Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN Jörgens! Schön, klug – und unbegreiflich. Wie geht es Ihr?” Es kostete Lukowsky unvermutet viel Überwindung, darauf zu antworten: “Sie starb vor siebenundzwanzig Jahren.” Zu seiner Überraschung, schien der alte Mann von dieser Mitteilung betroffen zu sein. Mehrere Minuten verstrichen schweigend. Dann sagte Beekn sinnierend: “So, so. Dann ist die Walküre also heim nach Walhall gegangen! Es wundert mich nicht, nein, eigentlich nicht.” Lukowsky fragte: “Wie meinen Sie das?” Beekn ließ den Blick aus dem Fenster gerichtet. Er überlegte eine Weile und sagte dann: “Wissen Sie, Vera Jörgens hat einmal einige Studien über griechisch-römische Antiken für mich erarbeitet. Beziehungsweise für Rolland & Löw; ich bin dort zeitweilig gewesen. Sie war ja eine sehr gebildete junge Frau. Die Antike interessierte sie, besonders Römer und Germanen, da hatte sie eine Neigung. Das merkte man auch daran, wie sie sich äußerlich gab. Die Verbindung war durch den alten Emmerich Löw zustande gekommen, der nun auch schon längst nicht mehr lebt. Er hatte Fräulein Jörgens‘ Vater wohl gut gekannt. Es war nach dessen Tod. Fräulein Jörgens stand mit ihrer Mutter überquer und wollte dort weg. Es muß ein ungutes Verhältnis gewesen sein. Sie erwies sich als sehr fähig und tüchtig. Auch in Gesprächen mit Kunden, zu denen es manchmal kam. Sie hätte Karriere machen können. Doch mir fiel auf, daß sie trotz ihrer Jugend immer ernst wirkte, ohne daß man aber den Eindruck hätte, sie wäre dabei traurig. Eines Sonnabendnachmittags, ich erinnere mich noch genau, wir waren allein in den Ausstellungsräumen von Rolland & Löw in Köln, sprach ich sie daraufhin an. Sie sagte, so wie es jedem Menschen in den Ohren weh tue, kreischende Eisenbahnbremsen zu hören, schmerze sie diese ganze gegenwärtige Epoche. Sie habe zu dieser keine innere Verbindung und wolle das auch nicht. Dabei wirkte sie sehr souverän und keineswegs unglücklich. Ich merkte, daß es wirklich so war, daß diese junge Frau – wie soll ich mich ausdrücken – daß sie wie durch ein Versehen der Vorsehung in diese Zeit hineingeraten war – und das wußte! Vera Jörgens war schwer zu begreifen. Doch ich hatte den Eindruck, sie war sich ihrer selbst sehr sicher. Der Gedanke, sich der gegenwärtigen Zeit und Mode anzupassen, lag ihr unendlich fern. Sie trug nie Hosen und hatte sehr lange Haare. Ganz anders, als es modern gewesen wäre. Das habe ich erst nach einer Weile verstanden. Vielleicht, manchmal denke ich es beinahe, war Vera Jörgens wirklich Wotans letzte Walküre, als die sie selbst sich einmal bezeichnet hat. Vielleicht, ja, vielleicht war sie tatsächlich eine verirrte Walküre, möglich, daß es so etwas gibt, vieles ist vorstellbar. Ich ( 569 )

Z-PLAN besitze ein Gemälde von ihr. Ein junger Restaurator hat es damals bei Rolland & Löw gemalt. Es hat ein Geheimnis! Ich drängte ihn, es mir zu verkaufen. Er weigerte sich zunächst, sagte dann aber, er würde es für sich in klein kopieren, da in seiner Wohnung für das lebensgroße Original ohne-hin keinen Platz wäre. So bekam ich das Bild. Bei mir ging es nicht um Ver-liebtheit, sondern um die Vorstellung von der Walküre. Diese Idee hat mich fasziniert. Ich denke noch jetzt mitunter daran. Nicht an Vera Jörgens, sondern an Wotans Walküre. Falls Sie verstehen können, wie ich das meine. ich bin nicht religiös – doch vielleicht gibt es Wotan und die Walküren ... Das ist ein schöner Traum, den ich hin und wieder gern träume.” Mehrere Minuten verstrichen schweigend. Dann bemerkte Beekn wie beiläufig: “Das bringt mich darauf: Mark Valtine hat sein Schicksal ereilt, davon hörte ich. Es interessiert mich nicht, wie es im einzelnen geschah. Er ist tot. Ich nehme an, durch die Vollstreckung des Willens von Fräulein Vera Jörgens. Im Grunde berührt es mich nicht. Oder doch, von ferne, denn ich könnte ebenso enden wie er. Obwohl, ich bin nun schon alt. Wir standen nur auf verschiedenen Seiten, ansonsten war der Unterschied womöglich gar nicht so groß. Vielleicht hatte er sogar Glück, er braucht kein Greisensiechtum zu fürchten. Wenn es bei mir dahin kommen sollte, werde ich hoffentlich Courage genug haben, es zu beenden. Wo keine Vitalität mehr ist, sollte das Leben aufhören. Das ist ein Gesetz der Natur.” Endlich wendete Beekn wieder den Blick und fragte mit fester Stimme: “Wollen Sie nicht – wenn Sie mich hier schon aufgestöbert haben – endlich einmal erfahren, um was es bei alledem wirklich geht, für das Sie sich schlagen?” – “Ich wäre dankbar dafür,” entgegnete Lukowsky, “das aus Ihrer Sicht zu hören.” – “Also gut!” Beekn setzte sich gerade auf und begann: “1944/ 45 und in den Jahren danach bestand so etwas wie eine nicht unbedingt herzliche aber gegenseitig loyale Rivalität, vielleicht könnte man sagen, kollegial, zwischen zwei geheimen Formationen, die im wesentlichen gleiche, oder zumindest ähnliche, Ziele verfolgten. Beide gingen aus dem Dritten Reich hervor, beziehungsweise aus dem Krieg. Da war zunächst jene Organisation, die den Code-Namen ‚Sechmet‘ trug. Nach der ägyptischen Kriegsgöttin mit dem Löwinnenhaupt. Dies hatte auch einen mythischen Hintergrund, der für das Ganze jedoch nicht wichtig gewesen ist. Irgendwem fiel wohl dieser Name ein, vielleicht aus Sympathie für den alten Orient. Das ist unwichtig. Auf alle Fälle: ‚Sechmet‘ war nationalsozialistisch. Die Fäden dazu spannen der Reichsführer ( 570 )

