Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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Z-PLAN daß es ihm schwer fallen wollte, sie auf sich zu beziehen. Vater - Mutter, heilige Worte. Wie fern war er doch davon, ein Vater zu sein, dem dieser Titel gebührte. Es fiel ihm schwer, den inneren Aufruhr zu bändigen, der in ihm wühlte. Siglinde ging nun voran in das Innere des Hauses. Jetzt konnte Lukowsky sich schnell manches zusammenreimen. Hier war also seine eigenen Tochter, an die er, wie er es jetzt mit Scham empfand, nie viel gedacht hatte. Das war jedoch auch Astrids erklärter Wunsch gewesen, sie hatte ihm deshalb nie ein Foto von dem Kinde geschickt - von dem Kind, das jetzt eine erwachsene Frau war. Noch ehe sie sich in dem von ferne an Astrids Stil erinnernden gemütlichen Wohnzimmer niederließen, kam Siglinde auf diesen Punkt zu sprechen: "Ich weiß, Mutti wollte nicht, daß ich zwischen zwei Vätern groß werde. Mein Stiefvater ist auch immer wie ein richtiger Vater für mich gewesen. Du, sagt Mutti, mußt andere Dinge tun. Ich glaube, es war schon richtig so, Mutti macht eigentlich nie Fehler. Ihr ist auch immer klar gewesen, daß Du mit Vera Jörgens zusammengehörst. Darüber hat sie mir manches erzählt. Du weißt ja bestimmt - sie sieht mehr als andere Leute. Aber ich freue mich jetzt doch sehr, daß Du da bist!" Lukowsky fragte: "Betreibst Du das auch, diese Magie Deiner Mutter?" Siglinde lächelte: "Ein bißchen. Aber nur selten. Ich bin ja auch verlobt, schon so gut wie verheiratet. Das geht vor. Bald werden Kinder kommen. - Jetzt sorge ich erstmal für frischen Kaffee!" Unterdessen betrachtete Lukowsky den Raum. An den hellen Wänden hingen Gemälde, mehrere Landschaftsbilder und eines von Wien aus der Biedermeier- zeit. Neben dem breiten zum Vorgarten weisenden Fenster gab es eine Fotografie von Vera Jörgens in einem schmalen silbernen Rahmen. Dann kam Siglinde mit einem Tablett, und bald saßen sie bei Kaffee, Keksen und dem behaglichen Licht einer Stehlampe beisammen. So bequem der hellbraune Sessel auch war, kam er Lukowsky vorerst doch noch wie ein Nagelbrett vor. Das verging allmählich, während Siglinde in bester Stimmung erzählte. Das Haus hatte tatsächlich Vera Jörgens gehört. In deren Testament war bestimmt gewesen, daß Astrids erstes Kind es erben solle. Warum, das habe Vera Jörgens ganz bestimmt gewußt oder mit sicherem Gefühl erahnt; denn im Grunde habe sie sich wohl stets wie Ernst Lukowskys Frau betrachtet, die aber wußte, daß sie keine Kinder haben würde und doch wollte, daß er nicht ohne Nachkommen bleibe. Vera habe ihr auch noch anderes hinterlassen, genug, damit sie kaum jemals in finanzielle Nöte geraten könne. Außerdem habe sie aber natürlich auch einen Beruf, wenn auch keinen, mit dem man reich werden könne, sie habe Linguistik studiert, weil sie das sehr interessierte. ( 609 )

Z-PLAN Was Lukowskys bisheriges Leben anbelangte, so war seine Tochter durch die Mutter gut unterrichtet. Da sie mit Peter Fischer befreundet war, hatte dieser das übrige ergänzt. Trotzdem stellte Siglinde noch zahlreiche Fragen, und die Stunden vergingen fast unbemerkt. Es war weit nach Mitternacht, als sich Lukowsky zum Aufbrechen anschickte. Siglindes Vorschlag, bei ihr im Haus zu übernachten oder überhaupt eine Weile zu bleiben, mochte er nicht annehmen, versicherte aber, die Verbindung von nun an ganz gewiß aufrechtzuerhalten, so weit es das gut eingespielte Leben der gesamten Familie Berninger nicht störe. Siglinde blickte ihm ernst in die Augen und sprach: "Ich weiß, warum Du nicht hier übernachten möchtest. Es ist wegen Vera, die hier oft war." Er bestätigte es mit einem Kopfnicken. "Ich kann das verstehen," sagte Sie, und strich Lukowsky sanft mit zwei Fingern über die Backe, "aber das wird sich bessern! Du kannst es mir glauben, denn ich habe schon ein wenig von den Begabungen meiner Mutter geerbt. Hab' Vera immer lieb! Sie merkt das nämlich ganz genau!" So verließ Lukowsky das Haus an der Rheinalle; voller Gedanken an seine Tochter und an Vera, die Siglinde zu ihrer Erbin gemacht hatte - und damit, genaugenommen, auch ihn. Siglinde hatte das offenbar sehr genau verstanden, viel besser als er, der er erst jetzt allmählich begriff, was dies hieß: 'Es ist wohl wahr, wir sind unser Schicksal - Du bis das meine und ich bin das Deine.' - Und: 'Wir sind die Vollstrecker der Apokalypse.' Ernst Lukowsky - Vera Jörgens' Erbe. Und was bedeutete das? Den großen Drachen zu besiegen, mitkämpfen in der letzten, entscheidenden Schlacht, der Schlacht von Hermaggedon! Lukowsky lenkte den Wagen auf die nächtliche Autobahn, in Richtung Berlin. Dort gab es etwas zu tun. Er hatte keine Ahnung, was das sein mochte. Sicher nur ein Kleines auf dem großen Weg. Das war auch nicht wichtig, wichtig war, daß er dabei sein würde wenn die Fanfaren ertönten und die Trommeln gerührt wurden über dem Walserfeld und die Flagge mit dem Zeichen des Menschensohns stieg. - Dann aber, danach, ganz gewiß, würde er seine Frau Vera in die Arme schließen. Denn dies allein war ja der Sinn des Lebens und aller Kämpfe, das, was der eine für den anderen tat, nicht um heroischer Denkmäler wegen - sondern aus Liebe. Nebelschwaden zogen über den Asphalt der Autobahn. Lukowsky schaltete die Musik ein, die Vera am meisten liebte: Tristan und Isolde - Liebestod. Da war es ihm auf einmal, als sitze sie unsichtbar an seiner Seite - wie vielleicht ( 610 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

