Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN so lange, wie jemand sein Bild anschaut.‘ Also vorwärts, alter Junge! So lange Du lebst und das Bild Deiner Vera anschaust – sei’s als Foto oder als ihr Bild in Deinem Herzen – so lange ist sie nicht nur im Himmel, sondern sogar hier auf dieser Erde unsterblich!“ – Lukowsky hatte Veras Foto angesehen, dann wieder eingesteckt und war aufgebrochen. Er war fortgegangen, hatte sich einen zünftigen Krieg ausgesucht, wo die Aussicht zu fallen gut war, um auf anständige Weise zu Vera zu gelangen, so, wie ein Ritter zu seiner Dame geht – nach bestandenem Kampf. Aber er hatte überlebt – und mit ihm auf dieser Erde Veras Bild, das Foto wie auch das in seinem Herzen. Er hatte dann andere Frauen gekannt, die Vera ein wenig ähnlich sahen, hatte Vera in ihnen gesucht – und doch nicht gefunden. Vera, das hieß: ‚Die Wahrhaftige‘. Es gab sie nur einmal. Und immer wieder dachte er: Vera, meine Vera, süße Geliebte in jener fernen anderen Welt, in der ewiges Morgenrot herrscht, dort drüben sehen wir uns wieder, dort wird alles gut sein, alle Bitternis ist vergangen, überwunden ist jede Qual, und wir werden uns lieben. Falls es aber das dunkle Nichts ist, dort drüben, so werden wir dessen Dunkel besiegen und festumschlungen gemeinsam vergehen – ohne Furcht. – Er dachte an Vera, ganz gleich, wie viele Jahre verstrichen, mittlerweile Jahrzehnte – er würde immer an Vera denken. – Sie war ja das Schicksal. - ( 523 )

Z-PLAN 37 Mehr als ein Vierteljahrhundert war vergangen, doch nicht Veras Bild in Ernst Lukowskys Herzen. Jetzt saß er in dem engen Büro einer kleinen Luftfrachtfirma in Bunkerhill, Los Angeles. In diesem, wie in jedem anderen Zimmer zuvor, hoffte er, Vera möge ihn wieder besuchen. Doch bisher war sie nie wieder gekommen. Vielleicht, so dachte er manchmal, würde sie das nur in der Heimat tun – oder sie erwartete von ihm zuerst, daß er erfüllen möge, was ihr Wunsch gewesen war. Die Verbindung zu seinem alten Kreis war in all der Zeit nicht abgebrochen, obwohl Lukowsky europäischen Boden nicht wieder betreten hatte. Aber sie schrieben sich, ziemlich regelmäßig. Mit Astrid Xylander wechselte er allmonatlich einen Brief, fast wie nach Plan. Astrid hatte im Frühling nach seiner Abreise ein Kind bekommen. Eine Tochter. Sie hieß Siglinde. Anderthalb Jahre später hatte sie geheiratet. Einen Architekten, den sie schon lange freundschaftlich kannte, und inzwischen hatte sie auch noch einen Sohn zur Welt gebracht, Holger. Mit Peter Fischer wechselte er ungefähr alle sechs Wochen Briefe. Ihm ging es ebenfalls gut. Er hatte Karola geheiratet und mittlerweile nicht weniger als vier Kinder: Ernst, Fritz, Astrid und Vera. Ein paarmal im Jahr korrespondierte er auch mit Antonietta. Sie war nun längst verheiratet und hatte zwei weitere Kinder bekommen. Von ihr wußte er, daß Susanne Löw einen Sohn zur Welt gebracht hatte, der inzwischen Dr. Juris war und in Antoniettas Büro arbeitete. Sie hielt sehr viel von ihm und deutete an, ihn zu ihrem Nachfolger machen zu wollen. Auch mit Fritz Busch hatte der Kontakt gehalten. Doch schon vor einer Weile war dieser, hoch in den Neunzigern, ge-storben, zu seinem Glück ohne zuvoriges Siechtum; wenige Wochen nach seinem Freund und Schachpartner Claude Herniaire. Hugo Weiß hatte schon bald sein Schicksal bald ereilt. Ein Schuß in den Rücken, mitten auf der Straße in Madrid. Das hatte Antonietta geschrieben. Mit Leopold Wiesinger bestand auch eine sporadische Korrespondenz, alle zwei Jahre einmal. Dessen Prophezeiungen waren bisher planmäßig eingetroffen. Die Mauer durch Berlin stand längst nicht mehr, die Welt war in Bewegung geraten. Daran mußte Lukowsky oft denken. Im übrigen, sogar mit Wellmayer, der sich längst aus dem Geschäft zurückgezogen hatte, wechselte er zumindest Weihnachtskarten. Von Cornelius war nie wieder etwas zu hören gewesen; er sei in Zwangsfrühpension geschickt worden, so hatte Fischer geschrieben. So war die Verbindung zur altern Heimat durchaus lebendig geblieben – und doch gleichsam sehr fern. ( 524 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

so lange, wie jemand sein Bild anschaut.‘ Also vorwärts, alter Junge! So lange<br />

Du lebst und das Bild Deiner Vera anschaust – sei’s als Foto o<strong>der</strong> als ihr Bild in<br />

Deinem Herzen – so lange ist sie nicht nur <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel, son<strong>der</strong>n sogar hier auf<br />

dieser Erde unsterblich!“ –<br />

Lukowsky hatte Veras Foto angesehen, dann wie<strong>der</strong> eingesteckt und war aufgebrochen.<br />

Er war fortgegangen, hatte sich einen zünftigen Krieg ausgesucht, wo<br />

die Aussicht zu fallen gut war, um auf anständige Weise zu Vera zu gelangen,<br />

so, wie ein Ritter zu seiner Dame geht – nach bestandenem <strong>Kampf</strong>. Aber er hatte<br />

überlebt – und mit ihm auf dieser Erde Veras Bild, das Foto wie auch das in<br />

seinem Herzen. Er hatte dann an<strong>der</strong>e Frauen gekannt, die Vera ein wenig ähnlich<br />

sahen, hatte Vera in ihnen gesucht – und doch nicht gefunden. Vera, das<br />

hieß: ‚Die Wahrhaftige‘. Es gab sie nur einmal. Und <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> dachte er:<br />

Vera, meine Vera, süße Geliebte in jener fernen an<strong>der</strong>en Welt, in <strong>der</strong> ewiges<br />

Morgenrot herrscht, dort drüben sehen wir uns wie<strong>der</strong>, dort wird alles gut sein,<br />

alle Bitternis ist vergangen, überwunden ist jede Qual, und wir werden uns<br />

lieben. Falls es aber das dunkle Nichts ist, dort drüben, so werden wir dessen<br />

Dunkel besiegen und festumschlungen gemeinsam vergehen – ohne Furcht. –<br />

Er dachte an Vera, ganz gleich, wie viele Jahre verstrichen, mittlerweile Jahrzehnte<br />

– er würde <strong>im</strong>mer an Vera denken. – Sie war ja das Schicksal. -<br />

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