Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN den Wolken. Vielleicht hing eines davon in Form des Portraits einer längst verstorbenen Frau an der Wand eines verfallenen Palasts. Lukowsky überlegte, ob er danach suchen solle. Er wollte es nicht, und hielt doch Ausschau nach der Anhöhe, von der Beekn gesprochen haben mußte. Dort waren die offenbar gut erhaltenen, immer noch stattlichen Reste eines alten Palastes zu sehen, womöglich erst vor nicht allzu ferner Zeit wieder instandgesetzt. Dorthin schien keine Autostraße zu führen. So ging Lukowsky zu Fuß. Der Weg war weder steil noch sonstwie beschwerlich und auch nicht allzu weit. Dazu zeigte das Wetter sich mild und angenehm. Lukowsky schritt über einen breiten, von Mal zu Mal mit Laub bedeckten Pfad. Es wäre wohl doch auch möglich gewesen, mit dem Auto zu fahren. Doch die kleine Wanderung tat gut. Nach weniger als einer Viertelstunde gelangte Lukowsky auf den flachen Gipfel der kleinen Anhöhe. Jetzt ließen sich die Grundmauern des ehemals recht großen Palastes erkennen, malerisch umrankt und überwuchert von Sträuchern und wilden Blumen. Ein Trakt des Gebäudes war vollständig erhalten und in einem sehr guten Zustand. Dort gab es auch sorgfältig angelegte Blumenbeete und einige Obstbäume. Die große, an der Oberseite geschwungene Eingangstür stand offen, genauso wie die kleine Tür zu Alfred Beekns Wohnung, der sich jetzt Igor Kopsa nannte. An der befand sich weder ein Namensschild noch eine Klingel. Die Tür bestand aus gut zehn Zentimeter dickem Holz. Lukowsky betrat das alte aber gut erhaltene Gemäuer. Drinnen war die Luft kühl. Er ging langsam voran. Es gab einige wenige Möbel, die als Antiquitäten ganz gewiß ihren Wert hatten, dabei befand er sich offenbar im Gesindetrakt des ehemaligen Palastes. Dann kamen einige Stufen, und der Sandsteinfußboden wurde von Marmor abgelöst. Lukowsky betrat einen großen, hohen, hellen beinahe saalartigen Raum. Dieser war ausgestattet wie eine kleine erlesene Galerie. Die wenigen aber guten Gemälde vorwiegend italienischer Herkunft waren sicher mehrere Jahrhunderte alt – mit einer Ausnahme. An der Wand auf Seiten des Eingangs, beim Betreten des Saales nicht sofort im Blickfeld, hing ein lebensgroßes Bild von Vera Jörgens in einem schmalen goldenen Rahmen. Die Frau auf dem Gemälde trug ein elegantes elfenbeinfarbenes Kleid, hohe Schuhe und Perlenschmuck. Die rotbraunen Haare waren offen und seitlich gescheitelt. Sie reichten nur bis zu den Ellenbogen, wo eine gerade Schnittkante zu sehen war. Dieses Bild mußte ja auch zu der Zeit gemalt worden sein, als Veras Mutter ihr die Haare hatte ein Stück schneiden lassen. Sie waren trotzdem noch sehr lang, ( 583 )

Z-PLAN aber nicht ganz so, wie es zu Vera Jörgens gehörte. Vielleicht wirkte ihr Gesicht deshalb so ernst und sogar ein wenig abweisend auf diesem Gemälde. Die Frau auf dem Bild kam Lukowsky nicht vertraut vor, obwohl es Vera durchaus ähnlich war. Es beeindruckte ihn weniger, als er erwartet hatte. Der Hintergrund des Gemäldes war dunkel und unbestimmt, die hell gekleidete Frau leuchtete aus ihm hervor. Es ließ sich leicht nachempfinden, daß der Maler in sein Modell verliebt gewesen war. Bei genauem Hinsehen wurde hinter der Gestalt der neuzeitlich gekleideten Frau eine zweite erkennbar, wie ein feiner Hauch: Vera Jörgens als Walküre! ‚Astralkörper‘, mußte Lukowsky unwill-kürlich denken. Die nur schemenhaft und doch gut zu erkennende Walküre, trug ein langes Gewand, Brünne, Helm und hatte bis zu den Kniekehlen reichende Haare. In der rechten Hand hielt sie einen Speer – Brünhilde. Auf sonderbare Weise erschien Lukowsky dieses zweite Bild Vera ähnlicher als das erste. Ein sehr merkwürdiges Gemälde, handwerklich hervorragend ausgeführt, nicht fern von der Kunst der alten Meister oder vielleicht eines Ernst Fuchs‘. Lukowsky trat näher. Da war die Walküre auf einmal nicht mehr zu sehen. Er strengte seine Augen an, beachtete jeden der sorgfältigen Pinselstriche. Alle Einzelheiten waren bis ins Kleinste ausgeführt. Doch von der Walküre war aus der Nähe nichts zu erkennen. Lukowsky trat zwei Schritte zurück. Die Waltüre blieb verschwunden. Dafür erschien ihm das Bild der neuzeitlich gekleideten Vera Jörgens auf einmal lebendiger, und ihm fiel auf, daß sie ein kleines Buch in ihrem Händen hielt; es erinnerte an das Poesiealbum, das sie ihm geschenkt hatte. Lukowsky trat zwei weitere Schritte zurück – jetzt war die Walküre wieder da. Lukowsky ließ sich in die Betrachtung dieses doppelten Bildes versinken. Er wußte nicht, wie lange er schon so vor diesem Bild gestanden hatte, ob Minuten, Stunden oder Tage – die Sonne schien schon nicht mehr durch die Fenster – als er aus diesem merkwürdigen Zustand erwachte. Da hatte er das Gefühl, schnell fortgehen zu sollen. Lukowsky ging mit schnellen Schritten zurück in die Ortschaft. Vielleicht kam ihm das nur so vor, weil der Rückweg bergab führte. Oder es war doch etwas anderes. Er stieg in den Wagen und fuhr davon. Als er schon ein Stück gefahren war, kam es ihm plötzlich so vor, als grinse das Gesicht von Alfred Beekn hinter ihm her mit einem Ausdruck, der Rätsel aufgab. Von Zagreb aus rief er zunächst Ünöt in Istanbul an. Dieser war in seinem Büro ( 584 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

