Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN wanne, um den Einstieg wieder zu verschließen, und sagte: „Geben Sie mir die Tasche und steigen Sie auf Ihren Platz!“ Er tat es. Im Flugzeug war es angenehm warm. Die Standheizung! fiel Lukowsky ein. Dann erreichte er den Pilotensitz. Sowohl auf diesem wie auch auf dem zweiten daneben lag je ein weiches Kissen mit farbenfroher Blumenstickerei. Die Dame wollte es bequem haben! Antonietta erklomm ihren Sitz rechts von dem Lukowskys und fühlte sich sichtlich sehr wohl. Sie holte ihre Brille hervor, setzte sie auf und erklärte einige Einzelheiten: „Die Funkanlage ist neu. Sie werden sich damit auskennen. Dieser Kippschalter begrenzt die Geschwindigkeit auf höchstens siebenhundert Stundenkilometer. Das hält die Maschine ohne weiteres aus. In einem eventuellen Notfall können wir aber auch kurzfristig schneller fliegen. Diese beiden runden Scheiben sind so etwas ähnliches wie Radar. Bloß besser. Und dieses Gerät steuert die Abweisung fremden Radars. Das sind Erfindungen meiner Firma, erst neulich eingebaut. Auf diesem Glas sehen sie ein ringförmiges Licht größer und dann rot werden, falls Sie zu tief kommen – die gewünschte Flughöhe läßt sich einstellen. Und das hier, dieses Rädchen, ist der Schwerkraftregler. Er wirkt nur bis zu einem gewissen Grade, erleichtert aber die Landung oder das sehr langsame Fliegen. Alles andere sollten sie kennen! Der Kurs ist Ihnen bekannt, außerdem habe ich mich diesbezüglich ein wenig eingeschult. Wir werden einen angenehmen Flug haben!“ Die Frau betätigte zwei offenbar neu angebrachte Kippschalter, und unter dem Bug des Flugzeugs gingen starke Scheinwerfer an. Sie steckte ihre Brille wieder ein, sah Lukowsky gut gelaunt an und forderte auf: „Nun? Starten Sie die Motoren! Da die beiden Knöpfe! In wenigen Minuten wird Herr Weiß kommen und das Kipptor öffnen!“ Sie schnallte sich an. Lukowsky betätigte die beiden Knöpfe. Ein leises dumpfes Summen ertönte, das tatsächlich an das Geräusch einer Schar dicker Hummeln erinnerte, und die beiden Luftschrauben setzten sich in Bewegung. Trockener Staub wirbelte auf. Antonietta Alotti sah zur Uhr. In dem Funkgerät des Flugzeugs knackte es. Dann ertönte die Stimme von Hugo Weiß: „Hallo! Falls Ihr so weit seid – die grünen Lampen brennen – in zwei Minuten geht die Tür auf.“ Antonietta nahm das Mikrophon und sprach hinein: „Wir sind so weit! Danke.“ Sie knipste die Innenbeleuchtung aus. Nur noch an den Armaturen glomm Licht. Die Bugscheinwerfer strahlten voraus und zeigten die unter-irdische Rollbahn. Die Frau deutete mit einer Hand auf die Uhr und berührte mit der anderen Lukowskys Schulter: „Los!“ Lukowsky löste die Bremsen und schob vorsichtig den Gashebel nach vorn. Die ( 489 )

Z-PLAN Ju 88 setzte sich in Bewegung. Er spürte die Hand der Frau an seiner Schulter stärker zugreifen, als wolle sie sich nun doch an ihm festhalten. Aus dem Lautsprecher des Funkgeräts tönte erneut die Stimme von Hugo Weiß: „Tür ist voll offen! Viel Glück!“ Lukowsky trat auf die Bremsen und gab mehr Gas. Einen kleinen Augenblick hielt er die Maschine fest. Dann ließ er sie losschnellen, schob den Gashebel noch weiter vor und gab zugleich Ruderdruck nach unten. Die Ju 88 raste mit dem Gesumme von tausend Hummeln schnurgerade die Piste in der unterirdischen Anlage entlang. Was rechts und links zu sehen war, hastete vorbei, als würde es von unsichtbaren Händen nach hinten gerissen. Nach Augenblicken sausten sie an den beiden grünen Markierungslichtern vorbei und die flach ansteigende Rampe empor, über der sich das gigantische Kipptor weit geöffnet hatte. Lukowsky wechselte den Ruderdruck und zog steil nach oben – sie waren draußen. Die Maschine flog in einen klaren Sternenhimmel hinein, an dem eine helle Mondsichel stand. Die Frauenhand ließ seine Schulter los und knipste die Bugscheinwerfer aus. Sie stiegen nur auf etwa fünfhundert Meter. Die Ju 88 ließ sich tatsächlich sehr gut handhaben. Während des Krieges hatte sie den Ruf gehabt, daß man alles mit ihr machen könne, und das stimmte auch heute noch. Antonietta Alotti sagte mit noch nicht ganz so fester Stimme, wie sie sonst zu sprechen pflegte: „Ich möchte gern eine Runde über das Gelände fliegen. Langsam.“ Lukowsky tat ihr den Gefallen. Bei genauem Hinsehen konnten sie gerade noch erkennen, wie der von Gras und Sträuchern bewachsene Eingang sich wieder schloß. Antonietta blickte hinunter, und in ihren Worten lag ein Anflug von Ehrfurcht: „Stellen Sie sich vor, was unsere Eltern da geleistet haben, so etwas zu bauen – und das unter den schwierigen Umständen von damals!“ Doch dann wurde sie wieder ganz sachlich und sagte fest: „Auf nach Österreich!“ Lukowsky ließ sich auf das Antiradargerät nicht ein, das, wie Antonietta selbst gesagt hatte, bei ihrer Firma noch in der Erprobungsphase stand. So flogen sie mit ihrer leise summenden, nachtschwarz gestrichenen Maschine in Baumwipfelhöhe dahin, nicht allzu schnell, da sie gut im Zeitplan lagen. Der sichelförmige Mond spendete genügend Licht, um die Umrisse der Berge deutlich erkennbar zu machen, als sie sich den Alpen näherten. Es war ein ruhiger, völlig problemloser Flug. Durch die voll verglaste Kanzel war der Sternenhimmel zu sehen, und immer wieder ließ die Frau ihren Blick zu den Sternen schweifen. Sie war ganz still, mit ihren Gedanken allein, die Lukowsky nicht kannte. ( 490 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

