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Zur Biologie und Ökologie des Feldhasen - Deutsche Wildtier Stiftung

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einen eher geringen Effekt genetischer Drift. Genetische Drift verändert permanent den Genpool einer<br />

Population. Ihre Wirksamkeit ist aber vor allem eine Funktion der Populationsgröße. Wenn dann noch<br />

Minorpolymorphismen vorherrschen, ist die Wahrscheinlichkeit für den Verlust der seltenen Allele,<br />

verglichen mit Majorpolymorphismen, ungleich höher. In diesem Zusammenhang sehen<br />

SUCHENTRUNK et al. (2001) den von DEWINTON 1898 als eigene Unterart geführten britischen<br />

<strong>Feldhasen</strong> (L. e. occidentalis) lediglich als genetisch verarmte Variante <strong>des</strong> kontinental-europäischen<br />

<strong>Feldhasen</strong>.<br />

Faßt man die Erkenntnisse zur Populationsgenetik <strong>des</strong> Hasen zusammen, besteht derzeit kein Gr<strong>und</strong>,<br />

anzunehmen, dem <strong>Feldhasen</strong> in Mitteleuropa drohe ein nachhaltiger Verlust genetischer Variation <strong>und</strong><br />

damit letztlich ein Verlust seiner Anpassungsfähigkteit. Drift- <strong>und</strong> Gründereffekte (z. B. Neuseeland,<br />

Britische Inseln) werden ebenso diskutiert wie Zu- <strong>und</strong> Abwanderung bei der Betrachtung einzelner<br />

Populationen (Polen, Österreich). Auch geschlechts- oder altersspezifische Unterschiede für Träger<br />

bestimmter Genotypen oder für die Verteilung der Heterozygotie konnten mit den bisher entwickelten<br />

Genmarkern nicht gef<strong>und</strong>en werden. Weiterhin gibt es keine Hinweise darauf, dass durch das<br />

Reproduktionssystem bevorzugte Paarungen unter Verwandten <strong>und</strong> damit Inzuchtstrukturen entstehen<br />

könnten. Dies gilt zumin<strong>des</strong>t für die kontinentale Population in Mitteleuropa.<br />

11 Verbreitung, Vorkommen <strong>und</strong> Populationsdynamik<br />

SCHNEIDER (1978) bezeichnet den <strong>Feldhasen</strong> als anthropophil, also als einen "echten Kulturfolger". Er<br />

begründet seine Ansicht mit den Streckenergebnissen aus den Jagdjahren 1935 <strong>und</strong> 1936, die RIECK<br />

(1977) darstellt. RIECK (1977) geht danach davon aus, dass die besten Hasengebiete in der<br />

Oberrheinebene mit dem Mainzer Becken, dem Wiener Becken, der Magdeburger Börde, dem Saazer<br />

Becken <strong>und</strong> dem Breslauer Gebiet bei Oberschlesien liegen. Den Gebieten ist ein mittlerer<br />

Jahresniederschlag von weniger als 500 mm <strong>und</strong> eine mittlere Jahrestemperatur von über +8°C, das<br />

Fehlen von Waldflächen <strong>und</strong> fruchtbaren Schwarzerdeböden über Löß gemeinsam. SCHNEIDER (1978)<br />

zieht den Schluß, dass dem Hasen mit der Entwicklung einer "Buschsteppe" durch Menschenhand<br />

optimale Bedingungen geschaffen wurden <strong>und</strong> sieht den <strong>Feldhasen</strong> als Bewohner <strong>des</strong> Tief- oder<br />

Hügellan<strong>des</strong>.<br />

Für Nordrhein-Westfalen belegen nach Ansicht von PETRAK (2001) Vergleiche von den ersten<br />

flächendeckenden preußischen Streckenaufzeichnungen bis hin zu Daten aus dem 20. Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />

dass die Situation <strong>des</strong> Hasen über lange Zeiträume nahezu gleich geblieben ist. Im mit Abstand<br />

bevölkerungsreichsten B<strong>und</strong>esland werden nach wie vor die höchsten Hasenstrecken erzielt. PETRAK<br />

(2001) führt als Zahlenbeispiel an, dass von insgesamt 472.708 Hasen, die in Deutschland als<br />

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