Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN Sie überflogen bereits die Wachau, als die Frau versonnen sprach: „Kann es etwas Schöneres geben als den Sternenhimmel? Ich könnte unentwegt hinauf blicken und mich doch nie daran satt sehen. Dabei heißt es, das Weltall sei kalt und unwirtlich. Aber es ist doch wunderschön.“ Es war zu spüren, daß Antonietta auf diese ihre Worte keine Erwiderung erwartete. Lukowsky sagte auch nichts. Er hatte das Gefühl, sie wollte mit den Sternen allein sein. Als sie die Lichter von Wien hinter sich gelassen hatten und sich dem Ziel näherten, ruckte Antonietta Alotti auf ihrem Sitz zurecht, griff nach dem Funkgerät und sprach hinein: „Hilla?!“ Die Stimme der Gerufenen antwortete: „Es ist alles klar. Wie besprochen.“ Antonietta sagte: „Gut. Wir sind gleich da.“ Es war ein Funkverkehr ohne alle militärischen oder sonstigen Regeln und Üblichkeiten.“ Die Frau neben Lukowsky blickte ihn an und erläuterte: „Es gibt nur zwei Autos zur Markierung der Landebahn sowie zwei Reihen von Warndreiecken. Wie werden die Bugscheinwerfer des Flugzeugs anschalten, dann können Sie die Warndreiecke erkennen. Es wird nicht schwierig sein, denn wir drehen dann an diesem Rädchen.“ Damit deutete sie auf jenes kleine Rad, das sie Schwerkraftregler genannt hatte. Sie war spürbar gut gelaunt. Lukowsky nahm sich vor, sich auf solche wundersamen Hilfsmittel nicht zu verlassen. Sie schwenkten nach Südost. Antonietta betätigte einen Kippschalter. Das versprochene Funkfeuer ertönte. Lukowsky folgte diesem Signal. Außerdem gab Antonietta Hinweise. Sie hatte sich die Landschaft und alle Gegebenheiten offenbar gut eingeprägt. Dies erklärte sie auch: „Wir haben mehrere Flüge mit einem Sportflugzeug unternommen, sowohl am Abend wie auch bei Tage. Dabei haben wir auch Luftbilder gemacht. Sie werden sehen, alles geht spielend leicht – trotz des holprigen Ackers!“ Sie hatte recht. Unter ihnen waren die Lichter der Straßen und Ortschaften zu sehen. Bald wurden am Zielpunkt des Funkfeuers die Scheinwerfer von zwei Fahrzeugen erkennbar. Lukowsky drückte noch tiefer als sie ohnehin schon flogen. Antonietta schaltete den Bugscheinwerfer ein und sagte: „Jetzt passen Sie auf! Vielleicht geht es ja!“ Lukowsky sah, wie sie an dem bewußten Rädchen drehte, und es wäre ihm zunächst lieber gewesen, sie hätte das unterlassen. Doch dann bemerkte er, wie die Maschine tatsächlich ein wenig zu schweben schien und sich ungewöhnlich leicht und sanft zur Ladung ansetzen ließ. Lukowsky nahm noch mehr Gas zurück. Die Scheinwerfer erfaßten zwei Reihen von Warndreiecken, die anfangs wie winzige rote Glühwürmchen aussahen, ehe ( 491 )

Z-PLAN sie näherkamen. Weich wie ein Segelflugzeug setzte die Ju 88 auf. Dann aber hopste das hart gefederte Fahrwerk über den Acker. Vielleicht fünfzehn Meter vor den beiden Autos, kam die Maschine glücklich zum Stehen. Antonietta sagte lebhaft: „Lassen Sie die Motoren laufen! Es gibt sozusagen einen fliegenden Wechsel!“ Eilig stieg sie von ihrem Sitz und kletterte behende nach unten. Lukowsky folgte ihr. Als auch er durch die Luke ausgestiegen war, schob Antonietta Alotti bereits zwei andere Männer vor sich her. Der eine war stämmig und um die fünfzig, seiner Aussprache nach unverkennbar Tiroler. Er strahlte über das ganze Gesicht. Das war sicher der Pilot, der früher Ju 88 geflogen war und sich nun wie ein Kind zu Weihnachten freute, dies noch einmal tun zu dürfen. Lukowsky konnte ihn sehr gut verstehen. Der andere Mann war jünger, höchstens Mitte dreißig, und hatte ein südländisches Aussehen. Antonietta sprach ihn mit dem Namen Tarek an. Aber alles ging sehr schnell, für persönliches Vorstellen blieb keine Zeit. Hilla Seidel, jetzt mit Pferdeschwanz, und Herr Baumann, jetzt in perfekter Waidmannskluft, hasteten die notdürftige Rollbahn entlang und drehten die Warndreiecke um. Der Tiroler und der jüngere Mann namens Tarek saßen unterdessen schon in der Maschine, die mit Luftschrauben- und Ruderdruck eine gekonnte 180-Grad-Wendung vollzog. Für ein paar Augenblicke erzeugten die beiden Propeller des Flugzeugs einen kleinen Orkan, der den nur halb geschlossenen Reißverschluß von Lukowskys Jacke aufzerrte und Antonietta das Band aus den Haaren zog, so daß sie malerisch von ihnen umweht wurde. Doch es war nicht der Moment sich in diesen romantischen Anblick zu vertiefen. Der alte Flieger, der jetzt am Steuerhorn der Ju 88 saß, beherrschte sein Handwerk. Seit der Landung waren kaum fünf Minuten vergangen, da rollte die Maschine auch schon wieder an und stieg summend in den nächtlichen Himmel. Es blieb keine Zeit, ihr nachzublicken. Antonietta kommandierte, alles einzupacken und den Ort sofort zu verlassen. Fräulein Seidel und Herr Baumann verstauten hastig die Warndreiecke in einem rundlichen dunkelblauen BMW V8 älteren Baujahrs. Der zweite Wagen war ein silbergrauer Porsche 911. Antonietta ging auf diesen zu und gab Lukowsky einen Wink. Sie war die Chefin, da bestand gar keine Frage. Ehe sie einstieg, rief sie den beiden anderen ein: „Bis morgen!“ zu. Lukowsky hatte sich inzwischen in den Porsche gesetzt. Antonietta langte aus dem Handschuhfach eines von verschiedenartigen Bändern, an denen sie offenbar einen Vorrat hatte, und band sich ihre Haare wieder zusammen. Lukowsky bemerkte: "Ihre Haare sind wirklich wunderschön!" Die Frau warf temperamentvoll ihren Haarschweif nach ( 492 )

