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Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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Z-<strong>PLAN</strong><br />

selber 'raussuchen.“ Lukowsky nickte dankend und begann mit <strong>der</strong> Suche.<br />

„Nee!“ rief <strong>der</strong> Mann hinter dem Pult ihm zu: „Nur das, was da an <strong>der</strong> linken<br />

Seite steht! Und wenn Sie's finden, müssen Sie mir nachher irgendeine Legit<strong>im</strong>ation<br />

zeigen!“ – Auf <strong>der</strong> linken Seite stand eine lange Kette blauer und gelber<br />

Karren mit kleinen Vollgummireifen. Zu schwer, als daß Kin<strong>der</strong> mit ihnen<br />

spielen könnten, und doch wirkten sie so. Diese Karren waren mit den unterschiedlichsten<br />

Gepäckstücken beladen. Immer wie<strong>der</strong> stieß Lukowsky gegen ein<br />

hervorstehendes Stück Eisen o<strong>der</strong> Holz, fielen Pakete durcheinan<strong>der</strong> und Koffer<br />

um. Aber Lukowsky fühlte sich zu müde, um sich darüber aufzuregen. <strong>Ein</strong>e<br />

dreiviertel Stunde verstrich mit Suchen und Wühlen. Endlich fand er <strong>im</strong><br />

schwachen Schein ferner Lampen ein längliches, nicht sehr großes aber schweres<br />

Paket in grünem Packpapier. Nun hielt er es also unter dem Arm, dieses<br />

grüne Paket, an dem mehr Blut klebte als an den Händen eines zentralafrikanischen<br />

Diktators. Doch das sah man dem unscheinbaren Ding nicht an – und es<br />

war noch lange nicht satt, hatte vor, noch eine Menge mehr rotes Menschenblut<br />

zu saufen. Für Ernst Lukowsky war es bloß irgendein Paket, das er nach Istanbul<br />

fliegen würde – und basta. So dachte er es sich in diesem Moment.<br />

Wie<strong>der</strong> hallten Ernst Lukowskys Schritte durch das verlassene Bahnhofsgebäude.<br />

Bald stand er neben den Gleisen, die den nächsten Zug nach München<br />

erwarteten.<br />

Dicke Regentropfen klatschten in unregelmäßigen Abständen gegen die Scheibe<br />

des Zugfensters mit den abgerundeten Ecken, krochen vom Fahrtwind getrieben<br />

in bizarreren Bahnen über das Glas. Der Zug fuhr nun bereits <strong>im</strong> Vorfeld von<br />

München, vorüber an kleinen Bahnhöfen, die zur nächtlichen Stunde einfach nur<br />

da zu sein schienen, obwohl niemand sie brauchte. Lukowsky blickte durch das<br />

fleckige Fenster: In <strong>der</strong> Ferne sah er umherhuschende Autos mit aufgeblendeten<br />

Scheinwerfern, verstreute Leuchtreklamen an Hauswänden o<strong>der</strong> Fabrikschornsteinen,<br />

allmählich dichter werdendes schwarzgraues Häusergewirr, oft nur<br />

bleiche, gegen den H<strong>im</strong>mel strebende Schatten mit ein paar gelben <strong>Licht</strong>flecken<br />

darin. Hinter jedem dieser gelben <strong>Licht</strong>flecken mit von ferne unsichtbaren<br />

Gardinen begann jetzt <strong>der</strong> Tageslauf eines Menschen, womöglich auch ganzer<br />

Familien: Regelmäßigkeit, Ordnung, ruhige Normalität. Ernst Lukowsky fragte<br />

sich während einer halben Minute, wie das sein mochte. Es war ihm nicht<br />

möglich, es sich vorzustellen. Aber er wußte, daß es gut sein mußte, das Leben<br />

in festen Bahnen, wie es sein sollte. Irgendwann, vor sehr langer Zeit, mußte<br />

auch er es gekannt haben. Doch die Erinnerung daran war verblichen wie ein<br />

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