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Beurteilen und Zerlegen von Rind

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Fachbildung<br />

Lernfeld 6<br />

Lernfeld 6<br />

<strong>Beurteilen</strong> <strong>und</strong> <strong>Zerlegen</strong> <strong>von</strong> <strong>Rind</strong><br />

1 <strong>Rind</strong>erhälften einkaufen<br />

2 Fleischreifung erkennen<br />

3 <strong>Rind</strong>fleisch richtig zerlegen<br />

4 Qualität beurteilen<br />

5 <strong>Rind</strong>fleisch richtig verwenden<br />

6 Kalbfleisch zerlegen <strong>und</strong> verwenden<br />

6 58906


<strong>Rind</strong>fleisch hat in den Augen der Verbraucher verschiedene Gesichter.<br />

Das <strong>Rind</strong>erfilet gilt als das beste Fleischstück. Es ist schmackhaft, zart <strong>und</strong><br />

exklusiv. Trotz des hohen Preises wird es <strong>von</strong> vielen K<strong>und</strong>en gern gekauft.<br />

Das Fleisch aus der Querrippe gilt dagegen eher als Arme-Leute-Essen. Es<br />

enthält viel Fett <strong>und</strong> grobe Fleischfasern. Bei vielen K<strong>und</strong>en klingt bei der<br />

Bezeichnung „Suppenfleisch“ immer ein wenig Missachtung mit.<br />

Aber diese Sichtweise ist zu einfach. Natürlich müssen alle, die entweder<br />

mit dem lebenden oder mit dem geschlachteten Tier zu tun haben, auf die<br />

Qualität ihrer Produkte achten. Züchter, Mäster, Schlacht- <strong>und</strong> Zerlegebetrieb<br />

sind hier in der Verantwortung.<br />

<strong>Rind</strong>errasse, Tierhaltung <strong>und</strong> Fütterung haben großen Einfluss auf die späteren<br />

Fleischeigenschaften. Die optimalen Schlachtbedingungen sind eine<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzung für die richtige Fleischreifung <strong>und</strong> eine lange Haltbarkeit<br />

der Fleischteile. Die fachgerechte Zerlegung <strong>und</strong> die richtigen Bedingungen<br />

für die Reifung des Fleisches schließlich garantieren eine hohe<br />

Fleischqualität.<br />

Ist diese Fleischqualität gegeben, kann der Koch aus jedem Fleischteil vom<br />

<strong>Rind</strong> vorzügliche Mahlzeiten bereiten.<br />

Lieferanten<br />

suchen<br />

Einkauf<br />

abwickeln<br />

Qualität<br />

beurteilen<br />

Qualität<br />

sichern<br />

58907 7<br />

Tierkörper<br />

zerlegen<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 6<br />

Fleisch<br />

richtig<br />

verwenden


Fachbildung<br />

Lernfeld 6 BEURTEILEN UND ZERLEGEN VON RIND<br />

1<strong>Rind</strong>erhälften einkaufen<br />

Ziele dieses Kapitels:<br />

w Wir machen mögliche Lieferanten für <strong>Rind</strong>fleisch ausfindig.<br />

w Wir holen Angebote für <strong>Rind</strong>fleisch ein.<br />

w Wir wissen, was die Kennzeichnung auf <strong>Rind</strong>erhälften<br />

bedeutet.<br />

w Wir können <strong>Rind</strong>erhälften in die richtige Kategorie<br />

<strong>und</strong> Handelsklasse einteilen.<br />

w Wir kennen verschiedene <strong>Rind</strong>errassen <strong>und</strong> können<br />

die Eigenschaften des Fleisches beschreiben.<br />

w Wir können unterscheiden, ob eine <strong>Rind</strong>erhälfte <strong>von</strong> einem<br />

Bullen oder einer Kuh stammt.<br />

w Wir erkennen an einer <strong>Rind</strong>erhälfte das Alter des Tieres.<br />

Michaela Föhring verfolgt in der Pause ein Gespräch zwischen ihrem<br />

Meister Udo Wolf <strong>und</strong> dem Betriebsleiter Herrn Buchmann. Herr Wolf<br />

beklagt sich, dass das <strong>Rind</strong>fleisch der letzten Lieferungen nicht mehr<br />

den Qualitätsanforderungen der Firma entsprochen hat. Trotz langer<br />

Reifezeiten blieb es oft noch zäh <strong>und</strong> auch bei der Wurstherstellung<br />

war Herr Wolf nicht zufrieden. Herr Buchheim entgegnet: „Wir haben<br />

aber wie besprochen nur Jungbullen der Handelsklassen E 2 gekauft<br />

<strong>und</strong> für die Rohwurstherstellung ein paar Vorderviertel mit der Kennzeichnung<br />

D U 3. Das hat doch bisher auch gepasst.“<br />

Michaela ist verwirrt. Von diesen Kennzeichnungen hat sie bisher noch<br />

nie etwas gehört. Herrn Wolf ist offensichtlich ihr verwirrtes Gesicht<br />

aufgefallen. „Chef, wenn es Ihnen Recht ist, möchte ich mich trotzdem<br />

mal nach anderen Lieferanten umsehen. Da kann ich Michaela gleich<br />

alles über den Einkauf <strong>von</strong> <strong>Rind</strong>fleisch erklären. Für den Frischfleischsektor<br />

hätte ich auch mal gerne Charolais oder eine andere Fleischrasse<br />

ausprobiert.“ Herr Buchheim ist begeistert: „Damit könnten wir<br />

vielleicht den Absatz bei den edlen Fleischteilen weiter steigern. Na,<br />

Michaela, wie siehts aus, hast du Interesse?“<br />

1.1 Angebote einholen<br />

<strong>Rind</strong>fleisch kann man <strong>von</strong> verschiedenen Anbietern beziehen. Schlachthöfe<br />

oder große Fleischereien schlachten <strong>Rind</strong>er <strong>und</strong> bieten <strong>Rind</strong>erhälften oder<br />

Teile da<strong>von</strong> an. Fleischgroßhändler treten als Mittler auf. Sie kaufen bei den<br />

genannten Anbietern ein <strong>und</strong> verkaufen dann die Fleischteile an weiterverarbeitende<br />

Betriebe. Bei der Suche nach einem neuen Lieferanten kann<br />

man sich auf Anzeigen in der Fachpresse stützen. Auch im Internet sind<br />

inzwischen schon viele Anbieter <strong>von</strong> <strong>Rind</strong>erhälften vertreten. Auf Fach-<br />

8 58908


messen oder durch Informationen <strong>von</strong> anderen Fleischereien kann man<br />

weitere Verkäufer ausfindig machen.<br />

Um die Leistungen der verschiedenen Anbieter vergleichen zu können,<br />

sollte man <strong>von</strong> den Betrieben, die als künftige Geschäftspartner infrage<br />

kommen, jeweils ein Angebot einholen. Die recht lichen Konsequenzen <strong>von</strong><br />

Anfrage <strong>und</strong> Angebot werden im Lernfeld 2, Kapitel 1.3 erläutert.<br />

1.2 Angebote auswerten<br />

Das Angebot enthält neben dem Preis, den Lieferbedingungen <strong>und</strong> möglichen<br />

Angaben über Rabatt <strong>und</strong> Skonto Angaben zur genaueren Beschreibung<br />

des angebotenen Fleisches.<br />

<strong>Rind</strong>erhälften, die in den Handel gelangen, müssen entsprechend der Handelsklassenverordnung<br />

gekennzeichnet sein.<br />

Ein Schlachtbetrieb bietet Bullenhälften für 3,10 €/kg netto an. Bei der<br />

Abnahme <strong>von</strong> 2 000 kg gewährt er 15 % Rabatt. Bei einer Zahlung<br />

innerhalb <strong>von</strong> 10 Tagen gewährt er zusätzlich 2 % Skonto.<br />

a) Wie hoch ist der Bruttorechnungsbetrag, wenn Ihr Betrieb Bullenhälften<br />

mit einem Gesamtgewicht <strong>von</strong> 2 500 kg einkauft <strong>und</strong> das<br />

Skonto in Anspruch nimmt?<br />

b) Der Lieferant <strong>und</strong> Ihr Geschäftsleiter einigen sich auf einen Rechnungsbetrag<br />

<strong>von</strong> 6.900,00 €. Wie viel Euro Mehrwertsteuer sind in<br />

diesem Betrag enthalten?<br />

Lösung a) 2 500 kg ∙ 3,10 €/kg = 7.750,00 €<br />

100 % = 7.750,00 €<br />

1 % = 77,50 €<br />

85 % = 6.587,50 € Betrag nach Abzug des Rabattes<br />

100 % = 6.587,50 €<br />

1 % = 65,88 €<br />

98 % = 6.455,75 € Betrag nach Abzug des Skontos<br />

100 % = 6.455,75 €<br />

1 % = 64,56 €<br />

107 % = 6.907,65 € Bruttobetrag<br />

Der Bruttorechnungsbetrag beläuft sich auf 6.907,65 €.<br />

b) 107 % = 6.900,00 €<br />

1 % = 64,86 €<br />

7 % = 451,40 €<br />

In 6.900,00 € sind 451,40 € Mehrwertsteuer enthalten.<br />

RINDERHÄLFTEN EINKAUFEN<br />

58909 9<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 6


Fachbildung<br />

Lernfeld 6 BEURTEILEN UND ZERLEGEN VON RIND<br />

Die Klassifizierung<br />

einer <strong>Rind</strong>erhälfte<br />

erfolgt unmittelbar<br />

nach der Schlachtung.<br />

Sie besteht aus drei<br />

Teilen.<br />

6.1<br />

1.2.1 Klassifizierung<br />

Nach der Schlachtung müssen die Körper der <strong>Rind</strong>er klassifiziert werden.<br />

Die Klassifizierung erfolgt nach den Merkmalen:<br />

Kategorie: Wie alt war das Tier, welches Geschlecht hatte es?<br />

Fleischigkeit: Wie stark sind die Muskeln ausgeprägt?<br />

Fettabdeckung: Welcher Anteil des Schlachttierkörpers ist<br />

mit Fett bedeckt?<br />

Die Klassifizierung wird unmittelbar nach der Schlachtung vorgenommen.<br />

Hierzu werden auf jedes <strong>Rind</strong>erviertel mit Stempeln die Kennzeichen für<br />

Kategorie, Fleischigkeit <strong>und</strong> Fettansatz aufgedruckt oder das Fleisch wird<br />

mit einem entsprechenden Etikett versehen.<br />

Für die Kategorie stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:<br />

Bezeichnung Kategorie Beschreibung<br />

KA Kalb Fleisch mit Kalbfl eischeigenschaften,<br />

die Tierkörper müssen wie Kälber<br />

zugeschnitten werden<br />

JR Jungrind Fleisch <strong>von</strong> anderen nicht<br />

ausgewachsenen männlichen oder<br />

weiblichen Tieren<br />

A Jungbulle Fleisch <strong>von</strong> ausgewachsenen1 jungen<br />

männlichen, nicht kastrierten2 Tieren,<br />

die jünger als zwei Jahre sind<br />

B Bulle Fleisch <strong>von</strong> männlichen, nicht<br />

kastrierten Tieren, die zwei Jahre <strong>und</strong><br />

älter sind<br />

C Ochse Fleisch <strong>von</strong> ausgewachsenen<br />

männlichen, kastrierten Tieren<br />

D Kuh Fleisch <strong>von</strong> ausgewachsenen weiblichen<br />

Tieren, die bereits gekalbt haben<br />

E Färse Fleisch <strong>von</strong> ausgewachsenen weiblichen<br />

Tieren, die noch nicht gekalbt haben<br />

Die Einteilung in die Handelsklassen für Fleischigkeit erfolgt nach der Ausbildung<br />

der wichtigen Muskelpartien. Sind Keule, Rücken <strong>und</strong> Bug kräftig<br />

ausgebildet <strong>und</strong> wölben sich die Oberflächen nach außen, verspricht die<br />

<strong>Rind</strong>erhälfte einen vorzüglichen Fleischanteil. Die Hälfte wird in die Handelsklasse<br />

E eingestuft.<br />

Ist die Keule nur schwach entwickelt <strong>und</strong> treten am Rücken die Knochen<br />

hervor, ist zu erwarten, dass diese <strong>Rind</strong>erhälfte nur wenig Muskelfleisch<br />

enthält. Sie wird in die Handelsklasse P eingestuft.<br />

1 ausgewachsene <strong>Rind</strong>er: <strong>Rind</strong>er mit einem Lebendgewicht <strong>von</strong> mehr als 300 kg gelten als ausgewachsen.<br />

