Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN eine wirklich europäische Stadt, trotz ‚Mc Donalds‘ und ‚Burger King‘. Was es aber auch hier gab, wir überall in der sogenannten westlichen Welt: Viele Leute fuhren unnötiger Weise aggresiv aussehende Geländefahrzeuge, und immer mehr Autos waren schwarz lackiert. Die Menschen wollten angsteinflößend wirken - intuitiv - sie befanden sich in einer unbewußten Kampfbereitschaftshaltung, als müßten sie sich immerzu verteidigen. Und das mußten sie auch. Als Lukowsky am Goethe-Denkmal vorbeikam, eine Straßenbahn vorüberfahren ließ und dann den verkehrsreichen Opernring überquerte, schien die Sonne, es war windstill und beinahe warm. Die zweite Runde der Besprechung mit Dr. Jörg Löw trug sich in dessen Büro zu. Es war nicht annähernd so groß wie das der Chefin, aber noch immer beachtlich. Hier stand auch alles, was an technischer Ausstattung wünschenswert war. Auf dem Bildschirmschoner eines der beiden Rechner rannte unentwegt ein Hund umher und zerfetzte alles, was er erwischen konnte. Doch er war nur eine Zeichentrickfigur, und der Ton, der mit Kläffen und Knurren sicherlich auch noch zu diesem Stück Bürounterhaltung gehörte, war abgestellt. Jörg Löw befestigte eine Landkarte an einem Ständer mit Dreifuß und erklärte dabei: “Hier sehen Sie, wo sich die beiden in Frage kommenden unfertigen Anlagen befinden könnten.” Eine Tapetentür öffnete sich ohne ein Anklopfen, was aber vielleicht wegen der Beschaffenheit der Tür auch nicht hörbar gewesen wäre. Elfi Földi be-trat den Raum. Löw sagte: “Gut, daß Sie kommen, Elfi! Sie sind noch besser unterrichtet als ich. Vielleicht wollen Sie Herrn Lukowsky über die fraglichen Anlagen und so weiter ins Bild setzen.” – “Gern,” erwiderte die zierliche Frau, und trat an die Karte: “Nur eine der unfertig gebliebenen Anlagen gibt uns Rätsel auf, daß ist die im Harz.” Sie zog den Bleistift aus ihrem Haarknoten und zeigte mit diesem auf die betreffende Gegend: “Hier in diesem Umkreis suchen wir. Die anderen können wir jetzt erst einmal vergessen. Acht Anlagen waren geplant, nur vier wurden fertig, zwei kaum begonnen. Über die Harz-Anlage wissen wir, daß der Bau eingestellt wurde, vermutlich in fortgeschrittenem Stadium, aber es war zu spät, sie noch zu vollenden. Wahrscheinlich hatten die Arbeiten bis zum letzten Moment angedauert, so daß dann nicht einmal mehr Zeit blieb, sämtliche schon in die Anlage gebrachten Dinge wieder fortzuschaffen. Unseren Informationen zufolge, sind jedoch beide Eingänge gesprengt worden, auch die Spuren konnten noch ausreichend gründlich verdeckt werden. ( 545 )

Z-PLAN Da diese Anlage nicht funktionsfähig war, wurde sie aus den internen Unterlagen gestrichen.” Frau Földi setzte sich auf den sichtlich bequemen Sessel bei dem still laufenden Rechner und sprach weiter: “Es wäre vorstellbar, daß einige minderwichtige Dinge in der unfertigen Harz-Anlage zurückgelassen werden mußten. Sie war nicht klein, sieben Stockwerke in die Tiefe. Aus Sicht der Kette, würden zu minderwichtigen Dingen konventionell angetriebene Marschflugkörper gehört haben, Weiterentwicklungen der V 1. Die Reichweite dürfte bei etwa siebenhundertfünfzig Kilometern gelegen haben. Daß solche Geräte in der geplant gewesenen Harz-Anlage hätten stationiert werden sollen, hat eine gewisse Logik für sich. Sie hätten direkt aus der im Felsmassiv verborgenen Anlage heraus abgefeuert, beziehungsweise gestartet werden können. Die verhältnismäßig hohe Lage wäre dem sicher entgegengekommen. Von da aus hätten wichtige Ziele in der Reichweite dieser Marschflugkörper gelegen, so die bedeutendsten Zusammenballungen der feindlichen Truppen in West- und Mitteldeutschland. Geplant war das also gut.” Die Frau spielte mit dem Bleistift zwischen ihren Fingern und überlegte: “Ich stelle mir vor, die aktuelle Entwicklung an den Fronten war damals unübersichtlich und im einzelnen gar nicht leicht einzuschätzen. Es hätte durchaus sein können, daß der Harz noch ein oder zwei Wochen länger in deutscher Hand blieb. Dann wäre es wohl möglich gewesen, diese Anlage fertigzustellen. Es sollte nicht sein, die Front verschob sich unerwartet schnell. Die Betonung liegt auf: Unerwartet. Überall waren ja nur Menschen am Werk, die sich in der Einschätzung der Situation irren mochten, zumal von umfassenden Informationen sicherlich keine Rede mehr sein konnte. Sie muß auch ganz unberechenbar gewesen sein. An dieser oder jener Stelle gelang es plötzlich, den Feind aufzuhalten oder sogar kurzfristig zurückzuwerfen. Das hätte auch hier geschehen können. Ich stelle mir vor, wie damals gedacht wurde: Der Bau der Anlage war recht weit gediehen. Ihre Fertigstellung wäre wichtig gewesen. Daher ließ man sich vielleicht auf ein Va-Banque-Spiel ein und probierte es einfach. Als dann endgültig klar wurde, daß es nicht mehr gelingen könnte, war die Zeit zur Räumung höchstwahrscheinlich äußerst knapp. Somit mußte zurückbleiben, was entbehrlich war.” Elfi Földi steckte den Bleistift wieder in ihre Haare und schloß: “Ich glaube, so wird es sich zugetragen haben. Wie es dann später möglich war, das Unbefugte die aufgegebene Anlage fanden – vielleicht durch Zufall – das steht in den Sternen.” Dr. Löw hatte die ganze Zeit über stehend zugehört. Jetzt setzte er sich und nickte zustimmend: ( 546 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

