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Die DFS wird verramscht Kapitalprivatisierung Auswirkungen durch ...

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2/2006<br />

<strong>Kapitalprivatisierung</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>DFS</strong> <strong>wird</strong> <strong>verramscht</strong><br />

ATC und Luftfahrt in Afrika<br />

Eindrücke aus einer anderen Welt<br />

Regionalflughäfen<br />

<strong>Auswirkungen</strong> <strong>durch</strong> SES


Bundesfachbereichskonferenz<br />

Betrieb in Hamburg S.12<br />

4-1=2<br />

Abkehr vom 4 Augenprinzip S.31<br />

Single European Sky<br />

Work Programme 2006 S. 36<br />

Bye, bye Sir Freddie S. 75<br />

Inhalt<br />

Editorial von Klaus Berchtold-Nicholls<br />

Flugsicherungsgesetz und <strong>Kapitalprivatisierung</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>DFS</strong> <strong>wird</strong> <strong>verramscht</strong><br />

Jetzt ist Widerstand angesagt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Bericht aus dem Vorstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

GDF-Vorstand<br />

Ohne Druck geht nichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

<strong>Die</strong> Ehemaligen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

ATC+ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Aktuell<br />

Bundesfachbereichskonferenz – Betrieb in Hamburg . . 12<br />

Regionalflughäfen und die <strong>Auswirkungen</strong><br />

des Single European Sky – SES . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

SES, TTC etc. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Der Regionalfluglotse oder<br />

Flugsicherung am Scheideweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

Technik<br />

Whose favourite is VAFORIT? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Fortschritte bei PSS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

Joes Corner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Apron<br />

Kastner und Apron-Control Frankfurt . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

Wie <strong>wird</strong> man Apron Controller? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

ATC International<br />

Produktivität in der Flugsicherung oder:<br />

„Der Tanz um das goldene Kalb“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

Single European Sky – Work Programme 2006 . . . . . . 36<br />

Jubiläum – 50 Jahre ATCA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

CFMU – 10 Jahre Flow Management in Europa . . . . . . . 41<br />

Made in Switzerland: Flugsicherung aus einer Hand . . 44<br />

ATC über Afrika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

Russische Luftfahrt in Afrika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

ATC Regional<br />

Neubau TWR-FRA,<br />

oder der Einzug ins Container-Dorf!? . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

4 - 1 = 2 Abkehr vom 4 Augenprinzip . . . . . . . . . . . . . 31<br />

Intern<br />

Don’t drink and fly<br />

Neues aus der ÖMV Rhein-Main . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

Meinung<br />

Professionalität ist (k)ein Hexenwerk . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

Off Road<br />

Under African Skies . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

Airlines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

Airplanes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

Airports . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

Short Final . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

Für Sie gelesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

Personalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />

Döntjes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />

Last Call . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

3 der flugleiter 2006/02


kann, denn jegliches Personal in der Flugsicherung<br />

kann in Zukunft <strong>durch</strong> die <strong>DFS</strong> von einer dritten<br />

Organisation (Beschäftigungsgesellschaft, Zeitarbeitsfirma<br />

etc.) geliehen werden, denn nach dem FSG in<br />

seiner jetzigen (desolaten Ver-) Fassung muss ein ANSP<br />

ausreichend qualifiziertes Personal lediglich einsetzen,<br />

er muss es nicht beschäftigen und schon gar nicht selbst<br />

ausbilden. Das heißt, dass sich alle Kollegen und<br />

Kolleginnen, die jetzt nicht unkündbar sind, vom<br />

Pförtner (wenn er nicht ohnehin längst schon outgesourct<br />

ist) bis zum Fluglotsen ab dem Jahr 2007<br />

nicht mehr zwangsläufig in einem Arbeitsverhältnis<br />

mit der <strong>DFS</strong> befinden, sondern von einer beliebigen<br />

anderen Firma beschäftigt und lediglich an die <strong>DFS</strong><br />

verliehen werden könnten – zu entsprechenden<br />

Konditionen und ohne jede Arbeitsplatzsicherheit.<br />

Für die Investoren sind diese Regelungen phänomenal,<br />

sofern sie ausschließlich am cash flow und am shareholder<br />

value interessiert ist. <strong>Die</strong>s steht zu befürchten,<br />

denn nur zum Kosten sparen und zur gesetzlichen<br />

Herbeiführung grenzenloser Flexibilität beim Personal<br />

sind die genannten Regelungen geeignet. Sobald dieses<br />

Gesetz ratifiziert ist, sind die bisherigen Beteuerungen<br />

keinen Pfifferling mehr wert, ebenso wenig wie die<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Klaus Berchtold-Nicholls<br />

GdF Bundesvorsitzender<br />

Bericht aus dem Vorstand<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

sah es noch zu Weihnachten für uns alle so aus, als wären nach<br />

einem guten Tarifabschluß im Dezember sowie der kurz darauf<br />

folgenden Anerkennung der GdF als Tarifpartner <strong>durch</strong> die<br />

<strong>DFS</strong> die Weichen in Richtung einer ruhigeren und relativ normalen<br />

Zukunft gestellt, so wurden wir schon innerhalb weniger<br />

Wochen wieder auf den Boden der Realität zurück geholt.<br />

Viele einzelne Konflikte, jeder für sich genommen schon<br />

ärgerlich, in ihrer Summe jedoch von einem nicht zu<br />

akzeptierendem Ausmaß, sorgten dafür, daß die Zeit<br />

zum Ausruhen und Durchatmen für den Vorstand der<br />

GdF nur von kurzer Dauer war.<br />

So ließ kurz vor Weihnachten eine Pressemitteilung<br />

des Boards of Airline Representatives in Germany<br />

(BARIG) aufhorchen, in dem eine erste Allianz aus<br />

Fluggesellschaften und Flughäfen ihr Interesse am Erwerb<br />

der <strong>DFS</strong> im Rahmen der geplanten <strong>Kapitalprivatisierung</strong><br />

anmeldete. Zwar war in diesem Papier viel<br />

von „Stückkostensenkung“ und der „Wertschöpfungskette<br />

Luftverkehr“ zu lesen, allein das Wörtchen<br />

Beteuerungen der <strong>DFS</strong> Geschäftsführung, „nur Objekt<br />

und am Gesetzgebungsverfahren nicht im Geringsten<br />

beteiligt“ gewesen zu sein. All denen, die diese<br />

„Schwarzmalereien“ bisher nicht glauben wollten, dürfte<br />

nach diesen Ausführungen bewusst sein: jetzt müssen<br />

wir mit aller Macht Widerstand leisten, um dem<br />

Ausverkauf der deutschen Flugsicherung einen Riegel<br />

vor zu schieben! Wenn die <strong>DFS</strong> Geschäftsführung (wie<br />

scheinbar das Verkehrsministerium) allen Ernstes<br />

geglaubt hat, dass man es bei den Angestellten der<br />

Flugsicherung mit Idioten zu tun hat, aus denen man<br />

nach Belieben noch mehr Höchstleistungen heraus<br />

pressen kann, während man sie gleichzeitig zu Lohnsklaven<br />

degradiert, muss sie sich jetzt auf einen Kampf<br />

einstellen, bei dem sie nur verlieren kann. <strong>Die</strong> Geschäftsführung<br />

hat alte, gut geölte Beziehungen dazu missbraucht,<br />

ihre Mitarbeiter nach Strich und Faden für<br />

dumm zu verkaufen, um die (vermeintlich jetzt noch)<br />

beste Flugsicherung einem ahnungslosen Investor zu<br />

Gunsten des Bundeshaushalts zum Höchstpreis andrehen<br />

zu können.<br />

Aber nicht mit uns, nicht mit der GdF und – dies ist<br />

mein Appell an Sie alle – nicht mit den Angestellten<br />

der Deutschen Flugsicherung!<br />

„Sicherheit“ aber kam leider arg kurz dabei.<br />

So konnte eine geharnischte Replik seitens<br />

der GdF nicht ausbleiben, was für einige<br />

Verschnupfung bei der BARIG sorgte.<br />

Ein toller Start in das neue Jahr…<br />

Auch in den ersten Wochen des Jahres beschäftigte<br />

sich der Vorstand intensiv mit<br />

dem, der Privatisierung vorangestellten Flugsicherungsgesetz<br />

(FSG) sowie dessen konkreter Ausgestaltung.<br />

<strong>Die</strong> sich ändernden Gesetzesvorlagen wurden<br />

akribisch studiert und miteinander verglichen,<br />

politische Gespräche mit den Verantwortlichen sowie<br />

mit uns wohl gesonnenen Politikern geführt. Auch das<br />

bereits im letzten „Flugleiter“ ausführlich behandelte<br />

Forum zum Thema FSG musste in relativ kurzer Zeit<br />

vorbereitet werden. Sehr bemerkenswert war hierbei<br />

zu beobachten, wie hinter den Kulissen von interessierten<br />

Kreisen versucht wurde, diese Veranstaltung<br />

der GdF mit allen Mitteln zu verhindern, letztlich jedoch<br />

ohne Erfolg. Dass die BARIG ihre NICHT-Teilnahme mit<br />

von<br />

Marek<br />

Kluzniak<br />

5 der flugleiter 2006/02


der flugleiter 2006/02<br />

GDF-Vorstand<br />

6<br />

Bezugnahme auf unsere Antwort zu ihrer Pressemitteilung<br />

begründete, anstatt die Gelegenheit zum<br />

konstruktiven Dialog zu nutzen, passte genau ins Bild.<br />

Man würde mit dem eigenen, guten Namen doch keine<br />

Werbung für eine GdF-Veranstaltung machen, hieß<br />

es, als würde der Schwanz mit dem Hund wedeln…<br />

Doch nicht nur in Sachen FSG zogen immer dickere<br />

Wolken am Flugsicherungshimmel auf und führten<br />

letztlich zu der Eskalation der letzten Wochen, auch<br />

in anderen Tarifthemen wurden die dringendsten<br />

Baustellen nicht abgebaut, wie die umfangreiche Tarif-<br />

Info vom März eindrucksvoll belegt. Anstatt die<br />

„Großbaustellen“ Altersversorgung und Kastner endlich<br />

entschlossen anzupacken, kam von der offensichtlich<br />

über ihre Grenzen hinaus belasteten Tarifabteilung<br />

der <strong>DFS</strong> nur lautes Schweigen. Stattdessen<br />

zettelte man lieber einen ebenso überflüssigen wie,<br />

angesichts der Summe von 1,5 Mio. Euro, geradezu<br />

lächerlichen Streit um die Erhöhung der Zeitzuschläge<br />

an, der die ohnehin schon schlechte Stimmung zusätzlich<br />

nochmals verschärfte. Schließlich waren in<br />

der Vergangenheit diese Zuschläge stets analog der<br />

Erhöhung der Grundvergütung angehoben worden,<br />

ohne daß es einer gesonderten Erwähnung im eigentlichen<br />

Tarifabschluß, der nicht einmal eine DIN<br />

A4 Seite umfasst, bedurfte. Lediglich das Einfrieren<br />

<strong>durch</strong> ver.di war seinerzeit gesondert erwähnt worden.<br />

Der Streit um eine Summe, die gerade einmal 0,15 %<br />

des Jahresumsatzes der <strong>DFS</strong> ausmacht, zeigt jedoch<br />

eines überdeutlich: <strong>Die</strong> Geschäftsführung der <strong>DFS</strong><br />

zieht anscheinend selbst in Zeiten starker Verkehrszuwächse<br />

und sprudelnder Gebührenerlöse die Konfrontation<br />

und Brüskierung ihrer Mitarbeiter dem Betriebsfrieden<br />

und einem vertrauensvollen Umgang<br />

bei den zukünftigen Tarifverhandlungen vor.<br />

Ein weiteres Thema, das der GdF-Vorstand mit großer<br />

Sorge betrachtet, ist die Art und Weise des Einstiegs<br />

der neu gegründeten <strong>DFS</strong>-Tochter „The Tower<br />

Company“ in das Geschäft mit den Regionalflughäfen.<br />

Was sich momentan gerade am Flugplatz Dortmund<br />

abspielt, kann zwei Artikeln in dieser Ausgabe des<br />

„Flugleiter“ entnommen werden. Es ist der ebenso<br />

aufschlussreiche wie erschreckende Ausblick auf<br />

das, was wohl die gesamte deutsche Flugsicherungslandschaft<br />

erwartet, sollten die <strong>DFS</strong>-Manager eines<br />

Tages endlich <strong>durch</strong> das FSG in der Lage sein, so<br />

schalten und walten zu können, wie sie es schon immer<br />

wollten. Ein Frontalangriff auf sämtliche Sicherheits-,<br />

Qualitäts- und Sozialstandards in der Flugsicherung,<br />

der keine Berufsgruppe ausnimmt. Dabei ist es völlig<br />

zweitrangig, wen es zu erst trifft und wen zuletzt, Fakt<br />

ist nur eines: <strong>Die</strong>se Herren können und wollen nur billig,<br />

die Sicherheit hat sich dahinter und an den niedrigsten,<br />

gerade noch erlaubten Standards zu orientieren.<br />

Mit großer Skepsis werden all diese Vorgänge auch<br />

im europäischen Ausland betrachtet, und zwar<br />

beileibe nicht nur von unseren dortigen Kolleginnen<br />

und Kollegen. Auch in der restlichen Flugsicherungswelt<br />

<strong>wird</strong> genauestens beobachtet, wie die <strong>DFS</strong> Geschäftsführung<br />

versucht, einen wirtschaftlichen Wettbewerb<br />

anzukurbeln, den außer ihr wohl niemand<br />

möchte, da anscheinend auch sonst jeder außer ihr<br />

versteht, daß ein Wettbewerb in einem derart sensiblen<br />

Bereich das Sicherheitsniveau sinken lässt. Damit<br />

der stete Austausch zu diesem Thema sowie die<br />

Einbindung der GdF zu den anderen europäischen<br />

Flugsicherungsgewerkschaften gewährleistet ist,<br />

reist Klaus Berchtold-Nicholls unermüdlich von Konferenz<br />

zu Konferenz und sichert uns damit auch die<br />

Solidarität der Kollegen im benachbarten Ausland,<br />

sollten wir sie eines Tages bei unserem Kampf für<br />

den Erhalt des Sicherheitsniveaus am Himmel über<br />

Deutschland benötigen.<br />

Dass die Fachbereichskonferenzen in Hamburg sowie<br />

der Prozess um die Vertretung unserer Kollegen am<br />

Flughafen Hahn, unsere verstärkten Bemühungen um<br />

die Einbindung der neu eingetretenen Apron Controller<br />

an den großen Verkehrsflughäfen, unsere Hilfe für die<br />

„Bürgeraktion Pro Flughafen“ an ihrem Messestand<br />

bei der Rheinland-Pfalz-Ausstellung in Mainz oder<br />

auch die Medienarbeit der GdF zu Sachthemen wie<br />

Runway Incursions hier nur der Vollständigkeit halber<br />

erwähnt werden sollen, obwohl sie in entspannteren<br />

Zeiten <strong>durch</strong>aus eine detailliertere Betrachtung nach<br />

sich gezogen hätten, zeigt, wie dramatisch die Lage<br />

momentan ist.<br />

Dennoch besteht kein Grund, den Kopf hängen zu<br />

lassen. Unsere Vergangenheit, insbesondere die letzten<br />

Jahre, zeigen, daß wir, wenn wir gemeinsam und<br />

entschlossen für unsere Ziele kämpfen, hervorragend<br />

aufgestellt sind und uns vor nichts und niemandem<br />

verstecken müssen. Unsere Einigkeit ist unsere Stärke,<br />

und die vielen großen und kleinen Solidaritätsbeweise<br />

unserer Mitglieder und Gremien zeigen dem Vorstand,<br />

daß wir die Meinung der überwältigenden Mehrheit<br />

kennen und vertreten. Insofern sollten wir uns auch<br />

von dunklen Wolken am Horizont nicht einschüchtern<br />

lassen, sondern gemeinsam in die sicher aufregenden<br />

nächsten Wochen und Monate gehen. Solange wir<br />

gemeinsam an einem Strang ziehen, werden wir auch<br />

künftig unser Schicksal in der Hand haben. Wer auch<br />

immer glaubt, Sicherheits- und Sozialstandards in der<br />

Flugsicherung zugunsten unersättlicher wirtschaftlicher<br />

Interessen einiger weniger absenken zu können, hat<br />

seine Rechnung ohne die GdF gemacht. Solange wir<br />

uns nicht auseinander dividieren lassen, <strong>wird</strong> es keine<br />

Politik zu Lasten der Sicherheitstandards und des<br />

Sozialniveaus in der deutschen Flugsicherung geben.


