Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne
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Z-PLAN dernde Bewegung in Richtung Sofa: „Was Brünner anbelangt, könnten Sie mir vielleicht einen Rat geben. Der Auftrag, den er erteilte, endete mit dem Absturz unseres Flugzeuges. Der Pilot, Felix, ist tot. Das muß man annehmen, auch wenn er und das Flugzeugwrack noch nicht gefunden wurden. Ich bin von Sabotage überzeugt. Und ich weiß, Sie hatten mich gewarnt.“ Die Frau nickte interessiert und lauschte aufmerksam Lukowskys weiteren Worten: „Als ich ins ‚Parkhotel‘ kam, war Brünner unauffindbar. Statt seiner sprach mich Busch an. Redete nur undurchsichtiges Zeug. Wieder im Büro, bekam ich Besuch von zwei Polizeibeamten, die mir nichts außer einen Mord unterschieben wollten – den Mord an Brünner. Jemand hat ihn erschossen.“ Lukowsky beobachtete Fräulein Jörgens‘ Reaktion, die nur aus einem leichten Spitzen der Lippen bestand. Er fragte gerade heraus: „Wer könnte Brünner umgebracht haben? Wissen Sie das oder haben Sie eine Vermutung?“ Sie zögerte einen Augenblick, sagte dann aber: „Ich habe höchstens eine Ahnung. Hinter allem Bösen vermute ich immer zuerst Valtine, und meistens habe ich damit recht. Aber hier bin ich mir nicht völlig sicher. Ich weiß über Brünner zu wenig. Falls ich etwas erfahre, lasse ich es Sie wissen.“ „Na gut.“ Lukowsky hieb schwach auf die zierliche Sessellehne: „Solange ich mir die Polizei vom Hals halten kann, kümmert mich das nicht weiter.“ Vera Jörgens richtete den Blick auf die Nelken in der Vase auf dem Tisch. Sie rückte wieder ein wenig im Sofa auf und hob den Blick. Ihr Gesicht zeigte keine Furcht, doch es spiegelte die Eventualität notwendiger Vorsicht wider. Jedes ihrer Worte kam langsam und bedacht: „Sie können sich nicht viel von alledem vorstellen – bisher noch nicht. Ich versuchte schon, es Ihnen zu erklären: Wir reden von Wahnsinnigen, von Besessenen, die buchstäblich zu allem fähig sind, sogar zu Dingen, von denen sie selber noch nichts wissen. Es sind Irre, sehr gefährliche Irre, mit durchaus kühl arbeitenden Gehirnen. Es ist wichtig, das richtig einzuschätzen.“ Ihre Augen suchten wieder die Blumenvase. Sie legte die Hände an die Oberarme, als fröstele sie auf einmal. Lukowsky deutete das als ein Zeichen dafür, daß die Frau nun allein gelassen werden wollte. Er sah mit einer Verlegenheitsgeste zur Uhr und bemerkte: „Es ist schon spät.“ Vera Jörgens nickte der Blumenvase zu: „So?“ – Eine plötzlich aufgekommene Müdigkeit schien in ihr durchzubrechen. Sie senkte den Kopf. Ihre schweren glänzenden Haare rutschten aus dem Scheitel vor, so daß von ihrem Gesicht fast nichts zu sehen war. Sie hob den Kopf und schob auf einer Seite die Haare zu- ( 77 )
Z-PLAN rück. Ihre Stimme klang leise und sehr weich: „Ich würde mich freuen, wenn wir uns am Ende dieses Tages ‚Du‘ sagten, Don Quijote. Das sollte der Herr der Dame antragen, aber heute ist es ausnahmsweise einmal umgekehrt.“ Lukowsky stand aus seinem Sessel auf und hockte sich neben das Sofa, so daß ihre Gesichter nun auf gleicher Höhe waren: „Darüber würde ich mich auch freuen, Dulcinea.“ Er strich ihr leicht mit einer Hand über den Kopf und bemerkte, wie sie bei der Berührung zusammenzuckte. Er erkannte es in ihren Augen, etwas Sonderbares: Widerstreben gegen körperliche Berührung. Die Frau hielt ihm ihre rechte Hand hin: „Meldest Du Dich morgen wieder? Wahrscheinlich bin ich hier. Vielleicht unternehme ich aber auch eine kleine Reise. Dann gibt es keinen Grund zur Sorge. Falls ich also für eine Weile nicht erreichbar sein sollte, denke Dir bitte nichts dabei. Wir sehen uns wieder!“ Er nahm ihre Hand und spürte einen kaum merklichen, aber doch wahrnehmbaren Druck ihrer Finger. Er versprach: „Ich melde mich. Auf Wiedersehen und gute Nacht, liebe Vera!