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Zur Biologie und Ökologie des Feldhasen - Deutsche Wildtier Stiftung

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von Fruchtanlagen <strong>und</strong> das Alter der Foeten ebenso bestimmt werden wie auch eine Beurteilung der<br />

Vitalität der Frucht über das embryonale oder fetale Herz erfolgen.<br />

Rammlern wurden mittels Orchimeter ihre Hoden <strong>und</strong> Nebenhoden sowie die Hautdicke <strong>des</strong><br />

Hodensacks vermessen. Ultrasonographisch konnten die im Becken liegenden Organe <strong>und</strong> Strukturen<br />

wie akzessorische Geschlechtsdrüsen, Samenleiter <strong>und</strong> Harnröhre transkutan bzw. transrektal<br />

dargestellt <strong>und</strong> vermessen werden. Über eine Elektrostimulation (drei- bis viermal 15 Volt) konnten<br />

SPITTLER et al. (2000) Ejakulat gewinnen, welches auf Volumen, Spermadichte, Gesamtzahl Spermien<br />

<strong>und</strong> Spermienmotilität untersucht wurde.<br />

Von den 110 untersuchten Häsinnen waren 74 gravide <strong>und</strong> 28 laktierend. Damit sind knapp 93% der<br />

Weibchen zum Zeitpunkt <strong>des</strong> Fangs an der Reproduktion beteiligt gewesen (SPITTLER et al. 2000).<br />

Die Qualität der Spermien ließ sich nach SPITTLER et al. (2000) nicht einheitlich bewerten, jedoch<br />

lagen nur knapp 11% der Rammler unter dem Durchschnitt.<br />

Wenngleich beispielsweise im Revier Walbeck Rammler Spermienmotilitäten mit Werten von weniger<br />

als 70% zeigten, die nach der Bewertung von SPITTLER et al. (2000) als kritisch anzusehen sind,<br />

kommen die Autoren zu dem Schluß, dass Fertilitätsstörungen beim <strong>Feldhasen</strong> in Nordrhein-<br />

Westfalen nicht für das Ausbleiben <strong>des</strong> Zuwachses in den Populationen verantwortlich gemacht<br />

werden können.<br />

RIECK (1956) diskutiert bereits den Einfluß der Superfötation (Überfruchtung) auf die Reproduktion<br />

<strong>und</strong> stellt fest, dass HEDIGER (1948) diesen Einfluß erheblich überbewertet hat. RIECK (1956) hält<br />

Superfötation beim Hasen für eine Ausnahme. Nach SCHNEIDER (1978) <strong>und</strong> ZÖRNER (1981) soll<br />

bereits der griechische Historiker HERODOT (485 bis 425 v. Chr.) von der Superfötation <strong>des</strong> Hasen<br />

berichtet haben (Kap. 1). Mit dem Begriff wird umschrieben, dass tragende Häsinnen<br />

befruchtungsfähig bleiben. Folglich sollten sich im Uterus Jungtiere verschiedenen Alters finden<br />

lassen. HEDIGER (1948) berichtet, dass es bei von ihm in Gefangenschaft gehaltenen Häsinnen<br />

wiederholt vorkam, dass diese bereits einige Tage nach einem notierten Deckakt Junghasen zur Welt<br />

brachten, 42 Tage nach diesem Deckakt dann nochmals. Daraus schloß HEDIGER, dass Häsinnen selbst<br />

in hochträchtigem Zustand erfolgreich gedeckt werden können. STIEVE (1952) hat nach RIECK (1956)<br />

die anatomischen <strong>und</strong> physiologischen Voraussetzungen für das Auftreten von Superfötation geklärt.<br />

Häsinnen besitzen einen Uterus duplex (doppelter Tragsack), eine zweigeteilte Gebärmutter. RIECK<br />

(1956) geht davon aus, dass im Falle der Belegung nur eines Uterushornes anatomisch eine<br />

ergänzende Befuchtung von Eiern <strong>des</strong> anderen, freien Uterushorens möglich ist. Auch werden beim<br />

Hasen trotz Gravidität weiterhin Eier im Ovarium gebildet. Das Vorhandensein eines Gelbkörpers<br />

schließt bei ihm die Reifung weiterer Eier nicht aus. Zudem kommt unilaterale Gravidität beim Hasen<br />

häufiger vor. Von 52 sezierten Häsinnen lag der Anteil einer einseitigen Schwangerschaft bei knapp<br />

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