Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN Zimmer mit geblümten Tapeten und gerafften Gardinen vor den Fenstern. Und an seinem Bett saß Astrid Xylander. Sie hatte einen elfenbeinfarbenen Morgenrock an und ihre offenen Haare auf einer Seite mit einem Schildpattkämmchen aus dem Scheitel gesteckt. Sie war sehr schön. Und Lukowsky hörte auch ihre Stimme. Sie sagte mit einem gutgelaunten Lächeln: „Die schönen Tage von Aranjuez sind nun zu Ende, mein Freund – Du bist kuriert!“ Lukowsky richtete sich im Bett auf und sah die Frau an. Es war ihm, als sei er aus einem langen, traumreichen Schlaf erwacht. Er fragte nach einigen Augenblicken der Besinnung: „Astrid! Was ist mit Fischer und Busch?“ Sie lächelte, zeigte eine kleine Geste mit beiden Händen und sagte leichthin: „Nun ja, Ihr waret halt alle ein bißchen gestorben. Aber es ist ja wieder in Ordnung! Die drei Musketiere sind bald wieder fröhlich beisammen!“ Lukowsky sah die Frau unsicher an: „Sag mir, was los ist, Astrid, bitte! Ich habe ein Gefühl – es ist sehr sonderbar. Was war?“ Sie rückte näher am Bettrand an ihn heran und hob ihre Haare hoch, um sich nicht auf sie zu setzen. Erstmals fiel Lukowsky auf, daß sie wirklich so lang waren, und das erinnerte ihn an ‚Vita Nova‘. Astrid sprach wie eine geduldige Mutter: „Es ist doch alles ganz einfach! Ich habe Dir bereits erklärt, daß unser ewiges Ich untrennbar mit unseren unverletzlichen Astralkörpern verbunden ist, nicht wahrt? Gut! Wer sich damit einigermaßen auskennt, kann eine Menge reparieren – nennen wir es einmal so – von innen nach außen, gewissermaßen.“ Sie betonte: „Es ist wirklich nicht schwierig zu verstehen! Peter Fischer und Fritz Busch waren verhältnismäßig leicht wiederherzustellen, denn ihre Verwundungen sind nicht gar so zahlreich gewesen. Immerhin, schon arg! Bei Dir wäre es ein wenig zeitraubender geworden, wenn Du nicht so brav das Licht empfangen hättest. Doch Du hattest ja! In Dir steckten“ – sie zählte es ihm an ihren Fingern vor – „acht Kugeln, medizinisch gesehen mindestens vier davon tödlich, ferner gab es sechs Durchschüsse und einige Streifschüsse, die ich im einzelnen unerwähnt lassen will. Da galt es schon einiges zu tun, und ich muß Dir sagen, einmal hatte ich Angst um Dich. Du warst schon fast zu weit hineingegangen in das Grüne Land.“ Lukowsky griff mit einer Hand in ihre Haare, den rotgoldenen Schleier, der ihm den Blick auf den Weg ohne Umkehr genommen hatte, und sagte: „Das war, als Du Dich ganz dicht über mich beugtest?“ Sie nickte: „Aber nun ist ja alles gut!“ Lukowsky sah sich um: „Bin ich jetzt in Deinem Haus?“ Astrid nickte: „Das hast Du gut erraten!“ Er fragte: „Wie lange bin ich bewußtlos gewesen?“ Die Frau dachte einen Augenblick ( 459 )

Z-PLAN nach und antwortete dann: „Ach, so vielleicht fünf bis sechs Wochen. Allerdings warst Du keineswegs immerzu ganz ohne Besinnung, Du hast sogar tüchtig gegessen. Es war bloß so, daß Dein innerer und Dein äußerer Leib zeitweilig voneinander getrennt sein mußten, damit dem inneren an jenen Stellen zusätzliche Kräfte zugeführt werden konnten, an denen der äußere schwer beschädigt war. So wurde der innere, der ja unverwundbare Astralkörper, in die Lage versetzt, die Schäden des äußeren Grobstoffleibs gewissermaßen ‚kunstzustopfen‘.“ Sie lachte, und es klang wie silberne Glöckchen: „Das war wohl ein kurioser Vergleich? Doch gar nicht so falsch!“ Sie zeigte eine Gleichgültigkeit andeutende Geste mit ihren schönen Händen: „Aber reden wir nicht mehr davon!“ Sie stand von der Bettkante auf, klatschte in die Hände und sagte: „Auf, auf! Zieh Dich an! Das Badezimmer ist die Tür gleich links. Ich warte unten im Wohnzimmer! Du bist jetzt so weit!“ Sie gab ihm noch einen Kuß auf die Nasenspitze und ließ ihn allein. Lukowsky warf einen Blick aus dem Fenster. Die Linde, die davor ihre Zweige ausbreitete, wirkte beinahe winterlich. Er stand auf – und es ging. In einem mit kunstvollen Schnitzereien versehenen Kleiderschrank fand er seine Sachen. Sogar seine alte Fliegerjacke, die von geduldigen Händen mit zahlreichen Flicken versehen worden war. Auch sonst fehlte nichts, alles war da, was ihm gehörte, säuberlich in einem Regal: Brieftasche, Schlüssel und der Revolver - verschrammt, doch geputzt und geölt. Außerdem lag ein kleiner Stapel Post da, die jemand regelmäßig vom Jürgensplatz geholt haben mußte. Neben diesen kleinen und großen Briefen, separat hingelegt, befand sich ein flaches quadratisches Päckchen ohne einer Briefmarke darauf. Es trug Veras Handschrift! Das hieß wohl, es war persönlich übergeben worden. Vermutlich an Antonietta und von dieser an Astrid. Und das wiederum bedeutete: Vera war tatsächlich an seinem Bett gewesen; er hatte sich das nicht bloß eingebildet! Eine warme Woge durchströmte Ernst Lukowsky. Er ging zum Fenster und öffnete mit leicht zitternden Fingern das starke weiße Papier. Eine flache Holzschachtel mit sorgfältig darauf gemalten germanischen Ornamenten kam zum Vorschein, und darin ein Poesiealbum mit rotbraunem Ledereinband. Lukowsky schlug es auf. Innen stand, wie ein Titel, mit umbrabrauner Tinte: 'Don Quijote und Dulcinea'. Das kleine Buch war von der ersten bis zur letzten Seite voll geschrieben. Alles in Versform, ein einziges, langes, über viele Seiten reichendes Gedicht. Auf dem letzten Blatt stand das Wort: 'Danke', umrankt von einer großen kastanienbraunen Locke, die mit silbernen Fäden angenäht war. Lukowsky schloß das leder- ( 460 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