2 kastrieren: hier das Entfernen der Hoden<br />

10 589010


RINDERHÄLFTEN EINKAUFEN<br />

Handelsklasse Bezeichnung Beschreibung<br />

Fleischigkeit<br />

E vorzüglich Keule: stark ausgeprägt<br />

Rücken: breit <strong>und</strong> außergewöhnlich<br />

gewölbt<br />

Schulter: stark ausgeprägt<br />

U sehr gut Keule: ausgeprägt<br />

Rücken: breit <strong>und</strong> gewölbt<br />

Schulter: ausgeprägt<br />

R gut Keule: gut entwickelt<br />

Rücken: noch gewölbt,<br />

aber weniger breit<br />

Schulter: ziemlich gut entwickelt<br />

O mittel Keule: mittelmäßig entwickelt<br />

Rücken: mittelmäßig entwickelt<br />

Schulter: mittelmäßig entwickelt<br />

bis fast fl ach<br />

P gering Keule: schwach entwickelt<br />

Rücken: schmal mit hervortretenden<br />

Knochen<br />

Schulter: fl ach mit hervortretenden<br />

Knochen<br />

589011 11<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 6<br />

6.2


Fachbildung<br />

Lernfeld 6 BEURTEILEN UND ZERLEGEN VON RIND<br />

An letzter Stelle in der Kennzeichnung eines <strong>Rind</strong>erviertels erfolgt die Kennzeichnung<br />

der Fettabdeckung. Mit dieser Handelsklasse wird beschrieben,<br />

welcher Anteil der Körperoberfläche mit einer Fettschicht bedeckt ist.<br />

Hierzu werden die Bauchhöhle, die Brusthöhle <strong>und</strong> die Außenseite des Tierkörpers<br />

beschrieben. Eine starke Fettabdeckung bedeutet erstens einen<br />

geringen Anteil an Muskelfleisch. Zweitens ist zu erwarten, dass auch zwischen<br />

den einzelnen Muskelpartien Fett eingelagert ist. Hat der Körper<br />

jedoch gar keine Fettabdeckung, so wird das Fleisch insgesamt sehr mager<br />

sein. Es ist zu befürchten, dass Braten oder Steaks aus dieser <strong>Rind</strong>erhälfte<br />

trocken sein werden.<br />

Handelsklasse<br />

Fettabdeckung<br />

Bezeichnung Beschreibung<br />

1 sehr gering keine bis sehr geringe Fettabdeckung<br />

2 gering leichte Fettabdeckung, Muskulatur fast überall sichtbar<br />

3 mittel Muskulatur mit Ausnahme <strong>von</strong> Hinterviertel <strong>und</strong> Schulter fast<br />

überall mit Fett bedeckt, leichter Fettansatz in der Brusthöhle<br />

4 stark Muskulatur mit Fett abgedeckt, an Hinterviertel <strong>und</strong> Schulter<br />

jedoch noch teilweise sichtbar, einige deutliche Fettansätze<br />

in der Brusthöhle<br />

5 sehr stark Schlachtkörper dick mit Fett abgedeckt, starke Fettansätze in der<br />

Brusthöhle<br />

Die Klassifizierung einer <strong>Rind</strong>erhälfte mit „D U 3“ lässt sich also wie folgt<br />

lesen:<br />

D = Die <strong>Rind</strong>erhälfte stammt <strong>von</strong> einer Kuh.<br />

U = Die <strong>Rind</strong>erhälfte hat eine sehr gute Fleischigkeit.<br />

3 = Die Außenfläche ist fast überall mit Fett abgedeckt, leichter Fettansatz<br />

in der Brusthöhle.<br />

Derzeit wird <strong>von</strong> verschiedenen Stellen die Klassifizierung <strong>von</strong> <strong>Rind</strong>erhälften<br />

mit automatischen Videosystemen erprobt. Mithilfe automatisch arbeitender<br />

Kameras wird der Schlachtkörper fotografiert. Anhand der Bilder kann<br />

dann das Gewicht verschiedener wertbestimmender Teilstücke ermittelt<br />

werden. Ein Computer errechnet daraus die Fleischigkeit <strong>und</strong> die Fett -<br />

abdeckung. Für den Schlachtbetrieb ergibt sich somit der Vorteil einer<br />

genaueren Klassifizierung.<br />

1.2.2 Besondere <strong>Rind</strong>errassen<br />

Im Gegensatz zu den Schweinen gibt es bei den <strong>Rind</strong>ern noch deutliche<br />

Unterschiede zwischen den verschiedenen Rassen. Zunächst unterscheidet<br />

man nach Milchrassen, nach Fleischrassen <strong>und</strong> den Zweinutzungsrassen.<br />

Wie der Name schon sagt, wurde bei der Zucht der Milchrassen, wie zum<br />

Beispiel beim Jersey-<strong>Rind</strong>, vor allem auf die Milchleistung Wert gelegt. Da<br />

die Fleischigkeit <strong>und</strong> die Fleischqualität bei diesen Rassen weniger befriedigend<br />

sind, werden diese Tiere heute nur noch selten gehalten.<br />

12 589012


Der Anteil an Fleischrassen steigt in den<br />

letzten Jahren stetig an. Charolais- oder<br />

Limousinrinder werden ausschließlich zur<br />

Gewinnung <strong>von</strong> Laden- <strong>und</strong> Ver arbeitungsfleisch<br />

gemäs tet. Dementsprechend ha ben<br />

diese Tiere häufig eine vorzügliche Fleischigkeit.<br />

Das Fleisch ist zart <strong>und</strong> saftig.<br />

Einen überwiegenden Anteil nehmen allerdings<br />

die Zweinutzungsrinder ein. Durch<br />

geschickte Züchtung erhielt man <strong>Rind</strong>er, die<br />

eine hervorragende Milchleis tung brin gen<br />

<strong>und</strong> zugleich auch als sehr gute Fleischlieferanten<br />

gelten. Das Deutsche Schwarz-<br />

Limousinrind<br />

bunte, das eher mehr Milch gibt, <strong>und</strong> das<br />

mehr fleischbetonte Deutsche Fleckvieh zählen<br />

zu dieser Kategorie.<br />

Nähere Informationen zu den verschie denen<br />

<strong>Rind</strong>errassen finden Sie im Lernfeld 12.<br />

<strong>Rind</strong>erhälften <strong>von</strong> fleischbetonten Milchrassen<br />

liefern meist mehr Fleisch. Im Fleisch<br />

ist zudem meist Fett in Form einer feinen<br />

Marmorierung einge lagert. Bei der Zubereitung<br />

erhält man saftige, schmackhafte<br />

Steaks <strong>und</strong> Braten. Für dieses Fleisch wird<br />

man in der Regel einen höhe ren Preis bezahlen<br />

müssen. Das ist aber eine Investition, die<br />

sich meist auch bezahlt macht. Das Fleisch Schwarzbunte<br />

milch betonter Zweinutzungsrinder kann den<br />

Anforderungen einer anspruchsvollen K<strong>und</strong>schaft nur bedingt standhalten.<br />

Für die Verarbeitung zu Wurstwaren oder für die einfache Küche ist es allerdings<br />

sehr gut geeignet.<br />

1.2.3 Verkehrsformen <strong>von</strong> <strong>Rind</strong>erkörpern<br />

RINDERHÄLFTEN EINKAUFEN<br />

<strong>Rind</strong>fleisch wird nur noch selten in Form <strong>von</strong> <strong>Rind</strong>erhälften angeboten. <strong>Rind</strong>erhälften<br />

sind zu groß <strong>und</strong> zu schwer, um sie bequem transportieren zu<br />

können. Die Lieferanten bieten deshalb eine Vielzahl <strong>von</strong> verschiedenen<br />

Zuschnitten an.<br />

Die gängigste Einteilung erfolgt in Hinter- <strong>und</strong> Vorderviertel. Hierbei wird<br />

die <strong>Rind</strong>erhälfte meist im Bereich zwischen der 6. <strong>und</strong> der 9. Rippe zerschnitten.<br />

Es gibt keine einheitliche Regelung, an welcher Stelle diese Aufteilung<br />

geschehen sollte. Je näher der Schnitt in Richtung Kopf liegt, desto<br />

größer ist das Roastbeef, ein begehrtes <strong>und</strong> teures Fleischteil des <strong>Rind</strong>es.<br />

Eine andere Form der Zerlegung ist die Aufteilung in Pistole <strong>und</strong> Vorderviertel<br />

mit Lappen. Hierbei wird das Rückgrat wie beim Vierteln im Bereich der<br />

Brustwirbel zerteilt. Danach werden allerdings die hin ten folgenden Rippenknochen<br />

senkrecht durchsägt, das Roastbeef mit der Keule vom Vorderviertel<br />

getrennt <strong>und</strong> die Dünnung ausgelöst.<br />

589013 13<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 6<br />

6.3<br />

6.4<br />

Für anspruchvolle<br />

Gerichte sollte Fleisch<br />

<strong>von</strong> fleischbetonten<br />

Rassen verwendet<br />

werden.


6.5<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 6 BEURTEILEN UND ZERLEGEN VON RIND<br />

6.6<br />

Daneben werden auch noch die Fleischteile aus der Grobzerlegung, wie<br />

Bug, Keule <strong>und</strong> große Lende (Roastbeef mit Fi let), angeboten.<br />

Die Fleischteile des <strong>Rind</strong>es sind sehr unterschiedlich in ihrem Wert. Das<br />

<strong>Rind</strong>er filet, als das beliebteste <strong>und</strong> wertvollste Fleischteil, kann beim K<strong>und</strong>en<br />

sehr hohe Preise erzielen. Die Dünnung oder einige Teile des Bugs sind<br />

als Ladenfleisch nur schwer verkäuflich, sie sind also nur mit einem niedrigen<br />

Wert anzusetzen. Dementsprechend muss bei der Auswahl eines<br />

Angebots sehr genau darauf geachtet werden, welche Zuschnitte der Lieferant<br />

anbietet. Für eine Pistole wird ein deutlich höherer Kilopreis zu zahlen<br />

sein als für ein normal geschnittenes Hinterviertel.<br />

1.2.4 Bestellung vornehmen<br />

Bevor die Bestellung vorgenommen werden kann, müssen noch die weiteren<br />

Rahmenbedingungen abgeklärt werden.<br />

w Wie viel Kilogramm Fleisch werden für die Verarbeitung benötigt, wie viel<br />

für den Laden?<br />

w An welchem Tag soll die Lieferung erfolgen?<br />

Die Bestellung sollte immer schriftlich erfolgen. Sie ist rechtlich verbindlich.<br />

Das heißt, die Fleischerei verpflichtet sich mit der Bestellung, die Ware<br />

anzunehmen <strong>und</strong> zu bezahlen. Inhalt <strong>und</strong> äußere Form einer Bestellung<br />

werden in der Gr<strong>und</strong>bildung, Lernfeld 2 erläutert.<br />

14 589014


Ein 80 kg schweres <strong>Rind</strong>erhinterviertel wird für 3,80 €/kg angeboten.<br />

Die Dünnung macht 9,8 % des Gewichtes des Hinterviertels aus. Die<br />

Dünnung kann für 1,50 €/kg in der Kalkulation angesetzt werden.<br />

Für eine Pistole verlangt derselbe Anbieter 4,00 €/kg.<br />

Welches Angebot ist günstiger?<br />

Lösung<br />

Berechnung des Gesamtpreises des Hinterviertels<br />

80 kg ∙ 3,80 €/kg = 304,00 €<br />

Berechnung des Wertes der Dünnung<br />

100 % = 80,000 kg<br />

1 % = 0,800 kg<br />

9,8 % = 7,840 kg Gewicht der Dünnung<br />

7,840 kg ∙ 1,50 €/kg = 11,76 € Wert der Dünnung<br />

Berechnung des Kilopreises der selbst zugeschnittenen Pistole<br />

304,00 € – 11,76 € = 292,24 €<br />

80,000 kg – 7,840 kg = 72,160 kg<br />

292,24 € ∶ 72,160 kg = 4,05 €/kg<br />

Das Angebot der Pistole ist günstiger.<br />

1.3 Ware annehmen<br />

RINDERHÄLFTEN EINKAUFEN<br />

Bei der Anlieferung der bestellten Ware muss sofort überprüft werden, ob<br />

sie den Anforderungen des Betriebes entspricht.<br />

Zu einem schlüssigen Hygienekonzept gehört es, dass bereits bei der Anlieferung<br />

auf den Zustand der Ware geachtet wird. Über das Aussehen, den<br />

Geruch <strong>und</strong> den Zustand der Oberfläche kann man erste Informationen<br />

über die Frische <strong>und</strong> den Reifegrad des Fleisches gewinnen. Um sicherzugehen,<br />

sollte man allerdings stichprobenartig einen Abklatsch nehmen<br />

(s. Lernfeld 2, Kap. 2.2 in der Gr<strong>und</strong>bildung) <strong>und</strong> <strong>von</strong> einem mikrobiologischen<br />

Labor untersuchen lassen.<br />

Außerdem vergleicht man die Lieferung mit dem Lieferschein <strong>und</strong> der<br />

Bestellung. Dabei achtet man auf:<br />

w die Anzahl<br />

w das Gewicht<br />

w die Kategorie (siehe Kapitel 1.3.1 <strong>und</strong> 1.3.2)<br />

w die Handelsklasse für die Fleischigkeit<br />

w die Handelsklasse für die Fettabdeckung<br />

Um das <strong>Rind</strong>fleisch entsprechend der <strong>Rind</strong>fleischetikettierungsverordnung<br />

kennzeichnen zu können, benötigt die Fleischerei zusätzlich einen Nachweis<br />

über die Herkunft des Tieres (vgl. Kapitel 3.3).<br />

Entspricht die Ware den Anforderungen des Betriebes, unterzeichnet man<br />

den Lieferschein. Das <strong>Rind</strong>fleisch wird fachgerecht gelagert.<br />

