Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN stimmt keine Illusionen. Meistens ist er ja noch klar im Kopf, und dann sieht er seine Endstation. Die heißt: Wahnsinn. Das war schon so, als wir noch miteinander sprachen. Und da schließt sich der Kreis der Schuld endlich doch wieder bei ihm: Er hätte Vera nicht anzutun brauchen, was er tat. Er hätte ihr den Dolch wegnehmen und mit ihr reden können. Das wäre gegangen, ich bin dessen ganz sicher, denn Vera Jörgens ist intelligent, sie würde die Zusammenhänge schnell erkannt haben. Das weiß Valtine auch. Doch die Bestie, die in uns Menschen auf ihre Chance lauert, war über ihn gekommen. Jetzt sammelt er in allen Ritzen und Nischen mehr oder minder fadenscheinige Gründe, um sich ein Entschuldigungsbauwerk zu basteln, weil ihn in seinen stillen Winkeln trotz allem wohl doch noch ein schlechtes Gewissen quält - Das,“ hob Busch nachdrücklich hervor, „ist jedoch ausschließlich in die Vergangenheit gerichtet! Verbrechen, die er jetzt begeht, berühren ihn in gar keiner Weise! Sämtliche Schuld daran schiebt er ohne Zwischenstation bei sich selber auf seine Auftraggeber! Davor wollte ich Sie heute warnen, denn ich kann das einschätzen.“ Busch richtete sich im Stuhl auf, seine Stimme nahm einen schon fast dramatischen Klang an: „Herr Lukowsky, Sie müssen jetzt eines ganz, ganz deutlich sehen: Sie, ein in manchen Kämpfen erprobter ehemaliger Soldat und der Mann, der Vera Jörgens nahesteht, Sie sind für Mark Valtine buchstäblich das Werkzeug des apokalyptische Strafengels mit dem Flammenschwert! Alles Entsetzen, jedes Grauen, das sich seit Jahren unentwegt Valtine ihm zusammenballt, projiziert sich nun auf Sie! – Käme Vera zu ihm mit ihrem Dolch, um ihn zu töten, ich glaube, Valtine würde zur Salzsäule erstarren, gebannt wie das Kaninchen vor der Schlange, und sich widerstandslos von ihr umbringen lassen. Vielleicht würde er das sogar als Erlösung empfinden. Bloß tut Vera Jörgens das nicht! Sie erzählt einem Mann ihre Geschichte, der in sie verliebt ist. – Ihnen! – Und Ihnen gegenüber kennt Valtine keine wahnhafte Scheu! – Sie verstehen mich?“ – Busch lehnte sich wieder zurück, schloß die Augen und massierte mit zwei Fingern die Nasenwurzel. Er sprach mit ruhiger werdender Stimme: „Herr Lukowsky, wir brauchen Sie noch. Passen Sie also auf sich auf.“ Er öffnete die Augen und sah Lukowsky fest an: „Seien Sie vorsichtig, hüten Sie sich vor Mark Valtine! – Und ... – natürlich in ganz anderer Weise – auch vor der schönen Vera!“ - 26 Als Busch gegangen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, zeigte sich, ( 347 )

Z-PLAN daß inzwischen der Postbote dagewesen war. Lukowsky holte eine Handvoll Kuverts aus dem Briefkasten und sah sie durch, während er zum Schreibtisch ging. Von Vera war nichts dabei. Lukowsky rechnete auch nicht damit, hoffte es aber doch jeden Tag wieder. Die angekündigte Sendung von Wenzl war da und, zu Lukowskys Erstaunen, ein erneuter Brief von Antonietta Alotti, diesmal mit einer österreichischen Marke darauf. Lukowsky setzte sich und öffnete zuerst den dicken Umschlag von Wenzl. Ein großer zerknitterter Bogen Papier kam zum Vorschein, im Format DIN-A2. Was darauf war, sah tatsächlich wie eine Architektenzeichnung aus, oder genauer, eine Blaupause von einer solchen. Mit einer Büroklammer befestigt klemmte ein Zettel mit Wenzl Handschrift daran: ‚Da haben Sie den Mist!‘ - Lukowsky breitete das Blatt auf dem Schreibtisch aus. Diese Blaupause war ganz sicher viele Jahre alt. Die geometrischen Linien darauf waren mit Pfeilen und Maßangaben versehen. Außerdem gab es einen Spitzen Winkel mit dem Buchstaben ‚N‘ darüber, die bei Architekten häufige Angabe, wo man sich Norden zu denken habe. Die Zeichnung stellte einen Grundriß dar, der zu allem Möglichen gehören konnte, bloß nicht zu einem Einfamilienhaus. Lukowsky nahm sich vor, die Blaupause Peter Fischer zu zeigen. Als nächstes öffnete er Antoniettas Brief. Er enthielt ein Blatt mit wenigen handschriftlichen Zeilen sowie ein Farbfoto, sechs mal neun Zentimeter groß. Es zeigte Antonietta und ihren Vater, Arm in Arm. Sie in einem cremefarbenen Kleid und mit offenen Haaren, ihn im hellgrauen Anzug, sehr elegant. Wer wußte, daß Domenico Alotti einen Maserati 3500 GT besessen hatte, konnte erkennen, daß dieses Foto vor dem Wagen aufgenommen worden war. Vermutlich vor zwei Jahren, als die Tochter dem Vater die Spitze ihres Zopfes geschenkt hatte, denn ihre dunkeln Haare wiesen auf dem Bild etwa unter der Taille eine frische Schnittkante auf. Vielleicht war es das letzte Foto, das es von den beiden zusammen gab. Lukowsky drehte es um. Da standen mit Antonietta Alottis Handschrift die Worte: ‚Von zwei Dankbaren.‘ Lukowsky lehnte das kleine Foto an den Fuß der Schreibtischlampe. Die Ähnlichkeit zwischen Antonietta Alotti und Vera Jörgens erschien ihm nun nicht mehr so groß, doch es gab sie. Er nahm Antoniettas Brief und las. Sie schrieb, in den kommenden Wochen, wahrscheinlich sogar Monaten, werde sie aus beruflichen Gründen in Wien sein. Das habe sich ganz plötzlich so ergeben. Falls er ihr schreiben wolle, bitte an ihre dortige Adresse, die im übrigen diskret zu handhaben sei. Dazu viele Grüße. Auf dem unteren Drittel des Briefbogens stand ihre Wiener Anschrift samt Telefonnummer. Lukowsky sah noch die restliche Post durch, doch es war weiter ( 348 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

