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Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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Z-<strong>PLAN</strong><br />

Das zierliche Mädchen balancierte eine Kaffeetasse. Wenzl deutete auf Lukowsky:<br />

„Ihm auch!“ Daraufhin nahm das Mädchen Wenzl die Tasse wie<strong>der</strong> weg<br />

und reichte sie freundlich lächelnd Lukowsky: „Der Gast geht bei uns <strong>im</strong>mer<br />

vor!“ Wenzl knurrte etwas von Hexen und Fegefeuer, bis auch er seinen Kaffee<br />

bekam, und das Mädchen sich zurückzog. Er besann sich: „Also gut!“ Wenzl<br />

warf den grünen Plastikordner klatschend auf die Tischplatte: „Hier sind Ihre<br />

Unterlagen drin. Sehen Sie das Zeug durch.“ Er blickte zur Uhr: „Sie kamen<br />

unangemeldet. Das ist in dem Laden hier sehr schlecht. Ich habe jetzt nicht viel<br />

Zeit, kriege gleich wichtigen Kundenbesuch. Sie werden schon alleine klarkommen.“<br />

Wenzl beugte sich vor und schrie in Richtung Korridor: „Klärchen!!<br />

Wo steckt denn das Weib! Fräulein Claire Furnier!!“ Das Mädchen kam. Wenzl<br />

fuchtelte mit <strong>der</strong> rechten Hand in <strong>der</strong> Luft herum: „Geben Sie Lukowsky<br />

zweitausendfünfhun<strong>der</strong>t Mark Vorschuß. Und lassen Sie ihn quittieren!“ Er<br />

erhob sich: „Machen Sie's gut! Wir kommen sicherlich noch zusammen.“<br />

Lukowsky folgte Claire Furnier in das benachbarte Z<strong>im</strong>mer. Zwei Schreibmaschinen<br />

klapperten hier und noch dazu <strong>der</strong> Fernschreiber. Sieben o<strong>der</strong> acht<br />

Menschen drängten sich in dem engen Raum. Während das Mädchen fünf Fünfhun<strong>der</strong>tmarkscheine<br />

in ein längliches Kuvert schob und den Quittungsblock<br />

bereitlegte, fragte Lukowsky: „Wie hält man es mit dem Burschen da drüben<br />

länger als zehn Minuten aus?“ Sie schlug die Augen nie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong> auf: „O,<br />

er ist <strong>im</strong> Grunde sogar sehr nett! - Unterschreiben Sie?“<br />

Noch als Lukowsky die Geschäftsräume <strong>der</strong> Firma Mahlberg, Gabler & Wenzl<br />

verlassen hatte und die Tür hinter sich schloß, hörte er Wenzls St<strong>im</strong>me donnern:<br />

„Was, verdammtnochmal, soll die zweite Schlabbertasse hier auf meinem<br />

Schreibtisch!! Meint ihr, ich saufe mit zwei Händen gleichzeitig!!“ –<br />

Die billigen Bil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Kalen<strong>der</strong>illustrationen, die zumeist schief an den<br />

schmuddeligen Wänden viertklassiger Hotels hingen, schienen überall die<br />

gleichen zu sein. In diesem Z<strong>im</strong>mer gab es zwei <strong>der</strong>artige Dekorationsstücke<br />

und <strong>im</strong> Flur nochmals sechs. Vor dem Fenster ließ sich ein gelbliches Rollo<br />

herunterziehen, jedoch nicht haltbar befestigen. Nachts zeichneten sich die<br />

bunten Leuchtreklamen umliegen<strong>der</strong> Bars darauf ab. Spätestens nach einer<br />

halben Stunde schnappte das gelbliche Ding wie<strong>der</strong> hoch und verschwand in<br />

einem flüchtig lackierten Holzkasten über dem Fenster. Nur <strong>der</strong> Bindfaden mit<br />

Knoten, an dem man dieses Rollo herunterzuziehen hatte, pendelte stets vor den<br />

getrübten Scheiben. Das aber tat es mit <strong>der</strong> Exaktheit eines Metronoms, das den<br />

Takt des Lebens vorgab – jener Art von Leben zumindest, die ein billiges Hotelz<strong>im</strong>mer<br />

wie dieses kannte.<br />

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