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Palästinenser nicht wie “verwöhnte Kinder” - Die Jüdische Zeitung

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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Wochenzeitschrift der jüdischen Orthodoxie der Schweiz - Nr. 25 22. Siwan 5771/ 24. Juni 2011, 22. Jahrgang<br />

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AZA<br />

8002 Zürich<br />

Priorität<br />

PP / JOURNAL<br />

CH-8002 Zürich<br />

Seit vielen Wochen dawente Klall Jisroel rund um den<br />

Globus für die Genesung des Luzerner Rosch Jeschiwe,<br />

Raw Jizchok Dov Kopelman sZl. Doch beim Eingang<br />

von Schbabes Parsches Schlach Lecho gab der „Skan<br />

Rosche Jeschiwe“ seine reine Neschomo seinem<br />

Schöpfer zurück. Da und dort sickerte die Nachricht<br />

bereits am Schabbes durch und wurde dann am Moze<br />

Schabbes offi ziell schmerzlich erfahren. Eine lange<br />

Epoche nahm damit sein Ende, der grosse Niftor sZl.<br />

ist <strong>nicht</strong> mehr unter uns.<br />

Am Sonntagfrüh fanden um 8 Uhr Hespedim in der<br />

Jeschiwe in Obernau statt, in der Jeschiwe, in der Raw<br />

Kopelman während 48 Jahren gewirkt hatte.<br />

Alle geschriebenen Worte können in keiner Weise das<br />

<strong>wie</strong>dergeben, was in tiefen und aufrüttelnden Hespedim<br />

über den grossen Niftor, den Luzerner Rosch<br />

Jeschiwe, Raw Jichok Dov Kopelman sZl., gesagt<br />

und zum Ausdruck gebracht wurde. Dennoch wollen<br />

wir versuchen, einen kleine, unvollständigen Auszug,<br />

einzelne Gedanken von dem niederzuschreiben, was<br />

am Sonntag dieser Woche im Bes Hamidrosch der<br />

Jeschiwe gesagt wurde.<br />

Zuerst sprach Raw Sch. Breisch schlite und rief den<br />

Possuk: „Haloi sejd‘u ki Sar weGodoil nofal…“ über<br />

den Rosch Jeschiwe sZl. aus. Ein grosser „Sar“, ein<br />

grosser Fürst wurde uns genommen.<br />

Chiskijohu Hamelech hat sich in Zeiten grösster Not<br />

des Klall Jisroel, bedroht von der Weltmacht unter<br />

Sancheriw, um das Toiro-Lernen gesorgt und konnte<br />

mit dieser Toiro die Weltmacht besiegen. So hat<br />

auch der Rosch Jeschiwe mit seinem unermüdlichen<br />

Einsatz für Toiro gegen jeden äusseren Einfl uss die<br />

Oberhand behalten.<br />

Rabbi Joichonon ben Sakaj verlangte zur Zeit des<br />

Churban Habajis „Jawne weChachomeho“ und rettete<br />

damit die Toiro im Klall Jisroel. So ging der Rosch<br />

Jeschiwe mit seinem Mesirus Nefesch für Toiro, mit<br />

seiner immensen Harbozas Hatoiro gegen Russland,<br />

den Kommunismus usw. als Sieger hervor.<br />

Sein Rebbe war der „Welts-Rosch Jeschiwe“, Raw


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Schimen Schkop sZl., was<br />

in seiner Lebensweise klar<br />

zum Ausdruck kam. Später<br />

knüpfte er auch enge Beziehung<br />

zum Satmarer Row<br />

sZl. Als man Raw Kopelman<br />

aber seinerzeit bat, den Satmarer<br />

Row sZl. maspid zu<br />

sein, wehrte er ab: er könne<br />

<strong>nicht</strong> reden, nur weinen. Bei<br />

jenem Hesped rief er aus,<br />

dass man von einem Panzer<br />

keine Hilfe erhalten könne,<br />

nur von der Toiro! „Er hat<br />

uns, seinen Talmidim über<br />

die vielen Jahrzehnte seines<br />

Wirkens die Jegi’o, Sch’kido,<br />

das „Horrewen“ im Lernen<br />

eingepfl anzt.“<br />

Der Moro deAssro der<br />

Agudas Achim schlite schloss<br />

mit den Worten, dass wir dem<br />

Rosch Jeschiwe ein „grosses<br />

Kwittel“ zum Kisse Hakowoid<br />

mitgeben. Tausende waren<br />

mit dem Rosch Jeschiwe verbunden,<br />

Tausende lernten von<br />

und bei ihm. Sie alle haben<br />

es nötig, dass er das Kwittel<br />

mitnehme und hoffen auf weitere Jeschues<br />

von Hakodoisch Boruch Hu.<br />

Raw Moische Kopelman schlite, der Sohn<br />

den grossen Niftor sZl., hielt sich in seinen<br />

Worten kurz, da sein Vater sZl. gebeten hatte,<br />

dass man keine Hespedim sage. So erwähnte<br />

er das Gadlus Hatoiro des Rosch Jeschiwe und<br />

zitierte ihn, <strong>wie</strong> er selbst immer gesagt hat:<br />

„WehaChaj jiten el Liboi“, man müsse von<br />

einem solchen Moment etwas mitnehmen.<br />

Was hätte also der Vater, Raw Kopelman sZl.,<br />

selbst gesagt, was man mitnehmen solle? Es<br />

waren Worte, die er speziell in der Sefi ro-Zeit<br />

sagte, dass man die Tage zählen muss, „die<br />

Tage sind gezählte Tage. Wir müssen mit<br />

allen unseren Tagen in jene Welt kommen.<br />

Jeder Tag zählt und jeder Tag muss „Tomim“<br />

vollkommen sein und „volkommen“ bedeutet,<br />

dass man den Rozoin schel Mokoim erfüllt.<br />

Jeder Tag muss „Lir’zoinoi schel Mokoim“<br />

sein“. Das ganze Leben des Rosch Jeschiwe<br />

war auf Temimus eingestellt. Man fühlte<br />

sich bei ihm, in seiner Umgebung in einer<br />

anderen Welt.<br />

Unter anderem habe ihm sein<br />

Vater kürzlich gesagt, man<br />

solle für ihn (für Jizchok<br />

Doiw ben Moische Arje)<br />

speziell im 1. Jahr Mischnajes<br />

lernen. Er werde dann nach<br />

Möglichkeit versuchen, für<br />

denjenigen eine Toiwe zu<br />

machen!<br />

Als weiterer Maspid sprach<br />

der Luzerner Raw, Raw J.<br />

Wieder schlite, der um den<br />

2<br />

grossen Rosch Jeschiwe mit den Worten von<br />

Elischo Hanowi weinte: „Owi, Owi, Rechew<br />

Jisroel uForoschow - Tatte, Tatte“. „Er hat<br />

uns in allen Bereichen getragen, in Toiro,<br />

Parnosso und Gesundheit. Er bat, ihn <strong>nicht</strong><br />

maspid zu sein – es wäre uns ohnehin <strong>nicht</strong><br />

möglich gewesen, in gebührender Art einen<br />

Hesped zu halten.<br />

Im Sinn von „Gedoilim Zadikim beMisosom“<br />

bat Raw Wieder schlite, dass der Rosch Jeschiwe<br />

weiter für uns dawenen möge, dass<br />

wir uns mechasek sind und den richtigen Weg<br />

weitergehen können.<br />

Anschliessend sprachen die Magide Schiur<br />

der Jeschiwe, Raw Brand schlite, Raw N.<br />

Sternbuch schlite und Raw M. D. Perelmann<br />

schlite.<br />

Raw Brand nannte den Rosch Jeschiwe sZl.,<br />

der „uns jeweils mit seinen „Schmu‘esen“<br />

aufgerüttelt“ hatte, dass er für uns der grösste<br />

„Schmu’es“ gewesen sei. Er hat uns vorgezeigt,<br />

dass und <strong>wie</strong> wir für uns lernen müssen.<br />

<strong>Die</strong> Petiro des Rosch Jeschiwe gleicht einer<br />

Sefer Toiro, die verbrannt wurde. Deren<br />

Nr. 25, 22. Siwan 5771 /24. Juni 2011<br />

Buchstaben jedoch können <strong>nicht</strong> verbrannt<br />

werden: „Oisijois poirchois beAwir“. Wir<br />

können sie für uns weiter wirken lassen. Wir<br />

dürfen seine Toiro und seine Schmu’esen<br />

<strong>nicht</strong> vergessen.<br />

Raw Sternbuch schlite erinnerte an die letzte<br />

Strafe, die in der Toichocho erwähnt ist:<br />

„Wehifl o Haschem es Makois’cho“. Dazu<br />

sagt Raschi, dass das die bitterste Makke sei,<br />

und der Targum Joinosson spricht vom Ruach<br />

Hakoidesch, der uns weggenommen wurde.<br />

Der Rosch Jeschiwe war mehrere Generation<br />

mechanech. Wir haben das nun <strong>nicht</strong> mehr.<br />

Nur schon zu sehen, <strong>wie</strong> er eine Brocho sagte,<br />

<strong>wie</strong> er dawente und <strong>wie</strong> er lernte, all das fehlt<br />

uns jetzt. „Mi jiten lonu T’murosoi - wer gibt<br />

uns einen Ersatz“!<br />

Ein Wort des Rosch Jeschiwe selbst bringt uns<br />

sein Derech Hachajim zum Ausdruck: Der<br />

Nosir bringt ein Korben, worauf Raschi das<br />

Wort im Possuk „jowi“ erklärt, dass „er sich<br />

selbst bringt“. Der Nosir hat es fertiggebracht,<br />

über seinen Körper zu herrschen, sich <strong>nicht</strong><br />

von seinem Körper beherrschen zu lassen.<br />

In den letzten 30 Jahren,<br />

in denen Raw Sternbuch<br />

mit dem Rosch Jeschiwe<br />

zusammen lehren durfte,<br />

hatte er gesehen, <strong>wie</strong> der<br />

Rosch Jeschiwe sZl. über<br />

seinen Körper geherrscht<br />

hatte. Sein Leben war ein<br />

Messirus Nefesch nur für<br />

Toiro und Chinuch!<br />

Raw Perelmann schlite<br />

verglich die Petiro des<br />

Rosch Jeschiwe sZl. mit


Nr. 25, 22. Siwan 5771 / 24. Juni 2011<br />

der „S’rejfas Bejs Haschem“, dem Churben<br />

des Bejs Hamikosch. Man hatte bei ihm eine<br />

andere Welt, eine andere Atmosphäre gespürt.<br />

Am Erew Schwu’es zum Beispiel lernte der<br />

Rosch Jeschiwe die Kinjone Hatoiro aus<br />

Pirkej Owois mit dem Perusch von Raw<br />

Chajim Woloschin sZl. Bei der Erklärung zu<br />

„b’Ejmo weJir’o“ weinte der Rosch Jeschiwe<br />

bitter. Er lebte mit dieser „Ejmo weJir’o“ und<br />

so müssen wir lernen zu leben.<br />

Elijohu Hanowi konnte sich jeder Generation<br />

anpassen, so auch der Rosch Jeschiwe, der die<br />

früheren Doirois sah und sich bis zur heutigen<br />

jungen Generation anpassen konnte. Er war<br />

für jeden da, er hatte für jeden Verständnis<br />

und er hat jedem geholfen.<br />

Herr Eli Rosengarten sprach Diwrej Prejdo,<br />

Worte des Abschieds, als Vertreter des Waad<br />

Hajeschiwe, indem er auch die früher erwähnten<br />

Worte von Elischo Hanowi zitierte. Der<br />

Rosch Jeschiwe war unser „Owi, Owi“, er<br />

war uns Chisuk gegeben, er hat uns den Weg<br />

gezeigt und er hat uns angespornt. Mit der<br />

doppelten Ausdrucksweise von „Owi, Owi“<br />

ist gemäss Meforschim „Vater und Mutter“<br />

Fotos: Chaim Shvarcz/Kuvien Images<br />

gemeint. „Aw“ für Ruchnijus und „Ejm“ für<br />

Gaschmijus – der Rosch Jeschiwe war für<br />

uns beides.<br />

Er hatte den S’chus von Arichas Jomim<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Herausgeber: Verein <strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich<br />

Administration: Telefon 044 201 4617, Fax 044 201 4626<br />

E-mail: djz.bloch@gmail.com<br />

www.diejuedischezeitung.ch / www.d-j-z.ch<br />

Redaktion: Josua Bloch, Nosson Rothschild<br />

Jahresabonnement: Schweiz Fr. 148.--, Ausland Fr. 209.-- inkl.LP<br />

Einzelnummer: Fr. 3.50<br />

Postcheck 80 - 53 342-3<br />

Inserate: Tarif auf Anfrage erhältlich<br />

Druck/Expedition: Ropress, 8048 Zürich<br />

<strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Zeitung</strong> übernimmt keine Verantwortung für das Kaschrus von<br />

Produkten und <strong>Die</strong>nstleistungen, für welche in der <strong>Zeitung</strong> inseriert wird.<br />

3<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Der Pscheworsker Rebbe, Reb Leibusch schlite war speziell aus Antwerpen zur Lewaje gekommen.<br />

Im Bild in Begleitung von Raw Schoul Breisch schlite (links) am Flughafen Zürich-Kloten.<br />

und trotzdem sind<br />

wir jetzt alleine<br />

geblieben. Wir<br />

hatten insgeheim<br />

gehofft, mit ihm<br />

zusammen Moschiach<br />

entgegen<br />

gehen zu können.<br />

Wir bitten nun<br />

den Rosch Jeschiwe<br />

sZl., dass<br />

er weiter für uns<br />

da sein und mit<br />

seinen Tefilois die<br />

Ge’ulo näher bringen soll. 48 Jahre war er Tag<br />

und Nacht für die Jeschiwe da, unsere Pflicht<br />

ist es nun, diese Aufgabe weiter zu führen.<br />

Der überaus grosse Zibbur aus der<br />

ganzen Schweiz und weiteren Städten<br />

Europas begleitete den grossen Niftor<br />

aus der Jeschiwe bis hinunter zur<br />

Hauptstrasse von Obernau. Beim Flughafen<br />

Zürich sprach der Strassburger<br />

Row, Raw Schlesinger schlite, Diwrej<br />

Hesped, bevor dann die Überführung<br />

nach Erez Jisroel vorgenommen wurde.<br />

Bei der überaus grossen Lewaje in<br />

Jeruscholajim rüttelte Raw J. D. Schlesinger<br />

schlite von Monsey, als einer der<br />

speziell nahen Talmidim des Rosch<br />

Jeschiwe sZl., mit seinem Hesped die<br />

Tausenden Zuhörer auf.<br />

Wir vermissen den Rosch Jeschiwe,<br />

wir weinen um diesen Godoil Hadoir.<br />

Hamokoim jenachem oisonu!<br />

T. N. Z. B. H. db<br />

<strong>Die</strong> Lewaje in Jeruscholajim<br />

in der Jeschiwas Mir


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

VON MOISHE MRESSE<br />

Der Bramberg<br />

In einem Moment des Awelus rasen die Gedanken.<br />

Eine ganze Epoche zieht an meinem<br />

geistigen Auge vorbei.<br />

Im Elul 5723/1963, wir lernen Nedorim, eröffnet<br />

der Rosh Jeshiwe seinen ersten Sman im<br />

Bramberg. <strong>Die</strong> gespannten Zuhörer sind ein<br />

Häufchen Bochrim, mehrheitlich aus Zürich.<br />

<strong>Die</strong>s sollte sich bald ändern. In den folgenden<br />

Semanim dürfen wir viele ausländische<br />

Bochrim begrüssen. Englisch und amerikanisches<br />

Jiddisch werden zur zweiten<br />

Hauptsprache. Auch die Kleidermode wird<br />

angepasst. USA, Belgien, Brasilien, Australien,<br />

England, Frankreich, Österreich, Israel<br />

usw. <strong>Die</strong> Jeschiwe wächst Boruch Haschem<br />

und der Bramberg platzt sehr rasch aus allen<br />

Nähten. In einem Beis Hamidrosch von weniger<br />

als 80 m2, lernen bald 80 Bochrim. Das<br />

räumliche Dachkus ist bedrückend. Von den<br />

sanitären Einrichtungen ganz zu schweigen.<br />

Wir gewöhnen uns an den Ruf der Nachbarn:<br />

„Jeschiwa Schule Fenster schliessen“. <strong>Die</strong> Besuche<br />

der Polizei wegen Lärmbelästigung im<br />

Villenquartier gehören bald zum Alltag. <strong>Die</strong><br />

Fenster müssen auch im Sommer geschlossen<br />

bleiben. Eine wahrlich „heisse Zeit“ beginnt.<br />

<strong>Die</strong> Hasmodo und der Koil HaToiro sind unbeschreiblich.<br />

Ohrenbetäubend. Mitreissend.<br />

Einmalig.<br />

Im Verlaufe der nächsten zwei Semanim, wir<br />

lernen Bowe Kame, geht ein Gerücht um:<br />

Der Rosch Jeschiwe träumt von einem neuen<br />

Gebäude, einem richtigen Jeschiwe Kampus.<br />

Wir können es kaum glauben. Der Ort wird<br />

gefunden, der Platz wird gekauft. Ein weiteres<br />

halbes Jahr im Bramberg vergeht, aber<br />

vorläufig bleibt alles beim alten. Wir lernen<br />

jetzt Kesubes.<br />

Nach einer Grippe-Epidemie in diesem Sman<br />

muss die ganze Jeschiwe auf Geheiss des<br />

Arztes an die frische Luft. <strong>Die</strong> Wanderung<br />

geht über Gütsch und Sonnenberg auf „unsere“<br />

Wiese in Kriens. Wir lernen und halten eine<br />

Art informelle Chanukas Habajis ab.<br />

Zwar träumen nun auch wir von dem neuen<br />

Kampus in Kriens, aber vorerst geht unser<br />

Leben im Bramberg seinen gewohnten Lauf.<br />

Kiduschin, Schenajim Oichsin, Hamafkid. <strong>Die</strong><br />

Hanochas Ewen Hapino (Grundsteinlegung)<br />

findet statt und der Binjen nimmt langsam<br />

Formen an.<br />

Cheskas Habatim. Meine eigene Jeschiwe-<br />

4<br />

Zeit geht leider zu Ende. Der letzte Sman. In<br />

Absprache mit dem Rosh Jeschiwe beginnt<br />

meine Berufsausbildung. „und a du machst<br />

schein, mach dos beste“ sind die Worte, die<br />

er mir auf den Weg gibt. Der Kontakt zur<br />

Jeschiwe und vor allem zum Rosch Jeschiwe<br />

bleibt; er wird sogar intensiver. Man schreibt<br />

das Jahr 1967.<br />

Es folgt die Einweihung des neuen Gebäudes,<br />

die Chanukas Habajis. <strong>Die</strong> Jeschiwe wächst<br />

und floriert Boruch Haschem.<br />

Meine Besuche über Purim und Joim Kipurim<br />

in der Jeschiwe sind aus meinem Leben und<br />

später auch dem meiner Familie <strong>nicht</strong> mehr<br />

wegzudenken. „Moische, kummst?!“ tönt<br />

es regelmässig vor Purim. <strong>Die</strong> Jahre ziehen<br />

dahin, aber die Tradition bleibt. „Moische,<br />

kummst?!“ heisst es immer <strong>wie</strong>der. Ich freute<br />

mich auf das Telefon, ohne es wirklich erwarten<br />

zu dürfen. <strong>Die</strong> von Pachad geprägte<br />

Distanz des jungen Talmid vor seinem Rebben<br />

ist mit der Zeit einer wohltuenden und<br />

herzerwärmenden Nähe gewichen. Wer hätte<br />

ahnen können, dass Erev Purim 5771 das<br />

allerletzte Mal war. Es fehlt mir jetzt schon.<br />

„Moische, kummst?!“ In meinem Innern<br />

bleibt dieser durchdringliche Ruf, mit dem<br />

er wahrscheinlich all seine Talmidim ständig<br />

zum Lernen und zum Besseren auffordert,<br />

hoffentlich für immer.<br />

Unterdessen ist die Anzahl früherer Talmidim,<br />

die jeweils über Jomim Noiroim in<br />

die Jeschiwe kommen, förmlich explodiert.<br />

Motzei Jom Kippur und Purim beim Abschied<br />

vom Rosch Jeschiwe – soweit es seine Kräfte<br />

jeweils zuliessen – immer dasselbe Ritual:<br />

„a groissen jejascher Keiach und ij“H iber a<br />

Johr in Simches und Gesund“. Und mit diesen<br />

Worten ging man jeweils nach Hause. Gestärkt<br />

und mit Simche im Herzen.<br />

48 Jahre hat diese Verbindung angehalten.<br />

Man ist fast versucht eine Analogie zu den<br />

48 Kinjonei HaToiro herzustellen. Fast ein<br />

Joiweil.<br />

Wir alle sind HKB“H zutiefst dankbar für den<br />

Rebben, den Er uns allen für so lange Zeit<br />

gegeben hat. Und natürlich danken wir dem<br />

Rosch Jeschiwe dafür, dass er sein Leben so<br />

total in den <strong>Die</strong>nst der Harbozas HaToiro, des<br />

Chinuch und der Öffentlichkeit schlechthin<br />

gestellt hat. Der Rosch Jeschiwe hat hohe<br />

Erwartungen in uns alle gesteckt. Es ist unsere<br />

Pflicht, ihm etwas zurückzugeben. Sein unbeschreibliches<br />

Messirus Nefesch zeigt dann<br />

Früchte, wenn wir sagen können: Ja, Rosch<br />

Nr. 25, 22. Siwan 5771 /24. Juni 2011<br />

Jeschiwe, wir lernen, wir nehmen viel mit und<br />

tragen die Botschaft von Toiro-Lernen und<br />

Gemilus Chassodim in Eurem Sinn weiter!<br />

Sein Vermächtnis<br />

Ich möchte hier einen Gedanken ausführen,<br />

den wir in unserem Schiur beim Rosch Jeschiwe<br />

im Hamafkid-Sman erfahren durften.<br />

Doch zuvor ein kleines Experiment: Der<br />

Rosch Jeschiwe hatte unglaublich viele Facetten.<br />

So viele, dass wahrscheinlich jeder<br />

seinen „ganz persönlichen und eigenen Rosch<br />

Jeschiwe“ hatte. Man lehne sich also zurück,<br />

lasse die Zeit Revue passieren und frage sich:<br />

Was bleibt mir aus dieser Zeit? Was nehme ich<br />

Konkretes mit vom Rosch Jeschiwe? Was ist<br />

sein Vermächtnis mir gegenüber und womit<br />

prägt er mein Leben? Und – last bu not least<br />

– was gebe ich ihm zurück?<br />

Natürlich, die spontane Antwort: Ach es gibt<br />

so vieles. <strong>Die</strong>se Antwort reicht <strong>nicht</strong>. Im Sinn<br />