von Wolfgang<br />

Burckhardt<br />

der flugleiter 2006/02<br />

Aktuell<br />

16<br />

✈ Regionalflughafen Braunschweig<br />

Aufgrund neu geschaffenen europäischen Rechts zum Einheitlichen<br />

Europäischen Luftraum (SES) dürfen künftig Flugverkehrsdienste<br />

nur noch von zertifizierten und von den Staaten<br />

dafür benannten Flugsicherungsorganisationen <strong>durch</strong>geführt<br />

werden. Damit entfällt die deutsche Praxis der Beleihung<br />

lizenzierter Einzelpersonen <strong>durch</strong> den BMVBW zur Durchführung<br />

der Aufgaben der Platzkontrolle an RVV. <strong>Die</strong>se Praxis<br />

hat in Deutschland seit mehr als 10 Jahren an der Mehrzahl<br />

der Flugplätze den Flugverkehr nach Instrumentenflugregeln<br />

ohne unmittelbares Tätigwerden der <strong>DFS</strong> ermöglicht.<br />

<strong>Die</strong> Bundesregierung will das EU-Recht zum Einheitlichen<br />

Europäischen Luftraum national in einem Flugsicherungsgesetz<br />

regeln. Der Entwurf des BMVBW zu<br />

dem dafür erforderlichen Artikelgesetz sieht dementsprechend<br />

u. a. die Streichung von § 27 d sowie Änderung<br />

von § 31 LuftVG vor. Im Flugsicherungsgesetz<br />

selbst soll der Flugsicherungsauftrag der <strong>DFS</strong> zur Vorhaltung<br />

von Anflug- und Platzkontrolldiensten an den<br />

17 internationalen Verkehrsflughäfen auf weitere 16<br />

Jahre festgeschrieben werden. Allen anderen Flugplätzen<br />

soll der Gesetzgeber laut Gesetzentwurf eine Übergangsfrist<br />

noch bis zum 31.12. 06 für die Anpassung<br />

ihrer Platzkontrolldienste an die Forderungen des<br />

neuen Flugsicherungsgesetzes gewähren. Für den Fall<br />

der Nichterfüllung dieser Anforderungen innerhalb<br />

dieser Frist hat das BMVBW mit Schreiben vom<br />

08.02.2005 den Betreibern der betroffenen Flughäfen<br />

die Aufhebung der Instrumentenflugverfahren <strong>durch</strong><br />

das LBA angekündigt.<br />

Nach Lage der Dinge bleiben den Flugplatzunternehmern,<br />

die derzeit Platzkontrolldienste unter der Fachaufsicht<br />

der <strong>DFS</strong> selbst betreiben, folgende Möglichkeiten<br />

zur Erfüllung der EU-Vorschriften:<br />

1. Sie wählen als FS-<strong>Die</strong>nstleister für ihre PlatzkontroIle<br />

das von der <strong>DFS</strong> angekündigte und zur Gründung<br />

vorgesehene <strong>DFS</strong>-Tochterunternehmen „The<br />

Tower Company GmbH“<br />

2. Sie wählen ein ausländisches von einem EU-Mitgliedsstaat<br />

zertifiziertes Flugsicherungsunternehmen.<br />

Photos: W. Burckhardt<br />

Regionalflughäfen und die <strong>Auswirkungen</strong><br />

des Single European Sky – SES<br />

3. Sie beauftragen einen, mit mehreren<br />

Flugplatzunternehmen gemeinsam gebildeten,<br />

deutschen FS-<strong>Die</strong>nstleister mit der<br />

Wahrnehmung ihrer Platzkontrolle.<br />

4. Sie erwerben die Zertifizierung ihres<br />

gegenwärtigen eigenen Platzkontrolldienstes<br />

nach den Vorgaben des EU-Rechts.<br />

<strong>Die</strong> 4 Optionen stehen unter dem Vorbehalt einer<br />

Benennung <strong>durch</strong> den BMVBW, wobei diese für Option<br />

1 wegen der Bundesbeteiligung an der <strong>DFS</strong> dem<br />

Grunde nach außer Frage steht. <strong>Die</strong> Optionen 3 und<br />

4 stehen zusätzlich unter dem Vorbehalt einer erfolgreichen<br />

Zertifizierung <strong>durch</strong> BMVBW oder dessen<br />

Beauftragen, um sich für eine Benennung überhaupt<br />

qualifizieren zu können. <strong>Die</strong> Betreiber der betroffenen<br />

Flughäfen - allein bei der ADV sind dies 20, einschließlich<br />

der Plätze mit Betrieb nach Luftraum „F“ insgesamt<br />

28 Flugplätze - haben sich individuell und auch auf<br />

ADV-Ebene intensiv mit diesen Optionen zum Erhalt<br />

des Instrumentenflugbetriebes befasst. 16 ADV-RW<br />

haben mit Blick auf die Hauptziele<br />

• Überleitung der heutigen Towerdienste mit flughafeneigenem<br />

Personal und eigener technischer<br />

Ausstattung in eine vergleichbar praktikable Form<br />

unter SES-Regeln und<br />

• Gewährleistung von Instrumentenflugbetrieb an<br />

RVV auch in Zukunft zu angemessenen Entgelten<br />

seit Mitte 2004 die Lösung 3 ins Auge gefasst und<br />

Schritte zur Umsetzung eines so gearteten Konzeptes<br />

unternommen. Dazu gehört insbesondere eine Arbeitsgruppe<br />

der ADV „Selbstzertifizierung Flugsicherung<br />

RVV“, die an einer eigenen Flugsicherungslösung arbeitet.<br />

<strong>Die</strong> EU-Kommission verlangt gemeinsame Anforderungen<br />

für Flugsicherungsdienste und für das


zugehörige Sicherheits- und Qualitätsmanagement.<br />

Dazu gehören EUROCONTROL-Anforderungen im Bereich<br />

der Sicherheit (ESARR). <strong>Die</strong> Arbeitsgruppe befasst<br />

sich mit den für das Flugsicherungspersonal<br />

festgelegten Sicherheitsanforderungen (ESARR5),<br />

die im Wesentlichen die Einführung folgender Verfahren<br />

beinhalten: Durchführung der Ausbildung von<br />

Lotsen nach einem genehmigten Ausbildungsplan.<br />

Kontrollstellen müssen über so genannte „Competence-<br />

Schemes" verfügen; diese beinhalten:<br />

• Mindeststundenzahlen an Arbeitsplätzen<br />

• Ständige Beurteilung der Befähigung der Lotsen:<br />

- des theoretischen Wissens <strong>durch</strong> schriftliche Tests<br />

- der praktischen Fertigkeit am Arbeitsplatz <strong>durch</strong><br />

„Competence-Teams“<br />

• Lotsen müssen regelmäßig an Wiederholungs- und<br />

Notfallübungen teilnehmen.<br />

<strong>Die</strong> ADV-Arbeitsgruppe „Selbstzertifizierung Flugsicherung<br />

RVV" empfiehlt, im Hinblick auf die anstehende<br />

Einführung der EU-Regelungen unverzüglich<br />

mit der Umsetzung dieser Sicherheitsanforderungen<br />

für alle interessierten RVV zu beginnen. <strong>Die</strong> Umsetzung<br />

beinhaltet im Einzelnen:<br />

1. die zentrale Schulung und Einarbeitung mindestens<br />

eines zu benennenden Mitarbeiters der Platzkontrolle<br />

(wobei dafür möglichst zwei Lotsen empfohlen<br />

werden),<br />

2. die Erarbeitung folgender Musterunterlagen, die<br />

den Platzkontrollstellen zur Verfügung gestellt<br />

werden: Ausbildungsplan für die Platzkontrolle,<br />

Fragenkatalog für den theoretischen Test;<br />

3. die zentrale oder vor Ort Durchführung von Übungen<br />

von Not- und Sondersituationen unter Leitung<br />

von Mitgliedern der Arbeitsgruppe.<br />

Aktuell<br />

4. Durchführung der Überprüfung am Arbeitsplatz<br />

(„Proficiency-Check") <strong>durch</strong> zentrale „Competence-<br />

Teams".<br />

Unabhängig davon, für welche Flugsicherungslösung<br />

sich ein Flughafen nach Auslaufen des Delegationsmodells<br />

(Einzelbeleihung der Lotsen) entscheidet, ist<br />

ESARR5 verbindlich umzusetzen. Eine vorzeitige Einführung<br />

von ESARR5 <strong>durch</strong> die Arbeitsgruppe <strong>wird</strong><br />

1. die Sicherheit im Luftverkehr erhöhen,<br />

2. das Befähigungsniveau der Lotsen spürbar steigern,<br />

3. die Umsetzung der Richtlinie des Europäischen Rates<br />

und des Parlaments zu einer gemeinschaftlichen<br />

Fluglotsenzulassung für das Flugsicherungspersonal<br />

erleichtern,<br />

4. die Kosten der Umsetzung der EU-Regelungen im<br />

Vergleich zu Drittanbietern (z.B. <strong>DFS</strong>) verringern.<br />

<strong>Die</strong> vorgeschlagene Umsetzung von ESARR5 <strong>durch</strong> die<br />

ADV-Arbeitsgruppe besitzt natürlich keine Rechtsverbindlichkeit<br />

für die betroffenen Lotsen. Daher werden<br />

vorerst alle Maßnahmen informativ und auf freiwilliger<br />

Basis <strong>durch</strong>geführt. Von der ADV wurden zwei Lotsen<br />

für die Vorbereitung dieser Lösung vom FVK-<strong>Die</strong>nst<br />

freigestellt.<br />

Inzwischen stagnieren die Bemühungen der ADV-<br />

Arbeitsgruppe „Selbstzertifizierung Flugsicherung<br />

RVV“ offensichtlich und die Bereitschaft wächst, die<br />

Towers der betroffenen RVV an die Tower Company<br />

abzugeben. Dabei soll das bisher dort arbeitende<br />

Personal weitgehend mitgeliefert und an die Tower<br />

Company auf dem Wege der Arbeitnehmerüberlassung<br />

ausgeliehen werden, was dazu führen würde, ein<br />

Personalmodell zu ermöglichen, innerhalb dessen ein<br />

beliehener Flugsicherungsanbieter Flugsicherungspersonal<br />

bei einem Unternehmen entleihen kann,<br />

das selbst kein zertifizierter <strong>Die</strong>nstleister ist.<br />

17 der flugleiter 2006/02


von<br />

Markus Siebers<br />

(Vorstand Tarif)<br />

und<br />

David Schäfer<br />

(Rechtsanwalt,<br />

Kanzlei<br />

Weißmantel<br />

und Vogelsang,<br />

Bremen/<br />

Neu-Isenburg)<br />

der flugleiter 2006/02<br />

Aktuell<br />

18<br />

<strong>Die</strong> GdF hat bisher keinen Zweifel daran gelassen,<br />

dass sie diese Personalpolitik innerhalb des operativen<br />

FVK-<strong>Die</strong>nstes für keineswegs zielführend hält<br />

und gegebenenfalls rechtlich dagegen vorgehen<br />

<strong>wird</strong>. (<strong>Die</strong> ausführliche Stellungnahme der GdF zu<br />

den Gesetzesvorhaben des Bundes ist in einem Artikel<br />

von Michael Schäfer und Dirk Wendland im „flugleiter“<br />

Nr. 4/2005 nachzulesen.)<br />

Tarifsituation der Fluglotsen an RVV<br />

Alternativ <strong>wird</strong> die GdF der <strong>DFS</strong> bzw. ihrer Tochterfirma<br />

anbieten, einen „Branchentarifvertrag Flugsicherung“<br />

zu vereinbaren, der die Integration der bisherigen<br />

Lotsen an RVV in die Tower Company ermöglichen<br />

soll. Damit könnte dann auch die GdF die Erfolgsgeschichte<br />

der Tarifverhandlungen mit der <strong>DFS</strong> fortschreiben<br />

und Verhandlungen mit den einzelnen RVV-<br />

Betreibern aufnehmen.<br />

Ein Schwerpunkt der Referententätigkeit lag in 2005<br />

bei der Mitarbeit an dem Entwurf dieses „Branchentarifvertrag<br />

Flugsicherung“. Zielvorgabe war, einen<br />

Entwurf zu erarbeiten, der sich an folgenden Leitlinien<br />

orientieren sollte:<br />

• <strong>Die</strong> EU-Richtlinen (ESARR5) für die Ausbildung<br />

innerhalb zertifizierter Flugsicherungsanbieter sind<br />

einzuhalten. (Das GdF-Ausbildungskonzept wurde<br />

entsprechend zugeschnitten!)<br />

SES, TTC etc.<br />

SES und die sich allmählich nähernde Verabschiedung des<br />

Flugsicherungsgesetzes (FSG) bringen Bewegung in die Situation<br />

an den Regionalflughäfen: Während es zum Teil schon<br />

konkrete Zeitpläne für den roll-over gibt, sieht man der ganzen<br />

Angelegenheit anderswo offensichtlich gelassener entgegen.<br />

<strong>Die</strong> teilweise abwartende Haltung gegenüber den erheblichen<br />

