Zur Biologie und Ökologie des Feldhasen - Deutsche Wildtier Stiftung
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(SCHNEIDER 1978), kann sie jedoch über diese Ruhefrequenz steigern, sobald ein Feind die<br />
Fluchtdistanz, die SCHNEIDER mit etwa 30 m angibt, unterschreitet.<br />
Ebenso bekannt ist das Hakenschlagen als hasentypisches Fluchtverhalten. Dass der Hase dabei seine<br />
Fluchtrichtung nahezu im rechten Winkel ändern kann, schreibt SCHNEIDER (1978) den<br />
Hebelverhältnissen seiner Hinterläufe zu.<br />
Im Beschnuppern der Schnauzenpartie sieht SCHNEIDER (1978) die Funktion eines Kontaktgrußes <strong>und</strong><br />
einer Beschwichtigungsgebärde. Neben typischem Erk<strong>und</strong>ungsverhalten, bei welchem nach<br />
SCHNEIDER der Hase altvertrautem Inventar seines Wohngebietes ebenso wie geringsten Bewegungen<br />
oder Geräuschen nachgeht <strong>und</strong> inspiziert, werden im Territorium (Kap. 11.1) an verschiedenen,<br />
teilweise auch markanten Punkten, Duftmarkierungen gesetzt.<br />
Der Hase besitzt drei Gesichtsdrüsen. Bei der Wangendrüse sitzen Drüsenfelder in einer<br />
rinnenförmigen Einsenkung vom M<strong>und</strong>winkel zur Wangenpartie, die beiderseits mit borstig behaarter<br />
Körperhaut ausgekleidet ist (ZÖRNER 1981). Im Nasenlappen inseriert ist eine Pigmentdrüse, hinzu<br />
kommt als Drittes eine Kinndrüse. Ebenso wie die drei Drüsensäcke, deren Ausfuhrgänge aus dem<br />
After gestülpt werden können (Analdrüsen) <strong>und</strong> beim Sitzen auf den Keulen stempelartig ein<br />
gelbliches, für den Menschen stark riechen<strong>des</strong> Sekret hinterlassen, dienen die Drüsen zusammen mit<br />
Duftorganen um den Genitaltrakt (ZÖRNER 1981) der Markierung seines Streifgebietes. Die Sekrete<br />
werden durch Reiben auf Steine, Pfähle, Zweige oder andere Pflanzenteile übertragen <strong>und</strong> werden<br />
später olfaktorisch kontrolliert.<br />
Ein Markierungsharnen (SCHNEIDER 1978) wird gelegentlich auf Äsungsplätzen <strong>und</strong> an der Sasse<br />
gezeigt. Häufungen von Losungskugeln fallen an markanten Geländepunkten wie Grenzsteinen,<br />
Feldsteinhaufen oder auch eingeschlagenen Markierungspfählen auf.<br />
Nach ZÖRNER (1981) spielt das so geschaffene Netz aus Düften vor allem in der Dunkelheit für den<br />
Hasen eine große Rolle, wenn die optische Orientierung eingeschränkt ist.<br />
ZÖRNER (1981) zitiert LINDLÖF (1978), der unter Hasen am winterlichen Futterplatz anhand<br />
individueller Markierungen eine Dominanzreihenfolge aufstellte, welche stärker mit dem<br />
Körpergewicht als mit dem Geschlecht der Hasen korrelierte.<br />
Nach SCHNEIDER (1978) findet die Gruppenbalz auf Rammelplätzen statt, die entstehen, wenn sich<br />
paarungswillige Tiere bevorzugt auf bestimmten Flächen einfinden (vgl. Kap. 10). So sollen nach<br />
"subjektivem Eindruck" SCHNEIDERs bei der Auswahl solcher Plätze Merkmale wie die<br />
Übersichtlichkeit <strong>des</strong> Gelän<strong>des</strong>, ausreichende Deckung <strong>und</strong> Nahrung, sowie günstige<br />
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