Ju 88 setzte sich in Bewegung. Er spürte die Hand <strong>der</strong> Frau an seiner Schulter<br />

stärker zugreifen, als wolle sie sich nun doch an ihm festhalten. Aus dem Lautsprecher<br />

des Funkgeräts tönte erneut die St<strong>im</strong>me von Hugo Weiß: „Tür ist voll<br />

offen! Viel Glück!“ Lukowsky trat auf die Bremsen und gab mehr Gas. <strong>Ein</strong>en<br />

kleinen Augenblick hielt er die Maschine fest. Dann ließ er sie losschnellen,<br />

schob den Gashebel noch weiter vor und gab zugleich Ru<strong>der</strong>druck nach unten.<br />

Die Ju 88 raste mit dem Gesumme von tausend Hummeln schnurgerade die Piste<br />

in <strong>der</strong> unterirdischen Anlage entlang. Was rechts und links zu sehen war, hastete<br />

vorbei, als würde es von unsichtbaren Händen nach hinten gerissen. Nach<br />

Augenblicken sausten sie an den beiden grünen Markierungslichtern vorbei und<br />

die flach ansteigende Rampe empor, über <strong>der</strong> sich das gigantische Kipptor weit<br />

geöffnet hatte. Lukowsky wechselte den Ru<strong>der</strong>druck und zog steil nach oben –<br />

sie waren draußen. Die Maschine flog in einen klaren Sternenh<strong>im</strong>mel hinein, an<br />

dem eine helle Mondsichel stand. Die Frauenhand ließ seine Schulter los und<br />

knipste die Bugscheinwerfer aus.<br />

Sie stiegen nur auf etwa fünfhun<strong>der</strong>t Meter. Die Ju 88 ließ sich tatsächlich sehr<br />

gut handhaben. Während des Krieges hatte sie den Ruf gehabt, daß man alles<br />

mit ihr machen könne, und das st<strong>im</strong>mte auch heute noch. Antonietta Alotti sagte<br />

mit noch nicht ganz so fester St<strong>im</strong>me, wie sie sonst zu sprechen pflegte: „Ich<br />

möchte gern eine Runde über das Gelände fliegen. Langsam.“ Lukowsky tat ihr<br />

den Gefallen. Bei genauem Hinsehen konnten sie gerade noch erkennen, wie <strong>der</strong><br />

von Gras und Sträuchern bewachsene <strong>Ein</strong>gang sich wie<strong>der</strong> schloß. Antonietta<br />

blickte hinunter, und in ihren Worten lag ein Anflug von Ehrfurcht: „Stellen Sie<br />

sich vor, was unsere Eltern da geleistet haben, so etwas zu bauen – und das unter<br />

den schwierigen Umständen von damals!“ Doch dann wurde sie wie<strong>der</strong> ganz<br />

sachlich und sagte fest: „Auf nach Österreich!“<br />

Lukowsky ließ sich auf das Antiradargerät nicht ein, das, wie Antonietta selbst<br />

gesagt hatte, bei ihrer Firma noch in <strong>der</strong> Erprobungsphase stand. So flogen sie<br />

mit ihrer leise summenden, nachtschwarz gestrichenen Maschine in Baumwipfelhöhe<br />

dahin, nicht allzu schnell, da sie gut <strong>im</strong> Zeitplan lagen. Der sichelförmige<br />

Mond spendete genügend <strong>Licht</strong>, um die Umrisse <strong>der</strong> Berge deutlich<br />

erkennbar zu machen, als sie sich den Alpen näherten. Es war ein ruhiger, völlig<br />

problemloser Flug. Durch die voll verglaste Kanzel war <strong>der</strong> Sternenh<strong>im</strong>mel zu<br />

sehen, und <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> ließ die Frau ihren Blick zu den Sternen schweifen.<br />

Sie war ganz still, mit ihren Gedanken allein, die Lukowsky nicht kannte.<br />

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