Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

thule.italia.net
von thule.italia.net Mehr von diesem Publisher
29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN nichts von Bedeutung dabei. Also begab er sich daran, an Fräulein Alotti einen Brief aufzusetzen. Dieser wurde nicht so ausführlich, wie er es sich ursprünglich vorgenommen hatte, aber wenigstens ein Zeichen des guten Willens. In den nächsten Tagen wollte er ihr abermals schreiben und dann auch über die ‚Figura‘ berichten und von der wunderbaren Wirkung, die ihre Zopfspitze darin tat, sofern Peter Fischer und Astrid Xylander nicht vehement dagegen sein würden. Lukowsky nahm den Brief an Antonietta auch den Umschlag mit den Ablichtungen der Tagebuchblätter für Astrid und verließ das Büro. Zuerst brachte er den Brief zur Post und fuhr dann in Richtung Benrath. Er wollte Astrid das Kuvert übergeben, vielleicht auch ein paar Worte mit ihr reden. Es ging ihm so manches durch den Kopf, eine Menge Fragen, die nach Antwort suchten. Doch Astrid war nicht da, und so steckte Lukowsky das Kuvert in den Briefschlitz in der Tür und fuhr zurück ins Büro. Das Telefon klingelte; er hörte es schon wie aus weiter Ferne, als er die Tür aufschloß. Der Anrufer hatte Geduld. Als Lukowsky den Hörer nahm, tönte Cornelius‘ Stimme: „Tag! Ich wäre jetzt gegenüber im Präsidium. Haben Sie Zeit? Dann komme ich mal eben.“- Es vergingen keine zehn Minuten, bis Cornelius erschien. Er hatte einen Zigarettenstummel im Mund und fragte: „Na? Wo ist ihr Beutestück?“ Lukowsky antwortete: „Wo Mist hingehört.“ Im Arbeits-zimmer faßte er den Papierkorb am Rand und hielt ihn Cornelius hin. Der gab ein Brummen von sich, angelte mit Hilfe eines Fetzen Papiers die FN-Pistole heraus und betrachtete sie: „Die haben Sie natürlich überall angetatscht und die Fingerabdrücke versaut?“ – „Am Griffstück nicht,“ entgegnete Lukowsky. Cornelius ließ abermals ein Brummen hören, und steckte die ‚FN‘ in seine Manteltasche. Dann fragte er: „Haben sie zwei Stunden Zeit?“ Lukowsky sah auf die Uhr: „Warum?“ Cornelius drückte seinen Zigarettenstummel in dem Messingaschenbecher auf dem Schreibtisch aus: „Hätte Ihnen gern was gezeigt. Ist aber eine kleine Autotour bis dahin.“ Lukowsky fragte: „Wohin?“ – „Bonn,“ antwortete Cornelius, „Kleiner Friedhofsbesuch. Auf der Fahrt erzähle ich Ihnen einiges dazu. Könnte Sie interessieren. Vielleicht werden wir ja beide klüger dabei.“ Cornelius hustete, er war erkältet. Lukowsky nahm seine Jacke. Sie fuhren in Cornelius‘ grauem Audi. Der Wagen war sicher kaum älter als ein Jahr, aber in dieser Zeit ganz bestimmt kein einziges Mal innen geputzt worden. Der Aschenbecher quoll über, auf dem Boden lagen zertretene Zigarettenreste und abgebrochene Filter. Aber sonst schien das Auto in Ordnung zu sein. ( 349 )

Z-PLAN Sie waren kaum zwei Straßenkreuzungen weit gefahren, da bemerkte Cornelius in gleichgültig klingendem Ton: „Sie hatten in München ein Rendezvous mit einer attraktiven langgezopften jungen Dame? Fräulein Alotti ist bei uns keine Unbekannte. Wenn Sie mein Dossier aufmerksam gelesen haben – das haben Sie offenbar getan – müssen Sie das wissen. Die Schöne steht zeitweilig unter Beobachtung. Beziehungsweise stand, denn sie ist den Kollegen wieder mal ausgebüxt.“ Lukowsky forschte: „Warum steht, beziehungsweise stand, sie unter Beobachtung?“ Cornelius antwortete bereitwillig: „Aus keinem bestimmten Grund. Sie ist in der Rüstungsindustrie tätig. Schon seit Jahren. Oder richtiger gesagt: Sie arbeitet bei einem Betrieb, der Dinge entwickelt und herstellt, die ihn in die Lage versetzen, auch wehrtechnische Güter herzustellen – sehr brisante. Und so was müssen wir devot ans Ausland abliefern, an unsere westlichen Feinde, o - ich meinte, Freunde! Wir sind ja eine souveräne Satrapie. Aber manche deutsche Firmen finden das unangebracht. Auch der Verlobte der Alotti war in der Branche. Ist vor zwei Jahren samt seinem kompletten Ingenieurbüro in die Luft geflogen. Das ganze Haus: Puff! Es lag irgendwo in der schwäbischen Walachei. Vielleicht haben sie da zu riskante Experimente durchgeführt. Möglich auch, man hat nachgeholfen. Ist bei so was nie ganz zu klären. War tragisch, eine Woche vor der geplanten Hochzeit der beiden, Baby schon unterwegs. Jetzt hat die Alotti unehelich ein Kind, ein Mädchen, glaub ich. Aber an Geld fehlt's ihr sicher nicht. Die Schöne mit Zopf hat in ihrer Firma eine Vertrauensstellung. Geheimnisträgerin sozusagen. Sie ist ihrer Firma ganz entsetzlich loyal. Man hat sie schon zweimal zu Interviews gebeten. Wegen gewisser, besser gesagt ungewisser Dinge, die in ihrer Firma vor sich gehen oder vor sich gehen könnten. Auch das in die Luft geflogene Ingenieurbüro ihres dahingegangenen Verlobten stand mit dieser Firma in einer ungeklärten Verbindung. Fräulein Alotti hat von nichts eine Ahnung, wahrscheinlich wußte sie bei den Vernehmungen nicht einmal die Uhrzeit. So ein richtig süßes Unschuldsschäfchen ist das, zum Abknutschen.“ Cornelius kramte eine Zigarette hervor, brach umständlich den Filter ab und steckte sie an. Als er damit fertig war, ergänzte er gleichmütig: „Na, ja, sie wird wieder auftauchen.“ Lukowsky fragte: „Was ist falsch daran, wenn Mitarbeiter gegenüber ihrer Firma loyal sind und, wenn nötig, nach außen hin verschwiegen?“ Cornelius spuckte Tabakfasern aus, die ihm auf die Zunge geraten waren, lachte auf und hustete: „Gar nichts ist schlecht daran. Das ist ja das Schlimme! Wir leben in einer schlechten Welt, die es eben anders erwartet! Wußten Sie das noch nicht?“ Cornelius war mit seiner Zigarette ( 350 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

