SCHMERZ BEWEGT - Deutscher Schmerzkongress 2012
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10:30 - 12:00 Uhr / Ignaz Holzbauer II<br />
therapiealgorithmen, clinical pathWays<br />
Praktikerseminare – Samstag, 20.10.<strong>2012</strong><br />
PS28 Opiatentzug – Optionen, Fallen und Strategien im interdisziplinären<br />
Setting<br />
Vorsitz: T. Wetterling, P. Nilges (Mainz)<br />
Durch den vermehrte Einsatz von Opiaten bei nicht tumorbedingten chronischen Schmerzen<br />
werden wir zunehmend mit Patienten konfrontiert, die unter Opiateinnahme körperliche<br />
Entzugssymptome oder eine opiatinduzierte Hyperalgesie entwickeln bei anhaltend<br />
hoher Schmerzintensität. Immer mehr Patienten haben trotz hoher Opiatdosis keine ausreichende<br />
Schmerzreduktion oder leiden unter erheblichen Nebenwirkungen der Opiattherapie.<br />
Bei diesen Patienten wird im Rahmen des interdisziplinären multimodalen stationären<br />
Therapiesettings ein Opiatentzug durchgeführt.<br />
Im Seminar werden Fragen der medikamentösen Unterstützung unter Beachtung der jeweiligen<br />
Grunderkrankungen beantwortet.<br />
Insbesondere bei hohen Opiatdosen oder Opiaten mit langer Wirkdauer stellt sich dabei<br />
die Frage, des initialen Opiatshifts, ob ein abruptes Absetzen oder ein langsames Ausschleichen,<br />
ggf. ein zweizeitiger Entzug die beste Behandlungsalternative darstellt.<br />
Entzugssymptome werden mit medikamentöse reduziert und verlaufskontrolliert.<br />
Schmerzklagen während eines Opiatentzuges sollten ernst genommen und gemeinsam<br />
„ausgehalten“ werden, ohne den Therapeuten zu einem oft nicht zielführenden Aktionismus<br />
zu verleiten.<br />
Entscheidend für einen erfolgreichen Entzug ist die enge Patientenführung durch Arzt und<br />
Psychologe vor, während und nach dem Entzug. Wichtig ist die initiale Aufklärung über<br />
Risiken und Nutzen von Opiaten im Allgemeinen und speziell im Falle des einzelnen Patienten.<br />
Entscheidend ist eine für die Patienten plausible Erklärung für scheinbar paradoxe<br />
Phänomene wie „Schmerzverstärkung durch Medikamente“ und „Schmerzreduktion<br />
durch Entzug“.<br />
Eine psychische Destabilisierung mit Zweifeln an der Richtigkeit der Entscheidung oder<br />
zukunftsbezogenes Katastrophisieren („und wie soll ich das zu Hause aushalten…“) sind<br />
häufige Themen.<br />
Aus kognitiver Sicht sind die Patientin dabei in der Entzugsphase auf Schmerzerleben<br />
und Entzugssymptome eingeengt, die Vigilanz und Konzentrationsfähigkeit ist gemindert.<br />
Dies erschwert in der Verhaltenstherapie die Vermittlung eines auf Schmerzakzeptanz ausgerichteten<br />
Krankheitskonzepts. Die Patientenedukation ist eingeschränkt, dennoch ist<br />
Informationsvermittlung und Beantwortung von Fragen entscheidend.<br />
Multitoxische Entzüge und Entzüge bei Suchterkrankungen erfordern ein anderes Setting,<br />
daher sind solche Patienten vorher zu identifizieren und mit einer solchen Problematik<br />
einer Suchtklinik zuzuweisen.<br />
Ziel des Workshops ist die Vermittlung von Kriterien, wann ein Opiatentzug unter welchen<br />
Bedingungen sinnvoll sein kann sowie welcher Voraussetzungen es bedarf, um im<br />
Rahmen eines multimodalen Therapiesettings -vor, während und nach einen Opiatentzug-<br />
eine erfolgreiche Therapeuten-Patienten-Kooperation erreichen zu können.<br />
www.schmerzkongress<strong>2012</strong>.de 71<br />
Samstag 20.10.<strong>2012</strong>