Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN Hauswand dieses typisch phantasielosen modernen Baus bestand aus glatten Betonplatten. Und wie erwartet befand sich in Griffnähe neben diesem Fenster das des nächsten Badezimmers. Es war angelehnt und ließ sich aufstoßen. Lukowsky dachte nicht lange nach, denn dazu war keine Zeit. Trotz der engen Nachbarschaft der beiden Fenster war die Klettertour riskant. Es blieb keine andere Möglichkeit, als die zum Glück griffige Unterkante des nächsten Fensters zu erfassen, sich an dieser für einen Augenblick hängen zu lassen und dann mit einem Klimmzug drüben hinein. Die Gefahr lag in der Pendelbewegung, in die sein Körper durch das Hinüberwechseln unweigerlich geraten würde. Lukowsky mußte an den Witz von dem Mann denken, der aus einem Wolkenkratzer fiel und während des Sturzes von Stockwerk zu Stockwerk meinte, bis dahin sei ja alles gut gegangen ... Er warf einen Blick zum Himmel. Der Vollmond strahlte hell, so hell, daß er es wagen konnte, mit der Bearcat zu starten – falls er es schaffen würde, heil von diesem kleinen Fenster aus durch das benachbarte in das nächste Zimmer zu gelangen. Er dachte an Vera. Vielleicht würde er statt dessen gleich sie wiedersehen. Die Nachtluft über Istanbul war kühl und trocken, keine Gefahr, von einem durch Feuchtigkeit rut-schigen Fensterrahmen abzugleiten. Lukowsky dachte an Astrid und an das, was sie ‚das Licht‘ nannte, das besondere Kräfte verlieh. Er würde es jetzt wieder einmal brauchen. Dann dachte er nur noch daran, jetzt dort hinüber zu wollen. – Es gelang, und es ging verhältnismäßig einfach. Als Lukowsky schon halb im Fenster des dunklen benachbarten Badezimmers steckte, unter dem sich mit Sicherheit eine Toilette befand, hoffte er, der Mieter des Nachbarzimmers möge Anstand genug haben, den Klodeckel zuzumachen. Es erwies sich, daß dem so war. Vorsichtig öffnete Lukowsky die Badezimmertür und spähte in den angrenzenden Raum. Was er jetzt gar nicht hätte gebrauchen können, wäre das hysterische Kreischen einer verschreckten Hotelbewohnerin oder dergleichen gewesen. Doch das Zimmer war leer, entweder unvermietet, oder der Gast genoß das Nachtleben von Istanbul. Lukowsky ging zu der Tür, die auf den Flur führte, und machte einen Spalt weit auf. Vor der nächsten, der Tür zu seinem Zimmer, langweilten sich zwei türkische Polizisten. Jeden Moment konnten andere erscheinen, vermutlich C.I.A.-Leute. Lukowsky überlegte nicht lange. Er beschloß, den amerikanischen Touristen zu spielen. Er trat auf den Flur, ging geradewegs auf die Polizeibeamten zu und redete sie im breitesten Amerikanisch an. Er fragte nach ‚Girls‘ und Nachtlokalen, zu nachtschlafender Stunde so ( 564 )

Z-PLAN rücksichtslos laut, wie nur ein amerikanischer Tourist sich benehmen konnte - oder vielleicht auch noch mancher deutsche. Es war vollkommen glaubhaft. Die beiden Polizisten verstanden nichts außer ‚Girls‘. Einer versuchte, dazu etwas zu sagen, während der andere sich bemühte, durch Handzeichen verständlich zu machen, daß die Hotelgäste vielleicht schlafen wollten und daher eine weniger laute Rede angebracht sein könnte. Der U.S.-Tourist Lukowsky verstand das absichtlich nicht, sondern sprach noch lauter. Als er sich nach rund einer Minute Palaver abwendete und zu den Fahrstühlen ging, waren die beiden türkischen Polizisten merklich erleichtert, diesen lästigen Menschen los zu sein. Es gab zwei Fahrstühle auf der Etage. Ein leuchtender Pfeil zeigte an, daß einer davon gerade nach oben kam. Womöglich mit den falschen Leuten darin. Lukowsky öffnete eine schmale Tür, hinter der er die Nottreppe vermutete. Das Treppenhaus war dunkel, aber von hier aus ging es nach unten. Lukowsky schloß soeben die Tür hinter sich, als der Fahrstuhl ankam und er zwei Männer heraustreten sah. Einen dieser beiden kannte er, auch wenn die Jahre ihn verändert hatten, es war ohne Zweifel Mr. Thanner. Eile tat Not. Lukowsky nahm die zick-zackförmige Treppe bis zum nächsten Stock-werk und dann den Fahrstuhl. Wenige Minuten später atmete er frische Luft und stieg in das erste sich anbietende Taxi. Es war ein roter Opel. Während der Fahrt zum Flugplatz fiel Lukowsky abermals auf, daß hierzulande der wichtigste Bestandteil eines Autos die Hupe zu sein schien. Außer den zwei auf hohen Holzstielen befestigten erbärmlichen Funzeln, gab es kein Licht. Wozu auch, dies war ja kein richtiger Flugplatz mehr, und wenn sich trotzdem noch einmal eine flugfähige Maschine hierher verirrte, hatte der Pilot sich das selber zuzu-schreiben. Lukowsky war es lieb, denn offenbar rechneten auch jene Herrschaften, die sich für ihn interessierten, nicht damit, daß er auf diesem verlore-nen Flecken Erde ein Flugzeug stehen haben könnte. Lukowsky kletterte in die Bearcat, schloß die Kabine und überdachte, ob der Plan, den er sich inzwischen zurechtgelegt hatte, in Ordnung sei: Er hatte noch genug Treibstoff, um bis Saloniki zu kommen. Da gab es überall flaches Land außerhalb der Flughafen-kontrolle. Außerdem würde sich ohnehin niemand dafür interessieren, was da landen und auch wieder starten mochte. Dort müßte er bis zum Morgen warten und dann Treibstoff besorgen. Amtshilfe der Griechen für die Türken war eben-so unwahrscheinlich, wie es umgekehrt gewesen wäre, und die dortige Desor-ganisation stellte die des Orients mühelos in den Schatten. Dafür hingen die Griechen noch mehr als die Türken an der amerikanischen Kandare. Aber alles dauerte lange. Die Gefahr, die eine solche ( 564 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