Da diese Anlage nicht funktionsfähig war, wurde sie aus den internen Unterlagen<br />

gestrichen.” Frau Földi setzte sich auf den sichtlich bequemen Sessel bei<br />

dem still laufenden Rechner und sprach weiter: “Es wäre vorstellbar, daß einige<br />

min<strong>der</strong>wichtige Dinge in <strong>der</strong> unfertigen Harz-Anlage zurückgelassen werden<br />

mußten. Sie war nicht klein, sieben Stockwerke in die Tiefe. Aus Sicht <strong>der</strong><br />

Kette, würden zu min<strong>der</strong>wichtigen Dingen konventionell angetriebene Marschflugkörper<br />

gehört haben, Weiterentwicklungen <strong>der</strong> V 1. Die Reichweite dürfte<br />

bei etwa siebenhun<strong>der</strong>tfünfzig Kilometern gelegen haben. Daß solche Geräte in<br />

<strong>der</strong> geplant gewesenen Harz-Anlage hätten stationiert werden sollen, hat eine<br />

gewisse Logik für sich. Sie hätten direkt aus <strong>der</strong> <strong>im</strong> Felsmassiv verborgenen<br />

Anlage heraus abgefeuert, beziehungsweise gestartet werden können. Die verhältnismäßig<br />

hohe Lage wäre dem sicher entgegengekommen. Von da aus<br />

hätten wichtige Ziele in <strong>der</strong> Reichweite dieser Marschflugkörper gelegen, so die<br />

bedeutendsten Zusammenballungen <strong>der</strong> feindlichen Truppen in West- und<br />

Mitteldeutschland. Geplant war das also gut.” Die Frau spielte mit dem Bleistift<br />

zwischen ihren Fingern und überlegte: “Ich stelle mir vor, die aktuelle Entwicklung<br />

an den Fronten war damals unübersichtlich und <strong>im</strong> einzelnen gar nicht<br />

leicht einzuschätzen. Es hätte durchaus sein können, daß <strong>der</strong> Harz noch ein o<strong>der</strong><br />

zwei Wochen länger in deutscher Hand blieb. Dann wäre es wohl möglich gewesen,<br />

diese Anlage fertigzustellen. Es sollte nicht sein, die Front verschob sich<br />

unerwartet schnell. Die Betonung liegt auf: Unerwartet. Überall waren ja nur<br />

Menschen am Werk, die sich in <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>schätzung <strong>der</strong> Situation irren mochten,<br />

zumal von umfassenden Informationen sicherlich keine Rede mehr sein konnte.<br />

Sie muß auch ganz unberechenbar gewesen sein. An dieser o<strong>der</strong> jener Stelle gelang<br />

es plötzlich, den Feind aufzuhalten o<strong>der</strong> sogar kurzfristig zurückzuwerfen.<br />

Das hätte auch hier geschehen können. Ich stelle mir vor, wie damals gedacht<br />

wurde: Der Bau <strong>der</strong> Anlage war recht weit gediehen. Ihre Fertigstellung wäre<br />

wichtig gewesen. Daher ließ man sich vielleicht auf ein Va-Banque-Spiel ein<br />

und probierte es einfach. Als dann endgültig klar wurde, daß es nicht mehr gelingen<br />

könnte, war die Zeit zur Räumung höchstwahrscheinlich äußerst knapp.<br />

Somit mußte zurückbleiben, was entbehrlich war.” Elfi Földi steckte den Bleistift<br />

wie<strong>der</strong> in ihre Haare und schloß: “Ich glaube, so wird es sich zugetragen<br />

haben. Wie es dann später möglich war, das Unbefugte die aufgegebene Anlage<br />

fanden – vielleicht durch Zufall – das steht in den Sternen.” Dr. Löw hatte die<br />

ganze Zeit über stehend zugehört. Jetzt setzte er sich und nickte zust<strong>im</strong>mend:<br />

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