Veränderungen, die das FSG den Regionalflughäfen<br />

bringen <strong>wird</strong>, lässt sich unter anderem darauf<br />

zurückführen, dass viele Modalitäten vom endgültigen<br />

Wortlaut des FSG abhängig sind. <strong>Die</strong> GdF kämpft seit<br />

dem ersten Entwurf der Bundesregierung dafür, dass<br />

die lizenzierten Fluglotsen und Flugsicherungstechniker<br />

von den zertifizierten Flugsicherungsorganisationen<br />

nicht nur eingesetzt, sondern auch beschäftigt werden<br />

sollen. Einige Bundesländer sowie die Flughafenbetreiber,<br />

die eigene Fluglotsen beschäftigen, setzen ih-<br />

• <strong>Die</strong> finanzielle Leistungsfähigkeit der Betreiber bzw.<br />

Nutzer von RVV, die maßgeblich an den Kosten des<br />

Branchen-TV zu beteiligen sein werden, soll nicht<br />

unberücksichtigt bleiben.<br />

• <strong>Die</strong> „soziale Tuchfühlung“ zum <strong>DFS</strong>-Haustarifvertrag<br />

darf nicht verloren gehen. (Keine Billig-Flugsicherung<br />

auf Kosten der Sicherheit und des Personals!)<br />

<strong>Die</strong> Arbeitsgruppe hat in zügiger und konzentrierter<br />

Arbeit ein umfassendes Tarifwerk entworfen, das auch<br />

die Zustimmung der Tarifkommission gefunden hat.<br />

<strong>Die</strong>ses ausgearbeitete Tarifwerk im Zusammenhang<br />

mit dieser Zusammenfassung wurde auf der Fachbereichskonferenz<br />

des FSBD in Hamburg sehr ausführlich<br />

diskutiert.<br />

GdF-Mitglieder unter den Lotsen an RVV<br />

<strong>Die</strong> Platzkontrollstellen der RVV sind entsprechend den<br />

Flugplatzbetriebszeiten und der Höhe der jeweiligen<br />

Verkehrsaufkommen mit unterschiedlich vielen Lotsen<br />

ausgestattet. <strong>Die</strong>se Zahl schwankt zwischen 3 und 15<br />

Mitarbeitern, so dass von einer <strong>durch</strong>schnittlichen<br />

Platzkontrollenbesetzung mit 7 Lotsen auszugehen ist.<br />

Bei den inzwischen 25 RVV sind somit ca. 175 Lotsen<br />

beschäftigt. In so fern gilt es hier die Regional-Kollegen<br />

vor Ort für die anstehenden Veränderungen zu interessieren<br />

und in diesem Zusammenhang auf die Ziele<br />

und die Arbeit der GdF aufmerksam zu machen.<br />

re Hoffnungen in die Möglichkeit der Arbeitnehmerüberlassung<br />

– so auch die <strong>DFS</strong> mit<br />

ihrer jüngsten Tochter:<br />

The Tower Company (TTC)<br />

Ende Dezember gegründet und noch im Aufbau<br />

befindlich, hat sie mittlerweile begonnen den<br />

Markt der Flugsicherung an den Regionalflughäfen zu<br />

erschließen. Der Geschäftsführer Herr Koch hat sich<br />

mit seiner kleinen Truppe in der Nähe des Campus in<br />

Langen ein Domizil gesucht, und versucht die Regionalflughäfen<br />

im Lande von der Qualität seines Angebotes<br />

zu überzeugen - bedeutet Flugsicherung zum<br />

Schleuderpreis-, denn auch die TTC möchte gerne ein<br />

Unternehmen ohne operative Angestellte sein und<br />

sich die bereits vorhandenen Lotsen lieber ausleihen.<br />

Nach dem Willen der handelnden Personen entsteht


der flugleiter 2006/02<br />

Aktuell<br />

20<br />

Der Regionalfluglotse oder<br />

Flugsicherung am Scheideweg<br />

Wie sich ein Beruf doch verändern kann. Da haben wir nun 17<br />

Jahre einen guten Job gemacht und maßgeblich daran mitgewirkt,<br />

dass unser Flugplatz sich gut entwickeln konnte. Es<br />

war freilich nicht immer einfach, haben wir doch meistens<br />

unter Personalminimum gearbeitet, die ganzen Umbauphasen<br />

am Platz mitgemacht, nie weiterbildende Lehrgänge erhalten,<br />

aber irgendwie war man doch Stolz, dass die Flugbewegungen<br />

ständig anstiegen und man sich eigentlich schon<br />

im Mittelfeld der IAA2 Plätze befand.<br />

Wir haben es sogar geschafft, innerhalb von 6-Jahren<br />

eine Höhergruppierung von BAT4b auf BAT3 <strong>durch</strong>zusetzen.<br />

Gut, damit waren wir zwar immer noch die am<br />

schlechtesten bezahlten Fluglotsen Europas, aber der<br />

Job hatte ja eine Perspektive, und die Arbeit machte<br />

Spaß. Da haben wir uns doch alle gefreut, als wir<br />

vernahmen: Es kommt Single European Sky und als<br />

Lotse muss man demnächst einem zertifiziertem<br />

Flugsicherungsunternehmen angehören. Da haben<br />

wir gedacht: Jetzt kommt System in die Sache und<br />

man wechselt in eine sinnvolle Firma.<br />

Tatsächlich kam auch Bewegung in die Sache, zumal<br />

ohnehin seit Jahren Versuche stattfanden, das Personal<br />

an die <strong>DFS</strong> weiterzureichen, welches jedoch immer<br />

wieder an verschiedensten Faktoren scheiterte. Aber<br />

nicht schlimm, dachten wir, es gibt ja jetzt „The Tower<br />

Company“. <strong>Die</strong>se ist jetzt in Aktion getreten mit der<br />

kurzen Erklärung: Wir haben keine Verwendung für<br />

sie, sie passen nicht in die geplante Altersstruktur<br />

und ihr jetziges Gehalt liegt deutlich über unseren<br />

Preisvorstellungen, so dass ein Wechsel für sie uninteressant<br />

sein <strong>wird</strong>.<br />

Da waren wir aber erstaunt, dachten wir doch immer,<br />

wir wären die preiswertesten Lotsen europaweit. So<br />

kann man sich täuschen. Unser Platzhalter bekommt<br />

unsere <strong>Die</strong>nstleistung sogar seit 17 Jahren kostenlos<br />

von der Landesregierung zur Verfügung gestellt. Er<br />

hat im Unterschied zu anderen Plätzen auch jahrelang<br />

ignoriert, dass er nun für Personalgestellung<br />

verantwortlich ist, aber es gibt ja eine praktische<br />

Lösung: The Tower Company. Schnell<br />

wurden Verträge geschlossen, oh Entschuldigung,<br />

Absichtserklärungen, war doch die<br />

Firma noch gar nicht gegründet. Nun muss<br />

man sich aber rüsten und Personal heranschaffen,<br />

will man doch den zugesagten Termin halten können,<br />

denn man benötigt ja noch die vorhandenen Leute,<br />

um sein Personal kostenlos ausbilden zu lassen. Und<br />

schon kamen sie, ausgestattet mit AT-Verträgen der<br />

<strong>DFS</strong>, die sogar uns erschrecken ließen.<br />

Aber gut, in Zeiten der Globalisierung und <strong>Kapitalprivatisierung</strong>,<br />

schauen wir doch mal: Was ist denn ein<br />

Regionallotse? Er braucht gute Englischkenntnisse,<br />

gute räumliche Vorstellung, ein hohes Maß an Konzentration<br />

und Verantwortung, Teamfähigkeit …<br />

Dafür bekommt er dann aber auch eine gute Ausbildung,<br />

neuerdings in 52 Wochen (vorher waren es 6<br />

Wochen) dazu dann noch die Zeit bis zum Checkout<br />

und, siehe da, ein neuer Fluglotse ist fertig. Mit ein<br />

wenig Glück <strong>wird</strong> er eventuell sogar mal eine Familie<br />

ernähren können, oder lieber doch keine Kinder …<br />

Da fragt sich doch jeder Lehrling in einem anständigen<br />

Beruf: Warum dauert denn meine Ausbildung so lange.<br />

Ganz einfach. Um etwas vernünftig zu machen, braucht<br />

es eben etwas Zeit.<br />

Seit der Privatisierung der BFS wurde die Ausbildung<br />

immer mehr den Bedürfnissen der Firma angepasst<br />

und in der täglichen Zusammenarbeit mit den angrenzenden<br />

Sektoren konnten wir das Ergebnis erleben.<br />

Bei den jüngeren Kolleginnen und Kollegen am<br />

Sektor fehlt es an Hintergrundwissen in sehr vielen<br />

Bereichen. Da bekommt man die unsinnigsten Freiga-


en, weil der Gegenüber keine Platzverfahren kennt<br />

oder die Performance von LFZ nicht einschätzen kann<br />

oder es <strong>wird</strong> überreagiert bei Kleinigkeiten. Richtige<br />

Gefahren werden unterschätzt, weil sie gar nicht wissen,<br />

welche <strong>Auswirkungen</strong> diese Faktoren für den Piloten<br />

haben. Das geht auch nicht gegen diese jungen<br />

Kollegen/innen, sie können gar nichts dafür. Es sind<br />

nur die <strong>Auswirkungen</strong> des Ausbildungskonzepts.<br />

In den letzten Jahren wurde viel in neue Technik investiert,<br />

der Luftraum wurde wesentlich flexibler <strong>durch</strong><br />

RNAV. Da sollte man doch meinen, dass sich das positiv<br />

auf die Sicherheit auswirkt. Wirft man aber einen<br />

Blick in die Statistik NearMiss (Transmission Nov<br />

2005), stellt man fest, dass die Zahlen ansteigen.<br />

Aber da lehnen sich die Verantwortlichen zurück und<br />

sagen: „ Ist doch ganz klar, der Verkehr insgesamt<br />

steigt ja auch an.“ Damit ist ja dann rein statistisch<br />

alles OK …<br />

Liebe Kollegen an den IAA2 Plätzen der <strong>DFS</strong>, ihr möget<br />

jetzt etwas schmunzeln, aber es ist der Einstieg in die<br />

Billigflugsicherung und nach dem neuen Gesetz <strong>wird</strong><br />

die <strong>DFS</strong> mit der Flugsicherung an euren Plätzen für 5<br />

Jahre beliehen und dann …<br />

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Flughafenbetreiber<br />

sich diese Einsparmöglichkeit entgehen lassen,<br />

denn die wenigsten Flugplätze sind in den schwarzen<br />

Zahlen. So braucht es jetzt nur einen Platz mit ausreichend<br />

Verkehr und etwas Glück, dass auch alles<br />

klappt und hoffentlich nichts Größeres passiert, und<br />

schon werden sie sagen: Seht her, es geht auch billig,<br />

ohne das die Qualität leidet.<br />

Vielleicht bin ich aber auch nur zu altmodisch für diese<br />

Flugsicherung. Wir haben jetzt einen Fluglotsen<br />

aus Reihen der <strong>DFS</strong>, der es sich nicht nehmen lässt,<br />

nach Erreichen des Vorruhestands, diese innovative<br />

Flugsicherung voranzutreiben. Er hat es schon kapiert<br />

und verinnerlicht und zeigt jetzt den jungen angehenden<br />

Lotsen, wie schön doch dieser Beruf ist.<br />

Ob er es wohl auch so sehen würde, wenn er die gleiche<br />

Ausbildung genossen hätte und vom gleichen Gehalt<br />

leben müsste, wie diese?<br />

So schauen wir auf Alternativen und müssen leider<br />

feststellen, dass wir auch für andere Anbieter nicht<br />

attraktiv sind, da selbst Regionallotsen eine Altersgrenze<br />

von 57 Jahren haben und niemand interessiert<br />

ist, den Vorruhestand oder eine andere Beschäftigung<br />

zu finanzieren.<br />

Aber wir sind ja abgesichert, denn wir sind ja unkündbare<br />

Angestellte bei der Landesregierung, dachten<br />

wir. Dort erkannte man aber auch, dass man uns<br />

ja gar nicht mehr an ein Flugsicherungsunternehmen<br />

verkaufen kann. Man reagierte schnell. Man versuchte<br />

unter einem unhaltbaren Vorwand kurzerhand, alle<br />

Lotsen fristlos zu kündigen. So sieht modernes Personalmanagement<br />

aus.<br />

Wer oder Was soll denn jetzt „The Tower Company“<br />

bitte sein?<br />

Aktuell<br />

Uns wurde gesagt, man würde es begrüßen, wenn<br />

wir uns bei dieser Firma bewerben. Jetzt ist es so,<br />

dass diese Firma ganz ohne eigenes Personal arbeiten<br />

will, alle Lotsen sollen beim Platzhalter angestellt<br />

und dann ausgeliehen werden. Das wurde zumindest<br />

gegenüber der Presse erklärt. Tatsächlich haben aber<br />

bei uns zwei Auszubildende Verträge mit der Firma.<br />

Will man denn jetzt Flugsicherung betreiben, oder<br />

nur eine Plattform zur Verfügung stellen, um dem Gesetz<br />

genüge zu tun oder weiß man überhaupt, was<br />

man will? Wo liegt denn dann der Unterschied zum<br />

bisherigen System mit Ausbildung in Langen und anschließender<br />

Fachaufsicht.<br />

Warum sollte unser Platzhalter, der hoch verschuldet<br />

ist, neue Lotsen einstellen, wenn er besseres Personal<br />

umsonst haben kann?<br />

Tatsächlich hat uns die TTC jetzt auch mitgeteilt, dass<br />

sie demnächst auch in Zweibrücken, Lahr und Memmingen<br />

aktiv <strong>wird</strong>, wo wir uns dann gerne beim Flughafenbetreiber<br />

bewerben könnten. Da fühl ich mich<br />

doch glatt ein wenig verarscht.<br />

Ist die TTC letztendlich vielleicht nur eine Briefkastenfirma?<br />

Was bleibt zu sagen? Unsere anfängliche Freude über<br />

SES weicht leider der Gewissheit, dass SES für uns<br />

gleichbedeutend ist mit einem Berufsverbot.<br />

So wünschen wir unseren neuen jungen Kollegen<br />

viel, viel Glück, denn sie sind die Versuchskaninchen,<br />

die bald merken werden, dass sie täglich viel mehr<br />

Verantwortung tragen müssen, als es das Gehalt vermuten<br />

lässt.<br />

Geiz ist geil, aber irgendwann werden die Kunden in<br />

Deutschland fragen: Geht das nicht besser? Dann<br />

werden die Firmen sagen: Nein, denn wenn wir teurer<br />

werden, haben wir am Markt keine Chance!<br />

So verabschieden wir uns dann von der jetzigen Flugsicherung<br />

und setzen uns in irgendein Büro, um die<br />

letzten 20 Jahre abzusitzen. Einen Wechsel zu einem<br />

anderen Platz können wir uns leider nicht leisten, da<br />

wir schon Familien haben, und die wollen ernährt<br />

werden.<br />

Ein noch Dortmunder Fluglotse<br />

(40 und der Rest von Heute)<br />

21 der flugleiter 2006/02


der flugleiter 2006/02<br />

Apron<br />

26<br />

Hier ein Beispiel:<br />

Eines der vielen Probleme ist das der Pausenräume.<br />

So lautet eine Empfehlung im Gutachten, die Situation<br />

in Bezug auf die Ruheräume zu verbessern. So war<br />

und ist es auch noch heute der Fall, dass sich die 80<br />

Apron-Controller einen einzigen Pausenraum teilen<br />

müssen. Dass die Interessen der Kollegen, die in ihrer<br />

Pause entspannen wollen auf der einen und Lotsen,<br />

die die seichte Unterhaltung der Nachmittagstalkshow<br />

der privaten Fernsehanstalten bevorzugen, auf der<br />

anderen Seite, schwerlich unter einen Hut zu bringen<br />

sind, erklärt sich von selbst. Auch als Raucher musste<br />

man sich leicht diskriminiert fühlen, als man damals<br />

den neuen (der einzige Pausenraum war zum absoluten<br />

Nichtraucherraum erklärt worden) zwei Quadratmeter<br />

- tageslichtgeschützten - Raucherraum in der Nähe<br />

der Löschanlage der Vorfeldkontrolle vorgestellt bekam.<br />

Gut, hier war man wenigstens sicher, aber das<br />

„Gelbe vom Ei“ war das auch nicht. Dabei lag nach<br />

Ansicht der Lotsen die Lösung so nahe. So befinden<br />

sich ab dem 5. Stock des Towers in unmittelbarer Nähe<br />

tausende Quadratmeter leer stehende Büroräume.<br />

Der Start zum Beruf des Apron Controllers ist, wie in<br />

vielen anderen Berufen auch, ein Einstellungstest.<br />

Hier werden, ähnlich wie auch bei der <strong>DFS</strong>, unter anderem<br />

die Mehrfachbelastbarkeit, Reaktionsvermögen<br />

und Merkfähigkeit getestet. Besteht der Bewerber<br />

diesen Test, folgen eine Gruppenübung und danach<br />

ein persönliches Gespräch. Neben der - äußerst sporadischen<br />

- Überprüfung der Englischkenntnisse <strong>wird</strong><br />

hier in erster Linie die persönliche Eignung des Bewerbers<br />

getestet. Wird er hier als geeignet befunden,<br />

erfolgt ein Abschlussgespräch und die arbeitsmedizinische<br />

Untersuchung.<br />

Nach erfolgter Einstellung startet die Ausbildung mit<br />

einem ca. 6-wöchigen Theoriekurs, in dem das Wissen<br />

über Fachgebiete sowie Flughafenkenntnisse, Firmenstruktur,<br />

Betriebsanweisungen und Arbeitsmittel vermittelt<br />

werden und in mehreren Tests überprüft werden<br />

soll. Leider beschränkt sich dieser „Grundlehrgang“<br />

auf den Besuch der Vorplanung, diverse Rundgänge<br />

<strong>durch</strong>s Terminal, um die örtlichen Gegebenheiten und<br />

Gates kennen zu lernen, einen Vorfeld-Crashkurs und<br />

mehrere Kurzlehrgänge zu Belegbarkeiten der Parkpositionen<br />

sowie „essentieller“ Kenntnisse bezüglich<br />

unseres Hauptkunden („Wer lässt sich denn alles von<br />

DLH abfertigen?“).<br />

Hier ein paar Quadratmeter abzuzwacken wäre doch<br />

ein leichtes, könnte man denken. Allerdings besteht<br />

seit Jahren für diesen Bereich aus brandschutztechnischen<br />

Gründen ein Nutzungsverbot. Bei Fraport fehlt<br />

schlichtweg der Wille, hier Geld zu investieren, um einer<br />

kleinen, unbedeutenden <strong>Die</strong>nststelle ein paar Sozialräume<br />

zu beschaffen. Heute müssen sich die Raucher<br />

mit dem ca. 200 Meter entfernten und drei Stockwerke<br />

tiefer gelegenem Raum einer benachbarten Abteilung<br />

begnügen. In Sachen Pausenräume, wie auch bei allen<br />

anderen Empfehlungen wie Gesundheitsförderung,<br />

Sanitäranlagen und Altersregelung des Gutachtens<br />

hat sich bis heute nichts geändert.<br />

Allerdings soll an dieser Stelle auch der einzig positive<br />

Effekt des Gutachtens nicht unerwähnt bleiben. So<br />

verbesserte sich die Kommunikation der Stellenleitung<br />

mit dem Betrieb doch erheblich. <strong>Die</strong> Mitarbeiter<br />

werden sehr viel intensiver informiert und in laufende<br />

Projekte miteinbezogen. Wenn da nicht immer wieder<br />

dieses „aber“ zur Nachhaltigkeit dieses Engagements<br />

wäre und die Frage: Warum bewegt sich in den anderen<br />

Bereichen des Gutachtens nichts?<br />

Wie <strong>wird</strong> man Apron Controller?<br />

Ein langer Weg<br />

Anschließend beginnt das OJT in der Verkehrszentrale –<br />

Positionierung und Gatevergabe. Begleitend zu dieser<br />

Ausbildungszeit besucht der Trainee verschiedene<br />

Fraport-<strong>Die</strong>nststellen, die unmittelbar mit der Verkehrszentrale<br />