589015 15<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 6


Fachbildung<br />

Lernfeld 6 BEURTEILEN UND ZERLEGEN VON RIND<br />

1.3.1 Bestimmung des Geschlechtes an einer <strong>Rind</strong>erhälfte<br />

Kategorie F/K Ausbildung des Vorderviertel Kategorie JB/B Ausbildung des Vorderviertel<br />

6.7<br />

Im Gegensatz zu den Schweinen werden bei den <strong>Rind</strong>ern männliche <strong>und</strong><br />

weibliche Tiere gemästet. Bullen haben in der Regel eine höhere Fleischigkeit,<br />

sie erreichen das Schlachtgewicht schneller <strong>und</strong> liefern das zartere<br />

<strong>und</strong> schmackhaftere Fleisch. Im Gegensatz zum lebenden Tier ist es schwierig,<br />

an der <strong>Rind</strong>erhälfte das Geschlecht des Tieres zu bestimmen. Hierfür<br />

bieten sich dem geübten Fleischer einige Merkmale an.<br />

Bei Bullen sind die Muskeln meistens stärker ausgebildet. Die Keule <strong>und</strong> die<br />

Schulter sind deshalb stärker gewölbt <strong>und</strong> voller.<br />

An der Keule kann man am Fleischspiegel, am Schlossknochen <strong>und</strong> an der<br />

Sehnenplatte Hinweise zur Bestimmung des Geschlechts finden.<br />

Bulle Kuh<br />

Fleischspiegel dreieckig bis rautenförmig oval, bohnenförmig<br />

Schlossknochen stark gewinkelt fl ach, fast gerade<br />

Sehnenplatte vorhanden nicht vorhanden<br />

6.8<br />

16 589016


1.3.2 Bestimmung des Alters einer <strong>Rind</strong>erhälfte<br />

RINDERHÄLFTEN EINKAUFEN<br />

<strong>Rind</strong>er kommen in verschiedenen Lebensaltern zur Schlachtung. Jungbullen<br />

werden im Alter <strong>von</strong> etwa 1,5 Jahren geschlachtet, Milchkühe hingegen erst<br />

mit etwa 5 bis 6 Jahren. Ihr Fleisch ist wesentlich fester, dunkler <strong>und</strong><br />

schmack hafter. Allerdings sind die Fasern deutlich dicker <strong>und</strong> das Fleisch<br />

wird beim Braten oder Kurzbraten zäh.<br />

Für den Fleischer ist es also wichtig, am junges <strong>Rind</strong><br />

Tierkörper das Alter des Tieres abschätzen<br />

zu können.<br />

Im Laufe des Lebens lagert der Körper in<br />

die weichen Knorpel am Knochengerüst<br />

immer mehr Kalk ein. Die Knorpel werden<br />

dadurch immer fester <strong>und</strong> gelblicher.<br />

Gleich zeitig wird in die Knochen Fett ein-<br />

altes <strong>Rind</strong><br />

gelagert. Ihre Farbe ändert sich so allmählich<br />

<strong>von</strong> einem kräftigen Rotton in ein<br />

gelbliches Rosa.<br />

Auch Fleisch <strong>und</strong> Fett verändern mit dem<br />

Alter des Tieres die Farbe. Junge <strong>Rind</strong>er<br />

haben ein hellrotes Fleisch, das Fett ist<br />

fast weiß. Bei alten Tieren wird die Fleischfarbe<br />

immer dunkler <strong>und</strong> bläulicher, die<br />

Fettfarbe verschiebt sich in Richtung Gelb.<br />

Diese Veränderungen eignen sich nur zur Abschätzung des Alters. Andere<br />

Faktoren wie Rasse, Fütterung <strong>und</strong> Tierhaltung beeinflussen die genannten<br />

Vorgänge auch <strong>und</strong> können so dazu führen, dass das Alter falsch eingeschätzt<br />

wird.<br />

Bestellen Sie <strong>Rind</strong>erviertel für den fachpraktischen Unterricht <strong>und</strong><br />

nehmen Sie die Warenannahme vor. Hierzu sollten Sie<br />

w mögliche Lieferanten ausfindig machen,<br />

w Angebote einholen <strong>und</strong> auswerten,<br />

w die Bestellung vornehmen,<br />

w die Ware annehmen <strong>und</strong> dabei unter anderem<br />

– die Kategorie, – die Fettabdeckung – die Fleischigkeit<br />

überprüfen.<br />

1 Was bedeuten folgende Kennzeichnungen <strong>von</strong> <strong>Rind</strong>erhälften?<br />

a) A E 2 b) B R 1 c) JR U 3<br />

Dornfortsätze mit -kappen eines 3- bzw. 4-jährigen <strong>Rind</strong>es<br />

2 Wann werden die Handelsklassen für <strong>Rind</strong>erhälften bestimmt?<br />

3 In welchen Zuschnitten kommen Schlachttierkörper <strong>von</strong> <strong>Rind</strong>ern in<br />

den Handel?<br />

4 Welche <strong>Rind</strong>errasse würden Sie auswählen, wenn Sie Fleisch für ein<br />

Feinkostgeschäft liefern müssen?<br />

589017 17<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 6<br />

6.9<br />

Berufliche<br />

Aufgabenstellung<br />

Übungen


Fachbildung<br />

Lernfeld 6 BEURTEILEN UND ZERLEGEN VON RIND<br />

Übungen<br />

5 Wie kann man das Alter des Tieres an der <strong>Rind</strong>erhälfte feststellen?<br />

6 Warum wird das Fleisch <strong>von</strong> alten <strong>Rind</strong>ern billiger verkauft als das<br />

<strong>von</strong> jungen Tieren?<br />

7 Wie kann man das Geschlecht eines <strong>Rind</strong>es an der <strong>Rind</strong>erhälfte<br />

heraus finden?<br />

8 Worauf sollte man bei der Annahme <strong>von</strong> <strong>Rind</strong>fleischteilen achten?<br />

9 Ein Großhändler bietet acht Jungbullenhälften mit einem Gewicht <strong>von</strong><br />

insgesamt 1 200 kg für 3,22 €/kg netto an. Er gewährt 5 % Rabatt<br />

<strong>und</strong> bei Zahlung innerhalb <strong>von</strong> 10 Tagen 2 % Skonto.<br />

Wie viel Euro kosten die <strong>Rind</strong>erhälften, wenn man die gesetzliche<br />

Mehrwertsteuer berücksichtigt?<br />

10 Eine benachbarte Fleischerei bietet vier Jungbullenhälften der Handelsklasse<br />

E 3 mit insgesamt 700 kg für 3,19 €/kg <strong>und</strong> 3 Färsenhälften<br />

der Handelsklasse R 3 mit insgesamt 500 kg für 2,68 €/kg an.<br />

Wie viel Euro kosten diese <strong>Rind</strong>erhälften?<br />

11 Sie erhalten zwei Angebote für die Lieferung <strong>von</strong> 1 000 kg <strong>Rind</strong>fleisch.<br />

Der Großhandelsbetrieb A bietet Ihnen das Fleisch für 3,25 €/kg<br />

netto an. Der Zerlegebetrieb B fordert 3,45 €/kg brutto.<br />

Welches Angebot ist günstiger?<br />

12 Ein Großhändler bietet ein 76 kg schweres <strong>Rind</strong>erhinterviertel für<br />

3,75 €/kg an. Das Gewicht der Dünnung macht etwa 10,2 % des Hinterviertels<br />

aus. In der Kalkulation setzt Ihr Betrieb die Dünnung mit<br />

1,35 €/kg an.<br />

Wie viel Euro kostet Ihren Betrieb ein Kilogramm der Pistole?<br />

13 Ein Zerlegebetrieb bietet ein 82 kg schweres Vorderviertel mit Lappen<br />

für 2,95 € an. Die Dünnung wiegt insgesamt etwa 8,000 kg.<br />

a) Wie viel Prozent des Gesamtgewichtes macht die Dünnung aus?<br />

b) Wie viel Euro kostet Ihren Betrieb ein Kilogramm Vorderviertel<br />

ohne Lappen, wenn die Dünnung in Ihrem Betrieb mit 1,41 €/kg<br />

berechnet wird?<br />

Zusammenfassung<br />

Lieferanten<br />

suchen<br />

Großhändler<br />

Schlachthöfe<br />

Fachmessen<br />

<strong>Rind</strong>erhälften einkaufen<br />

Angebote<br />

auswerten<br />

Klassifizierung<br />

<strong>Rind</strong>errasse<br />

Verkehrsformen<br />

Ware<br />

annehmen<br />

Menge<br />

Geschlecht<br />

Alter<br />

18 589018


Fachbildung<br />

Lernfeld 8<br />

Lernfeld 8<br />

Herstellen <strong>von</strong> Kochwurst<br />

1 Kochstreichwürste herstellen<br />

2 Sülzwürste herstellen<br />

3 Blutwürste herstellen<br />

132 5890132


Unter dem Begriff Kochwurst werden viele rustikale Wurstsorten zusammengefasst.<br />

Der bayerische Presssack, der Pfälzer Saumagen oder die norddeutsche<br />

Spezialität, der Pinkel, gehören beispielsweise dazu. Sie alle werden<br />

überwiegend aus gekochten Materialien hergestellt. Deshalb gehören<br />

sie zu der Gattung „Kochwurst“. Einzig die Leber <strong>und</strong> das Blut bleiben roh,<br />

sonst könnten sie ihre technologische Aufgabe nicht erfüllen.<br />

Neben diesen kräftig gewürzten Wurstwaren zählen aber auch einige Feinkosterzeugnisse<br />

zu den Kochwürsten, so z. B. Gänseleberpastete, Filetrotwurst<br />

oder die Kalbfleisch-Sülzpastete.<br />

Um in diese Vielfalt eine verständliche Ordnung zu bringen, teilt man die<br />

Kochwürste in drei Gruppen ein.<br />

Kochstreichwürste sind, wie der Name schon sagt, streichfähig. Durch<br />

ihren hohen Fettgehalt haben sie eine kremige, manchmal leicht körnige<br />

Konsistenz. Die Leberwurst ist die bekannteste Vertreterin dieser Gattung.<br />

Sülzwürste erhalten ihre Festigkeit durch eine erstarrte Gallertenmasse.<br />

Diese gewinnt man entweder aus Schwarten oder man verarbeitet Gelatine<br />

(Aspik). Diese Gallertenmasse umhüllt die unterschiedlichsten Zutaten. Mageres<br />

Fleisch, Speck, Schwarten, aber auch Gemüse können hier verwendet<br />

werden.<br />

Blutwürste enthalten immer Blut. Das geronnene Blut reicht in der Regel<br />

nicht aus, um die Wurst zu binden. Deshalb fügt man zusätzlich Gallertenmasse<br />

hinzu. Das Gemisch aus Blut <strong>und</strong> Gallertenmasse dient ebenso wie<br />

bei der Sülzwurst als Umhüllung für die verschiedensten Zutaten.<br />

Fett <strong>und</strong> Gallertenmasse sind nur im kalten Zustand fest. Erwärmt man<br />

Kochwürste, so werden sie ab etwa 40 °C wieder weich oder sogar flüssig.<br />

2 Fleisch-Erzeugnisse – Einteilung nach den Leitsätzen<br />

2.2 Wurstwaren 2.3 gegarte<br />

Pökelfleisch-<br />

Erzeugnisse<br />

2.231.1<br />

Pasteten,<br />

z. B. Leberpastete<br />

2.231.2<br />

Leberwürste,<br />

z. B. Kalbsleberwurst<br />

2.231.3<br />

Kochmettwürste,<br />

z. B. gekochte<br />

Mettwurst<br />

z. B. Rotwurst<br />

2.4 rohe<br />

Pökelfleisch-<br />

Erzeugnisse<br />

2.233.1<br />

Sülzen, z. B.<br />

Schinkensülze<br />

5890133 133<br />

2.5 spezielle<br />

Fleischstücke<br />

<strong>und</strong> -gerichte<br />

2.21 Rohwürste 2.22 Brühwürste 2.23 Kochwürste<br />

2.24 Bratwürste<br />

2.231 Kochstreichwürste<br />

2.232 Blutwürste 2.233 Sülzwürste<br />

2.233.2<br />

Corned Meat,<br />

z. B. Corned<br />

Beef<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 8<br />

2.233.3<br />

Presswurst,<br />

z. B. weißer<br />

Presssack


8.1<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 8 HERSTELLEN VON KOCHWURST<br />

