Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN Zwei Minuten später kam Hilla Seidel. Auch mit ihren Röcken und Haaren trieb der Wind seine Spiele. Sie versuchte, das eine wie das andere je mit einer Hand festzuhalten, während sie auf dem Bürgersteig stand und ein herankommendes Auto vorbeifahren ließ. Sie stieg in den Porsche und sagte lebhaft: „Guten Morgen, Herr Lukowsky! Wir haben einen kühlen Wind. Aber es scheint trotzdem die Sonne!“ Das stimmte. Das blonde Mädchen gab Gas und brauste los. Sie überfuhr die Verkehrsampel an der Ecke Operngasse bei Gelb und sagte: „Wir müssen uns beeilen, damit Sie Ihr Flugzeug nicht versäumen.“ 35 Er hatte zwei langweilige Flüge in Linienmaschinen hinter sich gebracht – wie Omnibusfahrten – und zwischendurch aus seinem Büro jenen merkwürdigen Gegenstand geholt, den Astrid Xylander als einen zweifachen Schlüssel bezeichnete, sowie auch das zusammengefaltete Blatt Papier. Als er es ansah, bemerkte er jene sonderbare fremdartige Schrift, die er schon mehrfach gesehen hatte, jedoch nicht lesen konnte. Er nahm an, Antonietta würde es können. Das empfindliche Muschelkästchen blieb wohl verwahrt in einem Schuhkarton in Düsseldorf, dort, wo auch das Poesiealbum von Vera aufbewahrt lag. In Wien-Schwechat hatte er den Mustang aus dem Parkhaus geholt und war ohne Aufenthalt in Richtung Salzburg und Schloß Fuschl gefahren. Dort war das späte Stadium des Herbstes schon sehr deutlich zu spüren. Ein kühler Wind wehte braunes Laub über den Parkplatz, auf dem bereits Fischers Ferrari stand. Es war früher Nachmittag, aber eine dicke Dunstschicht hing tief unter dem Himmel und verdeckte die Sonne. Als Lukowsky aus dem Wagen stieg, umflatterte trockenes Laub seine Füße. Er sah zu den Bäumen auf. Der Winter war nicht mehr fern. An der Rezeption sagte man ihm, Herr Fischer befinde sich am Schießstand. Das Schloßhotel Fuschl besaß einen eigenen Schießkeller. Lukowsky ließ sich beschreiben, wie dorthin zu gelangen sei. Fischer war in dem Schießkeller allein. Er trug lederne Kniebundhosen und war ausstaffiert wie ein Bergsteiger. So schoß er mit einem zielfernrohrbestückten Gewehr auf fünfzig Meter Distanz. Es knallte gehörig und sauste in den Ohren. Lukowsky rief: „Guten Tag!“ Fischer drehte sich um, nahm Patronenhülsen, die von seiner auf einem Tisch liegenden P 38 stammten, aus den Ohren und sagte: ( 499 )

Z-PLAN „Grüß‘ Dich! Ich habe eine Mauser 66 angeschafft. Nochmals passiert mir so etwas wie bei der gotischen Kapelle nicht!“ Sie gaben sich die Hände. Dann hielt Fischer Lukowsky das Gewehr hin: „Hast Du Lust, sie auszuprobieren?“ – „Nein, danke,“ antwortete Lukowsky, „Gewehre sind nicht so sehr meine Angelegenheit.“ Und er fragte: „Weißt Du, wann Antonietta Alotti kommt?“ Fischer sagte: „Sie ist eine bemerkenswerte Frau!“ Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr: „Du hast recht, es wird Zeit! Ich hatte gar nicht mehr darauf geachtet.“ Fischer räumte seine Sachen zusammen, steckte die Pistole ein, verstaute das Gewehr in einem Lederfutteral und sagte: „Gehen wir! Zusammen mit einem Schwall trockener Herbstblätter, die der Wind über den mit rötlicher Asche bestreuten Parkplatz fegte, nahte ohne jedes vernehmbare Motorengeräusch eine schwere dunkelblaue Limousine: Ein Mercedes 600. Es war die normale Ausführung, nicht der Pullman, doch die Ausmaße des Wagens mußten dennoch beeindrucken. Am Steuer saß ein alter Herr in grauer Chauffeuruniform. Nachdem er gebremst hatte, öffnete er den hinteren Wagenschlag. Antonietta Alotti stieg aus. Sie trug ein graublaues Kostüm mit hellblauer Bluse und die Haare zum Pferdeschwanz gebunden. Auf der anderen Seite entstieg Herr Baumann dem Wagen, in einem eleganten dunkelblauen Anzug, passend zur Farbe des Wagens. Der Fahrer rangierte den Mercedes 600 neben Lukowskys alten Mustang. Die beiden Autos bildeten ein äußerst ungleiches Paar. Lukowsky und Fischer gingen den beiden Ankömmlingen entgegen. Antonietta begrüßte sie mit den Worten: „Guten Tag! Sie beide machen einen frischen und erholten Eindruck. Dann wollen wir uns um ‚Faust‘ kümmern!“ Antonietta Alotti hatte ein Konferenzzimmer vorbestellt. Dessen aus Holztäfelung bestehende Wände waren mit Pferdebildern dekoriert. Durch das breite Fenster war der Fuschlsee zu sehen. Dort saßen sie nun zu viert an einem mit grünem Tuch bedeckten Tisch, auf dem Getränke und Aschenbecher bereitgestellt waren; Antonietta und Herr Baumann auf der einen Seite, Lukowsky und Fischer auf der anderen. Die Frau öffnete ihre Handtasche, setzte die Brille auf und nahm ein ledergebundenes Notizbuch sowie einen kleinen Schreibblock zur Hand. Sie blickte Lukowsky an und fragte: „Sie haben den Schlüssel?“ Er nickte, zog den sonderbaren Gegenstand aus der Tasche und legte ihn auf das dunkelgrüne Tischtuch. Antonietta nahm ihn behutsam in ihre rechte Hand. Sie betrachte ihn eingehend und sagte: „Sehr gut! Ich bin Ihnen sehr dankbar!“ Sie ( 300 )

