Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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Z-PLAN Haupt. “Tiefer!” befahl Berst mit ins Kreischen umschlagender Stimme. Seine Arme beschrieben beschwörende Bahnen in der Luft, sein Atem wurde schwer, die Schultern fielen ein, wie ein buckliger Greis stand er da. Seine Zähne knirschten: “Zu Boden sollst Du, am Boden sollst Du bleiben! Nieder mit dem wideren Schädel! Wische den Boden mit Deinen sündigen Locken, winde Dich im Staub gleich dem elendsten Wurm, verwandt dem eklen Gift, das gekrümmt und gebrochen ver-fliegt. Ausgehaucht sei Dein scheußlicher Odem, vom Blute entleert werde Dein geiler Leib – Zerbrich! – Zerbrich!” Berst trat nun in die Mitte des Carés zu seinem Opfer. Seine Hände begannen zu zittern, er flüsterte: “Zerbrich! Versenke Dich in den Moder der Gebeine Deiner Sünde! Schwele im Dunst Deines Giftes!” – Ein Beben zuckte durch den schweißglitzernden gebeugten Mädchenkörper zwischen den flackernden Kerzen. Erdrückende Stille lag im Raum. Mit weiten Schritten umrundete Berst mehrfach das Caré‚ Seine Bewegungen erschienen verkrampft unnatürlich und grotesk die Riesenschritte. Er blieb ruckartig vor dem Mädchen stehen und starrte es mit glasig aus den geschminkten Höhlen tretenden Augen an. Langsam, unendlich langsam, tastete seine Rechte unter den weißen Stoff der Kutte, verweilte dort kurz und riß einen blanken Kris hervor. Dessen falmmenförmige Klinge richtete sich auf die gebückte Gestalt. Berst schritt vor und beugte sich ebenfalls. Wiederum betont langsam, als sei es ein geheimer Ritus – setzte Berst den scharfen Dolch am Rückendecolleté des Mädchens an und schlitzte langsam bis unten hin das Kleid auf. Es sah aus, als schäle er es, als zöge er einem erlegten Wild das Fell ab. Stoffstück um Stoffstück fiel zu Boden. Dann trennte Berst die Strümpfe auf. Es sah aus als löse er die Haut von den Beinen ab. Das Mädchen zitterte. Längst schien dieses Schauspiel kein Scherz mehr zu sein. Doch die Gesellschaft verfolgte gebannt jede Geste des Mannes in der weißen Kutte. Dieser richtete sich nun auf. Ein Schüttelfrost schien durch seine Glieder zu rasen, doch er fing sich schnell und stand völlig ruhig. Er erhob den Kris mit der rechten Hand. Die linke packte das Mädchen beim Schopf und riß das Gesicht empor, in dem kein Ausdruck lag. “Zombi!” schrie Berst inbrünstig: “Zombi sei auf immer! Erhebe Dich nimmermehr! Zergehe in endloser Qual. O, erbärmliches Tier!” Seine Stimme schwoll an und wurde heiser: “Ich aber will Dich leiden und bluten, weinen und in Krämpfen Dich winden sehen, will Dich stöhnen und ächzen, gurgeln und grunzen hören! Wälze Dich im brodelnden Geifer, Du sollst Dich wälzen im Weltkot, blutleer und entehrt!” Berst packte das Mädchen wieder ( 593 )

Z-PLAN beim Haar und zog den Kopf hoch. Lukowsky sah, daß sich kleine Wunden am Körper des Mädchens auftaten. Blut rann daraus hervor. Marion Keller legte eine Hand auf Lukowskys Oberschenkel und kniff ihn tüchtig ins Fleisch. Sie flüsterte: “Es wird diesmal wieder ekelhaft.” Lukowsky drückte die Frau noch ein wenig fester, löste dann seinen Griff und sagte halblaut: “Entschuldige mich für ein paar Minuten.” Lukowsky erhob sich. Er schritt umstandslos in die Mitte des durch rote Kerzen gebildeten Carés. Er packte Berst mit einer Hand im Genick und mit der anderen bei der Kordel der Kutte. Er schob Berst aus dem Caré, setzte ihm einen Fuß auf den Hintern und trat zu. Irgendwo im nahen Dunkel war Poltern zu hören. Lukowsky drehte sich um und verkündete: “Ende der Vorstellung!” Es herrschte völlige Stille. Nur ein Geräusch war vernehmbar: Das leise Winseln des Mädchens am Boden zwischen den Kerzen. Im Schatten dieser Kerzen raffte sich Berst auf. Lukowsky streckte einen Arm aus, zeigte auf den Mann in der Kutte und sagte ohne besondere Betonung: “Noch eine solche Sache von Ihnen, und Sie sterben!” Berst sah ihn verständnislos an. Dann verzog er sich wortlos ins Dunkel. Lukowsky beugte sich dem Mädchen am Boden zu und rief Bernd Meißner herbei “Bernd! Kümmere Dich um sie! Sofort!” Erst jetzt kam Bewegung in die Gesellschaft. Lukowsky wendete sich ab und ging wieder zu dem Sofa, in dem Marion gesessen hatte. Sie war aufgestanden. Sie sagte zu Lukowsky: “Ich möchte weg. Es kotzt mich an – pardon – es konveniert mir hier nicht mehr. Es mangelt mir an der heutzutage gebotenen Toleranz.” Lukowsky nickte ihr zu und nahm sie beim Arm. Aus Lautsprecherboxen irgendwo sang eine Frau in französischer Sprache von zwei Perlen, die sie verloren habe und nicht mehr finden könne. Ernst Lukowsky und Marion Keller verließen den Schauplatz. Im Fahrstuhl fragte Lukowsky: “Ich bringe Dich jetzt nach Hause?” Marion beugte das Gesicht in die Hände und massierte sich mit den Fingerspitzen die Stirn. Sie war ein bißchen angetrunken. Sie blickte auf und sagte: “Ich wohne in Büderich.” An der frischen Luft fühlte sich Marion besser. Sie ging bewußt langsam. Lukowsky führte sie zum Parkplatz seines Wagens und half ihr auf den Beifahrersitz. Marion nannte eine Adresse, wie einem Taxifahrer, und schlief dann sofort ein. Es hatte einige Mühe gekostet, Marion in Büderich wachzurütteln, sie war fest ( 594 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