zusammenarbeiten. Während seiner<br />

Ausbildung in der Verkehrszentrale lernt der Auszubildende<br />

das sinnvolle und trotzdem kundenfreundliche<br />

Positionieren der Flugzeuge auf den entsprechenden<br />

Positionen unter optimaler Nutzung der Ressourcen<br />

und entsprechend der aktuellen Rahmenbedingungen<br />

(Positionssperrungen wegen Bauarbeiten, Delays,<br />

Wetter usw.).<br />

Sind sowohl der Ausbilder als auch der verantwortliche<br />

Schichtleiter der Meinung, der Trainee beherrscht den<br />

Arbeitsplatz, schlagen sie ihn/sie zur Prüfung vor.<br />

Wird diese bestanden, erfolgt der zweite Teil der<br />

theoretischen Ausbildung.<br />

Hier werden der Aufbau der Arbeitsmittel und die Betriebsanweisungen<br />

der weiteren Arbeitsplätze und<br />

bereits vermittelte Vorfeldkenntnisse vertieft. Danach<br />

beginnt das Training an den Follow-Me Arbeitsplätzen.<br />

Da es hier ohne vorheriges Simulatortraining losgeht,<br />

<strong>wird</strong> am weniger belasteten Arbeitsplatz in der Rampe-<br />

Ost gestartet. Hat der Trainee dann sowohl hier, als<br />

auch am hoch-belasteten Follow-Me Platz der Mitte


Photo: Edward Kleiser<br />

ein entsprechendes Leistungsniveau erreicht, <strong>wird</strong> er,<br />

wie zuvor auch vom zuständigen Ausbilder und<br />

Schichtleiter zur Prüfung vorgeschlagen.<br />

Begleitet <strong>wird</strong> auch dieser Ausbildungsabschnitt von<br />

theoretischem Unterricht. Erfolgte die Ausbildung bis<br />

hierher noch in „Fraport-Eigenregie“, kommen nun<br />

externe Referenten zum Einsatz. So vermitteln Lehrer<br />

der <strong>DFS</strong>-Akademie Navigation und Flugberater des<br />

DWD Wetterkunde.<br />

<strong>Die</strong> nächste Station der Ausbildung ist der Push-Backund<br />

Taxi-Arbeitsplatz. Auch hier startet das Training<br />

in der geringer belasteten Rampe-Ost und <strong>wird</strong> dann<br />

entsprechend der Fortschritte bis zum Taxi-Platz der<br />

Hauptstelle weitergeführt. Nach bestandenem<br />

Check-Out erfolgt die mündliche Abschlussprüfung.<br />

Insgesamt dauert die Ausbildung im Schnitt zwei Jahre,<br />

wobei es hier zu starken Abweichungen kommen<br />

kann, da die Ausbildungsdauer stark von den individuellen<br />

Stärken und Schwächen des Trainees abhängt.<br />

So sind für das reine OJT rund 18 Monate angesetzt.<br />

Inklusive der theoretischen Schulungen ergibt sich<br />

eine gesamte Ausbildungszeit von 20 Monaten, die<br />

aber von nur wenigen Auszubildenden eingehalten<br />

werden kann.<br />

Im Gespräch mit einem Ausbilder<br />

Apron<br />

Wie hat es Sie zu Apron-Control verschlagen?<br />

Auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle wurde<br />

ich von der Personalabteilung der ehem. FAG an den<br />

damaligen Stellenleiter der Vorfeldkontrolle verwiesen.<br />

<strong>Die</strong>ser sagte schlicht: „Wenn er mich findet, ist<br />

er eingestellt“. Als ich dann zum Besuch erschien,<br />

schickte er mich für eine halbe Stunde „hoch“ und<br />

diese 30 Minuten waren die Hölle für mich. Total entrüstet<br />

sagte ich ihm dann: „Vielen Dank, aber ich<br />

schaffe das im Leben nicht.“ Er sah mich an und sagte:<br />

„Doch, sie schaffen das. Sie sind eingestellt.“<br />

Gab es schon immer dieses „Auswahlverfahren“?<br />

Nein. Früher entschied der Stellenleiter der Vorfeldkontrolle<br />

nach einem kurzen Gespräch ob ein Bewerber<br />

geeignet sei. Nichtsdestotrotz gibt es selten Menschen,<br />

die über solch eine Menschenkenntnis und ein derartiges<br />

Gespür verfügen, das einen Einstellungstest<br />

ersetzen kann – und auch dann kann man sich doch<br />

täuschen.<br />

Wie lief die Ausbildung damals ab?<br />

Eine theoretische Ausbildung fand früher praktisch<br />

nicht statt. Man hatte Unterlagen und einen Trainer,<br />

von dessen Wissen auch das des Trainees abhängig<br />

war. Es gab zwar damals das sog. Rampen-Abi (besser<br />

bekannt als Lehrgang H504), bei dem auch externe<br />

Referenten vom DWD, BFS und vom Ministerium aus<br />

Wiesbaden Grundkenntnisse vermittelten, jedoch<br />

waren diese sechs Wochen und der Test für das BZF I<br />

die einzige theoretische Ausbildung für den Rest des<br />

Lotsenlebens. Somit war bis dahin der Trainer gefragt,<br />

um bei der Verkehrslenkung Basics zu vermitteln.<br />

27 der flugleiter 2006/02


der flugleiter 2006/02<br />

Apron<br />

28<br />

Das hat sich ja offensichtlich geändert.<br />

2001 wurde dann die Arbeitsgruppe Ausbildung<br />

(„AGA“) ins Leben gerufen, die fortan direkten Einfluss<br />

und Mitspracherecht bei zukünftigen Einstellungen<br />

hatte. In Zusammenarbeit mit der Personalabteilung<br />

wurden entsprechende Tests erstellt, die bei den Auswahlverfahren<br />

angewendet und <strong>durch</strong> die Mitglieder<br />

der AGA ausgewertet wurden. <strong>Die</strong> potenziellen Trainees<br />

wurden zudem bei einer Gruppenarbeit beobachtet<br />

und abschließend im Einzelgespräch mit je einem<br />

Vertreter der Personalabteilung und der Vorfeldkontrolle<br />

„unter die Lupe genommen“, um ein möglichst<br />

aussagekräftiges Bild von ihnen zu bekommen. <strong>Die</strong><br />

zweite dringende Aufgabe der AGA war es, ein Konzept<br />

zu entwickeln, um die theoretische Ausbildung von<br />

der praktischen abzukoppeln und somit den Trainer<br />

am Arbeitsplatz zu entlasten. In Eigenregie wurden<br />

also Lehrgänge besucht und Konzepte und Inhalte erarbeitet,<br />

um letztendlich selbst die Schulungen für<br />

unsere neuen Kollegen halten zu können. Wir sind alle<br />

keine ausgebildeten Pädagogen, aber funktioniert<br />

hat es trotzdem. Wir haben erreicht, dass die Ausbildung<br />

am Mikrofon entlastet wurde.<br />

Aus welchem Umfeld rekrutieren sich die zukünftigen<br />

Mitarbeiter?<br />

In Bezug auf die Einstellungen hatte man größtenteils<br />

freie Hand und konnten im Unternehmen als einzige<br />

Abteilung extern einstellen - bis diese Methode jemandem<br />

missfiel und aus „Kostengründen“ abgeschafft<br />

wurde. Seither darf die Vorfeldkontrolle nur<br />

noch interne Mitarbeiter einstellen. Bei der letzten<br />

internen Einstellung 2004 wurden nur vier von fünf<br />

Ausbildungsplätzen besetzt und aktuell hat die Ausfallquote<br />

75% erreicht.<br />

Welche Probleme sehen Sie bei der praktischen<br />

Ausbildung?<br />

<strong>Die</strong> praktische Ausbildung ist das On-the-Job-Training.<br />

<strong>Die</strong>se Ausbildungsart ist im Grunde Hauptbestandteil<br />

der Ausbildung, sollte aber nicht von Anfang an<br />

angewendet werden, weil der Trainee schlichtweg ins<br />

kalte Wasser geworfen <strong>wird</strong>. Es bedeutet nämlich,<br />

dass der „Neue“ auf die Menschheit losgelassen <strong>wird</strong>,<br />

ohne jemals zuvor ein Mikrofon in der Hand gehabt<br />

zu haben. Erst muss der „Respekt vor dem Mikro“<br />

überwunden werden, bevor man sich halbwegs sicher<br />

fühlen kann und erst danach hat der Trainer die<br />

Chance, konstruktiv arbeiten zu können. Da wir aber<br />

auf einer kleinen Betriebsfläche sehr viel Verkehr abzuwickeln<br />

haben, bedeutet dies einen sehr hohen<br />

Koordinationsaufwand. Das hat - zumindest für die<br />

Psyche des Trainees - verheerende Folgen, denn der<br />

junge Kollege hat im Grunde keinerlei Chance,<br />

irgendwelche Zusammenhänge zu verstehen - insbesondere<br />

wenn er nicht viel Flughafenerfahrung mitbringt<br />

- und fühlt sich somit am Anfang schlichtweg<br />

überfordert und zweifelt des Öfteren an sich selbst.<br />

Ergo: Von den Azubis <strong>wird</strong> etwas verlangt, was sie<br />

auf keinen Fall leisten können. <strong>Die</strong> Ausbildung sieht<br />

demnach praktisch so aus, dass der Trainee alles<br />

wörtlich wiederholen muss, was er vom Ausbilder<br />

vorgebetet bekommt. Er ist also absolut nicht in der<br />

Lage, selbst einfache (geschweige denn komplexe!)<br />

Verkehrsituationen zu überblicken. Dazu kommen<br />

zusätzlich täglich noch ca. 150 Schleppvorgänge, die<br />

mit dem Follow-Me Controller koordiniert werden<br />

wollen, der In-/Outboundverkehr muss mit dem<br />

Push/Back Controller abgesprochen werden, der<br />

Schichtleiter möchte/muss evtl. dann noch dringend<br />

aus bautechnischen Gründen einen Teil des Vorfeldes<br />

vorübergehend sperren und dann soll man noch mit<br />

dem Platzkontroller über die Gegensprechanlage bestimmte<br />

Kreuzungspunkte oder SIDs usw. abklären.<br />

Unter entsprechenden Umständen gibt es natürlich<br />

noch die zusätzliche Belastung <strong>durch</strong> Winterdienst,<br />

Flugzeugenteisung, allgemeine schlechte Wetterlage<br />

und evtl. Notsituationen… Das ist tägliches Geschäft.<br />

… hört sich nach einem schwierigen Start für den<br />

Trainee an …<br />

Es liegt allein an der Auffassungsgabe des Trainees,<br />

wie schnell er diese Anfangsphase überwinden und<br />

mit der Belastung umgehen kann. Bis es soweit ist,<br />

wickelt der Trainer alles ab. Da er aber den Verkehr<br />

nicht aktiv lenkt, sondern lediglich Anweisungen gibt,<br />

muss er sich davon überzeugen, dass der Trainee alles<br />

verstanden hat und die Funksprüche entsprechend<br />

und korrekt absetzt. <strong>Die</strong> enorme Belastung und Verantwortung<br />

des Trainers dürfte also jedem klar sein.<br />

Wurden Simulationen jemals in Erwägung gezogen?<br />

Das Thema „Simulation“ zur Verbesserung/Entschärfung<br />

der praktischen Ausbildung wurde diskutiert,<br />

aber noch nie realisiert. Warum das so ist, wissen<br />

noch nicht einmal die Kollegen, die in der Arbeitsgruppe<br />

mitgewirkt haben. Erst gab es Probleme mit<br />

den Räumlichkeiten, dann mit Computern, dann mit<br />

XYZ… so lange, bis das Thema einfach im Sand verlaufen<br />

ist und aus unbekannten Gründen einfach<br />

nicht weiterverfolgt wurde. Vor kurzem war ich in<br />

Langen bei einem DMan/Darts Testbetrieb. <strong>Die</strong> Aufgabe<br />

war, im Simulator als Apron Controller den Verkehr<br />

zu lenken. Zu meinem Erstaunen fand ich mich<br />

in einem Raum wieder, in dem der Verkehr auf dem<br />

Frankfurter Flughafen recht realitätsnah simuliert<br />

wurde…<br />

Es geht also offensichtlich… die Frage ist, warum der<br />

Wille nicht da ist…<br />

Vielen Dank für das Gespräch.


