Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN Madonna um – sie wartete geduldig vor einem steinernen Brunnen auf eine bessere Zeit. Zum Himmel sah sie nicht auf. An der letzten noch mit einem Auto befahrbaren Stelle des von Unkraut überwucherten Platzes vor dem Friedhof, parkte der hellblaue Opel Admiral, von der Brücke aus gut zu erkennen. Lukowsky lenkte nach links, auf die etwa hundert Meter weiter liegende Kapelle zu. Dort saß Fischer auf den Stufen zum Eingang. Jetzt erhob er sich, gab ein anweisendes Handzeichen und rief: „Den Wagen dort in die Büsche! Hinter die Kapelle!“ Lukowsky folgte diesem Wink und steuerte den Wagen hinter der kleinen Kirche in dichtes Gestrüpp. Von der Zufahrtsseite her konnte ihn niemand entdecken. Fischer begrüßte die beiden Ankömmlinge mit. „Willkommen am Schauplatz des jüngsten Gerichts!“ Er lächelte. Sie gaben sich die Hände. Busch sagte: „Es läuft alles, aber wir müssen damit rechnen, daß Valtine nebst Gescherr sehr bald hier auftaucht. Er bestand auf einem Treffen morgen vormittag. Ich gab schließlich nach und habe gesagt, ich fahre mit dem Opel die Nacht durch. Das war das einzig Glaubwürdige. Er wird ganz gewiß als erster vor Ort sein wollen. Wie ich ihn einschätze, plant er, noch heute abend seine Leute hier zu postieren, dann in einem Hotel in Augsburg zu übernachten und morgen früh herzukommen.“ – „Das heißt,“ sagte Fischer: „wir müssen von nun an mit allem rechnen. Ich zeige Euch jetzt die Gegebenheiten.“ Damit ging er voran, in das Innere der Kapelle. Schon von draußen war ein seltsames, quietschendes Geräusch vernehmbar gewesen. Es rührte von einem großen langsam hin-und-her-schwingenden eisernen Leuchter. Ganz gleichmäßig und ohne erkennbaren Antrieb, pendelte er an einer rostigen Kette unter der hoch gewölbten Kapellendecke. Durch zerbrochene Fenster fiel buntgefärbt das Licht der Abendsonne. Der ausgewetzte Sandsteinboden zeigte an einigen Stellen Holzstummel, auf denen es einmal Bänke gegeben haben mochte. Vor der Rückwand stand ein kahler Altar aus glattem Stein und dahinter hing ein vermodertes Holzkreuz. Ein niedriger Torbogen führte in den kleinen Turm und unter einen leeren Glockenstuhl. Auf der rechten Seite klaffte ein tiefer Mauerriß, der den Blick auf den Friedhof und die Madonnenfigur bei ihrem Brunnen freigab. Dort draußen schien die Sonne. Ihre rotgoldenen Strahlen schimmerten auf dem herbstlichen Laub der Bäume, den wild wuchernden Sträucher und ebenso auf den moosüberzogenen Steinen. Goldfarbige Reflexe spielten an den Glassplittern einer einsam dastehenden verrosteten Laterne. Fischer stieg durch die Maueröffnung und sagte: „Von hier aus können wir dem Feind in den Rücken kommen. Das ist günstig, denn wir werden sicher in der ( 449 )

Z-PLAN Unterzahl sein.“ Er sah Lukowsky an: „Einer vorne beim Eingang, einer hier an der Mauerspalte, und ein dritter bei dem Brunnen mit der Mutter-Gottes-Figur. Das Laub der Sträucher ist schon zu dürftig, als daß da gute Deckung möglich wäre.“ Er schüttelte mit einem traurigen Lächeln den Kopf: „Ist es nicht wirklich verrückt? Doch es geht nicht anders!“ Sie standen zu dritt vor der gotischen Kapelle. Überraschend konnte hier her niemand her gelangen. Wer immer diesen verlassenen Ort besuchen wollte, mußte über die Holzbrücke, die ihr unüberhörbares klapperndes Geräusch von sich geben würde. Außerdem war das Laub der den Bachlauf säumenden Sträucher schon herbstlich gelichtet, so daß zumindest die Scheinwerfer nahender Fahrzeuge unübersehbar sein mußten. Ein leichter Wind tat sich auf, in den Baumwipfeln raschelte das schon weitgehend trockene Laub. Hin und wieder wehten verwelkte Blätter zu Boden. Lukowsky richtete den Blick auf die zwischen den Zweigen der Bäume hindurch scheinende Sonne. Sie stand nun bereits sehr tief. Und er dachte: Der Winter naht – und die Wintersonne – Vera ... Zeit verstrich. Die Sonne sank. Nur mehr dunkelrote Glut floß über die Wolken des Himmels wie warmes Blut. Der Wind hatte sich wieder gelegt. Es war sehr still. Allein das leise, eintönige Quietschen des an seiner rostigen Kette unter der Kirchendecke schaukelnden Eisenleuchters drang durch den Eingang ins Freie. Busch trug ein kleines, flaches Paket unter den Arm geklemmt. Die Attrappe der Silberplatte. Er sagte: „Wenn Valtine kommt, geht Ihr sofort in Eure Deckungen.“ Fischer teilte ein: „Ernst an den Mauerriß; ich hinter den Brunnen. Fritz dann sofort hinein in die Kapelle, Stellung beim Eingang.“ Lukowsky schlug vor: „Ich sollte nach vorne an den Brunnen. Mein .44er Revolver ist am ehesten geeignet, ein Auto schon im Herankommen zu stoppen.“ Fischer stimmte zu: „Das ist richtig. Also tauschen wir.“ Die Atmosphäre war nun nüchtern, militärisch, vergessen die Romantik der malerischen Umgebung. Das Rot des Himmels hatte sich in dunkles Violett verwandelt. Der Abend kam. Von ferne waren Motorengeräusche zu hören, doch nicht das Klappern der Holzbrücke. Die Geräusche wurden lauter und wieder leiser, bis sie völlig verklangen. Der Abend war da. Aber noch warf ein vom Horizont kommender Widerschein helle violette Lichtschimmer auf die Erde. Es war noch nicht dunkel. Mehrere scharfe Knalle bellten in schneller Folge von der anderen Seite des ( 450 )