Haupt. “Tiefer!” befahl Berst mit ins Kreischen umschlagen<strong>der</strong> St<strong>im</strong>me. Seine<br />

Arme beschrieben beschwörende Bahnen in <strong>der</strong> Luft, sein Atem wurde schwer,<br />

die Schultern fielen ein, wie ein buckliger Greis stand er da. Seine Zähne<br />

knirschten: “Zu Boden sollst Du, am Boden sollst Du bleiben! Nie<strong>der</strong> mit dem<br />

wi<strong>der</strong>en Schädel! Wische den Boden mit Deinen sündigen Locken, winde Dich<br />

<strong>im</strong> Staub gleich dem elendsten Wurm, verwandt dem eklen Gift, das gekrümmt<br />

und gebrochen ver-fliegt. Ausgehaucht sei Dein scheußlicher Odem, vom Blute<br />

entleert werde Dein geiler Leib – Zerbrich! – Zerbrich!” Berst trat nun in die<br />

Mitte des Carés zu seinem Opfer. Seine Hände begannen zu zittern, er flüsterte:<br />

“Zerbrich! Versenke Dich in den Mo<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gebeine Deiner Sünde! Schwele <strong>im</strong><br />

Dunst Deines Giftes!” – <strong>Ein</strong> Beben zuckte durch den schweißglitzernden<br />

gebeugten Mädchenkörper zwischen den flackernden Kerzen. Erdrückende<br />

Stille lag <strong>im</strong> Raum. Mit weiten Schritten umrundete Berst mehrfach das Caré‚<br />

Seine Bewegungen erschienen verkrampft unnatürlich und grotesk die Riesenschritte.<br />

Er blieb ruckartig vor dem Mädchen stehen und starrte es mit glasig aus<br />

den geschminkten Höhlen tretenden Augen an. Langsam, unendlich langsam,<br />

tastete seine Rechte unter den weißen Stoff <strong>der</strong> Kutte, verweilte dort kurz und<br />

riß einen blanken Kris hervor. Dessen falmmenförmige Klinge richtete sich auf<br />

die gebückte Gestalt. Berst schritt vor und beugte sich ebenfalls. Wie<strong>der</strong>um<br />

betont langsam, als sei es ein gehe<strong>im</strong>er Ritus – setzte Berst den scharfen Dolch<br />

am Rückendecolleté des Mädchens an und schlitzte langsam bis unten hin das<br />

Kleid auf. Es sah aus, als schäle er es, als zöge er einem erlegten Wild das Fell<br />

ab. Stoffstück um Stoffstück fiel zu Boden. Dann trennte Berst die Strümpfe auf.<br />

Es sah aus als löse er die Haut von den Beinen ab. Das Mädchen zitterte. Längst<br />

schien dieses Schauspiel kein Scherz mehr zu sein. Doch die Gesellschaft<br />

verfolgte gebannt jede Geste des Mannes in <strong>der</strong> weißen Kutte. Dieser richtete<br />

sich nun auf. <strong>Ein</strong> Schüttelfrost schien durch seine Glie<strong>der</strong> zu rasen, doch er fing<br />

sich schnell und stand völlig ruhig. Er erhob den Kris mit <strong>der</strong> rechten Hand. Die<br />

linke packte das Mädchen be<strong>im</strong> Schopf und riß das Gesicht empor, in dem kein<br />

Ausdruck lag. “Zombi!” schrie Berst inbrünstig: “Zombi sei auf <strong>im</strong>mer! Erhebe<br />

Dich n<strong>im</strong>mermehr! Zergehe in endloser Qual. O, erbärmliches Tier!” Seine<br />

St<strong>im</strong>me schwoll an und wurde heiser: “Ich aber will Dich leiden und bluten,<br />

weinen und in Krämpfen Dich winden sehen, will Dich stöhnen und ächzen,<br />

gurgeln und grunzen hören! Wälze Dich <strong>im</strong> brodelnden Geifer, Du sollst Dich<br />

wälzen <strong>im</strong> Weltkot, blutleer und entehrt!” Berst packte das Mädchen wie<strong>der</strong><br />

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