1Kochstreichwürste herstellen<br />

Ziele dieses Kapitels:<br />

w Wir beachten die rechtlichen Bestimmungen zur Herstellung<br />

<strong>von</strong> Kochstreichwürsten.<br />

w Wir können rechnerisch überprüfen, ob unsere Würste die<br />

rechtlichen Anforderungen erfüllen.<br />

w Wir wissen, wie eine Emulsion entsteht.<br />

w Wir wählen das richtige Material für die Kochwurstherstellung aus.<br />

w Wir bereiten die nötigen Maschinen <strong>und</strong> Werkzeuge vor.<br />

w Wir können verschiedene Kochstreichwürste herstellen.<br />

w Wir wählen die geeigneten Därme aus <strong>und</strong> füllen die Wurstmasse<br />

fachgerecht ab.<br />

w Wir beurteilen die Qualität unserer Wurstwaren <strong>und</strong> erkennen<br />

die Ursachen für Fehlfabrikate.<br />

Die Fre<strong>und</strong>in <strong>von</strong> Jens Witte kennt nur die Hausmacherleberwurst. Die<br />

ist ihr zu grob, zu grau <strong>und</strong> dazu im Schweinedarm abgefüllt. „Außerdem<br />

habe ich Leber schon als Kind nicht gemocht, da werde ich jetzt<br />

bestimmt keine Leberwurst essen!“, erklärt sie Jens. Der ist in seinem<br />

Stolz gekränkt. Es muss doch möglich sein, auch diese Wurstgattung<br />

seiner Fre<strong>und</strong>in näher zu bringen. Außerdem gibt es doch<br />

viele hochwertige Leberwurstarten <strong>und</strong> bei Leberpasteten<br />

oder Sahneleberwurst ist der Lebergeschmack doch wirklich<br />

nicht so stark. Da kommt ihm eine Idee. Gleich am<br />

nächsten Tag fragt er Wolfgang Baringer, seinen Ausbilder.<br />

Jens möchte seiner Fre<strong>und</strong>in die gesamte Palette der<br />

Leberwürste vorstellen. „Nur die Leberwürste oder wollen<br />

wir nicht gleich den Bereich der Kochstreichwürste abdecken?“,<br />

fragt da Herr Baringer. „Kochstreichwürste – was<br />

ist das denn?“<br />

1.1 Rechtliche Bestimmungen<br />

Der Fleischer muss bei der Verarbeitung <strong>von</strong> Fleisch auf verschiedene rechtliche<br />

Vorschriften achten. Bei der Herstellung <strong>von</strong> Wurst muss sein erstes<br />

Augenmerk auf die „Leitsätze für Fleisch <strong>und</strong> Fleisch-Erzeugnisse“ gerichtet<br />

sein. Diese Richtlinien wurden <strong>von</strong> einem Expertengremium, der so genannten<br />

Lebensmittelkommission, zusammengestellt. Die Leitsätze dür fen nicht<br />

mit einem Gesetz verwechselt werden. Der Fleischer ist nicht verpflichtet,<br />

sich an die Vorgaben der Leitsätze zu halten. Kommt es aber zu einem<br />

Rechts streit, weil sich beispielsweise ein K<strong>und</strong>e betrogen fühlt, wird der<br />

Richter die Leitsätze als Gr<strong>und</strong>lage für sein Urteil verwenden.<br />

134 5890134


1.1.1 Einteilung der Kochstreichwürste<br />

KOCHSTREICHWÜRSTE HERSTELLEN<br />

Kochstreichwürste sind, wie der Name schon sagt, streichfähig. Man kann<br />

sie also auf Brot oder Brötchen streichen. Ihre Festigkeit erhalten sie durch<br />

das verarbeitete Fett. Die Leitsätze unterscheiden drei Arten <strong>von</strong> Kochstreich<br />

würsten:<br />

Einteilung Zutaten<br />

Kochmettwürste Fleisch, Fettgewebe (Speck, Flomen)<br />

Bei einigen Sorten werden Getreideerzeugnisse<br />

(Brötchen z. B.) oder Kartoffeln verarbeitet.<br />

Leberwürste Fleisch, Fettgewebe, rohe Leber, andere Innereien<br />

Pasteten hochwertige Zutaten<br />

Kochmettwürste <strong>und</strong> Leberwürste können durch besondere<br />

Materialauswahl als Pastete deklariert werden.<br />

1.1.2 Zusammensetzung <strong>und</strong> besondere Merkmale<br />

Die Leitsätze legen fest, welche Fleischsortierungen (vgl. Lernfelder 2 <strong>und</strong> 6),<br />

Innereien <strong>und</strong> sonstigen Zutaten für die einzelnen Wurstsorten verwendet<br />

werden sollten.<br />

So empfehlen sie beispielsweise für Thüringer Leberwurst unter anderem:<br />

w fettgewebereiches Schweinefleisch S IV bis S VI<br />

w Fettgewebe S VII bis S X w Leber<br />

w Schweinemasken w andere Innereien<br />

Bei den besonderen Merkmalen weist der Text darauf hin, dass Thüringer<br />

Leberwurst in der Regel nicht umgerötet ist.<br />

Bei anderen Wurstsorten können die „besonderen Merkmale“ Hinweise auf<br />

die Körnung oder den Zusatz besonderer Zutaten – wie beispielsweise Kartoffeln<br />

– enthalten.<br />

5890135 135<br />

8.2<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 8


Fachbildung<br />

Lernfeld 8 HERSTELLEN VON KOCHWURST<br />

Bei Leberwürsten<br />

muss der Lebergehalt<br />

zwischen 10 % <strong>und</strong><br />

30 % liegen.<br />

8.3<br />

Kalbsleberwurst<br />

1.1.3 Qualitätsbestimmende Inhaltsstoffe<br />

Bei Leberwürsten bestimmt die verarbeitete rohe Leber zu einem wesentlichen<br />

Teil die Qualität des Produktes. Die Leber verleiht den Leberwürsten<br />

ihren typischen Geschmack. Bei einem zu geringen Lebergehalt ist der natürliche<br />

Geschmack zu fade, hier muss mit Gewürzen <strong>und</strong> anderen Zutaten,<br />

z. B. Geschmacksverstärkern, nachgeholfen werden. Außerdem ist die Leber<br />

auch für die dauerhafte Vermischung <strong>von</strong> Fett <strong>und</strong> Brühe verantwortlich.<br />

Geringe Lebergehalte müssen dafür ebenfalls mit anderen, meist künstlichen<br />

Zusätzen ausgeglichen werden.<br />

Ein zu hoher Lebergehalt wirkt sich indes ebenso negativ auf den Geschmack<br />

der Wurst aus. Leber hat einen leicht bitteren Geschmack. In den<br />

üblichen Anteilen wird diese Geschmacksnote durch den Fettanteil <strong>und</strong> die<br />

Gewürze überdeckt. Wird jedoch zu viel Leber verarbeitet, drängt sich der<br />

Bittergeschmack in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Die Leitsätze legen deshalb fest, dass der Lebergehalt bei Leberwürsten<br />

<strong>und</strong> Leberpasteten zwischen 10 % <strong>und</strong> 30 % liegen muss. Bei einigen Ausnahmen<br />

erlauben die Leitsätze ausdrücklich einen geringeren Leberanteil.<br />

Maßstab dafür, wie viel Muskelfleisch verarbeitet wurde, ist der Anteil an<br />

bindegewebseiweißfreiem Fleischeiweiß (BEFFE). Ein hoher BEFFE-Gehalt<br />

ist Garant dafür, dass die Wurst viel mageres, sehnenarmes Fleisch enthält.<br />

Diese Wurst hat einen kräftigen Fleischgeschmack <strong>und</strong> die Masse bindet<br />

gut. Die Leitsätze schreiben deshalb für jede Wurst zum einen vor, wie viel<br />

Prozent BEFFE die fertige Wurst enthalten muss. Zum anderen legen sie<br />

auch noch fest, wie hoch der Anteil des BEFFE am gesamten Fleischeiweiß<br />

sein muss.<br />

Stellt ein Fleischer also ein neues Rezept zusammen, sollte er überprüfen,<br />

ob<br />

w er die vorgeschlagenen Fleischsortierungen verwendet,<br />

w gegebenenfalls der Lebergehalt angemessen ist <strong>und</strong><br />

w der Gehalt an BEFFE in der Wurst <strong>und</strong> im Fleischeiweiß stimmt.<br />

1.2 Vorbereitung<br />

1.2.1 Rezeptauswahl<br />

Aus Fachbüchern, Kochbüchern oder Rezeptsammlungen<br />

<strong>von</strong> Gewürzherstellern kann man Rezepturen für die verschiedensten<br />

Wurstwaren aussuchen. Um sicherzugehen,<br />

sollte das Rezept daraufhin überprüft werden, ob es den<br />

rechtlichen Anforderungen entspricht.<br />

Rezept für Kalbsleberwurst:<br />

Schweineleber 12,000 kg<br />

Kalbfleisch KA II 9,000 kg<br />

Schweinefleisch S VIII 10,000 kg<br />

Schweinefleisch S X 12,000 kg<br />

Brühe 4,000 kg<br />

136 5890136


KOCHSTREICHWÜRSTE HERSTELLEN<br />

Zutaten je kg Material:<br />

Nitritpökelsalz 20,0 g Kardamom 0,2 g<br />

Zucker 3,0 g Majoran 0,5 g<br />

Weißer Pfeffer 2,0 g Zwiebel, gedünstet 20,0 g<br />

Ingwer 0,5 g Umrötehilfsmittel 1,0 g<br />

Macis 0,3 g<br />

Das Fleisch verliert beim Vorgaren relativ viel an Gewicht. Deshalb muss<br />

man mit einem Verlust <strong>von</strong> insgesamt etwa 12 % rechnen.<br />

Auch der BEFFE-Gehalt kann rechnerisch ermittelt werden. Hierfür sind<br />

allerdings umfangreiche Berechnungen nötig. Es bietet sich an, ein Berechnungsschema<br />

zu verwenden. Die BEFFE-Gehalte der einzelnen Fleischsortierungen<br />

können den Tabellen in Lernfeld 2 <strong>und</strong> Lernfeld 6 entnommen<br />

werden.<br />

5890137 137<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 8<br />

Anforderungen in den Leitsätzen:<br />

2.2312.1 Delikatessleberwurst, Leberwurst Ia, feine Leberwurst, Kalbs leberwurst, Trüffelleberwurst,<br />

Champignonleberwurst, Hildesheimer Leberwurst, Sahneleberwurst Ia, Sardellenleberwurst Ia<br />

Ausgangsmaterial: grob entfettetes Schweinefleisch (1.122), fettgewebereiches Schweinefleisch<br />

(1.123), grob entsehntes Kalb- oder Jungrindfleisch (1.112) bei Kalbsleberwurst, Flomen (1.211),<br />

Speck (1.212), Leber (1.51), auch grob entsehntes <strong>Rind</strong>fleisch (1.112), wenn zur Sicherung einer<br />

gewissen Schnittfähigkeit Brät zugesetzt wird<br />

Besondere Merkmale: fein zerkleinert bis grobe Körnung<br />

Analysenwerte: bindegewebseiweißfreies Fleischeiweiß nicht unter 10 %, bindegewebseiweißfreies<br />

Fleischeiweiß im Fleischeiweiß chemisch nicht unter 82 %<br />

Für die Berechnung des Leberanteils in der fertigen Wurst müssen zunächst die benötigten Zutatenmengen<br />

ermittelt werden. Die Angaben hierfür beziehen sich auf das Gewicht <strong>von</strong> Leber,<br />

Fleisch, Speck <strong>und</strong> Brühe.<br />

Schweineleber 12,000 kg<br />

Kalbfleisch KA II 9,000 kg<br />

Schweinefleisch S VIII 10,000 kg<br />

Schweinefleisch S X 12,000 kg<br />

Brühe 4,000 kg<br />

Material 47,000 kg<br />

Die Masse wiegt also 47 kg + 2,233 kg = 49,233 kg.<br />

Berechnung des Fertiggewichtes<br />

100 % = 49,233 kg<br />

1 % = 0,492 kg<br />

88 % = 43,325 kg<br />

Nitritpökelsalz 20,0 g ∙ 47 = 940 g<br />

Zucker 3,0 g ∙ 47 = 141 g<br />

Weißer Pfeffer 2,0 g ∙ 47 = 94 g<br />

Ingwer 0,5 g ∙ 47 = 24 g<br />

Macis 0,3 g ∙ 47 = 14 g<br />

Kardamom 0,2 g ∙ 47 = 9 g<br />

Majoran 0,5 g ∙ 47 = 24 g<br />

Zwiebel, gedünstet 20,0 g ∙ 47 = 940 g<br />

Umrötehilfsmittel 1,0 g ∙ 47 = 47 g<br />

2 233 g<br />

Berechnung des prozentualen Anteils der Leber<br />

43,325 kg = 100 %<br />

1,000 kg = 2,3 %<br />

12,000 kg = 27,7 % Leberanteil<br />

Der Leberanteil <strong>von</strong> 27,7 % entspricht also den Vorgaben aus den Leitsätzen.