von „Bo Chabakuk weheemidon al achas“<br />

(Makois 24a) – der Prophet Chabakuk fasste<br />

die ganze Toiro in einem Satz zusammen<br />

– sollte man auch hier versuchen, für den<br />

Moment einen ganz bestimmten Gedanken<br />

herauszupicken und auszuformulieren. Gewissermassen<br />

ein Lebensmotto oder vielleicht<br />

besser eine Verpflichtung. OK? Versuchen<br />

Sie es!<br />

In dem folgenden Pschat könnte ein solches<br />

Lebensmotto liegen. Der Pschat verkörpert<br />

erstens die Art <strong>wie</strong> der Rosch Jeschiwe eine<br />

Raschi lernte und zweitens, <strong>wie</strong> er seine eigene<br />

Arbeit mit der Jeschiwe sah und drittens, was<br />

er von uns verlangte.<br />

In einem unserer Gemore Schiurim warf der<br />

Rosch Jeschiwe zwei Fragen auf:<br />

1) Was soll ein Mensch tun, der seinen<br />

Chaver, seine Chavrusse <strong>nicht</strong> richtig gern<br />

hat? Der Weohavto lereiacho komoicho <strong>nicht</strong><br />

erfüllen kann?<br />

2) Im Bechukoissai teileichu – wenn ihr<br />

in Meinen Gesetzen gehen werdet– sagt Raschi:<br />

Das heisst – schetihju ameilim baToiro<br />

–dass ihr euch bemüht um Toiro oder abmüht<br />

mit Toiro. Was will hier Raschi sagen? Geht<br />

es lediglich darum, die geforderte Bemühung<br />

zu beschreiben?<br />

Nachdem wir gerade in Bowe Metzie 38a<br />

hielten, erklärte er uns, dass der Schlüssel<br />

zur Beantwortung beider Fragen in dieser<br />

Gemore liege. Dort finden wir das Prinzip:<br />

Odom roize bekav scheloi – ein Mensch will<br />

ein eigenes Mass – mitischo kabin schel cha-


Nr. 25, 22. Siwan 5771 / 24. Juni 2011<br />

veiroi – mehr als das Neunfache des anderen.<br />

Man zieht etwas Eigenes um ein Vielfaches<br />

dem entsprechenden Gut des anderen vor.<br />

Warum ist das wohl so? Geht es denn <strong>nicht</strong><br />

einfach um einen Wert? Warum will ich<br />

<strong>nicht</strong> einfach das „teurere“? Erklärt Raschi<br />

zur Stelle: Chavivo olow al jedei sche‘omal<br />

bohem – er liebt das Eigene, weil er sich darum<br />

bemüht hat. Fragt der Rosch Jeschiwe:<br />

„Und warum? Soll er doch immer noch das<br />

Wertvollere bevorzugen?“<br />

Und gleich gibt er die Antwort. Wir haben<br />

einen Grundsatz in Chasal (Jewomois 25b):<br />

Odom koroiv eizel azmoi – ein Mensch ist zu<br />

sich selbst „verwandt“ oder im übertragenen<br />

Sinn ist sich selbst am nächsten. Das heisst,<br />

er liebt sich selbst mehr als andere. Wenn<br />

ich also etwas gern haben möchte, muss ich<br />

schauen, dass es ein Stück von mir selbst wird.<br />

Und <strong>wie</strong> kann ich das bewerkstelligen? Meine<br />

Zeit, meine Kraft, das bin ich. Sobald ich in<br />

irgend etwas – einen Menschen, ein Feld,<br />

eine Sache – meine Zeit oder Kraft investiere,<br />

wird es ein Teil von mir! Es enthält ja meine<br />

Zeit, „mich“. Und wenn es ein Teil von mir<br />

selbst ist, liebe und schätze ich es mehr als das<br />

vergleichbare Gut eines Anderen. Der Chawer<br />

wird <strong>wie</strong> meine Hand. Meine eigene Hand ist<br />

mir bedeutend näher als die eines Anderen,<br />

5<br />

denn das bin ich selbst. Deshalb Odom roize<br />

bekav scheloi usw.<br />

Wenn nun jemand seinen Nächsten, seinen<br />

Chawer, seine Chawrusse etc <strong>nicht</strong> liebt,<br />

dann soll er in diesen Chawer investieren,<br />

Zeit und Effort. Er soll mit ihm lernen, ihm<br />

helfen zu steigen. Sobald meine Arbeit in<br />

meinem Nächsten beginnt zu wirken, wird er,<br />

der vormals Fremde, ein Stück von mir. Und<br />

wer liebt <strong>nicht</strong> sich selbst! Das heisst auch:<br />

We‘oawto lereiacho komoicho ¬– sorge dafür,<br />

dass dein Nächster ein Stück „komoicho“, ein<br />

Stück von Dir selbst wird.<br />

So muss man auch den Possuk von Im bechukoisai<br />

teilechu verstehen. Auch hier benutzt<br />

Raschi das Wort Omol für Anstrengung,<br />

Arbeit. Schetihju ameilim baToiro – ihr sollt<br />

euch abmühen mit Toiro, investieren in Toiro,<br />

Zeit verbringen mit Toiro. Warum ist das so<br />

wichtig? Dann wird Toiro ein Teil von Euch<br />

selbst und erst dann werdet ihr fähig sein,<br />

Toiro richtig zu lieben.<br />

Unser Rosch Jeschiwe hat sein ganzes Leben<br />

in uns, seine Talmidim investiert. Und das<br />

immer mit Bezug auf das Toiro-lernen. Ist es<br />

da verwunderlich, dass er uns alle <strong>wie</strong> auch<br />

sein und unser Lernen über alle Massen geliebt<br />

hat? Sind wir nach seinem eigenen Pschat<br />

<strong>nicht</strong> alle ein Stückchen von ihm geworden?<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Sicher ja! Aber was heisst das? Es ist die Verpflichtung<br />

etwas zurückzugeben. In gleichem<br />

Mass zu versuchen, unsere Zeit und Kraft für<br />

das Lernen und Verbreiten von Toiro in unsere<br />

Kinder und Chaveirim zu investieren. Genau<br />

damit liegt sein Vermächtnis. Damit können<br />

wir zu seinem Iluj Neschomo und letztlich zu<br />

unserem eigenen Wohlergehen auf dieser und<br />

der kommenden Welt beitragen.<br />

Unsere Verpflichtung<br />

In einem seiner letzten Schmuessim in Zürich<br />

– es war an einem denkwürdigen Simchas<br />

Toiro Abend vor Ato horeisso – sagte er<br />

folgendes. Wir alle werden jetzt die Seifer<br />

Toiro aus dem Oroin Hakoidesch nehmen, sie<br />

umarmen, küssen und mit ihr tanzen. „Und<br />

wer sogt, sie will weren gekuscht!“ fragte er<br />

eindringlich. Wer gibt mir das Recht, die Toiro<br />

zu küssen? Wie man um eine Kallo werben<br />

muss, ihrer Wert sein muss, bevor man sie in<br />

die Arme nehmen darf, genauso muss man<br />

eine ganze Anzahl Bedingungen erfüllen,<br />

bevor man die Toiro umarmen darf. Man wirbt<br />

um sie, indem man sie lernt und erfüllt! Erst<br />

dann können wir mit gutem Gewissen die<br />

Toiro küssen und mit ihr tanzen.<br />

Luchois nischberu weoisijois poirchois<br />

(Psochim 87b) – die steinernen Tafeln sind


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

zerbrochen, die Buchstaben fliegen aber in<br />

der Luft. <strong>Die</strong>ser Ausspruch von Chasal kann<br />

im übertragenen Sinn auf die Petiro von einem<br />

Zaddik, von unserem Rosch Jeschiwo,<br />

angewendet werden. <strong>Die</strong> Luchois, das ist die<br />

physische Existenz des Zaddik, die mit der<br />

Petiro aufhört. <strong>Die</strong> oisijois, das ist seine Toiro,<br />

die weiterlebt und aufgegriffen werden kann.<br />

Interessanterweise sprechen Chasal weder von<br />

Pssukim poirchim – ganzen Sätzen – noch von<br />

Parschijois poirchois – ganzen Abschnitten,<br />

die in der Luft fliegen. Sie benutzen den Oiss,<br />

die kleinste Einheit, den Buchstaben, um die<br />

nach dem Zerbrechen der Luchois, nach der<br />

Petiro des Zaddik bei uns bleibende Toiro zu<br />

charakterisieren.<br />

Vielleicht liegt hier ein Hinweis darauf, dass<br />

all denjenigen, die sich für die Weiterexistenz<br />

des Zaddik einsetzen wollen, <strong>nicht</strong>s anderes<br />

übrig bleibt, als entsprechend ihren Möglichkeiten<br />

weiterzulernen und so zu versuchen,<br />

die Toiro des Zaddik am Leben zu erhalten.<br />

Dass dies grundsätzlich möglich ist, liegt im<br />

Ausdruck von oissijois poirchois. <strong>Die</strong> Buchstaben<br />

liegen in der Luft. Sie müssen <strong>wie</strong>der<br />

auf eine Basis gebracht und <strong>wie</strong> ein Puzzle<br />

zusammengesetzt werden.<br />

6<br />

Das Zusammenfügen dieser Buchstaben zu<br />

einem kohärenten Stück Toiro ist allerdings<br />

mit viel ameilus, mit grossem Einsatz und<br />

schweisstreibender Arbeit verbunden. <strong>Die</strong><br />

Toiro des Talmid Chochom muss zuerst<br />

<strong>wie</strong>der erarbeitet werden. Sie bleibt dann die<br />

Toiro des Zaddik, erhält aber unvermeidlich<br />

auch den Stempel desjenigen aufgedrückt,<br />

der sie <strong>wie</strong>der aufgegriffen hat. <strong>Die</strong> Oissijois<br />

„wollen“ <strong>wie</strong>der ein Ganzes bilden, brauchen<br />

dazu aber unsere Anstrengung.<br />

Damit ist auch klar worin der Unterschied<br />

liegt, zwischen diesen Oissijois, die von den<br />

Luchois des Zaddik stammen und anderen<br />

<strong>nicht</strong> vorbestimmten OIssijois, die jedem<br />

Menschen zur Formulierung seiner eigenen<br />

Gedanken zur Verfügung stehen. Mit den<br />

Oissijois von der Toiro des Talmid Chochom<br />

ist eine spezielle Sijato diSchmajo verbunden<br />

(Maharscho). Es ist offenbar viel leichter<br />

diese Buchstaben <strong>wie</strong>der zu einem Abschnitt<br />

zu verbinden, als andere Oissijois, die <strong>nicht</strong><br />

Teil der Luchois waren. Es ist, als ob diese<br />

OIssijois magnetisch sind und von selbst<br />

<strong>wie</strong>der zusammen „sein wollen“. Mit der Hilfe<br />

von Haschem ergibt sich am Ende <strong>wie</strong>der ein<br />

konsistentes Ganzes, das einen Sinn ergibt.<br />

Nr. 25, 22. Siwan 5771 /24. Juni 2011<br />

Und genau hier liegt unsere Aufgabe. Wenn<br />

wir zeigen wollen, dass das ganze Leben, die<br />

ganze Arbeit unseres Rosch Jeschiwe wirklich<br />

gut investiert ist, dann müssen wir in seinem<br />

Sinn seine Toiro <strong>wie</strong>der beginnen zusammenzusetzen.<br />

Wir müssen sein Vermächtnis<br />

übernehmen. Lernen und lehren so <strong>wie</strong> er es<br />

uns Zeit seines Lebens vorgelebt hat.<br />

Genau das meint auch der Possuk (Tehilim<br />

40-8) nach dem Lekutei Maharan. Dovid<br />

Hamelech sagt: Hinei bossi bimgilas seifer<br />

kosuw olaj – siehe ich komme mit der Seifer-<br />

Rolle „auf mich geschrieben“. Erst wenn jeder<br />

von uns beginnt, alles gelernte zuerst auf sich<br />

zu beziehen und das maximal Mögliche herauszulernen,<br />

kann man mit gutem Gewissen<br />

sagen: Ato bossi – jetzt bin ich gekommen.<br />

Jetzt bin ich meiner Lehrer und Rabbei’im<br />

würdig, jetzt bin ich wirklich „da“!<br />

Möge HKB“H helfen, dass wir begreifen, was<br />

uns der Rosch Jeschiwe Zeit seines Lebens<br />

mitteilen wollte, dass wir daraus lernen und es<br />

erfüllen. Dann wird uns der Rosch Jeschiwe<br />

sicher ein Meiliz Joischer sein, und HKB“H<br />

wird bald die vollkommene Erlösung bringen,<br />

bimheiro bejomeinu, omein.<br />

Ein Zadik hat unser Land verlassen<br />

VON RAW A. A. RABINOWITSCH<br />

Für das Schweizer Judentum, das die Sechijo<br />

gehabt hat, einer der grössten Marbize<br />

Tauro unserer Generation in ihrer Mitte als<br />

Rosch Jeschiwa zu haben, ist der Verlust<br />

durch die Petiro von Raw Kopelman sZl.<br />

unbeschreiblich.<br />

Für die <strong>Jüdische</strong> Gemeinde Luzern war es ein<br />

ganz besonderer S’chus, einen Godaul Betauro<br />

von solchem Format zu ihren Mitgliedern<br />

zählen zu dürfen.<br />

Wenn man reine, kompromisslose, unverfälschte<br />

Diwrej Tauro und Mussor aus berufenem<br />

Mund hören wollte, konnte man sogar<br />

am Schabbos nach Obernau gehen und sich<br />

vom Schmus des Rosch Jeschiwe beeinflussen<br />

lassen. <strong>Die</strong>se segensreiche Quelle von Tauro<br />

und von so vielen wertvollen Broches ist nun<br />

leider versiegt.<br />

Ich möchte hier einen Gedanken im Zusammenhang<br />

mit dem Wegzug eines Zadiks<br />

erwähnen, den der Rosch Jeschiwa sZl. beim<br />

Hesped über Reb Moische sZl. gebracht hat.<br />

Zum Possuk: „Wajeze Jakauw miBe’er<br />

Schowa“ – Jakauw Owinu „ging hinaus“ von<br />

Be’er Schowa bringt Raschi von Chasal: „So<br />

lange der Zadik sich in der Stadt befindet, ist<br />

er ihre Pracht, ihr Glanz und ihre Schönheit.<br />

Wenn er aber von dort wegzieht, weichen<br />

ihre Pracht, ihr Glanz und ihre Schönheit.“<br />

Dazu erklärt der Maharal: „<strong>Die</strong>se drei Ausdrücke<br />

sind drei Gebiete, in denen der Zadik<br />

die Umgebung bereichert, in der er wohnt.<br />

Mit „Haudo“ – Pracht ist die Jiras Schomajim<br />

gemeint, die der Zadik auf seine ganze<br />

Umgebung ausstrahlt.<br />

Mit „Siwo“ – Glanz ist die Tauro gemeint, die<br />

er gelernt und gelehrt hat. Der Rosch Jeschiwe<br />

sZl. war 65 Jahre Rosch Jeschiwe und hat<br />

mit Tausenden von Talmidim Tauro gelernt.<br />

Mit „Hadoro“ – Schönheit sind die guten Midaus,<br />

die Eigenschaften des Zadiks, gemeint,<br />

die auch auf die ganze Umgebung ausstrahlen.<br />

In diesen drei Hinsichten hat Raw Kopelman<br />

sZl. unser Land und seine Talmidim in der<br />

ganzen Welt beeinflusst und bereichert. dies<br />

alles haben wir nun leider mit der Petiro des<br />

Rosch Jeschiwe verloren.<br />

Als der heilige Tano Rabbi ben Chanino ben<br />

Tradjaun mitten in seinem Limud Hatauro<br />

brutal von den Römern durch Verbrennen<br />

ermordet wurde, wird in der Gemoro der Ausdruck<br />

erwähnt: „Gewilim nisrofin weAusijaus<br />

paurchaus boAwir – das Pergament der Sefer<br />

Tauro ist verbrannt und die Buchstaben fliegen<br />

herum“ (Awaudo Soro 18). Reb Moische sZl.<br />

hat nach meiner Erinnerung diese Worte von<br />

Chasal nach dem Tod eines unserer Gedaulim<br />

folgendermassen erklärt: „Ein wahrer Talmid<br />

Chochom und Zadik wirdmit einer lebenden<br />

Sefer Tauro verglichen. Sein Können ist das<br />

Pergament dieser Tauro-Rolle. Seine Tauro,<br />

seine Keduscho und seine guten Mides sind<br />

die Buchstaben dieser Sefer Tauro.<br />

„Nach der Petiro eines Godaul baTauro<br />

fliegen nun sozusagen diese Buchstaben des<br />

Zadiks in der Luft herum und suchen andere<br />

Körper, in denen sie aufgenommen werden<br />

können. In einem solchen Moment bietet sich<br />

jedem die Gelegenheit, irgendeine der guten<br />

Eigenschaften des Zadiks oder etwas von<br />

seiner Tauro oder seinem Jiras Schomajim<br />

in sich aufzunehmen.“<br />

Nach der Petiro des Rosch Jeschiwe sZl.<br />

befinden wir uns alle auch in einer solchen<br />

Situation. Neben dem grossen Schmerz um<br />

den unermesslichen Verlust bietet sich nun die<br />

Gelegenheit, uns etwas von den vielseitigen<br />

und gewaltigen „Mides Tauwes“ oder von<br />

der Grösse in allen Bereichen von Tauro und<br />

Awaudo des Rosch Jeschiwe sZl., <strong>wie</strong> es uns so<br />

wunderbar von den verschiedenen Rabbonim<br />

geschildert wurde, anzueignen.<br />

Chawal al d’owdin welau mischtakchin.


Nr. 25, 22. Siwan 5771 / 24. Juni 2011<br />

<strong>Die</strong> erwartete Abstimmung über eine palästinensische<br />

Souveränität in der Uno im<br />

September sei „wichtig, jedoch <strong>nicht</strong> zentral“,<br />

sagte Aussenminister Avigdor Lieberman am<br />

Montag, am zweiten Tag des Treffens des<br />

Direktoriums des <strong>Jüdische</strong>n Weltkongresses<br />

WJC in Jerusalem. Während alles Interesse<br />

auf die Möglichkeit konzentriert sei, dass<br />

die UNO einen palästinensischen Staat anerkennen<br />

könnte, warnte Liebermann, dass der<br />

Iran der Welt weiterhin trotze und mit seinem<br />

Nuklearprogramm fortfahre.<br />

„<strong>Die</strong> internationale Gemeinschaft hat die<br />

Angelegenheit des Irans und dessen Wunsch,<br />

eine Nuklearmacht zu werden, vergessen“,<br />

sagte er. „Es ist klar, dass der Iran seine Pläne<br />

<strong>nicht</strong> mehr zu verbergen versucht, sondern<br />

alles in seiner Macht Stehende tut, um diese<br />

Fähigkeit zu erreichen.“ Der Iran, sagte er,<br />

sollte zuoberst auf der diplomatischen Agenda<br />

Israels stehen, gefolgt von der Situation in der<br />

arabischen Welt, und der Delegitimierungs-<br />

Kampagne gegen Israel in der Welt. Erst<br />

danach komme der diplomatische Prozess<br />

mit den <strong>Palästinenser</strong>n.<br />

Bezüglich der Unruhen in der arabischen<br />

Welt sagte Lieberman, dass er hoffe, dass in<br />

der Region eine demokratische Veränderung<br />

Wurzel fassen werde. „Ägypten, unser grösster<br />

Nachbar, ist vielleicht unser verlässlichster<br />

7<br />

Partner in der arabischen Welt seit 1978“,<br />

sagte er. „Wir beobachten die Situation in<br />

Ägypten. Ich wünsche es für mich und für<br />

sie, dass sie eine erfolgreiche, blühende und<br />

demokratische Gesellschaft haben werden.“<br />

Was den diplomatischen Prozess mit den<br />

<strong>Palästinenser</strong>n betrifft, so betonte der<br />

Vorsitzende von Israel Beiteinu, dass die<br />

Regierung bereit sei, die Verhandlungen<br />

mit den <strong>Palästinenser</strong>n zu jeder Zeit ohne<br />

Vorbedingungen neu zu beginnen, trotz der<br />

„ausgesprochenen Hetzkampagne“, die ihre<br />

Führung gegen Israel führt. Allerdings habe<br />

der Präsident der palästinensischen Behörde,<br />

Mahmoud Abbas, bezüglich der Flüchtlinge<br />

und der Anerkennung Israels als Nation des<br />

jüdischen Volkes sogar eine härtere Position<br />

eingenommen als Yassir Arafat.<br />

Der palästinensische Führer wolle bald zurückzutreten,<br />

deshalb sei für ihn wichtig, was<br />

für einen Platz er in der Geschichte einnehmen<br />

wird, und eine sichere und respektable<br />

Zukunft.<br />

Eine Versöhnung zwischen der Hamas und<br />

Fatah und die Anerkennung eines palästinensischen<br />

Staates im September sei für<br />

Abbas deshalb wichtiger als „jegliche Lösung<br />

zwischen uns und den <strong>Palästinenser</strong>n“, sagte<br />

Liebermann.<br />

Verteidigungsminister Ehud Barak betonte<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Aussenminister Liebermann:<br />

