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Zur Biologie und Ökologie des Feldhasen - Deutsche Wildtier Stiftung

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Sicherlich kann ein neuer mtDNA-Haplotyp mit einer genetisch wirksamen Häufigkeit außer durch<br />

Mutation nur über ein Weibchen in eine Gruppe gelangen, welches sowohl diesen Haplotypen trägt als<br />

auch sich zudem noch erfolgreich vermehrt. Ein solches Weibchen gibt zwar ihren Haplotyp an all<br />

ihre männlichen Nachkommen weiter, jedoch können die männlichen Nachkommen dieser Häsin<br />

selbst diesen Haplotyp nicht mehr an die Folgegeneration vererben. Der Haplotyp geht mit dem Tod<br />

dieser Männchen verloren, <strong>und</strong> zwar unabhängig davon, in welcher Gruppe sich diese Männchen<br />

befinden. Weiterhin muß aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> Erbganges für die Mikrosatelliten-Genorte angenommen<br />

werden, dass paarende Häsinnen ihre Mikrosatelliten-Allele an ihre männlichen Junghasen genauso<br />

weitergeben wie an ihre weiblichen. Auch hier ist die Weitergabe unabhängig davon, in welcher<br />

Gruppe die Vererbung stattfindet.<br />

<strong>Zur</strong> Klärung der Frage, ob sich Häsinnen per se am Austausch von Genen zwischen verschiedenen<br />

Hasengruppen weniger beteiligen als Rammler, hätten die 48 untersuchten Hasen individuell markiert<br />

werden müssen. Die Orte ihrer Totf<strong>und</strong>e hätten dann eine erste Schätzung über das Ausmaß der<br />

Migration zwischen den beiden Hasengruppen erlaubt <strong>und</strong> damit auch erste Antworten auf die Fragen<br />

gegeben, welche Haplotypen- oder Allelträger in welcher Gruppe wie häufig durch welches<br />

Geschlecht weitergegeben werden.<br />

Nach den Ergebnissen von FICKEL et al. (1999) darf weder darauf geschlossen werden, dass sich die<br />

beiden Gruppen östlich <strong>und</strong> westlich der Autobahn genetisch voneinander unterscheiden, noch ist<br />

einzuschätzen, ob eher Rammler oder eher Häsinnen zum Austausch von genetischen Typen zwischen<br />

den Gruppen beitragen. Auch aufgr<strong>und</strong> der von FICKEL et al. (1999) zitierten Ergebnisse von<br />

SCHNEIDER (1978) zur Habitatgröße <strong>und</strong> Habitatwahl ist eher davon auszugehen, dass der Feldhase<br />

unabhängig vom Geschlecht zur Paarungszeit Rammelplätze, wie SCHNEIDER schreibt, "offenbar aus<br />

großen Revierteilen" aufsucht, die über Jahre hinweg ihre Lokalität behalten, aber auch je nach<br />

Veränderungen der Landschaft ihren Standort wechseln können. Hasen zeigen damit eine typische<br />

Gruppenbalz (Kap. 6). Ebenso zeigen Hasen aber auch im Jahresverlauf Gruppierungstendenzen oder<br />

leben in Gruppenrevieren (PIELOWSKI 1966, SCHNEIDER 1978). <strong>Zur</strong> Beurteilung <strong>des</strong> Risikos einer<br />

genetischen Differenzierung durch fehlenden Paarungskontakt zwischen solchen Gruppen wäre es<br />

wichtig, zu wissen, ob die Rammelplätze eher innerhalb oder eher zwischen solchen Gruppenrevieren<br />

liegen. Selbst bei der für den Hasen typischen Variation der Populationsdichte wäre das Risiko einer<br />

Verinselung von Gruppen dann minimal, wenn sich die Hasen benachbarter Gruppenreviere zur<br />

Paarungszeit auf einem Rammelplatz träfen. Insofern besteht zur Abschätzung der genetischen<br />

Differenzierung benachbarter Hasengruppen nach wie vor erheblicher Forschungsbedarf.<br />

ALVES et al. (2001) fanden an 63 Iberischen Hasen, die anhand von Isoenzym-Genloci genetisch<br />

charakteriert wurden (s. Kap. 4), für das Verhältnis von Homozygoten zu Heterozygoten keine<br />

geschlechtsspezifischen Unterschiede. Das bedeutet, weder Häsinnen noch Rammler waren gegenüber<br />

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