ATC International<br />

Produktivität in der Flugsicherung<br />

oder: „Der Tanz um das goldene Kalb“<br />

<strong>Die</strong> Fluglotsen der Deutschen Flugsicherung haben es in<br />

den letzten Monaten erfahren müssen. Es gibt neben „safe,<br />

orderly and expeditious“ ein neues hehres Ziel in der <strong>DFS</strong>:<br />

die „Produktivität“! Und wie so oft <strong>wird</strong> einem neuen Ziel<br />

hinterher gehechelt, dabei bewährte Grundsätze über Bord<br />

geworfen, ohne die neuen ausreichend zu hinterfragen.<br />

Zunächst muß man überhaupt wissen, was die reine<br />

(Betriebswirtschafts-) Lehre als Produktivität definiert<br />

und welche Einschränkungen und Unzulänglichkeiten<br />

mit diesem Begriff verbunden sind. Produktivität ist der<br />

Quotient von Output und personellem Input im Produktionsprozess<br />

von Gütern und <strong>Die</strong>nstleistungen, d.h.<br />

die Menge an erzeugten Gütern oder <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

pro eingesetztem Mitarbeiter. So weit, so gut, aber<br />

wie kann man den Output eigentlich messen? Geht<br />

es um die Herstellung von materiellen Gütern, so ist<br />

die Messung noch relativ simpel, es werden einfach<br />

die Stückzahlen erfasst. <strong>Die</strong> betriebliche Erfahrung<br />

hat jedoch gezeigt, dass Produktivitätssteigerungen<br />

ab einem bestimmten Schwellenwert zu einem überproportionalem<br />

Anstieg der Ausschußware führen,<br />

d.h. ein immer größerer Anteil der erzeugten Güter<br />

entspricht nicht mehr der gewünschten Qualität. Da<br />

man bekanntlich (ist das wirklich überall bekannt?)<br />

nicht nach zwei Variablen gleichzeitig optimieren kann,<br />

behilft man sich damit, einen gewissen Prozentsatz<br />

an Ausschußware zu tolerieren, der im Idealfall vor<br />

der Auslieferung an den Kunden aussortiert und abgeschrieben<br />

<strong>wird</strong>. Will man den Output an <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

messen, <strong>wird</strong> die Sache schon verzwickter.<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen sind ihrer Natur nach nicht mit Händen<br />

zu greifen, sondern müssen mehr oder weniger virtuell<br />

als <strong>Die</strong>nstleistungseinheiten definiert und gezählt<br />

werden. <strong>Die</strong> Qualität der <strong>Die</strong>nstleistung zeigt sich unmittelbar<br />

bei ihrer Erbringung und „Ausschuß“ kann<br />

vor der Auslieferung an den Kunden nicht aussortiert<br />

werden. Wird <strong>durch</strong> eine erhöhte Produktivität die<br />

Qualität einer <strong>Die</strong>nstleistung immer schlechter, so<br />

bekommt der Empfänger der <strong>Die</strong>nstleistung dies voll<br />

ab und <strong>wird</strong> sich wohl einen anderen „Lieferanten“<br />

suchen. Am besten verdeutlichen wir das mal an einem<br />

Beispiel: <strong>Die</strong> <strong>Die</strong>nstleistungseinheit eines Frisörs ist<br />

der Haarschnitt. Verdoppelt dieser Frisör nun seine<br />

Produktivität, indem er 20 statt 10 Kunden pro Tag<br />

die Haare schneidet, dabei aber so herumpfuscht,<br />

dass 5 Kunden beim Blick in den Spiegel in Ohnmacht<br />

fallen, so bringt ihn seine Produktivitätssteigerung<br />

auf lange Sicht um seine Existenz.<br />

Schauen wir uns nach diesen Vorüberlegungen doch<br />

einmal an, was in der <strong>DFS</strong> Produktivität bedeuten soll,<br />

also was unsere <strong>Die</strong>nstleistungseinheiten sein sollen,<br />

die mit möglichst geringem Personaleinsatz zu produzieren<br />

sind. Hätte man mich vor einem Jahr beauf-<br />

tragt, diese „Flugsicherungseinheiten“<br />

zu definieren, so wäre ich aufgrund der<br />

Komplexität unserer Aufgabe und dem<br />

alles überragenden hoheitlichen Auftrag,<br />

die Sicherheit im Luftverkehr zu<br />

gewährleisten, bis heute zu keinem<br />

Ergebnis gelangt. Vor demselben Problem<br />

stand man wohl auch in der Unternehmenszentrale<br />

und löste es wie den gordischen<br />

Knoten. In atemberaubender Vereinfachung<br />

wurde festgelegt: <strong>Die</strong> <strong>Die</strong>nstleistungseinheit<br />

der Flugsicherung ist die Flugminute im Sektor! Einfach<br />

genial, ganz einfach zu messen, ohne dass man<br />

sich um solche Nebensächlichkeiten wie Komplexität<br />

des Sektors, Verkehrszusammensetzung, Vertikalbewegungen,<br />

Schnittstellen, Anzahl der Luftnotlagen<br />

etc. kümmern muß! Gut, es gibt ein paar kleine Schönheitsfehler<br />

hier und da. So setzen z.B. qualitätsverbessernde<br />

Maßnahmen wie „shortcuts“ die Produktivität<br />

herab, während qualitätsmindernde Aktionen<br />

wie „delay vectors“ produktivitätssteigernd wirken,<br />

aber trotz allem haben wir einen neuen Popanz.<br />

Um diesen <strong>wird</strong> nun ein Tanz aufgeführt wie um das<br />

goldene Kalb. War man früher froh, Personal über den<br />

Durst zu haben, so werden heute Sektoren zusammengelegt<br />

und Personal vom Board genommen, wann immer<br />

die Möglichkeit besteht. Denn so <strong>wird</strong> die Produktivität<br />

nach Definition der <strong>DFS</strong> schlagartig verdoppelt! Hatte<br />

man früher als Lotse den Eindruck, der Wachleiter ist<br />

daran interessiert, die Belastung seiner Lotsen möglichst<br />

gering zu halten und so viele Sektoren wie<br />

möglich zu öffnen, so ist es heute im <strong>Die</strong>nste der so<br />

ungemein wichtigen Produktivität gerade umgekehrt.<br />

Immer öfter müssen Lotsen am Limit von Verkehrszahlen<br />

arbeiten, während Kollegen als stille Reserve<br />

vorgehalten werden. Ob dies im Sinne des Kastner-<br />

Gutachtens ist, darf mehr als bezweifelt werden. Und<br />

wenn <strong>durch</strong> Überbeanspruchung eines Lotsen die<br />

Qualität seiner <strong>Die</strong>nstleistung mal unter einen kritischen<br />

Wert sinken sollte, dann fallen keine Menschen vor<br />

einem Spiegel in Ohnmacht, sondern mit Flugzeugen<br />

vom Himmel.<br />

Zum Schluss noch eine Überlegung: Der in der<br />

Flugsicherung doch sehr zweifelhafte Begriff der<br />

Produktivität sollte eigentlich ein Weg zu größerer<br />

Wirtschaftlichkeit sein. Da stellt sich die Frage, was<br />

daran wirtschaftlich ist, wenn <strong>durch</strong> die Zusammenlegung<br />

von Sektoren zwar kein Cent an Personalkosten<br />

für Lotsen eingespart <strong>wird</strong>, <strong>durch</strong> die erhöhte Produktivität<br />

und damit erzielte Zielvereinbarungsprämien<br />

die gesamten Personalkosten jedoch erhöht werden?<br />

Ein Fluglotse und Diplom-Kaufmann<br />

29 der flugleiter 2006/02


von Jens<br />

Lehmann<br />

der flugleiter 2006/02<br />

ATC International<br />

36<br />

Single European Sky<br />

Work Programme 2006<br />

Der Begriff „Single European Sky“, SES, ist zur Zeit in aller<br />

Munde, jeder spricht über „FAB“ und „SESAR“. Doch wer weiß<br />

schon so ganz genau, was damit gemeint ist und was in Europa<br />

so alles an diesen Themen gearbeitet <strong>wird</strong>? Um einmal ein wenig<br />

Licht in diese Aktivitäten zu bringen, möchte ich im folgenden<br />

den aktuellen Sachstand bzgl. SES etc vorstellen.<br />

<strong>Die</strong> Implementierung der „Single European Sky”-<br />

Regularien hat im Jahr 2005 gute Fortschritte gemacht.<br />

• Zwei Implementierungs-Regularien wurden bereits<br />

verabschiedet und veröffentlicht: Common<br />

Requirements und Flexible Use of Airspace.<br />

• Das European Committee hat abschließende<br />

Stellungnahmen zu drei Regularien abgegeben -<br />

Airspace Classification, Coordination and Transfer<br />

und Initial Flight Plan - die noch im Frühjahr 2006<br />

abgeschlossen werden sollen. Das European<br />

Committee arbeitet jetzt gerade an zwei weiteren<br />

Implementierungs-Regularien: Charging Scheme<br />

und Flight Message Protocol.<br />

• Das Europäische Parlament und der Europäische<br />

Rat haben sich auf eine gemeinsame ATCO-Licence<br />

Direktive verständigt, die im Frühjahr 2006 verabschiedet<br />

werden soll.<br />

• <strong>Die</strong> Europäische Kommission hat darüberhinaus<br />

noch 7 mandates an Eurocontrol gegeben.<br />

• Eurocontrol arbeitet gerade an sechs weiteren<br />

„draft implementation rules“ und an zwei weiteren<br />

Unterstützungs-Maßnahmen.<br />

<strong>Die</strong> European Commission <strong>wird</strong> auch in 2006 weiter<br />

an der Einführung von SES arbeiten und erfährt dabei<br />

tatkräftige Unterstützung der Stakeholder, die eingeladen<br />

sind, weiter ihre Beiträge zu leisten. Im Arbeitsprogramm<br />

für 2006 wurden vier Prioritäten identifiziert:<br />

• Completion of regulatory framework of SES<br />

• Certification of ANSP by National Supervisory<br />

Authorities against the common requirements<br />

• Substantial progress towards the creation of FABs<br />

• SESAR (= Definitionsphase und Entscheidungsvorbereitung<br />

für die Implementierung)<br />

Der Institutionelle Rahmen:<br />

Das Single Sky Committee (SSC) ist das Herz des Gesetzgebungsprozesses.<br />

<strong>Die</strong> Europäische Kommission<br />

übt auf Grund der ihr vom Gesetzgeber übertragenen<br />

Vollmacht die Implementierungsüberwachung aus und<br />

übergibt die zu treffenden Maßnahmen an das SSC.<br />

Neben den 25, mit vollem Stimmrecht versehenen<br />

Mitgliedsstaaten, nehmen auch noch Nicht-EU-Staaten<br />

(Schweiz, Norwegen und Island sowie Bulgarien und<br />

Rumänien) auf Grund von gegenseitigen Luftfahrtabkommen<br />

als Beobachter an den Beratungen teil.<br />

Eurocontrol nimmt als beratende Organisation eben-<br />

falls teil. Zudem gibt es noch die National<br />

Supervisory Authorities (NSA): Innerhalb des<br />

SES müssen die Aufsichtsbehörden von den<br />

Flugsicherungsanbietern getrennt sein. Eine<br />

unabhängige, nationale Behörde soll die<br />

Anwendung der Regeln und Gesetze im Rahmen der<br />

Europäischen Kommissions-Richtlininen überwachen,<br />

inklusive der Zertifizierung, der ständigen Überwachung<br />

sowie Audits. 24 Mitgliedsstaaten sowie einige<br />

der Beobachterstaaten haben ihre nationalen Aufsichtsbehörden<br />

entsprechend informiert. <strong>Die</strong> Europäische<br />

Kommission hat ein Verstoßverfahren gegen den letzten<br />

Mitgliedsstaat eingeleitet, der dieses noch nicht getan<br />

hat. Parallel zu der Entwicklung der Gesetzgebungsrahmenbedingungen,<br />

muss die Europäische Kommission<br />

sicherstellen, dass die Single Sky-Gesetzgebung<br />

auch korrekt implementiert <strong>wird</strong>. <strong>Die</strong> Kommission nutzt<br />

dafür jedes zur Verfügung stehende Informationsmittel,<br />

speziell den dafür alljährlich erstellten „National<br />

Report“ der ANSPs, der von den Mitgliedsstaaten<br />

dafür erstellt <strong>wird</strong>. Sollte es notwendig werden, <strong>wird</strong><br />

die Europäische Kommission jedes legale Mittel ausschöpfen,<br />

um die Implementierung der Gesetze<br />

<strong>durch</strong>zusetzen. Eine erste Serie von verschiedenen<br />

Verstoßverfahren wurde in 2005 in Gang gesetzt.<br />

<strong>Die</strong> Kommission <strong>wird</strong> in diesem Jahr beginnen, einen<br />

Bericht für das Europäische Parlament vorzubereiten,<br />

der bis April 2007 abschließend vorliegen muss. Zusätzlich<br />

dazu hat die Kommission die Performance<br />

Review Commission gebeten, eine Evaluierung der ATM<br />

Performance <strong>durch</strong>zuführen, um die Umsetzung der<br />

wichtigsten ATM Themen zu analysieren und weitere<br />

Verbesserungen vorzuschlagen, um die Objectives<br />

des SES zu erreichen. Dafür müssen die Mitgliedsstaaten<br />

ihren zweiten National Report für die Zeit vom<br />

01.07.2005 – 30.06.2006 vorlegen. Darüber hinaus<br />

hat die Europäische Kommission Eurocontrol damit<br />

beauftragt, Implementing Rules für eine Performance<br />

Review bis Februar 2007 vorzubereiten. Um das volle<br />

SES-Potential auszuschöpfen, wurden inzwischen auch<br />

Verhandlungen mit den Nachbarstaaten der EU aufgenommen,<br />

namentlich mit der Schweiz, Norwegen<br />

und Island. Ziel sollen multinationale Abkommen, wie<br />

z.B. eine “European Common Aviation Area” sein, also<br />

Verträge, die im ersten Halbjahr 2006 unterzeichnet<br />

werden sollen. <strong>Die</strong> Europäische Kommission hat zudem<br />

noch Gespräche mit den Mittelmeerländern sowie den<br />

ECAA -Ländern Albanien, Bulgarien, Bosnien-Herzegowina,<br />

Kroatien, Rumänien, Serbien und Montenegro,<br />

The former Yugoslavian Republic of Macedonia sowie<br />

Italien und Griechenland aufgenommen, um sie mit<br />

der SES-Initiative vertraut zu machen und Luftraum-<br />

Photos: Internet, ESA


hindernisse zu überwinden, um die notwendigen Kapazitätssteigerungen<br />

für den Luftverkehr zu bewältigen.<br />

Noch im Februar 2006 werden die beteiligten Staaten<br />

und unterstützenden Organisationen unter der politischen<br />

Führung der Europäischen Kommission darüber<br />

entscheiden, eine „definition phase“ für ein mögliches<br />

FAB-Szenario zu entwickeln. Desweiteren hat die<br />

Kommission auch die Kontakte zu den USA intensiviert,<br />

um die Interoperability auch an den „Außengrenzen“<br />

eines möglichen FABs zu verbessern und dazu mit der<br />

FAA ein „Memorandum of Cooperation“ zu unterzeichnen.<br />

<strong>Die</strong> Kommission <strong>wird</strong> diese Initiative auf multinationalen<br />

Foren und Organisationen wie der ECAC<br />

und der ICAO präsentieren. Um dies voranzutreiben,<br />

hat die Kommission im Jahre 2005 einen Liasion Officer<br />

beim ICAO-Headquarter im Montreal eingerichtet.<br />

Service Provision:<br />

<strong>Die</strong> Europäische Kommission hat am 21. Dezember<br />

2005 die „Common Requirements for ANSPs“ etabliert<br />

und Eurocontrol hat dazu „guidance material“ für NSAs<br />

und ANSPs ausgegeben. Mit der Veröffentlichung im<br />

„Official Journal“ beginnt nun der Gesamtprozess der<br />

Zertifizierung und der Zuordnung. <strong>Die</strong> Nationalen<br />

Aufsichtsbehörden haben nun zwölf Monate Zeit, diese<br />

Zertifizierungen vorzunehmen, wobei eine sechsmonatige<br />

Verlängerung im Ausnahmefall gewährt <strong>wird</strong>.<br />

Eurocontrol hat <strong>durch</strong> die unabhängige Safety<br />

Regulation Commission (SRC) die Eurocontrol Safety<br />

Regulatory Requirements (ESARRs) entwickelt, um<br />

diese institutionell, operationell und technisch bei allen<br />

beteiligten Organisationen zu verankern. Umgesetzt<br />

in ein umfangreiches Regelwerk wurden dabei bereits<br />

ESARR 2 bis 5. <strong>Die</strong> Arbeit an ESARR 1 (Safety Oversight<br />

in ATM) hat bereits angefangen. Mit der Implementierung<br />

von ESARR 1 <strong>wird</strong> die Common Requirements<br />

abschließen und damit zu einem harmonisierten Ansatz<br />

bei der Zertifizierung und Aufsicht beitragen. <strong>Die</strong><br />

Europäische Kommission <strong>wird</strong> in Kürze ein Mandat an<br />

Eurocontrol vergeben, ein „Risk Classification Scheme“<br />

im Kontext der ESARR 4 sowie der Common Requirements<br />

zu erstellen. ATM ist eine arbeitsintensive Industrie,<br />

bei der die Kompetenzen des Personals von herausragender<br />

Bedeutung für die Erreichung und Gewährleistung<br />

der Sicherheit sind. Das Europäische<br />

Parlament sowie der Europäische Rat werden noch im<br />

Frühjahr 2006 die „Directive on a Community ATCO<br />

Licence“ verabschieden. <strong>Die</strong> Implementierung dieser<br />

Direktive muss vorbereitet werden. So werden zum<br />

Beispiel auf dem Feld der „language proficiency“<br />

common requirements (Stichwort ELPAC) unter der<br />

Mithilfe von Eurocontrol rechtzeitig geeignete „as-<br />

ATC International<br />

sessment tools“ entwickelt, damit die ATCOs das notwendige<br />

„proficiency level“ erreichen können. Außerdem<br />

sollen lokale Trainingseinrichtungen für diese<br />

Community Licence eingerichtet werden. Den vorbereitenden<br />

Arbeiten und den intensiven Diskussionen<br />

im SSC und im ICB von 2005 folgend, <strong>wird</strong> die Europäische<br />

Kommission noch in diesem Frühjahr ein gemeinsames<br />

Charging Scheme abschließen. Es <strong>wird</strong><br />

<strong>durch</strong> einen harmonisierten Ansatz von Terminal<br />

Charges weit über das zur Zeit bestehende System<br />

hinausgehen und Mechanismen definieren, wie Projekte<br />

von gemeinsamem Interesse sinnvoll finanziert<br />

werden können. In Übereinstimmung mit Artikel 12<br />

der Service Provision Regulation, müssen die Bilanzen<br />

der ANSPs mit den Internationalen Accounting<br />

Standards übereinstimmen, um Transparenz und<br />

Vergleichbarkeit zu gewährleisten.<br />

Der SES Airspace:<br />

Das essentielle Element einen wahren „Single“<br />

European Sky zu kreieren, ist die Reformierung der<br />

Art und Weise, wie Luftraum heute organisiert und<br />

verwaltet <strong>wird</strong>. <strong>Die</strong> existierende Fragmentierung,<br />

