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Fehler-Katalog zu beiden Relativitätstheorien - Wissenschaft und ...

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Kap. 2: <strong>Fehler</strong>-<strong>Katalog</strong><br />

die seiner, Lorentz' eigener, "äquivalent" ist. Lorentz stellt also in aller Kürze die Genealogie<br />

der Transformationsgleichungen auf: Voigt 1887 - Lorentz 1904 - Einstein 1905.<br />

Gegen diese Abhängigkeit wehrt sich Albert Einstein 1913 durch die Fußnote. Er hätte<br />

diese Fußnote 1913 nicht nötig gehabt, wenn er in seiner ersten Arbeit 1905 den international<br />

üblichen Standard an intellektueller Redlichkeit gewahrt <strong>und</strong> seine Quellen <strong>und</strong> den<br />

vorgef<strong>und</strong>enen Kenntnisstand korrekt referiert hätte: wenn in seiner damaligen - nicht<br />

gelieferten - "Literaturliste" die Arbeit von Lorentz 1904 nicht aufgeführt worden wäre, so<br />

hätte das seine Unkenntnis dieser Arbeit zwar nicht bewiesen, aber immerhin naheliegend<br />

erscheinen lassen. Wer gar keine Quellen angibt, kann später zwar alles behaupten, aber<br />

man glaubt ihm nicht so leicht, weil das Mißtrauen geweckt ist.<br />

Nachdem nun Lorentz im Wiederabdruck 1913 den Nachweis der Entwicklung des<br />

Kenntnisstands geleistet hatte, den Albert Einstein 1905 verweigert hatte, konnte von einer<br />

Priorität Albert Einsteins für die Transformationsgleichungen nicht mehr die Rede sein. Um<br />

aber wenigstens eine Selbständigkeit seiner Ableitungen in zeitlicher Parallelität <strong>zu</strong> Lorentz<br />

<strong>zu</strong> behaupten, erklärte Albert Einstein 1913 in der Fußnote, die Arbeit von Lorentz 1904<br />

nicht gekannt <strong>zu</strong> haben.<br />

Diese Schutzbehauptung Albert Einsteins ist durch seine Anhänger stets als völlig unzweifelhaft<br />

hingestellt worden, obwohl von den späteren Relativisten niemand 1905 dabeigewesen<br />

ist <strong>und</strong> beurteilen konnte, was Albert Einstein bis <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt nicht gekannt<br />

hat. Die Relativisten wie A. Pais 1996 (S. 121) halten die Nicht-Kenntnis für erwiesen: "It<br />

follows ... that in 1905 Einstein did not know of Lorentz transformations." Er betont es in<br />

seiner Zusammenfassung (S. 133): "He did not know the Lorentz transformations."<br />

Die Kritiker bezweifeln Schutzbehauptungen prinzipiell. Wer seine Karten nicht offenlegen<br />

will, hat wahrscheinlich etwas <strong>zu</strong> verbergen. L. Galgani 1996 hat die Frage der<br />

Kenntnis der Lorentz'schen Arbeit von 1904 analysiert <strong>und</strong> folgendes herausgef<strong>und</strong>en (S.<br />

176): der berühmte Relativitätsfaktor [1 / Wurzel aus 1 - v²/c²] wurde um 1905 von zwei<br />

Autoren behandelt, nämlich von Poincaré <strong>und</strong> von Lorentz; Poincaré bezeichnete den<br />

Relativitätsfaktor mit dem Buchstaben "k", Lorentz bezeichnet ihn 1904 mit dem griechischen<br />

[Beta]; <strong>und</strong> AE 1905 bezeichnet den Faktor ebenfalls mit [Beta]. Damit ist die Nicht-<br />

Kenntnis der Lorentz'schen Arbeit von 1904 <strong>zu</strong>mindest ziemlich unwahrscheinlich. Alle<br />

gegenteiligen Beteuerungen helfen wenig.<br />

Galgani 1996 behandelt noch einen anderen wichtigen Aspekt der Literaturkenntnis<br />

Albert Einsteins, nämlich seine Kenntnis der Arbeiten von Poincaré, wobei auch Poincarés<br />

Verhältnis <strong>zu</strong>r SRT <strong>zu</strong>r Sprache kommt.<br />

Wie schon bei anderer Gelegenheit betont, geht es hier nicht um persönliche Eitelkeiten,<br />

die für die Physik irrelevant sind, sondern um die sachlichen Abhängigkeiten <strong>und</strong> daraus<br />

resultierende Ansprüche einer Theorie. Die von Lorentz in seiner Fußnote 1912 klargestellte<br />

Genealogie der Transformationsformeln zeigt ihre Unabhängigkeit von der SRT.<br />

Auch in dieser Frage zeigt sich die Vorliebe der Relativisten für riskante Nicht-Existenz-<br />

Behauptungen, die sie um so sicherer proklamieren, je weniger sachliche Gründe sie dafür<br />

vorbringen können. Kühnheit ist ihr Wappenspruch, <strong>und</strong> die Kühnheit rühmen seit Planck<br />

<strong>und</strong> M. v. Laue <strong>und</strong> Born schon mehrere Relativistengenerationen.<br />

Lorentz, Hendrik Antoon: Electromagnetic phenomena in a system moving with any velocity smaller<br />

than that of light. In: Koninklijke Akademie van Wetenschappen, Amsterdam. Proceedings. 6. 1904, S.<br />

809-831. Dt. Überset<strong>zu</strong>ng abgedruckt in: Das Relativitätsprinzip. H. A. Lorentz, A. Einstein, H. Minkowski.<br />

1913; 5. Aufl. 1923, S. 6-25. - AE 1905. - Pais, Abraham: "Subtle is the Lord ..." : the science and the life<br />

of Albert Einstein. 11. impr. Oxford (usw.): Oxford Univ. Pr., 1996. 552 S. - Galgani, Luigi: Einstein e<br />

Poincaré. In: Fondamenti e filosofia della fisica. Atti del Convegno, 1994. Cesena 1996, S. 163-178.<br />

G. O. Mueller: SRT.<br />

170<br />

Textversion 1.2 - 2004

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