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Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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Z-<strong>PLAN</strong><br />

<strong>der</strong> neuesten Generation, die gesamte Büroausstattung ließ nichts zu wünschen<br />

übrig. <strong>Ein</strong>e <strong>der</strong> beiden jungen Damen begrüßte Lukowsky und führte ihn in das<br />

Chefz<strong>im</strong>mer, wo Lütüf Ünöt schon wartete. Er war ein Mann von Anfang fünfzig,<br />

in einem hellen Anzug mit weißem Hemd und ockerfarbener Krawatte. Herr<br />

Ünöt erhob sich, reichte Lukowsky die Hand und sagte: “Willkommen in Istanbul,<br />

Herr Lukowsky!” Er sprach nicht nur perfekt Deutsch, er sah auch wie ein<br />

Deutscher aus. Vermutlich war er einer <strong>der</strong> zahlreichen Janitscharennachkommen.<br />

Der mit prächtigen Schnitzereien verzierte Schreibtisch war noch <strong>der</strong>selbe,<br />

hinter dem auch Beekn gesessen hatte, doch <strong>im</strong> übrigen hatte sich das Z<strong>im</strong>mer<br />

verän<strong>der</strong>t. Die Koransprüche waren von den Wänden verschwunden. Möglich,<br />

daß Herr Ünöt von Religion nicht viel hielt, jedenfalls nicht vom Islam, diesem<br />

dritten Sproß aus dem Pentateuch. Statt dessen hing ein großes Foto von Berlin<br />

an einer Wand und an einer an<strong>der</strong>en das eingerahmte historische Plakat zu Paul<br />

Linkes Operette ‚Wie einst <strong>im</strong> Mai‘. Erinnerungen Herrn Ünöts an seine zweite<br />

He<strong>im</strong>at. Die Wand gegenüber dem Fenster war mit einer großen Landkarte versehen.<br />

Herr Ünöt deutete auf den hochlehnigen Stuhl, auf dem Lukowsky vor<br />

vielen Jahren schon einmal gesessen hatte, und for<strong>der</strong>te auf: “Bitte nehmen Sie<br />

Platz! Senai wird uns gleich Kaffee bringen!” Wie auf Stichwort, öffnete sich<br />

auch schon die Tür, und ein hübsches dunkelhaariges Mädchen, das offenbar<br />

Senai hieß, servierte auf einem silbernen Tablett Kaffee und alles, was dazugehörte.<br />

Als das Mädchen wie<strong>der</strong> gegangen war und die Tür hinter sich geschlossen<br />

hatte, begann Ünöt: “Ich bin <strong>im</strong> Bilde, um was es geht, Herr Lukowsky.<br />

Dazu würde ich Ihnen gern eingangs einiges aus unserer hiesigen Sicht darlegen.<br />

Dr. Löw sagte mir, Sie kommen unmittelbar aus den Vereinigten Staaten und<br />

sind lange nicht mehr in Europa gewesen. Ich weiß nicht, wie gut Sie sich in<br />

Amerika über die politischen und militärischen Ereignisse informieren konnten?”<br />

Da Ünöt diesen Satz <strong>im</strong> Klang einer Frage beendete, entgegnete Lukowsky:<br />

“Nicht beson<strong>der</strong>s gut, Herr Ünöt. Sie werden wissen, die Amerikaner interessieren<br />

sich in erster Linie für sich selbst. Das Land ist ja auch groß genug.<br />

Über den Golfkrieg, beispielsweise, war natürlich einiges zu hören, aber wohl<br />

mehr <strong>im</strong> Stil von Propaganda als von Information.” Der Türke nickte lächelnd:<br />

“Das denke ich auch. Ich war zwar nie in den U.S.A., ich glaube nicht, daß es<br />

mir dort gefallen würde, aber ich kann leidlich Englisch und habe manchmal mit<br />

amerikanischen Geschäftsleuten zu tun. Daher weiß ich, daß Amerikaner oft<br />

sehr schlecht o<strong>der</strong> falsch unterrichtet sind.” Er beugte sich vor, legte die Unterarme<br />

auf die braune Le<strong>der</strong>unterlage auf <strong>der</strong> Schreibtischplatte und sagte: “Weil<br />

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