Uno-Abstimmung über palästinensischen<br />

Staat <strong>nicht</strong> überbewerten<br />

Einige Politiker in Europa behandelten die<br />

<strong>Palästinenser</strong> <strong>wie</strong> ein verwöhntes Kind. Sie<br />

sollten ihnen stattdessen besser die Wahrheit<br />

sagen, sagte Premierminister Benjamin<br />

Netanjahu am Sonntag bei einem Treffen<br />

mit dem auf Besuch weilenden bulgarischen<br />

Aussenminister Nikolay Mladenov.<br />

Laut Regierungsquellen soll Netanjahu zu<br />

Mladenov, der als einer der israelfreundlichsten<br />

Aussenminister in der EU betrachtet wird,<br />

gesagt haben, dass es Politiker in der EU gebe,<br />

die nie zögerten, Israel zu sagen, was sie von<br />

ihm erwarteten, sich jedoch zurückhielten,<br />

gegenüber den <strong>Palästinenser</strong>n dieselben<br />

Ansprüche zu stellen.<br />

Er sprach im Besonderen das Widerstreben<br />

einiger Leute in der EU an, die <strong>Palästinenser</strong><br />

explizit dazu aufzurufen, auf das „Recht auf<br />

Rückkehr” zu verzichten und Israel als Staat<br />

des jüdischen Volkes anzuerkennen, obwohl<br />

diese Europäer keine Bedenken hätten, Israel<br />

während eines Treffens in Paris mit dem<br />

französischen Verteidigungsminister Gérard<br />

Longuet ebenfalls die Notwendigkeit, Teheran<br />

daran zu hindern, nukleare Fähigkeiten zu<br />

entwickeln. „Der Iran arbeitet auf hinterhältige<br />

und ausgeklügelte Weise“, sagte Barak.<br />

„Sie legen die Welt herein, fahren mit der<br />

Entwicklung von Langstreckenraten fort und<br />

versuchen, Nuklearwaffen zu entwickeln.<br />

Nuklearwaffen in den Händen des Irans sind<br />

ein Problem für die gesamte Welt.“<br />

Barak besprach auch die geplante, nächste<br />

Protestreise einer Schiffsflottille nach Gaza<br />

und sagte, dass es dafür keine Notwendigkeit<br />

gebe, da in Gaza keine „humanitäre Krise“<br />

herrsche. „Wenn sie Güter nach Gaza bringen<br />

wollen, können sie es durch den Hafen von<br />

Aschdod oder durch El Arish tun“, sagte er.<br />

„<strong>Die</strong> Flottille ist eine reine Provokation.“<br />

Barak hat mit seinem Kollegen auch das<br />

Schicksal des entführten Soldaten Gilad<br />

Shalit besprochen – der sowohl israelischer<br />

als auch französischer Bürger ist – und gesagt,<br />

dass die Hamas eine Terrororganisation<br />

sei. Falls sie sich an einer palästinensischen<br />

Regierung beteiligen wolle, müsse sie Israel<br />

anerkennen, dem Terrorismus abschwören,<br />

frühere israelisch-palästinensische Vereinbarung<br />

akzeptieren und ihre Terrorinfrastruktur<br />

auflösen. JTA<br />

Netanjahu: <strong>Palästinenser</strong> <strong>nicht</strong> <strong>wie</strong><br />

<strong>“verwöhnte</strong> <strong>Kinder”</strong> behandeln<br />

dazu aufzufordern, sich mit einem palästinensischen<br />

Staat entlang der 1967er Grenzen<br />

einverstanden zu erklären und Jerusalem neu<br />

zu teilen.<br />

Weil sie mit den <strong>Palästinenser</strong>n <strong>nicht</strong> mit<br />

der gleichen Entschlossenheit und Offenheit<br />

sprächen <strong>wie</strong> mit Israel, sagte Netanjahu,<br />

er<strong>wie</strong>sen sie den wenigen palästinensischen<br />

Führern, die zu einem Kompromiss bereit<br />

sind und ihre Unterstützung verdienen, einen<br />

schlechten <strong>Die</strong>nst.<br />

Israelische Beamte beklagen sich seit langem,<br />

dass die Europäer sich bezüglich der<br />

Lösungen, die sie sich über die zukünftigen<br />

Grenzen Jerusalems vorstellen, sehr spezifisch<br />

ausdrücken. Über Angelegenheiten <strong>wie</strong><br />

derjenigen der Flüchtlinge sagen sie aber<br />

oft einfach nur, dass „eine gerechte Lösung<br />

gefunden werden muss”.<br />

Warum werde <strong>nicht</strong> dieselbe Formel verwendet,<br />

wenn über alle Themen gesprochen wird<br />

und <strong>nicht</strong> gesagt, dass „eine gerechte Lösung”<br />

bezüglich der Grenzfragen gefunden werden<br />

müsse, statt die 1967er Grenzen als einzige<br />

Lösung dieser Angelegenheit zu nennen?<br />

Netanjahu, der anfangs Juli nach Bulgarien<br />

und Rumänien reisen soll, <strong>wie</strong>derholte<br />

Israels Opposition gegen das Vorhaben der<br />

<strong>Palästinenser</strong>, sich an die UNO-Generalversammlung<br />

zu wenden, und sagte, dass eine<br />

Anerkennung der Uno die maximalistischen<br />

,palästinensischen Positionen in einen „Uno-<br />

Zement” fixieren und spätere Flexibilität<br />

verhindern würden.<br />

Um den Frieden zu fördern, sagte Netanjahu,<br />

sei es nötig, den Schritt der PA in der Uno zu<br />

bekämpfen.<br />

Bulgarien und die Länder Rumänien, Polen<br />

und die tschechische Republik gehören zu<br />

Israels engsten Unterstützern in der EU. Als<br />

sie noch Teil des Warschauer Pakts waren,<br />

gehörten sie zu den fast hundert Ländern, die


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

in den späten 1980er Jahren einen palästinensischen<br />

Staat anerkannten.<br />

Ungeachtet dessen arbeitet Israel daran, diese<br />

Länder zu überzeugen, im September gegen<br />

die Anerkennung eines palästinensischen<br />

Staates in der Uno zu stimmen, und Mladenov<br />

soll – laut einem Regierungsbeamten – während<br />

seinen Treffen in Jerusalem den Eindruck<br />

erweckt haben, dass Bulgarien den palästinensischen<br />

Schritt <strong>nicht</strong> unterstützen werde.<br />

Kurz nach dem Treffen traf sich Netanjahu<br />

auch mit der aussenpolitischen Chefin der<br />

Ein Treffen, das am <strong>Die</strong>nstag in Kairo zwischen<br />

dem palästinensischen Präsidenten<br />

Mahmoud Abbas und dem Hamasführer<br />

Khaled Mashaal hätte stattfinden sollen, ist<br />

auf unbestimmte Zeit verschoben worden.<br />

<strong>Die</strong> zwei Männer sollten die Bildung der<br />

neuen palästinensischen Einheitsregierung<br />

ankündigen.<br />

Letzte Woche hatten Unterhändler von Hamas<br />

und Fatah, die Gespräche in Kairo geführt<br />

hatten, erklärt, dass sie zu einer Vereinbarung<br />

über die Zusammensetzung der geplanten<br />

Regierung gekommen seien. Sie sagten,<br />

dass Abbas und Mashaal für <strong>Die</strong>nstag nach<br />

Kairo eingeladen worden seien, um das neue<br />

8<br />

Nr. 25, 22. Siwan 5771 /24. Juni 2011<br />

Schlag für die palästinensische Einheit<br />

Gespräche zwischen Abbas und Mashaal abgesagt<br />

Syrische Truppen haben ihre Razzien in der<br />

Nähe der türkischen Grenze auf die Handelsstadt<br />

Aleppo ausgedehnt, während Präsident<br />

Bashar Assad zum dritten Mal seit Beginn der<br />

Aufstände Reformen versprach, die laut den<br />

Protestierenden den Forderungen des Volks<br />

<strong>nicht</strong> entsprachen.<br />

Dutzende von Studenten an der Universität<br />

von Aleppo wurden am Montag nach Protesten<br />

verhaftet, und zwölf Leute, darunter ein<br />

Prediger in einer Moschee, wurden im nahe<br />

gelegenen Dorf Tel Rifaat festgenommen,<br />

das zwischen Aleppo und der türkischen<br />

Grenze liegt.<br />

<strong>Die</strong> Demonstranten auf dem Universitätsgelände<br />

hatten die Rede von Assad, seine<br />

dritte seit dem Beginn des Aufstands gegen<br />

seine Herrschaft vor drei Monaten, kritisiert,<br />

inspiriert von den Volksprotesten in der<br />

gesamten arabischen Welt, die die autokratischen<br />

Herrscher in Tunesien und Ägypten<br />

stürzten. In der Rede an der Universität von<br />

Damaskus betonte Assad <strong>wie</strong>derum seine<br />

Bereitschaft zu einem „nationalen Dialog”<br />

und versprach neue Gesetze für die Medien<br />

und Parlamentswahlen. <strong>Die</strong> Aktivisten zeigten<br />

EU, Catherine Ashton, und dem Quartett-<br />

Gesandten Tony Blair. <strong>Die</strong>ses Treffen wurde<br />

ohne Mitarbeiter oder Berater geführt, und es<br />

wurde <strong>nicht</strong>s über seinen Inhalt bekannt, ausser<br />

dass Netanjahu die beiden gebeten hatte,<br />

einen klaren Aufruf an die Hamas zu machen<br />

– so <strong>wie</strong> der französische Präsident Nicolas<br />

Sarkozy und die deutsche Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel es getan haben – den entführten<br />

Soldaten Gilad Shalit freizulassen, und den<br />

Druck auf die Führung der Organisation zu<br />

verstärken.<br />

Kabinett anzukündigen.<br />

Bereits am 4. Mai hatten die zwei Parteien angekündigt,<br />

dass sie unter der Schirmherrschaft<br />

der ägyptischen Regierung eine Versöhnung<br />

erzielt hätten. <strong>Die</strong>se sieht die Bildung einer<br />

Einheitsregierung vor, die aus unabhängigen<br />

Persönlichkeiten bestehen würde, deren<br />

Aufgabe es wäre, die Präsidentschafts- und<br />

Parlamentswahlen vorzubereiten, die innert<br />

eines Jahres abgehalten werden würden.<br />

Fatah und Hamas konnten sich jedoch <strong>nicht</strong><br />

über die Person des Premierministers einigen,<br />

der die gemeinsame Regierung leiten würde.<br />

<strong>Die</strong> Fatah beharrt weiterhin auf der Ernennung<br />

ihres gegenwärtigen Premierministers Salam<br />

Eine Regierungsquelle sagte, dass es in<br />

Netanjahus Gesprächen in den letzten Tagen<br />

mit besuchenden Beamten darum ging, <strong>wie</strong><br />

man einen Rahmen finden könne, um die<br />

Gespräche neu zu starten. Das würde die<br />

<strong>Palästinenser</strong> dazu bewegen, ihren Antrag bei<br />

der Uno im September zurückzuziehen. Israel<br />

hat jedoch klar gemacht, dass es die Gespräche<br />

<strong>nicht</strong> neu aufnehmen wird, falls die Hamas<br />

Teil der palästinensischen Regierung wird.<br />

JTA<br />

Fayyad, während die Hamas sagt, sie würde<br />

nie zusammen mit ihm in einer Regierung<br />

sitzen.<br />

<strong>Die</strong> Absage des Treffes zwischen Abbas und<br />

Mashaal vom <strong>Die</strong>nstag wird als schwerer<br />

Rückschlag für den von Ägypten vermittelten<br />

Aussöhnungspakt betrachtet.<br />

Azzam al-Ahmed, der Leiter der Fatah-Delegation<br />

bei den Gesprächen mit der Hamas,<br />

sagte, dass Anstrengungen unternommen<br />

werden, um ein neues Datum für den Gipfel<br />

festzusetzen. Das Treffen sei auf Wunsch der<br />

Fatah abgesagt worden, „um eine bessere Atmosphäre<br />

für die Aussöhnungsvereinbarung<br />

zu schaffen“. JTA<br />

Syrische Truppen säubern Aleppo<br />

Assad verspricht erneut Reformen<br />

sich jedoch abweisend, und die USA forderten<br />

von Assad Taten, <strong>nicht</strong> Worte.<br />

Syrische Rechtsgruppen sagen, dass beim<br />

massiven militärischen Durchgreifen mindestens<br />

1300 Zivilpersonen getötet und<br />

10’000 festgenommen wurden. Wegen des<br />

militärischen Angriffs flüchteten Tausende<br />

von Menschen über die nahe gelegene Grenze<br />

in die Türkei.<br />

<strong>Die</strong> zentralen Quartiere in der Stadt Aleppo,<br />

Syriens zweitgrösster Stadt, sind zu einem<br />

grossen Teil ruhig geblieben, bei einer<br />

starken Sicherheitspräsenz und der intakten<br />

politischen Übereinkunft zwischen den<br />

aleppischen sunnitischen Geschäftsfamilien<br />

und der regierenden Hierarchie, von Syriens<br />

Minderheits-Alawitensekte, einem Zweig des<br />

schiitischen Islams.<br />

Syrien, ein Land mit 20 Millionen Einwohnern,<br />

ist vor<strong>wie</strong>gend sunnitisch, und die Proteste,<br />

<strong>Die</strong> politische Freiheiten und ein Ende<br />

der 41jährigen Herrschaft der Familie Assad<br />

fordern, waren am stärksten in den vor<strong>wie</strong>gend<br />

sunnitischen ländlichen Gegenden und Städten,<br />

im Gegensatz zu gemischten Gebieten.<br />

<strong>Die</strong> Türkei zeigt sich gegenüber dem syrischen<br />

Präsidenten verstärkt kritisch, nachdem es<br />

ihn zuvor in seinem Begehren, einen Frieden<br />

mit Israel zu suchen und die Beziehungen<br />

zu den USA zu verbessern, unterstützt hatte.<br />

Ein ranghoher, türkischer Beamter sagte am<br />

Sonntag, dass Assad weniger als eine Woche<br />

Zeit habe, um die seit langem versprochenen<br />

politischen Reformen umzusetzen, bevor<br />

eine „ausländische Intervention” beginne,<br />

obwohl er sich <strong>nicht</strong> klar aussprach, was dies<br />

bedeuten könnte.<br />

Der italienische Aussenminister Franco<br />

Frattini, der vor dem EU-Treffen sprach,<br />

sagte, dass Assad eine letzte Chance habe,<br />

„konkret mit Reformen zu beginnen”, fügte<br />

jedoch hinzu, dass viele Leute die Hoffnung<br />

aufgegeben hätten.<br />

Unter verstärktem internationalem Druck und<br />

angesichts der allgemeinen Strassenproteste<br />

während dem militärischen Durchgreifen<br />

sagte Assad, dass Syrien sich Sicherheitsbedrohungen<br />

gegenübersehe, und beschuldigte<br />

„Saboteure” unter den Demonstranten, Teil<br />

einer ausländischen Verschwörung zu sein,<br />

die Chaos säen wolle.


Nr. 25, 22. Siwan 5771 / 24. Juni 2011<br />

VON D. KRAFT<br />

9<br />

Cottage Cheese<br />

Symbol der Proteste über die steigenden Lebensmittelpreise<br />

Für die Israelis ist Cottage Cheese (Gwina<br />

Lewana) <strong>nicht</strong> einfach ein tägliches, milchiges<br />

Lebensmittel. Rahmig und luftig geschlagen<br />

ist es ein begehrtes Grundnahrungsmittel in<br />

Haushalten im ganzen Land. Israelis geben<br />

440 Millionen Dollar pro Jahr für<br />

Cottage Cheese aus.<br />

Jetzt ist der Preis für einen 270g- Becher<br />

auf über zwei Dollar gestiegen und der<br />

Cottage Cheese wurde zum Ausgangspunkt<br />

eines Konsumentenprotests und<br />

zum Symbol des Ärgers über die hohen<br />

Lebenskosten in Israel.<br />

<strong>Die</strong> Preise für Cottage Cheese sind in<br />

den letzten drei Jahren um fast 40%<br />

gestiegen. <strong>Die</strong> Milchproduzenten erklären<br />

die Preisanstiege mit steigenden<br />

Produktionskosten, etwa dem Preis für<br />

Rohmaterialien und den Arbeitskosten.<br />

<strong>Die</strong> Preise in Israel steigen für viele Produkte,<br />

obwohl sich der Wechselkurs des<br />

Schekels gegenüber dem Dollar kaum<br />

verändert hat und Ökonomen sagen, dass die<br />

Inflation eigentlich unter Kontrolle ist. Benzin<br />

kostet mehr als 8 Dollar pro Gallone (ca. 4.<br />

Liter). Ein Eigenheim zu kaufen, ist für die<br />

meisten Israelis unerschwinglich geworden.<br />

Am Sonntag kündigte die Regierung an, dass<br />

sie ein neues Gesetz einführt, um weitere<br />

Bauten leichter zu ermöglichen, damit die<br />

Häuser- und Wohnungspreise sinken.<br />

Im Moment jedoch konzentriert sich der Zorn<br />

der Konsumenten auf den Cottage Cheese.<br />

Letzte Woche startete ein 25jähriger Israeli<br />

namens Yitzhak Alrov im Internet eine Aktion,<br />

in der er zu einem Boykott von Cottage Cheese<br />

aufrief. <strong>Die</strong> Seite gewann 90'000 Mitgliedern<br />

aus allen Gesellschaftsschichten des israelischen<br />

Lebens. Alrov wurde berühmt. „Cottage<br />

Cheese ist <strong>nicht</strong> der Kern des Kampfes, er ist<br />

das Symbol eines grösseren Protests“, sagte<br />

Alrov an einer Pressekonferenz letzte Woche.<br />

<strong>Die</strong> Kampagne um den „Cottage Cheese“<br />

wurde durch einen Artikel in Globes, der<br />

israelischen Finanzzeitung, ausgelöst, die<br />

in einem Artikel die Nahrungsmittelpreise<br />

in Israel mit entsprechenden Produkten in<br />

Deutschland verglich. <strong>Die</strong> israelischen Preise<br />

waren oft doppelt so hoch, zeigte der Artikel<br />

auf. „Als sie Unterschiede von bis 200%<br />

sahen, wachten die Konsumenten auf“, sagte<br />

Ilanit Hayut, die Marketing-Korrespondentin<br />

der <strong>Zeitung</strong>.<br />

<strong>Die</strong> Recherchen der <strong>Zeitung</strong> ergaben auch,<br />

dass mehrere in Israel hergestellte Produkte,<br />

<strong>wie</strong> gewisse Suppen oder Tee in New York<br />

für die Hälfte des Preises in Israel verkauft<br />

werden. „Hier haben sie keine Konkurrenz,<br />

deshalb nützen die Firmen die Situation aus“,<br />

sagte sie. „<strong>Die</strong> meisten Firmen haben in vielen<br />

Bereichen ein Monopol, und der Konsument<br />

muss leiden.“<br />

<strong>Die</strong> Nahrungsmittelfirmen behaupten jedoch,<br />

dass sie <strong>nicht</strong> wegen Habgier oder Mangel<br />

an Konkurrenz gezwungen sind, die Preise<br />

zu erhöhen, sondern wegen dem globalen<br />

Anstieg der Produktionskosten und den<br />

steigenden Preisen für Verbrauchsgüter <strong>wie</strong><br />

Brennstoff und Mehl. In der Tat steigen die<br />

Nahrungsmittelpreise in der ganzen Welt an.<br />

„Sie können uns alle kontrollieren, von den<br />

Milchproduzenten bis zu den Ladenketten“,<br />

sagte Arik Shor, der CEO des israelischen<br />

Giganten Tnuva, des Hauptproduzenten des<br />

„Cottage Cheese“ im Land am Sonntag an<br />

einer Konferenz für die israelischen Nahrungsmittelproduzenten.<br />

„Der Staat soll doch<br />

eine Lösung vorschlagen, <strong>wie</strong> man mit einer<br />

Situation umgehen soll, wenn die Preise aller<br />

Nahrungsmittelprodukte im Ausland und in<br />

Israel steigen.“<br />

Allerding sind die Preise für Früchte und Gemüse<br />

zu einem grossen Teil stabil geblieben,<br />

während die Preise für andere Nahrungsmittelprodukte<br />

im vergangenen Jahr laut dem<br />

israelischen Zentralen Büro für Statistik um<br />

5.1% gestiegen sind.<br />

Das Knessetkomitee für Wirtschaftsangelegenheiten<br />

berief am Sonntag eine Sondersitzung<br />

ein und forderte die Milchproduzenten<br />

auf, die Preise sofort zu reduzieren. Gleichzeitig<br />

wurde über die erneute Einführung<br />

von Preiskontrollen durch die Regierung<br />

diskutiert. Das Komitee empfahl auch, dass<br />

eine Untersuchung über den allgemeinen Anstieg<br />

der Nahrungsmittelpreise durchgeführt<br />

werden sollte.<br />

Seitdem die staatliche Überwachung der Preise<br />

für Milchprodukte 2006 aufgehoben wurde,<br />

sind die Preise für eine Packung Butter um<br />

39.1% und für einen kleinen Behälter Rahm<br />

um 69% angestiegen.<br />

„Alles in Israel ist äusserst teuer, von Zahn-<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

seide bis zu Deodorants“, sagte Omer Moav,<br />

der Professor für Ökonomie an der Hebrew<br />

University, der regelmässig nach London reist,<br />

wo er auch Professor an der Royal Holloway<br />

University ist. „Aber <strong>wie</strong> kann es sein, dass<br />

die Kelloggs Bran Flakes in Israel mehr als<br />

das Doppelte kosten <strong>wie</strong> eine Schachtel in<br />

London?“ fragte er. „<strong>Die</strong> Tatsache,<br />

dass Israel im Vergleich zu anderen<br />

entwickelten Ländern äusserst<br />

teuer ist, hat <strong>nicht</strong>s mit dem Anstieg<br />

der Weltpreise irgendwelcher<br />

Rohmaterialien zu tun.“<br />

Er führte dies vielmehr auf den<br />

Mangel an Konkurrenz zurück.<br />

Israel beschränkt Importe, die die<br />

eigenen Nahrungsmittelprodukte<br />

konkurrieren. <strong>Die</strong> israelischen<br />

Milchprodukte haben praktisch<br />

keine Konkurrenz aus dem Ausland<br />

– damit soll die lokale Industrie<br />

geschützt werden. „<strong>Die</strong><br />

israelische Wirtschaft ist <strong>nicht</strong><br />

genügend konkurrenzfähig“, sagte<br />

Maov. „Man muss allerdings auch die hohen<br />

Kosten für den Transport von Gütern über<br />

See- und Flughäfen in Betracht ziehen, die<br />

von Gewerkschaften kontrolliert werden,<br />

was die Dinge weniger effizient macht. <strong>Die</strong><br />

Wirtschaft selbst wird grossteils von einer<br />

Gruppe sehr reicher Familien kontrolliert, die<br />

starke Interessen daran haben, die Konkurrenz<br />

zu reduzieren.“<br />

Was die Dinge noch komplizierter macht,<br />

ist dass zwar das Finanzministerium für eine<br />

Lockerung des Marktes ist – Finanzminister<br />

Yuval Steinitz hat mit dem „Brechen des Monopols“<br />

der Milchindustrie gedroht – aber die<br />

Minister für Landwirtschaft, Industrie, Handel<br />

und Arbeit haben das Vetorecht beim Import<br />

von Nahrungsmitteln aus dem Ausland.<br />

<strong>Die</strong> Redaktion der <strong>Zeitung</strong> Haaretz stellte die<br />

