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Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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Z-<strong>PLAN</strong><br />

34<br />

Das flachsblonde Fräulein Hilla brachte Lukowsky zu seinem Wagen und fuhr<br />

anschließend gleich weiter, denn sie war schon in Eile, mußte in einer Dreiviertelstunde<br />

jemanden <strong>im</strong> Gasthaus ‚Marchfel<strong>der</strong> Hof‘ treffen, und das war nicht<br />

ums Eck. Daher habe sie lei<strong>der</strong> überhaupt keine Zeit, so entschuldigte sie sich<br />

und sah ihn dabei bedauernd aus kornblumenblauen Augen an. Es war ihr offenkundig<br />

peinlich, eventuell ungastlich zu erscheinen, aber gewisse Erfor<strong>der</strong>nisse<br />

gingen nun einmal vor. Lukowsky sah das ein. Fräulein Seidel drückte ihm noch<br />

einen zusammengeschnürten Stapel historischer Handbücher über die Ju 88 in<br />

die Hand, ehe sie sich mit einem herzlichen Händedruck verabschiedete.<br />

Im ‚Café Schwarz‘ gab es eine Riesenportion Rühreier mit Schinken und dazu<br />

Semmeln, Kipferl und alles, was die hohe Schule des Bäckerhandwerks hervorbringen<br />

konnte. Außerdem drei Tassen Kaffee von jener Art, die in Wien unter<br />

<strong>der</strong> Bezeichnung ‚Verlängerter Schwarzer‘ zu bekommen ist.<br />

Astrid hatte ihm vor einer Weile die Visitenkarte eines Mannes namens Leopold<br />

Wiesinger gegeben und gesagt, sie kenne keinen klügeren, weiseren Menschen<br />

als diesen älteren Herrn. Bei Gelegenheit solle er ihn unbedingt einmal besuchen.<br />

Es sei gar nicht einfach, von diesem Mann empfangen zu werden, doch<br />

habe sie ihm deswegen geschrieben. Herr Wiesinger lud Lukowsky auf dessen<br />

Anruf hin sogleich zu sich ein; für einen Freund von Astrid Xylan<strong>der</strong> habe er<br />

<strong>im</strong>mer Zeit.<br />

Leopold Wiesinger wohnte in einer kleinen aber Behaglichkeit ausstrahlenden<br />

Wohnung <strong>im</strong> 4. Bezirk. Er war ein hochgewachsener Mann in den Sechzigern,<br />

<strong>der</strong> trotz weißer Haare und <strong>der</strong> außergewöhnlich geruhsamen Art, die er an sich<br />

hatte, alles an<strong>der</strong>e als alt wirkte. Er führte Lukowsky in ein schmales Z<strong>im</strong>mer,<br />

an dessen Stirnseite vor dem Fenster sich ein kleiner Schreibtisch mit einer<br />

Schreibmaschine darauf befand. Zwei Wände des Raums bestanden aus Regalen,<br />

die von unten bis oben mit Büchern angefüllt waren. In einer Ecke stand ein<br />

Schemel, <strong>der</strong> vermutlich zum Daraufsteigen gedacht war, wenn Herr Wiesinger<br />

an die in den obersten Regalreihen befindlichen Bücher wollte. An <strong>der</strong> gegenüberliegenden<br />

Wand hingen dicht an dicht Bil<strong>der</strong>, unter diesen Dürers Zyklus<br />

über die Johannes-Apokalypse. Ferner gab es einen kleinen quadratischen Tisch<br />

in dem Z<strong>im</strong>mer, eine Stehlampe und zwei sehr bequeme Polstersessel. Wiesinger<br />

deutete auf einen dieser Sessel und sagte: „Nehmen Sie Platz, Herr Lukow-<br />

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