Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN fern sich die Bundesregierung wider Erwarten weigern sollte, Berlin-Kreuz-berg an die Türkei abzutreten, auch wenn die Türken selber solch eine Forde-rung niemals stellen würden. Doch von außen konnte das Gift eingespritzt werden. Immerhin, schließlich war Istanbul auch einmal das griechische Kons-tantinopel gewesen. Es würde sich für Berlin schon ein passender neuer Name finden lassen; mit dem Wahrzeichen der Sultan-Wilhelm-Gedächtnis-Moschee. Lukowsky nahm einen Weg über Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Da herrschte mittlerweile bereits die westliche Gesellschaft. Besonders in Bukarest und Sofia war es selbst bei einem flüchtigen Tankstopp unübersehbar. Es war schon so, die Obermacher in New York betrachteten sich jetzt ganz und gar als die Herren der Welt. Aber der russische Bär hielt nur ein kleines Schläfchen und der chinesische Drache sammelte seine Kräfte. Der deutsche Adler war auch dabei, wieder flügge zu werden, und er verstand sich mit den beiden anderen possierlichen Tierchen sehr gut. Davon sahen die vermeintlichen Weltbeherrscher in ihren Glashäusern am Hudson River nichts. Ihre Köpfe steckten schon viel zu hoch in den Wolken. Sie bemerkten nicht einmal, daß selbst immer mehr Amerikaner aller Hautfarben allmählich gegen sie die Faust in der Tasche ballten – und in vielen amerikanischen Taschen steckten solide Schießeisen. Die Feder, mit der das 14. Kapitel der Apokalypse an den Himmel geschrieben werden würde, war schon gespitzt. Dazu bedurfte es keiner Fliegenden Untertassen, es genügte die Eigendynamik der Geschichte. Vielleicht aber würde es in alledem zwei entscheidende Kräfte geben, mit der keiner der zurzeit Herrschenden rechnete, weil sie außerhalb der Bandbreite ihres Denkens standen – eine magische Kraft des Lichts – und ganz einfach die Natur der Menschen. Als Lukowsky von Nordosten her Istanbul überflog, fühlte er sich in seinem eigenen Leben um Jahrzehnte zurückversetzt. Der Blick auf diese Stadt vermittelte den Zauber des Orients. Von hieraus war einst ein großes Reich regiert worden, in dem es kein Kurdenproblem gab, sondern so mancher Sultan selbst Kurde gewesen war – wie etwa Salal et Din, der berühmte Saladin. Doch dann hatten die Gewinner des Ersten Weltkriegs das Osmanische Reich zerstückelt und lauter widernatürliche Grenzen geschaffen, wie auch auf dem Balken und in Mitteleuropa – die Voraussetzung für viele rentable Kriege. Es war schon später Nachmittag, als die Bearcat auf dem kleinen Behelfsflug- ( 553 )

Z-PLAN platz am Stadtrand zur Landung ansetzte, dem Treffpunkt der ‚wilden Transportfliegerei‘ von einst. Jetzt standen viel weniger Maschinen da als früher, es sah traurig aus. Lukowsky ließ die Bearcat auf einen vertrauten Platz rollen, wo zu früheren Zeiten mit anderen Flugzeugen gestanden hatte. Er kletterte aus der Kanzel, blieb auf der Tragflächenwurzel stehen und sah sich um. Es war tatsächlich nicht mehr viel los. Zwei russische Antonow-Doppeldecker standen da, einer davon ohne Luftschraube, eine Ruine zum Ausschlachten.Dann eine alte ‚Ukraina‘, ebenfalls russisch, in erbärmlichem Zustand. Ganz hinten stand eine DC 6, bei näherem Hinschauen nicht mehr als ein abgestelltes Wrack, das hier gemächlich verrottete. Dann waren noch einige kleine Maschinen verhältnismäßig neuerer Bauart da. Die Mehrzahl davon sah kaum noch flugfähig aus. Nur eine gepflegte gelbe ‚Bonanza‘ schien so in Ordnung wie alt zu sein. Die besondere Atmosphäre, die hier einstmals geherrscht hatte, war vollständig verflogen. Doch den Wellblechschuppen gab es noch, in dem Kaffee zu haben war, an dem hatte sich offenbar nichts verändert, außer, daß es jetzt auch eine Beschriftung in arabischen Buchstaben gab. Lukowsky ging dorthin. Der Wirt war jetzt ein junger Mann. Er hatte nicht viel zu tun. Es gab nur zwei Gäste. Der eine saß schnarchend auf einem Schemel, der andere stand bei den Brettern, welche die Theke darstellten. Mit diesem Gast begann Lukowsky ein Gespräch. Der Mann war ungefähr in Lukowskys Alter. Ein Engländer namens Henry Barker. Ihm gehörte die gelbe Bonanza. Es sei alles längst nicht mehr so wie früher, erklärte der Engländer. Das liege an den zahllosen inzwischen erlassenen Gesetzen und Verordnungen der Europäischen Union. Nur im Orient liefe das Geschäft der freien Flieger noch, auch ein bißchen mit Rußland und den Kaukasus-Staaten. Aber kaum ausreichend, um zu überleben. In Europa gar nicht mehr. Die vielen Auflagen erforderten Investitionen, die der Sache den Boden entzogen hätten. Das wäre wohl auch die Absicht gewesen. Keine Konkurrenz der Kleinen mehr gegen die Großen. Dahinter wiederum steckten die Banken. Also hatten die meisten aufgeben müssen, andere flogen als Angestellte der großen Gesellschaften. Überall nur noch anonymes Kapital. So sei das eben, sagte der Engländer, warf einen schwermütigen Blick aus dem winzigen Fenster. Er ließ ein unanständiges Wort fallen, verfluchte die gegenwärtige Zeit und meinte, die Engländer hätten im Zweiten Weltkrieg auf Seiten der Deutschen kämpfen müssen, dann würde alles anders gekommen sein, dann würden England und Deutschland auf dieser Welt den Ton angeben, und nicht die Wall Street und deren Gesindel. Er schmiß eine leere Bierdose treffsicher in die zwei- ( 552 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