Frage, warum es den Preis für Cottage Cheese<br />

benötigte, um das Land wachzurütteln. „Proteste<br />

von Konsumenten, die zwar wichtig sind,<br />

sind nur ein Beispiel für die öffentliche Apathie<br />

in anderen wichtigen Fragen, die unsere<br />

Zukunft viel stärker beeinflussen werden als<br />

der Preis des Cottage Cheese“, stand in einem<br />

Artikel, der einen Kommentar des israelischen<br />

Präsidenten Schimon Peres zitierte, dass das<br />

Land davor stehe, in „eine Wand zu krachen“.<br />

Peres äusserte die Warnung, dass das Land<br />

sich in eine Situation begebe, in der es wegen<br />

stagnierenden Friedensbemühungen aufhören<br />

werde, als jüdischer Staat zu existieren. Wenn<br />

Israel seine Probleme <strong>nicht</strong> löst, könnte dies<br />

zu einem binationalen Staat führen. „Wenn<br />

wir in die Wand krachen, wird niemand sich<br />

mehr über den Preis von Cottage Cheese<br />

sorgen“, schrieb Haaretz. JTA


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Das Feiern von Schowuojs musste das Stuttgarter<br />

Beis Hamedresch in diesem Jahr in die<br />

Mitte des Schwarzwaldes verlagern. In den<br />

letzten Jahren fand das "Schowuojs-Seminar"<br />

unter der Leitung von Raw Chajim Grünfeld<br />

schlito immer in den Räumlichkeiten des Beis<br />

Hamedresch statt und es wurde eng, da die<br />

Teilnehmerzahl von Jahr zu Jahr wuchs. In<br />

diesem Jahr blieb daher keine andere Wahl, als<br />

nach einer grossen auswärtigen Räumlichkeit<br />

zu suchen. Letztlich war dieser Zwang der<br />

Umstände segensreich.<br />

Ein grosses Selbstversorgerhaus mitten im<br />

Wald stand zur alleinigen Verfügung der<br />

Seminarteilnehmer aller Altersgruppen, die<br />

aus Hannover, Giessen, Marburg, Kehl,<br />

Tübingen, Stuttgart, Zürich, Konstanz und<br />

Eretz Jisroel kamen. Ausser einem grossen<br />

Raum für Seudois, liess sich ein bekowediker<br />

Raum fürs Beis Hamedresch einrichten. Das<br />

Lejl-Schowuois-Lernen erfreute sich einer<br />

regen Teilnahme; man nahm unter der Leitung<br />

von Raw Ch. Grünfeld Mischnajes Chagigo<br />

und Hilchois Chagigo von Rambam durch.<br />

Anwesende Knaben im Schulalter lernten mit<br />

Cheischek unter der Leitung von R' Joel Gold-<br />

i S r A e L A K T U e L L<br />

POLiTiK<br />

10<br />

stein während des ganzen Seminars, zum Teil<br />

durchwachten die Jungen die Lejl-Schowuojs<br />

und schafften es bis zum milchigen Kiddusch.<br />

Weitere Schiurim fanden statt, insbesondere<br />

sind der spannende Schiur von R' Alexander<br />

Lokshin und die gelungene Frage-und-<br />

Antwort Stunde von R' Chaim Grünfeld<br />

für Frauen zu erwähnen; bei der letzteren<br />

hatten die anwesenden Mütter eine einmalige<br />

Gelegenheit, v.a. in Injonej Chinuch eine<br />

strukturierte, lebensnahe und haschkofedik<br />

unzweideutige Unterweisung zu erhalten.<br />

Obwohl das Wetter <strong>nicht</strong> immer einladend<br />

war, haben die vielen anwesenden Kinder die<br />

frische Luft und die grosszügige Räumlichkeit<br />

inklusive des grossen Spielraums sehr genossen.<br />

<strong>Die</strong> Neilas Hechag Mahlzeit mit Diwrej<br />

Toiro (an denen es auch während anderer<br />

Seudois <strong>nicht</strong> fehlte) und anschliessenden<br />

Rikudim bildete einen würdigen Abschluss<br />

der Feier.<br />

R' Chaim Grünfeld, der sich schon seit vielen<br />

Jahren um den Aufbau eines heimischen<br />

Ojlom in Deutschland mit Erfolg bemüht, R'<br />

Joel Goldstein so<strong>wie</strong> allen, die bei der Vorbereitung<br />

und Durchführung des Seminars hal-<br />

Nr. 25, 22. Siwan 5771 /24. Juni 2011<br />

In den Schwarzwald für Kabbolas Hatoiro<br />

Aschkelon. Ein ganzes Jahr ist seit der<br />

Auseinandersetzung um das Barsilai- Spital<br />

vergangen, als über Nacht ein Friedhof<br />

geräumt wurde. <strong>Die</strong>s erfolgte unter dem<br />

Vorwand von „Pikuach Nefesch“ und dass die<br />

sofortige Erweiterung des Spitals notwendig<br />

sei, da jegliche Verzögerung Menschenleben<br />

kosten könnte. Seither geschah <strong>nicht</strong>s. <strong>Die</strong> so<br />

dringend notwendigen, menschenrettenden<br />

Bauarbeiten sind <strong>nicht</strong> nur noch <strong>nicht</strong> beendet,<br />

nein, sie haben noch gar <strong>nicht</strong> begonnen! Der<br />

Vorsitzende des Finanzkomitees, Rav Mosche<br />

Gafni, hielt im Knesset-Ausschuss eine Rede<br />

und griff dabei Knesset-Mitglieder und die<br />

Presse an. „Vor über einem Jahr „bebte die<br />

Erde“, weil man auf dem Areal des Barsilai-<br />

Krankenhauses in Aschkelon Gräber fand und<br />

fen, sei ein aufrichtiger Dank ausgesprochen.<br />

Ein besonderer Dank gilt Raw Awrohom Herz<br />

schlito, ohne dessen tatkräftige Unterstützung<br />

das Seminar <strong>nicht</strong> möglich gewesen wäre.<br />

Für viele der anwesenden Jehudim aus<br />

Deutschland, die zum Teil keinen richtigen<br />

Anschluss an ein funktionierendes jüdisches<br />

Gemeindeleben haben, war es eine ganz<br />

spezielle Möglichkeit, ihre Zugehörigkeit zu<br />

einem mittlerweile stark gewachsenen Ojlom<br />

zu spüren - in der tojrediken Atmosphäre des<br />

Schowuojs-Festes.<br />

Wie eines der teilnehmenden Kinder vor der<br />

Abreise am Erew Jontew sagte, "wir fahren mit<br />

dem Auto ins Schwarzwald und bekommen<br />

dort die Toiro". Wo auch immer ein Jehudi sich<br />

befi ndet, kann und muss er die Toiro mekabel<br />

sein, auch in Deutschland. SGw wird die Zahl<br />

der Jehudim in Deutschland, die Toiro und<br />

Mitzwois auf sich nehmen, weiter wachsen;<br />

ohne Unterstützung geht es jedoch kaum. In<br />

diesem zum Teil lang<strong>wie</strong>rigen und Ausdauer<br />

fordernden Prozess der Hatzolas Nefoschois<br />

kommt Zürich, der grössten angrenzenden<br />

Deutsch sprechenden jüdischen Gemeinschaft<br />

eine ganz besondere Bedeutung zu. P. R.<br />

man deshalb keine geschützte Notfallstation<br />

baute, obwohl dieses Krankenhaus den aus<br />

Gaza abgefeuerten Raketen und Kassams<br />

ausgesetzt ist. Alle waren wütend, weil die<br />

Charedim den Bau <strong>nicht</strong> zuliessen. Überall<br />

hiess es, den Charedim sei es egal, wenn<br />

Menschenleben auf dem Spiel stünden. Sie<br />

wurden scharf angegriffen. Ich sagte damals<br />

sowohl im Komitee als auch in der Presse,<br />

dass man in Aschkelon <strong>nicht</strong> wegen der<br />

Gräber, die sich dort befänden, kein Krankenhaus<br />

baue, sondern weil das Finanzamt<br />

das <strong>nicht</strong> zulässt.“ Gafni fügte hinzu: „Ich


Nr. 25, 22. Siwan 5771 / 24. Juni 2011<br />

habe eine lange Liste von Schlagzeilen, dass<br />

den Charedim die Toten wichtiger seien als<br />

die Lebenden. Vize-Gesundheitsminister<br />

Lizman reichte seinerzeit einen Plan ein, um<br />

am gleichen Ort ein Spital zu bauen, das sich<br />

<strong>nicht</strong> auf den Gräbern befi ndet, doch der Plan<br />

wurde abgelehnt und Lizman angegriffen. Ich<br />

erwartete, dass am Tag nach der Grabräumung<br />

Bagger unverzüglich mit dem Bau beginnen,<br />

da es sich ja um lebensrettende Massnahmen<br />

handelte. Wo sind die Knessetmitglieder,<br />

die sich damals so lautstark meldeten? Alle<br />

schrien „Pikuach Nefesch“, doch ein Jahr und<br />

drei Monate sind vergangen, und noch <strong>nicht</strong>s<br />

ist gebaut worden. Es stellt sich einmal mehr<br />

heraus, dass alle Initiativen und der ganze<br />

Fleiss des offi ziellen Israel <strong>nicht</strong> dem Retten<br />

von Menschenleben gilt, sondern dazu, die<br />

Charedim anzugreifen. Seit über einem Jahr<br />

steht darüber kein einziges Wort in der Presse.<br />

Auch Falschheit hat ihre Grenzen. Wo ist der<br />

„Pikuach Nefesch“ geblieben, über den alle<br />

sprachen? <strong>Die</strong>ser Lug und Trug ist himmelschreiend!“<br />

WirTSCHAFT<br />

Twerja. Eine christliche Organisation aus<br />

dem Ausland bot der Stadt Millionen Dollar<br />

zu Gunsten der Errichtung eines „Zehn<br />

Gebote- Museums“ in der Stadt an. Das<br />

Areal hätte in den nächsten Monaten durch<br />

die Spenden einer christlichen Organisation<br />

errichtet werden sollen, doch stellten sich<br />

Vertreter der Agudat Jisrael und der Schass-<br />

Partei dagegen. <strong>Die</strong> Verhandlungen wurden<br />

in der Folge eingestellt. Der Av Bet Din der<br />

Stadt, Rav Avraham Dov Auerbach, lehnte die<br />

Idee entschieden ab und sagte, es handle sich<br />

dabei um einen „Chilul Haschem“. Ein Inserat<br />

gegen die Mission in der <strong>Zeitung</strong> „Haarez“<br />

führte zu massiven Leser-Reaktionen gegen<br />

die Mission und zur Unterstützung der Petiiton<br />

von „Jad Leachim“, die dazu aufruft, das Missionsgesetz<br />

zu korrigieren. Unter dem Motto<br />

„Messianische Juden bearbeiten uns“ wurde in<br />

der <strong>Zeitung</strong> letzte Woche an prominenter Stelle<br />

ein Inserat von Jad Leachim veröffentlicht,<br />

in dem die Rettung vor der Mission gefordert<br />

wird. Im Inserat stehen die Worte des früheren<br />

Obersten Gerichtspräsidenten Ahron Barak:<br />

„<strong>Die</strong> ‚Messianischen Juden’ gehören einer anderen<br />

Religion an“. Danach folgen die Worte<br />

des damaligen Justizministers Tommy Lapid:<br />

„Ich bin entschieden gegen die Aktivitäten<br />

der Mission und davon überzeugt, dass das<br />

jüdische Volk, nachdem die Missionare im<br />

Verlauf der Generationen Millionen Juden<br />

zur Taufe zwangen, das Recht hat, in seinem<br />

Land von Missionaren in Ruhe gelassen zu<br />

werden.“ Nach der Veröffentlichung wurde<br />

das Büro von Jad Leachim von Leuten nur<br />

so überschwemmt, die ihre Unterschrift<br />

abgeben wollten.<br />

11<br />

USA. Auf die Sommermonate hin, in denen<br />

die Bewohner New Yorks in die Camps ins<br />

Gebirge fahren, fand in der Stadt Kiryat Yoel<br />

eine Versammlung der lokalen Sicherheitsdienste<br />

statt. Polizeivertreter sprachen über<br />

Sicherheitsfragen und betonten, <strong>wie</strong> wichtig<br />

die Zusammenarbeit sei. Es sprachen auch<br />

der Bürgermeister von Kiryat Yoel, der Leiter<br />

der Schomrim Kiryat Yoel und der Leiter<br />

der Hazala Kiryat Yoel, der Bürgermeister<br />

von New Square und der Leiter der Hazala<br />

Monsey.<br />

Frankreich. In der kommenden Woche<br />

will Knessetmitglied Rav Jisrael Eichler zu<br />

einer besonderen Mission im Namen der Knesset<br />

zum Europarat nach Strassburg fahren. Er<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Operation B“H gelungen<br />

VON AVI BASCHAN<br />

<strong>Die</strong> ganze Welt stand infolge der Herzoperation<br />

von Rav J.S. Eljaschiv, die am Sonntag<br />

stattfand, unter grosser Spannung. Überall<br />

versammelte man sich zu Tefi llot, in Jeschiwot<br />

und an der Klagemauer.<br />

Raw Steinman schlit“a besuchte am Morgen<br />

die neue Jeschiwa in Karmiel, wonach er<br />

zum Grab von Rabbi Schimon bar Jochai<br />

nach Meron fuhr, um für die Heilung Rav<br />

Eljaschivs zu beten.<br />

Kurz nach 09.00 Uhr begab sich Rav Eljaschiv<br />

ins Schaare Zedek-Spital. Er wurde durch die<br />

Polizei begleitet, Streifenwagen bahnten ihm<br />

den Weg durch den Stossverkehr Jerusalems.<br />

Am Nachmittag landete in Israel der bekannte<br />

Herzchirurg Professor Daniel Klier, der Leiter<br />

der chirurgischen Abteilung der „Cleveland<br />

Clinic“ aus den USA, der zu diesem Zweck<br />

62 Herzoperationen in seiner Klinik abgesagt<br />

hatte. Er wurde direkt vom Flugzeug aus<br />

nach Jerusalem gebracht, um Rav Eljaschiv<br />

zu untersuchen. Der Rav musste sich den<br />

ganzen Tag über Untersuchungen unterziehen,<br />

und das Arztpersonal staunte, dass er sich<br />

dazwischen gleich <strong>wie</strong>der in seine Gemara<br />

vertiefte, als wäre <strong>nicht</strong>s dabei.<br />

Um 22.30 Uhr wurde Rav Eljaschiv in den<br />

Operationssaal gebracht. Professor Klier bat<br />

noch um eine Bracha für Erfolg, und Rav<br />

Eljaschiv hielt seine Hand und segnete ihn<br />

herzlich. <strong>Die</strong> Operation begann um 23.15<br />

Uhr. Prof. Klier wollte die Behandlung<br />

etwas verlängern, um an der Aorta und in<br />

ihrer Umgebung noch weitere „Reparaturen“<br />

vorzunehmen. Daher war die Operation erst<br />

um 02.15 Uhr beendet.<br />

<strong>Die</strong> JüDiSCHe WeLT<br />

Innert weniger Minuten verbreitete sich die<br />

freudige Nachricht auf der ganzen Welt. In<br />

der Ponevecher Jeschiwa sang man voller<br />

Dankbarkeit „Chasde H’ ki lo tamnu“.<br />

Am Morgen untersuchte Prof. Klier den Rav,<br />

der sich bei ihm auf Englisch mit „Thank<br />

you“ bedankte. Danach besuchte der Arzt<br />

die Kotel, wo ihn Kotel-Rabbiner Rav<br />

Schmuel Rabinowitz empfi ng und ihn durch<br />

die unterirdischen Ausgrabungen führte. Rav<br />

Rabinowitz erklärte dem Chirurgen, dass<br />

das ein geeigneter Zeitpunkt sei, um beim<br />

Schöpfer alles zu erbitten, was einem auf<br />

dem Herzen liege. Der Arzt bat nur: „Möge<br />

G“tt die Jahre von Rav Eljaschiv verlängern<br />

und seinen Körper stärken“.<br />

Staatspräsident Schimon Peres traf sich am<br />

Nachmittag auf seinen Wunsch mit Prof.<br />

Daniel Klier. Er dankte dem Professor für<br />

die Behandlung, die er Rav Eljaschiv zukommen<br />

liess und sagte ihm: „Rav Eljaschiv ist<br />

einer der wichtigsten Rabbiner, die es in den<br />

letzten Generationen gab und gilt in Israel<br />

für viele als Inspiration. Trotz seines hohen<br />

Alters ist er mit seinen 101 Jahren ein nachahmenswertes<br />

Beispiel, <strong>wie</strong> man das Gehirn<br />

und den Geist fi t hält, auch wenn der Körper<br />

zu altern beginnt. Ich habe gehört, dass sie<br />

62 Operationen verschoben haben, um Rav<br />

Eljaschiv zu operieren, und ich danke Ihnen<br />

dafür von ganzem Herzen. Sie haben so ein<br />

sehr wichtiges, jüdisches Leben gerettet.“<br />

Rav Eljaschiv wurde auf sein Spitalzimmer<br />

gebracht, wo er sich in den kommenden Tagen<br />

erholen soll. <strong>Die</strong> Gemeinschaft wird aufgefordert,<br />

weiterhin für die Genesung von Rabbi<br />

Josef Schalom Ben Chaja Muscha zu beten.<br />

will unter anderem mit Parlamentsmitgliedern<br />

europäischer Staaten über das Menschenrecht,<br />

koscheres Fleisch zu essen, und über die<br />

Religionsfreiheit in europäischen Ländern<br />

sprechen. „In den letzten Jahren tauchten alle<br />

möglichen „grünen“ Gruppen auf, die sich<br />

für den Tierschutz einsetzen und das jüdische<br />

Schächten bekämpfen.“


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

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22. - 29. Siwan<br />

24. Juni - 1. Juli<br />

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Fr. Schab. So. Mo-Fr. So.-Do. Fr.<br />

Eing/ Mincha Schach. Mincha Ausg. Schach. Schach. Mincha Maariv Eing./ Mincha<br />

Lichtz. Lichtz.<br />

Agudas Achim 20.00 19.30 8.30 18.00 22.30 800/30 6.45 18.00/45 20.45 20.00 19.30<br />

21.25 8.45 21.20 900/30 700/30 20.30 22.15 21.25<br />

usw. 800/30 21.30 22.30<br />

IRG Zürich 19.55 19.55 7.30 18.00 22.30 7.00 615/45 20.00 21.30 19.55 19.55<br />

8.30 8.00 7.00 20.35 22.15<br />

Machsike Hadass ZH 19.55 19.25 9.00 21.15 22.30 8.00 7.00 21.50 22.30 19.55 19.25<br />

ICZ 19.45 19.45 9.00 21.25 22.30 8.45 7.00 18.15 19.45 19.45<br />

Bels 20.00 20.00 9.00 21.32 22.42 21.15 22.30 20.00 20.00<br />

Brunau 20.00 19.30 9.15 1800/2120 22.30 8.00 7.00 22.20 20.00 19.30<br />

Chabad 20.00 20.00 9.30 21.10 22.30 8.15 7.00 21.20 22.10 20.00 20.00<br />

Esra Chabad 19.45 9.30 22.30 19.45<br />

Gur 20.00 19.30 8.00 20.55 22.30 8.00 7.00 20.55 22.30 20.00 19.30<br />

Jeschiwa LeZe’irim 19.30 8.00 20.00 22.30 7.40 7.40 15.00 21.30 19.30<br />

Mendel-Heim 19.50 19.50 9.30 19.00 22.30 19.55 19.55<br />

Sichroin Moische 20.00 19.30 9.00 1800/2100 22.30 21.00 22.20 20.00 19.30<br />

Sikna 19.55 19.30 9.00 21.45 22.30 8.00 7.00 19.55 19.30<br />

Wollishofen 19.50 19.30 8.45 21.15 22.30 8.00 6.45 20.40 19.55 19.30<br />

Isr. Kultusgem. Baden 19.50 19.30 9.30 22.22 19.50 19.30<br />

IRG Basel 20.00 20.00 8.30 18.00 22.27 715/830 6.30 19.40 20.00 20.00<br />

IGB Basel 19.55 19.55 8.30 21.47 22.27 7.45 6.45 19.55 19.55 19.55<br />

Machsike Hadass GE 20.00 19.30 9.00 21.05 22.25 8.00 7.00 20.00 20.20 20.00 19.30<br />

