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Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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Z-<strong>PLAN</strong><br />

1<br />

Feiner Nieselregen traf in das Gesicht des großen blonden Mannes von wohl<br />

Ende dreißig, dessen le<strong>der</strong>ne Fliegerjacke schon einigermaßen schäbig aussah.<br />

Das Schild, auf dem ‚Düsseldorf Hbf‘ stand, war von <strong>der</strong> gleichen schmuddeligen<br />

Färbung, wie die meisten Bahnhofsschil<strong>der</strong> sind. Ernst Lukowsky ging<br />

außerhalb <strong>der</strong> Überdachung auf und ab. Hier, unter freiem H<strong>im</strong>mel, erschien<br />

ihm die Luft reiner, <strong>der</strong> Blick klarer, hier, wo nicht übernächtigte Wartende die<br />

St<strong>im</strong>mung gedrückten Aufbruchs an ihn herantrugen. Aber es blieb kalt. Der<br />

späte Sommer dieses Jahres 1972 neigte sich bereits dem Herbst zu. Lukowsky<br />

fröstelte. Er hob die Schultern und spannte alle Muskeln gegen die kühle Feuchtigkeit<br />

an. Das Wetter war mies, und Lukowsky war müde, und das zusammen<br />

würde ihm die Laune verdorben haben, hätte er sich nicht längst abgewöhnt<br />

gehabt, auf <strong>der</strong>gleichen zu achten. Außerdem kam ihm <strong>der</strong> Auftrag gerade recht.<br />

Schon wegen <strong>der</strong> Moneten, die <strong>der</strong> Betriebsstoff dieser Erdenwelt waren. Aber<br />

auch das Philosophieren hatte er sich abgewöhnt. Es zahlte einem keiner einen<br />

Groschen dafür. Ernst Lukowsky mußte aber ein paar Groschen verdienen.<br />

Neben ihm schob sich wie ein auftauchendes U-Boot <strong>der</strong> Aufzug für die Bahnfracht<br />

empor. Zwei dunkelblau gekleidete Männer sprangen heraus. Sie lachten<br />

sich müde an, warfen einen groben Scherz in die Luft und zogen zwei niedrige<br />

Karren hervor. Bald verschwanden sie damit in <strong>der</strong> Dunkelheit. Lukowsky<br />

wandte sich um und blickte in die matt erleuchteten Bahnsteigschächte. Er beobachtete,<br />

wie <strong>der</strong> größere <strong>der</strong> beiden schwarzen Zeiger über dem neonerhellten<br />

Zifferblatt <strong>der</strong> Uhr zwischen den Anzeigetafeln auf die Zwölf rückte. Leerer<br />

wurden die kalten Betonstreifen neben den Schienen. Kleine Gebäude standen<br />

wie erstarrt: Die Bahnaufsicht, ein geschlossener Kiosk, Telefonzellen. Vereinzelte<br />

Wartende schlichen umher wie geprügelte Hunde o<strong>der</strong> hockten müde auf<br />

harten Bänken bei ihrem Gepäck, als habe das launische Leben sie böswillig<br />

hierher verdammt.<br />

Lukowsky war wie<strong>der</strong> unter die Überdachung getreten. Kühler Wind blies ihm<br />

Regenschleier nach, bis er an die Treppe gelangte, die zur Bahnhofshalle führte.<br />

Er bohrte seine Hände tiefer in die Jackentaschen und ging dorthin zurück, wo<br />

<strong>der</strong> Bahnfrachtlift aufgetaucht war.<br />

<strong>Ein</strong> Lautsprecher tönte: „... aus Dortmund nach München über Köln, Mainz...“<br />

Dann schoß eine Elektrolokomotive vorüber, schleppte schmutzverkrustete<br />

Waggons in den röhrenförmigen Bahnhof. Es folgte Kreischen von Bremsen,<br />

Rufe aus heiseren Kehlen, Türenschlagen – <strong>der</strong> Zug stand.<br />

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