daß inzwischen <strong>der</strong> Postbote dagewesen war. Lukowsky holte eine Handvoll<br />

Kuverts aus dem Briefkasten und sah sie durch, während er zum Schreibtisch<br />

ging. Von Vera war nichts dabei. Lukowsky rechnete auch nicht damit, hoffte es<br />

aber doch jeden Tag wie<strong>der</strong>. Die angekündigte Sendung von Wenzl war da und,<br />

zu Lukowskys Erstaunen, ein erneuter Brief von Antonietta Alotti, diesmal mit<br />

einer österreichischen Marke darauf. Lukowsky setzte sich und öffnete zuerst<br />

den dicken Umschlag von Wenzl. <strong>Ein</strong> großer zerknitterter Bogen Papier kam<br />

zum Vorschein, <strong>im</strong> Format DIN-A2. Was darauf war, sah tatsächlich wie eine<br />

Architektenzeichnung aus, o<strong>der</strong> genauer, eine Blaupause von einer solchen. Mit<br />

einer Büroklammer befestigt klemmte ein Zettel mit Wenzl Handschrift daran:<br />

‚Da haben Sie den Mist!‘ - Lukowsky breitete das Blatt auf dem Schreibtisch<br />

aus. Diese Blaupause war ganz sicher viele Jahre alt. Die geometrischen Linien<br />

darauf waren mit Pfeilen und Maßangaben versehen. Außerdem gab es einen<br />

Spitzen Winkel mit dem Buchstaben ‚N‘ darüber, die bei Architekten häufige<br />

Angabe, wo man sich Norden zu denken habe. Die Zeichnung stellte einen<br />

Grundriß dar, <strong>der</strong> zu allem Möglichen gehören konnte, bloß nicht zu einem <strong>Ein</strong>familienhaus.<br />

Lukowsky nahm sich vor, die Blaupause Peter Fischer zu zeigen.<br />

Als nächstes öffnete er Antoniettas Brief. Er enthielt ein Blatt mit wenigen<br />

handschriftlichen Zeilen sowie ein Farbfoto, sechs mal neun Zent<strong>im</strong>eter groß. Es<br />

zeigte Antonietta und ihren Vater, Arm in Arm. Sie in einem cremefarbenen<br />

Kleid und mit offenen Haaren, ihn <strong>im</strong> hellgrauen Anzug, sehr elegant. Wer<br />

wußte, daß Domenico Alotti einen Maserati 3500 GT besessen hatte, konnte erkennen,<br />

daß dieses Foto vor dem Wagen aufgenommen worden war. Vermutlich<br />

vor zwei Jahren, als die Tochter dem Vater die Spitze ihres Zopfes geschenkt<br />

hatte, denn ihre dunkeln Haare wiesen auf dem Bild etwa unter <strong>der</strong> Taille eine<br />

frische Schnittkante auf. Vielleicht war es das letzte Foto, das es von den beiden<br />

zusammen gab. Lukowsky drehte es um. Da standen mit Antonietta Alottis<br />

Handschrift die Worte: ‚Von zwei Dankbaren.‘ Lukowsky lehnte das kleine<br />

Foto an den Fuß <strong>der</strong> Schreibtischlampe. Die Ähnlichkeit zwischen Antonietta<br />

Alotti und Vera Jörgens erschien ihm nun nicht mehr so groß, doch es gab sie.<br />

Er nahm Antoniettas Brief und las. Sie schrieb, in den kommenden Wochen,<br />

wahrscheinlich sogar Monaten, werde sie aus beruflichen Gründen in Wien sein.<br />

Das habe sich ganz plötzlich so ergeben. Falls er ihr schreiben wolle, bitte an<br />

ihre dortige Adresse, die <strong>im</strong> übrigen diskret zu handhaben sei. Dazu viele Grüße.<br />

Auf dem unteren Drittel des Briefbogens stand ihre Wiener Anschrift samt Telefonnummer.<br />

Lukowsky sah noch die restliche Post durch, doch es war weiter<br />

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