Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN An einer Verkehrsampel schloß Lukowsky zu dem hellen Wagen auf. Ein Mann um die Vierzig mit gekräuselten dunklen Haaren und zu weichen Gesichtszügen saß neben Busch am Steuer. Lukowsky kurbelte das Seitenfenster auf. Das Fenster in Buschs Limousine öffnete sich elektrisch. Busch hielt den rechten Arm heraus und deutete nach vorn: „Wir fahren zum Hotel ‚Corona‘. Falls Sie uns aus den Augen verlieren sollten...“ – Die Ampel schaltete auf grün. Die Parkplätze des Hotels waren voll belegt. Lukowsky quetschte seinen Mustang zwischen einen Bentley und einen Mercedes. Wo Busch geparkt hatte, wußte er nicht. Während des Rangierens hatte er nicht darauf geachtet. Vor dem Hoteleingang trafen sie sich. Der Busch begleitende jüngere Mann war mittelgroß, seine Kleidung sehr elegant, seine Bewegungen mitunter ein bißchen geziert. „Herr Fischer - Herr Lukowsky,“ machte Busch umstandslos bekannt, ehe sie die Hotelhalle betraten. Fischer reichte eine nicht sehr große, weiche Hand. Lukowsky hatte das Gefühl, nicht fest zufassen zu dürfen, als müsse Fischers Hand sonst wie Pudding zergehen. Aber die Augen dieses Mannes wirkten nicht weich. Busch schritt voran, auf die Rezeption zu, und wandte sich an Fischer: „Geht schon vor. Wir kommen nach.“ Fischer nickte wissend mit dem Kopf. Er sah Lukowsky an und begann mit dünner, sehr deutlich artikulierender Stimme: „Wir werden im Konferenzzimmer des ersten Stockwerkes warten. Es müßte für uns reserviert sein.“ Er nickte sich selbst nochmals zu und drückte auf den Knopf, welcher einen Fahrstuhl herbeibefahl. In der ersten Etage angelangt, bat Fischer mehr flüsternd als sprechend: „Ich darf vorausgehen?!“ und öffnete gleich darauf eine mit olivgrünem Leder gepolsterte Doppeltür. Sie traten in das Konferenzzimmer. Es war länglich und beherbergte einen ebenfalls länglichen Tisch. Zu diesem gehörten zehn Stühle. Vier auf jeder breiten Seite und zwei an den leicht oval zulaufenden Spitzen. Den Raum erhellten zwei große, breite Fenster. Alle Wände waren mit Holztäfelung versehen und der Boden mit rostbraunen Teppichfliesen. Unter der Decke hing eine langgestreckte Neonleuchte, deren nach unten weisendes Glas in Form eines verstellbaren Rasters gestaltet war. An der Wand rechts des Eingangs gab es eine Tafel zum Befestigen von Karten oder Tabellen sowie einen Flip-Chart-Ständer. Fischer legte einen flachen krokodilledernen Koffer auf die polierte Holztischplatte und ließ spielerisch die zierlichen Messingschlösser aufschnappen. Er legte sorgfältig verschiedene Blätter und eine zusammengefaltete, große beidseitig bedruckte Karte bereit. ( 89 )

Z-PLAN Die Polstertür öffnete sich. Busch trat ein. Ihm folgte ein sehr großer, dunkelblonder Mann, bei dessen Auftauchen Lukowsky sich unwillkürlich einer gerade aktuellen Zigarettenwerbung erinnerte, die einen Mann dieses Typs abbildete. Der Mann sah gut aus und wirkte so, als hätte er gerade monatelang unter subtropischer Sonne zugebracht. Die hellblauen Augen des Mannes blickten freundlich, als sei er daran gewöhnt, auf Bedarf jederzeit etwas Nettes zu sagen. Er mochte gut fünfzig Jahre alt sein oder einiges darüber. Aber bereits auf zehn Meter Entfernung mußte man ihn als Vierzigjährigen einschätzen, obschon er eher auf die Sechzig ging. Seine Bewegungen waren elastisch wie die eines Leistungssportlers und strahlten unumschränkte Selbstsicherheit aus. Er sprach mit tiefliegender Stimme und im Stil des Vorstendsdirektors eines Großkonzerns: „Guten Tag, meine Herren!“ Busch stellte vor: „Herr Lukowsky - Herr Stephan.“ Er rückte den Stuhl am Fenster zurecht: „Setzen wir uns!“ - Stephan ließ sich neben Busch nieder, Fischer und Lukowsky gegenüber. Die Stühle am Kopfende des Tisches blieben frei. Fischer reichte Herrn Busch die vorbereiteten Papiere und plazierte das leere Aktenköfferchen auf dem Stuhl neben sich. Busch nahm die Papiere, legte die Karte gesondert, stieß die Papiere auf die Tischplatte, damit sie gleichmäßig in seinen Händen ruhten, und hub an. Sein Blick richtete sich dabei zunächst auf Stephan und wechselte dann zwischen den Anwesenden: „Nun, ich drückte Herrn Stephan bereits mein Bedauern für die Verzögerung aus und brauche darauf also kein weiteres Wort zu verwenden. Gewisse Umstände zwangen zu dieser geringfügigen Zeitverschiebung.“ Er machte eine kurze Pause. Ton und Atmosphäre schienen sich gänzlich zu der einer Vorstandssitzung entwickeln zu wollen. Busch überflog die Papiere in seiner Hand, ehe er weitersprach: „Als ersten Punkt möchte ich die Anwesenheit unseres Freundes Ernst Lukowsky klären. Er ist bei uns - ich möchte sagen: zu uns gestoßen - um vor allem eine bewußte uns alle bewegende Ungewißheit aus der Welt zu schaffen. Herr Lukowsky ist von Beruf Flieger, exakt gesagt, Transportflugzeugpilot, vormals Offizier der Luftwaffe. In den nächsten Tagen wird er unseren Freund Domenico Alotti in Toulon treffen. Ich konnte dafür sorgen, daß er durch einen Proformaauftrag der Firma Rolland & Löw an die Firma Mahlberg, Gabler & Wenzl GmH diese Reise mit einem Flugzeug antreten kann, das dort von Nutzen sein wird. Da ein solcher Flug für Herrn Lukowsky eine Alltäglichkeit ist und er an sich in keiner Verbindung zu uns steht, ist nicht anzunehmen, daß die Gegenseite daraus ( 90 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