rücksichtslos laut, wie nur ein amerikanischer Tourist sich benehmen konnte -<br />

o<strong>der</strong> vielleicht auch noch mancher deutsche. Es war vollkommen glaubhaft. Die<br />

beiden Polizisten verstanden nichts außer ‚Girls‘. <strong>Ein</strong>er versuchte, dazu etwas zu<br />

sagen, während <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e sich bemühte, durch Handzeichen verständlich zu<br />

machen, daß die Hotelgäste vielleicht schlafen wollten und daher eine weniger<br />

laute Rede angebracht sein könnte. Der U.S.-Tourist Lukowsky verstand das<br />

absichtlich nicht, son<strong>der</strong>n sprach noch lauter. Als er sich nach rund einer Minute<br />

Palaver abwendete und zu den Fahrstühlen ging, waren die beiden türkischen<br />

Polizisten merklich erleichtert, diesen lästigen Menschen los zu sein. Es gab<br />

zwei Fahrstühle auf <strong>der</strong> Etage. <strong>Ein</strong> leuchten<strong>der</strong> Pfeil zeigte an, daß einer davon<br />

gerade nach oben kam. Womöglich mit den falschen Leuten darin. Lukowsky<br />

öffnete eine schmale Tür, hinter <strong>der</strong> er die Nottreppe vermutete. Das Treppenhaus<br />

war dunkel, aber von hier aus ging es nach unten. Lukowsky schloß soeben<br />

die Tür hinter sich, als <strong>der</strong> Fahrstuhl ankam und er zwei Männer heraustreten<br />

sah. <strong>Ein</strong>en dieser beiden kannte er, auch wenn die Jahre ihn verän<strong>der</strong>t hatten, es<br />

war ohne Zweifel Mr. Thanner. Eile tat Not. Lukowsky nahm die zick-zackförmige<br />

Treppe bis zum nächsten Stock-werk und dann den Fahrstuhl. Wenige<br />

Minuten später atmete er frische Luft und stieg in das erste sich anbietende Taxi.<br />

Es war ein roter Opel. Während <strong>der</strong> Fahrt zum Flugplatz fiel Lukowsky abermals<br />

auf, daß hierzulande <strong>der</strong> wichtigste Bestandteil eines Autos die Hupe zu<br />

sein schien. Außer den zwei auf hohen Holzstielen befestigten erbärmlichen<br />

Funzeln, gab es kein <strong>Licht</strong>. Wozu auch, dies war ja kein richtiger Flugplatz<br />

mehr, und wenn sich trotzdem noch einmal eine flugfähige Maschine hierher<br />

verirrte, hatte <strong>der</strong> Pilot sich das selber zuzu-schreiben. Lukowsky war es lieb,<br />

denn offenbar rechneten auch jene Herrschaften, die sich für ihn interessierten,<br />

nicht damit, daß er auf diesem verlore-nen Flecken Erde ein Flugzeug stehen<br />

haben könnte. Lukowsky kletterte in die Bearcat, schloß die Kabine und überdachte,<br />

ob <strong>der</strong> Plan, den er sich inzwischen zurechtgelegt hatte, in Ordnung sei:<br />

Er hatte noch genug Treibstoff, um bis Saloniki zu kommen. Da gab es überall<br />

flaches Land außerhalb <strong>der</strong> Flughafen-kontrolle. Außerdem würde sich ohnehin<br />

niemand dafür interessieren, was da landen und auch wie<strong>der</strong> starten mochte.<br />

Dort müßte er bis zum Morgen warten und dann Treibstoff besorgen. Amtshilfe<br />

<strong>der</strong> Griechen für die Türken war eben-so unwahrscheinlich, wie es umgekehrt<br />

gewesen wäre, und die dortige Desor-ganisation stellte die des Orients mühelos<br />

in den Schatten. Dafür hingen die Griechen noch mehr als die Türken an <strong>der</strong><br />

amerikanischen Kandare. Aber alles dauerte lange. Die Gefahr, die eine solche<br />

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