Z<strong>im</strong>mer mit geblümten Tapeten und gerafften Gardinen vor den Fenstern. Und<br />

an seinem Bett saß Astrid Xylan<strong>der</strong>. Sie hatte einen elfenbeinfarbenen Morgenrock<br />

an und ihre offenen Haare auf einer Seite mit einem Schildpattkämmchen<br />

aus dem Scheitel gesteckt. Sie war sehr schön. Und Lukowsky hörte auch ihre<br />

St<strong>im</strong>me. Sie sagte mit einem gutgelaunten Lächeln: „Die schönen Tage von<br />

Aranjuez sind nun zu Ende, mein Freund – Du bist kuriert!“ Lukowsky richtete<br />

sich <strong>im</strong> Bett auf und sah die Frau an. Es war ihm, als sei er aus einem langen,<br />

traumreichen Schlaf erwacht. Er fragte nach einigen Augenblicken <strong>der</strong> Besinnung:<br />

„Astrid! Was ist mit Fischer und Busch?“ Sie lächelte, zeigte eine<br />

kleine Geste mit beiden Händen und sagte leichthin: „Nun ja, Ihr waret halt alle<br />

ein bißchen gestorben. Aber es ist ja wie<strong>der</strong> in Ordnung! Die drei Musketiere<br />

sind bald wie<strong>der</strong> fröhlich beisammen!“ Lukowsky sah die Frau unsicher an:<br />

„Sag mir, was los ist, Astrid, bitte! Ich habe ein Gefühl – es ist sehr son<strong>der</strong>bar.<br />

Was war?“ Sie rückte näher am Bettrand an ihn heran und hob ihre Haare hoch,<br />

um sich nicht auf sie zu setzen. Erstmals fiel Lukowsky auf, daß sie wirklich so<br />

lang waren, und das erinnerte ihn an ‚Vita Nova‘. Astrid sprach wie eine geduldige<br />

Mutter: „Es ist doch alles ganz einfach! Ich habe Dir bereits erklärt, daß<br />

unser ewiges Ich untrennbar mit unseren unverletzlichen Astralkörpern verbunden<br />

ist, nicht wahrt? Gut! Wer sich damit einigermaßen auskennt, kann eine<br />

Menge reparieren – nennen wir es einmal so – von innen nach außen, gewissermaßen.“<br />

Sie betonte: „Es ist wirklich nicht schwierig zu verstehen! Peter Fischer<br />

und Fritz Busch waren verhältnismäßig leicht wie<strong>der</strong>herzustellen, denn ihre Verwundungen<br />

sind nicht gar so zahlreich gewesen. Immerhin, schon arg! Bei Dir<br />

wäre es ein wenig zeitrauben<strong>der</strong> geworden, wenn Du nicht so brav das <strong>Licht</strong><br />

empfangen hättest. Doch Du hattest ja! In Dir steckten“ – sie zählte es ihm an<br />

ihren Fingern vor – „acht Kugeln, medizinisch gesehen mindestens vier davon<br />

tödlich, ferner gab es sechs Durchschüsse und einige Streifschüsse, die ich <strong>im</strong><br />

einzelnen unerwähnt lassen will. Da galt es schon einiges zu tun, und ich muß<br />

Dir sagen, einmal hatte ich Angst um Dich. Du warst schon fast zu weit hineingegangen<br />

in das Grüne Land.“ Lukowsky griff mit einer Hand in ihre Haare,<br />

den rotgoldenen Schleier, <strong>der</strong> ihm den Blick auf den Weg ohne Umkehr genommen<br />

hatte, und sagte: „Das war, als Du Dich ganz dicht über mich beugtest?“<br />

Sie nickte: „Aber nun ist ja alles gut!“ Lukowsky sah sich um: „Bin ich<br />

jetzt in Deinem Haus?“ Astrid nickte: „Das hast Du gut erraten!“ Er fragte:<br />

„Wie lange bin ich bewußtlos gewesen?“ Die Frau dachte einen Augenblick<br />

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