Was Lukowskys bisheriges Leben anbelangte, so war seine Tochter durch die<br />

Mutter gut unterrichtet. Da sie mit Peter Fischer befreundet war, hatte dieser das<br />

übrige ergänzt. Trotzdem stellte Siglinde noch zahlreiche Fragen, und die<br />

Stunden vergingen fast unbemerkt.<br />

Es war weit nach Mitternacht, als sich Lukowsky zum Aufbrechen anschickte.<br />

Siglindes Vorschlag, bei ihr <strong>im</strong> Haus zu übernachten o<strong>der</strong> überhaupt eine Weile<br />

zu bleiben, mochte er nicht annehmen, versicherte aber, die Verbindung von nun<br />

an ganz gewiß aufrechtzuerhalten, so weit es das gut eingespielte Leben <strong>der</strong><br />

gesamten Familie Berninger nicht störe. Siglinde blickte ihm ernst in die Augen<br />

und sprach: "Ich weiß, warum Du nicht hier übernachten möchtest. Es ist wegen<br />

Vera, die hier oft war." Er bestätigte es mit einem Kopfnicken. "Ich kann das<br />

verstehen," sagte Sie, und strich Lukowsky sanft mit zwei Fingern über die<br />

Backe, "aber das wird sich bessern! Du kannst es mir glauben, denn ich habe<br />

schon ein wenig von den Begabungen meiner Mutter geerbt. Hab' Vera <strong>im</strong>mer<br />

lieb! Sie merkt das nämlich ganz genau!"<br />

So verließ Lukowsky das Haus an <strong>der</strong> Rheinalle; voller Gedanken an seine<br />

Tochter und an Vera, die Siglinde zu ihrer Erbin gemacht hatte - und damit,<br />

genaugenommen, auch ihn. Siglinde hatte das offenbar sehr genau verstanden,<br />

viel besser als er, <strong>der</strong> er erst jetzt allmählich begriff, was dies hieß: 'Es ist wohl<br />

wahr, wir sind unser Schicksal - Du bis das meine und ich bin das Deine.' - Und:<br />

'Wir sind die Vollstrecker <strong>der</strong> Apokalypse.'<br />

Ernst Lukowsky - Vera Jörgens' Erbe. Und was bedeutete das? Den großen<br />

Drachen zu besiegen, mitkämpfen in <strong>der</strong> letzten, entscheidenden Schlacht, <strong>der</strong><br />

Schlacht von Hermaggedon!<br />

Lukowsky lenkte den Wagen auf die nächtliche Autobahn, in Richtung Berlin.<br />

Dort gab es etwas zu tun. Er hatte keine Ahnung, was das sein mochte. Sicher<br />

nur ein Kleines auf dem großen Weg. Das war auch nicht wichtig, wichtig war,<br />

daß er dabei sein würde wenn die Fanfaren ertönten und die Trommeln gerührt<br />

wurden über dem Walserfeld und die Flagge mit dem Zeichen des Menschensohns<br />

stieg. -<br />

Dann aber, danach, ganz gewiß, würde er seine Frau Vera in die Arme<br />

schließen. Denn dies allein war ja <strong>der</strong> Sinn des Lebens und aller Kämpfe, das,<br />

was <strong>der</strong> eine für den an<strong>der</strong>en tat, nicht um heroischer Denkmäler wegen -<br />

son<strong>der</strong>n aus Liebe.<br />

Nebelschwaden zogen über den Asphalt <strong>der</strong> Autobahn. Lukowsky schaltete die<br />

Musik ein, die Vera am meisten liebte: Tristan und Isolde - Liebestod.<br />

Da war es ihm auf einmal, als sitze sie unsichtbar an seiner Seite - wie vielleicht<br />

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