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Zur Biologie und Ökologie des Feldhasen - Deutsche Wildtier Stiftung

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GUTHÖRL <strong>und</strong> KALCHREUTER (1995) berichten weiterhin über das "removal experiment" von<br />

NEWSOME et al. (1989), wonach Nager, Kaninchen <strong>und</strong> Känguruhs nach Populationszusammenbrüchen<br />

aufgr<strong>und</strong> von Dürre vom Dingo (Canis lupus familiaris dingo) deutlich stärker<br />

dezimiert wurden als in Zeiten hoher Populationsdichten. So konnten sich die Beutetierpopulationen<br />

über drei Jahre von ihrem Bestan<strong>des</strong>tief nicht erholen, trotz hervorragender Nahrungsgr<strong>und</strong>lagen,<br />

schreiben GUTHÖRL <strong>und</strong> KALCHREUTER (1995). Ebenso führen die Autoren die Arbeit von KEITH et<br />

al. (1984) aus Kanada an, wonach Beutegreifer wie Kojote (Canis latrans), Luchs (Lynx lynx<br />

canadensis), Uhu (Bubo virginianus) <strong>und</strong> Habicht (Accipiter genitilis atricapillus) nach einem durch<br />

Nahrungsmangel hervorgerufenen Populationstief <strong>des</strong> Schneeschuhhasen (Lepus americanus) in ganz<br />

ähnlicher Weise wie von NEWSOME et al. (1989) beobachtet, über Jahre hinweg eine Erholung der<br />

Hasenbestände verhinderten, obwohl sich die Nahrungsgr<strong>und</strong>lagen für die Schneeschuhhasen in dieser<br />

Zeit deutlich verbesserten.<br />

Als gründlichste Untersuchung zu diesem Thema sehen GUTHÖRL <strong>und</strong> KALCHREUTER (1995) das<br />

Räuberausschlußexperiment der englischen Wildforschungs- <strong>und</strong> Wildschutzorganisation "The Game<br />

Conservancy" von 1984 bis 1990 in Südengland an (TAPPER et al. 1989, TAPPER et al. 1990, TAPPER<br />

et al. 1991). Zwei 500 ha große <strong>und</strong> 6 km weit voneinander entfernte Untersuchungflächen,<br />

Collingbourne <strong>und</strong> Milston, wurden miteinander vor allem hinsichtlich der Populationsentwicklung<br />

von Rebhuhn (Perdix perdix) <strong>und</strong> Feldhase miteinander verglichen. Auf der Fläche Collingbourne<br />

wurde eigens für die Prädatorenkontrolle ein Berufsjäger eingesetzt, der während der Aufzuchtzeit im<br />

Frühjahr <strong>und</strong> Frühsommer Krähen, Elstern, Füchsen, Illtissen <strong>und</strong> Ratten nachstellte. Die Fläche<br />

Milston diente als Nullfläche. Nach drei Jahren wuchs die Hasendichte im Gebiet Collingbourne um<br />

das dreifache an, die Hasen in Milton blieben etwa so häufig wie zu Versuchsbeginn. In den folgenden<br />

drei Jahren von 1988 bis 1990 kehrten TAPPER et al. die Versuchsanordnung um, im Revier Milton<br />

wurden nun Beutegreifer stark bejagt, das Revier Collingbourne wurde dagegen sich selbst überlassen.<br />

Auch in diesem Fall stieg die Hasendichte in jedem Sommer nach Prädationskontrolle in Milton an,<br />

wenngleich nicht so ausgeprägt wie die Dichte der Rebhuhnpaare, wie GUTHÖRL <strong>und</strong> KALCHREUTER<br />

(1995) das Gesamtbild zusammenfassen. Für das Rebhuhn waren die Ergebnisse signifikant vom<br />

Ausgangsbestand verschieden, beim Hasen fiel die auf das Frühjahr begrenzte Prädationskontrolle<br />

nicht so deutlich aus, da sich, wie GUTHÖRL <strong>und</strong> KALCHREUTER (1995) über TAPPER et al. schreiben,<br />

die Setzzeit <strong>des</strong> Hasen bis in den Spätsommer hinzieht.<br />

GUTHÖRL <strong>und</strong> KALCHREUTER (1995) machen auf die Hypothese von NEWSOME et al. (1989)<br />

aufmerksam, welche annimmt, dass opportunistische Beutegreifer <strong>und</strong> Nahrungsgeneralisten ihre<br />

Beutetiere nach einem Populationszusammenbruch aufgr<strong>und</strong> von Nahrungsmangel oder<br />

Naturkatastrophen trotz danach wieder ansteigendem Nahrungsangebot über einen längeren Zeitraum<br />

auf niedrigerem Niveau halten oder sogar ausrotten können. NEWSOME et al. (1989) sprechen hier von<br />

einer umweltmodulierten Prädation oder auch von einer "Prädationsfalle" (predation pit), aus der eine<br />

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