Tel. 09154 / 915730 Hohenstadt – PEZ (im medic-center)
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12<br />
Luftige Grate<br />
am Eiger<br />
von Silke Hertel<br />
Luftige Grate am Eiger<br />
(oben) Absolute Ausgesetztheit bietet<br />
der luftige Firngrat zum Eigergipfel<br />
(unten) Äußerst exponiert thront die<br />
kleine Mittellegihütte am Beginn des<br />
gleichnamigen Grates<br />
Wer kennt ihn nicht und welcher<br />
passionierte Bergsteiger träumt<br />
nicht davon, einmal auf seinem<br />
Gipfel zu stehen? Der Eiger. Respekt einflößend<br />
thront dieser Berg mit seiner mächtigen,<br />
geschichtsträchtigen Nordwand über dem<br />
Schweizer Ort Grindelwald.<br />
Nach Nordosten entsendet der Eiger einen<br />
luftigen in den H<strong>im</strong>mel aufragenden Grat <strong>–</strong><br />
den Mittellegigrat. Und genau dort wollten<br />
wir <strong>–</strong> Markus Seitz, Silke Hertel sowie Anja<br />
und Vlad<strong>im</strong>ir Gaidamak - hinauf. Nach<br />
sorgfältiger Planung durch Markus fiel am<br />
17. Juli der Startschuss. Nach der Anfahrt<br />
nach Grindelwald und der Auffahrt mit der<br />
Jungfraubahn zur Station Alpiglen begann<br />
das Abenteuer. Um die Tour noch etwas<br />
„interessanter“ zu gestalten, hatte Markus<br />
nicht nur den Mittellegigrat, sondern den gesamten,<br />
schwierigen und wesentlich seltener<br />
begangenen Nordostgrat des Eigers ab der<br />
Ostegghütte geplant <strong>–</strong> nichts für schwache<br />
Nerven und zarte Gemüter. Am Eiger war das<br />
angekündigte Schönwetter scheinbar noch<br />
nicht angekommen, denn finstere Wolken<br />
waberten über die Almwiesen und verhüllten<br />
die Nordwand und nur wenige Stunden später<br />
erlebten wir <strong>im</strong> Klettersteig zur Ostegghütte<br />
unser wahres Wetter-Wunder. Innerhalb<br />
kürzester Zeit verwandelten Starkregen und<br />
niederprasselnder Hagel den in einer Felsenschlucht<br />
verlaufenden Klettersteig in einen<br />
Sturzbach. Nass bis auf die Haut erreichten<br />
wir schließlich die sehr gut ausgestattete<br />
Selbstversorgerhütte. Während draußen die<br />
Welt unterging, waren wir froh um unser<br />
gemütliches Plätzchen. Viel zu spät am nächsten<br />
Morgen hörte es endlich auf zu regnen.<br />
Die Felsen waren nass und in den höheren<br />
Lagen hatte es sogar geschneit - nicht gerade<br />
opt<strong>im</strong>ale Verhältnisse für eine <strong>im</strong> SAC Führer<br />
als „schwierig“ ausgewiesene Tour mit Kletterpassagen<br />
bis zum alpinen V. Grad. Da wir<br />
nun jedoch schon einmal hier waren, starteten<br />
wir einen Versuch. Mühsam und auf Grund<br />
der fehlenden Sicherungsmöglichkeiten (es<br />
gab in der gesamten Flanke kaum einen<br />
festen Felsen) und des abwärts geschichteten<br />
Gesteins erreichten wir schließlich psychisch<br />
angespannt doch den Beginn des Nordostgrates.<br />
Am Grat hatte der Wind die Felsen<br />
bereits trocken gefegt und die Kletterei<br />
entlang der luftigen Gratschneide begann<br />
richtig Spaß zu machen. Stunden um Stunden<br />
vergingen mit Klettern, Sichern und Abseilen,<br />
bevor wir endlich aus der Ferne zum ersten<br />
Mal unser Tagesziel, die Mittellegihütte,<br />
erblicken konnten. Doch der Weg über den<br />
Grat dorthin schien noch weit, sehr weit. Ein<br />
traumhaft schöner Sonnenuntergang über<br />
dem riesigen, rosafarbenen Wolkenmeer, das<br />
sich zu unseren Füßen erstreckte, lenkte uns<br />
fürs erste von den noch folgenden Strapazen<br />
ab. Doch irgendwann war es an der Zeit, die<br />
Stirnlampen auszupacken und dem Grat in die<br />
Nacht hinein zu folgen. Um Mitternacht dann<br />
die große Erleichterung <strong>–</strong> hundemüde sanken<br />
wir in der Hütte auf unsere Lager. Als nur<br />
vier Stunden später die ersten Mittellegigrat-<br />
Aspiranten aus den Federn hüpften, fiel uns<br />
die Entscheidung leicht, den Gipfelsturm um