Margoa Lengnau 19.55 8.30 22.30 19.55<br />

JG Luzern 20.00 20.00 8.30 18.00 22.28 7.45 7.15 21.15 20.00 20.00<br />

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Fixe vjbn -Zeiten in Zürich:<br />

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14.15 Uhr (Mo-Do) Mechine JSK, Edenstr. 12, (Hintereingang)<br />

15.00 Uhr (So-Do) Jesch.Leze‘irim, Edenstr. 12<br />

16.20 Uhr (So-Do) Jeschiwe Ketano, Weststrasse 46<br />

Juni<br />

Juli<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

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1<br />

Siwan<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

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So.<br />

Mo.<br />

Di.<br />

Mi.<br />

Do.<br />

Fr. 2.56 11/18 skun<br />

18.00 Uhr (So-Do) Agudas Achim, Erikastr. 8<br />

18.15 Uhr (So-Do) Betsaal ICZ, Nüschelerstr. 36<br />

18.15 Uhr (Mo-Do) Gur, Manessestr. 69<br />

18.45 Uhr (So-Do) Agudas Achim, Erikastr. 8<br />

19.00 Uhr (So-Do) Kolel, Freigutstr. 37<br />

Unsere von der Stadt anerkannte<br />

jüdische Kinderkrippe Maon Jom,<br />

befi ndet sich im Zentrum von Zürich. Wir betreuen in einer altersgemischten<br />

Gruppe Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren. Per August 2011<br />

suchen wir für ein Jahr zwei junge, kinderliebende, fröhliche und<br />

mitdenkende Praktikantinnen .<br />

Wir bieten ein angenehmes Arbeitsumfeld und die Möglichkeit, sich auf<br />

eine Ausbildung mit Kleinkindern vorzubereiten.<br />

Auskunft Tal Kessler 044 202 38 25 Abends<br />

Der Chatam Sofer und Rabbi Akiva Eiger sZ“l bei Ihnen zu Hause<br />

Eine Schabbat Hagadol Drascha (des Chatam Sofer) in dessen eigener Handschrift.<br />

Ein Brief aus der Hand des Rabbi Akiva Eiger sZ“l.<br />

Ein Brief in der Handschrift des Chidusche Hari“m sZ“l.<br />

Seltene Objekte von Museumswert zu Verkaufen. (<strong>Die</strong>nt auch als Segula und Schemira)<br />

(SG“w nächste Woche werde ich von Sonntag bis Donnerstag in der Schweiz weilen.)<br />

Es lohnt sich, es anzusehen und einen Eindruck zu erhalten!!!<br />

Schmuel Cohen, +972 52 762 259<br />

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Adelboden: 12. - 30. August, H.Schneck,<br />

0044 7966 203750<br />

Davos-Platz: Holand House, Symondstr. 11,<br />

4. Juli-11.Sept., R. u. H. Mosbacher.<br />

Flims: Minjanmänner gesucht, 044 202 16<br />

71, 076 367 16 71, Gast.<br />

La Punt: Minjenmänner gesucht, vom 7.-28.<br />

Nr. 25, 22. Siwan 5771 /24. Juni 2011<br />

iye ruphf ouh ,kp,<br />

Donnerstag 28. Siwan/30. Juni<br />

18.00 Uhr, Anwandstr. 59<br />

SALE<br />

Mode Chic<br />

PREISE<br />

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WIE NOCH NIE!!!<br />

Schab.Kleider 50%<br />

Jupes+T-shirts 40%<br />

Buben-Anzüge 30%<br />

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Waffenplatzstr. 4<br />

Tel. 044 461 59 35/043 817 62 90<br />

Benzion Rutner<br />

und<br />

Bruchi Mandelovics<br />

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magnifi cent view in village<br />

of Crans-Montana 1500 m.ü.M.<br />

open from july fi rst till august 25th.<br />

M. Klein<br />

tel: +3233011600<br />

mob: +00447924460990<br />

August. 079 567 1201.<br />

Lenzerheide: nach Tischo beAw, Info bei<br />

Levin, 044 451 78 87.<br />

Saas Fee: ab 30. Juli-30. August. Justin Meyer<br />

079 645 7885.<br />

Saas Grund vom 7.8.2011 bis 28.8.2011 Info<br />

079 400 92 27.<br />

St. Moritz: Minjen-Männer gesucht 7.-21.<br />

Juli, Haus Allod Bad 079 5407184<br />

Scuol - 10 .- 28.7.11 Für Minjan bitte an chaim.<br />

guggenheim@gmail.com wenden<br />

Zermatt Region: Minjan gesucht 17.-20.Juli,<br />

spez. 19. Juli (17. Tamus). A.Plaks (Tel. 00972<br />

02 561 7492, e-mail aplaks@princeton.edu).


Nr. 25, 22. Siwan 5771 / 24. Juni 2011<br />

<strong>Die</strong> JüDiSCHe FAMiLie<br />

Wir wünschen cuy kzn<br />

zur Geburt von:<br />

� Sohn von Avrohom Menachem und<br />

Chana Rifki Pollak-Eis, London.<br />

� Tochter von Meir und Esti Iczkovits-<br />

Landau, Zürich/Jerusalem/Sao Paulo<br />

(Enkelin von Peter und Sara Iczkovits,<br />

Zürich).<br />

� Sohn von Boruch und Esti<br />

Solo<strong>wie</strong>jczyk, Zürich/Jeruscholajim (Urenkel<br />

von Dr. Dani und Medi Rothschild-<br />

Wolodarsky, Enkel von Schaje und Judith<br />

Solo<strong>wie</strong>jczyk-Rothschild, Dr. Moishe und<br />

Manuela Mresse-Wolffers, Zürich).<br />

� Tochter von Yehudo Arye und Batja<br />

Lobenstein-Leiner, Manchester.<br />

� Moischi, Sohn von Sruli und Zippora<br />

Coleman, Manchester (Urenkel von Frau<br />

Dr. S. Rappaport, Zürich).<br />

� Sohn von Zeevy und Gila Feingold-<br />

Meisner, London/Amsterdam (Enkel von<br />

Esra und Tamarah Meisner, Amsterdam,<br />

Urenkel von Fam. J. Meisner, Kirjat Sefer,<br />

Fam. L. Magnus, Amsterdam).<br />

zur Barmizwe von:<br />

� Moischele, Sohn von Herrn und Frau A.<br />

J. Solo<strong>wie</strong>jczyk, Zürich (Enkel von Herrn<br />

und Frau Dr. Dani Rothschild, Zürich),<br />

Parschas Koirach, 25. Juni, Jeschiwo<br />

Leze‘irim Beis Arjeh Jehudo, Zürich.<br />

� Schmischi, Sohn von Dr. R. Joel und<br />

13<br />

In Dankbarkeit zu v“cev freuen wir uns,<br />

Sie zur Barmizwe unseres Sohnes<br />

Schimschi h“b ktpr iuana<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

herzlichst einzuladen.<br />

Sie fi ndet v“ht am ,ej ‘p ‘e ,ca, 2. Juli 2011/t“ga, zun, asj atrs 't<br />

im Beis Haknesses der Agudas Achim, Erikastr. 8, Zürich, statt.<br />

Schacharis um 8.30 Uhr, anschliessend Empfang im Gemeindesaal.<br />

Dr. med. R. Joel und Lea Friedmann<br />

Bremgartnerstr. 15, 8003 Zürich<br />

Lea Friedmann, Zürich, Parschas Chukas,<br />

2. Juli, Synagoge Agudas Achim,<br />

Erikastrasse 8, Zürich.<br />

zur Verlobung von:<br />

� Eli Haffner, Manchester, mit Sarah<br />

Levy, Zürich, (Enkelin von Herr Benno<br />

Meyer Basel, Frau Renée Levy Zürich<br />

und Frau Claudine Meyer Jerusalem)<br />

zur Chassene von:<br />

� Shimi Sonnenfeld, London, mit Yael<br />

Levy, Zürich, 27. Siwan/29. Juni, IRG<br />

Gemeindehaus, Brandschenkesteig 14,<br />

Zürich.<br />

� Menachem Aryeh Z<strong>wie</strong>bel, Zürich, mit<br />

Yitty Halpern, Jeruscholajim, 2. Tamus/4.<br />

Juli, Hadar d‘Mall Hall, Ramat Gan.<br />

vhau,u vmg yrpcu kkfc<br />

s“xc<br />

� Menachem Fink, Jeruscholajim, mit<br />

Margalit Golovatyi, Basel, 2. Tamus/4.<br />

Juli, IRG, Ahornstrasse, Basel.<br />

� Schmuli Beck, Zürich, mit Temmy<br />

Blau, London, 2. Tamus/4. Juli, Jismach<br />

Lew, London.<br />

� Yaakov Hommel, Manchester, mit<br />

Shoshana Rappaport, Zürich, 3. Tamus /<br />

5. July, IRG Gemeindehaus, Brandschenkesteig<br />

14, Zürich.<br />

� Benzion Rutner, Aschdod, mit Bruchi<br />

Mendelovics, Zürich, 4. Tamus/6. Juli,<br />

Hof der Agudas Achim, Erikastr. 8, Zürich.<br />

:onkugk ufkv<br />

� Raw J. D. Kopelman, Obernau.<br />

� Frau Suzanne Lang, Zürich.


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Die</strong> JüDiSCHe GeMeinDe<br />

Zürich. Owois uBonim. Anwand:<br />

Schab.20.15h, Bels:Schab. 20.50h, Brunau:<br />

Erew Schab. 18.35h, Erika: Erew Schab.<br />

18.35 h, Schab.18.25 h, IRG:Erew Schabb.<br />

19.00h, Schab.18.25 h, Sichron Moische<br />

Schab. 18.30 h.<br />

Zürich. Chevras Noschim, N’schei<br />

Agudas Achim. Wir freuen uns, alle<br />

Damen und Mädchen zu einem Vortrag von<br />

Raw Pinchas Jung, schlite, aus Monsey herzlich<br />

einzuladen. <strong>Die</strong>ser fi ndet sGw. diesen<br />

Shabbes, Parsches Koirach, um 18.30 im<br />

Gemeindehaus, Brandschenkesteig 14, statt.<br />

Raw Jung ist uns bereits als beliebter und<br />

begnadeter Redner bekannt und wir hoffen,<br />

Sie alle recht zahlreich begrüssen zu dürfen.<br />

Raw Jung spricht über das vielversprechende<br />

Thema “ Koirach in der heutigen Zeit”. Wir<br />

heissen auch Gäste ganz herzlich willkommen.<br />

<strong>Die</strong> Freunde von Rav A.Adler laden<br />

Sie herzlichst zu einem weiteren Lernwochenende<br />

vom 25.- 26. Juni Parschat Korach mit<br />

Rav Adler ein. <strong>Die</strong> Schiurim fi nden im Minjan<br />

Brunau, Rieterstr. 60 statt - Freunde, Gäste<br />

und Interessierte sind herzlich willkommen!<br />

Schabbat 25.Juni 17 Uhr „The Rediscovery of<br />

Techeilet in our days“; Sonntag 26.Juni 10 Uhr<br />

(für Damen) „The Art and Power of Giving“<br />

weitere Informationen unter 076/ 309‘90‘81.<br />

Zürich. Tehillimgruppen. Nicht<br />

vergessen, diesen Schabbes 23. Siwan ist<br />

Jahrzeit von Surele Bild, bitte Tehilim sagen<br />

l‘Iluj Nischmas Soro bas Menachem Mendel.<br />

Zürich. Gescher Ex Semmädchen.<br />

Wir freuen uns, Euch alle diesen Sonntag,<br />

26.Juni, um 19:15 Uhr in der JSZ, zu einem<br />

interessanten Schiur einzuladen.<br />

Zürich. <strong>Jüdische</strong> Schule. Der Hesped<br />

für Refoel Moische Kolman sl. musste<br />

leider verschoben werden. Er fi ndet statt<br />

am Montag, 25. Siwan/27. Juni um 21.00<br />

Uhr im Saal des Gemeindehauses der IRG,<br />

Brandschenkesteig 14.<br />

Zürich. TTV der IRG. Der Geschichtsschiur<br />

von Herrn Chajim Grünfeld fi ndet<br />

diesen Sonntag, 26. Juni um 10.45 Uhr statt.<br />

Neueinsteiger, Damen und Herren, sind herzlich<br />

willkommen. Info: 076 076 585 73 50.<br />

Zürich. Tehilim-Gruppe Kreis 4.<br />

Jom Kipur Koton Donnerstag, 30. Juni, 9.00<br />

Uhr bei Rochel Ollech, Brauerstr. 112.<br />

Zürich. Tehilim. Am Schabbat Parschat<br />

Chukat Tehilim um 17 Uhr, Sihlhölzlistr. 12.<br />

Zürich. Tehilim-Gruppen: Sonntag:<br />

Frau S. Abramzyk, Manessestr. 2, 11.00 Uhr.<br />

Frau Sch. Mosbacher, Neugutstr. 26, 10.00<br />

Uhr. Frau S. Gross, Angererstr. 6, 11.00 Uhr,<br />

Frau T. Fischer, Höfl iweg 10, 10.30 Uhr.<br />

<strong>Die</strong>nstag: Frau C. Taqqu, Zentralstr. 36, 10.00<br />

Uhr, Frau R. Kain, Hallwylstr. 56, 9.30 Uhr.<br />

14<br />

Nr. 25, 22. Siwan 5771 /24. Juni 2011<br />

Machon Chen in Berlin<br />

<strong>Die</strong>sen Brief erhielt Machon Chen von einer Schülerin der Midrasha Berlin nach unserem<br />

Schabbesbesuch zu Parschas Nosoi in Berlin<br />

Als uns die Leitung der Midrasha informierte, dass eine Gruppe Mädchen von der Schule<br />

Machon Chen auf Schabbes zu uns zu Besuch kommen, waren wir etwas zurückhaltend. Wir<br />

wussten <strong>nicht</strong>, was wir von dieser Gruppe zu erwarten haben. <strong>Die</strong> Mädchen kamen am Roisch<br />

Choidesch Siwan an und gleich ertönte in der Midrasha ihr aussergewöhnliches tiefes Rosich<br />

Choidesch dawenen. Wir fühlten, dass dieser Schabbes ein besonderer Schabbes werden wird..<br />

Nach dem Dawenen, lernte ich die Machon Chen Schülerinnen kennen und wurde von ihrem<br />

Enthusiasmus und ihrer Ausstrahlung mitgerissen. <strong>Die</strong> Reden der verschiedenen Rabbonim,<br />

so<strong>wie</strong> die selbstkreierten Tischdekoration der MC Mädchen trug zu einem inspirierendem<br />

Schabbes bei. Gerade vor Schwues waren die Diwrei Toire und vielen Smires ein Zeichen<br />

von Achdus und Ahawas Toire. <strong>Die</strong>ser Schabbes wird bei mir immer in Erinnerung bleiben.<br />

Das Sonntagabend Program, der Höhepunkt ihres Besuches, war dem Thema „ Aschreinu<br />

ma toiw Chelkejnu“ gewidmet. Wir fühlten nun, dass wir alle zusammen bereit sind als stolze<br />

Jiden den Schwues zu empfangen. <strong>Die</strong> Midrasha Mädchen waren zu tiefst berührt mit <strong>wie</strong>viel<br />

Mühe sich die MC Mädchen auf dieses Wochenende vorbereitet hatten. Ich persönlich konnte<br />

sehr viel von den Machon Chen Schülerinnen lernen und hoffe dass ich in Zukunft mit ihnen<br />

in Kontakt bleibe.<br />

Herzlichst Sarah Yemima Nachum<br />

Zürich. Jachad. Voranzeige –<br />

Einladung zu einem geselligen Nachmittag<br />

(Terminverschiebung). Liebe Damen, bitte<br />

merken Sie sich <strong>Die</strong>nstag 12. Juli, um 15.30<br />

Uhr, im Foyer des Gemeindehauses der IRG,<br />

Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich, vor. Wir<br />

freuen uns auf Ihr Kommen.<br />

Basel. Aguda Frauen. Wir treffen uns<br />

LeSer SCHreiBen<br />

Name vergessen<br />

In der <strong>Zeitung</strong> Jated Neeman ist kürzlich<br />

folgender Leserbrief erschienen, den ich für<br />

die DJZ-Leser übersetzt habe:<br />

Kinderlager in der Schweiz nach dem Krieg.<br />

Vor 20 Jahren hörte ich von einem Jehudi<br />

in Bne Brak, dass er nach dem Krieg in<br />

am Schabbes Parschas Koirach um 18.30 Uhr<br />

im Thannereck, um 18.45 werden wir dann<br />

einen Schiur hören.<br />

Basel. Aguda Frauen. <strong>Die</strong>sen Sonntag<br />

26.Juni/24. Siwan zeigen wir den diesjährigen<br />

worldwide Bnos Melochim fi lm Pathways of<br />

Protection. Wir erwarten Euch zahlreich im<br />

Thannereck um 20.15 Uhr. Unkostenbeitrag 5.- Fr.<br />

einem Kinder-(Jugend)Lager war und dort<br />

ein Jehudi von Gruppe zu Gruppe ging und<br />

sie ermunterte die Überlieferung unserer<br />

Tora zu bewahren. Der Name dieses Mannes<br />

vergass ich. Wenn es andere Leute gibt, die<br />

diese grossartige Tat gedenken, ist uns dies<br />

sehr wichtig. Stimmt dies? Und wer war es?<br />

Mit bestem Dank. Sie können mich unter der<br />

Tel. Nr. 00 972 50 412 6315 erreichen.<br />

Soweit der Leserbrief. Wer kann weiterhelfen?<br />

J. Wreschner, Bne Brak


Nr. 25, 22. Siwan 5771 / 24. Juni 2011<br />

Eröffnung - Frühgeschichte<br />

Mein Grossvater, Pessach Meir Goldschmidt<br />

sZl., war im Jahr 1900 aus Plungian (Litauen)<br />

in die Schweiz eingewandert. Er entstammte<br />

einer angesehenen Familie von „Sofrim“.<br />

Zuerst versuchte er sich in Endingen – damals<br />

eine weit bedeutendere <strong>Jüdische</strong> Gemeinde als<br />

etwa Zürich – und in Luzern als „Sofer“ eine<br />

Existenz zu schaffen (er war auch Hauslehrer<br />

bei Abraham Erlanger sl.), dann zog er bald<br />

nach seiner Heirat nach Basel.<br />

Dort eröffnete er im Jahr l902 am Spalenberg<br />

43 ein kleines Geschäft mit einigen, wenigen<br />

Sifre Kodesch, vor allem Sidurim, einigen<br />

Büchern in deutscher Sprache und einer beschränkten<br />

Auswahl von „Taschmische Keduscha“<br />

(Kultusartikel). Kaum eine Woche nach<br />

der Eröffnung hörte meine Grossmutter, <strong>wie</strong><br />

der Nachbar, ein jüdischer Metzger, zu einem<br />

anderen Jehudi in seinem typischen Elsässer<br />

Dialekt sagte: „das gejt kaane vier wuche, do<br />

isch der mit saane pfi lles mechulle!“ Wenn<br />

man bedenkt, dass damals ein Sidur etwa 40<br />

Rappen kostete, und erst ersetzt wurde, wenn<br />

es nur noch aus lauter losen Blättern bestand,<br />

war diese Skepsis zu verstehen.<br />

Daneben war mein Grossvater als „Sofer“<br />

tätig, schrieb eine Sefer Tora, Mesusot, Megillot<br />

etc. und versuchte, mit diesen Objekten<br />

zu handeln. So ist z.B. ein handgeschriebener<br />

Vertrag aus dem Jahr 1906 in meinem Besitz,<br />

wonach er einem jüdischen Verein eine Sefer<br />

Tora für 580 Franken verkaufte und eine<br />

Anzahlung von 50 Franken erhielt. Das war<br />

für damalige Verhältnisse viel Geld.<br />

Dank seiner zeichnerischen Begabung konnte<br />

er auch schöne Jahrzeittabellen, Wimpeln,<br />

Ketuwot und hebräische Schriften anfertigen.<br />

Beim Eingang zur Synagoge in Luzern können<br />

15<br />

Verlagsbuchhandlung Victor Goldschmidt, Basel<br />

Eine Ära geht zu Ende<br />

<strong>Die</strong> renovierten Räumlichkeiten<br />

Doch die Parnassa<br />

war in jenen Tagen<br />

sehr schwer. Man<br />

musste sich das Brot<br />

buchstäblich am<br />

Munde absparen,<br />

um das Geld für den<br />

Melamed (im Vorschulalter<br />

war ein<br />

Hauslehrer nötig)<br />

aufzubringen. <strong>Die</strong><br />

Anekdote, wonach<br />

die jüngeren Buben<br />

einer kinderreichen<br />

Familie den neuen<br />

Stoff, der für den<br />

ältesten bestimmt<br />

war, auf der Rückseite<br />

besahen, weil<br />

sie ihn erst für sich<br />

erhielten, wenn er<br />

gewendet wurde<br />

– diese Anekdote<br />

war lebenswahr. So<br />

hat man gelebt und<br />

so hat man gespart,<br />

sparen müssen.<br />

Leider verstarb<br />

mein sel. Grossvater<br />

ganz unerwartet<br />

noch heute die von ihm<br />

angefertigten „Smane<br />

Hatefi lla“ bewundert<br />

werden.<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Die</strong> früheren Geschäftsräumlichkeiten<br />

im Jahr 1924, im Alter von nur 47 Jahren.<br />

So war mein Vater, Victor (Pinchas) Goldschmidt<br />

sZl., der als Musterschüler im Humanistischen<br />

Gymnasium eigentlich gerne


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Pessach Meir Goldschmidt sl. führte das<br />