Fachbildung<br />

Lernfeld 8 HERSTELLEN VON KOCHWURST<br />

Wurstsorte<br />

Berechnung des BEFFE-Gehaltes<br />

Kalbsleberwurst<br />

Kennziffer in den Leitsätzen 2.2312.1<br />

Anforderungen aus den Leitsätzen:<br />

BEFFE insgesamt: nicht unter 10 %<br />

BEFFE im Fleischeiweiß: nicht unter 82 %<br />

Menge Material Fleischeiweiß BEFFE<br />

12,000 kg Leber 19,0 % 2,280 kg 17,9 % 2,148 kg<br />

9,000 kg KA II 19,0 % 1,710 kg 16,1 % 1,449 kg<br />

10,000 kg S VIII 2,0 % 0,200 kg 0,3 % 0,030 kg<br />

12,000 kg S X 10,0 % 1,200 kg 7,5 % 0,900 kg<br />

4,000 kg Brühe % kg % kg<br />

2,233 kg Zutaten % kg % kg<br />

kg % kg % kg<br />

kg % kg % kg<br />

49,233 kg Masse Gesamt 5,390 kg Gesamt 4,527 kg<br />

FE BEFFE<br />

– 7,385 kg – Verluste: 12 %<br />

43,325 kg Fertiggewicht<br />

Berechnung des BEFFE-Anteils in der Wurst:<br />

43,325 kg = 100 %<br />

1,000 kg = 2,3 %<br />

4,527 kg = 10,4 % Die Wurst enthält insgesamt 10,4 % BEFFE<br />

Berechnung des BEFFE-Anteils im Fleischeiweiß<br />

5,390 kg = 100 %<br />

1,000 kg = 18,6 %<br />

4,527 kg = 84,0 % Das Fleischeiweiß enthält 84,0 % BEFFE<br />

Das Rezept entspricht also den Vorgaben aus den Leitsätzen.<br />

1.2.2 Die Emulsion<br />

Bei der Herstellung <strong>von</strong> Leberwurst werden Wasser <strong>und</strong> Fett miteinander<br />

vermengt. Aus dem täglichen Leben wissen wir, dass sich Fett <strong>und</strong> Wasser<br />

nicht dauerhaft miteinander vermischen. So schwimmt beispielsweise das<br />

Fettauge auf der Suppe <strong>und</strong> löst sich nicht in der heißen Brühe auf.<br />

Rührt man ein Gemisch aus Wasser <strong>und</strong> Speiseöl kräftig um, so entsteht<br />

zunächst eine trübe, milchige Flüssigkeit. Das Öl ist im Wasser gleichmäßig<br />

verteilt. Lässt man diese Mischung aber längere Zeit stehen, bilden sich<br />

allmählich zwei Zonen. Oben setzt sich eine Schicht Öl ab, in der noch<br />

einige Wassertröpfchen schwimmen. Unten bildet sich eine Zone mit Wasser,<br />

in dem Öl verteilt ist. Nach einigen St<strong>und</strong>en klären sich die beiden<br />

Flüssigkeiten. Oben schwimmt klares, durchsichtiges Öl, unten befindet<br />

sich reines Wasser.<br />

138 5890138


8.4<br />

KOCHSTREICHWÜRSTE HERSTELLEN<br />

Damit sich ein Gemisch aus Fett <strong>und</strong> Wasser nicht trennt, muss<br />

man verhindern, dass sich die Fetttröpfchen miteinander verbinden.<br />

Man muss eine Haut um die Fetttröpfchen legen.<br />

Diese Aufgabe erfüllt in der Leberwurst das Eiweiß aus der Leber.<br />

Dieses Eiweiß ist lang gestreckt. Das eine Ende würde sich gern im<br />

Wasser auflösen, ähnlich wie Zucker. Das andere Ende möchte sich<br />

im Öl auf lösen. In reinem Wasser <strong>und</strong> in reinem Öl ist also immer<br />

ein Teil des Leber eiweißes in einem Stoff, den es nicht mag.<br />

5890139 139<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 8<br />

Öl in ein Glas mit Wasser – Flüssigkeit umrühren › trüb – nach etwa 10 Minuten – nach 2 St<strong>und</strong>en<br />

8.5<br />

Unmittelbar nach dem Umrühren kann das Licht<br />

nicht ungehindert durch das Wasser dringen, es<br />

wird <strong>von</strong> den Fetttröpfchen in seinem Lauf gestört.<br />

Die Flüssigkeit ist milchig <strong>und</strong> trüb.<br />

Je länger das Gemisch steht, desto mehr kleine<br />

Tröpfchen stoßen zusammen. Es entstehen immer<br />

mehr <strong>und</strong> immer größere Öltropfen im Wasser.<br />

Durch die Bewegungen im Wasser stoßen die<br />

Öltröpfchen immer wieder zusammen. Dabei<br />

bleiben sie aneinander hängen <strong>und</strong> verschmelzen<br />

zu größeren Tropfen.<br />

Je größer die Öltropfen aber sind, desto stärker<br />

wirkt der Auftrieb. Große Öltropfen können nicht<br />

mehr unter Wasser schwimmen. Die Mischung<br />

trennt sich. Das Öl schwimmt an der Oberfläche,<br />

das Wasser liegt darunter.<br />

Wasser liebendes Ende<br />

Fett liebendes Ende<br />

8.6


Fachbildung<br />

Lernfeld 8 HERSTELLEN VON KOCHWURST<br />

Emulsion =<br />

Ein Gemisch aus Fett<br />

<strong>und</strong> Wasser, das sich<br />

nicht trennt.<br />

Emulgator =<br />

Ein Stoff, der verhindert,<br />

dass sich Fett<br />

<strong>und</strong> Wasser trennen.<br />

Emulgatoren haben<br />

eine Wasser liebende<br />

<strong>und</strong> eine Fett liebende<br />

Seite.<br />

Gibt man dieses Leber-<br />

Ölschicht<br />

eiweiß in ein Fett-Wasser-Gemisch,<br />

so wird es<br />

sich immer an die Grenze<br />

zwischen dem Fett <strong>und</strong><br />

dem Wasser bewegen.<br />

Das Fett liebende Ende<br />

wird sich im Fett auflö-<br />

Wasserschicht<br />

8.7<br />

sen, das Wasser liebende<br />

im Wasser.<br />

Gibt man also zu einem kräftig durch gerührten Gemisch aus Öl <strong>und</strong> Wasser<br />

Lebereiweiß, legen sich die Moleküle aus dem Lebereiweiß um die Fetttröpfchen.<br />

Begegnen sich nun zwei<br />

Fetttröpfchen, kommen<br />

sich die beiden Hüllen<br />

aus Lebereiweiß immer<br />

näher. Sobald der Wasser<br />

liebende Teil der einen<br />

Hülle in das andere Fetttröpfchen<br />

sticht, wird es<br />

abgestoßen. Die bei den<br />

8.8 Tröpfchen schwimmen<br />

wie der auseinander.<br />

Fetttröpfchen<br />

fi Die winzig kleinen Öltröpfchen können sich also nicht mehr miteinander<br />

vereinigen.<br />

fi Dadurch entstehen auch keine großen Öltropfen mehr.<br />

fi Winzig kleine Öltröpfchen schwimmen aber nicht nach oben.<br />

fi Das Gemisch trennt sich nicht mehr, es bildet sich keine Fettschicht an<br />

der Oberfläche.<br />

Stoffe, die so wie das Lebereiweiß verhindern können, dass sich ein Gemisch<br />

aus Fett <strong>und</strong> Wasser trennt, nennt man Emulgatoren. Ein Gemisch<br />

aus Fett <strong>und</strong> Wasser, das sich nicht trennt, nennt man Emulsion.<br />

Im Lebensmittelhandwerk werden an verschiedenen Stellen Emulsionen<br />

hergestellt oder benötigt. Milch oder Sahne sind beispielsweise natürliche<br />

Emulsionen. Mayonnaise ist eine künstlich hergestellte Emulsion.<br />

Als natürliche Emulgatoren kann man neben dem Lebereiweiß auch Fleischeiweiß<br />

<strong>und</strong> Eigelb verwenden. Bei der Leberwurstherstellung werden häufig<br />

zusätzlich künstliche Emulgatoren zugesetzt. Diese Zusatzstoffe sind ähnlich<br />

wie ein Fettmolekül aufgebaut. Ein Fettmolekül besteht aus einem Glycerin<br />

<strong>und</strong> drei Fettsäuren. Bei den Emulgatoren fehlen eine oder zwei dieser<br />

Fettsäuren. Weil Glycerin Wasser liebend ist, die Fettsäuren aber Fett<br />

liebend sind, erhält man so die gewünschte Eigenschaft.<br />

Bei manchen Emulgatoren wird an die freie Stelle am Glycerin zusätzlich<br />

noch ein Wasser liebender Stoff chemisch geb<strong>und</strong>en. Dann spricht man<br />

<strong>von</strong> Ester der Monoglyceride.<br />

140 5890140


Aufbau verschiedener Emulgatoren<br />

1.2.3 Arbeitsplan<br />

Die Rezepte sind meist mit einer kurzen Anleitung zur Herstellung der<br />

Wurstwaren verb<strong>und</strong>en. Aus dieser Anleitung muss der Fleischer nun einen<br />

Plan ableiten, anhand dessen er die einzelnen Arbeitsschritte organisieren<br />

kann. Bei der Herstellung <strong>von</strong> fein gekutterter Leberwurst bietet sich folgender<br />

Arbeitsablauf an:<br />

A Maschinen <strong>und</strong> Werkzeug vorbereiten<br />

B Material auswählen<br />

C Fleisch <strong>und</strong> Fettgewebe vorgaren<br />

D Leber vorbereiten, wolfen <strong>und</strong> blasig kuttern<br />

E Fleisch <strong>und</strong> Fettgewebe wolfen<br />

F Leber, Fleisch <strong>und</strong> Fettgewebe mit Zutaten fein kuttern<br />

G füllen<br />

H garen<br />

I eventuell räuchern<br />

Weitere Angaben sind Gartemperaturen, Angaben zur Wolfscheibe oder<br />

Endtemperaturen beim Kuttern.<br />

1.3 Maschinen<br />

Für die Zerkleinerung des Materials benötigt man zunächst den Wolf. Dessen<br />

Funktionsweise wurde bereits im Kapitel 1.8 des Lernfeldes 3 erklärt.<br />

1.3.1 Der Kutter<br />

KOCHSTREICHWÜRSTE HERSTELLEN<br />

Bei der Herstellung der Leberwurst ist der Fleischer darauf angewiesen,<br />

dass möglichst viel Lebereiweiß in der Wurstmasse gelöst wird. Dieses<br />

Lebereiweiß soll das Fett mit dem Wasser aus der Brühe <strong>und</strong> den anderen<br />

Materialien vermischen – emulgieren.<br />

Die Leber muss also so fein wie möglich zerkleinert werden. Früher wurde<br />

dies mit dem so genannten Wiegemesser erreicht. Heute übernimmt diese<br />

5890141 141<br />

Wiegemesser<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 8<br />

8.9<br />

8.10


Fachbildung<br />

Lernfeld 8 HERSTELLEN VON KOCHWURST<br />

geöffneter Kutter<br />

8.12<br />

Kochkessel<br />

Aufgabe der Kutter (aus dem Englischen: cut = schneiden). Der Kutter besteht<br />

aus einem Messersatz, der sich an einer Messerwelle sehr schnell<br />

dreht. Unter dem Messersatz befindet sich eine kreisförmige Schüssel, die<br />

in ihrer Form dem Messersatz angepasst ist. Die Schüssel dreht sich langsam<br />

unter dem Messersatz. Zwischen dem Messersatz <strong>und</strong> der Kutterschüssel<br />

sollte nur etwa ein Millimeter Platz sein. So ist gewährleistet, dass<br />

die schnellen Messer wirklich das gesamte Material durchschneiden.<br />

Die schnell rotierenden Messer wirbeln das Material im Kutter sehr<br />

stark auf. Bei herkömmlichen Maschinen wird dabei Luft unter die<br />

Masse gemischt. Diese Luft verschlechtert aber die Qualität der<br />

Wurst. Bei der Umrötung verhindert der Luftsauer stoff zum Teil die<br />

Verbindung des Muskelfarbstoffes mit dem Stickoxid aus dem<br />

Pökelsalz (vgl. Lernfeld 7). Die Farbe der fertigen Wurst wird eher<br />

grau sein, denn um die Luftblasen bildet sich ein grauer, manchmal<br />

8.11 grünlicher Rand. Um dies zu vermeiden, muss man herkömmliche<br />

Kutter zum Schluss noch kurz bei niedrigen Messerdrehzahlen laufen<br />

lassen, damit die Luft aus der Masse entweichen kann – man<br />

spricht vom Entlüften. Um das Einarbeiten <strong>von</strong> Luft generell zu vermeiden,<br />

wurden so genannte Vakuumkutter entwickelt. Hier wird die Luft aus der<br />

Kutterschüssel abgesaugt. Im Kutter entsteht also ein Vakuum.<br />

Der Messerkopf dreht sich in der Kutterschüssel bis zu 7 000-mal in der<br />

Minute. Durch die Reibung erwärmen sich die Messer <strong>und</strong> die Wurstmasse.<br />

Bei der Herstellung <strong>von</strong> Kochstreichwürsten muss darauf jedoch keine<br />