aber nicht ganz so, wie es zu Vera Jörgens gehörte. Vielleicht wirkte ihr Gesicht<br />

deshalb so ernst und sogar ein wenig abweisend auf diesem Gemälde. Die Frau<br />

auf dem Bild kam Lukowsky nicht vertraut vor, obwohl es Vera durchaus<br />

ähnlich war. Es beeindruckte ihn weniger, als er erwartet hatte. Der Hintergrund<br />

des Gemäldes war dunkel und unbest<strong>im</strong>mt, die hell gekleidete Frau leuchtete aus<br />

ihm hervor. Es ließ sich leicht nachempfinden, daß <strong>der</strong> Maler in sein Modell<br />

verliebt gewesen war. Bei genauem Hinsehen wurde hinter <strong>der</strong> Gestalt <strong>der</strong><br />

neuzeitlich gekleideten Frau eine zweite erkennbar, wie ein feiner Hauch: Vera<br />

Jörgens als Walküre! ‚Astralkörper‘, mußte Lukowsky unwill-kürlich denken.<br />

Die nur schemenhaft und doch gut zu erkennende Walküre, trug ein langes<br />

Gewand, Brünne, Helm und hatte bis zu den Kniekehlen reichende Haare. In <strong>der</strong><br />

rechten Hand hielt sie einen Speer – Brünhilde. Auf son<strong>der</strong>bare Weise erschien<br />

Lukowsky dieses zweite Bild Vera ähnlicher als das erste. <strong>Ein</strong> sehr merkwürdiges<br />

Gemälde, handwerklich hervorragend ausgeführt, nicht fern von <strong>der</strong> Kunst<br />

<strong>der</strong> alten Meister o<strong>der</strong> vielleicht eines Ernst Fuchs‘. Lukowsky trat näher. Da<br />

war die Walküre auf einmal nicht mehr zu sehen. Er strengte seine Augen an,<br />

beachtete jeden <strong>der</strong> sorgfältigen Pinselstriche. Alle <strong>Ein</strong>zelheiten waren bis ins<br />

Kleinste ausgeführt. Doch von <strong>der</strong> Walküre war aus <strong>der</strong> Nähe nichts zu<br />

erkennen. Lukowsky trat zwei Schritte zurück. Die Waltüre blieb verschwunden.<br />

Dafür erschien ihm das Bild <strong>der</strong> neuzeitlich gekleideten Vera Jörgens auf<br />

einmal lebendiger, und ihm fiel auf, daß sie ein kleines Buch in ihrem Händen<br />

hielt; es erinnerte an das Poesiealbum, das sie ihm geschenkt hatte. Lukowsky<br />

trat zwei weitere Schritte zurück – jetzt war die Walküre wie<strong>der</strong> da. Lukowsky<br />

ließ sich in die Betrachtung dieses doppelten Bildes versinken. Er wußte nicht,<br />

wie lange er schon so vor diesem Bild gestanden hatte, ob Minuten, Stunden<br />

o<strong>der</strong> Tage – die <strong>Sonne</strong> schien schon nicht mehr durch die Fenster – als er aus<br />

diesem merkwürdigen Zustand erwachte. Da hatte er das Gefühl, schnell<br />

fortgehen zu sollen.<br />

Lukowsky ging mit schnellen Schritten zurück in die Ortschaft. Vielleicht kam<br />

ihm das nur so vor, weil <strong>der</strong> Rückweg bergab führte. O<strong>der</strong> es war doch etwas<br />

an<strong>der</strong>es. Er stieg in den Wagen und fuhr davon. Als er schon ein Stück gefahren<br />

war, kam es ihm plötzlich so vor, als grinse das Gesicht von Alfred Beekn hinter<br />

ihm her mit einem Ausdruck, <strong>der</strong> Rätsel aufgab.<br />

Von Zagreb aus rief er zunächst Ünöt in Istanbul an. Dieser war in seinem Büro<br />

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