Zur Biologie und Ökologie des Feldhasen - Deutsche Wildtier Stiftung
Zur Biologie und Ökologie des Feldhasen - Deutsche Wildtier Stiftung
Zur Biologie und Ökologie des Feldhasen - Deutsche Wildtier Stiftung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Stoppelschläge mit frisch auflaufender Grünäsung waren in dieser Jahreszeit sowohl nachts als auch<br />
tagsüber die am häufigsten aufgesuchten Flächen, berichtet der Autor.<br />
11.2 Ab<strong>und</strong>anzdynamik<br />
Erstaunlich hohe Besatzdichten erreicht der Hase bei fehlendem Prädationsdruck. So konnten<br />
ABILDGARD et al. bereits 1972 nach einer Langzeitstudie auf der räuberfreien Insel Illumø, Dänemark,<br />
im Zeitraum von 1957 bis 1970 Herbstdichten zwischen 90 (1957) <strong>und</strong> 339 (1961) Hasen pro 100 ha<br />
durch mehrfaches Zählen innerhalb eines Jahres ermitteln. In dem 22 ha großen fuchsfreien Gatter<br />
Heideck im Raum Erlangen bei Nürnberg, Bayern, fanden GUTHÖRL <strong>und</strong> KALCHREUTER (1995) sogar<br />
eine Spitzenherbstdichte von 690 Hasen pro 100 ha für das Jahr 1984 (vgl. Kap. 12). GUTHÖRL <strong>und</strong><br />
KALCHREUTER (1995) berichten <strong>des</strong>weiteren von der r<strong>und</strong> 600 ha großen Jagdfläche auf der<br />
Nordseeinsel Föhr. Dort kommen außer verwilderter Hauskatze <strong>und</strong> Hermelin (Mustela erminea) nur<br />
noch der Igel vor, andere Prädatoren fehlen, auch Mäusebussard (Buteo buteo) <strong>und</strong> Habicht (Accipiter<br />
gentilis) brüten dort nicht. Nach Angaben der auf der Insel Föhr ansässigen Familie JACOBS, die seit<br />
1935 eine Streckenstatistik führt, sind die jährlichen, witterungsbedingten Streckenschwankungen auf<br />
Föhr wesentlich ausgeprägter als auf dem Festland (GUTHÖRL <strong>und</strong> KALCHREUTER 1995). Die relative<br />
Höhe der Jagdstrecke liegt auf Föhr um etwa das fünffache höher als auf dem Festland in Schleswig-<br />
Holstein, berichten GUTHÖRL <strong>und</strong> KALCHREUTER (1995). Ähnliche Verhältnisse, wenn auch nicht<br />
immer unter völlig räuber- oder fuchsfreien Bedingungen, fand man auf den Inseln Sylt (PEGEL 1986),<br />
Langeoog (PLIKAT 1991) <strong>und</strong> Juist (ACKERMANN 1993), aber auch in Schweden (FRYLESTAM 1979).<br />
SPITTLER (1999) beurteilt die Populationsdichte <strong>des</strong> Hasen nach den amtlichen Streckenergebnissen<br />
der einzelnen Kreise in Nordrhein-Westfalen von 1953 bis 1998 <strong>und</strong> Zahlen <strong>des</strong> Zeitraumes 1935 bis<br />
1938 sowie einem Vergleichswert <strong>des</strong> Jagdjahres 1885/86. Danach sieht er keinen Gr<strong>und</strong>, den<br />
Rückgang der Hasenstrecken seit Beginn der 90er Jahre als bedrohlich zu bezeichnen. Ebenso hält er<br />
außer einer ”Unterparzellierung großer Feldschläge” Maßnahmen zur Biotopverbesserung nicht für<br />
notwendig.<br />
Weiterhin gibt SPITTLER (1999) eine Synopse über die enormen Unterschiede in der Besatzdichte<br />
zwischen den Regionen Nordrhein-Westfalens. So kalkuliert der Autor über die durchschnittliche Zahl<br />
gestreckter Hasen der letzten drei Jagdjahre vor 1999, bewertet als Anteil <strong>des</strong> Herbstbesatzes, einen<br />
Stammbesatz pro 100 ha. Diese von ihm so genannte Stammbesatzdichte variiert beispielsweise<br />
zwischen drei <strong>und</strong> sechs Hasen in den Mittelgebirgsregionen (Kreise Siegen, Paderborn, Höxter oder<br />
53