unterschiedliche Regeln und Gesetze sowie die daraus<br />

resultierenden negativen <strong>Auswirkungen</strong> auf die<br />

zur Verfügung stehende Luftraumkapazität sind die<br />

Hauptgründe für die Wachstumslimitierungen im<br />

Luftverkehr. Um aus dem Gesamtprojekt SES den<br />

maximalen Nutzen ziehen zu können, werden im Jahre<br />

2006 die vorbereitetenden Arbeiten für die Applikation<br />

des FAB-Konzepts, gemeinsamer Regeln für die Erstellung<br />

und das Design von Airways und Sektoren<br />

gemäß der EUIR auch auf den Unteren Luftraum im<br />

Auftrag der Europäischen Kommission begonnen.<br />

Während der Vorbereitung dieser Arbeiten, müssen<br />

die ANSPs ihre jeweiligen FAB-Implementierungspläne<br />

vorlegen. In der Regelung No. 2150/2005 vom 23.<br />

Dezember 2005 werden gemeinsame Regeln für den<br />

Flexible Use of Airspace festgelegt. Sie definiert operationelle<br />

und technische Anforderungen für die zivilmilitärische<br />

Koordination bzgl. gemeinsamer Luftraumnutzung.<br />

An Eurocontrol werden in Kürze dazu entsprechende<br />

Mandate vergeben, um detaillierte operationelle<br />

Anforderungen einerseits für jede Ebene<br />

des Luftraummanagements, speziell bei „cross border<br />

operations“, als auch andererseits für das EATM-Network<br />

zu entwickeln, um ein rechtzeitiges Informieren<br />

aller Nutzer über die Verfügbarkeit eines Luftraums<br />

zu ermöglichen sowie die direkte Kommunikation<br />

zwischen zivilen und militärischen ATCOs zu gewährleisten,<br />

wenn diese im selben Luftraum arbeiten.<br />

37 der flugleiter 2006/02


der flugleiter 2006/02<br />

ATC International<br />

38<br />

Das Single Sky Committee hat im Oktober 2005 eine<br />

Implementierungsrichtline zur Harmonisierung der<br />

Luftraumklassifizierung für den Luftraum über FL195<br />

verabschiedet. Während die Veröffentlichung dieser<br />

Richtlinie im Februar oder März 2006 erwartet <strong>wird</strong>,<br />

gehen die Vorbereitungen für eine solche Harmonisierung<br />

für den Luftraum unter FL195 weiter. <strong>Die</strong><br />

Kommission hat dazu ebenfalls ein Mandat für den<br />

Entwurf einer Implementierungsrichtlinie für gemeinsame<br />

Regeln und Kriterien für ein abgestimmtes Airwayund<br />

Sector-Design an Eurocontrol vergeben. Ein erster<br />

Entwurf für den Upper Airspace wurde von Eurocontrol<br />

bereits im Januar 2005 vorgelegt, ein update dazu <strong>wird</strong><br />

noch im ersten halben Jahr 2006 erwartet. Eurocontrol<br />

wurde zuvor <strong>durch</strong> ein Mandat dazu beauftragt, die<br />

Kommission in der Vorbereitung auf die Implementierung<br />

einer EUIR zu unterstützen. Der Abschlussbericht<br />

soll zum Ende 2007 vorgelegt werden und <strong>wird</strong> die<br />

Basis für die Kommissions-Empfehlungen für die ICAO<br />

darstellen. Im Hinblick auf die Optimierung der verfügbaren<br />

Luftraumkapazitäten und der Verbesserung<br />

der ATFM-Prozesse, hat die Europäische Kommission<br />

im letzten Jahr ein Mandat zum Entwurf einer ATFM-<br />

Implementierungsrichtlinie vergeben. Ein erster Plan<br />

wurde der Kommission vorgelegt und der besagt,<br />

dass der Abschlussbericht zum März 2007 der Kommission<br />

vorliegen <strong>wird</strong>. Nach Absprache mit allen<br />

ANSPs, soll ein „regulatory approach document“ mit<br />

verschiedenen Optionen jedoch schon im Mai 2006<br />

zur Verfügung stehen. Um die internationalen Ungereimtheiten<br />

zu überwinden und um die Effizienz bei der<br />

Veröffentlichung von Luftfahrtdaten zu verbessern, ist<br />

die Realisierung einer einzigen, gemeinsamen AIP für<br />

die EUIR unabdingbar. <strong>Die</strong> Europäische Kommission<br />

hat in enger Zusammenarbeit mit Eurocontrol eine<br />

Machbarkeitsstudie für eine solche, gemeinsame AIP-<br />

Veröffentlichung <strong>durch</strong>geführt. Während die Studie<br />

zu dem Ergebnis kam, dass eine solche Veröffentlichung<br />

einer einzigen AIP zwar machbar ist, kamen<br />

darin aber auch eine ganze Anzahl von unterschiedlichen<br />

Ansichten der einzelnen ANSPs bzgl. einer solchen<br />

AIP-Implementierung zum Ausdruck. Eurocontrol<br />

wurde daraufhin mit einem weiteren Mandat beauftragt,<br />

diese Angelegenheit weiter zu untersuchen und die<br />

Erstellung einer gemeinsamen AIP zu koordinieren.<br />

Technological Development<br />

Um die vorhergesagte Verdopplung des Verkehrs bis<br />

zum Jahr 2020 bewältigen zu können, <strong>wird</strong> übereinstimmend<br />

festgestellt, dass es einer gemeinsamen<br />

Anstrengung bedarf, den heute erreichten hohen<br />

Grad an Sicherheit und Effizienz zu bewahren. <strong>Die</strong><br />

SES-Gesetzgebung gibt institutionelle, regulatorische<br />

und finanzielle Instrumente vor, die eine geeignete<br />

und angebrachte Synchronisation technischer Möglichkeiten<br />

und die Entwicklung technischer System eröffnet.<br />

SESAR, das ehemalige SESAME, wurde im Jahr 2005<br />

offiziell auf den Weg gebracht. Es wurde <strong>durch</strong> die In-<br />

dustrie als ein „integrierter Ansatz“ zur Moderniseirung<br />

des ATM Systems in Europa initiiert. Dabei waren<br />

die Aktivitäten der Europäischen Kommission stets<br />

zweigleisig: Einerseits musste sichergestellt werden,<br />

dass es während der „definition phase“ zu den richtigen,<br />

abgestimmten, belastbaren Ergebnissen (incl. eines<br />

klaren business case) kommt, da das gesamte SESAR-<br />

Projekt auf den Ergebnissen der definition phase beruht,<br />

andererseits musste der kontinuierliche Dialog<br />

mit der Europäischen Kommission und dem Europäischen<br />

Parlament gewährleistet werden, um die geeigneten<br />

Managementstrukturen zu schaffen. Da SESAR<br />

zudem noch die technische Komponente des SES ist,<br />

<strong>wird</strong> die Europäische Kommission das SSC und das ICB<br />

kontinuierlich mit systematischen Updates versorgen.<br />

Das „Advisory Council for Aeronautics Research in<br />

Europe” (ACARE) hat die 2. Version der “Strategic Research<br />

Agenda” (SRA) zu Beginn des Jahres 2005 mit<br />

dem Ziel der Definition der notwendigen Forschung<br />

im Rahmen des nächsten R&D Framework Programmes<br />

veröffentlicht. <strong>Die</strong>ses Programm wurde aufgelegt, um<br />

die notwendigen Systemanforderungen zu entwickeln,<br />

die für das Jahr 2020 notwendig werden. ATM-Prioritäten,<br />

die sich aus diesem SRA 2- Bericht ergeben, werden<br />

dem Joint Programme Board der Europäischen<br />

Kommission sowie Eurocontrol präsentiert. <strong>Die</strong> „SESAR<br />

definition phase“ ist inzwischen verbindlich eingerichtet<br />

und bestimmt damit innerhalb der nächsten zwei<br />

Jahre nicht nur den European Air Traffic Management<br />

Master Plan ganz entscheidend mit, sondern auch die<br />

Common Requirements for Performance and Operations,<br />

eine sogenannte „technology roadmap“, die vorgeschlagene<br />

Systemarchitektur sowie den detaillierten<br />

„funding and implementation plan“. <strong>Die</strong>s alles sowie<br />

die R&D-Resourcen (Funding of Research: 200M€ für<br />

ATM Research in Europa; 75M€ von Eurocontrol,<br />

65M€ von der Industrie (ANSP und supply industry),<br />

45M€ von Research Centers, <strong>durch</strong>schnittliche Projektgröße<br />

in Europa: 800.000€) werden gebraucht,<br />

um das Gesamtsystem Luftverkehr für die „Vision<br />

2020“ vorzubereiten.<br />

Um diese Ziele zu erreichen, sollen auch die „Interoperability<br />

Implementing Rules“ (IOP IR) verabschiedet<br />

und „Community Specifications“ entwickelt werden.<br />

Nach der bevorzugten Meinung des SSC, werden<br />

die IOP IR zu „Coordination and Transfer“ (COTR)<br />

sowie zu „Initial Flight Plan“ von der Europäischen<br />

Kommission noch in diesem Jahr verabschiedet. <strong>Die</strong><br />

IOP IR zum „Flight Message Transfer Protocol“<br />

(FMTP) sollen dem SSC noch bis zum Jahresende<br />

2006 für deren offizielle Stellungnahme präsentiert<br />

werden, um rechtzeitig verabschiedet werden zu können.<br />

Weiterhin sollen die IOP IRs zu „Air-Ground Voice<br />

Channel Spacing“, „Data Link“ und „Aeronautical<br />

Data Integrity“ dem SSC als Entwurf vorgelegt werden.<br />

Neue IOP Irs-Mandate für „Surveillance Requirements“<br />

und „Mode S Interrogator Code Allocation“<br />

werden noch in diesem Frühjahr an Eurocontrol erteilt.


ATC International<br />

CFMU –<br />

10 Jahre Flow Management in Europa<br />

Das Europäische Air Traffic Flow Management ist 10 Jahre alt<br />

geworden. Nicht jedem dürfte aber bekannt sein, was die<br />

CFMU (Central Flow Management Unit) so treibt. Wir möchten<br />

daher dieses Jubiläum zum Anlass nehmen, etwas näher auf<br />

dieses europäische Erfolgsprojekt einzugehen – schließlich<br />

gibt es davon nicht allzu viele.<br />

Bereits in den 1970er Jahren war klar, dass das steigende<br />

Verkehrsaufkommen in Deutschland und Europa nach<br />

einer Steuerung verlangte, um der zunehmenden<br />

Komplexität der Luftraumstruktur und der Ballung<br />

des Verkehrs – vor allem rund um die verkehrsreichen<br />

Flughäfen und auf den stark frequentierten Strecken<br />

in Südeuropa – gerecht werden zu können. Anfänglich<br />

gönnten sich die hauptsächlich von diesem Problem<br />

betroffenen Staaten in Zentraleuropa jeweils ihre eigene<br />

Verkehrssteuerungszentrale, um dieses Problem zu<br />

beseitigen. So wurde in Deutschland zunächst ein<br />

Sachgebiet Luftraumnutzungssteuerung in der Zentralstelle<br />

der damaligen Bundesanstalt für Flugsicherung<br />

(BFS) in Frankfurt a. M. eingerichtet. 1980 wurde diese<br />

Stelle in Luftraumnutzungszentrale unbenannt und<br />

gleichzeitig in das alte Terminal des Flughafens<br />

Frankfurt verlagert. Im Verlauf der 80er Jahre wurde<br />

klar, dass nur eine zentrale, europäische Verkehrsflusssteuerung<br />

dem stetig wachsenden Verkehr gerecht<br />

werden konnte.<br />

Schon im Vorfeld der zentralen europäischen Verkehrsflusssteuerung<br />

wurden daher die bestehenden elf<br />

Verkehrssteuerungszentralen in Europa auf fünf<br />

(Frankfurt, London, Madrid, Rom und Paris) reduziert.<br />

Aber auch dieses schlankere Modell warf noch Probleme<br />

in der Kommunikation und der Kompatibilität<br />

der einzelnen Zentralen auf. Um die Effizienz, Konvergenz<br />

und Sicherheit auch weiterhin steigern zu können,<br />

musste eine zentrale Verkehrsflusssteuerung geschaffen<br />

werden, das erste Konzept der CFMU war geboren.<br />

Mehrere Möglichkeiten der Umsetzung wurden <strong>durch</strong>dacht,<br />

um die große Anzahl an Hindernissen – technische,<br />

politische und<br />

kulturelle – beseitigen<br />

zu können.<br />

<strong>Die</strong> größte Skepsis bezog sich dabei auf die<br />

Möglichkeit, Einigkeit zwischen den dreißig<br />

Europäischen Mitgliedstaaten zu erreichen<br />

und die Verkehrsflusssteuerung in einer<br />

Zentrale zu realisieren und zu koordinieren.<br />

Zwischen 1991 und 1994 wurde dann nach und nach<br />

der <strong>Die</strong>nst aufgebaut, beginnend mit der ersten „ATFM<br />

Notification Message“ im Oktober 1991, die zum ersten<br />

mal mehrere Meldungen zusammenfasste und ersetzte.<br />

Am 9 November wurden die Taktischen Operationen<br />

auf 25 europäische Staaten ausgedehnt und 40 Kontrollzentralen<br />

in Europa koordinierten von diesem Tag<br />

an Ihren Verkehr über die CFMU. Auch die LRNZ verlegte<br />

ihre Tätigkeit im Dezember 2005 endgültig nach<br />

Brüssel, die Steuerungszentralen in London, Rom und<br />

Madrid folgten 1996.<br />

Im März 1996 nahm das Initial Flight Plan Processing<br />

System (IFPS) als einer der Grundpfeiler einer funktionierenden<br />

Verkehrsflusssteuerung seinen vollen<br />

Betrieb auf. Für alle Flüge innerhalb des<br />

IFPS-Luftraums müssen die<br />

Aircraft Operater (AOs) ihre<br />

Flugläne an das IFPS senden.<br />

<strong>Die</strong> Datenbank verarbeitet<br />

heute bis zu 38.000 Flugplanund<br />

Flugplanfolgemeldungen<br />

pro Tag und bildet die Grundlage<br />

für alle Aktivitäten der CFMU.<br />

Photos: Eurocontrol<br />

von Frank<br />

Willmeroth<br />

41 der flugleiter 2006/02


der flugleiter 2006/02<br />

ATC International<br />

42<br />

Heute, zehn Jahre später, ist die Vision der zentralen<br />

europäischen Verkehrsflusssteuerung Realität geworden<br />

und <strong>wird</strong> von allen externen Kunden und auch<br />

ehemaligen Kritikern akzeptiert und anerkannt.<br />

<strong>Die</strong> heutige CFMU ist um einiges größer als das Gründungsteam,<br />