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„Grüß‘ Dich! Ich habe eine Mauser 66 angeschafft. Nochmals passiert mir so<br />

etwas wie bei <strong>der</strong> gotischen Kapelle nicht!“ Sie gaben sich die Hände. Dann<br />

hielt Fischer Lukowsky das Gewehr hin: „Hast Du Lust, sie auszuprobieren?“ –<br />

„Nein, danke,“ antwortete Lukowsky, „Gewehre sind nicht so sehr meine Angelegenheit.“<br />

Und er fragte: „Weißt Du, wann Antonietta Alotti kommt?“ Fischer<br />

sagte: „Sie ist eine bemerkenswerte Frau!“ Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr:<br />

„Du hast recht, es wird Zeit! Ich hatte gar nicht mehr darauf geachtet.“<br />

Fischer räumte seine Sachen zusammen, steckte die Pistole ein, verstaute das<br />

Gewehr in einem Le<strong>der</strong>futteral und sagte: „Gehen wir!<br />

Zusammen mit einem Schwall trockener Herbstblätter, die <strong>der</strong> Wind über den<br />

mit rötlicher Asche bestreuten Parkplatz fegte, nahte ohne jedes vernehmbare<br />

Motorengeräusch eine schwere dunkelblaue L<strong>im</strong>ousine: <strong>Ein</strong> Mercedes 600. Es<br />

war die normale Ausführung, nicht <strong>der</strong> Pullman, doch die Ausmaße des Wagens<br />

mußten dennoch beeindrucken. Am Steuer saß ein alter Herr in grauer Chauffeuruniform.<br />

Nachdem er gebremst hatte, öffnete er den hinteren Wagenschlag.<br />

Antonietta Alotti stieg aus. Sie trug ein graublaues Kostüm mit hellblauer Bluse<br />

und die Haare zum Pferdeschwanz gebunden. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite entstieg<br />

Herr Baumann dem Wagen, in einem eleganten dunkelblauen Anzug, passend<br />

zur Farbe des Wagens. Der Fahrer rangierte den Mercedes 600 neben Lukowskys<br />

alten Mustang. Die beiden Autos bildeten ein äußerst ungleiches Paar.<br />

Lukowsky und Fischer gingen den beiden Ankömmlingen entgegen. Antonietta<br />

begrüßte sie mit den Worten: „Guten Tag! Sie beide machen einen frischen und<br />

erholten <strong>Ein</strong>druck. Dann wollen wir uns um ‚Faust‘ kümmern!“<br />

Antonietta Alotti hatte ein Konferenzz<strong>im</strong>mer vorbestellt. Dessen aus Holztäfelung<br />

bestehende Wände waren mit Pferdebil<strong>der</strong>n dekoriert. Durch das breite<br />

Fenster war <strong>der</strong> Fuschlsee zu sehen. Dort saßen sie nun zu viert an einem mit<br />

grünem Tuch bedeckten Tisch, auf dem Getränke und Aschenbecher bereitgestellt<br />

waren; Antonietta und Herr Baumann auf <strong>der</strong> einen Seite, Lukowsky<br />

und Fischer auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en. Die Frau öffnete ihre Handtasche, setzte die Brille<br />

auf und nahm ein le<strong>der</strong>gebundenes Notizbuch sowie einen kleinen Schreibblock<br />

zur Hand. Sie blickte Lukowsky an und fragte: „Sie haben den Schlüssel?“ Er<br />

nickte, zog den son<strong>der</strong>baren Gegenstand aus <strong>der</strong> Tasche und legte ihn auf das<br />

dunkelgrüne Tischtuch. Antonietta nahm ihn behutsam in ihre rechte Hand. Sie<br />

betrachte ihn eingehend und sagte: „Sehr gut! Ich bin Ihnen sehr dankbar!“ Sie<br />

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