtlichen Jagdpächter für das Bundesland Niedersachsen aus dem Frühjahr 1995 eine Minimaldichte von 10,6 Hasen pro km 2 bejagbarer Fläche. Die Populationsdichten variierten dabei zwischen sieben Hasen pro km 2 im Süden (Landkreise des Weser-Leine Berglandes) und 26 Hasen pro km 2 im Norden (Wesermarsch). STRAUß und POHLMEYER (2002) zeigen auf, dass selbst Abundanzen zwischen vier und 100 Hasen pro km 2 , wie von BECKER 55

Im Abschlußbericht <strong>des</strong> über 10 Jahre laufenden Monitoringprojektes für den Hasen in der Schweiz<br />

mit dem Ziel, Zusammenhänge von Hasenab<strong>und</strong>anzen <strong>und</strong> landschaftsökologischen Parametern<br />

aufzuzeigen, nennen PFISTER et al. (2002) für den Zeitraum 1991 bis 1999 Maximalab<strong>und</strong>anzen<br />

zwischen sechs <strong>und</strong> 19 Hasen pro km 2 . Diese Werte fanden PFISTER et al. (2002) in nur 12 von<br />

insgesamt 218 Zählgebieten (12%), in der Hälfte der Zählgebiete war die durchschnittliche<br />

Hasendichte kleiner als 2,6 Hasen pro km 2 .<br />

HOFFMANN <strong>und</strong> SCHMÜSER (2000) geben für Schleswig-Holstein für das Jahr 1999 eine extrem<br />

variierende Herbstdichte vor der Jagdausübung von 2,2 bis 86,5 Hasen pro km 2 an. Ermittelt wurden<br />

diese Dichten auf insgesamt 18.914 ha mit 60 Stichprobengebieten <strong>und</strong> 117 Taxationsfahrten mit<br />

Scheinwerfer. HOFFMANN <strong>und</strong> SCHMÜSER (2000) sehen in den enormen Dichteschwankungen das<br />

Abbild klinal variierender Lebensraumqualitäten mit einem Nord-Süd <strong>und</strong> West-Ost Gefälle.<br />

Neben Randbedingungen zur Populationsökologie wie der Erfassung <strong>des</strong> Hasenbiotops über<br />

Vegetations- <strong>und</strong> Nutzungstypen im Feld, Feldgrößen <strong>und</strong> Grenzlinien (Wald- u. Feldrandlänge), der<br />

Erfassung von Klima-, Witterungs- <strong>und</strong> bodenk<strong>und</strong>lichen Kenndaten ermittelte PEGEL (1986)<br />

Populationsparameter wie Stammbesatz, Herbstbesatz, realisierten Jahreszuwachs, Natalität,<br />

Geschlechterverhältnis <strong>und</strong> Alterszusammensetzung der Jagdstrecke, Junghasensterblichkeit, Herbst<strong>und</strong><br />

Winterverluste, usw. Eine Übersicht über populationsdynamische Kenndaten eines Jahres wird in<br />

Kapitel 12 gegeben.<br />

Nach STRAUß <strong>und</strong> POHLMEYER (2002) gibt es für Deutschland sowohl Naturräume, die bereits anhand<br />

der Hasenstrecken von 1935/36 bis heute für hohe Populationsdichten bekannt sind, wie<br />

beispielsweise die Marsch <strong>und</strong> Geest in Schleswig-Holstein, die Ems- <strong>und</strong> Wesermarsch in<br />

Niedersachsen oder das Münsterländische, Nieder- <strong>und</strong> Oberrheinische Tiefland in Nordrhein-<br />

Westfalen sowie die Mainfränkische Platte mit Neckar <strong>und</strong> Tauberland. Ebenso aber zeigen nach<br />

Meinung von STRAUß <strong>und</strong> POHLMEYER (2002) ehemals gute Hasenreviere wie Gebiete der Börden, so<br />

zum Beispiel das Thüringer Becken oder das Sächsische Hügelland recht drastische<br />

Populationszusammenbrüche. STRAUß <strong>und</strong> POHLMEYER (2002) weisen darauf hin, dass die derzeit<br />

höchsten Hasendichten insgesamt jedoch unter den Besätzen aus dem Jahrzehnt von 1960 bis 1970<br />

liegen (RIECK 1977, PEGEL 1986, SPÄTH 1989, ANONYMUS 1997, BECKER 1997a, FEHLBERG 1997).<br />

STRAUß <strong>und</strong> POHLMEYER (2002) ermittelten mit Hilfe der Scheinwerfertaxation (STRAUß <strong>und</strong><br />

POHLMEYER 1997) <strong>und</strong> einer Verrechnung von Angaben der örtlichen Jagdpächter für das B<strong>und</strong>esland<br />

Niedersachsen aus dem Frühjahr 1995 eine Minimaldichte von 10,6 Hasen pro km 2 bejagbarer Fläche.<br />

Die Populationsdichten variierten dabei zwischen sieben Hasen pro km 2 im Süden (Landkreise <strong>des</strong><br />

Weser-Leine Berglan<strong>des</strong>) <strong>und</strong> 26 Hasen pro km 2 im Norden (Wesermarsch). STRAUß <strong>und</strong> POHLMEYER<br />

(2002) zeigen auf, dass selbst Ab<strong>und</strong>anzen zwischen vier <strong>und</strong> 100 Hasen pro km 2 , wie von BECKER<br />

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