Geschäft von 1902 - 1924<br />

ein Studium absolviert hätte, gezwungen,<br />

schon ganz früh ins väterliche Geschäft einzusteigen.<br />

Zuvor konnte er sich in Frankfurt<br />

a. M., dank einem Stipendium, eine 2-jährige<br />

Ausbildung als „Sofer“ aneignen. Neben<br />

dieser Ausbildung lernte er einen halben Tag<br />

in der Jeschiwa von Raw Joseph Breuer szl..<br />

Vorkriegs - und Kriegsjahre<br />

Der Laden dislozierte um 1925 an die Kornhausgasse<br />

10 und zog dann im Jahr 1936<br />

noch einmal an die Kanonengasse 15 um.<br />

Schliesslich zog das Geschäft im Jahr 1940<br />

an die Mostackerstrasse 17, wo es sich noch<br />

heute befindet.<br />

Nach dem Eintritt meines sel. Vaters im<br />

Jahr 1927, entwickelte sich das Geschäft<br />

langsam aber stetig. Das Sortiment wurde<br />

grösser und reicher. Mein Vater reiste öfters<br />

16<br />

Das „Sofer-Zeugnis“ für Pessach Meir Goldschmidt sl. von Raw<br />

Binjomin Leb Brim, Plungian (Litauen)<br />

nach Deutschland, um Bücher zu kaufen. In<br />

dieser Eigenschaft war es ihm, als Schweizer<br />

Bürger, mit Haschem's Hilfe gelungen, in den<br />

kritischen Jahren 1938/9 mehreren Menschen<br />

zur Flucht zu verhelfen. Gerade als er in einer<br />

jüdischen Buchhandlung in Karlsruhe war,<br />

wurde deren Inhaber, ein angesehener Talmid<br />

Chacham, vor seinen Augen von den Nazis<br />

verhaftet und abgeführt. Dank der sofortigen<br />

Intervention meines sel. Vaters - via Schweizer<br />

Konsulat – wurde der Verhaftete freigelassen<br />

und so vom sicheren Tod gerettet.<br />

Erwähnenswert ist auch, dass mein sel. Vater<br />

– damals wohl als einziger Sofer in der<br />

Schweiz - viele Gitin für<br />

Rabb. Jaakov Mordechai<br />

Breisch szl. und für die<br />

Rabbiner Lewenstein/<br />

Kornfein/Weiss in Zusammenarbeit<br />

mit Reb Schiele<br />

Ornstein sZl. schrieb. <strong>Die</strong><br />

meisten fanden in Zürich<br />

statt, aber auch in Basel,<br />

Genf und sogar in Bern<br />

wurden Gitin geschrieben.<br />

Darüber gäbe es zahlreiche<br />

ergreifende, aber auch lus-<br />

Victor Goldschmidt sl.,<br />

der das Geschäft von<br />

1927 - 1973 führte -<br />

und das „Sofer-<br />

Zeugnis“, das ihm vom<br />

seinem Lehrer, Sofer<br />

Färber in Frankfurt,<br />

ausgestellt wurde<br />

Nr. 25, 22. Siwan 5771 /24. Juni 2011<br />

tige Episoden zu erzählen.<br />

<strong>Die</strong> Kriegsjahre waren<br />

schwer. Meine schwachen<br />

Kindheitserinnerungen<br />

sind abendliche Verdunkelung<br />

und Rationierungs-<br />

Marken. Man war jedoch<br />

Haschem dafür dankbar,<br />

dass wir den Krieg unbeschadet<br />

überlebten. <strong>Die</strong><br />

5 Zimmer und Mansarde<br />

– ohne Bad – mussten für<br />

Laden, Lager, Familie und<br />

2 weitere Familienmitglieder<br />

mit Baby reichen.<br />

Letztere konnten wir l942<br />

in einer buchstäblichen<br />

Nacht- und Nebelaktion<br />

über die jurassischen Berge<br />

bringen.<br />

Während dem Krieg war<br />

es fast unmöglich, jüdische<br />

Kultusartikel zu importieren.<br />

Zizzit und Jahrzeitkerzen<br />

wurden bei uns zu<br />

Hause selber fabriziert:ein<br />

Versuch, Rezuot herzustellen,<br />

war <strong>nicht</strong> erfolgreich. Mit einer Ausnahme<br />

konnte immer ein gewisses Quantum an Arba<br />

Minim beschafft werden; manchmal wurden<br />

sie auch nur über die italienische Grenze<br />

geschmuggelt. Ein Versuch zur Anpflanzung<br />

von Hadassim in Glashäusern im Tessin war<br />

fehlgeschlagen.<br />

In späteren Nachkriegsjahren führten wir dann<br />

Lulawim und Hadassim aus Nord-Italien ein,<br />

im Schmittajahr auch Etrogim aus Sizilien und<br />

Marokko (sonst immer aus Israel).<br />

Es sind schöne Erinnerungen, die meinen<br />

Bruder Pessach Meir und mich erfüllen, als<br />

wir da um 1958-1965 mit unserem Vater szl.


Nr. 25, 22. Siwan 5771 / 24. Juni 2011<br />

an den Stränden von Sizilien und Bordighera<br />

(ital. Riviera) die Lulawim nach Qualität<br />

aussuchten und sortierten und daneben die<br />

schöne Natur genossen.<br />

Gegen Ende des Krieges, in den Jahren<br />

l943/44, öffnete sich für meinen sel. Vater<br />

und für die Firma Victor Goldschmidt ein<br />

ganz neuer Horizont.<br />

<strong>Die</strong> Nazis hatten bekanntlich alles jüdische<br />

Kulturgut ver<strong>nicht</strong>et. Es waren keine Bücher<br />

religiösen Inhaltes in deutscher Sprache, vor<br />

allem auch keine Sidurim, Chumaschim etc.<br />

mehr erhältlich. Victor Goldschmidt erblickte<br />

nun in der Gründung eines Verlags, um die<br />

Herausgabe solcher Werke zu ermöglichen,<br />

seine eigentliche Lebensaufgabe.<br />

Es begann im Jahr l944 mit der Herausgabe<br />

eines Wörterbuchs Deutsch-Hebräisch. Es<br />

folgten l945 ein broschiertes Machsor für<br />

Jamim Noraim, unter Mithilfe der Schweiz.<br />

Jüd. Flüchtlingshilfe, ein Lehrbuch „Sifrenu“,<br />

ein Kizzur Schulchan Aruch nur in Hebräisch<br />

und ein doppelspaltiges Chumasch im breiten<br />

Format, das Targum, Raschi, Raschbam und<br />

Sifse Chachamim enthielt. <strong>Die</strong>ses Chumasch<br />

wurde in einer Auflage von 7000 Exemplaren<br />

gedruckt. Das war für die damalige Zeit ein<br />

ungeheures Quantum mit entsprechendem<br />

finanziellem Risiko.<br />

<strong>Die</strong> Idee stammte von meinem<br />

Onkel Alex Fischel<br />

sel., der den Krieg mit uns<br />

verbrachte, war genial und<br />

schlug <strong>wie</strong> eine Bombe<br />

ein. Es war das erste, neu<br />

erhältliche Chumasch mit<br />

Meforschim, das nach dem<br />

Holocaust <strong>wie</strong>der erhältlich<br />

war. Noch heute begegne<br />

ich gelegentlich Jehudim der<br />

älteren Garde, z. B. in London<br />

oder Antwerpen, die, wenn<br />

sie meinen Namen und Wohnort<br />

erfahren, spontan fragen:<br />

„wus Ihr seid Goldschmidt<br />

fin die breite Chumoschim?!“<br />

Nachkriegsjahre<br />

Im Jahr 1951 gründete mein<br />

Vater den „Victor Goldschmidt-Verlag“<br />

und veröffentlichte<br />

- mit Lizenzverträgen<br />

– die ersten, berühmten,<br />

nach dem Kriege nun erstmals<br />

<strong>wie</strong>der erscheinenden „Rödelheimer“-<br />

Ausgaben. <strong>Die</strong>se sind bekannt als fehlerfrei,<br />

mit klarem, sauberem Druck, übersichtlicher<br />

Anordnung und entsprechen exakt der aschkenasischen<br />

Tradition.<br />

1955 erwarb er dann von den Erben des früheren<br />

„Kauffmann & Lehrberger-Verlages,<br />

Frankfurt a.M.“ die gesamten Rechte dieses<br />

Verlags incl. aller „Rödelheimer“-Ausgaben.<br />

Nun sollte sich eine erfolgreiche und fruchtbare<br />

Entwicklung dieses Verlags während der<br />

17<br />

nächsten 60 Jahre entwickeln.<br />

Mein Vater, der Prototyp von „Tora im Derech<br />

Erez“, war von Natur aus ein Visionär, Idealist<br />

und grosser Kämpfer. Das hatte er auch stets<br />

bei seiner Tätigkeit innerhalb der Israelitischen<br />

Gemeinde Basel und des Schomre<br />

Thora-Vereins unter Beweis gestellt. <strong>Die</strong>se<br />

Eigenschaften waren nötig, um ein solches<br />

Lebenswerk aufzubauen. Seit der Gründung<br />

sind bis heute zahlreiche, inhaltlich wertvolle<br />

Werke erschienen. Um nur die wichtigsten zu<br />

nennen: „Rödelheimer“-Sidurim, Machsorim<br />

& Chumaschim, mit und ohne Übersetzung in<br />

allerlei Formaten. Ferner Werke <strong>wie</strong> Tenach,<br />

Mischna, Pirke Awot, Kizzur Schulchan<br />

Aruch, Raschi-Kommentar, Hagadot etc. etc.,<br />

alle mit deutscher Übersetzung und teilweise<br />

auch mit Kommentar. Insgesamt sind bisher<br />

etwa 60 Titel erschienen.<br />

Nicht alle Auflagen rentierten, manche<br />

brachten gar einen Verlust ein. Aber Victor<br />

Goldschmidt war ein Idealist. Wenn er ein<br />

Werk als nötig für die Öffentlichkeit empfand,<br />

zögerte er <strong>nicht</strong> mit der Herausgabe.<br />

„Mesake et Harabim“ war ihm wichtiger als<br />

finanzieller Erfolg.<br />

Einige Novitäten sind erwähnenswert.<br />

1955 erhielten wir durch Vermittlung des<br />

„Joint“, die offizielle Erlaubnis, hebräische<br />

Kalender aus dem Jahre 5665/1905 herausgegeben von P. M. Goldschmidt sl.<br />

Gebetbücher nach der damaligen UDSSR<br />

einzuführen. <strong>Die</strong> Sidurim durften kein Wort<br />

mit lateinischen Buchstaben und keine Jahreszahl<br />

enthalten, sie waren also rein hebräisch.<br />

Nach aufwendigen Vorarbeiten druckten wir<br />

5 verschiedene Sidurim, Nussach Aschkenas<br />

und Sfard, darunter kurioserweise auch ein<br />

Sidur „Rödelheim“ Nussach Sfard.<br />

Wir „schmuggelten“ in einem Anhang<br />

„Chinuch Habanim“ jeweils das Alefbet,<br />

Lese- und Lerntexte so<strong>wie</strong> einige Bilder über<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Raw Pessach Meir Goldschmidt schlite,<br />

heute Rosch Koilel in Kirjat Sefer, führte das<br />

Geschäft von 1960 - 1991<br />

Zizzit-Knüpfen & Tefilin-Legen etc. hinein.<br />

Mein Vater hatte neben einem hübschen<br />

finanziellen Verdienst, die grosse Genugtuung,<br />

einen Beitrag für unsere unterdrückten<br />

Achenu Bnei Jisrael im<br />

damaligen Russland<br />

geleistet zu haben.<br />

Ferner druckten wir<br />

l970, mit grossem technischem<br />

Aufwand, ein<br />

„Rödelheimer“- Sidur<br />

mit schwedischer Übersetzung,<br />

in dem auch die<br />

Quellen aller vorkommenden<br />

Psukim und<br />

eine Gebets-Ordnung<br />

eingebaut war. Es war<br />

ein Auftrag der <strong>Jüdische</strong>n<br />

Gemeinde Stockholm<br />

und ein Beitrag<br />

an das schwedische<br />

Judentum.<br />

Mein Vater war stets<br />

darauf bedacht, nur fehlerfreie<br />

und Bücher mit<br />

sauberem Druck auf<br />

den Markt zu bringen.<br />

Er überwachte jeweils<br />

den Druck mit mehreren<br />

Besuchern und Stichproben in der Druckerei.<br />

Er, der den „Chower“-Titel von Rabb. Joseph<br />

Breuer in Frankfurt erhalten hatte, wurde – in<br />

übertragenem Sinn – wörtlich dem gerecht,<br />

was unsere Chasal sagen: „Chasaka al Chower<br />

sche'eno mozi mitachat jado dawar sche'eno<br />

metukan“. Ein „Chower“ gibt <strong>nicht</strong>s heraus,<br />

was <strong>nicht</strong> korrigiert und fehlerfrei ist!<br />

<strong>Die</strong> ersten Nachdrucke erfolgten durch die altehrwürdige<br />

Druckerei Frobenius in Basel. In<br />

der gleichen Druckerei „Ambrosius Froben“


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Jetzt Vergangenheit:<br />

Salomon Goldschmidt in seinem Laden<br />

wurde in einer Rekordzeit, nämlich von<br />

1578-1580, unter vielen anderen hebräischen<br />

Werken, der „Basler Talmud“ gedruckt, eine<br />

Pionierleistung für die damalige Zeit. Dort<br />

wo ein Israel ben Daniel Sifroni aus Guas-<br />

18<br />

talla bei Padua als Hebräisch-Korrektor tätig<br />

war, sitzt nun fast 400 Jahre später ein Victor<br />

Goldschmidt und korrigiert <strong>wie</strong>derum die<br />

hebräischen Druck-Platten. So führt Haschem<br />

das Rad der Geschichte!<br />

1957 – mein Vater war damals sehr krank –<br />

musste ich schon frühzeitig als noch junger,<br />

unerfahrener Jeschiwa-Bachur ins väterliche<br />

Geschäft eintreten. Ich hatte den grossen<br />

S'chut, in meinem Vater einen Lehrer und<br />

Mentor zu haben, der mich in vielen Bereichen<br />

ausbildete und es mir ermöglichte, auch später,<br />

das Geschäft weiter auszubauen.<br />

Mein einziger Bruder, Pessach Meir, stand<br />

uns ab 1960 im technischen Bereich zur Seite.<br />

Er hatte sich als Offset-Drucker ausgebildet, so<br />

dass wir während einer gewissen Zeitperiode<br />

einen Teil unserer Verlagswerke auf eigenen,<br />

später auf seinen Maschinen in Luzern und<br />

Kriens drucken konnten. Sein Fachwissen,<br />

seine Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit waren<br />

stets eine Garantie für den reibungslosen<br />

Ablauf im Verlagswesen.<br />

Mein Bruder hatte auch – der Familientradition<br />

folgend - „Sofrut“ gelernt und es<br />

nebenamtlich auch praktiziert. Auch er schrieb<br />

viele Gitin unter der Führung der Rabbanim<br />

Jaakov Mordechai und Schaul Breisch, und<br />

den Rabbanim Kornfein und Weiss mit Reb<br />

Schiele Ornstein. Uber seine diesbezüglichen<br />

Erlebnisse könnte er, <strong>wie</strong> er mir sagte, ein<br />

ganzes Buch schreiben.<br />

Nr. 25, 22. Siwan 5771 /24. Juni 2011<br />

1955 eröffneten wir in Zürich eine kleine<br />

Filiale, die wir rund 40 Jahre halten konnten.<br />

Während über 35 Jahren stand der unvergessliche<br />

Aba Wolff szl. im Laden. Er war<br />

in mancher Beziehung ein Original. Seine<br />

Ehrlichkeit, Pünktlichkeit und wahre Frömmigkeit<br />

waren legendär.<br />

Seit dem Tod meines sel. Vaters im Jahr 1973<br />

war die Firma nun in meinen Händen. Ruhe<br />

und Hektik lösten sich oft ab. Vor allem der<br />

Export konnte mit der Zeit markant gesteigert<br />

werden. Seit einigen Jahren steht unseren<br />

Kunden auch ein Webshop zur Verfügung.<br />

In den letzten Jahren hat sich auch eine gute<br />

Zusammenarbeit mit dem Verlag „Morascha“,<br />

den wir beliefern, angebahnt. <strong>Die</strong>ser Verlag<br />

gibt ebenfalls zahlreiche Bücher mit wertvollen<br />

Inhalten auf jüdisch-religiösem Gebiet<br />

heraus, u.a. auch die Werke von Rabb. S.R.<br />

Hirsch etc. heraus.<br />

In all den Jahrzehnten unserer Geschäftstätigkeit<br />

und Anwesenheit im Laden, durften wir<br />

viele interessante Begegnungen und schöne<br />

Erinnerungen erleben. Viele Menschen kamen,<br />

um sich mittels geeigneter Literatur<br />

jüdisches Wissen anzueignen, andere nur<br />

um Fragen zu stellen, oder schliesslich ganz<br />

einfach, um gewisse Probleme mit einem<br />

jüdischen Menschen teilen zu können. Es gab<br />

Jehudim, die <strong>nicht</strong> einmal einer <strong>Jüdische</strong>n<br />