Rücksicht genommen werden, weil das Lebereiweiß relativ hohe Temperaturen<br />

unbeschadet übersteht. Bei der Brühwurstherstellung (vgl. Lernfeld 9)<br />

ist diese Erwärmung jedoch ein nicht zu unterschätzendes Problem.<br />

Zur Unfallverhütung beim Arbeiten mit dem Kutter informieren Sie sich<br />

bitte im Band 1 dieses Lehrwerkes im Lernfeld 1.<br />

1.3.2 Der Kessel <strong>und</strong> der Kochschrank<br />

Das Fleisch <strong>und</strong> der Speck müssen vor der Verarbeitung schonend gegart<br />

werden. Dies kann entweder in einem Kessel oder einem Kochschrank<br />

erfolgen. Dabei sollte das Material nicht unnötig hoch oder lange<br />

erhitzt werden. Es besteht sonst die Gefahr, dass zu viel Fleischwasser<br />

<strong>und</strong> andere Inhaltsstoffe verloren gehen. Der Gewichts verlust<br />

beim Vorgaren wird üblicherweise bei der Herstellung wieder mit der<br />

Kesselbrühe ausgeglichen. Die Gartemperatur sollte im Kern des<br />

Materials etwa 80 °C erreichen.<br />

1.3.3 Die Wurstfüllmaschine<br />

Die fertige Wurstmasse muss in die Wursthülle gefüllt werden. Hierfür verwendet<br />

man einen Wurstfüller. Alle Füllmaschinen haben gemeinsam, dass<br />

sie die Wurstmasse aus einem Vorratsbehälter in ein Rohr pressen. Der<br />

Fleischer zieht über dieses Füllrohr die Wursthaut. Wenn die Füllmaschine<br />

arbeitet, drückt sie die Masse durch das Füllrohr in die Wursthülle. Der<br />

Fleischer muss lediglich darauf achten, dass die Hülle richtig gefüllt ist.<br />

142 5890142


Moderne Maschinen portionieren die Würste automatisch <strong>und</strong> binden sie<br />

ab. Bei Leberwurst muss man darauf achten, dass die Hülle nicht zu straff<br />

gefüllt ist, weil sie sich im Kühlraum ausdehnt <strong>und</strong> vielleicht platzt.<br />

Man unterscheidet gr<strong>und</strong>sätzlich zwei Arten <strong>von</strong> Füllmaschinen. Bei der<br />

Kolbenfüllmaschine wird die Wurstmasse in einen zylindrischen Behälter<br />

gefüllt. Der Behälter wird mit einem Deckel dicht verschlossen. Am oberen<br />

Rand des Gehäuses ist der Anschluss für das Füllrohr angebracht. In dem<br />

zylindrischen Behälter drückt ein Kolben die Wurstmasse nach oben. Weil<br />

der Deckel aber dicht verschlossen ist, wird die Masse aus dem Füllrohr<br />

gepresst.<br />

Wenn man die Wurstmasse in den Kolbenfüller<br />

gibt, muss man darauf achten, dass im Füller<br />

keine Luft verbleibt. Denn nachdem der Füller<br />

dicht verschlossen worden ist, kann die Luft nicht<br />

mehr entweichen. Sie kommt folglich in die Wurst.<br />

Dort kann sie, wie bereits erläutert, zu Farbfehlern<br />

führen.<br />

Beim Vakuumfüller sitzt das Vorratsbehältnis auf<br />

der Füllvorrichtung. Die Masse fällt in eine r<strong>und</strong>e<br />

Vertiefung, in der sich ein Speichenrad dreht. Die<br />

Achse des Speichenrades ist nicht in der Mitte<br />

der Vertiefung angebracht. Dadurch ist an einer<br />

Seite des Speichenrades ein sehr großer Abstand<br />

zum Rand der Vertiefung, an der anderen Seite ist<br />

dieser Abstand sehr klein. Die Wurstmasse fällt<br />

Kolbenfüller<br />

an der Seite in die Vertiefung, wo der Abstand<br />

sehr groß ist. Dreht sich nun das Rad, wird der Platz für die Wurstmasse<br />

immer kleiner, die Masse wird gepresst, die Luft muss entweichen. An der<br />

engsten Stelle ist dann der Auslass in das Füllrohr.<br />

Zur Unfallverhütung beim Arbeiten mit Wurstfüllmaschinen informieren Sie<br />

sich bitte im Band 1 dieses Lehrwerkes im Lernfeld 1.<br />

Vakuumfüller<br />

KOCHSTREICHWÜRSTE HERSTELLEN<br />

Kochstreichwürste in Naturdärmen oder in Kunstdärmen, die luft- <strong>und</strong> wasserdurchlässig<br />

sind, werden nach dem Garen geräuchert. Die Geräte, die<br />

dabei zum Einsatz kommen, wurden bereits im Lernfeld 7 erklärt.<br />

5890143 143<br />

8.14<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 8<br />

8.13


Fachbildung<br />

Lernfeld 8 HERSTELLEN VON KOCHWURST<br />

Schlachtwarmes<br />

Fleisch verleiht der<br />

Kochstreichwurst ein<br />

typisches Aroma.<br />

Schmalziger Speck<br />

macht die Leberwurst<br />

besonders<br />

streichfähig.<br />

1.4 Auswahl der Rohstoffe<br />

1.4.1 Fleischauswahl<br />

In den Rezepten sind meist die Fleischsortierungen angegeben. Kochwurst<br />

wird zum größten Teil aus Schweinefleisch hergestellt. Kalbfleisch wäre<br />

ebenfalls geeignet, es ist aber deutlich teurer als Schweinefleisch, weshalb<br />

man meist darauf verzichtet. Bei einigen Spezialwürsten wird auch Geflügelfleisch,<br />

wie z. B. Putenfleisch, verarbeitet. <strong>Rind</strong>fleisch eignet sich nicht<br />

für Kochstreichwürste. Die Würste wären zu dunkel <strong>und</strong> strohig im Biss.<br />

Alter <strong>und</strong> Geschlecht der Tiere wirken sich nicht auf die Wurstqualität aus.<br />

Allerdings sollte man möglichst schlachtwarmes Fleisch verarbeiten. Es hat<br />

einen typischen Eigengeschmack, der weder durch Gewürze noch durch<br />

andere Zutaten nachgeahmt werden kann. Gerade bei Hausmacherwurstsorten<br />

ist dieser kräftige Geschmack aber erwünscht.<br />

Kochwurst ist leicht verderblich. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sollte nur hygienisch<br />

einwandfreies Fleisch verarbeitet werden.<br />

Bei gut gereiftem Fleisch haben die Enzyme schon viel Eiweiß abgebaut. Es<br />

besteht die Gefahr, dass eine Wurst, die mit solchem Fleisch hergestellt<br />

wurde, schneller verdirbt.<br />

1.4.2 Fettauswahl<br />

Kochstreichwurst sollte eine weiche, leicht sämige Konsistenz haben. Die<br />

Konsistenz der Wurst wird durch das verwendete Fettgewebe bestimmt.<br />

Weicher, schmalziger Speck vom Bauch oder der Flomen sind hierfür am<br />

besten geeignet. Aber auch die Fettabdeckungen <strong>von</strong> Schulter <strong>und</strong> Schinken<br />

kommen infrage. <strong>Rind</strong>erfett ist relativ fest <strong>und</strong> zäh, es sollte nicht für<br />

Kochwürste verwendet werden.<br />

Generell gilt, ebenso wie beim Fleisch, dass nur frisches, hygienisch einwandfreies<br />

Fettgewebe verwendet werden sollte.<br />

1.4.3 Gewürze<br />

Die Angaben zur Würzung der einzelnen Wurstwaren können immer nur<br />

Empfehlungen sein. Der Geschmack der K<strong>und</strong>en variiert sehr stark. Eine<br />

gut geführte Fleischerei sollte deshalb darauf achten, dass ihre Produkte<br />

eine individuelle Note haben. Mit diesem besonderen Geschmack können<br />

Stammk<strong>und</strong>en an den Betrieb geb<strong>und</strong>en werden. Die Verwendung <strong>von</strong> fertigen<br />

Gewürzmischungen spart zwar Zeit, die individuelle Note der eigenen<br />

Würzung geht aber verloren.<br />

Die folgende Aufstellung gibt einen Überblick über die Gewürze, die für<br />

Kochstreichwürste verwendet werden können. Die üblicherweise verwendete<br />

Menge nimmt in der Reihenfolge der Aufzählung ab.<br />

w gedünstete Zwiebeln<br />

w Pfeffer, weiß oder schwarz<br />

144 5890144


w Muskatnuss oder Macis<br />

w Majoran<br />

w Thymian<br />

w Ingwer<br />

w Zimt<br />

w Nelken<br />

w Piment<br />

w Kardamom<br />

8.15<br />

w Vanille<br />

Macis – die getrocknete Haut der Muskatnuss<br />

Zwiebeln sollten bei der Leberwurstherstellung nicht roh verarbeitet werden.<br />

Sie enthalten Enzyme, die die Rohstoffe verderben lassen. Verwendet<br />

man rohe Zwiebeln besteht also die Gefahr, dass die Wurst bereits während<br />

der Produktion verdirbt.<br />

1.4.4 Andere Lebensmittel<br />

In den Leitsätzen sind einige Kochstreichwurstsorten aufgeführt, bei deren<br />

Herstellung neben der rohen Leber noch Herzen <strong>und</strong> Zungen verarbeitet<br />

werden dürfen. Diese Innereien werden, ebenso wie das Magerfleisch, vor<br />

der Verarbeitung gegart.<br />

Neben Schlacht-Erzeugnissen werden bei einigen Kochstreichwürsten noch<br />

andere Lebensmittel verarbeitet. Die unten stehende Tabelle gibt einen<br />

Überblick über weitere Zutaten. Über die genauen Vorschriften informieren<br />

Sie sich bitte unter www.winklers.de (Bestellnr. 5890).<br />

5890145 145<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 8<br />

Lebensmittel wird verwendet für erlaubte Höchstmenge Kennzeichnungspfl icht<br />

Sahneerzeugnisse Leberpasteten 5 % der Fleisch- <strong>und</strong> Fettmenge „Unter Verwendung <strong>von</strong><br />

Sahne“<br />

Milch,<br />

Kondensmilch<br />

Leberwurst,<br />

Leberpasteten<br />

Trockenblutplasma Pasteten <strong>von</strong><br />

Leberwurst oder<br />

Leberpasteten<br />

KOCHSTREICHWÜRSTE HERSTELLEN<br />

5 % der Fleisch- <strong>und</strong> Fettmenge „Unter Verwendung <strong>von</strong><br />

Milch“<br />

2 % der Fleisch- <strong>und</strong> Fettmenge keine<br />

Flüssigei Leberwurst,<br />

Leberpasteten<br />

Semmel, Grütze nur bei Wurstwaren, die aus Tradition damit<br />

hergestellt werden, z. B. Grützwurst<br />

5 % der Fleisch- <strong>und</strong> Fettmenge keine<br />

Kartoffeln nur bei Pfälzer Saumagen keine<br />

Daneben ist die Zugabe <strong>von</strong> Trüffeln, Pistazienkernen <strong>und</strong> Ähnlichem<br />

erlaubt.<br />

Die Zutat muss an der<br />

Bezeichnung der Wurst<br />

erkennbar sein.


Fachbildung<br />

Lernfeld 8 HERSTELLEN VON KOCHWURST<br />

1.4.5 Zusatzstoffe<br />

Stoffe, die keine Lebensmittel sind, aber bei der Herstellung zugesetzt werden,<br />

bezeichnet man als Zusatzstoffe. Welche Zusatzstoffe für welche<br />

Lebensmittel verwendet werden dürfen <strong>und</strong> wie viel man zugeben darf, ist<br />

in der Zusatzstoff-Zulassungsverordnung geregelt. Ist ein Zusatzstoff hier<br />

nicht aufgeführt, darf man ihn auch nicht verwenden. Bei einigen Zusatzstoffen<br />

ist zudem vorgeschrieben, dass ihre Verwendung auf der Verpackung<br />

gekennzeichnet werden muss.<br />

Künstliche Emulgatoren z. B. sind typische Zusatzstoffe bei der Herstellung<br />

<strong>von</strong> Kochstreichwürsten.<br />

Die Zusatzstoffe, die für die Kochstreichwurstherstellung zugelassen sind,<br />

können Sie der Verordnung entnehmen. Sie ist unter der Internetadresse<br />

www.winklers.de (Bestellnr. 5890) hinterlegt.<br />

1.5 Wursthüllen<br />

Für Kochstreichwürste kommen sowohl Kunst- als auch Naturdärme in<br />

Betracht. Pasteten werden auch in Schalen angeboten.<br />

1.5.1 Naturdärme<br />

Naturdärme stammen aus dem Verdauungstrakt der Schlachttiere. Bevor<br />

sie verwendet werden können, müssen sie entleert <strong>und</strong> entfettet werden.<br />

Danach werden sie gewendet, gründlich gereinigt, gewässert <strong>und</strong> entschleimt.<br />

Beim Entschleimen wird die Schleimhaut mit den eingelagerten<br />

Drüsen <strong>von</strong> der Darmmuskulatur entfernt. Weil die Naturdärme meist nicht<br />

direkt nach der Schlachtung verarbeitet werden, salzt man sie zur Konservierung<br />

ein.<br />

Im Handel erhält man preiswerte Importe <strong>von</strong> Naturdärmen aus Australien,<br />

China oder Südamerika.<br />

Für Kochstreichwürste bieten sich folgende Naturdärme an (siehe Abb. 8.16):<br />