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Jörgens! Schön, klug – und unbegreiflich. Wie geht es Ihr?” Es kostete Lukowsky<br />

unvermutet viel Überwindung, darauf zu antworten: “Sie starb vor siebenundzwanzig<br />

Jahren.” Zu seiner Überraschung, schien <strong>der</strong> alte Mann von dieser<br />

Mitteilung betroffen zu sein. Mehrere Minuten verstrichen schweigend. Dann<br />

sagte Beekn sinnierend: “So, so. Dann ist die Walküre also he<strong>im</strong> nach Walhall<br />

gegangen! Es wun<strong>der</strong>t mich nicht, nein, eigentlich nicht.” Lukowsky fragte:<br />

“Wie meinen Sie das?” Beekn ließ den Blick aus dem Fenster gerichtet. Er überlegte<br />

eine Weile und sagte dann: “Wissen Sie, Vera Jörgens hat einmal einige<br />

Studien über griechisch-römische Antiken für mich erarbeitet. Beziehungsweise<br />

für Rolland & Löw; ich bin dort zeitweilig gewesen. Sie war ja eine sehr gebildete<br />

junge Frau. Die Antike interessierte sie, beson<strong>der</strong>s Römer und Germanen,<br />

da hatte sie eine Neigung. Das merkte man auch daran, wie sie sich äußerlich<br />

gab. Die Verbindung war durch den alten Emmerich Löw zustande gekommen,<br />

<strong>der</strong> nun auch schon längst nicht mehr lebt. Er hatte Fräulein Jörgens‘ Vater wohl<br />

gut gekannt. Es war nach dessen Tod. Fräulein Jörgens stand mit ihrer Mutter<br />

überquer und wollte dort weg. Es muß ein ungutes Verhältnis gewesen sein. Sie<br />

erwies sich als sehr fähig und tüchtig. Auch in Gesprächen mit Kunden, zu<br />

denen es manchmal kam. Sie hätte Karriere machen können. Doch mir fiel auf,<br />

daß sie trotz ihrer Jugend <strong>im</strong>mer ernst wirkte, ohne daß man aber den <strong>Ein</strong>druck<br />

hätte, sie wäre dabei traurig. <strong>Ein</strong>es Sonnabendnachmittags, ich erinnere mich<br />

noch genau, wir waren allein in den Ausstellungsräumen von Rolland & Löw in<br />

Köln, sprach ich sie daraufhin an. Sie sagte, so wie es jedem Menschen in den<br />

Ohren weh tue, kreischende Eisenbahnbremsen zu hören, schmerze sie diese<br />

ganze gegenwärtige Epoche. Sie habe zu dieser keine innere Verbindung und<br />

wolle das auch nicht. Dabei wirkte sie sehr souverän und keineswegs unglücklich.<br />

Ich merkte, daß es wirklich so war, daß diese junge Frau – wie soll ich<br />

mich ausdrücken – daß sie wie durch ein Versehen <strong>der</strong> Vorsehung in diese Zeit<br />

hineingeraten war – und das wußte! Vera Jörgens war schwer zu begreifen.<br />

Doch ich hatte den <strong>Ein</strong>druck, sie war sich ihrer selbst sehr sicher. Der Gedanke,<br />

sich <strong>der</strong> gegenwärtigen Zeit und Mode anzupassen, lag ihr unendlich fern. Sie<br />

trug nie Hosen und hatte sehr lange Haare. Ganz an<strong>der</strong>s, als es mo<strong>der</strong>n gewesen<br />

wäre. Das habe ich erst nach einer Weile verstanden. Vielleicht, manchmal<br />

denke ich es beinahe, war Vera Jörgens wirklich Wotans letzte Walküre, als die<br />

sie selbst sich einmal bezeichnet hat. Vielleicht, ja, vielleicht war sie tatsächlich<br />

eine verirrte Walküre, möglich, daß es so etwas gibt, vieles ist vorstellbar. Ich<br />

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