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Sie überflogen bereits die Wachau, als die Frau versonnen sprach: „Kann es<br />

etwas Schöneres geben als den Sternenh<strong>im</strong>mel? Ich könnte unentwegt hinauf<br />

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und unwirtlich. Aber es ist doch wun<strong>der</strong>schön.“ Es war zu spüren, daß Antonietta<br />

auf diese ihre Worte keine Erwi<strong>der</strong>ung erwartete. Lukowsky sagte auch<br />

nichts. Er hatte das Gefühl, sie wollte mit den Sternen allein sein.<br />

Als sie die <strong>Licht</strong>er von Wien hinter sich gelassen hatten und sich dem Ziel<br />

näherten, ruckte Antonietta Alotti auf ihrem Sitz zurecht, griff nach dem Funkgerät<br />

und sprach hinein: „Hilla?!“ Die St<strong>im</strong>me <strong>der</strong> Gerufenen antwortete: „Es ist<br />

alles klar. Wie besprochen.“ Antonietta sagte: „Gut. Wir sind gleich da.“ Es war<br />

ein Funkverkehr ohne alle militärischen o<strong>der</strong> sonstigen Regeln und Üblichkeiten.“<br />

Die Frau neben Lukowsky blickte ihn an und erläuterte: „Es gibt nur<br />

zwei Autos zur Markierung <strong>der</strong> Landebahn sowie zwei Reihen von Warndreiecken.<br />

Wie werden die Bugscheinwerfer des Flugzeugs anschalten, dann können<br />

Sie die Warndreiecke erkennen. Es wird nicht schwierig sein, denn wir drehen<br />

dann an diesem Rädchen.“ Damit deutete sie auf jenes kleine Rad, das sie<br />

Schwerkraftregler genannt hatte. Sie war spürbar gut gelaunt. Lukowsky nahm<br />

sich vor, sich auf solche wun<strong>der</strong>samen Hilfsmittel nicht zu verlassen. Sie<br />

schwenkten nach Südost. Antonietta betätigte einen Kippschalter. Das versprochene<br />

Funkfeuer ertönte. Lukowsky folgte diesem Signal. Außerdem gab<br />

Antonietta Hinweise. Sie hatte sich die Landschaft und alle Gegebenheiten<br />

offenbar gut eingeprägt. Dies erklärte sie auch: „Wir haben mehrere Flüge mit<br />

einem Sportflugzeug unternommen, sowohl am Abend wie auch bei Tage. Dabei<br />

haben wir auch Luftbil<strong>der</strong> gemacht. Sie werden sehen, alles geht spielend leicht<br />

– trotz des holprigen Ackers!“<br />

Sie hatte recht. Unter ihnen waren die <strong>Licht</strong>er <strong>der</strong> Straßen und Ortschaften zu<br />

sehen. Bald wurden am Zielpunkt des Funkfeuers die Scheinwerfer von zwei<br />

Fahrzeugen erkennbar. Lukowsky drückte noch tiefer als sie ohnehin schon<br />

flogen. Antonietta schaltete den Bugscheinwerfer ein und sagte: „Jetzt passen<br />

Sie auf! Vielleicht geht es ja!“ Lukowsky sah, wie sie an dem bewußten Rädchen<br />

drehte, und es wäre ihm zunächst lieber gewesen, sie hätte das unterlassen.<br />

Doch dann bemerkte er, wie die Maschine tatsächlich ein wenig zu schweben<br />

schien und sich ungewöhnlich leicht und sanft zur Ladung ansetzen ließ.<br />

Lukowsky nahm noch mehr Gas zurück. Die Scheinwerfer erfaßten zwei Reihen<br />

von Warndreiecken, die anfangs wie winzige rote Glühwürmchen aussahen, ehe<br />

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