fern sich die Bundesregierung wi<strong>der</strong> Erwarten weigern sollte, Berlin-Kreuz-berg<br />

an die Türkei abzutreten, auch wenn die Türken selber solch eine Forde-rung<br />

niemals stellen würden. Doch von außen konnte das Gift eingespritzt werden.<br />

Immerhin, schließlich war Istanbul auch einmal das griechische Kons-tantinopel<br />

gewesen. Es würde sich für Berlin schon ein passen<strong>der</strong> neuer Name finden<br />

lassen; mit dem Wahrzeichen <strong>der</strong> Sultan-Wilhelm-Gedächtnis-Moschee.<br />

Lukowsky nahm einen Weg über Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Da herrschte<br />

mittlerweile bereits die westliche Gesellschaft. Beson<strong>der</strong>s in Bukarest und<br />

Sofia war es selbst bei einem flüchtigen Tankstopp unübersehbar. Es war schon<br />

so, die Obermacher in New York betrachteten sich jetzt ganz und gar als die<br />

Herren <strong>der</strong> Welt. Aber <strong>der</strong> russische Bär hielt nur ein kleines Schläfchen und <strong>der</strong><br />

chinesische Drache sammelte seine Kräfte. Der deutsche Adler war auch dabei,<br />

wie<strong>der</strong> flügge zu werden, und er verstand sich mit den beiden an<strong>der</strong>en possierlichen<br />

Tierchen sehr gut. Davon sahen die vermeintlichen Weltbeherrscher in<br />

ihren Glashäusern am Hudson River nichts. Ihre Köpfe steckten schon viel zu<br />

hoch in den Wolken. Sie bemerkten nicht einmal, daß selbst <strong>im</strong>mer mehr Amerikaner<br />

aller Hautfarben allmählich gegen sie die Faust in <strong>der</strong> Tasche ballten –<br />

und in vielen amerikanischen Taschen steckten solide Schießeisen.<br />

Die Fe<strong>der</strong>, mit <strong>der</strong> das 14. Kapitel <strong>der</strong> Apokalypse an den H<strong>im</strong>mel geschrieben<br />

werden würde, war schon gespitzt. Dazu bedurfte es keiner Fliegenden Untertassen,<br />

es genügte die Eigendynamik <strong>der</strong> Geschichte. Vielleicht aber würde es in<br />

alledem zwei entscheidende Kräfte geben, mit <strong>der</strong> keiner <strong>der</strong> zurzeit Herrschenden<br />

rechnete, weil sie außerhalb <strong>der</strong> Bandbreite ihres Denkens standen – eine<br />

magische Kraft des <strong>Licht</strong>s – und ganz einfach die Natur <strong>der</strong> Menschen.<br />

Als Lukowsky von Nordosten her Istanbul überflog, fühlte er sich in seinem<br />

eigenen Leben um Jahrzehnte zurückversetzt. Der Blick auf diese Stadt vermittelte<br />

den Zauber des Orients. Von hieraus war einst ein großes Reich regiert<br />

worden, in dem es kein Kurdenproblem gab, son<strong>der</strong>n so mancher Sultan selbst<br />

Kurde gewesen war – wie etwa Salal et Din, <strong>der</strong> berühmte Saladin. Doch dann<br />

hatten die Gewinner des Ersten Weltkriegs das Osmanische Reich zerstückelt<br />

und lauter wi<strong>der</strong>natürliche Grenzen geschaffen, wie auch auf dem Balken und in<br />

Mitteleuropa – die Voraussetzung für viele rentable Kriege.<br />

Es war schon später Nachmittag, als die Bearcat auf dem kleinen Behelfsflug-<br />

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