das die Idee der CFMU vor 15 Jahren aus<br />

der Taufe hob. Von dieser Kerntruppe, bestehend aus<br />

80 Personen ist das Direktorat heute auf ca. 460 Mitarbeiter<br />

angewachsen, die im Eurocontrol Hauptquartier<br />

in Haren und an der Initial Flight Planning Unit<br />

(IFPU2) in Brétigny, südlich von Paris, stationiert sind.<br />

Initial Flight Planning<br />

Um die Bereitstellung der grundlegenden <strong>Die</strong>nste –<br />

Empfang, Verarbeitung und Verteilung der <strong>durch</strong>schnittlich<br />

30.000 Flugplanmeldungen am Tag - ermöglichen<br />

zu können, wurde diese immense Last auf zwei IFPUs<br />

verteilt. Haren konzentriert sich dabei hauptsächlich<br />

auf Flüge, die in den nördlichen und nord-östlichen<br />

Teilen von Europa und in Nordamerika starten.<br />

Brétigny richtet seinen Fokus auf Flüge aus dem südlichen<br />

und südöstlichen Europa und dem Rest der Welt.<br />

Dabei werden etwa 85% der Flugpläne automatisch<br />

verarbeitet, aber es verbleiben immer noch ca. 5000<br />

Flugplanmeldungen pro Tag, die einer manuellen Bearbeitung<br />

bedürfen. Vor zehn Jahren war die Reaktion<br />

der externen Kunden auf die Arbeit der CFMU nicht<br />

immer positiv. Viele Fluglinien fragten sich damals<br />

„warum sich diese verrückten Typen in unser Geschäft<br />

einmischen“. Heute ist die Situation anders. Das<br />

Feedback ist überwältigend und bei Besuchen in den<br />

Zentralen von Haren und Brétigny haben sich viele Kunden<br />

von der anfallenden Arbeitslast überzeugen und<br />

eine Blick hinter die Kulissen der CFMU werfen können.<br />

Flow and Capacity Management<br />

Das Flow und Capacity Management der CFMU unterteilt<br />

sich in drei Phasen – Strategisch, Pre-Taktisch und<br />

Taktisch. Während dieser Phasen <strong>wird</strong> der Operationelle<br />

Plan nach und nach ausgearbeitet und verfeinert.<br />

Dabei kann die Strategische Phase als Rückgrat des<br />

Flow and Capacity Managements gesehen werden. In<br />

dieser Phase werden die Hauptszenarien und Orientierungen<br />

der Flows festgelegt. <strong>Die</strong> Ergebnisse werden<br />

in den nächsten Stufen und – in Teilen – bei den Flug-<br />

gesellschaften für die weitere Planung eingesetzt. In<br />

der Pre-Taktischen Phase werden die zu erwartenden<br />

Flow-Management-Daten für die Tage 6-1 vor dem Ereignis<br />

zur Verfügung gestellt und der ATFCM-Plan vervollständigt.<br />

<strong>Die</strong> Taktische Phase konzentriert sich<br />

hauptsächlich auf den Ereignistag (D-Day) selbst.<br />

Besonders in der Taktischen, aber auch in einem großen<br />

Teil der Pre-Taktischen Phase <strong>wird</strong> die CFMU vom sog.<br />

TACT-System unterstützt. <strong>Die</strong>ses System hat zwei<br />

Hauptfunktionen<br />

• die Kalkulation des Verkehrsaufkommens in jedem<br />

Sektor des CFMU-Gebietes auf Grundlage der im<br />

IFPS gespeicherten Flugplaninformationen.<br />

• Eine komplexe Kalkulation der SLOT-Listen und die<br />

Zuweisung und Verteilung der SLOTs an die beteiligten<br />

Parteien (ATC, AOs u.s.w.). <strong>Die</strong>ser Teil des<br />

Systems <strong>wird</strong> auch als CASA (Computer Assisted<br />

Slot Allocation) bezeichnet.<br />

<strong>Die</strong> Hauptaufgabe des TACT-Systems ist das erwartete<br />

Verkehrsaufkommen mit der verfügbaren (ATC-) Sektorkapazität<br />

zu vergleichen. In Fällen, in denen das erwartete<br />

Verkehrsaufkommen über der Sektorkapazität<br />

liegt, werden die Informationen den Flow Management<br />

Controllern in der CFMU und den Flow Management<br />

Positionen (FMPs) in den verschiedenen ACC zur Verfügung<br />

gestellt. Zusammen entscheiden diese dann,<br />

ob bestimmte Flüge über die Zuteilung eines „Departure<br />

SLOT“ reguliert werden müssen, um den Verkehr<br />

möglichst effektiv über einen bestimmten Zeitraum<br />

zu verteilen. TACT basierte bis 2002 auf statischen<br />

Daten. D.h. es konnten zwar einige Realzeit-Updates<br />

empfangen werden, jedoch zu wenige, um die Planung<br />

einer geänderten Verkehrssituation anpassen zu können.<br />

TACT wurde daher im Februar 2002 <strong>durch</strong> das sog.<br />

Enhanced Tactical Flow Management System (ETFMS)<br />

ersetzt. ETFMS ist in der Lage, Positionsmeldungen<br />

der Flugsicherungsstellen und der Fluggesellschaften<br />

sowie Meteorologische Daten zu empfangen, zu verarbeiten<br />

und mit den gespeicherten Flugplandaten zu<br />

vergleichen. <strong>Die</strong>se Realzeitdaten erlauben ETFMS die<br />

aktuelle Position und weitere Flugroute eines jeden<br />

Fluges neu zu berechnen und trägt damit enorm zur<br />

Genauigkeit der verarbeiteten Daten bei.<br />

Eine weitere Stärke des gesamten Systems liegt in<br />

den eingesetzten Flow-Managern, die alle Fluglotsen<br />

waren und in verschiedenen Bereichen lizensiert sind.<br />

Daher ist hier ein Insiderwissen über die speziellen<br />

Kundenwünsche vorhanden, dass dem Team hilft,<br />

zeitnahe Entscheidungen in jeder Situation zu treffen<br />

und entstehende Probleme frühzeitig zu erkennen<br />

und lösen zu können.<br />

Das Management des europäischen Netzwerks in<br />

Echtzeit ist besonders wichtig in Ausnahmesituationen<br />

wie schlechtem Wetter oder schweren Krisen wie dem<br />

11. September 2001.


Hier mussten z.B. schnelle Entscheidungen getroffen<br />

werden, wie mit der plötzlichen Schließung des Luftraums<br />

über Nordamerika und den daraus resultierenden<br />

Konsequenzen für den Nordatlantikverkehr umzugehen<br />

ist.<br />

Seit Aufnahme des taktischen Betriebes sind die <strong>durch</strong>schnittlichen<br />

Zahlen des von der CFMU bearbeiteten<br />

Verkehrs von täglich weniger als 20.000 im Jahre 1995<br />

auf über 25.000, in Spitzenzeiten sogar über 30.000<br />

Flüge pro Tag gestiegen. In den Anfangstagen betrugen<br />

die sog. ATFM-Delays für alle Flüge (die Gesamtzahl<br />

der <strong>durch</strong> die CFMU verteilten Verspätungen dividiert<br />

<strong>durch</strong> die Gesamtzahl der Flüge) in Spitzenzeiten 5-6<br />

Minuten. <strong>Die</strong>s entstand <strong>durch</strong> die hohe Anzahl von<br />

Flügen (ca 20%), die um 30 Minuten und mehr verspätet<br />

wurden. <strong>Die</strong>se Verspätungen konnten in den<br />

letzten 5 Jahren stetig verringert werden. So wurden,<br />

trotz eines gesteigerten Verkehrsaufkommens von<br />

ca. 10% zwischen 1999 und 2004, die Verspätungen<br />

um mehr als 60% reduziert. In 2004 betrug die <strong>durch</strong>schnittliche<br />

Verspätung pro Flug nur noch 2 Minuten.<br />

Flow Management Position (FMP)<br />

<strong>Die</strong> für viele Kolleginnen und Kollegen in der Deutschen<br />

Flugsicherung einzige sichtbare Schnittstelle zur CFMU<br />

ist die FMP-Position. Sie existieren in jedem ACC in<br />

Europa. FMP garantiert einen ständigen Datenaustausch<br />

zwischen den betrieblichen Flugsicherungseinheiten<br />

und der CFMU. <strong>Die</strong> FMP-Positionen sind somit<br />

die „Augen und Ohren“ des gesamten Systems.<br />

So sind die Flow-Koordinatoren (FK) im ACC Langen<br />

innerhalb Ihres Zuständigkeitsbereichs ( Flow-<br />

Management-Area – FMA) für die Durchführung sämtlicher<br />

Maßnahmen im Zusammenhang mit Verkehrsflussregelungen<br />

im Bereich Langen ACC (FMA Düsseldorf<br />

und FMA Frankfurt) zuständig.<br />

<strong>Die</strong> Flowkoordinatoren haben in Bezug auf ATFM insbesondere<br />

folgende Aufgaben:<br />

ATC International<br />

• Beobachtung und Analyse der Verkehrsentwicklung<br />

und Verkehrsströme<br />

• Erarbeitung von Lösungsvorschlägen bei Kapazitätsengpässen<br />

und enge Zusammenarbeit mit dem<br />

Supervisor ACC.<br />

• Unterstützung und Beratung der AO´s, TWR und AIS<br />

• Koordination mit benachbarten FMAs bei<br />

Reroutings im taktischen Bereich<br />

• Überwachung und Optimierung von Regulierungsmaßnahmen<br />

FMP kann <strong>durch</strong> den direkten Zugriff auf das CFMU-<br />

System jederzeit die aktuelle Verkehrssituation darstellen<br />

lassen und somit feststellen, ob die festgelegte<br />

Kapazität jedes einzelnen Sektors erreicht <strong>wird</strong>. Aufgrund<br />

dieser Daten kann die CFMU, ATC und FMP jederzeit<br />

flexibel auf Engpässe reagieren und das Gleichgewicht<br />

zwischen zu erwartendem Verkehr und Sektorkapazität<br />

herstellen und Verspätungen vermeiden.<br />

Dazu können am Ereignistag adäquate Maßnahmen<br />

zur Lösung eventueller Kapazitätsprobleme eingeleitet<br />

und optimiert werden. Unvermeidliche Verzögerungen<br />

werden möglichst auf alle betroffenen Flüge gleichmäßig<br />

verteilt. Zur Prävention von Verkehrsflussregelungsmaßnahmen<br />

ist ggf. mit den Kunden Kontakt<br />

aufzunehmen, um <strong>durch</strong> individuelle Reroutings betroffene<br />

Sektoren zu entlasten und Verspätungen<br />

beim Kunden zu minimieren.<br />

Weitere Informationen findet man im Internet unter:<br />

http://www.cfmu.eurocontrol.be<br />

Off the tape ... GND: „Delta Romeo Mike, taxi via November and<br />

Während des Landeanflugs einer SC-5 „Heavy Lift“ zur<br />

Piste 14L des Kölner Flughafens verlöschte die gesamte<br />

Befeuerung wegen eines Stromausfalls. Kommentar<br />

des Piloten: „Hey, wow, I think the war is over!“<br />

(Quelle: Internet)<br />

oo OO oo<br />

APP (nach einigen Problemen mit einer C172):<br />

„Contact now Stuttgart Tower 118.8:“<br />

A/C: „118.8!“<br />

Anderer Pilot: „11-88-0, da werden Sie geholfen!“<br />

(Quelle: Internet)<br />

Tango to the active!“<br />

A/C: „Taxiing via November and Tanga.. äh, Tango<br />

to the active!“<br />

(Quelle: Internet)<br />

oo OO oo<br />

UAC: „KLM741, what´s Your final level requested tonight?“<br />

A/C: „Uh, uh, no, we´re happy with 270 if possible<br />

to maintain....“<br />

AC: „No problem KLM 741, maintain happiness, and<br />

I call You back for descent!“<br />

(Quelle: The Controller)<br />

43 der flugleiter 2006/02


AIRLINES<br />

von Harald M.<br />

Helbig<br />

der flugleiter 2006/02<br />

Airlines<br />

56<br />

AUA: Irakflüge zurückgestellt<br />

In der letzten Ausgabe des „flugleiter“ hatten wir berichtet, dass<br />

Austrian Airlines (AUA) als erste europäische Fluggesellschaft<br />

Verkehrsrechte für Flüge in den Irak, genauer nach Erbil in<br />

Kurdistan (in einigen Publikationen <strong>wird</strong> die Stadt auch als<br />

Arbil bezeichnet) erhalten habe und bereits im März den<br />

Betrieb aufnehmen wolle.<br />

Nun hat AUA dies erst einmal zurückgestellt. Nicht, dass<br />

die Österreicher kein Interesse an der Kurdistanverbindung<br />

hätten. Aber aufgrund „einer neuerlichen Bewertung<br />

der Gesamtsituation <strong>durch</strong> den Austrian Flugbetrieb“,<br />

so ist in einer Pressemitteilung zu lesen, wurde<br />

die Flugaufnahme verschoben. Auch die Pressestelle<br />

in Wien wollte die Gründe für diese Verschiebung nicht<br />

präzisieren. Der Flugbetrieb, so wurde beschieden,<br />

habe Bedenken, ob die An- und Abflugrouten jederzeit<br />

zur Verfügung stehen würden.<br />

Nun öffnet eine derartige Aussage Tür und Tor für<br />

allerhand Spekulationen. Und als Controller und erst<br />

recht als Flugberater muss man sich fragen, ob im Irak<br />

und in Kurdistan die An- und Abflugstrecken nicht veröffentlicht<br />

und in irgendeinem Dokument oder zumindest<br />

auf einem Blatt Papier publiziert werden. Aber<br />

vielleicht <strong>wird</strong> die Lage in Kurdistan als doch nicht so<br />

sicher eingestuft wie es von interessierten Kreisen immer<br />

wieder behauptet <strong>wird</strong>. Was in einem Land, das mit<br />

Luftschlösser (Teil 1)<br />

Neben den erfolgreichen Airline-Neugründungen der vergangenen<br />

Jahre konnten hierzulande auch einige Projekte für Fluggesellschaften<br />

beobachtet werden, die es nicht wirklich schafften.<br />

<strong>Die</strong> Unterscheidung zwischen ernsthaften Plänen und<br />

Spinnereien ist heute nicht mehr ganz so einfach, denn<br />

das Internet eröffnet beinahe jedermann die Möglichkeit,<br />

eine Webseite einzurichten, die dem Anschein<br />

nach eine neue Fluggesellschaft vorstellt. Darüberhinaus<br />

geistern auch Seiten virtueller Airlines <strong>durch</strong><br />

das Internet, die zwar denen echter Airlines in nichts<br />

Gewalt aus einer Diktatur gerissen wurde und<br />

sich nun auf dem Weg zu einem demokratischen<br />

Gemeinwesen befindet (oder soll man<br />

sagen, sich zu befinden glaubt?), nicht weiter<br />

verwunderlich ist. Möglicherweise hat man<br />

bei der AUA-Flugbetriebsabteilung noch<br />

einige Zweifel, ob die erforderlichen Flugsicherungsdienste<br />

auch immer im vollen Umfang zu<br />

Verfügung stehen. Mit anderen Worten – ob ATC in<br />

der Lage ist, die erforderliche Sicherheit bei der Abwicklung<br />

der Flüge jederzeit in vollem Umfang zu gewährleisten.<br />

Um nicht missverstanden zu werden – die<br />

AUA behauptet keineswegs, dass dies so ist. Es ist<br />

nur eine Vermutung, dass dies so sein könnte. Wobei<br />

uns keinerlei Informationen über die Ausrüstung der<br />

Flughäfen und der Flugsicherung, die Qualität der<br />

Ausbildung und die soziale Situation der Fluglotsen,<br />

Ingenieure und Techniker vorliegen.<br />

Aber vielleicht sollten die Österreicher sich mit ihren<br />

Kollegen von Hamburg International in Verbindung<br />

setzen. Denn die fliegen – allerdings im Auftrag von<br />

Kurdistan Airlines und der Firma Irak-Reisen - bereits<br />

seit September letzten Jahres einmal pro Woche von<br />

Frankfurt nach Erbil. Bis jetzt, so hört man zumindest<br />

offiziell aus Hamburg, ohne größere Probleme.<br />

WeFis<br />

✈ BerlinJet mietete eine McDonnell Douglas<br />

MD-83 der kurzlebigen MD Airlines, die<br />

zuvor bei der Aero Lloyd im Einsatz stand.<br />

<strong>Die</strong> isländische MD Airlines selbst existierte<br />

nur von 1997 bis 2003.<br />

nachstehen, aber lediglich als Spiel auf hohem<br />

Niveau verstanden werden wollen. Im<br />

nachfolgenden werden jedoch nur ernsthafte<br />

Neugründungen vorgestellt, die mit ihren Plänen an<br />

die Öffentlichkeit traten, aber nie richtig gestartet<br />

sind. Der zweite Teil ist für die nächste flugleiter-<br />

Ausgabe vorgesehen. Wenn ein/e Leser/in weitere<br />

Informationen über die beschriebenen Fluggesellschaften<br />

oder über andere "failed start-ups" hat,<br />

teilen Sie sie bitte unserem Redaktionsbüro mit.