Gemeinde angehörten und doch fanden sie<br />

den Weg zu uns. Ein innerer, noch vorhandener<br />

jüdischer Funke drängte sie zu ihrem<br />

Ursprung. Auch zahlreiche Nichtjuden kamen<br />

zu uns in den Laden. Wir waren immer bemüht,<br />

für all diese Menschen Verständnis, Geduld<br />

und Mitgefühl aufzubringen, im Sinn von „Kol<br />

Jisrael Arewim se la-se“ bezw. zu versuchen,<br />

einen kleinen Beitrag für Kidusch Haschem<br />

zu leisten. Das war die Devise und für mich<br />

das Erbe meiner sel. Eltern und Grosseltern.<br />

Im Frühjahr dieses Jahres hat sich der Unterzeichnete<br />

vom Geschäft zurückgezogen.<br />

<strong>Die</strong>ser Entschluss war <strong>nicht</strong> leicht, denn<br />

damit geht eine Ära und ein Stück Familiengeschichte<br />

zu Ende.<br />

Meine Nachfolgerin, die „Goldschmidt Basel<br />

AG“, unter der Geschäftsführung von Esra<br />

Weill, wird den Betrieb weiterführen. <strong>Die</strong><br />

Räumlichkeiten wurden renoviert und durch<br />

neue Einrichtungen ersetzt, wobei versucht<br />

wurde, die Atmosphäre von Tradition und<br />

Nostalgie teilweise beizubehalten.<br />

Unter der neuen Geschäftsleitung wird sich<br />

vermutlich einiges ändern. Auch im Verlagswesen<br />

wird es vielleicht Neuerungen geben.<br />

<strong>Die</strong> wichtigen Standard-Werke jüdischer<br />

Bibel-Kommentare, Ethik und Homiletik,<br />

und die beliebten „Rödelheimer“-Ausgaben<br />

werden aber hoffentlich im Verlagsprogramm<br />

bleiben.<br />

Ich wünsche meinen Nachfolgern mit<br />

Haschem's Hilfe viel Bracha und Hazlacha!<br />

Salomon Goldschmidt


Nr. 25, 22. Siwan 5771 / 24. Juni 2011<br />

19<br />

Geschichten und ihre Lektionen<br />

von Raw Scholem Schwadron sZl.<br />

<strong>Die</strong> Sicht der Gedolim<br />

Betrachtet man Geschichten über die Gedolim<br />

während allen Generationen, kann man<br />

erkennen, dass sie immer die Wahrheit sagten<br />

und ständig „Sijata Dischmaja“ hatten, mit<br />

ihrer klaren Sicht, Dinge zu sehen, die vom<br />

normalen Menschen <strong>nicht</strong> erkannt werden<br />

können.<br />

Aus den drei folgenden Begebenheiten, die<br />

sich beim Chason Isch abspielten, können<br />

wir diese Punkte klar erkennen.<br />

Am Erev Rosch Haschana ging eine Person<br />

zum Metzger und bat ihn, ihm ein Stück<br />

Fleisch abzuschneiden. Der Metzger erfüllte<br />

seinen Wunsch. Er machte dabei aber eine<br />

falsche Bewegung und ein spitzes Metallstück<br />

drang in seinen Arm. Er hatte grosse Schmerzen<br />

und bemerkte, dass der Arm plötzlich blau<br />

anlief und geschwollen war. <strong>Die</strong> Symptome<br />

verschlimmerten sich von Stunde zu Stunde<br />

und am Abend war es schon so schlimm, dass<br />

er an diesem grossen Tag <strong>nicht</strong> zum Ma’ariv-<br />

Gebet nach Schul gehen konnte.<br />

Seine Frau riet ihm an: „Da du doch täglich<br />

im Minjan des Chason Isch dawenst, geh<br />

gleich am Morgen früh zu ihm, zeige ihm<br />

deine Hand und bitte ihn um einen Rat. Er<br />

wird dir sicher weiterhelfen können!“<br />

Am nächsten Morgen war sein Arm war noch<br />

schlimmer geworden. Er stand sehr früh auf<br />

und ging zum Chason Isch. Als der Zaddik<br />

seinen Arm sah, <strong>wie</strong>s er ihn an, sofort ins<br />

Spital zu fahren und fügte noch einen Satz<br />

hinzu: „Sobald du dorthin kommen wirst,<br />

werden die Ärzte dir sagen, dass sie den Arm<br />

sofort amputieren müssen, damit der restliche<br />

Teil des Körpers <strong>nicht</strong> auch infiziert wird. Du<br />

sollst damit jedoch unter keinen Umständen<br />

einverstanden sein! Du musst darauf beharren<br />

und den Doktor darum bitten, dass er dir<br />

eine bestimmte Spritze gibt und dieses und<br />

jenes Medikament verabreicht! Das wird<br />

genug sein!“<br />

Der Metzger, dem die ganze Geschichte<br />

passierte, erzählte mir persönlich, dass sich<br />

wirklich alles so ereignete, <strong>wie</strong> es der Chason<br />

Isch gesehen hatte. Er kam ins Krankenhaus<br />

und nach einer kurzen Kontrolle bestimmten<br />

die Ärzte, dass der betroffene Arm sofort<br />

entfernt werden muss. Andernfalls bestehe<br />

Lebensgefahr, da die Entzündung auf den<br />

Rest des Körpers übergehen könne.<br />

Als er dem Arzt bestimmt sagte, dass der<br />

Chason Isch ihn ange<strong>wie</strong>sen habe, den Arm<br />

<strong>nicht</strong> zu entfernen, entgegnete der Doktor:<br />

„Weshalb bist du dann hierher ins Spital gekommen?<br />

Sterben kannst du auch zuhause!“<br />

Der Mann gab aber <strong>nicht</strong> auf und bat immer<br />

<strong>wie</strong>der, dass man ihm die Spritze geben solle,<br />

von der der Chason Isch gesprochen hatte. Der<br />

Arzt konnte jedoch den Zusammenhang der<br />

Spritze mit der Wunde <strong>nicht</strong> verstehen. Da<br />

der Mann jedoch an seiner Meinung festhielt,<br />

erklärten sich die Ärzte schliesslich damit<br />

einverstanden. Der Patient musste aber versichern,<br />

dass er die Verantwortung vollständig<br />

auf sich nehme, was er auch tat.<br />

Und natürlich geschah es, <strong>wie</strong> es der Chason<br />

Isch vorausgesehen hatte! Nach einem Tag<br />

war die Entzündung schon fast vollständig<br />

verschwunden! Im Lauf der Asseret Jeme<br />

Teschuwa wollte der Patient nach Hause<br />

gehen. Der Chason Isch liess ihm aber ausrichten,<br />

dass er noch bis nach Sukkot im Spital<br />

bleiben müsse.<br />

Als der Metzger nach Sukkot das Spital<br />

verliess, ging er gleich zum Chason Isch.<br />

Er wollte nun von ihm genau hören, was<br />

hier genau geschehen ist: „Geschah hier ein<br />

Wunder oder hat der Raw vielleicht Ruach<br />

Hakodesch und wusste deshalb Dinge, die<br />

andere <strong>nicht</strong> wissen konnten?“<br />

Der Chason Isch schüttelte jedoch den Kopf<br />

und sagte: „Nein, nein! Es war kein Wunder<br />

und ich weiss auch <strong>nicht</strong>s wegen Ruach<br />

Hakodesch. Jedoch konnte ich aus all den<br />

Details deiner Geschichte erkennen, dass du<br />

an Diabetes leidest. Ich konnte auch sehen,<br />

dass die Entzündung von der Zuckerkrankheit<br />

entstanden ist und <strong>nicht</strong>s mit der Wunde zu tun<br />

hatte. Ich sagte deshalb, dass man dir diese<br />

Spritze geben solle, die Diabetes behandelt.<br />

Ich war mir sicher, dass du dadurch geheilt<br />

werden wirst!“<br />

Der Chason Isch hatte kein Medizin-Studium<br />

abgeschlossen und hat auch <strong>nicht</strong> in einem<br />

Spital gearbeitet. Da er sich jedoch sein ganzes<br />

Leben mit Tora Lischma beschäftigte, besass<br />

er eine klare und scharfe Weltsicht, eine Sicht<br />

der Tora. Mit dieser Sicht konnte er sich ein<br />

viel klareres Bild machen als alle Ärzte.<br />

***<br />

<strong>Die</strong> zweite Geschichte spielte sich bei einem<br />

Geschäftsmann ab, der zum Chason Isch kam.<br />

Er weinte bei ihm, dass ihm seine Parnassa<br />

kaum etwas einbrachte. Er importierte Artikel<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

aus verschiedenen Ländern und verdiente<br />

dabei eigentlich sehr gut, jedoch verlangten<br />

die Zöllner eine so grosse Steuer auf seine<br />

importierte Ware, dass er schlussendlich kaum<br />

etwas verdiente.<br />

„Was soll ich denn tun?“ fragte ihn der Chason<br />

Isch. Der Jehudi entgegnete ihm, dass er vom<br />

Chason Isch einen Rat erhalten möchte, <strong>wie</strong><br />

er sich vor den Zöllner drücken kann und die<br />

Ware ins Land gelangen könne, ohne Steuern<br />

zu bezahlen.<br />

Der Chason Isch erklärte ihm: „Kenne ich<br />

mich denn in den Gesetzen und Gewohnheiten<br />

deines Heimatlandes aus? Wie kann ich dir da<br />

einen Ratschlag geben?“ Der Jehudi liess aber<br />

<strong>nicht</strong> locker und sagte dem Chason Isch, dass<br />

er sicher ist, dass der Chason Isch ihm behilflich<br />

sein könne, falls er wirklich möchte…<br />

Der Chason Isch sah ein, dass er die Bitte des<br />

Jehudi <strong>nicht</strong> ablehnen konnte und überlegte<br />

einige Sekunden. Dann bat er sein Gegenüber,<br />

dass er ihm doch genau schildern solle, <strong>wie</strong><br />

er normalerweise reise. Er wollte von jeder<br />

Station hören und genau wissen, wo er in einen<br />

anderen Zug steigt. Und so schilderte ihm der<br />

Jehudi <strong>wie</strong> er normalerweise reist, wo der<br />

Zug hält und bei welcher Station er umsteigt.<br />

Als der Jehudi mit seiner Erzählung zu Ende<br />

war, begann der Chason Isch ihm einen neuen<br />

Reiseplan zu geben. Er sagte ihm genau bei<br />

welcher Station er nun von jetzt an aussteigen<br />

solle und welchen Zug er jeweils besteigen<br />

solle. Er <strong>wie</strong>s ihn an, seinen Worten genau<br />

zu folgen.<br />

Der Jehudi war zufrieden und bedankte sich<br />

beim Chason Isch für seinen Rat. Er fuhr<br />

zurück und bei seiner ersten Geschäftsreise<br />

handelte er genau, <strong>wie</strong> der Chason Isch es<br />

ihm geraten hatte. Er bestieg den Zug an der<br />

genannten Station und achtete darauf, dass es<br />

der Zug war, den der Chason Isch genannt hatte.<br />

Und wirklich! <strong>Die</strong> Zöllner bestiegen zwar<br />

den Zug, jedoch kontrollierten sie ihn <strong>nicht</strong>…<br />

Nachdem er sah, dass seine Reise erfolgreich<br />

verlief, dachte er sich, dass es nun sicher<br />

besser sei, wenn er diesen Zug <strong>nicht</strong> verlasse,<br />

obwohl er dem Rat des Chason Isch damit<br />

<strong>nicht</strong> folgte. Man werde ihn sicher <strong>nicht</strong> mehr<br />

kontrollieren.<br />

Aber er irrte sich, denn genau nach der Station,<br />

bei der der Chason Isch ihm geraten hatte,<br />

den Zug zu verlassen, kamen die Zöllner,<br />

kontrollierten seine Ware und verlangten<br />

von ihm eine grosse Summe für die Steuer…<br />

Einige Zeit später kehrte der Geschäftsmann<br />

<strong>wie</strong>der zurück zum Chason Isch und erzählte<br />

ihm genau, was geschehen war. Er gab zu,<br />

dass alles gut gegangen war, solange er sich<br />

an den Rat des Chason Isch gehalten hatte und<br />

dass er - gleich nachdem er sich <strong>nicht</strong> an den


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Wovon muss Ma’asser<br />

gegeben werden?<br />

(Fortsetzung)<br />

Geld, das in die Ehe gebracht wird<br />

60) Geld, das die Frau in die Ehe bringt, egal<br />

ob es ‚Nich’se Melug‘ oder ‚Nich’se Zon<br />

Barsel‘ ist, muss <strong>nicht</strong> gema’assert werden.<br />

Der Ja’awetz schreibt aber, dass „derjenige,<br />

der es dennoch ma’assert, gesegnet sein soll“. 1<br />

Ma’asser von der Wohnung<br />

61) Bekommt ein verheiratetes Paar von den<br />

Eltern eine Wohnung, sind einige Achronim<br />

der Meinung, dass man sie <strong>nicht</strong> ma’assern<br />

muss 2 . Raw Wosner schreibt dazu, dass man<br />

noch nie gehört hat, dass man in Erez Jisrael,<br />

wo es der Brauch ist, zur Chatuna eine Wohnung<br />

zu bekommen, davon Ma’asser gegeben<br />

hat. In den meisten Fällen ist es dem Ehepaar<br />

überhaupt <strong>nicht</strong> möglich, einen so grossen<br />

Betrag aufzubringen.<br />

Einige Posskim sind aber der Meinung, dass<br />

man davon Ma’asser geben muss. Man soll<br />

jeweils kleinere Beträge für Ma’asser geben,<br />

bis man den ganzen Betrag gegeben hat 3 .<br />

62) Selbst laut den Posskim, die der Meinung<br />

sind, dass man für eine solche Wohnung kein<br />

Ma’asser absondern muss, ist man auf jeden<br />

Fall verpfl ichtet, von Geld, das man für den<br />

Kauf einer Wohnung bekommt, Ma’asser zu<br />

geben 4 . Einige raten dem Chatan deshalb,<br />

dass er die Absicht haben soll, das Geld <strong>nicht</strong><br />

‚Seines‘ zu nennen, sondern mit diesem Geld<br />

die Wohnung für seine Eltern kaufen soll<br />

und erst für die Wohnung einen Kinjan zu<br />

machen. Dadurch wäre er vom Ma’asser-<br />

Geben befreit 5 .<br />

Steigende Wohnungspreise<br />

63) Wenn die Preise auf dem Häusermarkt<br />

steigen und das Haus deshalb einen grösseren<br />

Wert bekommt, wird das als Einkommen<br />

betrachtet und man ist verpfl ichtet, davon<br />

Ma’asser zu geben. Man muss aber sicher <strong>nicht</strong><br />

die Wohnung verkaufen oder Geld borgen, nur<br />

um Ma’asser zu geben, sondern kann warten,<br />

bis man die Wohnung verkauft und dann vom<br />

Verdienst Ma’asser geben 6 .<br />

Rat des Chason Isch gehalten hatte - von den<br />

Zöllnern kontrolliert worden sei. Der Jehudi<br />

endete seine Erzählung mit den Worten: „Es<br />

bestehen bei mir keine Zweifel, dass der Raw<br />

Ruach Hakodesch besitzt!“<br />

Der Chason Isch schüttelte aber den Kopf:<br />

„Das ist <strong>nicht</strong> wahr!“ sagte er ihm. „Nachdem<br />

du mir deine ganze Reise geschildert<br />

hast, konnte ich mir ein Bild davon machen,<br />

welche Massnahmen und Pläne die Zöllner<br />

benützen, um Geschäftsleute aufzuspüren.<br />

Demnach stellte ich Dir einen ganzen Plan<br />

zusammen, <strong>wie</strong> du den Zöllner aus dem<br />

Weg gehen kannst. Es handelte sich <strong>nicht</strong><br />

20<br />

vesm ,ufkv<br />

Aus „Hilchot Ma‘asser Kesafim“<br />

von Raw Jisrael Josef Bronstein schlita<br />

Mehrwert der Währung<br />

64) Verlor die Landeswährung an Wert und<br />

die Immobilie wurde deshalb teurer, ist man<br />

<strong>nicht</strong> verpfl ichtet, vom Mehrwert Ma’asser<br />

zu geben. Wenn beispielsweise für eine Wohnung,<br />

die für 100‘000 Franken gekauft wurde,<br />

200‘000 Franken bezahlt werden, jedoch für<br />

Nr. 25, 22. Siwan 5771 /24. Juni 2011<br />

Nahrungsmittel die heute 200 Franken wert<br />

sind, früher auch nur 100 Franken bezahlt<br />

wurden, dann ist man vom Ma’asser befreit 7 .<br />

65) Dasselbe gilt auch, wenn man ein Haus<br />

in einer Fremdwährung gekauft hat, und die<br />

Währung nun an Wert gewonnen hat; man<br />

muss davon kein Ma’asser geben. Ein Beispiel<br />

dafür wäre, wenn man ein Haus für 100‘000<br />

Dollar gekauft hatte und der Dollar damals<br />

einen Franken wert war. Wenn man das Haus<br />

später <strong>wie</strong>der für 100‘000 Dollar verkauft und<br />

der Dollar dann aber einen Wert von 1.50 Fr.<br />

hatte, muss man davon kein Ma’asser geben 8 .<br />

Geld für den Pidjon Haben<br />

66) Ein Kohen, der für den Pidjon Haben,<br />

Geld erhalten hatte, ist verpfl ichtet, dieses<br />

Geld zu ma’assern 9 .<br />

(Endnotes)<br />

1 Schu’t Sche’ilat Ja’awetz.<br />

2 Schu’t Schewet Halevi, Raw Kupermann im Namen<br />

von Raw Eljaschiw. Siehe auch im Orchot Rabenu 1.Teil<br />

Seite 296.<br />

3 Psakim von Raw Schlomo Salman Auerbach. Raw J.J.<br />

Fischer.<br />

4 Orchot Rabenu und Raw Chajim Kaniewsky auch im<br />

Namen des Chason Isch.<br />

5 Orchot Rabenu.<br />

6 Psakim von Raw Schlomo Salman Auerbach.<br />

7 Igrot Mosche und Psakim von Raw Schlomo Salman<br />

Auerbach<br />

8 Teschuwot vor Raw Gans.<br />

9 Imrei Emet, Schu’t Schewet Hakehati.<br />

Trägt man für Ma’asser-Geld die Verantwortung?<br />

Antwort von Raw Chajim Kaniewsky schlita:<br />

„Sonderte man Ma’asser-Geld ab und es ging verloren, oder man schickte es einem Armen,<br />

und der Bote verlor das Geld, schreibt der „Piskei Teschuwot“ im Namen des „Arba’a Turei<br />

Ewen“, dass man keine Verantwortung dafür trägt, solange man es <strong>nicht</strong> benützt hatte.<br />

Es ist aber schwer zu verstehen, woher er nimmt, dass man bei Ma’asser die Mitzwa schon<br />

erfüllt hat, sobald man das Geld abgesondert hat und <strong>nicht</strong> erst, wenn man das Geld dem<br />

Armen gegeben hat. Es könnte jedoch sein, dass er es mit dem Ma’asser-Geben von Getreide<br />

vergleicht, wo man die Mitzwa auch schon mit dem Absondern erfüllt.<br />

Man zeigte mir dann aber einen Chatam Sofer zu Chulin 131, der wirklich der Meinung ist,<br />

dass man aus dem oben erwähnten Grund verpfl ichtet ist, das verlorene Ma’asser-Geld zu<br />

ersetzen, sogar wenn man am Verlust keine Schuld trägt.“<br />

(Derech Emuna Matnot Anijim7. Kapitel, 5 im Biur Halacha.)<br />

um Ruach Hakodesch, sondern um einfachen<br />

Menschenverstand. Schade, dass du meinen<br />

Rat <strong>nicht</strong> befolgt hast!“<br />

***<br />

Auch die dritte Begebenheit ereignete sich<br />

beim Chason Isch.<br />

Ein Jehudi wurde krank und wurde ins Spital<br />

zur Kontrolle eingeliefert. Es wurden verschiedene<br />

Kontrollen vorgenommen, unter<br />

anderem wurden auch zwölf Rötgenaufnahmen<br />

seines Bauchs gemacht. Durch diese<br />

Aufnahmen stellten die Ärzte fest, dass er in<br />

seinem Bauch eine schreckliche Krankheit<br />

habe. Sie konnten klar einen Tumor sehen.<br />

Er sollte <strong>nicht</strong> lange warten, sondern sofort<br />

operieren, rieten ihm die Ärzte.<br />

Selbstverständlich war die ganze Familie des<br />

Patienten aufgewühlt, sobald sie davon hörte<br />

und so beschloss ein Cousin des Kranken,<br />

zum Chason Isch zu gehen und ihn um eine<br />

Bracha zu bitten. Er schrieb den Namen des<br />

Kranken auf einen Zettel und übergab ihn dem<br />

Gadol Hador. Dabei erzählte er ihm die ganze<br />

Geschichte und bat ihn um einen Ratschlag<br />

und um seinen Segen.<br />

Nachdem der Chason Isch sich die ganze<br />

Geschichte angehört hatte, entgegnete der


Nr. 25, 22. Siwan 5771 / 24. Juni 2011<br />

Chason Isch ihm zu seiner grossen Verwunderung:<br />

„Nein, es ist ein Fehler! Es handelt<br />

sich bei ihm <strong>nicht</strong> um Krebs, sondern bloss<br />

um eine Magengeschwür.“ Als der Verwandte<br />

erklärte, dass die Ärzte eine solche Option<br />

ausschliessen, da der Kranke ständig erbreche,<br />

antwortete der Chason Isch: „Das Erbrechen<br />

ist die Folge davon, dass das Geschwür sich<br />

genau zwischen dem oberen und unteren Teil<br />

des Magens befindet!“<br />

Der Chason Isch war ganz sicher. Der Verwandte<br />

liess sich <strong>nicht</strong> so schnell davon überzeugen:<br />

„Sie haben doch zwölf Aufnahmen<br />

gemacht und alle Ärzte behaupten, dass es sich<br />

um Krebs handelt. Wie kann der Raw denn mit<br />

Sicherheit behaupten, dass es <strong>nicht</strong> so ist?“<br />

Der Chason Isch erwiderte ihm: „Ich sehe<br />

<strong>nicht</strong>s anderes ausser dem Magengeschwür.“<br />

Als der Verwandte versuchte, weiter zu disku-<br />

VON M GERLITZ<br />

Als das erste Morgenlicht über der ungarischen<br />

Stadt Serdhali erschien, eilte Reb<br />

Kalman, der Schammas, zu seinem Platz auf<br />

dem hohen Hocker im leeren Bet Hamidrasch<br />

und begann seine tägliche Aufgabe, die Dochte<br />

der Kerosinlampen zu putzen, die von der<br />

Decke hingen. Als die Dochte bereit waren,<br />

goss er frisches Kerosin in die Lampen und<br />

zündete sie an.<br />

Helles Licht erfüllte das Bet Hamidrasch,<br />

gerade rechtzeitig um die ersten Beter zu<br />

begrüssen, die den Tag mit einem Blatt Gemara<br />

oder einigen Kapiteln Tehillim begannen.<br />

Niemand sah je, <strong>wie</strong> Reb Kalman seinen Job<br />

verrichtete, denn er achtete darauf, dass er<br />

arbeitete, bevor auch die ersten Menschen<br />

nach Schul kamen. Schliesslich war es seine<br />

Aufgabe, die Lampen und das Feuer im Ofen<br />

anzuzünden, sodass die Beter das Bet Hamidrasch<br />

warm und hell vorfanden.<br />

Reb Kalman gewöhnte sich daran, alleine mit<br />

seinem Schöpfer zu sein, während er arbeitete.<br />

Oft floss seine Seele über vor Freude, und Tränen<br />

nässten seine Wangen, wenn er über sein<br />

grosses Glück nachdachte. Er, Reb Kalman,<br />

hatte den Sechut, den anderen Jehudim zu<br />

ermöglichen, Torah zu lernen und ihre Herzen<br />

vor ihrem Vater im Himmel auszugiessen.<br />

Jeden Morgen, gerade bevor Reb Kalman<br />

die Lampen anzündete, <strong>wie</strong>gte er sich voller<br />

Konzentration hin und zurück und sagte mit<br />

grosser Hingabe: „Hareini muchan umesuman,<br />

die Lampen anzuzünden und Licht zu<br />

machen, um der heiligen Torah und ihren<br />

Schülern Ehre und Respekt zu erweisen.“<br />

Seine Augen schlossen sich und sein kurzes,<br />

jedoch von Herzen stammendes Gebet hallte<br />

durch das leere Bet Hamidrasch, während er<br />

die vielen Lampen anzündete. Jeden Morgen<br />

fühlte sich Reb Kalman irgend<strong>wie</strong> <strong>wie</strong> der<br />

21<br />

tieren, drückte sich der Chason Isch mit den<br />

Worten aus: „Wohl den Chassidim, die über<br />

die Anweisungen ihres Rebben keine Fragen<br />

stellen…!“ Er fügte noch hinzu, dass der<br />

Kranke das Spital, in dem er sich momentan<br />

aufhalte, verlassen solle und sich statt dessen<br />

in ein Spital begeben solle, in dem ein Arzt<br />

mit dem Namen Dr. Nathan arbeite. Er solle<br />

sich dort operieren lassen. Es sei <strong>nicht</strong> nötig,<br />

dass die Operation durch Dr. Nathan selbst<br />

erfolge, dieser solle jedoch bei der Operation<br />

anwesend sein und alles überwachen.<br />

Der Verwandte ging sofort zum Haus seines<br />

Cousins und erzählte dort mit Freude, was<br />

der Chason Isch gesagt hatte. Zusammen mit<br />

dem Patienten gingen sie nun zu Dr. Nathan<br />

und erzählte ihm die Geschichte. Der Doktor<br />

fragte, ob der Raw denn den Kranken gesehen<br />

habe, was die Familie jedoch verneinte. Der<br />

<strong>Die</strong> Liebe zu einer Mizwa<br />

Für <strong>Die</strong> KinDer<br />

Kohen Gadol, der die goldene Menorah im<br />

Bet Hamikdasch anzündete.<br />

Eines Morgens verliess Feivisch der Metzger<br />

sein Haus früher als sonst und machte sich auf<br />

den Weg ins Bet Hamidrasch. Reb Kalman<br />

war immer noch in seine Arbeit vertieft, als<br />

Feivisch an der Tür stehenblieb, um seine<br />

Hände zu wärmen.<br />

Feivisch starrte Reb Kalman an und war<br />

vollkommen fasziniert von dem Anblick, der<br />

sich ihm bot. Reb Kalmans Gesicht strahlte<br />

und Schweiss sammelte sich auf seiner Stirne<br />

an, trotz der eisigen Kälte, die draussen<br />

herrschte. <strong>Die</strong> Tränen, die aus seinen Augen<br />

traten, glitzerten <strong>wie</strong> Diamanten im Licht der<br />

Kerosinlampen.<br />

Reb Kalman war sich der Anwesenheit seines<br />

Freundes <strong>nicht</strong> bewusst und sprach weiter mit<br />

Seinem Schöpfer. Feivisch spürte, dass etwas<br />

Besonderes geschah und rührte sich <strong>nicht</strong> vom<br />

Fleck. Er hoffte, der Schamasch würde ihn<br />

<strong>nicht</strong> bemerken. Von seinem Platz konnte er<br />

hören, <strong>wie</strong> Reb Kalman immer <strong>wie</strong>der sagte:<br />

