Fehler-Katalog zu beiden Relativitätstheorien - Wissenschaft und ...
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Textversion 1.2 - 2004<br />
Kap. 2: <strong>Fehler</strong>-<strong>Katalog</strong><br />
Zu Recht führt Geier 1998 (Wiener Kreis), S. 135, in seiner Zeittafel unter der "Vorgeschichte"<br />
des Wiener Kreises für 1905 die SRT auf.<br />
Nach Fölsing 1994 (S. 537) schreibt Albert Einstein an Ernst Mach, Ende 1913: "Für<br />
mich ist es absurd, dem 'Raum' physikalische Eigenschaften <strong>zu</strong><strong>zu</strong>schreiben." Genau sieben<br />
Jahre später war es dann aber doch so weit, in Leiden 1920: da hatte der Raum Eigenschaften.<br />
Im Zeitraum 1913-20 also wird die Wende stattgef<strong>und</strong>en haben, während des 1. Weltkriegs.<br />
Aber noch 1921 hat Albert Einstein in seinen Vorlesungen in Princeton (Veröff.: The<br />
meaning of relativity; dt.: Vier Vorlesungen über Relativitätstheorie, 1922; ab 1956 u.d.T.:<br />
Gr<strong>und</strong>züge der Relativitätstheorie; zitiert nach Ausgabe 1984) die ältere Position vertreten<br />
<strong>und</strong> dankenswerterweise auch sein Motiv offengelegt: er will die verderblichen Taten der<br />
Philosophen bekämpfen; (S. 6): "Es ist deshalb nach meiner Überzeugung eine der verderblichsten<br />
Taten der Philosophen, daß sie gewisse begriffliche Gr<strong>und</strong>lagen der Naturwissenschaft<br />
aus dem der Kontrolle <strong>zu</strong>gänglichen Gebiete des Empirisch-Zweckmäßigen in die<br />
unangreifbare Höhe des Denknotwendigen (Apriorischen) versetzt haben." Albert Einsteins<br />
Programm geht gegen die Philosophie, gegen Denknotwendiges, als habe das Denken keine<br />
Notwendigkeiten. Den englischen Text hat der Autor von "a harmful effect upon the progress<br />
of scientific thinking" verschärft <strong>zu</strong> "einer der verderblichsten Taten der Philosophen": die<br />
darin besteht, die Begriffe von Raum <strong>und</strong> Zeit nicht den Empiristen <strong>zu</strong> überlassen. Das Motiv<br />
gegen die Philosophen sind reine Emotionen, ein Machtkampf um Zuständigkeiten, aber<br />
keine neue Erkenntnis.<br />
In den Zwanziger Jahren hat Albert Einstein seine Position auch öffentlich geändert;<br />
Kanitscheider 1988 (S. 13): "Max Planck war stark antipositivistisch <strong>und</strong> antimachisch<br />
eingestellt, Einstein aber durch den Einfluß Machs <strong>zu</strong>erst eher empiristisch orientiert. Es ist<br />
<strong>zu</strong> vermuten, daß Einsteins Wende <strong>zu</strong> einer realistischen Epistemologie, die sich in Berlin<br />
vollzog, nicht <strong>zu</strong>letzt auf die Einwirkung von Planck <strong>zu</strong>rückgeht." Bereits um 1920 zeichnet<br />
sich, im Gefolge der ART <strong>und</strong> im Vortrag in Leiden, eine neue Position Albert Einsteins ab:<br />
er selbst führt Aussagen ein, für die es keine Beobachtungen von Beobachtern geben kann,<br />
z.B. für Eigenschaften, die der Raum haben soll, reine Spekulationen <strong>und</strong> Deduktionen, <strong>und</strong><br />
die Annahme eines Äthers, der mit dem Raum identisch sein soll. Es ist daher kein W<strong>und</strong>er,<br />
daß in der ART nun völlig andere Behauptungen aufgestellt werden können als in der SRT,<br />
über starre Körper, die es nicht mehr gibt, <strong>und</strong> über die Lichtgeschwindigkeit, die jetzt keine<br />
absolute Konstante mehr sein soll.<br />
In einem Gespräch mit Werner Heisenberg hat Albert Einstein 1926 nach dem Bericht<br />
von Heisenberg 1969 seine neue Position folgendermaßen charakterisiert (zitiert nach<br />
Fölsing 1994, S. 659-660): "Aber Sie glauben doch nicht im Ernst, daß man in eine<br />
physikalische Theorie nur beobachtbare Größen aufnehmen kann." Und: "Erst die Theorie<br />
entscheidet darüber, was man beobachten kann."<br />
Der Bruch zwischen SRT <strong>und</strong> ART ist, abgesehen vom neuen Thema Gravitation <strong>und</strong> vom<br />
neuen Prinzip (Äquivalenz), auch die Folge einer neuen erkenntnistheoretischen Position,<br />
die, wenn Worte einen Sinn haben sollen, notwendigerweise <strong>zu</strong> einer Revision des früheren<br />
Konstrukts der SRT hätten führen müssen. Valerio Tonini 1955 (Realismo in fisica) ist einer<br />
der wenigen Kritiker, die die nach dem Wechsel der Gr<strong>und</strong>auffassungen erforderliche<br />
Revision der SRT ausdrücklich verlangt haben (S. 152, Fußnote 85): nach dem Vortrag<br />
Albert Einsteins 1920 in Leiden <strong>und</strong> der Verkündung eines Raumes mit physikalischen<br />
Eigenschaften "sia strano come questa veduta di uno 'spazio dotato di proprietà fisiche' non<br />
abbia condotto EINSTEIN a corregere e s p l i c i t a m e n t e le dizioni ambigue della prima<br />
relatività particolare" (es ist seltsam, daß die Auffassung eines Raumes mit physikalischen<br />
Eigenschaften Einstein nicht da<strong>zu</strong> veranlaßt hat, die zweideutigen Aussagen der ersten,<br />
speziellen Relativität ausdrücklich <strong>zu</strong> korrigieren).<br />
159<br />
R 3<br />
G. O. Mueller: SRT.