BerlinJet AG<br />

<strong>Die</strong> BerlinJet darf man zu den düsteren Kapiteln deutscher<br />

Luftfahrtgeschichte zählen. Deren Gründer, die<br />

Studenten Oliver A. Heinz und Torsten Mache, riefen<br />

Mitte 2000 unter dem Namen "highsky media" in<br />

Wetzlar eine Online-Werbeagentur ins Leben, die<br />

allerdings nur ein Jahr <strong>durch</strong>hält. Angeblich wurden<br />

die Kunden nicht seriös behandelt, so daß die Agentur<br />

Ende 2001 dem Vernehmen nach keinen einzigen<br />

Kunden mehr hatte. Aber noch 2001 widmeten die<br />

beiden sich einer neuen Idee, der Gründung einer<br />

Fluggesellschaft: Im August 2001 tauchte im Internet<br />

unter dem Arbeitstitel "jump away" erstmalig ihr neues<br />

Vorhaben auf. Mit Boeing B737-300 oder Boeing B757-<br />

200 beabsichtigte die Gesellschaft einen Linienbetrieb<br />

von Schönefeld aus aufzuziehen. Neben einer Business-<br />

Class sollte auch eine low-cost Touristenklasse angeboten<br />

werden. <strong>Die</strong> Verwaltungskosten würden <strong>durch</strong><br />

ticketloses Fliegen auf ein Minimum reduziert werden.<br />

Der zweite Newsletter von jump away aus dem<br />

September 2001 las sich wie folgt:<br />

"jump away geht - BerlinJet kommt. Wir freuen uns,<br />

Ihnen mitteilen zu dürfen, dass jump away ab sofort<br />

seinen endgültigen Markennamen BerlinJet trägt. Damit<br />

gehört der von Beginn an nur als Arbeitstitel gedachte<br />

Name nun der Vergangenheit an. Da wir nun in die Endphase<br />

unserer Vorbereitungen für den Flugbetriebsstart<br />

Ende diesen Jahres kommen, haben wir uns zum jetzigen<br />

Zeitpunkt für den Namenswechsel entschieden. Den<br />

konkreten Flugplan, alle Destinationen, Abflugzeiten<br />

und Preise werden wir in kürze bekannt geben. Wichtig<br />

für alle, die sobald wie möglich mit BerlinJet fliegen<br />

möchten: Derzeit können leider noch keine Tickets gebucht<br />

werden. Wir werden Sie selbstverständlich rechtzeitig<br />

über den Verkaufsstart informieren und bitten<br />

bis dahin um Ihr Verständnis. Ab <strong>Die</strong>nstag, den 11. September<br />

2001 finden Sie weitere aktuelle Informationen<br />

rund um BerlinJet auch online unter www.berlinjet.com.<br />

Wir bedanken uns sehr herzlich für Ihr Interesse an<br />

jump away und freuen uns gemeinsam auf BerlinJet -<br />

That's Freedom!"<br />

Der Betriebsstart wurde Ende 2001 auf das erste Quartal<br />

2002 und als das anbrach, auf das zweite Quartal<br />

verschoben. Gleichzeitig verkündeten die Geschäftsführer<br />

Heinz und Mache, die zusammen mit drei weiteren<br />

erfahrenen "Airlinern" hinter ihrer Fluggesellschaft<br />

standen, daß BerlinJet zum 01. April 2002 mit<br />

drei bis vier Boeing B737-300 bzw. B737-400 an den<br />

Start gehen werde. <strong>Die</strong> Flugzeugoberflächen sollten<br />

nach amerikanischem Vorbild für Werbezwecke vermietet<br />

werden. Wunschziele von Berlin-Schönefeld<br />

wären Hahn, München und Brüssel. Für die benötigten<br />

40 Piloten und achtzig Flugbegleiter lagen Ende 2001<br />

etwa 600 Bewerbungen vor. Der Flugbetrieb sollte von<br />

einem ehemaligen Kapitän der Lufthansa Cargo organisiert<br />

werden. Da die Airline keine eigene Flugbetriebslizenz<br />

hatte, bemühte sie sich erfolglos um Kooperationsverhandlungen,<br />

u.a. mit Germania und Hamburg<br />

International. Germania setzte gar eine Unterlassungs-<br />

Airlines<br />

klage gegen BerlinJet <strong>durch</strong> - da sie <strong>durch</strong> eine zum<br />

Verwechseln ähnliche Internetadresse den Eindruck<br />

erweckte, Kooperationspartner von Germania zu sein.<br />

Bis Mitte Februar 2002 verfügte BerlinJet weder über<br />

eine Betriebslizenz noch über das entsprechende Fluggerät<br />

oder die notwendigen Airport-Slots. Ende März<br />

2002 <strong>wird</strong> die Betriebsaufnahme abermalig, jetzt auf<br />

den Sommer 2002, verschoben. Offenbar waren Mache<br />

und Heinz zwischenzeitlich zur Einsicht gelangt, daß<br />

sich eine eigene Fluggesellschaft nicht realisieren läßt.<br />

Im August 2002 gründeten sie daher die Vertriebsgesellschaft<br />

"BJ Flugreisen GmbH" mit Sitz in Neu-Isenburg,<br />

deren Gesellschafter neben den Gründern der<br />

BerlinJet die TSA GmbH, Herr Hüttenberg und Klaus<br />

Marzina wurden. Letzterer war bereits in den achtziger<br />

Jahren als Gründer und Geschäftsführer der in Mannheim<br />

beheimateten Air Pegasus in Erscheinung getreten.<br />

BJ Flugreisen sollte im Prinzip die Flüge organisieren<br />

und die entsprechenden Flugscheine verkaufen. <strong>Die</strong><br />

Flüge selbst würden von bestehenden Fluggesellschaften<br />

<strong>durch</strong>geführt werden. Ein Partner war auch schnell<br />

gefunden, denn schließlich erfolgte überraschend die<br />

Betriebsaufnahme auf der Strecke von Frankfurt nach<br />

Brüssel am 22. September 2002 (vorgesehen war ursprünglich<br />

der 16. September) mit zwei Tagesrandverbindungen,<br />

die Umsteigeverbindungen in die USA<br />

mit der belgischen Delsey Airlines ermöglichen sollten.<br />

Das Fluggerät, eine Embraer 120 "Brasilia", stammte<br />

von der spanischen Ibertrans Aérea S.L. (IBT/--;<br />

"Ibertrans"). Insgesamt fanden fünfzehn Flüge bis<br />

zum 03. Oktober 2002 statt. Danach wurde der Flugbetrieb<br />

eingestellt. Bereits am 30. September 2002<br />

sollte mit der Verbindung von Berlin-Tempelhof nach<br />

Frankfurt/Main eine weitere Strecke eröffnet werden.<br />

Der auf den 07. Oktober verschobene Erstflug fand<br />

allerdings nie statt. Nach ausstehenden Zahlungen<br />

zog Ibertrans Anfang Oktober 2002, nach rd. eineinhalb<br />

Wochen ihr Fluggerät wieder ein. Nach dem chaotischen<br />

Auftakt wurde versucht, die auf dem Flugplatz<br />

Siegerland ansäßige Avanti Air (ATV/--; “Avanti Air”)<br />

vorübergehend für die Flüge zu gewinnen, was aber<br />

nicht gelang. Der nächste Versuch startete am 10.<br />

Februar 2003 mit einer McDonnell Douglas MD-83 der<br />

isländischen MD Airlines von Berlin-Schönefeld nach<br />

München, Paris-Beauvais und Mailand-Malpensa. Der<br />

komplette Tagesumlauf der MD-83 las sich folgendermaßen:<br />

EDDB-EDDM-EDDB-LFOB-EDDB-LIMC-EDDB-<br />

EDDM-EDDB. Wenigstens einmal mußte der Kurs über<br />

den etwa 200km vor Paris gelegenen Frachtflughafen<br />

Paris-Vatry südlich von Reims geführt werden, dem sich<br />

ein Bustransfer nach Beauvais anschloß. Ursprünglich<br />

war die Maschine bis September 2003 gemietet, aber<br />

eine unkalkulierbare Auslastung, die zwischen 15%<br />

und 95% schwankte, sowie Unstimmigkeiten mit MD<br />

Airlines resultierten bereits am 20. Februar in einer<br />

erneuten Betriebseinstellung nach nur 35 Flügen. <strong>Die</strong><br />

zu dünne Kapitaldecke war BerlinJets Grundproblem:<br />

Durch den Verkauf der Flugtickets über Kreditkarten<br />

war das Kapital nicht sofort verfügbar und nach Aus-<br />

AIRLINES<br />

57 der flugleiter 2006/02


AIRLINES<br />

AIRPLANES<br />

der flugleiter 2006/02<br />

Airlines / Airplanes<br />

58<br />

bleiben der zweiten Leasingrate zog die isländische Fluggesellschaft<br />

ihr Flugzeug zurück. BerlinJet gab daraufhin<br />

bekannt, umgehend die Suche nach einem weiteren<br />

Partner zu starten. Jedoch erfolglos, denn am 13. März<br />

2003 stellte BerlinJet in Offenbach Antrag auf Eröffnung<br />

eines Insolvenzverfahrens. Mache und Heinz wollten<br />

zu einem späteren Zeitpunkt als "Neue BerlinJet AG"<br />

abermals einen Flugbetrieb organisieren, was allerdings<br />

nicht mehr gelang. Aufgrund eigener schlechter Erfahrungen<br />

mit BerlinJet gründete der Berliner Finanzberater<br />

Rüdiger Brill im Februar 2003 die "Interessengemeinschaft<br />

BerlinJet", die sich für geschädigte Kunden<br />

einsetzte. Damit wäre das Kapitel "BerlinJet" beinahe<br />

abgeschlossen, wenn Oliver A. Heinz und Torsten Mache<br />

nicht den Ehrgeiz besäßen, weiterhin in der Luftfahrt<br />

aktiv zu bleiben. Im Sommer 2003 stiegen die beiden<br />

bei der Amadeus Air (siehe der flugleiter 5/2004) ein,<br />

die dieselbe Ibertrans-"Brasilia" kurzzeitig für Linienflüge<br />

ab Hahn einsetzte, bis die 1996 gegründete Gesellschaft<br />

aus Wiesbaden Mitte September 2004 Insolvenz<br />

anmelden mußte. Damit aber nicht genug: Noch<br />

heute tritt eine "jump away aviation GbR" aus Wiesbaden<br />

als Flugvermittler von Geschäftsreiseflügen auf<br />

und bietet auf ihrer Homepage jene altbekannte<br />

Embraer “Brasilia” zur Vermietung oder zum Kauf an.<br />

Bluetail Professional Air Services<br />

Bluetail Professional war der Arbeitstitel für eine Fluggesellschaft<br />

mit Sitz in Gröbenzell bei Dachau, die im<br />

Nachdem Boeing bereits im Dezember letzten Jahres<br />

die Bestellung der 6000. Boeing 737 <strong>durch</strong> Xiamen<br />

Airlines verkünden konnte (siehe flugleiter 1/2006),<br />

wurde nun in Seattle ein weiteres freudiges Ereignis<br />

gefeiert: Am 14. Februar wurde die 5000. Boeing 737,<br />

ein Exemplar der Version 700, an Southwest Airlines<br />

ausgeliefert. Dass die Maschine an den Billigflieger<br />

Southwest geht, ist nicht unbedingt verwunderlich,<br />

denn Southwest ist ein treuer Boeingkunde und hatte,<br />

abgesehen von wenigen B727, sich schon immer auf<br />

den Zweistrahler aus Seattle verlassen. <strong>Die</strong> jetzt aus-<br />

September 2002 ihre Pläne bekanntgab, günstigenfalls<br />

schon Ende 2003 mit bis zu vier Boeing B777-200, die<br />

jeweils nur 120 Sitze, dafür 68 Schlafplätze und sechs<br />

Konferenzräume aufweisen sollten, an den Start zu<br />

gehen. Mit den Flugzeugen sollten vier Verbindungen<br />

zwischen der Basis Frankfurt/Main und den USA eingerichtet<br />

werden. Der Initiator Josef Gundel, der sich<br />

u.a. mit dem ehemaligen Lufthansa-Piloten Eckehard<br />

Kraska zusammentat, errechnete zur Umsetzung seiner<br />

Pläne einen Finanzbedarf von rd. 97 Mio. Euro. Nach<br />

eigenen Angaben würden allein zum Aufbau einer Gründungsgesellschaft,<br />

abhängig von der Zusammensetzung<br />

der Investoren, drei bis sieben Millionen Euro<br />

benötigt. Josef Gundel war zuvor <strong>durch</strong> eine andere<br />

Geschäftsidee aufgefallen: Er hatte im April 2000 zusammen<br />

mit Christian Hogl in München das Unternehmen<br />

"Rent-a-bike Mobilitätssysteme AG" gegründet.<br />

Der innovative Fahrradvermieter bekam allerdings<br />

bereits Ende 2000 Liquiditätsprobleme und mußte<br />

Insolvenz anmelden. Genau ein Jahr später übernahm<br />

die Bahntochter "DB Rent" das Unternehmen, das als<br />

solches bis heute existiert. Um die Fluggesellschaft<br />

aber ist es mit der Zeit immer ruhiger geworden. Ein<br />

ähnliches Airline-Projekt trat übrigens im Oktober 2001<br />

auch in Großbritannien in Erscheinung: Unter dem<br />

Namen "Blue Fox" beabsichtigten die Gründer mit einer<br />

Boeing B767-Flotte, ebenfalls in reiner Business-Class-<br />

Bestuhlung, diverse Langstreckenziele, v.a. in die USA,<br />

im Linienverkehr anzufliegen.<br />

5000. Boeing 737 ausgeliefert –<br />

letzte B717 in der Produktion<br />

Photo: Boeing<br />

gelieferte Maschine ist die 447. B737 in der Southwest-<br />

Flotte; weitere 33 sollen in diesem Jahr noch dazu<br />

kommen. Weniger erfreulich ist jedoch, dass nur wenige<br />

Tage vorher, am 8. Februar, mit der Produktion der<br />

letzten B717 begonnen wurde. Sie soll im Mai an den<br />

Low-Cost-Carrier Air Tran ausgeliefert werden. Nach<br />

156 Maschinen <strong>wird</strong> die Produktion des aus der MD-95<br />

entwickelten Flugzeuges eingestellt. Am traditionellen<br />

Produktionsstandort Long Beach scheinen so langsam<br />

die Lichter auszugehen.<br />

WeFis

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