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Zur Biologie und Ökologie des Feldhasen - Deutsche Wildtier Stiftung

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Allgemein kommen im Tierreich Allo- <strong>und</strong> Autokoprophagie vor, bei Allokoprophagie wird der Kot<br />

eines anderen Tieres gefressen, bei Autokoprophagie der eigene (HIRAKAWA 2001). Leporiden<br />

nehmen den Kot direkt vom Anus auf (Autokoprophagie). Dies gilt beim <strong>Feldhasen</strong> vor allem für die<br />

Aufnahme von Blinddarmlosung (Coecotrophie). SCHNEIDER (1978) vermutet eine Anreicherung <strong>des</strong><br />

Vitamin K im Kot <strong>und</strong> zitiert Versuche von EIBL-EIBESFELD (1958) an Hausmäusen <strong>und</strong> Kaninchen,<br />

die an der Aufnahme dieses Kotes gehindert wurden. Diese Tiere starben innerhalb von zwei bis drei<br />

Wochen an Krämpfen. OLSEN <strong>und</strong> MADSEN (1944) stellten für das Hauskaninchen Unterernährung<br />

fest, wenn es an der Aufnahme <strong>des</strong> weichen Blinddarmkotes gehindert wurde.<br />

Neben der Hypothese eines effektiveren Nahrungsaufschlusses bei zweimaligem Verdauen (sog.<br />

Pseudorumination) <strong>und</strong> damit der Aufbereitung zellulosereicher Kost müssen folglich auch andere<br />

essentielle Stoffe für den Hasen bei der Aufnahme von Bedeutung sein. HIRAKAWA (2001) nennt dazu<br />

mikrobielle Proteine. Nach CORK (1994) wird die aufgenommene Blinddarmlosung im Magen <strong>und</strong><br />

Dünndarm verdaut. HIRAKAWA (2001) gibt eine Zusammenfassung über die Vielzahl von<br />

Untersuchungen zur Koprophagie <strong>und</strong> stellt folgenden Ablauf dar:<br />

Der Nahrungsbrei, den das Ileum zum Coecum sendet, wird im Blinddarm für die Erzeugung harter<br />

Losung zwei- bis dreimal pro Minute peristaltisch vor- <strong>und</strong> zurückbewegt. Für weiche Losung führt<br />

der Darm die peristaltischen Bewegungen nur halb so schnell aus. Danach gibt eine große<br />

peristaltische Bewegung einen verdauten Teil zum proximalen Dickdarm ab. <strong>Zur</strong> Ausformung der<br />

harten Losung gelangt der verdaute Nahrungsbrei mit einer antiperistalitschen Bewegung vom<br />

Dickdarm wieder zurück in den Blinddarm, für weiche Losung befördert eine irreguläre peristaltische<br />

Massenbewegung den Nahrungsbrei Richtung Enddarm weit voran, im Bereich <strong>des</strong> sogenannten fusus<br />

coli entstehen dann die weichen Losungskugeln. Leporiden zeigen damit einen Trennungsmechnismus<br />

im Verdauungstrakt, welcher fakultativ weiche <strong>und</strong> harte Losung erzeugen kann. Die Verweildauer<br />

vom kaudalen Dickdarmbereich bis zum Anus liegt bei zwei St<strong>und</strong>en, unabhängig von der Konsistenz<br />

der Losung. Die Trennung in weiche oder harte Losung hängt von der Größe aufgenommener<br />

Nahrungspartikel ab <strong>und</strong> ihre Gr<strong>und</strong>funktion ist nicht das schnelle Ausscheiden von möglichst<br />

wenigen, verdauten <strong>und</strong> großen Partikeln als harte Losung, sondern die Rückführung feinster<br />

Nahrungspartikel <strong>und</strong> Mikroorganismen in den Blinddarm zur weiteren Verdauung. Nach HIRAKAWA<br />

(2001) ist die Ansicht, dass die Trennung der Losung in weiche <strong>und</strong> harte davon abhängt, ob sie einoder<br />

zweimal verdaut wurde, eine veraltete Fehlinterpretation der Abläufe.<br />

Der Feldhase hat im Vergleich zu seinen anderen Organen einen so stark entwickelten Blinddarm, dass<br />

dieser länger als der ganze Körper ist, ein Mehrfaches <strong>des</strong> Fassungsvermögens <strong>des</strong> Magens besitzt <strong>und</strong><br />

damit einen Großteil der Bauchhöhle ausfüllt (SCHNEIDER 1978, ZÖRNER 1981). <strong>Zur</strong> Aufnahme <strong>des</strong><br />

Blinddarmkotes diskutiert ZÖRNER (1981) die Ergebnisse seiner Analysen von 560 Hasenmägen<br />

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