“ – Ernst Lukowsky erhob sich. Vera Jörgens blieb auf dem Sofa liegen. Sie schob eine Hand und den Unterarm in den Nacken und hob die Fluten ihrer braunglänzenden Haare über eine Schulter nach vorn. Den anderen Arm streckte sie nach einem der Lampenpodeste aus und angelte von dort her ein sichtlich schon altes Buch. Lukowsky sah, daß es Homers Ilias und Odyssee in einem Band war. Vera lächelte. Auch das gelungenste Gemälde des größten Meisters konnte nicht halb so schön sein wie das lebendige Bild dieser Frau. Ein Gefühl von heiliger Scheu ergriff Ernst Lukowsky bei ihrem Anblick – als sei sie ein Wesen, das über den Menschen steht. Er empfand es, ohne es zu begreifen. Doch er sah im Spiegel ihrer Augen, daß sie es verstand. Der Fahrstuhl war belegt. Lukowsky ging über die Treppe ins Restaurant, um die Rechnung zu begleichen, doch der Champagner lief schon über Veras Zimmerabrechnung. – Konzentriert und vorsichtiger als es sonst seine Art war, fuhr er nach Düsseldorf zurück. Dies nicht wegen des bißchen Alkohols, den er getrunken hatte, das waren nur wenige Schlucke gewesen, sondern weil seine Gedanken nur halb mit im Auto saßen. Die andere Hälfte war bei Vera geblieben, bei dieser Frau, deren Augen die Farbe des Nordatlantiks hatten und deren lange Haare ihren Körper umwogten wie ein rötich-braunes Meer. Irgend eine Koryphäe der Psychologie, ( 78 )
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<strong>der</strong>nde Bewegung in Richtung Sofa: „Was Brünner anbelangt, könnten Sie mir<br />
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Redete nur undurchsichtiges Zeug. Wie<strong>der</strong> <strong>im</strong> Büro, bekam ich Besuch von<br />
zwei Polizeibeamten, die mir nichts außer einen Mord unterschieben wollten –<br />
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Lukowsky beobachtete Fräulein Jörgens‘ Reaktion, die nur aus einem leichten<br />
Spitzen <strong>der</strong> Lippen bestand. Er fragte gerade heraus: „Wer könnte Brünner umgebracht<br />
haben? Wissen Sie das o<strong>der</strong> haben Sie eine Vermutung?“<br />
Sie zögerte einen Augenblick, sagte dann aber: „Ich habe höchstens eine Ahnung.<br />
Hinter allem Bösen vermute ich <strong>im</strong>mer zuerst Valtine, und meistens habe<br />
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zu wenig. Falls ich etwas erfahre, lasse ich es Sie wissen.“<br />
„Na gut.“ Lukowsky hieb schwach auf die zierliche Sessellehne: „Solange ich<br />
mir die Polizei vom Hals halten kann, kümmert mich das nicht weiter.“<br />
Vera Jörgens richtete den Blick auf die Nelken in <strong>der</strong> Vase auf dem Tisch. Sie<br />
rückte wie<strong>der</strong> ein wenig <strong>im</strong> Sofa auf und hob den Blick. Ihr Gesicht zeigte keine<br />
Furcht, doch es spiegelte die Eventualität notwendiger Vorsicht wi<strong>der</strong>. Jedes<br />
ihrer Worte kam langsam und bedacht: „Sie können sich nicht viel von alledem<br />
vorstellen – bisher noch nicht. Ich versuchte schon, es Ihnen zu erklären: Wir<br />
reden von Wahnsinnigen, von Besessenen, die buchstäblich zu allem fähig sind,<br />
sogar zu Dingen, von denen sie selber noch nichts wissen. Es sind Irre, sehr<br />
gefährliche Irre, mit durchaus kühl arbeitenden Gehirnen. Es ist wichtig, das<br />
richtig einzuschätzen.“<br />
Ihre Augen suchten wie<strong>der</strong> die Blumenvase. Sie legte die Hände an die Oberarme,<br />
als fröstele sie auf einmal. Lukowsky deutete das als ein Zeichen dafür,<br />
daß die Frau nun allein gelassen werden wollte. Er sah mit einer Verlegenheitsgeste<br />
zur Uhr und bemerkte: „Es ist schon spät.“<br />
Vera Jörgens nickte <strong>der</strong> Blumenvase zu: „So?“ – <strong>Ein</strong>e plötzlich aufgekommene<br />
Müdigkeit schien in ihr durchzubrechen. Sie senkte den Kopf. Ihre schweren<br />
glänzenden Haare rutschten aus dem Scheitel vor, so daß von ihrem Gesicht fast<br />
nichts zu sehen war. Sie hob den Kopf und schob auf einer Seite die Haare zu-<br />
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