Zur Biologie und Ökologie des Feldhasen - Deutsche Wildtier Stiftung
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Bodenverhältnisse eine Rolle spielen. Diese Plätze sind etwa 40 bis 50 ha groß, SCHNEIDER gibt aus<br />
seinem hessischen Untersuchungsrevier Hasenanzahlen von bis zu 50 an. Während <strong>des</strong><br />
Paarungsgeschehens schalten sich nach SCHNEIDER (1978) immer wieder Ruhephasen, Körperpflege<br />
<strong>und</strong> Nahrungssuche mit ein. Unter günstigen Bodenverhältnissen versteht SCHNEIDER (1978), dass der<br />
Boden möglichst trocken sein sollte, da nasser Boden an den Pfoten klebt <strong>und</strong> folglich das Laufen<br />
stark behindert.<br />
Vor der Paarung erfolgt das Werben, welches dazu dient, die "Berührungsscheu vor dem Artgenossen"<br />
abzubauen (SCHNEIDER 1978). Detailliert beschreibt SCHNEIDER (1978) die sich abwechselnden<br />
Verhaltensweisen der Häsin, die teilweise nur angedeutet werden (Intentionsbewegungen). Es kommt<br />
das Ruhesitzen <strong>und</strong> das Drohen vor, welches bis zur Abwehr durch Vorderlauftrommeln, Schlagen<br />
oder auch einem Zuspringen auf das Männchen <strong>und</strong> nachfolgendem Schlagen mit den Vorderläufen<br />
führen kann. Dieses Werben kann sich in Brustkämpfen steigern, die nicht immer verletzungsfrei<br />
bleiben. Dazwischen kann Übersprungsputzen oder -äsen gezeigt werden. Körperberührungen <strong>und</strong><br />
damit verb<strong>und</strong>ene Duftübertragungen durch das "Blumewackeln" ("Duftschleuder" nach KOENEN<br />
1956, s. o.) oder über die Kinndrüse <strong>des</strong> Rammlers auf den Rücken der Häsin leiten eine temporäre<br />
Paarbindung ein. Diese, wie es SCHNEIDER treffend nennt, "Lockflucht" der Häsin, erregt den<br />
Rammler derart, dass er schließlich beim Drohen der Häsin aus dem Laufen heraus unter ihr<br />
hindurchkriecht oder über sie hinwegspringt. Förmlich im Ausweichen springt auch die Häsin über<br />
den Rammler. Dabei schlägt die Häsin mit ihren Läufen, so dass der Rammler zumeist Wolle verliert.<br />
Das Paarungszeremoniell klingt dann entweder ab oder es kommt zur Kopulation (SCHNEIDER 1978).<br />
7 Nahrung, Nahrungserwerb <strong>und</strong> Koprophagie<br />
SCHNEIDER (1978) zitiert Arbeiten von BRÜLL (1973, 1976), wonach der Hase ein ausgesprochener<br />
Pflanzenfresser ist. BRÜLL fand bei Magenanalysen von 500 Hasen aus den Marschen <strong>und</strong><br />
Geestgebieten im Osten von Schleswig-Holstein keine Hinweise auf fleischliche Kost. Auf die Arbeit<br />
von BRÜLL (1973) geht SCHNEIDER (1978) besonders ein <strong>und</strong> zeigt sich überrascht von den mit Hilfe<br />
von Dermatogrammen unter dem Mikroskop bestimmten, hohen Anzahl von 77 Pflanzenarten.<br />
Besonders hohen Futterwert für den Hasen haben nach BRÜLL (1973) unter den Monokotylen der<br />
Saat-Hafer (Avena sativa), der Rote Schwingel (Festuca rubra), das Englische <strong>und</strong> Italienische<br />
Raygras (Lolium perenne, L. multiflorum), aber auch das Wiesen-Lieschgras (Phleum pratense) <strong>und</strong><br />
Rispengräser (Poa annua, P. pratensis, P. trivialis). Unter den dikotylen Pflanzen ist für den Hasen<br />
besonders wertvoll der Löwenzahn (Taraxacum officinale), vor allem aber diverse Kleearten (z.B.<br />
Trifolium incarnatum, T. pratense, T. repens), die Schafgarbe (Achillea millefolium), das<br />
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