SCHMERZ BEWEGT - Deutscher Schmerzkongress 2012
SCHMERZ BEWEGT - Deutscher Schmerzkongress 2012
SCHMERZ BEWEGT - Deutscher Schmerzkongress 2012
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Freitag 19.10.<strong>2012</strong><br />
Praktikerseminare – Freitag, 19.10.<strong>2012</strong><br />
08:30 - 10:00 Uhr / Ignaz Holzbauer V<br />
psychologische Verfahren<br />
PS17 „Ich bilde mir den Schmerz doch nicht ein“:<br />
Bio-psycho-soziale Zusammenhänge von Schmerz erklären – aber wie?<br />
Vorsitz: H.-G. Nobis (Bielefeld)<br />
Wer die Arbeit mit chronisch Schmerzkranken kennt, weiß um die besondere Herausforderung<br />
sowohl im Einzelkontakt wie in der Gruppenarbeit, besonders, wenn es um die<br />
Vermittlung bio-psycho-sozialer Zusammenhänge geht (Nobis <strong>2012</strong>). Oft anzutreffende<br />
„Vorurteile“ von Patienten, jeder Schmerz sei nur ein lokales Geschehen, der Schmerz<br />
weise immer auf einen körperlichen Defekt und seine Skepsis bis Ablehnung gegenüber<br />
psycho-sozialen Mitwirkungsfaktoren führen schnell zu Kommunikations- bzw. Beziehungsproblemen,<br />
wenn nicht gar zum Abbruch der Behandlung, wenn Arzt/Therapeut<br />
versucht, psycho-soziale Wirkfaktoren anzusprechen. Der dann oft vom Schmerzpatienten<br />
unter heftiger Empörung ausgesprochene Vorwurf an den Behandler lautet: „Ich<br />
bilde mir den Schmerz doch nicht ein“. Mehrere Autoren u.a. Moseley (2003) konnten in<br />
eigenen Untersuchungen nachweisen, dass jeder Mensch in der Lage ist, Zusammenhänge<br />
der Schmerzphysiologie zu verstehen und das diese Kenntnisse dazu führen, dass<br />
die Schmerzen weniger bedrohlicher wahrgenommen werden und sich ihr Umgang mit<br />
Schmerzen verbessert.<br />
Stellvertretend für so viele wissenschaftliche Bestätigungen zur Bedeutung von Edukation<br />
in der multimodalen Schmerztherapie sei auf eine Veröffentlichung der „American Geriatrics<br />
Society“ (AGS) hingewiesen. So heißt es u.a. in den evidence geprüften Leitlinien<br />
(„General Principles“):„Patient education programs are integral components of the management<br />
of persistent pain syndromes“. „The importance of patient education cannot be<br />
overemphasized“ (JAGS,50,2002).<br />
Inzwischen sind eine Reihe von standardisierten „(Schmerz)-Edukations-Programme“<br />
veröffentlicht (u.a. Pfingsten, Basler, Kröner-Herwig, Egle), die bei näherer Betrachtung<br />
und je nach therapeutischer Fachrichtung unterschiedliche Aspekte einer Informationsvermittlung<br />
hervorheben und in Studien positive Behandlungseffekte erzielten.<br />
Auch deshalb wird, in einem multimodalen Behandlungskonzept, der Schmerzedukation<br />
eine Schlüsselrolle zugestanden.<br />
Die dafür notwendigen Arbeitsweisen haben wir aber in unserer Ausbildung nicht vermittelt<br />
bekommen. Das Begreifbarmachen eines „bio-psycho-sozialen“ Schmerzverständnisses<br />
kann auch an einer „pädagogisch“ unzureichenden Vermittlung scheitern (Nobis<br />
2013). Deshalb ist wichtig „dass Erklärungen für die Patienten verständlich sind und möglichst<br />
viele ihrer alltäglichen Erfahrungen aufgreifen.“ (Pfingsten 2003).<br />
Die „Identifikation“ mit den “bio-psycho-soziale Zusammenhängen bei Schmerz“ schafft<br />
erst auf Seiten des Patienten die notwendige Compliance für ein interdisziplinär-multimodal<br />
ausgerichtetes Therapiekonzept.<br />
Teilnehmerkreis: Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten und Pflegekräfte<br />
Literatur:<br />
Kröner-Herwig B et al. (2011), Spezielle Schmerzpsychotherapie, Springer-Verlag<br />
American Geriatrics Society (AGS), (2002), The Management of Persistent Pain in Older<br />
Persons, JAGS 50: 205-224<br />
Butler, DS, Moseley GL (2005) Schmerzen verstehen, Springer-Verlag<br />
Hildebrandt J, Pfingsten M, et al. (2003), Das Manual (GRIP), congress compact verlag<br />
Nobis HG, Rolke R, Graf-Baumann (<strong>2012</strong>) Schmerz – eine Herausforderung. Informationen<br />
für Schmerzpatienten und deren Angehörige, SpringerMedizin<br />
Nobis HG, Pielsticker A (2013) Information und Edukation des Patienten. In: Hasenbring M<br />
et al (Hrsg) Rückenschmerzen aus interdisziplinärer Sicht, 1. Aufl. Springer-Verlag (in<br />
Press)<br />
64<br />
www.schmerzkongress<strong>2012</strong>.de