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Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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Z-<strong>PLAN</strong><br />

Sinn, das einsam in einem Schloß in Kroatien hing, jenes rätselhafte Bild, das<br />

die diesseitige und die jenseitige Frau gleichzeitig zeigte - manchmal, aus einem<br />

ganz best<strong>im</strong>mten Blickwinkel, den zu finden gar nicht einfach war. Für denjenigen<br />

aber, <strong>der</strong> diesen entdeckt hatte, lagen Diesseits und Jenseits auf einmal<br />

nahe beisammen. Aber vielleicht war ja auch dies nur eine Fiktion und das<br />

Gemälde eine Art Vexierbild; ebenso wie Veras Erscheinen <strong>im</strong> Aurora-Büro<br />

vermutlich nur <strong>Ein</strong>bildung gewesen war, hervorgerufen durch die Worte in<br />

ihrem letzten Brief, zu gegebener Zeit werde sie ihn besuchen. Doch sie war nie<br />

wie<strong>der</strong> gekommen, in all den Jahren nicht.<br />

Der Waldweg wurde holprig. Nach einigen hun<strong>der</strong>t Metern endete er anscheinend<br />

abrupt bei säuberlich aufgeschichteten Baumstämmen. Dort saß ein alter,<br />

weißhaariger Mann mit einem weißen Vollbart und einem dicken grauen Rollkragenpullover.<br />

Er saß still da und las in einem Buch. Lukowsky hielt an, stellte<br />

den Motor ab und stieg aus dem Wagen. Der alte Mann sah von seinem Buch<br />

auf, grüßte und las gleich darauf weiter. Lukowsky erwi<strong>der</strong>te den Gruß. Dann<br />

folgte er zu Fuß dem hinter den aufgestapelten Baumstämmen zu einem<br />

schmalen Pfad werdenden Weg, <strong>der</strong> bald unter einem dichten Teppich aus<br />

braunen Nadeln und vereinzelt wie darübergestreut liegenden Tannenzapfen<br />

gänzlich verschwand. <strong>Ein</strong> zarter Geruch von Harz erfüllte hier die Luft.<br />

So ging Lukowsky durch den Wald - ziellos, und doch nicht ohne das unbest<strong>im</strong>mbare<br />

Gefühl, daß es am Ende dieses weglosen Wegs ein Ziel geben müsse.<br />

Er lauschte dem kaum wahrnehmbaren Geräusch seiner Schritte über den<br />

weichen Waldboden; in das sich hin und wie<strong>der</strong> das leise Knacken eines zertretenen<br />

dürren Zweiges mengte. Doch Lukowsky war, als müsse da noch etwas<br />

an<strong>der</strong>es sein, nicht <strong>der</strong> Flügelschlag des Eichelhähers, <strong>der</strong> vorüberflatterte, son<strong>der</strong>n<br />

etwas an<strong>der</strong>es, Bedeutsames - er wußte nicht, was.<br />

Lukowsky hatte das Gefühl für die Zeit verloren. Das Gold <strong>der</strong> zwischen den<br />

Baumwipfeln hindurchreichenden <strong>Sonne</strong>nstrahlen war dunkler geworden, doch<br />

es war noch <strong>im</strong>mer Gold, noch kein Glutrot. - Und dann war es auf einmal da,<br />

das Ziel des Weges. Kaum ein paar Meter entfernt stand sie und wartete auf ihn:<br />

Vera. Sie trug ein langes rotbraunes Kleid und die Haare offen. Sie lächelte, ein<br />

sehr stilles Lächeln. Alle Geräusche, auch die leisesten, verstummten. Lukowsky<br />

bemerkte, er war stehengeblieben. Dafür kam Vera jetzt auf ihn zu, bis sie<br />

ganz dicht bei ihm stand. Sie sagte: "Lieber Don Quijote! Wie schön, daß Du<br />

mich nicht vergessen hast!" Lukowsky hatte das Gefühl, es koste ihn alle Kräfte,<br />

über die er verfügte, in diesem Augenblick zu sprechen. Doch dann brach es aus<br />

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