nichts von Bedeutung dabei. Also begab er sich daran, an Fräulein Alotti einen<br />

Brief aufzusetzen. Dieser wurde nicht so ausführlich, wie er es sich ursprünglich<br />

vorgenommen hatte, aber wenigstens ein Zeichen des guten Willens. In den<br />

nächsten Tagen wollte er ihr abermals schreiben und dann auch über die<br />

‚Figura‘ berichten und von <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>baren Wirkung, die ihre Zopfspitze darin<br />

tat, sofern Peter Fischer und Astrid Xylan<strong>der</strong> nicht vehement dagegen sein<br />

würden. Lukowsky nahm den Brief an Antonietta auch den Umschlag mit den<br />

Ablichtungen <strong>der</strong> Tagebuchblätter für Astrid und verließ das Büro. Zuerst<br />

brachte er den Brief zur Post und fuhr dann in Richtung Benrath. Er wollte<br />

Astrid das Kuvert übergeben, vielleicht auch ein paar Worte mit ihr reden. Es<br />

ging ihm so manches durch den Kopf, eine Menge Fragen, die nach Antwort<br />

suchten. Doch Astrid war nicht da, und so steckte Lukowsky das Kuvert in den<br />

Briefschlitz in <strong>der</strong> Tür und fuhr zurück ins Büro.<br />

Das Telefon klingelte; er hörte es schon wie aus weiter Ferne, als er die Tür aufschloß.<br />

Der Anrufer hatte Geduld. Als Lukowsky den Hörer nahm, tönte Cornelius‘<br />

St<strong>im</strong>me: „Tag! Ich wäre jetzt gegenüber <strong>im</strong> Präsidium. Haben Sie Zeit?<br />

Dann komme ich mal eben.“- Es vergingen keine zehn Minuten, bis Cornelius<br />

erschien. Er hatte einen Zigarettenstummel <strong>im</strong> Mund und fragte: „Na? Wo ist ihr<br />

Beutestück?“ Lukowsky antwortete: „Wo Mist hingehört.“ Im Arbeits-z<strong>im</strong>mer<br />

faßte er den Papierkorb am Rand und hielt ihn Cornelius hin. Der gab ein<br />

Brummen von sich, angelte mit Hilfe eines Fetzen Papiers die FN-Pistole heraus<br />

und betrachtete sie: „Die haben Sie natürlich überall angetatscht und die Fingerabdrücke<br />

versaut?“ – „Am Griffstück nicht,“ entgegnete Lukowsky. Cornelius<br />

ließ abermals ein Brummen hören, und steckte die ‚FN‘ in seine Manteltasche.<br />

Dann fragte er: „Haben sie zwei Stunden Zeit?“ Lukowsky sah auf die Uhr:<br />

„Warum?“ Cornelius drückte seinen Zigarettenstummel in dem Messingaschenbecher<br />

auf dem Schreibtisch aus: „Hätte Ihnen gern was gezeigt. Ist aber<br />

eine kleine Autotour bis dahin.“ Lukowsky fragte: „Wohin?“ – „Bonn,“ antwortete<br />

Cornelius, „Kleiner Friedhofsbesuch. Auf <strong>der</strong> Fahrt erzähle ich Ihnen einiges<br />

dazu. Könnte Sie interessieren. Vielleicht werden wir ja beide klüger dabei.“<br />

Cornelius hustete, er war erkältet. Lukowsky nahm seine Jacke.<br />

Sie fuhren in Cornelius‘ grauem Audi. Der Wagen war sicher kaum älter als ein<br />

Jahr, aber in dieser Zeit ganz best<strong>im</strong>mt kein einziges Mal innen geputzt worden.<br />

Der Aschenbecher quoll über, auf dem Boden lagen zertretene Zigarettenreste<br />

und abgebrochene Filter. Aber sonst schien das Auto in Ordnung zu sein.<br />

( 349 )

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!