Naturdarm Kochstreichwurst<br />

1 Schweinemagen Pfälzer Saumagen<br />

2 Schweinedünndarm<br />

Hausmacherleberwurst<br />

= Schweinesaitling<br />

Leberwürstchen<br />

3 Schweinefettende Kalbsleberwurst<br />

Delikatess-Leberwurst<br />

4 <strong>Rind</strong>erkranzdarm Grützwurst<br />

5 <strong>Rind</strong>erbutte Pfälzer Saumagen<br />

146 5890146


8.16<br />

1<br />

2<br />

<strong>Rind</strong>erdärme aus Ländern der EU sind zurzeit als BSE-Risikomaterial eingestuft.<br />

<strong>Rind</strong>erdärme aus eigener Schlachtung dürfen also nicht verwendet<br />

werden. Allerdings ist die Einfuhr <strong>von</strong> <strong>Rind</strong>erdärmen aus einigen Ländern<br />

außerhalb der EU zugelassen.<br />

Die Därme werden im Handel nach ihrem Durchmesser sortiert. Dabei geht<br />

man vom gefüllten, frischen Darm aus. Zur leichteren Handhabung werden<br />

die Därme farbig abgeb<strong>und</strong>en. Die unten stehende Tabelle gibt einen Überblick<br />

über die Bedeutung der Farben bei den einzelnen Darmsorten.<br />

Farbabbindung Mitteldärme vom<br />

<strong>Rind</strong><br />

Kranzdärme vom<br />

<strong>Rind</strong><br />

Dünndärme vom<br />

Schwein<br />

5890147 147<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 8<br />

Saitlinge vom<br />

Schaf<br />

gelb unter 40 mm unter 30 mm unter 26 mm 14/16 mm<br />

gelbweiß 40/45 mm 30/32 mm 26/28 mm 16/18 mm<br />

blau 45/50 mm 32/35 mm 28/30 mm 18/20 mm<br />

blauweiß 50/55 mm 35/37 mm 30/32 mm 20/22 mm<br />

rot 55/60 mm 37/40 mm 32/34 mm 22/24 mm<br />

rotweiß 60/65 mm 40/43 mm 34/36 mm 24/26 mm<br />

grün 65/70 mm 43/46 mm 36/40 mm 26/28 mm<br />

grünweiß über 70 mm über 46 mm über 40 mm über 28 mm<br />

Auch für die Darmlängen gelten einheitliche B<strong>und</strong>maße:<br />

1 B<strong>und</strong> Mittel- <strong>und</strong> Pferdedärme 10 m<br />

1 B<strong>und</strong> Kranzdärme, Saitlinge,<br />

enge Schweinedärme<br />

20 m<br />

1 Hank1 Schweinedärme 91 m<br />

1 Hank Saitlinge 91 m<br />

3<br />

KOCHSTREICHWÜRSTE HERSTELLEN<br />

Alle Naturdärme sind zum Räuchern geeignet. Sie nehmen die Inhaltsstoffe<br />

des Rauches auf <strong>und</strong> leiten sie zum Teil in die Wurstmasse weiter.<br />

1 Hank: englisches Längenmaß, 1 Hank = 100 Yards oder 91 m<br />

4<br />

5


Fachbildung<br />

Lernfeld 8 HERSTELLEN VON KOCHWURST<br />

1.5.2 Kunstdärme<br />

Kunstdärme können genau auf die Bedürfnisse des Fleischers <strong>und</strong> des K<strong>und</strong>en<br />

abgestimmt werden. Deshalb werden immer mehr Wurstsorten in<br />

Kunstdärme abgefüllt.<br />

Sie bieten folgende Vorteile:<br />

w problemlose Lagerhaltung<br />

w gleichmäßige Kaliberhaltung<br />

w hohe Festigkeit <strong>und</strong> Temperaturbeständigkeit<br />

w Sterildärme verhindern den Garverlust<br />

Leberwürste werden häufig in Pergamentdärme gefüllt. Sie bestehen aus<br />

beschichtetem Papier, das zu einem Schlauch aufgerollt <strong>und</strong> verklebt wird.<br />

Pergamentdärme sind rauch- <strong>und</strong> wasserdampf<strong>und</strong>urchlässig. Deshalb<br />

verliert die Wurst beim Garen nur wenig an Gewicht.<br />

Polyamid ist ein Kunststoff, der aus Erdöl gewonnen wird. Aus diesem<br />

Kunststoff wird ein Schlauch geformt, der als Polyamiddarm für Kochstreich<br />

würste verwendet werden kann. Polyamiddärme sind gas<strong>und</strong>urchlässig,<br />

Mikroorganismen können sich nur schwer auf ihnen an siedeln. Deshalb<br />

sind Würste, die in Polyamiddärmen abgefüllt sind, besonders lange haltbar.<br />

1.5.3 Rechtliche Bestimmungen zur Bezeichnung <strong>und</strong> Aufmachung<br />

<strong>von</strong> Wurstwaren<br />

Der K<strong>und</strong>e verbindet mit dem Aussehen <strong>und</strong> der Bezeichnung eines Fleisch-<br />

Erzeugnisses bestimmte Vorstellungen über die Qualität. Gibt der Fleischer<br />

seinem Erzeugnis ein besonderes Aussehen, so darf der K<strong>und</strong>e auch<br />

besondere Qualität erwarten. Leberwurst in einer goldfarbenen Hülle sollte<br />

also höheren Anforderungen genügen als die in einem einfachen Darm. Insbesondere<br />

muss der Anteil an Muskelfleisch höher sein. In der Regel muss<br />

der Anteil an BEFFE um 1 ⁄10 über dem Wert liegen, der an betreffender Stelle<br />

in den Leitsätzen gefordert wird.<br />

8.17<br />

verschiedene Würste in besonderer Aufmachung<br />

148 5890148


Leberwurst muss 8 % BEFFE enthalten (Leitsatznummer 2.2 312.5).<br />

Wie viel BEFFE muss die Leberwurst enthalten, die in einem Golddarm<br />

abgefüllt ist?<br />

Lösung:<br />

8 % ∙ 1 ⁄10 = 0,8 %<br />

Die Leberwurst muss 8 % + 0,8 % = 8,8 % BEFFE enthalten.<br />

Dieselbe Bestimmung gilt, wenn der Fleischer seine Ware mit „fein“, „Delikatess-“<br />

„1a“ oder ähnlichen Ausdrücken bezeichnet.<br />

Möchte der Fleischer darauf hinweisen, dass die Leberwurst fein gekuttert<br />

ist, darf er sie nicht als „feine Leberwurst“ bezeichnen. Dies würde bedeuten,<br />

dass diese Leberwurst besonders hochwertig ist. Für die fein gekutterte<br />

Leberwurst bieten sich Bezeichnungen wie „fein gehackt“, „fein zerkleinert“<br />

oder „fein gekörnt“ an.<br />

1.6 Herstellung <strong>von</strong> Kochstreichwurst<br />

1.6.1 Vorbereitung <strong>von</strong> Fleisch <strong>und</strong> Leber<br />

Soll die Leberwurst eine leicht rosarote Farbe haben, muss das Magerfleisch<br />

vor der Verarbeitung gepökelt werden. Danach werden Fleisch <strong>und</strong><br />

Speck schonend gegart. Eine Kerntemperatur <strong>von</strong> etwa 65 °C reicht aus.<br />

Das gekochte Material wird anschließend mit dem Wolf zerkleinert.<br />

An der Leber befinden sich die Gallengänge. Im lebenden Tier fließt hier die<br />

Galle, eine bittere Flüssigkeit, <strong>von</strong> der Leber in den Dünndarm, wo sie zur<br />

Verdauung des Fettes dient. Weil den Gallengängen immer noch der bittere<br />

Geschmack der Galle anhängt, sollte man sie vor der Verarbeitung <strong>von</strong> der<br />

Leber entfernen. Anschließend sollte die Leber noch kurz gewässert werden,<br />

um die restlichen Bitterstoffe zu entfernen.<br />

Die vorbereitete Leber wird mit einer 3-mm-Scheibe gewolft <strong>und</strong> dann so<br />

lange gekuttert, bis die feine Lebermasse im Kutter große Blasen zeigt.<br />

Gegen Ende des Kuttervorgangs gibt man Salz <strong>und</strong> Zucker zu.<br />

8.18<br />

blasig gekutterte Leber im Kutter<br />

KOCHSTREICHWÜRSTE HERSTELLEN<br />

5890149 149<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 8<br />

Die Bezeichnung<br />

„fein“ ist kein<br />

Hinweis darauf,<br />

wie stark die<br />

Wurstmasse<br />

zerkleinert wurde.


8.19<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 8 HERSTELLEN VON KOCHWURST<br />

1.6.2 Herstellung <strong>von</strong> grober Leberwurst<br />

Rezept für grobe Leberwurst (Leitsatz 2.2312.5)<br />

Schweineleber 2,200 kg<br />

Schweinefleisch S V 2,600 kg<br />

Schweinefleisch S X 2,800 kg<br />

Schweinemaske S XI 1,600 kg<br />

Brühe 0,800 kg<br />

Zutaten je kg Material:<br />

Nitritpökelsalz 20,0 g<br />

Zucker 3,0 g<br />

Schwarzer Pfeffer 2,0 g<br />

Majoran, gerebelt 1,0 g<br />

Piment 0,5 g<br />

Muskat 0,7 g<br />

Zwiebel, gedünstet 25,0 g<br />

Umrötehilfsmittel 1,0 g<br />

Zu der Lebermasse gibt man nun das gewolfte Magerfleisch, den gewolften<br />

Speck sowie die Gewürze <strong>und</strong> lässt den Kutter so lange im Mischgang laufen,<br />

bis die gewünschte Körnung erreicht ist.<br />

Das Fleisch <strong>und</strong> der Speck müssen hierbei unbedingt die richtige Temperatur<br />

haben. Die Mischung aus Leber <strong>und</strong> Einlagenmaterial darf nicht wärmer<br />

als 50 °C sein, sonst gerinnt das Lebereiweiß <strong>und</strong> kann nicht mehr als<br />

Emulgator wirken.<br />

Die Masse darf aber auch nicht unter 35 °C abkühlen, sonst erstarrt das<br />

Fett <strong>und</strong> lässt sich nicht mehr emulgieren.<br />

Fleisch <strong>und</strong> Fett sollten also nicht unmittelbar nach dem Garen mit der<br />

Leber vermengt werden, sonst wird die Masse zu heiß. Ist das Einlagenmaterial<br />

schon zu stark abgekühlt, kann man es mit Kesselbrühe abschwenken<br />

<strong>und</strong> so wieder aufheizen.<br />

150 5890150


1.6.3 Herstellung <strong>von</strong> fein gekutterter Leberwurst<br />

Rezept für Leberwurst einfach (Leitsatz 2.2312.9)<br />

Schweineleber 10,000 kg<br />

Schweineherzen 5,000 kg<br />

Schweinefleisch S VII 5,000 kg<br />

Schweinefleisch S X 15,000 kg<br />

Schweinemaske S XI 1,600 kg<br />

Brühe<br />

Zutaten je kg Material:<br />

6,000 kg<br />

Nitritpökelsalz 18,0 g<br />

Zucker 3,0 g<br />

Schwarzer Pfeffer 1,5 g<br />

Majoran, gerebelt 2,0 g<br />

Nelken 0,2 g<br />

Macis 0,5 g<br />

Zwiebel, gedünstet 30,0 g<br />

Umrötehilfsmittel 1,0 g<br />

Bei der Herstellung der fein gekutterten Leberwurst wird die blasig gekutterte<br />

Leber aus dem Kutter entnommen. Nun kuttert man das gewolfte<br />

heiße Fleisch mit dem Speck, bis es eine homogene1 Masse bildet. Wenn<br />

die Temperatur dieser Masse unter 50 °C liegt, gibt man die blasig gekutterte<br />

Leber <strong>und</strong> die Gewürze dazu. Wenn sich die Zutaten zu einer kremigen<br />