An einer Verkehrsampel schloß Lukowsky zu dem hellen Wagen auf. <strong>Ein</strong> Mann<br />

um die Vierzig mit gekräuselten dunklen Haaren und zu weichen Gesichtszügen<br />

saß neben Busch am Steuer. Lukowsky kurbelte das Seitenfenster auf. Das<br />

Fenster in Buschs L<strong>im</strong>ousine öffnete sich elektrisch. Busch hielt den rechten<br />

Arm heraus und deutete nach vorn: „Wir fahren zum Hotel ‚Corona‘. Falls Sie<br />

uns aus den Augen verlieren sollten...“ – Die Ampel schaltete auf grün.<br />

Die Parkplätze des Hotels waren voll belegt. Lukowsky quetschte seinen<br />

Mustang zwischen einen Bentley und einen Mercedes. Wo Busch geparkt hatte,<br />

wußte er nicht. Während des Rangierens hatte er nicht darauf geachtet.<br />

Vor dem Hoteleingang trafen sie sich. Der Busch begleitende jüngere Mann war<br />

mittelgroß, seine Kleidung sehr elegant, seine Bewegungen mitunter ein bißchen<br />

geziert. „Herr Fischer - Herr Lukowsky,“ machte Busch umstandslos bekannt,<br />

ehe sie die Hotelhalle betraten. Fischer reichte eine nicht sehr große, weiche<br />

Hand. Lukowsky hatte das Gefühl, nicht fest zufassen zu dürfen, als müsse<br />

Fischers Hand sonst wie Pudding zergehen. Aber die Augen dieses Mannes<br />

wirkten nicht weich.<br />

Busch schritt voran, auf die Rezeption zu, und wandte sich an Fischer: „Geht<br />

schon vor. Wir kommen nach.“ Fischer nickte wissend mit dem Kopf. Er sah<br />

Lukowsky an und begann mit dünner, sehr deutlich artikulieren<strong>der</strong> St<strong>im</strong>me:<br />

„Wir werden <strong>im</strong> Konferenzz<strong>im</strong>mer des ersten Stockwerkes warten. Es müßte für<br />

uns reserviert sein.“ Er nickte sich selbst nochmals zu und drückte auf den<br />

Knopf, welcher einen Fahrstuhl herbeibefahl. In <strong>der</strong> ersten Etage angelangt, bat<br />

Fischer mehr flüsternd als sprechend: „Ich darf vorausgehen?!“ und öffnete<br />

gleich darauf eine mit olivgrünem Le<strong>der</strong> gepolsterte Doppeltür. Sie traten in das<br />

Konferenzz<strong>im</strong>mer. Es war länglich und beherbergte einen ebenfalls länglichen<br />

Tisch. Zu diesem gehörten zehn Stühle. Vier auf je<strong>der</strong> breiten Seite und zwei an<br />

den leicht oval zulaufenden Spitzen. Den Raum erhellten zwei große, breite<br />

Fenster. Alle Wände waren mit Holztäfelung versehen und <strong>der</strong> Boden mit rostbraunen<br />

Teppichfliesen. Unter <strong>der</strong> Decke hing eine langgestreckte Neonleuchte,<br />

<strong>der</strong>en nach unten weisendes Glas in Form eines verstellbaren Rasters gestaltet<br />

war. An <strong>der</strong> Wand rechts des <strong>Ein</strong>gangs gab es eine Tafel zum Befestigen von<br />

Karten o<strong>der</strong> Tabellen sowie einen Flip-Chart-Stän<strong>der</strong>.<br />

Fischer legte einen flachen krokodille<strong>der</strong>nen Koffer auf die polierte Holztischplatte<br />

und ließ spielerisch die zierlichen Messingschlösser aufschnappen. Er<br />

legte sorgfältig verschiedene Blätter und eine zusammengefaltete, große beidseitig<br />

bedruckte Karte bereit.<br />

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