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Unterzahl sein.“ Er sah Lukowsky an: „<strong>Ein</strong>er vorne be<strong>im</strong> <strong>Ein</strong>gang, einer hier an<br />

<strong>der</strong> Mauerspalte, und ein dritter bei dem Brunnen mit <strong>der</strong> Mutter-Gottes-Figur.<br />

Das Laub <strong>der</strong> Sträucher ist schon zu dürftig, als daß da gute Deckung möglich<br />

wäre.“ Er schüttelte mit einem traurigen Lächeln den Kopf: „Ist es nicht<br />

wirklich verrückt? Doch es geht nicht an<strong>der</strong>s!“<br />

Sie standen zu dritt vor <strong>der</strong> gotischen Kapelle. Überraschend konnte hier her<br />

niemand her gelangen. Wer <strong>im</strong>mer diesen verlassenen Ort besuchen wollte,<br />

mußte über die Holzbrücke, die ihr unüberhörbares klapperndes Geräusch von<br />

sich geben würde. Außerdem war das Laub <strong>der</strong> den Bachlauf säumenden Sträucher<br />

schon herbstlich gelichtet, so daß zumindest die Scheinwerfer nahen<strong>der</strong><br />

Fahrzeuge unübersehbar sein mußten. <strong>Ein</strong> leichter Wind tat sich auf, in den<br />

Baumwipfeln raschelte das schon weitgehend trockene Laub. Hin und wie<strong>der</strong><br />

wehten verwelkte Blätter zu Boden. Lukowsky richtete den Blick auf die zwischen<br />

den Zweigen <strong>der</strong> Bäume hindurch scheinende <strong>Sonne</strong>. Sie stand nun bereits<br />

sehr tief. Und er dachte: Der Winter naht – und die Wintersonne – Vera ...<br />

Zeit verstrich. Die <strong>Sonne</strong> sank. Nur mehr dunkelrote Glut floß über die Wolken<br />

des H<strong>im</strong>mels wie warmes Blut. Der Wind hatte sich wie<strong>der</strong> gelegt. Es war sehr<br />

still. Allein das leise, eintönige Quietschen des an seiner rostigen Kette unter <strong>der</strong><br />

Kirchendecke schaukelnden Eisenleuchters drang durch den <strong>Ein</strong>gang ins Freie.<br />

Busch trug ein kleines, flaches Paket unter den Arm geklemmt. Die Attrappe <strong>der</strong><br />

Silberplatte. Er sagte: „Wenn Valtine kommt, geht Ihr sofort in Eure Deckungen.“<br />

Fischer teilte ein: „Ernst an den Mauerriß; ich hinter den Brunnen. Fritz<br />

dann sofort hinein in die Kapelle, Stellung be<strong>im</strong> <strong>Ein</strong>gang.“ Lukowsky schlug<br />

vor: „Ich sollte nach vorne an den Brunnen. Mein .44er Revolver ist am ehesten<br />

geeignet, ein Auto schon <strong>im</strong> Herankommen zu stoppen.“ Fischer st<strong>im</strong>mte zu:<br />

„Das ist richtig. Also tauschen wir.“ Die Atmosphäre war nun nüchtern, militärisch,<br />

vergessen die Romantik <strong>der</strong> malerischen Umgebung.<br />

Das Rot des H<strong>im</strong>mels hatte sich in dunkles Violett verwandelt. Der Abend kam.<br />

Von ferne waren Motorengeräusche zu hören, doch nicht das Klappern <strong>der</strong><br />

Holzbrücke. Die Geräusche wurden lauter und wie<strong>der</strong> leiser, bis sie völlig<br />

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Der Abend war da. Aber noch warf ein vom Horizont kommen<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>schein<br />

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