Masse vermischt haben, lässt man den Kutter noch einige R<strong>und</strong>en langsam<br />

laufen, damit die Luft entweichen kann.<br />

1 homogen = gleichartig, einheitlich<br />

KOCHSTREICHWÜRSTE HERSTELLEN<br />

5890151 151<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 8<br />

8.20


Fachbildung<br />

Lernfeld 8 HERSTELLEN VON KOCHWURST<br />

1.6.4 Herstellung <strong>von</strong> Hausmacherleberwurst<br />

Rezept für Hausmacherleberwurst (Leitsatz 2.2312.6)<br />

Schweineleber 12,500 kg<br />

Schweinefleisch S VI 10,000 kg<br />

Schweinefleisch S X 15,000 kg<br />

Schweinemaske S XI 5,000 kg<br />

Brühe 3,000 kg<br />

Zutaten je kg Material:<br />

Kochsalz 20,0 g<br />

Zucker 2,0 g<br />

Weißer Pfeffer 2,5 g<br />

Majoran, gerebelt 3,0 g<br />

Nelken 0,4 g<br />

Muskat 0,5 g<br />

Zwiebel, gedünstet 25,0 g<br />

Emulgator 4,0 g<br />

Hausmacherleberwurst wird ohne den Kutter hergestellt. Die Leber wird<br />

mit dem gegarten Magerfleisch <strong>und</strong> dem Speck durch eine 3-mm-Lochscheibe<br />

gewolft. Anschließend werden diese Zutaten mit der Brühe <strong>und</strong><br />

den Gewürzen <strong>von</strong> Hand kräftig durchmengt. Weil die Leber nicht gekuttert<br />

wurde, verfügt diese Wurst nur über wenig gelöstes Lebereiweiß. Die Gefahr,<br />

dass keine stabile Emulsion entsteht, ist also deutlich größer als bei<br />

der Herstellung mit Kutter. Bei dieser Leberwurst setzt man deshalb häufig<br />

einen künstlichen Emulgator als Zusatzstoff ein.<br />

8.21<br />

152 5890152


1.6.5 Herstellung <strong>von</strong> Kochmettwurst<br />

Rezept für Pinkel (Leitsatz 2.2313.14)<br />

Material Zutaten je kg Material<br />

Schweinefleisch S VI 10,000 kg Salz 20 g<br />

Schweinefleisch S X 15,000 kg Pfeffer 3,0 g<br />

Zwiebeln, gedünstet 10,000 kg Piment 2,0 g<br />

Hafergrütze, gekocht 20,000 kg<br />

Kochmettwürste enthalten keine oder nur geringe Mengen Leber. Das gekochte<br />

Fleisch <strong>und</strong> das Fett werden gewolft. Stückige Einlagen wie Magerfleisch<br />

oder Getreideerzeugnisse mengt man mit den Gewürzen unter.<br />

8.22<br />

Fleisch, Fettgewebe<br />

bei 80 °C garen<br />

wolfen<br />

Salz, Gewürze<br />

1.6.6 Füllen<br />

vemengen<br />

abfüllen<br />

brühen<br />

abkühlen<br />

KOCHSTREICHWÜRSTE HERSTELLEN<br />

Einlagen<br />

(Fleisch, Getreide, Kartoffeln)<br />

in Natur- oder<br />

Kunstdärme<br />

bei ca. 75 °C<br />

(Dauer je nach Kaliber)<br />

stufenweise<br />

bei 80 °C garen<br />

Vor dem Füllen müssen die Därme vorbereitet werden. Frische Naturdärme<br />

müssen vor der Verarbeitung in kaltem Wasser gewässert werden,<br />

damit sie ihren Darmgeschmack verlieren. Mit Salz konservierte Därme<br />

werden zunächst mit klarem Wasser abgewaschen. Anschließend wässert<br />

man sie in lauwarmem Wasser. Vor dem Füllen lässt man durch die Naturdärme<br />

nochmals kaltes Wasser laufen. So werden eventuell letzte Salzreste<br />

entfernt. Außerdem lässt sich der Darm dann besser füllen.<br />

Kunstdärme müssen vor der Verarbeitung ebenfalls gewässert werden. So<br />

werden sie elastisch <strong>und</strong> können Feuchtigkeit aufnehmen. Gewässerte Naturdärme<br />

entziehen der Wurstmasse beim Garen kein Wasser.<br />

Beim Abfüllen muss man unbedingt darauf achten, dass keine Luftblasen in<br />

der Wurst sind. Kochstreichwürste sollten nicht prall gefüllt werden. Beim<br />

Abkühlen dehnt sich die Masse aus <strong>und</strong> setzt die Wursthülle unter Spannung.<br />

Schneidet man eine zu prall gefüllte Wurst an, schiebt sich ein Teil<br />

der Wurstmasse aus der Wursthülle. Im Extremfall platzt beim Abkühlen<br />

einer solchen Wurst die Haut.<br />

5890153 153<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 8<br />

Fleischer beim Abfüllen<br />

<strong>von</strong> Leberwurst<br />

8.23


Fachbildung<br />

Lernfeld 8 HERSTELLEN VON KOCHWURST<br />

1.6.7 Erhitzen <strong>und</strong> Räuchern<br />

Nach dem Füllen werden die Kochstreichwürste im Kessel oder im Kochschrank<br />

gegart. Bei einer Kesseltemperatur <strong>von</strong> etwa 78 °C sollte die Wurst<br />

im Kern eine Temperatur <strong>von</strong> mindestens 75 °C erreichen.<br />

Im Rahmen des HACCP-Konzeptes wird die Kerntemperatur einen kritischen<br />

Kontrollpunkt darstellen. Der Fleischer kann da<strong>von</strong> ausgehen, dass bei<br />

dieser Temperatur alle Krankheitserreger <strong>und</strong> Fleischverderber abgetötet<br />

werden. Die Wurst entspricht allen hygienischen Anforderungen.<br />

Nach dem Brühen lässt man die Wurst im Wasserbad vorsichtig abkühlen.<br />

Kochstreichwürste, die in Naturdärme abgefüllt wurden, werden häufig<br />

nach dem Füllen bei 20 °C kurz kalt geräuchert. Dadurch erreicht man eine<br />

besondere Geschmacksnote. Außerdem stellt man aber auch sicher, dass<br />

die Wursthaut nicht <strong>von</strong> Mikroorganismen befallen wird.<br />

1.7 Qualitätsbeurteilung <strong>und</strong> -sicherung<br />

1.7.1 Mögliche Qualitätskriterien<br />

Der Fettgehalt ist wie bei vielen Fleisch-Erzeugnissen nicht leicht zu bewerten.<br />

Magere Kochstreichwürste kommen dem Wunsch nach kalorienbewusster<br />

Ernährung nach. Sie sind aber meist schwer zu streichen, trocken<br />

im Biss <strong>und</strong> dunkel im Anschnitt. Hier ist es die Aufgabe des erfahrenen<br />

Fleischers, den richtigen Fettgehalt für seine Produkte zu ermitteln.<br />

Berechnen Sie, wie viel Prozent Fett eine Kalbsleberwurst enthält, die<br />

nach dem Rezept in Kapitel 1.2.1 hergestellt wurde. Verwenden Sie<br />

hierzu die Angaben zum Fettgehalt aus den Tabellen in den Lernfeldern<br />

2 <strong>und</strong> 6.<br />

Lösung<br />

Menge Material Fettgehalt<br />

12,000 kg Leber 5,0 % 0,600 kg<br />

9,000 kg KA II 8,0 % 0,720 kg<br />

10,000 kg S VIII 90,0 % 9,000 kg<br />

12,000 kg S X 75,0 % 9,000 kg<br />

4,000 kg Brühe % kg<br />

2,233 kg Zutaten % kg<br />

49,233 kg Masse Fettgehalt 19,320 kg<br />

– 5,908 kg – Verluste: 12 %<br />

43,325 kg Fertiggewicht<br />

Berechnung des Fettanteils in der Wurst:<br />

43,325 kg = 100 %<br />

1,000 kg = 2,3 %<br />

19,320 kg = 44,59 %<br />

154 5890154


Um das Ergebnis einer Produktion auf ihre Qualität überprüfen zu können,<br />

sollte vorher eine Liste mit Kriterien aufgestellt werden, die das Produkt<br />

erfüllen muss. Kochstreichwürste zeichnen sich durch ihre weiche, manchmal<br />

kremige Beschaffenheit aus. Eine zähe, strohige Leberwurst entspricht<br />

nicht den Erwartungen an dieses Produkt. Gerade auch bei groben<br />

Streichwürsten legen die K<strong>und</strong>en Wert darauf, dass sie sich leicht auf dem<br />

Brot verteilen lassen.<br />

Vor allem aber stellt der Geschmack ein wichtiges Kriterium für die Qualität<br />

des Erzeugnisses dar. Viele K<strong>und</strong>en empfinden es als unangenehm, wenn<br />

der Lebergeschmack zu dominant ist. In einer richtigen Kombination <strong>von</strong><br />

Zucker <strong>und</strong> Gewürzen erzeugt die Leber aber ein vorzügliches Aroma. Für<br />

besonders milde Sorten kann beispielsweise Sahne zugegeben werden.<br />

1.7.2 Mögliche Fehlfabrikate<br />

In diesem Lernfeld wurde bereits mehrfach darauf hingewiesen, welche<br />

Folgen es haben kann, wenn man vom Rezept abweicht, Temperaturen<br />

nicht beachtet oder den Herstellungsablauf nicht einhält. Deshalb steht hier<br />

auch keine vollständige Liste aller möglichen Fehler. Die unten stehende Tabelle<br />

soll nur Hinweise auf einige Fehlfabrikate <strong>und</strong> deren Ursachen geben.<br />

Fehlfabrikate Mögliche Ursachen<br />

Die Kochstreichwurst<br />

schmeckt sauer.<br />

Die Leberwurst ist<br />

dunkel.<br />

Die Kochstreichwurst<br />

hat Fett abgesetzt. Die<br />

Masse ist bröckelig.<br />

Die Kochstreichwurst ist<br />

zu fest.<br />

Die Kochstreichwurst ist<br />

zu weich.<br />

Die Kochstreichwurst hat<br />

helle, grünliche Stellen.<br />

1.7.3 Lagerung<br />

KOCHSTREICHWÜRSTE HERSTELLEN<br />

Kochstreichwürste sind leicht verderblich. Sie sollten deshalb nur wenige<br />

Tage gelagert werden. Dabei sollten die Temperaturen nur wenige Grad<br />

über null liegen.<br />

5890155 155<br />

Fachbildung<br />

Lernfeld 8<br />

Die Leberwurst ist während oder nach der Herstellung verdorben.<br />

Gründe: altes Fleisch<br />

zu niedrige Kerntemperatur<br />

In der Wurstmasse ist zu viel Farbstoff <strong>von</strong> der Leber.<br />

Gründe: <strong>Rind</strong>erleber verwendet<br />

zu wenig Fett<br />

Es wurde keine stabile Emulsion hergestellt.<br />

Gründe: Die Masse wurde im Kutter zu kalt.<br />

Die Leber wurde zu wenig gekuttert.<br />

Die Wurst wird nicht nur <strong>von</strong> weichem Fett geb<strong>und</strong>en.<br />

Gründe: zu viel Leber, das Lebereiweiß bindet die Wurst<br />

zu fester Speck<br />

Das Fett kann die Wurst nicht ausreichend binden.<br />

Gründe: zu viel Brühe<br />

zu viel weicher Speck<br />

Es gibt Lufteinschlüsse in der Wurst.<br />

Gründe: Nach dem Kuttern wurde die Masse nicht entlüftet.<br />

Beim Einfüllen in den Füller kam Luft in die Masse.


Fachbildung<br />

Lernfeld 8 HERSTELLEN VON KOCHWURST<br />

Berufliche<br />

Aufgabenstellung<br />

Übungen<br />

Stellen Sie eine Auswahl verschiedener Kochstreichwürste her.<br />

w Rechnen Sie dazu Rezepte auf eine angemessene Menge um.<br />

w Überprüfen Sie, ob die rechtlichen Anforderungen erfüllt werden.<br />

w Erstellen Sie eine Liste <strong>von</strong> Qualitätskriterien, die Ihre Würste<br />

erfüllen sollen.<br />

w Bestellen Sie die Rohstoffe, die Sie benötigen.<br />

w Bereiten Sie Maschinen <strong>und</strong> Werkzeug vor.<br />

w Stellen Sie die Kochstreichwürste her.<br />

w Überprüfen Sie die Qualität der Produkte nach Ihrer Liste <strong>von</strong><br />

Qualitätskriterien.<br />

w Berechnen Sie den Fettgehalt der einzelnen Würste.<br />

w Suchen Sie bei Fehlprodukten nach Ursachen <strong>und</strong> beheben Sie<br />

diese.<br />

w Lagern Sie die Würste fachgerecht.<br />

w Formulieren Sie Argumente für Ihre Produkte.<br />

1 Beschreiben Sie, wie eine Emulsion zustande kommt.<br />

2 Welche Eigenschaften besitzt ein Emulgator?<br />

3 Welche natürlichen Emulgatoren gibt es?<br />

4 Welches Magerfleisch sollte für Kochstreichwürste verwendet<br />

werden?<br />

5 Welche Fettgewebe eignen sich besonders für Kochstreichwürste?<br />

6 Nennen Sie typische Leberwurstgewürze.<br />

7 Welche Zusatzstoffe sind für die Kochstreichwürste zugelassen?<br />

8 Welche Naturdärme eignen sich für<br />

w Kalbsleberwurst, w Pfälzer Saumagen,<br />

w Hausmacherleberwurst, w Delikatess-Leberwurst?<br />

9 Welche Vorteile bietet die Verwendung <strong>von</strong> Kunstdärmen?<br />

10 Darf man jede Leberwurst in einen Golddarm abfüllen?<br />

11 Was besagt die Bezeichnung „Feine Leberwurst“?<br />

12 Wie sollte man die Leber für die Leberwurstherstellung vorbereiten?<br />

13 Welche Ursachen kann es haben, wenn eine Leberwurst Fett<br />

absetzt?<br />

14 In einer Leberwurst sind helle, grünliche Flecken. Wie können Sie das<br />

in Zukunft vermeiden?<br />

15 Berechnen Sie den<br />

w BEFFE–Gehalt, w Lebergehalt, w Fettgehalt<br />

der Rezepte 1.6.2 –1.6.5. Der Gesamtverlust beträgt bei allen Würsten<br />

15 %.<br />

156 5890156

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