„Hareini muchan umesuman...“<br />

Feivisch fühlte plötzlich grossen Neid in<br />

sich aufsteigen. Er beneidete seinen Freund<br />

um diese heilige Aufgabe, die er jeden Tag<br />

erfüllen durfte.<br />

Feivisch konnte den ganzen Tag an <strong>nicht</strong>s<br />

anderes denken. Der Anblick des Schammasch<br />

tanzte ihm die ganze Zeit vor den Augen<br />

herum. Feivisch war immer ein guter Freund<br />

von Reb Kalman gewesen, der - <strong>wie</strong> er selbst<br />

- ein einfacher Mann war. Der Titel „Reb“ war<br />

Kalman aus Respekt vor der heiligen Aufgabe<br />

gegeben worden, die er im Bet Hamidrasch er-<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Arzt zuckte mit den Achseln: „Ein Raw, der<br />

<strong>nicht</strong>s gesehen hat und behauptet, dass er<br />

alles weiss…“<br />

Der Patient wurde ins andere Spital eingeliefert<br />

und ein Termin für die Operation wurde<br />

festgesetzt. Als der Zeitpunkt der Operation<br />

gekommen war, trat der Arzt mit seinen Lehrlingen<br />

in den Operationssaal ein, während die<br />

Verwandten draussen warteten. Gleich nach<br />

der Operation, die zwei Stunden dauerte, kam<br />

Dr. Nathan ganz bewegt aus dem Operationssaal<br />

heraus und wollte sofort mit der Person<br />

sprechen, die beim Chason Isch war.<br />

Als der Cousin kam, sagte ihm Dr. Nathan:<br />

„Ich möchte gerne deinen Raw sehen! Denn<br />

alles war genau, so <strong>wie</strong> er es gesehen hatte!<br />

Es war <strong>nicht</strong> Krebs, sondern ein Geschwür,<br />

das sich genau zwischen dem oberen und<br />

unteren Magen befand!“<br />

füllte. Sowohl Feivisch <strong>wie</strong> auch Reb Kalman<br />

waren fromme, g’ttesfürchtige Menschen mit<br />

einer grossen Liebe für die Torah. Feivisch<br />

beneidete aber seinen Freund, der jeden Tag<br />

solche Nähe zu Haschem geniessen durfte.<br />

Feivisch begann jeden Tag besonders früh<br />

aufzustehen, sodass er Reb Kalman zuschauen<br />

konnte. Er wollte seinen Freund <strong>nicht</strong> stören<br />

und stand deshalb vor dem Gebäude und<br />

schaute durch ein Fenster zu. Er war so in<br />

den Anblick vertieft, dass er nie die eisige<br />

Kälte bemerkte, die seine Zehen und Finger<br />

betäubte. Erst wenn Reb Kalman die letzte<br />

Lampe angezündet hatte und von seinem Hocker<br />

hinuntergeklettert war, trat Feivisch ein.<br />

Eines Tages konnte Feivisch <strong>nicht</strong> mehr<br />

schweigen. Auch er wollte einen Anteil an<br />

dieser grossen Mizwa haben, die Lampen<br />

vorzubereiten und die Torah und ihre Schüler<br />

zu ehren.<br />

Er betrat das Bet Hamidrasch, eilte zum<br />

Schamasch und rief aus: „Reb Kalman! Ich<br />

verspreche, dir jeden Tag für den Rest deines<br />

Lebens eine Goldmünze zu geben, wenn du<br />

meinem Angebot zustimmst.“<br />

Reb Kalman schaute verwundert auf. Jeder<br />

wusste, dass Feivisch gut verdiente und<br />

grosszügig Zedaka gab. Doch eine Goldmünze<br />

jeden Tag war keine kleine Sache.<br />

„Was willst du?“ fragte er Feivisch neugierig.<br />

„Ich will von dir die Mizwa kaufen, die<br />

Lampen im Bet Hamidrasch zu putzen und<br />

anzuzünden“, sagte Feivisch leise.<br />

Reb Kalman starrte seinen Freund an, er<br />

konnte keine Worte herausbringen. Wer hat<br />

Feivisch mein Geheimnis verraten? dachte<br />

er sich. Und weshalb interessiert es ihn so?<br />

„Sicher <strong>nicht</strong>!“ antwortete er schliesslich.<br />

„Du kannst das Ganze vergessen. Weshalb<br />

mischt du dich in Angelegenheiten ein, die<br />

<strong>nicht</strong>s mit dir zu tun haben? Habe ich mich<br />

je in dein Geschäft eingemischt? Lass jeden


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

von uns mit dem weiterfahren, was ihm vom<br />

Himmel bestimmt ist und <strong>nicht</strong> das wünschen,<br />

das der andere tut.“<br />

Feivisch liess sich jedoch von Reb Kalmans<br />

Worten <strong>nicht</strong> abhalten. Er war sich bewusst<br />

gewesen, dass der Schamasch seine geliebte<br />

Arbeit <strong>nicht</strong> so einfach aufgeben würde, er<br />

hatte erwartet, dass sein Freund sein Angebot<br />

abschlagen würde. Feivisch hatte jedoch vor,<br />

alles zu tun, damit sein Freund ihm die Mizwa<br />

verkaufte, nach der er sich sehnte. Er sprach<br />

den Schamasch jeden Morgen darauf an und<br />

versuchte, ihn zu überreden.<br />

Aus Wochen wurden Monate und immer<br />

noch dachte Feivisch <strong>nicht</strong> ans Aufgeben.<br />

Verzweifelt wandte sich Reb Kalman an seinen<br />

Rebbe, den Gaon Reb Aharon Schmuel Asad,<br />

um ihn um Rat zu bitten.<br />

Reb Kalman erzählte dem Rebbe die ganze<br />

Geschichte. Der Raw sch<strong>wie</strong>g einen Moment<br />

lang und sagte dann: „Ich bin <strong>nicht</strong> so sicher,<br />

dass du Feivischs Angebot abschlagen<br />

sollst. Schliesslich wirst du vielleicht<br />

eine Möglichkeit haben, das Geld für eine<br />

Mizwa zu benutzen.“<br />

„Ich schlage vor, dass du sein Angebot annimmst.<br />

Benutze jedoch die Goldmünzen<br />

<strong>nicht</strong>, bis die Zeit kommt, wenn du wissen<br />

wirst, was du damit tun sollst.“<br />

Reb Kalman folgte immer dem Rat von<br />

Gedolim und er wusste, dass er tun musste,<br />

was sein Rebbe ihm aufgetragen hatte. Er<br />

glaubte fest daran, gleich <strong>wie</strong> er himmlischen<br />

Verdienst für seine Mizwa erhalten<br />

hatte, so würde er auch belohnt werden,<br />

dass er diese Mizwa aufgab.<br />

Schnell machte er sich auf den Weg zu<br />

Feivischs Laden, um ihm die guten Nachrichten<br />

mitzuteilen.<br />

„Feivisch“, sagte er, „ich bin bereit, mit<br />

dir ein Geschäft zu machen.“<br />

Als Feivisch die lang ersehnten Worte<br />

hörte, liess er das Fleisch fallen, das er<br />

soeben schnitt und begann gleichzeitig zu<br />

weinen und zu lachen. Er fiel Reb Kalman<br />

fröhlich um den Hals, küsste und umarmte<br />

ihn voller Dankbarkeit. Als er sich endlich<br />

ein wenig beruhigt hatte, nahm er die<br />

Hände des Schamasch und begann mit ihm<br />

zu tanzen. Glücklicherweise trat niemand<br />

gerade dann in den Laden ein.<br />

Seit jenem Tag stand Feivisch früh<br />

morgens auf, wenn es noch dunkel war.<br />

Gefühlsvoll putzte er die Dochte, leerte<br />

Kerosin in die Lampen und zündete die<br />

Lampen an. Während er arbeitete, sprach<br />

er: „Hareini muchan umesuman... die<br />

Lampen anzuzünden...“<br />

Der Schweiss lief ihm das Gesicht hinunter,<br />

während er arbeitete und Freudentränen<br />

glänzten auf seinen Wangen. Als<br />

alle Lampen brannten, stieg Feivisch von<br />

seinem Hocker und drückte seinem Freund<br />

Reb Kalman eine Goldmünze in die Hand,<br />

sobald dieser das Bet Hamidrasch betrat.<br />

22<br />

Feivisch achtete darauf, dass Reb Kalman<br />

sein Geld jeden Tag noch vor dem ersten<br />

Minjan erhielt.<br />

Das funktionierte so einige Jahre, bis es den<br />

beiden schien, als ob es immer schon so gewesen<br />

war. Der Stapel Goldmünzen in Reb<br />

Kalmans Haus wuchs stetig, doch niemand<br />

ausser Reb Kalman wusste davon und auch<br />

Reb Kalman hatte keine Ahnung, <strong>wie</strong> viele<br />

Münzen in seiner Kiste waren.<br />

Eines Nachts wachte Reb Kalman auf, als<br />

es draussen noch dunkel war. Er versuchte<br />

<strong>wie</strong>der einzuschlafen, doch ohne Erfolg. Nach<br />

einer Weile beschloss er aufzustehen und sich<br />

anzuziehen. Er nahm Tallit und Tefillin und<br />

machte sich auf den Weg zum Bet Hamidrasch.<br />

Gerade als er eintreten wollte, hörte Reb Kalman<br />

jemanden bitterlich weinen. Er schlich<br />

zum Fenster und schaute hinein. Schockiert<br />

sah er seinen Freund Feivisch, den Metzger<br />

auf dem Boden liegen, sein Gesicht auf dem<br />

Nr. 25, 22. Siwan 5771 /24. Juni 2011<br />

Boden, während er sich die Haar raufte und<br />

bitterlich weinte.<br />

„Wehe ist mir! Was werde ich jetzt tun? Woher<br />

wird meine Rettung kommen?“ Feivischs<br />

Stimme war deutlich zu hören. „Ribbono<br />

schel Olam! Erbarme Dich mir! Lass mich<br />

<strong>nicht</strong> so leiden. Ich könnte es <strong>nicht</strong> ertragen!“<br />

Reb Kalman verstand sofort, dass etwas<br />

Schreckliches geschehen sein musste. Er<br />

holte tief Atem und stiess die Tür auf. „Steh<br />

auf, Feivisch“, sagte er dann seinem Freund.<br />

„Erzähl mir, was dir geschehen ist.“<br />

Feivisch war entsetzt, dass er ertappt worden<br />

war und versucht, einer direkten Antwort zu<br />

entgehen. Reb Kalman gab jedoch <strong>nicht</strong> auf.<br />

Er wollte die Wahrheit wissen.<br />

„Wie kann ich es dir sagen? Wo soll ich<br />

beginnen?“ fragte Feivisch schluchzend.<br />

„Wie du wahrscheinlich weisst, sollte meine<br />

Tochter in weniger als zwei Wochen heiraten.<br />

Als sie sich verlobte, versprach ich eine hohe


Nr. 25, 22. Siwan 5771 / 24. Juni 2011<br />

23<br />

gucav ,arp<br />

jre<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Frühzeitige Erkenntnis der Wahrheit<br />

Einst kam der Löwe zum Fuchs und wollte<br />

ihn fressen. Da sagte der Fuchs: „Von mir<br />

wirst du <strong>nicht</strong> satt werden. Ich sehe jedoch<br />

<strong>nicht</strong> weit von hier einen dicken Menschen.<br />

Wenn du diesen frisst, wirst du sicher satt<br />

werden“. Tatsächlich sass unweit davon ein<br />

Jäger hinter einer mit Zweigen und Gebüsch<br />

getarnten Falle.<br />

„Ich fürchte mich vor der Tefila dieses Mannes,<br />

der sich vor mir fürchtet“, entgegnete der<br />

Löwe. „Sie wird bewirken, dass ich keinen<br />

Erfolg habe!“ – „Nein, nein“, beruhigte<br />

ihn der Fuchs, „sein Gebet kann dir <strong>nicht</strong>s<br />

anhaben. Nicht dir und <strong>nicht</strong> deinem Sohn,<br />

höchstens deinem Enkel. Aber inzwischen<br />

kannst du dich satt essen, und bis zu deinem<br />

Enkel bleibt dir noch viel Zeit“. Der Löwe<br />

liess sich überreden und sprang auf den Jäger<br />

zu, fiel aber in die Falle. Der Fuchs atmete<br />

auf, kam vorsichtig zum Loch und blickte<br />

hinunter. „Du Lügner“, rief der gefangene<br />

Löwe, „hattest du mir <strong>nicht</strong> gesagt, dass die<br />

Strafe <strong>nicht</strong> mich, sondern meinen Enkel<br />

erreichen werde?“<br />

Der Fuchs lachte verschmitzt und erklärte:<br />

„Das stimmt auch. Auch dich erreichte die<br />

Strafe deiner Vorfahren!“ – „Wo ist da die<br />

Gerechtigkeit“, rief nun der Löwe, „die Väter<br />

sündigen und die Kinder sollen leiden?“<br />

Da tadelte ihn der Fuchs und meinte: „Und<br />

weshalb hast du <strong>nicht</strong> vorher so gedacht...?“<br />

<strong>Die</strong>ses Gleichnis zitiert Raw Hai Gaon in<br />

seinen Teschuwot und meint dazu: „Es liegt<br />

viel Mussar in diesem Gleichnis!“<br />

„Wie kommt es“, wundert sich Raw E. E.<br />

Dessler sZl., „dass der grosse Gaon in seinem<br />

halachischen Werk eine Tierfabel erwähnt?“<br />

<strong>Die</strong> Geschichte muss also eine äusserst wichtige<br />

Botschaft enthalten, aber welche?<br />

Geldsumme als ihre Mitgift. Damals konnte<br />

ich mir diese Summe ohne weiteres leisten,<br />

doch seither ist es mit meinem Geschäft<br />

bergab gegangen. Nichts ist mir von meinem<br />

Vermögen geblieben und ich weiss keinen<br />

Ausweg. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass<br />

<strong>nicht</strong>s mich so sehr schmerzt, als das Wissen,<br />

dass ich dir gestern meine letzte Goldmünze<br />

gegeben habe. Ich habe <strong>nicht</strong>s mehr, dass ich<br />

dir für die Mizwa geben kann.“<br />

Nun begann die anderen Menschen einzutreten<br />

und die zwei Männer mussten aufhören zu<br />

sprechen. Nach dem Gebet eilte Reb Kalman<br />

zum Haus des Raws.<br />

Mit schmerzerfüllter Stimme beschrieb Reb<br />

Kalman das schreckliche Unglück, das über<br />

Feivisch gekommen war. Auch der Raw war<br />

zutiefst erschrocken.<br />

„Was können wir tun?“ fragte er. „Wie können<br />

wir ihm helfen?“<br />

Der Schamasch wartete respektvoll, bis Reb<br />

In der dieswöchigen Parscha geben uns Korach<br />

und seine Anhänger ein grosses Rätsel<br />

auf: Wie konnte sich der kluge Korach, der<br />

zu den grössten Männern seiner Generation<br />

gehörte, in einer so einfachen, offensichtlich<br />

klaren Sache irren? Wie konnten Dassan<br />

und Awiram über ihre Rettung aus Mizrajim<br />

behaupten, Mosche Rabenu habe sie aus<br />

einem Land geführt, in dem „Milch und Honig“<br />

geflossen waren und statt dessen in eine<br />

todbringende Wüste gebracht?1<br />

Gemäss dem Midrasch stimmten auch die 250<br />

‘Rosche Sanhedrin‘ des Stammes Re›uwen<br />

in diese Vorwürfe ein. Hatten sie in so kurzer<br />

Zeit die Wahrheit vergessen, <strong>wie</strong> sie selbst<br />

in Mizrajim versklavt waren, körperliche<br />

Schwerarbeit verrichteten und mit ansehen<br />

mussten, <strong>wie</strong> ihre Kinder getötet und eingemauert<br />

wurden? <strong>Die</strong> grössten Männer, die<br />

Gedole haDor, behaupteten solchen Unsinn<br />

und folgten diesen Behauptungen mit solcher<br />

Sicherheit und Bestimmtheit, als ob sie wirklich<br />

an deren Wahrheit glaubten.<br />

Solche Fragen kann man aber zu jeder Zeit<br />

und in jeder Generation stellen. Immer <strong>wie</strong>der<br />

sehen wir, <strong>wie</strong> gebildete Menschen verblendet<br />

gewisse Ziele und Interessen verfolgen,<br />

deren Sinnlosigkeit auf der Hand liegt.<br />

Wissenschaftler und Professoren bestreiten<br />

1 Bamidbar 16,13<br />

Aharon Schmuel sich <strong>wie</strong>der gefasst hatte.<br />

Dann sagte er: „Mit der Erlaubnis des Raws<br />

habe ich einen Vorschlag.“<br />

„Sprich“, forderte ihn der Raw auf.<br />

„Seit ich dem Rat des Raws gefolgt bin, habe<br />

ich die Goldmünzen aufbewahrt. Ich habe das<br />

Geld nie benutzt und wartete auf die richtige<br />

Gelegenheit. Wenn der Raw einverstanden<br />

ist, dann schlage ich vor, dass diese Münzen<br />

Feivisch gegeben werden, sodass er seine<br />

Tochter verheiraten kann.“<br />

Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des<br />

Raws aus. Dann und dort beschloss er, dass<br />

er nie seine Gemeinde verlassen würde. Auch<br />

wenn eine andere Gemeinde ihm viel mehr<br />

Geld anbieten würde, <strong>wie</strong> könnte er einen<br />

solchen Schamasch aufgeben?<br />

„Möge Haschem dich benschen, Reb Kalman“,<br />

rief der Raw aus. „Eile nach Hause<br />

und bring das Geld.“<br />

Als Reb Kalman gegangen war, trug der Raw<br />

die Worte der Tora und die Werte unserer<br />

‹Emuna› mit aus der Luft gegriffenen, phan-<br />

tasievollen Ansichten, mit unerschütterlicher<br />

Hartnäckigkeit. „Warst du damals anwesend,<br />

als Ich die Welt erschuf?“ fragte Hkb“H den<br />

Ijow 2. Meint der Mensch tatsächlich, dass<br />

er Regeln und Methoden feststellen kann,<br />

sie als physische und mechanische Gesetze<br />

bezeichnen und so G‘ttes Walten und Schaffen<br />

erklären und ableiten kann?<br />

Wenn der Mensch von einer «Lust» (Ta’awa)<br />

besessen ist und sie die Macht über ihn ergreift,<br />

so sieht er <strong>nicht</strong>s anderes mehr als Wege zur<br />

Erreichung und Befriedigung seiner Lust,<br />

Wünsche und Triebe. Er benützt seinen gesamten<br />

Einfluss und seine Macht, sein Wissen<br />

und sein Können, um diese Ziel zu verfolgen.<br />

Er verteidigt sich vor jeglicher Kritik und<br />

rechtfertigt sich so lange, bis die anderen der<br />

Sache müde werden und aufgeben und ihm<br />

schliesslich <strong>nicht</strong>s mehr im Weg steht.<br />

So wurde auch Korach Opfer seines Stolzes.<br />

Er sah die einfache Wahrheit <strong>nicht</strong> mehr und<br />

verdrehte die Tatsachen so lange, bis sie mit<br />

seinen Ansichten und Interessen übereinstimmten.<br />

Damit riss er aber auch andere ins<br />

Verderben, die sich von seinem Charisma<br />

und seinen Überredungskünsten mitreissen<br />

liessen. So erging es ihnen <strong>wie</strong> dem Löwen,<br />

der nur seinen Hunger sah und die Wahrheit<br />

erst im Augenblick seines Sturzes erkannte.<br />

Auch sie riefen erst während ihres Sturzes in<br />

den tiefen Abgrund: „Mosche Emet weTorato<br />

Emet!“ Doch diese Erkenntnis kam zu spät.<br />

Nicht umsonst bat Dawid haMelech (Tehilim<br />

119, 18): „Öffne meine Augen, sodass ich<br />

Wunder in Deiner Tora sehe.....“<br />

Ch. Grünfeld<br />

2 Ijow 38,4<br />

jemandem auf, Feivisch zu holen.<br />

Es dauerte <strong>nicht</strong> lange, bevor die zwei Freunde<br />

vor dem Raw standen. Reb Aharon Schmuel<br />

fragte Feivisch, <strong>wie</strong> viel Geld er brauche,<br />

um seine Tochter zu verheiraten und sich<br />

von seinen finanziellen Sorgen zu befreien.<br />

Feivisch setzte sich und begann die Ausgaben<br />

zusammen zu rechnen.<br />

In der Zwischenzeit brachte der Raw Reb<br />

Kalman in ein anderes Zimmer. Zusammen<br />

öffneten sie die Kiste und zählten den Inhalt.<br />

Als sie die letzte Münze gezählt hatten, traten<br />

sie <strong>wie</strong>der zu Feivisch ins Zimmer. Da entdeckten<br />

sie, dass die beiden Summen identisch<br />

waren. Reb Kalman sah das als Zeichen vom<br />

Himmel, dass das Geld für Feivisch bestimmt<br />

war. Sofort überreichte er seinem Freund<br />

die Goldmünzen. Der Schamasch war überglücklich,<br />

dass er seine Mizwa für eine noch<br />

grössere Mizwa aufgegeben hatte.


“<br />

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